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Das ehemalige Augustiner Chorherrenstift Pfaffen Schwabenheim ist die grosste unverandert erhaltene barocke Klosteranlage in Rheinland Pfalz Die in den barocken Gebaudekomplex einbezogene ehemalige Propsteikirche sogenannte Klosterkirche heute katholische Wallfahrts und Filialkirche Maria Himmelfahrt wird als einer der bemerkenswertesten spatromanischen Sakralbauten in Rheinland Pfalz durch die Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten geschutzt Seit August 2012 ist der spatromanische Chor Forderprojekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Romanische Apsis der PropsteikircheBlick in den ChorWestfassadeIn der Klosterkirche vereinigen sich niederrheinische und oberrheinische Romanik mit Elementen der aus Frankreich kommenden Gotik zu einer einzigartigen harmonischen Raumwirkung Ihr verwandte Bauten sind die Propsteikirche in Offenbach Hundheim und die Marienkirche in Gelnhausen Alle drei Kirchen liegen an der alten Handelsstrasse zwischen Metz und Leipzig Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Benediktinerinnenkloster 1 2 Augustinerchorherrenstift 2 Beschreibung 3 Propste und Prioren 4 Quellen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBenediktinerinnenkloster Bearbeiten Das Kloster wurde um 1040 1044 vom Seligen Eberhard VI von Nellenburg und seiner Mutter Hedwig Nichte von Kaiser Heinrichs II oder Kaiserin Kunigunde auf Eigengut als Frauenkloster gegrundet welche sich als geweihte Witwe hierher zuruckzog Die erste Kirchweihe erfolgte durch Papst Leo IX einen Vetter Hedwigs 1 Dies geschah wohl um den 17 Oktober 1049 als er auf der Durchreise von der Synode zu Reims zur Synode zu Mainz war Augustinerchorherrenstift Bearbeiten Um 1124 kam das Kloster als Mitgift der Nellenburger Erbin Mechthild von Morsberg an die Grafschaft Sponheim 1130 wurde es von Graf Meginhard von Sponheim und seiner Frau Mechthild im Zuge des Wormser Konkordats an den Mainzer Erzbischof Adalbert I ubergeben unter der Bedingung dass der Bischof sicherstellt dass dort Ordensbruder nach der Regel des hl Augustinus leben 2 Jener besetzte es mit Augustiner Chorherren wie schon zuvor Kloster Eberbach 1116 im Rheingau das Kloster bei der Allerheiligenkirche in Erfurt 1117 und Kloster Hane im heutigen Donnersbergkreis 1129 Bei letzterem ist bekannt dass die Besiedlung mit Klerikern aus dem aufbluhenden Reformkloster Springiersbach erfolgte das erst 1102 vom Trierer Erzbischof Bruno geweiht worden war welcher wiederum aus dem Geschlecht der Nellenburger stammte Die Schirmvogtei ubte in der Folge die Linie der Grafen von Sponheim die die Burg Dill auf dem Hunsruck besass aus wahrend im Gegenzug die Stiftskirche als Grablege der Grafen diente 1229 wurde vom Papst die Zahl der Kanoniker auf 18 festgelegt die Pfarrei wiedererrichtet und der geplante Kirchenbau mit einem Ablass gefordert 1230 begannen die Arbeiten zum Neubau der Stiftskirche in spatromanischen Stil von welcher der Chor erhalten ist Apsis und Chorgeviert waren um 1248 vollendet ein Querhaus 1260 1264 erfolgte eine erste Weihe Finanzielle Probleme und die Plunderung nach der Schlacht von Sprendlingen 1279 verhinderten dass es noch zum Bau eines Langhauses kam Mit der Schlussweihe im Jahre 1308 begann die Wallfahrt Im Mai 1437 wurde das seit 20 darniederliegende Augustiner Chorfrauenstift St Peter bei Kreuznach in das Stift Pfaffen Schwabenheim inkorporiert In diesem Zusammenhang scheint auch die Beginen Klause an der Bubenkapelle in dessen Besitz gekommen zu sein Noch im Oktober jenes Jahres wurde nach dem Tod des Grafen Johann V von Sponheim Starkenburg die Herrschaft uber die Grafschaft Sponheim und damit auch die Schirmvogtei uber das Kloster Pfaffen Schwabenheim zwischen den Grafen von Veldenz den Markgrafen von Baden und der Pfalzgrafschaft Pfalz Simmern aufgeteilt In der Folgezeit kam es zu einem Niedergang schliesslich bestand der Konvent nur noch aus 5 Mitgliedern 1468 wurde das Stift durch den Mainzer Erzbischof an die Windesheimer Kongregation angeschlossen was zu einem Wiederaufschwung fuhrte Als sich die Chorherren 1566 weigerten sich der Reformation anzuschliessen wurden sie vertrieben das Stift aufgehoben Turm und Querhaus der Kirche abgebrochen Die Liegenschaften umfassten damals 881 Morgen Erst 1697 konnte es im Zuge der Rekatholisierungspolitik von Pfalz Neuburg wiedererrichtet und mit Augustiner Chorherren aus Eberhardsklausen besetzt werden Ab 1699 versahen die Augustiner Chorherren die Pfarrseelsorge auch in den Nachbarorten Badenheim Ober Hilbersheim Sprendlingen Welgesheim und Zotzenheim Ab dieser Zeit wurden unter Propst Anton Ignaz von Martels 1669 in Schloss Dankern 1740 in Pfaffen Schwabenheim samtliche ehemaligen Liegenschaften des Klosters von der Geistlichen Guteradministration der Kurpfalz in Pacht genommen und eine rege Bautatigkeit entfaltet Aus dieser Zeit stammen das schlichte Langhaus der Kirche und die erhaltenen Konventgebaude Der Konvent bestand zu jener Zeit aus ca 50 Chorherren Ab 1760 setzte die Wallfahrt zum Gnadenbild Maria Konigin des Friedens ein Bei dem Bild handelt es sich um ein im Kolner Karmel angefertigtes Olgemalde welches jene Marienstatue darstellt die Maria von Medici aus dem wundertatigen Holz von Scherpenheuvel hatte anfertigen lassen 1802 wurde das Stift im Zuge der Sakularisation unter Napoleon aufgelost Gleichzeitig kam die Wallfahrt zum Erliegen Die Kirche kam 1808 im Zuge der zweiten Neuorganisation des Bistums Mainz nach dem Reichsdeputationshauptschluss als Filialkirche an die Pfarrei Badenheim Mit der Zirkumskriptionsbulle Provida solersque vom 16 August 1821 verordnete Papst Pius VII die endgultige Aufhebung des Stifts In den Propsteigebauden wurde schon 1811 ein Altersheim fur emeritierte Priester eingerichtet das bis 1826 bestand 1832 wurden die lange leerstehenden Klostergebaude mit Ausnahme der Kirche und des Nordflugels an die politische Gemeinde verkauft die im ostlichen Ende des Sudflugels eine Schule einrichtete 1833 wurden der gesamte Ost und Westflugel sowie der ubrige Teil des Sudflugels an Privatpersonen weiterverkauft 1972 wurde die Wallfahrt zu Maria der Konigin des Friedens wiederbelebt Seit 1980 werden die Propsteigebaude durch die privaten Eigentumer restauriert 2001 erfolgte eine umfassende Restaurierung des barocken Teils der Klosterkirche 2013 14 wurden umfangreiche konservatorische Massnahmen an der Fassade des spatromanischen Ostchors und eine Holzschadlingsbekampfung in den barocken Ausstattungsgegenstanden durchgefuhrt Beschreibung BearbeitenDie ehemalige Propsteikirche und heutige katholische Pfarrkirche Maria Himmelfahrt besteht aus zwei Bauteilen unterschiedlicher Zeitstellung dem spatromanischen Chorraum und dem spatbarocken Kirchenschiff Das spatromanische gleichschenklige Chortrapez wird von einer von Rundturmen flankierte Apsis geschlossen und wurde von um 1230 bis 1248 errichtet Das 1260 vollendete Querhaus ist heute verschwunden 1308 erfolgte die Schlussweihe deren 700 Jahrestag durch ein Pontifikalamt mit Karl Kardinal Lehmann gefeiert wurde Der spatbarocke Saal wurde 1766 dem spatromanischen Chor angefugt und 1848 mit einem Dachreiter versehen Die zwischen 1723 und 1764 errichteten Konventsgebaude bilden eine barocke Dreiflugelanlage mit Mansarddachern und aufwandigen Stuckdecken der Mainzer Bandelwerkschule Hervorzuheben ist die uber 90 m grosse farbgefasste Stuckdecke im ehemaligen Refektorium als deren Stifter Kurfurst Karl III Philipp inschriftlich bezeugt ist Letzte Reste der Ringmauer die das Stift umschloss gingen 2003 im Zuge der Ausweisung eines Neubaugebietes unter Propste und Prioren BearbeitenAls Propste bzw ab 1468 Prioren des Klosters werden genannt 3 1125 Hermann 1219 Heinrich 1246 1248 1254 1259 Conrad 1282 H 1284 G 1292 1294 1295 1296 1300 Ulbert Vulbert auch Albert 4 1314 Graf Johann von Sponheim 1324 Syfrid von Planig Pleyniche Bleinich 1330 Franziskus 1347 1351 1357 1358 Johannes Alberti 1361 1367 1370 Jakob 1376 1377 Heinrich Rinck 1387 1412 Philipp 1413 Peter Rosenberg Kantor zu St Johann in Mainz Conservator der Rechte des Stiftes 1421 1436 Conrad Wolf von Schleiden 1440 1454 Johann von Dille auch Johann von Sponheim 5 bereits 1413 Syndikus und Prokurator des Konvents 1456 1466 Gerhard von Mauchenheim 1466 PhilippAnschluss an die Windesheimer Kongregation 1468 Andreas Endres von Wallertheim 1469 Johann Otten aus dem Kloster Hirzenhain 1470 Hermann von Batenburg 6 1507 1509 Nikolaus von Velle Niederfell 1513 1513 Johann von Seligenstadt 1520 1520 1521 1526 Adam von Raunen Runen oder Adam Rome 7 1547 1547 Johann von Lahnstein 1556 1566 Johannes Illingen 1566 starb kurz nach der Aufhebung des Klosters 8 Prior des in das Kloster Marienthal gefluchteten Konvents wurde dort 1568 Adam von Neuss 1589 Aufhebung und Versuche der Wiederbesiedlung 1621 Nikolaus von Kinzweiler 1639 Christoph Caers 1642 Rektor Heinrich Kaerss Caers Caersius Wiederbesiedlung 1649 Caspar Becher 1652 1697 Anton Ignaz Martels 1669 1740 aus Schloss Dankern kam aus dem Kloster Eberhardsklausen nach Pfaffen Schwabenheim 1740 Matthias Ludwig Sieven 1748 aus dem Kloster Ewig 1748 Lothar Franz Bohlander 1754 1754 Johann Georg Hess abgesetzt 1770 Casar Herman Francois Petit de Maubuisson um 1710 1784 aus dem Kloster Eberhardsklausen 1784 Cuno WeinmannSakularisationQuellen BearbeitenKopialbuch des Klosters der Augustinerchorherren zu Pfaffen Schwabenheim 1500 1526 mit Urkundenabschriften 1130 1520 Hessisches Staatsarchiv Darmstadt C l A Urkundensammlungen und Kopiare Nr 134 alte Signatur C l Nr 137 Auszug Wilhelm Fabricius Die Herrschaften des unteren Nahegebietes Der Nahegau und seine Umgebung Erlauterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz 6 Behrend Bonn 1914 S 53f vgl S 38 43 Digitalisat des Landesbibliothekszentrums Rheinland Pfalz Koblenz Deuastationis monasterij Schwabenheym narratio 1566 auf Montag vor Purificationis Marie 28 Januar 1566 In Franz Falk Wie Kurfurst Friedrich III in der vorderen Grafschaft Sponheim den Kalvinismus einfuhren wollte In Historisches Jahrbuch 12 1891 S 37 55 und 492 504 bes 498 502 Google Books eingeschrankte Vorschau Pfaffenschwabenheim 1601 In Jacob Grimm Hrsg Weisthumer Bd IV Dieterich Gottingen 1863 S 614 617 Google Books Literatur BearbeitenStephan Alexander Wurdtwein Suabenheim Monasterium ordinis canonicorum regularium S Augustini In Monasticon Palatinum Bd V Cordon Mannheim 1796 S 126 308 Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek Munchen Friedrich Schneider Franz Aloysius Falk Die regulirten Chorherren der Kirche St Maria zu Pfaffen Schwabenheim In Wilhelm Wagner Die vormaligen geistlichen Stifte im Grossherzogthum Hessen Bd 2 Provinz Rheinhessen Klingelhoffer Darmstadt 1878 S 30 40 Google Books Paul Georg Custodis Pfaffen Schwabenheim Rheinische Kunststatten 501 Rheinischer Verein fur Denkmalpflege und Landschaftsschutz Koln 2008 ISBN 978 3 86526 019 2 Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Rheinland Pfalz und Saarland Deutscher Kunstverlag Munchen 1982 S 816 818 Clemens Jockle Pfaffen Schwabenheim Kleine Kunstfuhrer Nr 1355 Verlag Schnell und Steiner Munchen Zurich 1982Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Maria Himmelfahrt Pfaffen Schwabenheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fordergemeinschaft Kirchen Kloster und Kulturdenkmaler e V mit interaktivem Rundgang Martina Rommel Pfaffen Schwabenheim Kloster Pfaffen Schwabenheim in Kloster und Stifte in Rheinland Pfalz Einzelnachweise Bearbeiten gemass einer Nachricht aus dem 14 Jahrhundert Siehe Quelle Fabricius S 42 Littera fundationis Monasterii Schwabenheim in Palatinu In Codex Diplomaticvs Exhibens Anecdota Ab Anno DCCCLXXXI Ad MCCC Mogvntiaca Ivs Germanicvm Et S R I Historiam Illvstrantia Ex Latebris In Lvcem Protraxit Notasqve Addidit Valent Ferd De Gvdenvs Immed Ord Eqvestris Imp Camerae Imperialis Assessor Goettingae Francofurti Lipsiae 1743 1768 Valentin Ferdinand de Gudenus Friedrich Carl von Buri Heinrich Wilhelm Anton Buri 1743 abgerufen am 29 September 2016 Vgl Stephan Alexander Wurdtwein Suabenheim Monasterium ordinis canonicorum regularium S Augustini In Monasticon Palatinum Bd V Cordon Mannheim 1796 S 303 308 Johann Goswin Widder Versuch einer vollstandigen Geographisch Historischen Beschreibung der Kurfurstl Pfalz am Rheine Bd IV Frankfurt am Main Leipzig 1788 S 59 61 Google Books Georg Wilhelm Justin Wagner Die Wustungen im Grossherzogthum Hessen Bd III Provinz Rheinhessen Jonghaus Danrmstadt 1865 S 32 36 173 176 und 179f Google Books u a Zeitangaben z T nach urkundlichen Belegen prazisiert Urkunde vom 1 Marz 1296 Adam Goerz Bearb Mittelrheinische Regesten Bd IV Groos Koblenz 1886 Nr 2488 S 556 Inserierte Urkunde vom 21 Juli 1452 Stadtarchiv Mainz U 1528 Juli 13 Vgl Gelders Archief Arnhem 3067 Familie Batenburg Van Basten Batenburg Urkunde 1 Urkunde vom 25 Februar 1547 Stadtarchiv Worms Abt 1 A II II 0118 Vgl Deuastationis monasterij Schwabenheym narratio 1566 auf Montag vor Purificationis Marie 28 Januar 1566 In Franz Falk Wie Kurfurst Friedrich III in der vorderen Grafschaft Sponheim den Kalvinismus einfuhren wollte In Historisches Jahrbuch 12 1891 bes S 502 49 84985 7 953428 Koordinaten 49 50 59 5 N 7 57 12 3 O Normdaten Geografikum GND 7637926 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Augustiner Chorherrenstift Pfaffen Schwabenheim amp oldid 222964019