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Freiherr Bela von Brandenstein 17 Marz 1901 in Budapest Osterreich Ungarn Konigreich Ungarn 24 August 1989 in Saarbrucken ein deutsch ungarischer Philosoph und Hochschullehrer ist der Nachkomme eines in Ungarn beheimateten Zweiges der altosterreichischen Freiherren gleichen Namens die ihren Stammsitz mit Burg ursprunglich in Sachsen hatten spater nach Osterreich Ungarn auswanderten und in der osterreichischen Armee dienten 1 Vor dem Zweiten Weltkrieg bekleidete er an der Koniglich Ungarischen Pazmany Peter Universitat in Budapest nach dem Krieg an der Universitat Saarbrucken den Lehrstuhl fur Philosophie Als er in Budapest lebte stand er viele Jahre der Ungarischen Philosophischen Gesellschaft als Prasident vor und war zudem Vorsitzender der philosophischen Kommission an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften nach dem Weltkrieg in Deutschland gehorte er dann als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats zu den Initiatoren und Mitbegrundern des Ungarischen Instituts Munchen und setzte sich fur den Erhalt der ungarischen Kultur und da vor allem fur ungarische Intellektuelle ein die im stalinistischen Ungarn verfemt waren 2 Auf einer abenteuerlichen Flucht die Brandenstein spater selbst dokumentierte rettete er seine Familie Frau und funf Kinder vor der russischen Armee und durchquerte mit ihr in einer Pferdekutsche ganz Osterreich bis er in der Nahe von Feldkirch fur alle eine vorlaufige Bleibe fand 3 Dort harrte die Familie aus bis der Philosoph 1948 einen Ruf nach Saarbrucken erhielt wo er bis zu seiner Emeritierung lehrte Von da an gab er sowohl an der Universitat als auch bei sich zuhause private Vorlesungen und Seminare Charakteristisch fur Brandensteins gesamtes Denken ist ein unmittelbares Seinsvertrauen das ihm die subjektive Gewissheit gibt prinzipiell mit allen Seinsregionen verbunden zu sein 4 Erkenntnis und wissenschaftstheoretisch entspricht dieser seelischen Grundhaltung die er auch Seinsverbundenheit nennt seine philosophisch ausserst differenzierte Erkenntnismethodik In ihr zeigt er dass die Vernunft leistungsfahiger ist als Immanuel Kant meinte und durchaus in der Lage ist transempirische Gegenstande in ihrem Da und Sosein zu ermitteln also Metaphysik als echte Wissenschaft zu betreiben 5 Dabei kommt vor allem die so genannte reduktiv regressive Erkenntnismethode s u zur Anwendung die die notwendigen Seinsvoraussetzungen von solchen Urtatsachen bzw Urgegebenheiten wie z B dem Selbsterleben und der Veranderlichkeit erschliesst die ohne Selbstwiderspruch nicht geleugnet werden konnen Da diese Methodik im Kern nicht neu ist sondern in Ansatzen nachweislich schon von Platon und Aristoteles angewandt von v Brandenstein und seinem Lehrer Akos von Pauler 1876 1933 allerdings explizit gemacht und praziser gefasst wird steht sein Denken einerseits in der Tradition der abendlandischen Ontologie und Metaphysik umfasst andererseits aber auch die Errungenschaften der neuzeitlichen Wissenschaften einschliesslich der modernen Mathematik und Physik Da v Brandenstein sie fur unverzichtbar halt baut er sie ausgiebig in seine Philosophie ein so z B in seine Anthropologien von 1947 1948 1979 Dabei kommt es an entscheidenden Stellen mittels der Erweiterung Vertiefung und korrektiven Umbildung alter metaphysischer Denkfiguren resp ihrer Erkenntnismethoden zu neuen und vertieft begrundeten Einsichten in den Bau der gesamten Wirklichkeit In seiner sechsbandigen Grundlegung der Philosophie 1965 1970 bringt er diese schliesslich zur Darstellung Wahrend ihre ersten Bande Ontologie Totik Logik Mathematik Metaphysik auf Ungarisch bereits 1926 bis 1927 erschienen wurde im Deutschen sein Hauptwerk in uberarbeiteter und vollstandiger Form in den Jahren 1965 bis 1970 veroffentlicht Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Allgemeine Charakteristik 2 1 Die Grundlegung der Philosophie und ihre zehn Wissenschaften 1965 1970 2 2 Die ersten beiden philosophischen Methoden die philosophische Deskription und die reduktive Analyse 2 3 Die Grundmomente oder Urgrunde der Seinsstruktur Gehalt Form und Gestaltung 2 3 1 Der Gehalt oder die singulare Qualitat 2 3 2 Die Form oder der Zusammenhang 2 3 3 Die Gestaltung oder Quantitat Grossenhaftigkeit 2 3 4 Die Grundmodalitaten des Seins Freiheit Notwendigkeit Moglichkeit 2 4 Die Wirklichkeitswissenschaft oder Metaphysik 2 4 1 Die Methode der regressiven Analyse 2 4 2 Die empirisch metaphysischen Protokollsatze 2 4 3 Die Argumentatio ex contrario mit der Sicherung einer positiven Evidenz durch den Aufweis einer negativen Evidenz 2 4 4 Das Tor zur metaphysischen Wissenschaft die Zeitlichkeit und der Wechselreihenbeweis 2 4 5 Die drei Range aller Wirklichkeit und die Losung des Kausalitatsproblems 2 4 6 Die Naturgeistkrafte und die metaphysische Materie 2 5 Die eigenartige Seinsstufe und die drei eigenartigen philosophischen Wissenschaften Pragmatik Theoretik und Poietik 2 6 Die umfassende Lebenslehre oder Ethik 2 7 Die Religionsphilosophie 2 8 Die nachfundamentalen Werke 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGeboren wurde v Brandenstein in Budapest als erster von zwei Sohnen der Eltern Albrecht Freiherr von Brandenstein geboren in Sachsen Offizier in der osterreichisch ungarischen Armee und der Antonie de Csonky Als das Regiment Albert Freiherr v Brandensteins fur einige Jahre von Budapest nach Wien verlegt wurde zog er mit seiner Familie von 1906 bis 1911 dorthin um Daraufhin besuchte v Brandenstein drei Klassen einer Wiener Grundschule und absolvierte parallel dazu Privatschulprufungen Ab 1911 wieder in Budapest erwarb er dort 1919 das Abitur und wurde nach acht Semestern mit 23 Jahren an der philosophischen Fakultat der Universitat Budapest zum Dr phil promoviert Im Wintersemester 1924 25 und im Sommersemester 1925 war er Stipendiat des im ungarischen Staatsbesitz befindlichen Collegium Hungaricum in Berlin wo er an der dortigen Universitat immatrikuliert mit den Philosophen Eduard Spranger und Romano Guardini in personliche Beziehung trat Durch die fordernde Vermittlung Sprangers liess er zunachst den ersten dann den dritten Band seiner Grundlegung der Philosophie 1926 und 1927 im Verlag Max Niemeyer Halle erscheinen in Koln suchte er ausserdem die Philosophen Peter Wust Max Scheler und Nicolai Hartmann auf Am 1 September 1925 wurde er zum Buroleiter des Generalsekretariats der Ungarischen Akademie der Wissenschaften ernannt habilitierte sich 1927 in Philosophie und begann im Wintersemester 1927 28 als Privatdozent philosophische Vorlesungen an der philosophischen Fakultat der Universitat Budapest zu halten 1929 wurde er in derselben Fakultat zum beamteten ausserordentlichen und 1934 als Nachfolger des verstorbenen Akos von Pauler zum ordentlichen Professor ernannt Von 1938 bis 1944 war er Prasident der Ungarischen Philosophischen Gesellschaft parallel dazu Mitglied der Sankt Stefans Akademie in Budapest 6 Im Marz 1945 floh er vor der russischen Besetzung mit seiner Familie aus Ungarn nach Osterreich und lebte bis zum Herbst 1948 im Vorarlberg wo er einen Teil seiner Arbeiten veroffentlichte und uber 100 Vortrage im Vorarlberger Raum in Innsbruck und in der Schweiz hielt In Feldkirch Osterreich erreichte ihn ein Ruf an die neu gegrundete Universitat des Saarlandes wo er seine philosophische Arbeit fortsetzte und regelmassig publizierte Nach 41 Semestern in Saarbrucken und dem Erreichen des 68 Geburtstages wurde er ab dem 1 April 1969 emeritiert v Brandenstein hielt seitdem Gastvorlesungen und vortrage und setzte seine philosophisch schriftstellerische Arbeit intensiv bis ins hohe Alter fort Seit 1929 war er mit Magdalena Dessewffy de Csernek et Tarkeo verheiratet und hatte mit ihr funf erwachsene Kinder Seit 1954 verbrachte v Brandenstein den Sommer vorwiegend im Tessin Lago di Lugano Brusino Arsizio und seit Ende 1969 die Wintermonate in Munchen Nach kurzer Krankheit starb er mit 88 Jahren in Saarbrucken Allgemeine Charakteristik Bearbeiten Freiherr Bela von Brandenstein war sowohl einer der bedeutendsten Vertreter in der Geschichte der ungarischen Philosophie des 20 Jahrhunderts als auch eine grosse Gestalt des christlich humanistischen systembildenden Denkens Ildiko Veres Mit diesen Worten benennt die ungarische Philosophin Ildiko Veres zentrale Aspekte von Brandensteins Denken und Werk das zwischen den Weltkriegen schon europaweit Beachtung gefunden hatte nach dem Krieg jedoch zunehmend der Vergessenheit anheimfiel Sowohl in Ungarn als auch in Deutschland und in Italien Matteo Raffaelli gibt es jedoch neuerdings Bestrebungen das Interesse fur diesen Denker zu wecken und sein Werk erneut bekannt zu machen In Deutschland ist es der Arzt und Philosoph Boris Wandruszka der auf dem Hintergrund des brandensteinschen Denkens eine Philosophie des Leidens drei Bande Phanomenologie des Leidens Metaphysik des Leidens Ethik des Leidens zwei Bande 2023 veroffentlicht entwickelt hat und die Errungenschaften v Brandensteins in vielen philosophischen Gebieten fruchtbar macht v Brandenstein stellt sich in seiner Selbstcharakterisierung einerseits in die grosse ideal realistische Tradition des abendlandischen Denkens die er eingehend durchdenkt berucksichtigt und wurdigt andererseits ubt er sich in einer wohlwollenden Distanz die es ihm wo die Sache es gebietet ermoglicht mit umsichtig beharrlicher Kritik auch gegenuber grossen Autoritaten Stellung zu beziehen Leitend ist dabei ein konsequenter und rational nachprufbarer diskursiv wissenschaftlicher Zug zum Grund der nicht nur eine klare Scheidung zwischen Philosophie und Religion Philosophie und Spezialwissenschaft Philosophie und Weltanschauung Ideologie vornimmt sondern auch alle instrumentalisierende nur auf Nutzung und Wohlgefuhl abzielende Denkweise abweist Immer steht die Sache bzw die Seinsstruktur eines Phanomens und deren adaquate gedankliche Fassung im Vordergrund oder anders ausgedruckt Die Sach bzw Seinswahrheit eines Phanomens wird um ihrer selbst willen gesucht und wo moglich durch die rechte denkerische Verarbeitung in eine Erkenntniswahrheit und das heisst in eine menschlich angeeignete damit auch existenziell stets relevante Sachwahrheit uberfuhrt Hauptsachlich aus diesem Grund stosst man in v Brandensteins Werk nicht auf das Erzubel des Systemzwanges das den Phanomenen ein System von aussen aufoktroyiert vielmehr entwickelt er die ubergreifenden systematischen Zusammenhange aus den Phanomenen und ihren in Frage stehenden Verhaltnissen selbst heraus Nur so kann er die im Zeitlichen sich manifestierende uberzeitliche Seinsgrundstruktur in allem Seienden und deren transphanomenale Seinsvoraussetzungen aufdecken Dies macht ihn sowohl zu einem originaren Seinsphanomenologen als auch zu einem eigenstandigen Metaphysiker aber nicht zu einem solchen Metaphysiker der fern von aller Erfahrung aus blossen Begriffen aus Glaubenssatzen oder Ideologemen angeblich allgemeine Wahrheiten herausdeduziert sondern der aus den Frage und Problemstellungen selbst die fundamentalen und damit universalen Seinszusammenhange oder Sachwahrheiten erschliesst Philosophie als Prinzipienwissenschaft unterscheidet sich daher von allen anderen Betatigungen des Menschen in charakteristischer Weise sie kann nicht auf Glauben und Offenbarung der Religionen nicht auf Nutzlichkeitserwagungen der angewandten Wissenschaften erst recht nicht auf gesellschaftspolitischen Herausforderungen Zwecksetzungen und Machtorientierungen basieren Ihr Selbstzweck ist die Aufdeckung der tiefsten und letzten Grundbestimmungen des Seins der Welt des Lebens des Menschen und seines Denkvermogens ihr Selbstzweck ist Erkennen und Verstehen um erst so die Moglichkeit einer sinnvollen und zielbestimmten Veranderung und oft auch nur Bewahrung der Welt und des Lebens zu eroffnen In vielen entscheidenden Grundfragen uberwindet v Brandenstein auf diesem Wege die alte Metaphysik auch die von Aristoteles Thomas von Aquin Kant und Hegel und gibt im Rahmen einer neu fundierten Ontologie und Metaphysik oft frappante Losungen So unbekannt v Brandenstein heute ist so berechtigt erscheint es einem aufmerksamen und in die Tiefe mitgehenden Leser diesen Denker als einen der Grossen nicht nur Ungarns oder Deutschlands sondern der Philosophiegeschichte uberhaupt anzusehen Stimmt dies dann stehen Entdeckung und Wurdigung seines an Umfang Tiefe Weite und begrundender Klarheit ungeheuren Werkes noch aus Weder in Kant noch in Hegel oder gar in Heidegger fand das abendlandische Denken seinen letzten Hohepunkt bzw dessen Uberwindung wie oft behauptet wird im Gegenteil hier so die Auffassung seiner Befurworter hat das Denken einen neuen Hohepunkt erklommen dem die Gegenwart noch nicht gerecht wird die kommende Zeit aber gerecht werden kann und gerecht werden sollte Die Grundlegung der Philosophie und ihre zehn Wissenschaften 1965 1970 Bearbeiten In seinem Hauptwerk Grundlegung der Philosophie 1965 1970 Erstveroffentlichung 1926 27 baut v Brandenstein mit ahnlichem Anspruch wie Gottfried Wilhelm Leibniz die Philosophie als eigenstandige Wissenschaft d h als Grund und Universalwissenschaft auf Im Unterschied zu seinem beruhmten Vorganger gelingt es ihm allerdings sein Vorhaben auch zu vollenden und abzuschliessen Im Rahmen dieses Gesamtaufrisses werden zehn philosophische Grundwissenschaften entwickelt die konsequent und jeweils in eigener Methodik systematisch d h zusammenhangend aufeinander aufbauen einer Pyramide gleich An deren Basis befindet sich die Lehre von der Grundstruktur des Seins bzw alles Seienden uberhaupt die Ontologie oder Dinglehre In ihr wird auf deskriptiv phanomenologischem Weg die einfachste Grundstruktur alles Seienden uberhaupt mit ihren drei Grundaspekten den drei Urgrunden Gehalt Form und Gestaltung aufgedeckt Aus jedem der drei Aspekte oder Seinsgrundmomente wird dann jeweils eine nicht eigentumliche gewissermassen allereinfachste und noch wenig charakteristische Seinswissenschaft entwickelt die Gehalt oder Qualitatslehre Totik die Formen oder Zusammenhangslehre Logik im Sinne einer Seins oder Sachlogik und die Gestaltungs oder Quantitatslehre philosophische Mathematik Da in diesen drei Wissenschaften erst nur eine Grundkomponente des Seins bzw der Wirklichkeit betrachtet wird handelt es sich um vormetaphysische nur wirklichkeitskomponierende Wissenschaften in denen das volle wirkliche Seiende oder Dingsein noch nicht zur Sprache kommt Werden alle drei zusammengefasst wird eine hohere Seinsstufe erreicht die eigentumliche und mit ihr die neue Wissenschaft der Metaphysik oder Wirklichkeitswissenschaft die philosophische Wirklichkeitslehre Metaphysik Hier werden die vollwirklichen Dinge wie Materie Person Welt Gott Mensch usw untersucht und in ihren charakteristischen Grundzusammenhangen ermittelt Dabei erweist sich dass jede Seinskomponente auf einer noch hoheren Seinsstufe der eigenartigen stehen kann was zu drei neuen Wissenschaften fuhrt Steht der Gehalt auf hochster namlich aktiv reflexiver Stufe wird die Wirklichkeit des geistigen Willenslebens erreicht steht die Form auf hochster aktiv reflexiver Stufe wird die Wirklichkeit des Verstandeslebens erreicht und steht die Gestaltung auf hochster aktiv reflexiver Stufe wird das Gemuts Affekt oder Gefuhlsleben in seiner Fulle erreicht Diese personal geistigen Grundwissenschaften sind die Willens Entscheidungs Tat Handlungs und Durchsetzungslehre Pragmatik die Wissenschafts und Erkenntnislehre Theoretik und die Kunst oder hohere Gestaltungslehre Poietik Alle drei werden dann erneut zusammengefasst und munden in eine umfassende Lebenslehre Ethik ein die von einer Religionsphilosophiegekront wird Mit ihr wird dann schon alles Philosophische in das gottliche Offenbarungs und Glaubensleben hinein uberschritten Beim Aufbau dieser Grundlegung bedient sich v Brandenstein einer aus mehreren Methoden zusammengesetzten philosophischen Analyse die sowohl zu den immanenten Grundstrukturen der infrage stehenden Phanomene als auch zu deren letzten phanomenal nicht gegebenen daher transphanomenalen metaphysischen oder transzendenten aber indirekt erschliessbaren Voraussetzungen zuruckfragt Darum heisst diese Methode die streng von anderen Wissenschaftsmethoden wie der Intuition Deskription Induktion Deduktion und hermeneutischen Interpretation abgegrenzt werden muss die reduktiv regressive Analyse Nichtsdestotrotz geht sie nachvollziehbar logisch vor und kann transempirische Verhaltnisse belastbar und ausweisbar ermitteln so grenzt sie sich auch von aller blossen Weltanschauung Ideologie aber auch vom religiosen Erleben und Glauben ab Die ersten beiden philosophischen Methoden die philosophische Deskription und die reduktive Analyse Bearbeiten Diese reduktiv regressive Methode beginnt wie jede Wissenschaft mit der Beschreibung bzw philosophischen Deskription Allerdings stutzt sie sich nicht wie im Alltag und in den empirischen Wissenschaften auf zufallige Phanomenen sondern auf solche Tatsachen die ohne Selbstwiderspruch nicht geleugnet werden konnen Hierzu gehoren etwa die innere Zeitlichkeit Veranderlichkeit Erlebtheit und Intentionalitat des unmittelbar gegebenen Bewusstseinslebens Auf diesem fundamentum inconcussum kann dann die analytische Arbeit beginnen die auf den Philosophen Akos von Pauler zuruckgehendereduktive Analyse Sie arbeitet sich zu jenen Momenten und Zusammenhangen eines Phanomens vor die nicht weiter zerlegt und unterschieden werden konnen Reduktiv heisst sie weil sie von den sichtbaren Oberflachenstrukturen zu den im Phanomen zwar gegebenen aber meist verdeckten und verborgenen Tiefenzusammenhangen zuruckfragt Philosophisch grundlegend heisst sie insofern sie auf solche Momente Elemente Unterschiede und deren Beziehungen hinarbeitet die nicht weiter differenzierbar sind und die sich in unmittelbarer in diesem Sinne intuitiver Evidenz selbst begrunden also eines weiteren Grundes nicht bedurfen ja ihn nicht einmal zulassen Die Grundmomente oder Urgrunde der Seinsstruktur Gehalt Form und Gestaltung Bearbeiten Zu solchen Seinsgrunden die noch voll im gegebenen Phanomen zu erfassen sind gehoren die schon weiter oben genannten drei Strukturgrundmomente die selbst nicht weiter begrundbar sind die Qualitat oder der Gehalt Dasein Dieses da die Form oder der innere Zusammenhang Essenz Wesen und die Quantitat oder Gestaltung morphe eines Seienden Der Gehalt oder die singulare Qualitat Bearbeiten Dabei verweist der Gehalt auf die Tatsache dass etwas uberhaupt ist im einfachsten und geschlossensten Sinne da ist und zwar konkret da einzeln und unmittelbar gefullt mit seinem einmaligen Seinsgehalt seiner einzigartigen Qualitat wie z B dieses Karminrot da vor mir dieser von mir erinnerte Platon im antiken Griechenland diese Rose die ich heute Abend jemandem uberreiche usw Da wir den Gehalt aufgrund seiner ontologischen Einzelheit letztlich nur durch Hinzeigen also deiktisch und in der Wahrnehmung nachsetzend erfassen konnen nennt v Brandenstein die philosophische Wissenschaft die auf dem Gehalt aufbaut Totik griechisch tode ti dieses da Die unumgangliche Existenz des Gehaltes beweist dass Allgemeines ohne singulare Basis weder bestehen noch erkannt werden kann mithin eine Wesensphilosophie ohne totische Grundlage unmoglich ist Zu den allerersten Kategorien der Qualitat Totik gehoren die drei Grunde Sein Ahnlichkeit Setzung und die drei Gegengrunde Andersheit Abweichung Gegenubersetzung In seiner Totik deckt Brandenstein alle philosophisch totischen Grundkategorien des Gehaltes bzw der Qualitat also des Einzelseins uberhaupt auf er ist damit der erste der solch eine Wissenschaft vom Einzelsein uberhaupt begrundet Die Form oder der Zusammenhang Bearbeiten Wie v Brandenstein schon in seiner Ding oder Seinslehre 1965 aufwies kann aber ein Seiendes nicht nur bloss sein da sein gesetzt im Sein sondern muss sogleich d h zeitlich zugleich nur der Seinsordnung nach spater grundlegend zusammenhangen und zwar allzuerst mit sich selbst und dann mit allem anderen direkt oder indirekt Ein Gehalt kann also unmoglich unzusammenhangend beziehungslos sein er muss wenigstens mit sich zusammenhangen was allgemein als Identitat bezeichnet wird Hier ist nicht nur etwas da sondern etwas ist das was es ist d h das Da Sein hat ein Was Sein ein Wesen eine charakteristische Zusammenhangsstruktur mit sich und anderem Klar ersichtlich ist der Selbstzusammenhang der Identitat der einfachst und grundlegendst mogliche Zusammenhang er ist die Grund und Urform die den Gehalt mit und in sich befestigt Doch nicht nur das denn sie offnet ihn auch aus seiner qualitativen Einzelheit und Geschlossenheit entzweit ihn gleichsam mit sich selbst bringt eine Differenz in das Sein und gibt dadurch Raum fur real Allgemeines So sind etwa alle Dinge und Wesen insofern jedes mit sich selbst zusammenhangt miteinander bei aller sonstigen Verschiedenheit identisch Als Grundform kann die Identitat der Selbstzusammenhang auf einfachere Formen nicht zuruckgefuhrt werden doch sie bedarf des Gehaltes da nur Seiendes eben ein Gehalt zusammenhangen kann Nichts kann nicht zusammenhangen weder mit sich noch mit Anderem was z B Hegel am Anfang seiner Wissenschaft der Logik annimmt Die mogliche Allgemeinheit der Form zeigt sich besonders bei spateren Formen z B bei der Gattungsform alle Menschen sind Lebewesen der Kette aufeinander folgende Zeitmomente bedingen einander der Unterordnung der Lehrer ist den Schulern logisch ubergeordnet usw die in selbiger Weise fur viele qualitativ verschiedene Gehalte gelten konnen und zwar seinsmassig ontologisch nicht nur begrifflich So sind Platon und Aristoteles zwar einzelne qualitativ einmalige Menschen in Hinsicht ihres Status als Philosophen oder als Menschen uberhaupt sind sie jedoch identisch Somit begrundet die Form objektiv die Moglichkeit dass alles Seiende zusammenhangen kann und zusammenhangen muss sich ordnen geistig verstehen und in allgemeinen Begriffen formulieren lasst Sprache ware ohne die objektive Geltung der Form unmoglich Entgegen Kant werden die Zusammenhangsformen allerdings nicht nur vom Denken in die phanomenale Welt projiziert sondern aus diesen entnommen herausgehoben und fur sich betrachtet Auch im Felde der Form deckt v Brandenstein drei Grunde Identitat Zusammenhang Bedingung und drei Gegengrunde Verschiedenheit Getrenntheit Ordnung auf die wie die restlichen philosophisch formhaften oder sachlogischen Kategorien den gehaltlichen Kategorien voll entsprechen und nach v Brandenstein entsprechen mussen soll das Sein in seiner Grundstruktur nicht zerstort und damit apriori unmoglich werden Die Gestaltung oder Quantitat Grossenhaftigkeit Bearbeiten Schon die genannte Entzweiung in Gehalt und Form die keine Spaltung des Seins oder eine Art Verdoppelung sondern eine innere Momententfaltung im Sein meint zeigt an dass die zeitlose Seinsgrundstruktur noch nicht abgeschlossen noch nicht abgerundet ist und in der Tat entdeckt v Brandenstein ein drittes Seinsgrundmoment das Gehalt und Form in ihrer Differenzierung wieder schliesst und umfasst Dieses Moment nennt v Brandenstein die Gestaltung eine Macht die das Sein im grundlegendsten und weitesten Sinne gestaltet umfasst rundet vereinheitlicht eint zusammenfasst und grossenhaft gliedert So entspringt also aus dem Gehalt entzweiend die Form aus denen beiden gemeinsam wieder sie beide umgreifend die Gestaltung entspringt Auf diese Weise wird das Sein geeint und in Einheiten gestaltet in Grossen was anzeigt dass die Gestaltung die Urmacht alles Quantitativen ist weshalb mit ihr alle Mathematik ontologisch grundgelegt wird Entsprechend lauten die mathematischen Grunde und Gegengrunde Ganzheit Gleichheit und Einheit bzw Teil Ungleichheit und Menge Insgesamt deckt v Brandenstein entsprechend der bisherigen Seinsgrundstruktur mit den achtzehn gehaltlichen und den achtzehn formhaften achtzehn philosophisch mathematische Grundkategorien auf Da die Gestaltung in der Einigung von Gehalt und Form zum Gehalt zuruckkehrt und dabei selbst wieder gehaltlich wird ist das Sein in seiner Grundstruktur abgeschlossen und bleibt nicht wie etwa bei Martin Heidegger mythisch unbestimmt oder wie bei Karl Jaspers in der Schwebe Denn ein viertes Grundmoment ist durch die Wiedergeschlossenheit der Gestaltung die sich gleichsam zu Gehalt und Form sie einigend zuruckwendet unmoglich Alles was ist und sein kann muss um zu sein erstens da genauer als Dieses da bestehen zweitens mit sich und mit anderem zusammenhangen und drittens mit sich und anderem in bestimmten Grossen geeint sein die auch wie Gott oder wie infinite Mengen unendlich sein konnen Im Ubrigen deutet sich hier die ontologische Grundlage der theologischen Trinitatslehre an ohne die man dem Wesen der Trinitat schwerlich gerecht wird Die Grundmodalitaten des Seins Freiheit Notwendigkeit Moglichkeit Bearbeiten Dieser trinitarischen Seinsgrundstruktur entsprechen wie v Brandenstein weiter herausarbeitet drei Grundmodalitaten des Seins namlich Freiheit in der Setzungsfahigkeit bzw in der Gesetztheit des Gehaltes notwendige Gultigkeit im Erkennen der Form und Moglichkeit im Gestalten der Gestaltung Das ist schliesslich der Grund warum keine der drei Wissenschaften auf eine der anderen zuruckgefuhrt werden kann sondern jede ihre eigene Seinsweise und damit auch ihre eigene Erkenntnismethode besitzt Der Gehalt z B dieses Karminrots muss soll er wahrgenommen werden gesetzt genauer nachgesetzt werden er ist nicht logisch oder mathematisch ableitbar weswegen eine Farbe einem Blinden nicht andozierbar ist die Form z B der Gattungsform der Menschheit im Menschen Sokrates muss dagegen erkannt d h aus dem einzelnen Gehalt als dessen immanente logische Bedingung herausgehoben herausanalysiert werden und die Gestaltung z B die zeitraumlich geometrische Gestalt einer Rose muss um erfasst zu werden in einer Art kunstlerischem Nachvollzug nachgestaltet nachgebildet werden All dies wird grundsatzlich wie erwahnt mit der deskriptiv reduktiven Methode die Bedingtes ontologisch Spateres auf Bedingendes ontologisch Fruheres zuruckfuhrt erschlossen und aufgedeckt Dabei wird der Bereich des Phanomenalen nicht verlassen alles bleibt im Kreis der Erfahrung weshalb die Seinslehre v Brandensteins eine phanomenologische Ontologie darstellt Das andert sich im Falle der nachsten philosophischen Grundwissenschaft der Metaphysik oder Wirklichkeitslehre Die Wirklichkeitswissenschaft oder Metaphysik Bearbeiten Auf dem Fundament der Ontologie mit ihren drei Seinswissenschaften Totik Logik Mathematik baut v Brandenstein die funfte Wissenschaft seiner Grundlegung der Philosophie auf die Wirklichkeitswissenschaft oder Metaphysik heute von Vielen auf Kosten der begrifflichen Scharfe auch Ontologie genannt Ihre Aufgabe besteht darin die uns gegebene Wirklichkeit der sinnlich vermittelten Welt und der reflexiv erfahrbaren psychischen und geistigen Eigenwelt durch Ruckschluss auf deren notwendigen Wirklichkeitsvoraussetzungen zuruckzufuhren Dabei wird zunachst geklart was ein wirkliches Ding oder Seiendes uberhaupt ist Wahrend namlich ein blosser Gehalt das Rot in seinem Rotsein eine blosse Form die Form der Unterordnung als solche und eine blosse Gestaltung eine Zahl allein fur sich noch nicht wirklich sind und wirklich sein konnen sondern vorwirklich im Sinne der Mitkomposition der Wirklichkeit sind umfasst ein jedes vollwirkliche Seiende wesenhaft alle drei Grundstrukturmomente des Seins also Gehalt Form und Gestaltung zusammen So konnen wir z B den Gehalt eines bestimmten Rotpunktes ohne Selbstzusammenhang und Ausdehnung gar nicht wahrnehmen alle drei Momente sind zwar wohlunterscheidbar aber nicht trennbar bilden vielmehr zusammen das ganze oder vollwirkliche Seiende z B diesen roten Fleck mit seiner bestimmten Rot Qualitat seinen Zusammenhangen etwa mit der Unterlage und mit seiner bestimmten Gestaltung dieser raumlichen Ausdehnung geometrischen Gestalt usw Darum bezeichnet v Brandenstein die ersten drei Wissenschaften auch als vorwirkliche bzw wirklichkeitskomponierende Wissenschaften die erst zusammen ein real Seiendes konstituieren Die volle und systematische Ausfaltung der Wirklichkeit bewerkstelligt dagegen die Metaphysik mit ihrer neuen eigenen Methode der regressiven Analytik Die Methode der regressiven Analyse Bearbeiten Im Gegensatz zu manchen Formen der alten von Immanuel Kant kritisierten Metaphysik die meinte aus reinen apriorischen Begriffen Erkenntnisse gewinnen zu konnen zeigt v Brandenstein dass dies sachlich und gedanklich unmoglich ist Jede Erkenntnis bedarf einer Erfahrungsgrundlage wobei das Sachfeld dieser Erfahrung nicht nur die sinnlich vermittelte physische Welt umfasst sondern alles was uberhaupt erlebt werden kann also z B auch die Entscheidungs Denk Phantasie Wunsch und Gefuhlswelt und die Welt der idealen Grossen Zahlen logischen Formen ethischen Werte und Normen weiter die Welt der Imagination des Imaginaren des Pathologischen usw Die empirisch metaphysischen Protokollsatze Bearbeiten Im Unterschied zu den empirischen Wissenschaften der Natur und des Geistes versucht die Metaphysik jedoch von solchen Erfahrungssachverhalten auszugehen deren Leugnung unmoglich ist bzw deren Verneinung direkt zu einem Selbstwiderspruch fuhrt So heben sich z B folgende Aussagen direkt selbst auf Ich erlebe nichts Ich bin nicht Es gibt keine Veranderung Mein Wollen und Denken ist auf nichts bezogen Ich verneine alles Es gibt nichts Es gibt keine Wahrheit Nichts gilt Nichts ist gut also auch dieser Sprach und Mitteilungsversuch nicht Alles ist sinnlos usw Aus dem Scheitern solcher performativ selbstwiderspruchlichen Satze folgt dass die gegenteiligen Aussagen notwendig gelten und die ihnen entsprechenden Sachverhalte unaufhebbar da sind Sobald ich erlebe erlebe ich irgendetwas wenigstens mich selbst Sobald ich etwas sage tue denke rede verandere ich mich Sobald ich will und denke will und denke ich etwas Alles kann ich nicht verneinen da ich wenigstens dieses mein Reden jetzt bejahen muss um es vollziehen zu konnen usw In Anlehnung an die alten Protokollsatze des logizistischen Wiener Kreises die weil ausschliesslich empiristisch niemals echte und fundamentale Allgemeingultigkeit erzielen konnten handelt es sich bei diesen neuen Protokollsatzen um empirisch verifizierbare und zugleich allgemeingultige Satze deren Verneinung unmoglich ist sie verdienen darum den Namen metaphysische Protokollsatze Die Argumentatio ex contrario mit der Sicherung einer positiven Evidenz durch den Aufweis einer negativen Evidenz Bearbeiten Das entscheidende Verfahren zur Sicherung dieser notwendigen philosophischen Allgemeingultigkeit kann jedoch weder die Intuition noch die Induktion noch die Deduktion und noch weniger die Deskription sein vielmehr handelt es sich um eine Analytik die mit der argumentatio ex contrario oder ex negativo arbeitet Diese versucht die Geltung eines Satzes dadurch zu erweisen dass sie die Unmoglichkeit seiner Verneinung aufweist Oder anders Da die direkte Evidenz dem endlichen menschlichen Geist in vielen und entscheidenden Fallen wie etwa im Falle der Existenz Gottes des Anfangs oder Nichtsanfangs der Welt der Grundbeschaffenheit der Materie der Kausalitat usw nicht moglich ist bedient er sich der indirekten Evidenz Sie weist die notwendige Gultigkeit der positiven erst nur hypothetischen Evidenz dadurch auf dass die indirekte negative Evidenz also die Unmoglichkeit der Verneinung eines zunachst hypothetisch positiven Satzes aufgewiesen wird v Brandenstein nennt diese Methode die regressive Analyse da sie im Unterschied zur reduktiven Analyse den phanomenal empirischen Horizont auf seine transphanomenalen transzendenten aber nicht beliebig konstruierten sondern notwendig anzunehmenden Seinsvoraussetzungen hin ubersteigt Diese Ruckwarts Transzendierung zu den Grunden erfolgt durch wissenschaftlich exakte fur jeden grundsatzlich nachvollziehbare und dadurch allgemein uberprufbare Ruckschlusse Wollte man sie bestreiten musste man die ihnen zugrundeliegende Gultigkeit der philosophischen Protokollsatze also der unmittelbar gewissen Bewusstseinswahrheiten verneinen was unmoglich ist Das Tor zur metaphysischen Wissenschaft die Zeitlichkeit und der Wechselreihenbeweis Bearbeiten Auf dem Boden dieser metaphysischen Protokollsatze fuhrt v Brandenstein dann mittels der regressiven Analyse seine Wirklichkeitserkundung bis zu den letzten Faktoren und Wurzeln der Wirklichkeit durch Dabei bedient er sich vor allem der ohne Selbstwiderspruch nicht negierbaren Zeitlichkeit unseres Erlebens bzw der stets sich veranderlich zeigenden Gegenstande und Prozesse in Natur und Kultur Eroffnend wirken dabei die Fragen Was ist Veranderung Wechsel Wandel Entstehen und Vergehen uberhaupt Haben sie einen Anfang oder nicht haben sie ein Ende oder nicht Wer oder was initiiert die Veranderung fuhrt sie gestaltet sie Was drangt in dieser Dynamik heran woher wohin wozu Was oder wer tragt die Wechselreihe der veranderlichen zeitlichen Wirklichkeiten Um das zu klaren bietet v Brandenstein am Anfang seiner Metaphysik den so genannten Wechselreihenbeweis mit dem er grundgultig zeigt dass jede veranderliche Wirklichkeit notwendig einen ersten Beginn und alle veranderliche Wirklichkeit insgesamt notwendig einen allerersten Beginn impliziert vor dem nichts Zeitlich Veranderliches hat sein konnen Da nichts jedoch nicht der Ursprung von veranderlichem Seienden sein kann muss der Ursprung des Zeitlichen unzeitlich zeitlos ewig sein Siehe dazu auch den unbewegten Beweger des Aristoteles Nach dem ersten Beweis mit dem Aufweis der notwendigen Begonnenheit alles veranderlichen Seins zeigt v Brandenstein dann in einem zweiten Beweisgang dass das zeitlose Sein wesenhaft unbedingt bzw selbstbedingt also frei und aktiv und damit wesenhaft bewusst geistig und schopferisch ist Das Absolute kann nur personal gedacht werden als Gott Mit diesem ersten und wichtigsten Kausalverhaltnis ist die Grundlage fur eine philosophische Theologie gelegt Die drei Range aller Wirklichkeit und die Losung des Kausalitatsproblems Bearbeiten Doch entscheidend fur die gesamte Grundlegung der Philosophie insbesondere fur die Metaphysik ist der erste Beweis also der Wechselreihenbeweis denn er legt eine Drei Rang Ordnung der Wirklichkeit frei So gibt es erstens ein Sein das weil unbegonnen zeitlos absolut unbedingt bzw nur selbstbedingt ist und daher nur selber wirken kann und von nichts anderem direkt bewirkt oder bestimmt werden kann die Erst oder Ur Ursache im ersten Seinsrang so gibt es zweitens Seiendes das zwar begonnen und zeitlich damit bestimmt und bedingt ist vgl Kontingenz aber selber wirken kann und daher endlos entfaltbar ist also Seiendes das zwar wirken kann aber selbst bewirkt ist die passiv aktiven bewirkt wirkenden Objekt Subjekte im zweiten geschopflich aktiven Seinsrang als Zweitursachen und so gibt es drittens Seiendes das nur bewirkt ist und nicht selbst wirken kann die passiven Dinge im dritten nur passiven Seinsrang z B die Naturbildungen und die Werke des Menschen aber auch seine Sinnesempfindungen Gedanken Vorstellungen Entschlusse usw Dabei kommt die metaphysische Hohenregel zur Geltung die besagt dass der erste Rang die Subjekte im zweiten der zweite Seinsrang die Dinge im dritten Seinsrang bewirkt also weder der zweite den ersten noch der dritte den zweiten oder gar ersten Seinsrang bestimmen kann und der erste Seinsrang nur selten den dritten So bewirkt das Ursein im ersten Seinsrang das als geistiges Ursubjekt erweisbar ist Gott die Objekt Subjekte im zweiten Seinsrang wozu die Menschen als geistige Wesen und alle anderen rein geistigen Geschopfe gehoren die wiederum die Dinge im dritten Seinsrang bewirken z B die Naturprozesse die Menschenwerke aber auch bewusstseinsimmanenten Gebilde wie Wunsche Phantasien Vorstellungen Zwecke Gedanken Begriffe Ideale usw Die Naturgeistkrafte und die metaphysische Materie Bearbeiten Dabei kommt es zur Aufdeckung eines weitreichenden fur moderne Ohren befremdlichen Befundes namlich dem dass die Natur selbst in ihrem Wirkungsgefuge geistig gepragt formiert ist und von geistigen Subjekten den von Brandenstein so genannten Naturgeistkraften geschaffen und gestaltet wird Diese schopferischen aber nicht gottlichen Wesen wozu letztlich auch der Mensch gehort setzen ihre Wirkungen z B Farben Tone Atome Molekule Organismen Handlungen und Werke in die sinnlich nicht vermittelbare aber notwendig erschliessbare metaphysische selbstandig bestehende Materie transempirisches Raumfeld als dem Trager alles Wechselwirkungsgeschehens in der Welt und vermogen so miteinander zu kommunizieren Da es sich bei den Naturgebilden um bewirkt geschaffene Wirkungen und Werke handelt konnen sie sich selbst nicht hervorbringen sondern bedurfen entweder des Ursubjektes im ersten oder der Subjekte im zweiten Seinsrang Insofern das Ursubjekt entsprechend seiner Hoheit direkt nur die geschopflichen Subjekte erschafft und diesen die Bewirkung der Naturdinge ubertragt und uberlasst bewirkt Gott nur ausnahmsweise etwas in der Natur nicht die Natur selbst was man Wunder nennt So erweist sich die Natur als geistig physischer Wirkungszusammenhang der zeigt dass der Mensch keine Ausnahme darstellt und in einer sinn und geistlosen Welt verloren lebt sondern in eine Gemeinschaft der Geister gehort die sich endlos viel zu sagen hat Insofern es nicht Gott ist der die physische Welt direkt bewirkt sondern nur die Grundlagen und Grundfaktoren der Wirklichkeit erschafft die geschopflichen Geistkrafte und die metaphysische Materie siehe dagegen auch die Materia prima gehen das Entstehen und Vergehen Kampfen und Leiden Suchen Versuchen und Irren im Kosmos nicht unmittelbar auf ihn zuruck sondern offenbaren die besondere Geistigkeit nicht gottlicher Geistgeschopfe Als zeitliche Wesen ist diesen aufgegeben sich selbst aktiv in ihrem plural agonalen oft antagonistischen Zusammenwirken zu finden und zu entfalten letztlich und im Tiefsten verborgen von Gott gefuhrt Erst diese Einsicht vermag die Theodizee Frage anzugehen die sich in Widerspruche verwickelt wenn sie voraussetzt dass Gott nicht nur allmachtig sondern allwirksam ist wie Allah im Islam also alles direkt bewirkt und keinen Freiraum fur geschopfliche Freiheit lasst Die eigenartige Seinsstufe und die drei eigenartigen philosophischen Wissenschaften Pragmatik Theoretik und Poietik Bearbeiten Die Metaphysik Brandensteins bietet uber all das Gesagte hinaus noch Vieles und Fundamentales was hier nicht dargestellt werden kann doch schafft sie es den Grundaufbau der Wirklichkeit also des Ganzen dadurch zu erhellen dass sie nicht was fur den Menschen unmoglich ist alles im Detail erfasst sondern die in allem Seienden anwesenden Grundstrukturen und Grundfaktoren transparent zu machen versucht Eine der wichtigsten Erkenntnisse die zu den nachsten philosophischen Grundwissenschaften uberleitet muss dabei hervorgehoben werden Obschon jedes wirkliche Seiende Ding Wesen Ereignis Geschehnis jeder Prozess wie gesehen immer aus der Dreieinheit von Gehalt Form und Gestaltung komponiert oder konstituiert ist lehrt die Erfahrung dass diese Komponenten nicht immer die gleiche Auspragung haben So lassen sich sowohl an einer Farbe als auch an einer Zahl als auch an einer Form z B der Gattungsform zwar stets alle drei Komponenten aufweisen doch dominiert sichtlich in allen drei Fallen eine der drei Seinskomponenten So weist die Wirklichkeit nicht nur Range eben die drei genannten und innerhalb der Range zahllose Grade sondern auch echte Seinsstufen auf die v Brandenstein als nichteigentumlich eigentumlich und eigenartig bezeichnet was hier nicht naher erlautert werden kann Bezieht man subjektiv geistige Wirklichkeiten mit ein erhalt die Stufung eine grosse Steigerung ihrer Bedeutung Da der Gehalt im Falle eines Subjektes sein tatsetzender Wille seine Form der aufdeckend analysierend erkennende Verstand und die Gestaltung das werk situations und selbstbildende Gefuhl ist entspringen der Metaphysik am Ende ihres Diskurses drei neue Wissenschaften in denen jeweils ein Seinsgrund eben der Gehalt die Form oder die Gestaltung auf hochster namlich eigenartiger Stufe steht Dominiert der subjektive Gehalt also der Wille das Leben und Wirken entfaltet sich die Wissenschaft von Wille Tat Handlung Freiheit und Wirkung und bildet die Pragmatik die bisher in der Philosophiegeschichte kaum je eigens gesehen gewurdigt und entwickelt wurde Typisch pragmatische Lebensfelder in denen der Wille vorherrscht allerdings zusammen mit der Klugheit des praktischen Verstandes und der Geschicklichkeit des praktischen Gefuhls sind etwa die Politik die Wirtschaft der Sport das Spiel das Handwerk und manches mehr Dominiert dagegen die subjektive Form also der Verstand Intellekt ratio Vernunft entfaltet sich die Wissenschaft von Erkennen Denken Analyse Begrundung Forschung und Lehre also die Theoretik die allerdings ebenfalls ohne den theoretischen Willen und das theoretische Gefuhl nicht auskommt Denn jedes Denken Forschen und Erkennen muss allzuerst einmal gewollt sein damit es in Gang kommt und auch das Gefuhl spielt nicht selten eine bedeutende Rolle etwa im Falle der Intuition der Motivation oder Systematik Typisch theoretische Lebensfelder sind die Wissenschaft die Schule die Lehre das Lesen die Diskussion u v a m Und schliesslich kann die subjektive Gestaltung also das Gefuhl das Leben vorherrschend durchdringen und gleichsam zum Kunstwerk gestalten so wenn wir eine Wohnung schon einrichten den Leib schmucken und schon anziehen eine Stadt annehmlich bauen die Sprache lebendig intonieren u v a m Die entsprechende Wissenschaft heisst Poietik oder eigenartige Gestaltungslehre sie ist die Kunstlehre im weitesten Sinne Die umfassende Lebenslehre oder Ethik Bearbeiten In allen diesen drei Fallen stehen die Seinsgrunde Gehalt Form und Gestaltung nicht mehr nur auf eigentumlicher sondern auf der eigenartigen Stufe uber der es eine weitere Stufe nicht gibt und nicht geben kann Trotzdem ist auch an diesem Punkt die Grundlegung der Philosophie nicht zu Ende sondern steigt noch weiter in ihrer Systematik empor Das geschieht dadurch dass in einer neuen Wissenschaft alle drei eigenartigen Wissenschaften Pragmatik Theoretik Poietik zusammengefasst und als umfassende Lebenslehre oder Ethik ausgebaut werden Der fuhrende Gesichtspunkt in ihr besteht darin dass sie alle Wirklichkeiten die subjektiven wie die dinglich gegenstandlichen unter dem Aspekt des Wertes der Sachgute und Seinswurde betrachtet Bezieht sie sich dabei auf Subjekte entfaltet sie den Kosmos der Tugenden bzw Untugenden bezieht sie sich auf die gegenstandlichen Wirklichkeiten entfaltet sie den Kosmos der Guter Wie fast schon zu erwarten entdeckt v Brandenstein auch hier die Auswirkungen der trinitarischen Struktur der Wirklichkeit und findet entsprechend neun Grundtugenden erstens die willensartigen Selbststeuerungstugenden Selbstbeherrschung Massigung und Masshaltung die verstandesartigen Achtungstugenden und die gefuhlsartigen Liebestugenden Die Religionsphilosophie Bearbeiten Mit dieser Wissenschaft endet der Kanon der streng philosophischen Wissenschaften doch ist schon deswegen ein religionsphilosophischer Ausblick unumganglich als bereits in den Gotteslehren von Metaphysik und Ethik die Lehre von der Gottes Schopfungs und Menschenliebe entfaltet wurde und im religionsphilosophischen Anhang eine letzte Uberhohung und Vollendung fordert Die fundamental trinitarische Struktur des Seins kehrt dabei nicht nur in Gott als Dreifaltigkeit wieder die alle Seinsstufen in sich zusammenfasst und im dreipersonalen Gott sogar noch auf ubervernunftige aber keinesfalls unvernunftige Weise ubersteigt sondern sie spiegelt sich auch in den drei kosmischen Geschichtsepochen der Schopfung Erlosung und Heiligung Erst so und erst dann kehrt die lange sich in Zeit Not und Reifung entfaltende Schopfung zu Gott zuruck wird ganz heil und mehr noch in der mystischen Einigung mit Gott zuhochst mit dem Gottmenschen in innigister Weise ins Gottliche gehoben ohne dass ihre reiche individuelle Vielfalt und Ordnung aufgehoben wird Alle Gott zugewandten von ihm erlosten und geheiligten Geistgeschopfe werden dort in ihrem Kern durchgottlicht sodass alles Suchen Irren und Leiden endet Gottes Gerechtigkeit deckt dann nicht nur unter Mitwirkung der Geschopfe alles auf klart und macht es durch die Liebe seiner Barmherzigkeit wieder recht sondern er schenkt sich ihnen selbst und vervollkommnet sie so Wer nicht zu seinem Reich gehort ist daher nicht durch Gott davon ausgeschlossen sondern durch sich selbst Alle Verdammung erweist sich daher letztlich als Selbstverdammung und selbstgewahlte Isolierung alle Gemeinschaft dagegen ist geschenkte Liebe in gegenseitiger Gabe und Annahme So zeigt die geheiligte Schopfung alle Grade und Stufungen vom Fast Nichts der selbstisoliert Verlorenen bis zum Gottmenschen eine heilige Ordnung in der jeder seinen heiligsten Ort erhalt Die nachfundamentalen Werke Bearbeiten Mit der Grundlegung der Philosophie hat v Brandenstein schon fruh wohl 1926 27 mit 25 26 Jahren sein Hauptwerk abgeschlossen doch es folgen nach und nach grossere und kleinere Werke in denen er sich mit der gesamten Philosophie und Geistesgeschichte auseinandersetzt mehr oder weniger alle bedeutenden zeitgenossischen Philosophen Naturwissenschaftler und Mathematiker berucksichtigt und die entsprechenden Sachprobleme auf der Hohe der modernen Mathematik Logik Geistes und Naturwissenschaft behandelt So dringt er intensiv in die Evolutionstheorie die Relativitatstheorie und Quantenphysik ein zeigt ihre philosophische Relevanz auf uberpruft sie kritisch und fuhrt sie in manchem weiter In der Biologie entdeckt er die besondere Abstammungsweise des Menschen namlich seine Stellung als direkter und wohl letzter Vertreter des Primatenhauptstammes was den leiblichen Mosaikcharakter des Menschen seine Komposition aus sehr alten und sehr jungen biologischen Merkmalen erklart In der Physik kann er zeigen dass das die spezielle Relativitatstheorie motivierende Michelson Morley Experiment von Einstein hochstwahrscheinlich voreilig und unnotig in Richtung der absoluten Konstanz der Lichtgeschwindigkeit gedeutet wurde und eine ganz andere wahrscheinlichere und weitaus plausiblere Interpretation zulasst die das Atherproblem in ein neues Licht setzt In der Psychologie entdeckt er nicht nur die personale Grundstruktur des Subjekts sondern kann die immer schon unklare Stellung des Gefuhls der Emotion bzw des Affektes im Seelenleben erhellen daruber hinaus legt er eine hochst bedeutsame innere Ordnung des Gefuhlslebens frei Sie beweist dass die Subsumierung des Gefuhlslebens entweder wie im Mittelalter unter das Willensleben oder wie in der Neuzeit unter die tierischen Triebe unangemessen und unglucklich ist Zudem ermittelt er neben dem leiblichen Unbewussten der Triebe und Instinkte ein seelisch geistiges oder personales Unbewusstes das beweist dass der Mensch schon irdisch kein rein irdisches Wesen ist In der Mathematik wiederum lost er die Russellschen Paradoxa und die Cantorsche Alephtheorie auf indem er das Problem der unendlichen Mengen neu fasst die Mengenlehre mathematisch tiefer begrundet das Wesen des Mathematischen klar und deutlich vom Wesen des Logischen trennt und damit den Logizismus in seine Schranken weist Was die Tiefe des menschlichen Bewusstseins betrifft arbeitet er eine Dimension heraus die das leibgebundene psychophysische Menschenbewusstsein deshalb uberschreitet weil der endliche Leib das wesenhaft potentialunendliche Geistesleben nicht fassen kann Er nennt diese Dimension Vollbewusstsein da es alles befasst was ein Mensch jemals erlebt hat und worauf er in seinem Leib in weitesten Bereichen keinen Zugriff hat In so genannten Panoramaerlebnissen in hypnotischen Behandlungen und in Traumen aber auch in vielen kleinen Alltagserlebnissen so z B schon im unwillkurlichen Bewusstseinsstrom und in der freien flussigen Sprache zeigt sich dieser Tiefengrund und offenbart seine staunenerregende Weite und Potenz Das gesamte Leib Sozial und Geistesleben des Menschen wiederum breitet Brandenstein wohlbegrundet und angereichert mit einer Fulle spezialwissenschaftlicher Befunde in seiner grossen Anthropologie von 1947 aus Der Mensch und seine Stellung im All Was die Philosophiegeschichte und das Gesprach mit den grossen Denkern angeht schreibt v Brandenstein kleinere und grossere Abhandlungen so zu Kierkegaard und Nietzsche zu Heidegger und Jaspers zu Platon und Pauler zu Schelling und Kant Uberhaupt deckt er die Mangel des kantischen Kritizismus auf und kann das Verdikt Kants gegen alle Metaphysik uberwinden Doch auch die Vorzuge Mangel Widerspruche und Einseitigkeiten der marxistischen Philosophie der Existenzphilosophie und der Sprachphilosophie behandelt er eingehend und differenziert Dabei geht er immer begrundend abwagend kritisch hinterfragend und prufend vor nirgends bleibt es bei blossen Meinungen oder Behauptungen Selbst da wo er keinen Beweis findet markiert er dies so etwa bei der Frage nach der Verursachung der metaphysischen Materie und lasst das Denken fur kunftige Losungen offen Daruber hinaus aussert er sich zu politischen kunstlerischen und religiosen Fragen bezieht Stellung zu aktuellen Herausforderungen Atomenergie Ost West Konflikt u a und bietet uberraschende Gesichtspunkte und Losungen an Der Umfang und die Tiefe seines Wissens sind immens doch immer bleibt er sachlich nuchtern und bescheiden Obwohl er von seinen Zeitgenossen nicht gehort und verstanden wird bleibt er sich treu und verliert nicht den Kontakt mit seiner Zeit wohlwissend dass die Wahrheit je tiefer und universaler sie ist desto langer im Verborgenen verharren muss Ihre Zeit wird dennoch kommen denn sie kann nicht anders als ans Licht Will man einen Hauptzug seines Denkens angeben musste man wohl seine unerschutterliche Seinsverbundenheit und Sachgerichtetheit nennen die nie die Fuhlung mit dem Wirklichen verliert und etwa nur wie heute ublich dem blossen Konstruktivismus verfallt Wohl ist der Mensch aktiv gestaltend selbsttatig kreativ gewiss auch Vieles konstruierend doch immer muss er dabei aus dem Fundus des Seins das ihn durchdringt tragt und weist schopfen In Wahrheit kann nach v Brandenstein am Sein und seiner inneren Sinnstruktur vorbei uberhaupt nichts getan und gedacht geahnt und gefuhlt werden Im Gegenteil zeigt sich die Macht des Seins auch da wo es missachtet und negiert wird weil eine jede Negation Destruktivitat um zu sein aus dem Sein und seiner Positivitat schopfen muss Dabei erhellt etwa im Gegensatz zu Heidegger dass das Sein keineswegs univok einsinnig strukturiert ist sondern bedeutende Unterschiede in sich als trinitarische Binnenstruktur als Seinsordnung in drei nur von oben ubersteigbaren Rangen als graduelle Abstufungsordnung als trinitarisch gegliederte Lebensbezirke birgt also nie simpel sondern intensive und extensive Vielfaltseinheit ist In einer hinfuhrenden Ubersicht ist es unmoglich die frappante Neuheit die begriffliche Scharfe die Wohlbegrundetheit den konkreten Reichtum und die grosse Tiefe dieses Denkens darzustellen Viele Desiderata die die philosophische Tradition ubersah oder uberging das Wesen des Gehaltes bzw der Qualitat das Verhaltnis von Materie und Form eben genauer als Gehalt Form und Gestaltung die differente Fassung der logischen und mathematischen Seinsgrundbestimmungen die Rolle der metaphysischen Materie die Existenz der Naturgeistkrafte das Vollbewusstsein die Grundstruktur der Zeit Wechselreihenbeweis das Wesen der Gemeinschaft und ihr Verhaltnis zum Individuum usw schliesst er oft zum ersten Mal und auf originelle und sachlich uberzeugende Weise auf v Brandensteins Denken offenbart eine ingeniose Kreativitat die zwar alle bedeutenden Ergebnisse der philosophischen Tradition und der Fachwissenschaften beachtet wurdigt und berucksichtigt aber stets kritisch hinterfragt und wo notig ubersteigt auch und gerade die Kants Dabei ist der Zug zum Grund unverkennbar doch nie in pseudopoetisch beschworender sondern in diskursiv klar begrundender allgemein nachvollziehbarer und allgemeingultiger Weise Der Mitdenkende soll aus Freiheit und Uberzeugung zustimmen nicht aus Suggestion und Verfuhrung Das verlangt neben oft muhsamer Arbeit den Mut sich von der Unbedingtheit der Wahrheit bzw der Wahrheiten bestimmen zu lassen und dem hoheren Menschen der nicht nur auf Selbsterhaltung und Eigeninteresse aus ist den Vorzug zu geben auch um den Preis sich von der philosophischen Erkenntnis tiefgreifend verandern zu lassen So wie seine Seinsverbundenheit unverbruchlich ist so auch seine Erkenntnis dass Existenz und Essenz weiter Sein Sinn und Wert nicht nur untrennbar zusammengehoren sondern im Grunde eins sind Alles Un und Widersinnige das es durchaus in Welt und Leben wenn auch letztlich nur im Status der Vorlaufigkeit gibt erweist sich allein dadurch als moglich dass es bewusst oder unbewusst auf einen Sinn bezogen ist Was aber Sinn hat hat immer auch einen Wert wie auch jeder Sinn nicht nur aus dem Sein steigt sondern selbst wieder Sein zeugt das selbst nie wertneutral ist Daher kann alles auch das geringste Ding Anlass zur Offenbarung tiefster Seins Sinn und Wertzusammenhange werden Niemals ist irgendetwas vollig sinnlos bedeutungslos und ohne Folge Sein ohne Sinn ist in sich und fur das Denken so unmoglich wie Sinn ohne Sein Wer in diese Seinsfuhlung kommt erfahrt dass alles lebt und dass es keinen Grund fur Langeweile Verzweiflung und Resignation gibt vielmehr sich das Sein in seiner Fulle Tiefe und Reinheit aber auch in seinem Herausforderungscharakter grenzenlos zu schenken bereit ist Das darzulegen bemuht sich v Brandenstein vor allem in seinen existenziellen Schriften wie Leben und Tod 1948 Vom Werdegang des Geistes in der Seele 1954 Die Quellen des Seins 1955 Bewusstsein und Verganglichkeit darin der bemerkenswerte Artikel uber das Unbewusste 1975 und Der Mensch vor Gott 1984 Geschichtsphilosophisch und philosophiegeschichtlich zentral sind schliesslich seine Bucher Vom Sinn der Philosophie und ihrer Geschichte 1957 Das Bild des Menschen und die Idee des Humanismus 1948 und seine Anthropologie 1947 Lehrbuchartig zusammengefasst und gleichsam als Kurzfassung der Grundlegung dient das Buch Der Aufbau des Seins System der Philosophie aus dem Jahr 1950 Schriften Auswahl BearbeitenGrundlegung der Philosophie Band 1 6 Anton Pustet Munchen 1965 1970 Band 1 Dinglehre Ontologie Gehaltlehre Totik Formenlehre Logik Band 2 Gestaltungslehre Mathematik Band 3 Wirklichkeitslehre Metaphysik Band 4 Tatlehre Pragmatik Wissenschaftslehre Theoretik Band 5 Kunstlehre Poietik Band 6 Lebenslehre Ethik religionsphilosophischer Anhang Die Schwierigkeiten der Metaphysik und die Richtlinien zu einem Versuch ihrer Losung In Aus den Forschungsarbeiten der Mitglieder des Ungarischen Instituts und des Collegium Hungaricum in Berlin Berlin Leipzig 1927 Metaphysik des Organischen Lebens Habelschwerdt 1930 Muveszetfilozofia Magyar Tudomanyos Akademia Budapest 1930 Az ember a mindensegben Magyar Tudomanyos Akademia Budapest 1936 37 Das Verhaltnis von Seele und Leib und die allgemeine Kausalitat In Travaux du IX Kongress International de Philosophie Paris 1937 Die Seele im Gebiete des Geistes Blatter fur Deutsche Philosophie Berlin 1937 Die Gestalt des personlichen Geistes In Forschungen und Fortschritte 15 Jahrgang Nr 10 Berlin 1 April 1939 S 131 134 Der Mensch und seine Stellung im All Philosophische Anthropologie Benziger Einsiedeln Koln 1947 Ist der Humanismus noch zeitgemass Innsbruck 1947 Das Bild des Menschen und die Idee des Humanismus Teutsch Bregenz 1948 Leben und Tod Grundfragen der Existenz Bouvier Bonn 1948 Das noch nicht festgestellte Tier In Wort und Wahrheit 3 1948 Gott in der Geschichte Schweizer Rundschau 48 Jahrgang Januar 1949 Der Aufbau des Seins System der Philosophie Minerva Saarbrucken 1950 Platon Eine Einfuhrung in sein Werk und in sein Denken West Ost Verlag Saarbrucken 1951 Vom Werdegang des Geistes in der Seele Minerva Saarbrucken 1954 Kausalitat oder Akausalitat im naturwissenschaftlichen Weltbild In Actes du deuxieme Congres International de l Union Internationale de Philosophie des Sciences 3 Zurich 1954 Die Quellen des Seins Einfuhrung in die Metaphysik Bouvier Bonn 1955 Vom Wesen des Menschen Reference Studium generale 9 8 1956 Okt 453 Vom Sinn der Philosophie und ihrer Geschichte Bouvier Bonn 1957 Vom Sinn der Freiheit In Wissenschaft und Weisheit 28 1965 Atti del XII Congresso Internationale di Filosofia 3 Venezia 1958 Wissenschaft und Leben In Konkrete Vernunft Bonn 1958 Das metaphysische Gewicht des Psychischen Deutsche Universitatszeitung 1959 Von der Methode der Metaphysik In International Philosophical Quarterly 1 Moderne Probleme systematischer Philosophie besonders im Hinblick auf ihre Geschichte In Zeitschrift fur philosophische Forschung 12 Telelogisches Denken Betrachtungen zum gleichnamigen Buch von Nikolai Hartmann Bouvier Bonn 1960 Uber den Grund der Zufallswahrscheinlichkeit Salzburger Jahrbuch fur Philosophische Grundbegriffe 1961 1962 Das Problem der Transzendentalien und die Seinsstruktur In Wissenschaft und Weltbild 1963 Menschliches Grundverlangen als Offenbarung menschlichen Wesens Mainz 1963 Realismus Idealismus Idealrealismus In Wissenschaft und Weltbild 1963 Die Verantwortung der Philosophie in der Gegenwart In Wissenschaft und Weltbild 1963 Wahrheit und Wirklichkeit A Hain Meisenheim am Glan 1965 Wege der Gotteserkenntnis In Salzburger Jahrbuch fur Philosophie 9 1965 Sprache Denken Philosophie In Wissenschaft und Weltbild 1966 Uber die Transzendierbarkeit des Bewusstseins In Zeitschrift fur Philosophische Forschung 16 Untersuchungen uber das Problem der unendlichen Mengen Schlechthinsein Notwendigsein In Wissenschaft und Weltbild 29 1966 Uber die Wahrheit In Philosophisches Jahrbuch 1967 Wahrheiten und Wahrheit In Salzburger Jahrbuch fur Philosophie 7 Kunst und Philosophie Geschichte der Zukunft Festschrift fur Anton Hain Meisenheim am Glan 1967 Vom Wesen und Wert der Analogie des Seins In Wissenschaft und Weisheit 31 1968 Seinsstruktur und Modalitat In Actes des XIV Internationalen Kongress fur Philosophie 3 Wien 1968 Uber die Zielhaftigkeit In Wissenschaft und Weisheit 31 1968 Philosophie und Technik In Wissenschaft und Weltbild 23 1970 Schopfung und Erlosung aus philosophischer Sicht In Salzburger Jahrbuch fur Philosophie 15 16 1971 72 Philosophische Grundlagen der Menschenrechte In Wissenschaft und Weltbild 25 1972 Handlung In Handbuch der Philosophischen Grundbegriffe Bd 2 Munchen 1973 Kausalitat In Handbuch der Philosophischen Grundbegriffe Bd 2 Munchen 1973 Bewusstsein und Verganglichkeit J Bergmanns Munchen 1975 Logik und Ontologie Carl Winter Heidelberg 1976 Wesen und Weltstellung des Menschen Saarbrucker Druckerei 1979 Das Problem einer philosophischen Ethik J Berchmans Munchen 1979 Grundfragen der Philosophie J Berchmans Munchen 1979 Was ist Philosophie Saarbrucker Druckerei 1981 Sein Welt Mensch J Berchmans Munchen 1983 Der Mensch vor Gott J Berchmans Munchen 1984 METAPHYSISCHE BEWEISE unter besonderer Berucksichtigung der Transzendentalen Dialektik Kants Kant Studien 53 1962 129 191Literatur BearbeitenAnnemarie Pieper Besprechung der sechsbandigen Grundlegung der Philosophie Munchen 1965 1970 in Philosophisches Jahrbuch 80 1973 425 430 Brigitte Dehmelt Cooper Bela v Brandenstein 1901 1989 in Philosophisches Jahrbuch 97 1990 390 394 Veres Ildiko Szerkeszto Brandenstein Bela emlekkonyv Miskolc Magyarorszag Miskolci Egyetemi Kiado 2002 Veres Ildiko Mikrokozmosz a makrokozmoszban Brandenstein Bela filozofiajanak szegmensei 1944 ig Mikrokosmos im Makrokosmos Segmente der Philosophie Bela Brandensteins bis 1944 Wien Ausztria Integratio 2014 szerk Borondi Lajos Veres Ildiko Hiany es letteljesseg Budapest Magyarorszag L Harmattan Kiado 2017 220 p Weblinks BearbeitenTibor Hanak Bela Frh von Brandenstein Ungarisches Institut Munchen Bela von Brandenstein In Ostdeutsche Biografie Kulturportal West Ost Magyar Katolikus Lexikon Brandenstein Bela von Brandenstein Forschungsstelle Uni Freiburg Einzelnachweise Bearbeiten Gedenkschrift fur Bela Brandenstein zum 100 Geburtstag Ildiko Veres Hrsg Brandenstein Bela emlekkonyv Universitat Miskolc 2002 Peter Turbucz Radio Free Europe siehe unveroffentlichtes Manuskript Bela von Brandensteins aufbewahrt von Boris Wandruszka Brandenstein Der Mensch vor Gott 1984 9 34 Tibor Hanak Ungarisches Jahrbuch 1989 313 315 Vgl Veres Ildiko 2014 230 ff Normdaten Person GND 118659804 lobid OGND AKS LCCN n80116786 VIAF 18015856 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Brandenstein Bela vonKURZBESCHREIBUNG ungarisch deutscher PhilosophGEBURTSDATUM 17 Marz 1901GEBURTSORT Budapest Osterreich Ungarn Konigreich UngarnSTERBEDATUM 24 August 1989STERBEORT Saarbrucken Deutschland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bela von Brandenstein amp oldid 243496830