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Ein Neuroleptikum Mehrzahl Neuroleptika von altgriechisch neῦron neũron deutsch Nerv lῆpsis lepsis deutsch ergreifen 1 oder Antipsychotikum ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Psychopharmaka die eine dampfende sedierende und antipsychotische den Realitatsverlust bekampfende Wirkung besitzen 2 Inhaltsverzeichnis 1 Einsatzbereiche 2 Geschichte 2 1 Anfange 2 2 Das erste Neuroleptikum Chlorpromazin 2 3 Einfluss auf die Behandlung psychischer Storungen 2 4 Konzepte der neuroleptischen Schwelle und Potenz 2 5 Einfuhrung der atypischen Neuroleptika 3 Pharmakologie 3 1 Wirkmechanismus 3 2 Unerwunschte Wirkungen 3 2 1 Storung von Bewegungsablaufen 3 2 2 Mogliche Beeintrachtigung des Gehirns 3 2 3 Weitere unerwunschte Wirkungen 3 3 Lebenserwartung 3 4 Neuroleptikadebatte 4 Chemie 4 1 Trizyklische Neuroleptika Phenothiazine und Thioxanthene 4 2 Dibenzepine 4 3 Butyrophenone und Diphenylbutylpiperidine 4 4 Benzamide 4 5 Benzisoxazol Derivate andere Stoffe 4 6 Alkaloide 5 Darreichungsformen 6 Klassifizierung 6 1 Hoch und niederpotente Neuroleptika 6 2 Typische und atypische Neuroleptika 7 Wirtschaftliche Bedeutung 8 Praventivbehandlung 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEinsatzbereiche BearbeitenHauptsachlich werden Neuroleptika zur Behandlung von Wahnvorstellungen und Halluzinationen eingesetzt wie sie etwa im Rahmen einer Schizophrenie oder Manie auftreten konnen 3 Zusatzlich werden sie auch als Beruhigungsmittel verwendet etwa bei Unruhe Angsten oder Erregungszustanden 4 In diesem Zusammenhang werden sie haufig in Altenheimen eingesetzt 5 6 In neuerer Zeit werden Neuroleptika zunehmend bei folgenden psychischen Erkrankungen verwendet bei Tourette Syndrom 7 und Zwangserkrankungen 8 Depressionen 9 oder Personlichkeitsstorungen 10 ADHS bei Kindern 11 und Fetalem Alkoholsyndrom bei Autismus gegen Reizbarkeit und selbstverletzendes Verhalten 12 Geschichte BearbeitenAnfange Bearbeiten Ausgangspunkt der Entwicklung von Neuroleptika war die deutsche Farbstoffindustrie Ende des 19 Jahrhunderts Damals stellte die Firma BASF chemische Farbstoffe her die bald auch in der Histologie Verwendung fanden Bei bestimmten Farbstoffen stellte man eine antibiotische Wirksamkeit fest beispielsweise wirkte der Stoff Methylenblau ein Phenothiazin Derivat gegen Malaria Bei Anwendung der Phenothiazinderivate wie Promethazin stellte man eine sedierende und antihistaminerge Wirkung fest Dies sollte bei kriegsbedingten Schock und Stressreaktionen und bei Operationen von Vorteil sein Die zusatzlichen vegetativen sympathico und vagolytischen Eigenschaften wurden als kunstlicher Winterschlaf bezeichnet und sollten bei grosseren Operationen hilfreich sein Zusammen mit Opiaten wurde damals von Neuroleptanasthesie gesprochen Das erste Neuroleptikum Chlorpromazin Bearbeiten nbsp Der franzosische Militararzt und Chirurg Henri Marie Laborit entdeckte als erster die psychotrope Wirkung von Chlorpromazin und ebnete damit den Weg fur die Einfuhrung der NeuroleptikaDer erste Wirkstoff der als antipsychotisch wirksames Medikament vermarktet wurde ist das Chlorpromazin 13 Es wurde im Jahr 1950 erstmals in Frankreich bei Forschungen zu antihistaminisch wirksamen Substanzen vom Chemiker Paul Charpentier bei der Firma Rhone Poulenc synthetisiert Seine antipsychotische Wirkung wurde zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht erkannt Im Jahre 1952 erprobte der franzosische Chirurg Henri Marie Laborit auf der Suche nach einem wirksamen Anasthetikum mehrere Antihistaminika Er bemerkte dass diese Stoffe eine sedierende und angstlosende Wirkung zu haben schienen allen voran das Chlorpromazin Zwischen April 1951 und Marz 1952 wurden 4000 Proben an uber 100 Forscher in 9 Lander verschickt Am 13 Oktober 1951 erschien der erste Artikel in dem Chlorpromazin offentlich erwahnt wurde Laborit berichtete uber seine Erfolge mit der neuen Substanz bei der Anasthesie Die beiden franzosischen Psychiater Jean Delay und Pierre Deniker gaben am 26 Mai 1952 bekannt dass sie eine beruhigende Wirkung bei Patienten mit Manie gesehen hatten Sowohl die Effekte in der Anasthesie als auch die psychotropen Wirkungen bezeichneten sie als Neurolepsie was sich auf den neuronalen Einfluss der Medikamente bezog und zur Bezeichnung der neuen Stoffklasse fuhrte 14 Wahrend Chlorpromazin am Anfang noch gegen viele verschiedene Storungen eingesetzt wurde zeigte sich spater als wichtigste Indikation eine spezifische Wirkung gegen psychomotorische Unruhe vor allem bei der Schizophrenie Ab 1953 wurde das Chlorpromazin als Megaphen Deutschland 1 Juli 1953 oder Largactil in Europa vermarktet 1955 kam es in den USA unter dem Namen Thorazine auf den Markt Die heute gebrauchliche Bezeichnung Neuroleptikum wurde 1955 von Delay und Deniker eingefuhrt Sie hatten beobachtet dass Reserpin und Chlorpromazin sehr ahnliche extrapyramidale Nebenwirkungen haben 15 Das neue Medikament wurde in den USA als chemische Lobotomie beworben 16 17 18 Einfluss auf die Behandlung psychischer Storungen Bearbeiten Hauptartikel Geschichte der Psychiatrie nbsp Anzeige aus den USA der 60er Jahre fur das Chlorpromazin Praparat Thorazine Als moglicher Anwendungsfall wird ein psychotischer Patient angefuhrt der gegen imaginare Angreifer ankampft Neuroleptika revolutionierten 17 die Behandlung von psychotischen Storungen 19 Vor Einfuhrung der Neuroleptika stand Menschen die an einer akuten Psychose litten keine symptomatische Behandlungsmethode zur Verfugung Sie wurden gegen ihren Willen mit kalten Duschen ubergossen oder angekettet 20 im Mittelalter auch ausgepeitscht oder gar auf dem Scheiterhaufen verbrannt 21 Aber auch bis hinein in die zweite Halfte des 20 Jahrhunderts stand vielen keine adaquate Behandlungsmoglichkeit zur Verfugung Oft mussten Erkrankte aufgrund fehlender Selbstandigkeit oder drohender Eigen und Fremdgefahrdung in eine psychiatrische Klinik eingeliefert und solange dort behalten werden bis die Symptome mit der Zeit abklangen Als Behandlungsmoglichkeiten standen dort lediglich Schutzmassnahmen wie Freiheitsentzug oder medikamentose Sedierung zur Verfugung um die Patienten daran zu hindern sich selbst oder Dritte in ihrem wahnhaften Zustand zu schadigen In den USA wurde um Erkrankte ruhig zu stellen bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts die Lobotomie angewandt eine neurochirurgische Operation bei der die Nervenbahnen zwischen Thalamus und Frontallappen getrennt sowie Teile der grauen Substanz entnommen werden Mit Einfuhrung der Neuroleptika konnten die Symptome der Patienten erstmals gezielter bekampft werden was die Dauer des krankhaften Zustandes und damit auch die notige Aufenthaltsdauer in den Kliniken reduzierte Die Verwendung von Neuroleptika setzte sich vor allem in Europa schnell durch In den USA waren noch langere Zeit andere Behandlungsmethoden wie Lobotomie und Psychoanalyse gebrauchlich Heute ist die Gabe von Neuroleptika in den Industrielandern die Standardmethode bei behandlungsbedurftigen Psychosen 22 Konzepte der neuroleptischen Schwelle und Potenz Bearbeiten Die klassischen Neuroleptika verursachten neben der erwunschten antipsychotischen Wirkung eine Reihe von Nebenwirkungen darunter das sogenannte extrapyramidale Syndrom Dabei handelt es sich um Storungen der Bewegungsablaufe die sich beispielsweise in Form einer Sitzunruhe oder einer Muskelstarrheit ahnlich wie bei Parkinson Erkrankten aussern Der Psychiater Hans Joachim Haase war auf der Suche nach der optimalen Dosierung von Neuroleptika zu der Uberzeugung gelangt dass eine Substanz umso starker antipsychotisch wirke je grosser diese extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen seien Er fuhrte 1961 die Begriffe neuroleptische Schwelle und neuroleptische Potenz ein 23 Die neuroleptische Schwelle definierte Haase als die minimale Dosis eines Wirkstoffes bei der messbare extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen auftreten Als Messverfahren entwickelte er einen Test der feinmotorischen Fahigkeiten der auf Beobachtung der Handschrift basiert und spater als Haase Schwellentest bekannt wurde Die neuroleptische Schwellendosis war laut Haase zugleich die minimale antipsychotisch wirksame Dosis 23 24 Die neuroleptische Potenz definierte er als ein Mass fur die Wirksamkeit einer Substanz Je hoher die neuroleptische Potenz eines Wirkstoffes desto geringer ist die Dosis die zum Erreichen der neuroleptischen Schwelle notig ist 23 Haases Beobachtungen fuhrten nach ihrer Veroffentlichung zu einer massiven Verringerung der in Europa und den USA verabreichten Neuroleptika Dosierungen 25 26 Fur die spater eingefuhrten Neuroleptika der zweiten Generation den sogenannten atypischen Neuroleptika verloren die Konzepte von Haase ihre Gultigkeit da bei ihnen kein direkter Zusammenhang mehr zwischen der antipsychotischen Wirkung und dem Auftreten von extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen besteht 23 24 Einfuhrung der atypischen Neuroleptika Bearbeiten Die Einfuhrung der Neuroleptika stellte zwar einen Durchbruch dar bei 30 40 der Patienten waren sie jedoch unwirksam 19 Mit dem Clozapin wurde im Jahre 1971 eine neue Generation von Neuroleptika eingefuhrt die sogenannten atypischen Neuroleptika Sie versprachen eine vergleichbare antipsychotische Wirkung bei geringen oder fehlenden extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen 27 28 zudem wirkten sie auch auf die sogenannten Negativsymptome der Schizophrenie 19 28 Sie losten die alteren Medikamente als Mittel der ersten Wahl ab 29 und wirkten haufig auch bei Patienten die auf die bisherigen Medikamente nicht ansprachen 27 19 28 Zur Abgrenzung gegen die bisherigen Neuroleptika werden diese neuen Wirkstoffe als atypische Neuroleptika oder Neuroleptika der zweiten Generation seit 1994 bezeichnet die alten Wirkstoffe hingegen als typische konventionelle oder klassische Neuroleptika 24 Seitdem wurde eine Reihe weiterer atypischer Neuroleptika erforscht und auf den Markt gebracht 27 Pharmakologie BearbeitenWirkmechanismus Bearbeiten nbsp Strukturformel von Dopamin Neuroleptika hemmen die Ubertragung des korpereigenen Botenstoffs DopaminDer genaue Wirkmechanismus von Neuroleptika ist nicht vollstandig geklart und Gegenstand aktueller Forschung Nach der gangigen Dopaminhypothese der Schizophrenie werden sogenannte Positivsymptome wie Halluzinationen und Wahngedanken durch eine erhohte Konzentration des Neurotransmitters Dopamin im mesolimbischen Trakt des Gehirns verursacht 30 Neuroleptika hemmen die Signalubertragung von Dopamin im Gehirn durch ihre antagonistische Wirkung auf postsynaptische D2 Rezeptoren Die daraus resultierende Hemmung der mesolimbischen Bahnen konnte demzufolge die antipsychotische Wirkung erklaren 31 Die klassischen auch als dopamin antagonistisch bezeichneten Neuroleptika wirken in dieser Hinsicht jedoch wenig spezifisch da sich ihre dopaminhemmende Wirkung nicht nur auf die mesolimbischen Bahnen sondern auf das gesamte dopaminerge System erstreckt Dadurch entstehen neben der erwunschten antipsychotischen Wirkung auch eine Reihe von Nebenwirkungen Im nigrostriatalen System wirken Neuroleptika storend auf korperliche Bewegungsablaufe bei denen Dopamin eine wichtige Rolle spielt Auch wirken klassische Neuroleptika nicht auf die sogenannten Negativsymptome der Schizophrenie sondern konnen sie sogar verschlimmern da sie gemass der Dopaminhypothese durch eine verminderte Dopaminkonzentration im mesokortikalen System des Gehirns verursacht werden 31 30 Die neueren atypischen Neuroleptika haben eine mit den klassischen Neuroleptika vergleichbare antipsychotische Wirkung verursachen aber weniger extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen und wirken zusatzlich auch auf die sogenannten Negativsymptome der Schizophrenie Diese Eigenschaften werden auf Besonderheiten ihres Rezeptorbindungsprofils zuruckgefuhrt das sich je nach Wirkstoff signifikant unterscheiden kann So wird etwa eine spezifischere Bindung an die mesolimbischen D2 Rezeptoren vermutet Die Interaktion mit Rezeptoren weiterer Neurotransmitter wie Serotonin Acetylcholin Histamin und Noradrenalin konnte die zusatzliche Wirkung auf die Negativsymptome erklaren 31 Neuroleptika wirken symptomatisch konnen also psychische Krankheiten nicht im eigentlichen Sinne heilen Symptome wie Halluzinationen Wahn oder Erregungszustande konnen aber zumindest fur die Dauer der medikamentosen Behandlung unterdruckt werden Dies ermoglicht dem Patienten eine Distanzierung von der Erkrankung sodass er seinen eigenen Zustand als krankhaft erkennen kann Unerwunschte Wirkungen Bearbeiten Die moglichen unerwunschten Wirkungen hangen stark vom jeweiligen Wirkstoff und der Dosierung ab Bei den unerwunschten Wirkungen sind solche vegetativer Art hormonelle und sexuelle Storungen Muskel und Bewegungsstorungen Schwangerschaftsschaden Korpertemperaturstorungen etc und solche psychischer Art sedierende Wirkungen unter anderem mit erhohter Sturzgefahr Depressionen Antriebslosigkeit emotionale Verarmung Verwirrtheit Delir und andere Wirkungen auf das Zentralnervensystem mit erhohter Sterblichkeit bei Demenzkranken 32 zu unterscheiden Storung von Bewegungsablaufen Bearbeiten nbsp Neuroleptika konnen Bewegungsstorungen verursachen die in ihrem Erscheinungsbild der Parkinson Krankheit ahneln source source Typische Bewegungsstorungen wie Trippeln und motorische Unruhe einer an Akathisie leidenden Patientin man beachte den Drang im Stehen statt im Sitzen zu essen Eine Folge der hemmenden Wirkung auf den Ubertragerstoff Dopamin ist die Storung von korperlichen Bewegungsablaufen da Dopamin daran wesentlich beteiligt ist Da diese Storungen das extrapyramidalmotorische System betreffen werden sie auch als extrapyramidales Syndrom zusammengefasst 33 Sie lassen sich weiter unterteilen in folgende Symptome Akathisie Bewegungsunruhe die den Betroffenen dazu bringt standig umherzulaufen oder sinnlos erscheinende Bewegungen wie auf der Stelle treten oder Wippen mit dem Knie zu vollziehen Fruhdyskinesien Unwillkurliche Bewegungen bis hin zu krampfartigen Anspannungen von Muskeln und Muskelgruppen Moglich sind auch Zungen und Schlundkrampfe Parkinsonoid Bewegungsstorungen die in ihrem Erscheinungsbild der Parkinson Krankheit ahneln Haufig ist dabei eine Muskelstarre Rigor die die Bewegungen des Betroffenen ungelenk und roboterartig erscheinen lasst Auffallig ist oft ein kleinschrittiger schlurfender Gang Auch dystone Storungen wie zum Beispiel ein Schiefhals kommen vor Zur Fruherkennung solcher Storungen kann der sogenannte Haase Schwellentest genutzt werden der zur Prufung der Feinmotorik die Handschrift heranzieht Spatdyskinesien Bei Langzeitbehandlungen treten in bis zu 20 aller Falle Spatdyskinesien auch tardive Dyskinesien genannt auf Dabei handelt es sich um Bewegungsstorungen im Gesichtsbereich Zuckungen Schmatz und Kaubewegungen oder Hyperkinesen unwillkurliche Bewegungsablaufe der Extremitaten Die Schwere dieser Storungen hangt von Dosierung und Dauer der neuroleptischen Behandlung ab Spatdyskinesien bilden sich in einigen Fallen auch nach Absetzen des Neuroleptikums nicht zuruck und bleiben ein Leben lang Das Absetzen des Neuroleptikums kann die Beschwerden vorubergehend verstarken verhindert aber langfristig das weitere Fortschreiten Ein Anticholinergikum wie Biperiden kann diesen Symptomen entgegenwirken und daher erganzend verabreicht werden 34 Spatdyskinesien sprechen darauf allerdings nicht an Mogliche Beeintrachtigung des Gehirns Bearbeiten Die Behandlung mit hochpotenten Neuroleptika kann zu einem dosis und zeitabhangigen Umbau der Struktur des Gehirns mit einer Verschiebung des Verhaltnisses von grauer zu weisser Substanz und einer Verringerung des Volumens verschiedener seiner Strukturen Neurodegeneration fuhren 35 Zwar geht bereits eine Schizophrenie als solche mit einem geringeren Hirnvolumen gegenuber gesunden Vergleichspersonen einher es gibt jedoch eindeutige Hinweise in zahlreichen Studien und Befunden dass die Medikamente unabhangig davon eine weitere Reduktion des Hirnvolumens bewirken konnen Es gibt Hinweise dass die Volumenreduktion mit einer Verschlechterung kognitiver Fahigkeiten einhergeht etwa einer schlechteren Orientierung Defiziten bei verbalen Aufgaben nachlassender Aufmerksamkeit und einem geringeren Abstraktionsvermogen Diese Beeintrachtigungen stehen in direktem Zusammenhang mit der Hohe der verabreichten Dosis Dabei sind besonders altere Empfehlungen problematisch die auf heute als unnotig hoch erachteten Dosierungen und zu langen Behandlungszeitraumen basieren Geringere und zeitlich beschrankte Dosierungen konnen demnach die Schadigungen begrenzen 36 Die wichtigste deutsche Fachvereinigung fur Psychiater die DGPPN behandelte die Problematik die in neuerer Zeit immer mehr Beachtung findet im Rahmen ihres Jahreskongresses 37 Weitere unerwunschte Wirkungen Bearbeiten Weitere mogliche unerwunschte Wirkungen sind Leber oder Nierenfunktionsstorungen Herzrhythmusstorungen mit Veranderung der QT Zeit Funktionsstorung der Bauchspeicheldruse Einschrankungen von Sexualitat und Libido Gewichtszunahme 38 Hormonstorungen u a bei Frauen Storungen der Regelblutung Fallkontrollstudien zeigten auch ein um etwa ein Drittel erhohtes Risiko fur eine Thromboembolie 39 Eine Reihe von Neuroleptika zeigen anticholinerge Wirkungen so Chlorpromazin Thioridazin Fluphenazin Perazin Melperon und Clozapin 40 Bei Vorliegen einer entsprechenden Disposition konnen Neuroleptika der Ausloser fur sogenannte Gelegenheitsanfalle sein Seltene bis zu 0 4 aber unter Umstanden lebensgefahrliche Nebenwirkungen sind das maligne neuroleptische Syndrom mit Fieber Muskelsteifigkeit und Bewegungsstarre Bewusstseinsstorungen starkem Schwitzen und beschleunigter Atmung sowie Storungen der Bildung weisser Blutkorperchen Agranulozytose Bestimmte Neuroleptika durfen unter anderem nicht eingenommen werden bei einigen Blutbildveranderungen z B Clozapin Hirnerkrankungen akuten Vergiftungen bestimmten Herzerkrankungen sowie bei schweren Leber und Nierenschaden Die Einnahme von Neuroleptika zusammen mit Alkohol oder Beruhigungsmitteln kann zu einer gefahrlichen Wirkungsverstarkung fuhren Tee Kaffee und andere koffeinhaltige Getranke konnen die Wirkung von Neuroleptika verringern Durch Neuroleptika kann es zu einer Beeintrachtigung des Reaktionsvermogens kommen Die Fahrtuchtigkeit kann eingeschrankt sein und es kann zu einer Gefahrdung am Arbeitsplatz zum Beispiel beim Bedienen von Maschinen kommen Antipsychotika schranken Problemlosen 41 und Lernen 42 ein Sie werden mit der Entstehung von Hypophysentumoren in Verbindung gebracht 43 und konnen im Alter zu Sturzen fuhren Nach Auswertungen mehrerer Studien Metaanalysen 44 45 fuhrt die Verabreichung von Antipsychotika bei dementiellen Patienten zu einem erhohten Mortalitatsrisiko im Vergleich zur Placeboverabreichung Psychische Nebenwirkungen Bei 10 60 der mit typischen Neuroleptika Behandelten kommt es zu pharmakogener Anhedonie 46 oder Dysphorie 47 48 49 Auch bei Atypika treten diese Nebenwirkungen auf allerdings weniger haufig 50 Lebenserwartung Bearbeiten Der Einfluss von Antipsychotika auf die Lebenserwartung ist umstritten So erklarte Friedrich Walburg Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft fur Soziale Psychiatrie DGSP 2007 51 Anders als haufig angenommen erhohen Neuroleptika aber die Lebenserwartung der Patienten nicht Vielmehr sinkt sie sogar Eine finnische Studie von 2009 die 66881 Schizophreniepatienten in Finnland umfasste und uber elf Jahre 1996 2006 lief konnte jedoch zeigen dass Patienten mit einer schizophrenen Erkrankung langer lebten wenn sie antipsychotisch behandelt wurden 52 Neuroleptikadebatte Bearbeiten Auch innerhalb der Psychiatrie gibt es eine andauernde Debatte uber die Vor und Nachteile der Neuroleptika die als Neuroleptikadebatte in den Medien bekannt geworden ist Die Deutsche Gesellschaft fur Soziale Psychiatrie hat dazu eine eigene Informationsseite die mit neuen Informationen aktualisiert wird 53 Die Soteria Bewegung versucht mit wenig oder keinen Neuroleptika die Schizophrenie zu behandeln Chemie BearbeitenTrizyklische Neuroleptika Phenothiazine und Thioxanthene Bearbeiten nbsp Chlorpromazin ein PhenothiazinSeit den 1950er Jahren finden die trizyklischen Neuroleptika therapeutische Anwendung Sie besitzen ein trizyklisches Phenothiazin Phenothiazine zum Beispiel Chlorpromazin Fluphenazin Levomepromazin Prothipendyl Perazin Promazin Thioridazin und Triflupromazin oder Thioxanthenringsystem Thioxanthene zum Beispiel Chlorprothixen und Flupentixol Das trizyklische Promethazin war zudem das erste therapeutisch genutzte Antihistaminikum Strukturell ahneln trizyklische Neuroleptika weitgehend den trizyklischen Antidepressiva Unterschiede in der pharmakologischen Wirkung zwischen beiden Substanzklassen werden mit einer voneinander abweichenden dreidimensionalen Konformation des trizyklischen Ringsystems in Verbindung gebracht Dibenzepine Bearbeiten nbsp Quetiapin ein DibenzepinVon den alteren trizyklischen Neuroleptika sind die neueren trizyklischen Dibenzepine zum Beispiel Clozapin Olanzapin Quetiapin und Zotepin abzugrenzen Sie verfugen uber ein Dibenzothiepin Zotepin Dibenzodiazepin Clozapin Thienobenzodiazepin Olanzapin oder ein Dibenzothiazepin Ringsystem Quetiapin welche eine von den klassischen trizyklischen Neuroleptika abweichende dreidimensionale Anordnung besitzen und somit fur deren abweichende atypische pharmakologische Wirkung verantwortlich sind Butyrophenone und Diphenylbutylpiperidine Bearbeiten nbsp Haloperidol ein ButyrophenonDie Butyrophenone z B Haloperidol Melperon Bromperidol und Pipamperon zeichnen sich chemisch durch einen 1 Phenyl 1 butanon Baustein aus Ausgehend vom Haloperidol wurden zahlreiche weitere Neuroleptika entwickelt etwa das Spiperon mit klar erkennbarer Strukturverwandtschaft zu den Butyrophenonen Therapeutische Anwendung finden auch die abgeleiteten Diphenylbutylpiperidine Fluspirilen und Pimozid Benzamide Bearbeiten Eine Sonderstellung nehmen die Benzamide Wirkstoffe Sulpirid und Amisulprid ein die ausser einem neuroleptischen noch einen gewissen stimmungsaufhellenden aktivierenden Effekt haben Benzisoxazol Derivate andere Stoffe Bearbeiten Zwischen den Atypika Risperidon und Ziprasidon bestehen ebenfalls Strukturparallelen sie konnen als entfernt mit Haloperidol verwandt betrachtet werden Das neuere Aripiprazol weist einige Gemeinsamkeiten mit den alteren Substanzen auf Wahrend Risperidon besonders stark antipsychotisch wirkt zeigt Ziprasidon noch einen Noradrenalin spezifischen Effekt Aripiprazol ist ein Partialagonist an Dopamin Rezeptoren und unterscheidet sich in diesem Punkt von samtlichen anderen zurzeit in Deutschland zugelassenen Neuroleptika Alkaloide Bearbeiten Das pentazyklische Rauvolfia Alkaloid Reserpin hat in der Therapie der Schizophrenie nur noch historische Bedeutung Darreichungsformen Bearbeiten nbsp Depotpraparat Risperdal Consta zur intramuskularen InjektionNeuroleptika werden in verschiedenen Darreichungsformen angeboten Am haufigsten ist dabei die orale Einnahme in Tablettenform seltener in flussiger Form als Tropfen oder Saft Flussige Praparate sind zumeist teurer haben aber den Vorteil einer besseren Resorption im Magen Darm Trakt auch kann bei unkooperativen Patienten die Einnahme besser kontrolliert werden 54 In psychiatrischen Kliniken und in der Notfallmedizin werden Neuroleptika auch intravenos verabreicht um etwa in Krisensituationen einen schnelleren Wirkungseintritt herbeizufuhren Fur die Langzeittherapie existieren sogenannte Depotpraparate die mit einer Spritze intramuskular verabreicht werden Die Bezeichnung Depot kommt daher dass der injizierte Wirkstoff im Muskelgewebe gespeichert bleibt und von dort langsam in den Blutkreislauf abgegeben wird Eine Auffrischung der Dosis ist erst nach mehreren Wochen notig wenn das Depot erschopft ist Dadurch erhoht sich die tendenziell geringe Compliance von Neuroleptika Patienten da ein Vergessen oder eigenmachtiges Absetzen der Medikation fur diesen Zeitraum ausgeschlossen wird Depotpraparate besitzen im Vergleich zur oralen und intravenosen Verabreichung pharmakokinetische Vorteile wie eine bessere Verfugbarkeit und durch die langsame kontinuierliche Freisetzung des Wirkstoffes im Blut einen stabileren Plasmaspiegel wodurch Nebenwirkungen verringert werden konnen 55 Im Rahmen einer Zwangsbehandlung konnen Neuroleptika in psychiatrischen Kliniken unter bestimmten Voraussetzungen auch gegen den Willen des Patienten verabreicht werden Hierbei kommen haufig injizierbare Praparate zum Einsatz da zur oralen Einnahme bestimmte Praparate von unkooperativen Patienten ausgespuckt oder im Mund versteckt werden konnen Klassifizierung BearbeitenHoch und niederpotente Neuroleptika Bearbeiten Klassische Neuroleptika wurden hinsichtlich ihres Wirkungsspektrums fruher in sogenannte hoch und niederpotente Wirkstoffe eingeteilt Die Potenz ist ein Mass fur die antipsychotische Wirksamkeit eines Wirkstoffs bezogen auf die Menge Jeder Wirkstoff hat sowohl eine antipsychotische den Realitatsverlust bekampfende als auch eine sedierende beruhigende Wirkkomponente die jeweils unterschiedlich stark ausgepragt ist Ebenso unterscheiden sich die Abbruchraten einer medikamentosen Behandlung aufgrund der jeweiligen Nebenwirkungen Antipsychotische Neuroleptika wirken hauptsachlich antipsychotisch und weniger sedierend Sie eignen sich besonders zur Behandlung von sogenannten Positivsymptomen wie Wahn und Halluzinationen Bei den sedierenden Stoffen ist es umgekehrt sie wirken hauptsachlich sedierend und kaum antipsychotisch Daher werden sie bei Symptomen wie Unruhe Angst Schlafstorungen und Erregungszustanden verabreicht 4 Auch eine kombinierte Einnahme ist moglich Haufig bei der Behandlung einer akuten Psychose ist beispielsweise die tagliche Gabe eines antipsychotisch wirksamen Stoffes wahrend ein sedierendes Praparat bei Bedarf zusatzlich eingenommen werden kann 2 Eine Meta Analyse aus dem Jahr 2013 uber 15 Neuroleptika schlug eine feinere Einteilung nach der jeweiligen Indikation und Wirksamkeit vor 56 Zur Einteilung der Wirkstoffe in hoch und niederpotent kann man ihre sogenannte Aquivalenzdosis heranziehen Die Aquivalenzdosis ist ein Mass fur die antipsychotische Wirksamkeit einer Substanz und wird mit der Einheit Chlorpromazin Aquivalent CPZ angegeben Als Referenzwert von 1 wurde Chlorpromazin festgelegt der erste als Neuroleptikum verwendete Wirkstoff Ein Wirkstoff mit einem CPZ von 2 ist doppelt so stark antipsychotisch wirksam wie Chlorpromazin 24 Das Konzept der Aquivalenzdosis ist vor allem im Zusammenhang mit den typischen Neuroleptika von Bedeutung da sich diese in ihrer Wirkungsweise und den auftretenden Nebenwirkungen ahneln Sie unterscheiden sich hauptsachlich in ihrem Verhaltnis von sedierender zu antipsychotischer Wirkung Die atypischen Neuroleptika unterscheiden sich wesentlich starker hinsichtlich ihrer Wirkungsweise Nebenwirkungen und Einsatzgebiete wodurch ein direkter Vergleich mittels einer Aquivalenzdosis an Bedeutung verliert 57 Die Einteilung der Wirkstoffe nach Moller 2001 wird anhand ihrer Chlorpromazin Aquivalenzdosis vorgenommen niederpotente Neuroleptika CPZi 1 0 Diese Substanzen haben keine antipsychotischen EigenschaftenBeispiele Promethazin Levomepromazin Thioridazin Promazinmittelpotente Neuroleptika CPZi 1 0 10 0 Beispiele Chlorpromazin Perazin Zuclopenthixolhochpotente Neuroleptika CPZi gt 10 0 Beispiele Perphenazin Fluphenazin Haloperidol BenperidolNeuroleptikum Arzneistoff Stoffklasse CPZ Aquivalent X mittlere max Dosisje Tag in mg Handelsname n Hochpotente N Benperidol Butyrophenon 75 1 5 20 40 GlianimonHaloperidol Butyrophenon 50 1 5 20 100 HaldolBromperidol Butyrophenon 50 5 20 50 ImpromenFlupentixol Thioxanthen 50 3 20 60 FluanxolFluspirilen DPBP 50 1 5 10 mg Wo max ImapOlanzapin Thienobenzodiazepin 50 5 30 max ZyprexaPimozid DPBP 50 1 4 16 OrapRisperidon Benzisoxazolderivat 50 2 8 16 RisperdalFluphenazin Phenothiazin 40 2 5 20 40 LyogenTrifluoperazin Phenothiazin 25 1 6 20 Perphenazin Phenothiazin 15 4 24 48 DecentanMittelpotente N Zuclopenthixol Thioxanthen 5 20 40 80 ClopixolClopenthixol Thioxanthen 2 5 25 150 300 Chlorpromazin Phenothiazin 1 25 400 800 Clozapin Dibenzodiazepin 1 12 5 450 900 LeponexMelperon Butyrophenon 1 25 300 600 EunerpanPerazin Phenothiazin 1 75 600 800 TaxilanQuetiapin Dibenzothiazepin 1 150 750 max SeroquelThioridazin Phenothiazin 1 25 300 600 Niedrigpotente N Pipamperon Butyrophenon 0 8 40 360 max DipiperonTriflupromazin Phenothiazin 0 8 10 150 600 PsyquilChlorprothixen Thioxanthen 0 8 100 420 800 TruxalProthipendyl Azaphenothiazin 0 7 40 320 max DominalLevomepromazin Phenothiazin 0 5 25 300 600 NeurocilPromazin Phenothiazin 0 5 25 150 1 000 PrazinePromethazin Phenothiazin 0 5 50 300 1 200 AtosilAmisulprid Benzamid 0 2 50 1 200 max SolianSulpirid Benzamid 0 2 200 1 600 3 200 Dogmatil Modifiziert nach Moller 2001 S 243 Typische und atypische Neuroleptika Bearbeiten nbsp Entwicklung der Verschreibungszahlen von typischen und atypischen Antipsychotika in den Jahren 2000 bis 2010 in Deutschland in Millionen Tagesdosen Die Neuroleptika der ersten Generation auch als typische Neuroleptika bezeichnet sind bei 30 40 der Patienten unwirksam 19 Ausserdem verursachten sie neben der erwunschten antipsychotischen Wirkung eine Reihe von Nebenwirkungen darunter das sogenannte extrapyramidale Syndrom Dabei handelt es sich um Storungen der Bewegungsablaufe die sich beispielsweise in Form einer Sitzunruhe oder einer Muskelstarrheit ahnlich wie bei Parkinson Erkrankten aussern Je starker ein typisches Neuroleptikum antipsychotisch wirkt desto starker sind auch diese Nebenwirkungen Zudem wirken die typischen Neuroleptika nicht gegen die sogenannten Negativsymptome der Schizophrenie und konnen diese sogar verschlimmern Die neueren sogenannten atypischen Neuroleptika zeichnen sich dadurch aus dass sie in wesentlich geringerem Masse extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen verursachen 27 28 Sie losten die typischen Neuroleptika als Mittel der ersten Wahl ab 58 und wirken haufig auch bei Patienten die auf die bisherigen Medikamente nicht ansprechen 27 19 28 Zudem wirken sie auch auf die sogenannten Negativsymptome der Schizophrenie 19 28 Den atypischen Neuroleptika wird ein insgesamt gunstigeres Nebenwirkungsprofil zugeschrieben was sich positiv auf die vergleichsweise geringe Compliance von Neuroleptika Patienten auswirkt Im Gegenzug konnen sie jedoch andere neue Nebenwirkungen wie starke Gewichtszunahme aufweisen 38 Die Unterschiede zwischen typischen und atypischen Praparaten wurden durch eine Vielzahl an vergleichenden Studien untersucht 59 60 61 62 63 Im Jahre 2009 wurde eine deutschlandweite durch das Bundesministerium fur Bildung und Forschung geforderte Studie ins Leben gerufen die haufig verschriebene atypische Neuroleptika hinsichtlich Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil mit klassischen Neuroleptika vergleicht und bis heute andauert 64 Kritisiert wird das Kosten Nutzen Verhaltnis moderner atypischer Neuroleptika 65 28 Die neuesten Praparate sind deutlich teurer als diejenigen die aufgrund des abgelaufenen Patentschutzes als Generika verfugbar sind Atypische Neuroleptika machten 2011 in Deutschland etwa die Halfte aller verschriebenen Neuroleptika aus waren aber fur 87 der erzielten Umsatze verantwortlich 66 Laut einem von der Barmer GEK veroffentlichten Arzneimittelreport waren im Jahr 2011 unter den 20 am meisten Kosten verursachenden Praparaten mit Seroquel und Zyprexa zwei atypische Neuroleptika vertreten 67 Der Arzneiverordnungs Report 2012 kritisiert die hohen Kosten einiger atypischen Praparate und ist der Ansicht dass altere jedoch ahnlich gut wirksame Alternativen zur Verfugung stehen deren Verwendung deutliche Einsparungen ermoglichen wurden 68 Siehe auch Liste von AntipsychotikaWirtschaftliche Bedeutung Bearbeiten nbsp Entwicklung der Verschreibungszahlen von Antipsychotika in DeutschlandNeuroleptika sind heute nach den Antidepressiva die am haufigsten verordneten Psychopharmaka bei den erzielten Umsatzen liegen sie sogar an erster Stelle 69 Bei der Behandlung der Schizophrenie gelten sie heute als Mittel der Wahl 22 Aber auch als Beruhigungsmittel sind sie verbreitet etwa im Bereich der Altenpflege 3 Etwa 30 40 der Bewohner in Altenheimen erhalten Neuroleptika 5 6 Praventivbehandlung BearbeitenBisherigen Studienergebnissen zufolge verringert eine praventive Langzeitbehandlung mit Neuroleptika bei Schizophreniekranken die Wahrscheinlichkeit einen Ruckfall zu erleiden 70 Einer anderen Studie zufolge konnen jedoch Schizophreniekranke die nicht mit Neuroleptika behandelt werden unter Umstanden weniger psychotische Rezidive erleiden als solche die regelmassig Neuroleptika einnehmen Personeninterne Faktoren beeinflussen die Wahrscheinlichkeit ein Rezidiv zu erleiden moglicherweise starker als die Verlasslichkeit der Medikamenteneinnahme 71 Literatur BearbeitenHans Bangen Geschichte der medikamentosen Therapie der Schizophrenie VWB Verlag fur Wissenschaft und Bildung Berlin 1992 ISBN 3 927408 82 4 Hans Jurgen Moller u a Psychopharmakotherapie 2 Auflage Kohlhammer Stuttgart 2000 ISBN 3 17 014297 6 Otto Benkert Hanns Hippius Psychiatrische Pharmakotherapie Springer Berlin u a 1996 ISBN 3 540 58149 9 Klaus Windgassen Olaf Bick Fortschritte in der neuroleptischen Schizophreniebehandlung Neuroleptika der zweiten Generation Barbara Dieckmann Margret Osterfeld Nils Greeve Gewichtszunahme unter Neuroleptika In Psychosoziale Umschau April 2004 Artikel uber Gewichtszunahme durch Neuroleptika sowie deren Folgen und Risiken R B Mailman V Murthy Third generation antipsychotic drugs partial agonism or receptor functional selectivity In Curr Pharm Des Band 16 Nr 5 2010 S 488 501 PMID 19909227 PMC 2958217 freier Volltext englisch J A Allen J M Yost V Setola u a Discovery of b arrestin biased dopamine D2 ligands for probing signal transduction pathways essential for antipsychotic efficacy In Proc Natl Acad Sci U S A Band 108 Nr 45 2011 S 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