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Die Glarner Hauptuberschiebung ist eine der prominentesten Hauptstorungen der Alpen Ihr Ausbiss in der Typusregion bei Glarus im Kantonsdreieck Glarus St Gallen Graubunden zahlt zu den beruhmtesten Geotopen der Schweiz Glarner Hauptuberschiebung an den TschingelhornernDie Glarner Hauptuberschiebung entstand als sich aufgrund der Plattentektonik eine altere emporgehobene Gesteinsschicht 40 Kilometer nach Norden uber eine jungere Gesteinsschicht schob Die ursprunglich zehn bis 15 Kilometer dicke obere Schicht aus rotlichem Verrucanogestein hat ein Alter von etwa 260 bis 300 Millionen Jahre Perm Die untere jungere Schicht aus schiefrigem Flysch ist dagegen lediglich 35 bis 50 Millionen Jahre alt Palaogen Teilweise ist das altere Gestein auch noch von mesozoischen Schichten Jura Kreide uberschoben Diese Lagerung von alterem uber jungerem Gestein ist an einer hellen Trennschicht aus Kalkstein besonders gut erkennbar 1 Gut zu sehen ist die Uberschiebung an den durch das Martinsloch bekannten Tschingelhornern zwischen Elm und Flims sowie bei einer Lochsite auch Lochseite genannten Stelle im unteren Sernftal bei Sool Der Ort liegt an einer leicht zuganglichen Stelle im Talgrund Von dieser Landschaft wird im American Museum of Natural History in New York eine massstabliche Reliefabbildung gezeigt 2 Inhaltsverzeichnis 1 UNESCO Weltnaturerbe 2 Bedeutung fur die Theorie der Gebirgsbildung 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseUNESCO Weltnaturerbe BearbeitenTektonikerbe SardonaUNESCO Welterbe nbsp nbsp Glarner Hauptuberschiebung an Piz Dolf rechts und Piz Segnas links sowie im Vordergrund am Fil de CassonsVertragsstaat en Schweiz nbsp SchweizTyp NaturKriterien viii Flache 328 5 haReferenz Nr 1179UNESCO Region Europa und NordamerikaGeschichte der EinschreibungEinschreibung 2008 Sitzung 32 Unter der Bezeichnung Tektonikarena Sardona wurde die Region der Glarner Hauptuberschiebung im Juli 2008 von der UNESCO mit einem 32 850 Hektar grossen Gebiet in das Verzeichnis des Weltnaturerbes aufgenommen Zum Welterbegebiet gehoren sieben Dreitausender darunter der namensgebende Piz Sardona und der Ringelspitz sowie der Pizol 3 Die Tektonikarena erstreckt sich uber mehrheitlich hochalpine Landschaften auf dem Gebiet von 13 Gemeinden zwischen dem Vorderrheintal dem Linthtal und dem Walensee 4 Von diesen liegen deren vier Laax Flims Trin Tamins in Graubunden deren sechs Pfafers Bad Ragaz Vilters Mels Flums Quarten im Kanton St Gallen und die ubrigen drei Glarus Sud Glarus und Glarus Nord ehemalige Gemeinden Elm Matt Engi Sool Ennenda Mollis Filzbach Obstalden Muhlehorn im Kanton Glarus 5 6 Die Tektonikarena Sardona bildet das Kerngebiet des Geoparks Sardona Nachdem eine Studie der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources IUCN der Glarner Hauptuberschiebung aufgrund des ihnen vorliegenden Dossiers zunachst keinen aussergewohnlichen universellen Wert zusprechen wollten hat der Bund ein erstes Gesuch an die UNESCO zuruckgezogen und 2006 ein uberarbeitetes Dossier fur einen neuen Antrag erstellt Im Marz 2008 wurde die Kandidatur auf Empfehlung der IUCN um die Bedeutung des Gebietes fur die Gebirgsbildungsprozesse und fur das Verstandnis der Plattentektonik erweitert 7 8 Das Hauptaugenmerk legte die UNESCO auf den bildenden und wissenschaftlichen Aspekt der Region Durch die gute Sichtbarkeit der Schichten ist auch fur den Laien der Gebirgsbildungsprozess nachvollziehbar 1 Bedeutung fur die Theorie der Gebirgsbildung Bearbeiten nbsp Glarner Hauptuberschiebung und Martinsloch Bundner Seite Aquarell von Hans Conrad Escher von der Linth nbsp Hauptuberschiebung am Tschingelhorn von ElmDie Glarner Hauptuberschiebung trug zu Erkenntnissen uber die Gebirgsbildung durch eine Uberschiebung von Gebirgsdecken bei Untersuchungen an der Glarner Hauptuberschiebung veranlassten den Schweizer Wissenschaftler Hans Conrad Escher von der Linth 1809 die bis dahin gultige Theorie der Gebirgsbildung durch Erdschrumpfung anzuzweifeln Sein Sohn Arnold Escher von der Linth Geologieprofessor an der Universitat Zurich zogerte und konnte sich nicht zu der beim damaligen Stand der Geologie so neuartigen Interpretation durchringen im Gegensatz zum beruhmten englischen Geologen Roderick Murchison der 1848 bei ihm zu Gast war Murchison sah das Erklarungsmodell durch Beobachtungen in Schottland bestatigt Aufgrund feindseliger und spottischer Reaktionen auf die Erkenntnisse seines Vaters veroffentlichte er jedoch stattdessen 1866 eine andere Theorie und erklarte die Gebirgsschichtung mit einer so genannten Glarner Doppelfalte Diese Theorie besagte dass zwei von Norden und Suden aufeinander treffende Falten sich am Foopass getroffen hatten An der Kontaktflache der beiden Falten ware demzufolge eine mehrfach verworfene Flyschmulde entstanden 1 Unabhangig davon postulierte 1884 der franzosische Geologe Marcel Alexandre Bertrand eine Uberschiebung als Ursache fur die beobachtete Gesteinsanordnung in den Glarner Alpen Weil er seinen Befund jedoch aus der Geologie der Ardennen ableitete und selbst nie in den Glarner Alpen gewesen war wurden seine Aussagen von den prominenten Alpengeologen Heim und Rothpletz ignoriert Auch im schottischen Hochland wurden Gebirgsuberschiebungen schon 1883 von Archibald Geikie erkannt Der Schweizer Geologieprofessor Albert Heim Nachfolger von Escher von Linth an der ETH Zurich war zunachst zum Beispiel in einem Buch 1891 einer der Hauptvertreter der Doppelfaltentheorie und lieferte sich in den 1890er Jahren deretwegen einen heftigen Streit mit August Rothpletz der Uberschiebungen in den Alpen und in anderen Gebirgszonen weltweit als vorrangiges Erklarungsmodell einsetzte was allerdings aus spaterer Sicht in einigen Fallen nicht zutrifft Unterstutzung erhielt die Deckentheorie nun durch Untersuchungen der Westschweizer Geologen Hans Schardt 1893 und Maurice Lugeon Und auch Heim anerkannte im Jahr 1902 in einem Brief an Lugeon die Deckentheorie als Erklarung fur die Glarner Uberschiebung Maurice Lugeon publizierte in der Folge dieses fur die Forschung bedeutende Schreiben von Heim 9 Heute berucksichtigt die Geologie in feinerer Differenzierung auch noch eine altere Faltungsphase bei der Interpretation der komplexen Schichtenfolge der Glarner Hauptuberschiebung 10 Weblinks Bearbeiten nbsp Informationsschild an der Grenze des Welterbegebiets nbsp Commons Glarner Hauptuberschiebung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Martinsloch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO englisch und franzosisch Geopark Sardona Geo Life Von der Glarner Doppelfalte zur Glarner Ueberschiebung Department fur Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation 6 Marz 2008 Swiss Tectonic Arena Sardona Thematisch erweiterte Kandidatur als UNESCO Welterbe nbsp Uberschiebung an den Tschingelhornern auch Tschingelhoren mit Martinsloch von Elm Links Piz Segnas und rechts die Spitzen der Tschingelhorner der Ofen nbsp Uberschiebung an von links Atlas Piz Segnas und ganz rechts Piz Dolf Der Dorn im Hintergrund ist der Piz Sardona Sicht vom Fil de CassonsEinzelnachweise Bearbeiten a b c Birgit Adam Faszinierendes Schauspiel der Gebirgsbildung Schweizer Tektonikarena Sardona In Einzigartiges Weltkulturerbe wissenmedia GmbH Geschaftsbereich Verlag Gutersloh Munchen 2009 ISBN 978 3 577 14384 4 S 176 179 Authenticity Integrity Nicht mehr online verfugbar Geopark Sardona archiviert vom Original am 26 Juli 2011 abgerufen am 20 Marz 2012 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www glarusoverthrust org The Glarus overthrust a singular tectonic phenomenon Nicht mehr online verfugbar Geopark Sardona ehemals im Original abgerufen am 20 Marz 2012 englisch 1 2 Vorlage Toter Link www glarusoverthrust org Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link 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Alpen 2011 Das architektonische Werk von Le Corbusier Villa Le Lac und Maison Clarte 2016 Naturerbe Schweizer Alpen Jungfrau Aletsch 2001 Monte San Giorgio 2003 Tektonikarena Sardona 2008 Alte Buchenwalder und Buchenurwalder der Karpaten und anderer Regionen Europas 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glarner Hauptuberschiebung amp oldid 233222509