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Die katholische Stiftskirche St Maria Himmelfahrt sog Klosterkirche ist ein denkmalgeschutztes Kirchengebaude im Marien Wallfahrtsort Pfaffen Schwabenheim Ihr machtiger ortsbildpragender Ostbau ist einer der bemerkenswertesten in Rheinland Pfalz In ihm verbinden sich ober und niederrheinische Spatromanik mit Elementen der aus Frankreich kommenden Gotik zu einer harmonischen Raumwirkung Die spatromanischen Ostteile stehen deshalb auch unter dem Schutz der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten und sind seit 2012 auch Forderprojekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Verwandte Bauten sind die Abteikirche Offenbach am Glan und die Marienkirche Gelnhausen Alle drei Kirchen liegen an der alten Handelsstrasse zwischen Metz und Leipzig Stiftskirche St Maria Himmelfahrt spatromanischer ChorBlick in den ChorWestfassade Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Orgel 4 Sonstiges 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer als selig verehrte Graf Eberhard VI von Nellenburg und seine Mutter Hedwig Nichte Kaiser Heinrichs II hatten das Kloster auf Eigengut um 1040 zunachst als Benediktinerinnenkloster gegrundet Hedwig zog sich als geweihte Witwe hierher zuruck Die erste Kirchweihe erfolgte durch Papst Leo IX einen Vetter Hedwigs Dies geschah wohl um den 17 Oktober 1049 als er auf der Durchreise von der Synode zu Reims zur Synode zu Mainz war 1 1130 wurde das Kloster im Zuge des Wormser Konkordats an den Erzbischof von Mainz ubergeben mit der Massgabe es in ein Augustiner Chorherrenstift umzuwandeln Die Arbeiten zum spatromanischen Kirchenneubau wurden etwa 1230 zur Zeit des Regierungsantritts von Simon I Graf der Vorderen Grafschaft Sponheim begonnen kamen aber 1260 zum Ende von dessen Regierungszeit nach Vollendung des Querhauses zum Erliegen eine erste Weihe erfolgte in Simons Todesjahr 1264 Die Schlussweihe der unvollendeten Kirche erfolgte erst unter dessen Enkel Johann II am 23 April 1308 2 Ein Langhaus wurde im Mittelalter jedoch nie errichtet 1566 widersetzten sich die Augustiner Chorherren der Einfuhrung der Reformation woraufhin sie vertrieben und Turm und Querhaus der Kirche abgebrochen wurden Von da an wurde die Kirche ausschliesslich von der reformierten Gemeinde genutzt nbsp Gnadenbild Sancta Maria De Pace Bildunterschrift Wahre Abbildung des Wundertatigen gnaden Bildes Konigin des Friedens bei den CARMEL DISCAL unbeschuhten Karmelitinnen in ColnBei der Besetzung der Kurpfalz durch franzosische Truppen 1688 im Rahmen des Pfalzischen Erbfolgekrieges wurde die katholische Konfession wieder eingefuhrt Nach Kriegsende und Ruckgabe der besetzten Gebiete an Kurfurst Johann Wilhelm von Pfalz Neuburg 1697 erfolgte eine Wiedererrichtung des Chorherrenstiftes und die Einrichtung eines Simultaneums Die erneute Blute des Stiftes im 18 Jahrhundert fuhrte zu einem Anwachsen des Konventes auf 50 Mitglieder und zu reger Bautatigkeit 1712 wurde die Restaurierung des heutigen Chores abgeschlossen 1714 der neue barocke Hochaltar eingeweiht 1716 das Chorgestuhl beides noch nicht am heutigen Platz im erst spater fertig gestellten Langhaus aufgestellt um 1720 die Kanzel gebaut 1723 die Sakristei angebaut und 1730 dieselbe mit prachtigem Einbauschrank versehen 1760 setzte die Wallfahrt zum Gnadenbild Maria Konigin des Friedens ein 1766 wurde die Erweiterung des Chores um ein schlichtes Langhaus in barockem Stil vorgenommen nbsp Gnadenbild Sancta Maria De Pace Detail1802 wurde das Stift im Zuge der Sakularisation unter Napoleon Bonaparte aufgelost 1808 wurde die Simultankirche im Zuge der zweiten Reorganisation des Bistums Mainz nach dem Reichsdeputationshauptschluss als Filialkirche sowohl der katholischen Pfarrei Badenheim als auch der evangelischen Pfarrei Bosenheim zugeordnet Gemass einem Vertrag von 1904 ging 1910 das Alleineigentum auf die katholische Pfarrgemeinde uber Nach einer Restauration erfolgte am 5 August 1912 die erneute Weihe der Kirche 3 Die evangelische Gemeinde erhielt eine Abfindung von 20 000 Goldmark und baute nach Planen von Friedrich Putzer eine eigene Kirche die 1908 bezogen wurde und 2008 den Namen Gustav Adolf Kirche erhielt Architektur BearbeitenAn ein spatbarockes saalformiges Langhaus schliesst sich ein spatromanischer Chor mit wenig eingezogener Apsis an der von ca 1230 bis 1248 errichtet wurde Diese besteht aus funf Seiten eines Achtecks Drei dieser Seiten haben ein Fenster die anderen beiden sind von Rundturmen flankiert Der Aussenbau wird durch Lisenen und Rundbogenfriese gegliedert Die Apsis ist mit grossen rundbogigen Fenstern versehen der Chor weist bereits spitzbogige Fenster auf Das ca 1248 begonnene und ca 1260 vollendete Querhaus ist heute verschwunden Die Kapitelle sind bemerkenswerte Zeugnisse der fruhen Wiederverwendung des Zahneisens das in Mitteleuropa erst wieder seit dem 13 Jahrhundert von Steinmetzen und Bildhauern verwendet wurde Der spatbarocke Saal wurde 1762 1766 dem spatromanischen Chor angefugt und 1848 mit einem Dachreiter versehen Bei einer Renovierung 1963 wurden in den Chorgewolben historisierende Rankenmalereien und ein kurfurstliches Wappen des Johann Wilhelm von der Pfalz freigelegt Das darunterstehende Chronodistichon weist auf das Jahr 1712 hin in dem durch gottliche Gnade und mit Zustimmung des Pfalzgrafen Johann Wilhelm die altehrwurdige Basilika wiederhergestellt worden ist nbsp Tumbadeckel mit Darstellung von Graf Johann II von Sponheim 1340 Ausstattung BearbeitenIn der Pfarrkirche befindet sich ein monumentaler Hochaltar in mainfrankischem Barock von 1714 Er ist das alteste nachweisbare Exemplar aus der Werkstatt des Kreuznacher Karmeliterklosters und verwandt mit den Hochaltaren in der katholischen Pfarrkirche St Michael in Kirchberg Hunsruck der ehemaligen Stiftskirche in Ravengiersburg und den Seitenaltaren der katholischen Pfarrkirche St Josef in Simmern Hunsruck Das Chorgestuhl von 1716 und der um 1730 entstandene Sakristeischrank mit prachtiger Akanthus Schnitzerei stammen beide aus einer anderen bisher noch unbekannten Werkstatt Die Kanzel mit Lindenholzfiguren der vier Evangelisten und einer Statue des guten Hirten auf dem Schalldeckel wurde um 1720 im Stil kurpfalzischer Bildhauer gefertigt die Beichtstuhle entstanden um 1770 die fruhklassizistisch strenge Ewig Licht Lampe um 1780 Unter den Skulpturen sind zwei Werke des Mainzer Bildhauers Johann Georg Biterich 1724 Mainz 1789 Mainz hervorzuheben eine um 1780 entstandene Immaculata die am Fest Maria Aufnahme in den Himmel traditionell bei der Lichterprozession mitgefuhrt wird und eine Hl Mutter Anna die leider durch eine moderne Farbfassung entstellt ist 4 5 nbsp Tumbadeckel mit Darstellung von Graf Walram von Sponheim 1380 Die Stiftskirche war Grablege der Grafen von Sponheim Kreuznach Begraben sind hier Graf Simon I genannt der Altere 1264 Graf Johann I genannt der Lahme 1291 Graf Johann II 1340 und Graf Walram 1380 Die monumentalen Tumbadeckel ca 2 15 m 1 15 m der beiden letztgenannten Grafen sind noch erhalten Der um 1240 entstandenen Pfaffen Schwabenheimer Deesis kommt als einem der altesten steinernen Altarretabel in Deutschland grosse Bedeutung zu 6 Die sudlich an den Chor angebaute Sakristei wurde 1723 fertiggestellt Zwei Wande werden fast ganz von einem L formigen Sakristeischrank aus Eiche mit aufwandigen Akanthus Schnitzereien und eingebautem Beichtstuhl um 1730 eingenommen An den Wanden und an der Decke sind Stuckreliefs von Marx Greibner auch Greupner einem Meister der Mainzer Bandelwerkschule angebracht die das Leben Christi zeigen Im Oratorium uber der Sakristei zeigt eine Bildnisfolge aus dem spaten 18 Jahrhundert die Propste seit 1468 7 8 Orgel Bearbeiten Die Orgel ist das bei weitem bedeutendste Ausstattungsstuck aus dem Barock Es handelt sich um die einzige erhaltene Orgel aus der Werkstatt des Matthaus Heilmann 1744 1817 einem Meister der Mainzer Orgelbauschule Da die Mainzer Orgelbauschule sich an bohmischen Vorbildern orientierte stellt die von 1777 bis 1779 erbaute von romantisierenden Umbauten weitestgehend verschont gebliebene Heilmann Orgel eine wertvolle Bereicherung der rheinhessischen Orgellandschaft dar die u a durch die Werke der Orgelbauerfamilien Stumm aus Rhaunen Sulzbach Onimus und Kohlhaas aus Mainz Geib aus Saarbrucken bzw Frankenthal sowie der Mainzer Orgelbauer Johann Jakob Dahm und Johann Anton Ignaz Will gepragt ist Die Heilmann Orgel gehort zu den wenigen barocken Orgeln der Region die noch die einen uber 80 prozentigen Originalbestand an Pfeifen einschliesslich samtlicher Prospektpfeifen aufweist Aus dem historischen Bestand sind ausserdem noch das Gehause die Spiel und Registermechanik die Spielanlage und die Windlade erhalten Die Heilmann Orgel wurde 1847 aus der kath Pfarrkirche St Aureus und Justina in Bingen Budesheim fur die damals simultan genutzte Stiftskirche erworben und von dem bedeutenden Heilbronner Orgelbauer Johann Heinrich Schafer 1810 1877 in Pfaffen Schwabenheim aufgebaut Fur den Ankauf legten sowohl die evangelische als auch die katholische und sogar die politische Gemeinde von Pfaffen Schwabenheim zusammen 9 10 Am 2 Oktober 1967 wurden Einspielungen mit dem Organisten Wilhelm Krumbach fur den Rundfunk des Sudwestfunks Landesstudio Mainz aufgenommen Die denkmalpflegerische Restaurierung der Heilmann Orgel ist eines der Grossprojekte der Fordergemeinschaft Kirchen Klosteranlagen und Kulturdenkmaler Pfaffen Schwabenheim e V siehe Weblinks 11 I Hauptwerk C f31 Principal 8 2 Gambe 8 3 Gross Gedackt 8 4 Oktave 4 5 Salicional 4 6 Oktave 2 7 Mixtur III8 Quinte 2 2 3 9 Cymbel IV10 Trompete 8 II Brustwerk C f311 Gedackt 8 12 Principal 4 13 Kleingedackt 4 14 Oktave 2 15 Sesquialtera II16 Krummhorn 8 17 Mixtur IV Pedalwerk C f118 Subbass 16 19 Quintadenbass 16 20 Principalbass 8 21 Violoncello 8 22 Flotenbass 4 Sonstiges BearbeitenIm Jahre 2013 wurden fur konservatorische Massnahmen an der Fassade des spatromanischen Ostchors Mittel aus dem Denkmalschutz Sonderprogramm IV des Beauftragten der Bundesregierung fur Kultur und Medien des Staatsministers Bernd Neumann bereitgestellt Am 6 Juli 2014 veranstalteten der Deutschlandfunk und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ein Grundton D Benefizkonzert mit dem Jazz Trompeter Nils Petter Molvaer und dem Vocal Sextett Nordic Voices in der Klosterkirche das am 20 Oktober 2014 im Deutschlandfunk ubertragen wurde Zum Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel Maria Himmelfahrt am 15 August findet alljahrlich eine Wallfahrt zum Gnadenbild Sancta Maria de Pace Maria Konigin des Friedens statt An der Bundesautobahn 61 weisen Touristische Hinweisschilder auf das Gebaude hin Siehe auch Augustiner Chorherrenstift Pfaffen SchwabenheimLiteratur BearbeitenReclams Kunstfuhrer Deutschland III Denkmaler Rheinlande und Westfalen Stuttgart 1975 ISBN 3 15 008401 6 Franz Bosken Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Band 1 Verlag B Schott s Sohne Mainz 1967 Paul Georg Custodis Pfaffen Schwabenheim Rheinische Kunststatten 501 Rheinischer Verein fur Denkmalpflege und Landschaftsschutz Koln 2008 ISBN 978 3 86526 019 2 Ludwig Baron Dory Jobahaza Der Mainzer Bildhauer Johann Georg Biterich 1724 1789 In Mainzer Zeitschrift Jahrgang 76 1981 S 59 75 sowie Tafeln 3 und 7 Clemens Jockle Pfaffen Schwabenheim Kleine Kunstfuhrer Nr 1355 Verlag Schnell und Steiner Munchen Zurich 1982 Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Rheinland Pfalz amp Saarland Deutscher Kunstverlag Munchen 2 Aufl 1984 ISBN 3 422 00382 7 Manfred Fath Die Baukunst der fruhen Gotik im Mittelrheingebiet In Mainzer Zeitschrift Jahrgang 65 1970 S 59 66 Achim Seip Alte und neue Orgeln im Bistum Mainz Mainz 2003 ISBN 3 8053 2838 9 Alexander Wissmann Barockskulptur in der Pfarrgruppe Sprendlingen Pfarrbrief der Pfarrgruppe Sprendlingen 2014 Nr 3Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Maria Himmelfahrt Pfaffen Schwabenheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Martina Rommel Pfaffen Schwabenheim Kloster Pfaffen Schwabenheim in Kloster und Stifte in Rheinland Pfalz Webprasenz der Pfarrgemeinde Fordergemeinschaft Kirchen Klosteranlagen und Kulturdenkmaler Pfaffen Schwabenheim e V mit interaktivem Rundgang durch die Klosterkirche Einzelnachweise Bearbeiten gemass einer Nachricht aus dem 14 Jahrhundert Siehe Quelle Wilhelm Fabricius Die Herrschaften des unteren Nahegebietes Der Nahegau und seine Umgebung Erlauterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz 6 Behrend Bonn 1914 S 53f vgl S 38 43 Digitalisat des Landesbibliothekszentrums Rheinland Pfalz Koblenz S 42 Die Bischofsreihe von 1254 bis 1455 Walter de Gruyter 1969 ISBN 978 3 11 001291 0 google de abgerufen am 27 November 2015 laut vor Ort einsehbarem Weihedokument Ludwig Baron Dory Jobahaza Der Mainzer Bildhauer Johann Georg Biterich 1724 1789 Mainzer Zeitschrift Jahrgang 76 1981 S 62 69 74 Tafeln 3 und 7 Alexander Wissmann M A Barockskulptur in der Pfarrgruppe Sprendlingen Pfarrbrief der Pfarrgruppe Sprendlingen 2014 Nr 3 Manfred Fath Die Baukunst der fruhen Gotik im Mittelrheingebiet Mainzer Zeitschrift Jahrgang 65 1970 S 66 Stiftskirche Pfaffen Schwabenheim Reclams Kunstfuhrer Deutschland III Denkmaler Rheinlande und Westfalen 1975 ISBN 3 15 008401 6 Seite 609 Achim Seip Alte und neue Orgeln im Bistum Mainz Mainz 2003 ISBN 3 8053 2838 9 S 94 95 und S 120 Franz Bosken Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Band I Verlag B Schott s Sohne Mainz 1967 S 259 und S 427 429 Zur Disposition49 85003 7 95338 Koordinaten 49 51 0 1 N 7 57 12 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stiftskirche Pfaffen Schwabenheim amp oldid 237084836