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Tabletten von lat tabuletta Tafelchen sind portionierte und unter Druck zusammengepresste Pulver Granulate oder Substrate Sie werden auf Tablettenpressen gefertigt Tabletten als ArzneiformTabletten als Arzneiform bestehen aus einzeldosierten Pulvern oder Granulaten und werden zum Teil mittels pharmazeutischer Technologie weiteren Prozeduren zugefuhrt um ihre Aufloseeigenschaften zu beeinflussen Tabletten zur arzneilichen Verwendung zahlen zu den Arzneimitteln in einer sonstigen gesundheitsbezogenen Verwendung sind sie den Medizinprodukten oder Nahrungserganzungsmitteln zuzurechnen Unter den Arzneiformen nehmen Tabletten mit einem Anteil von nahezu 50 eine besondere Stellung ein Sehr viele Wirkstoffe konnen tablettiert werden einige direkt das heisst ohne weitere Verarbeitung des Pulvers oder Pulvergemisches Direkttablettierung die meisten jedoch uber die Zwischenstufe des Granulats In aller Regel werden neben dem eigentlichen Wirkstoff zusatzliche Hilfsstoffe benotigt Tabletten konnen unterschiedliche Formen aufweisen Bei Tabletten zur Einnahme ist besonders die bikonvexe Form rund oben und unten gewolbt verbreitet Ahnliche feste Praparateformen mit vermischten Trager und Hilfsstoffen wie Tabletten sind Komprimetten Pellets Arzneimittelkapseln Geleekapseln und Kapletten Inhaltsverzeichnis 1 Tabletten ausserhalb der medizinischen und sonstigen gesundheitsbezogenen Verwendung 2 Geschichte der Tablette als Arzneiform 3 Vorteile von Tabletten 4 Nachteile der Tabletten 5 Direkttablettierung 5 1 Zur Direkttablettierung geeignet 6 Hilfsstoffe 6 1 Fullmittel 6 2 Bindemittel 6 3 Sprengmittel Zerfallsmittel 6 4 Gleitmittel 7 Uberzogene Tabletten Dragees und Filmtabletten 7 1 Geschichte des Dragierens 7 2 Grunde fur das Uberziehen von Tabletten 7 3 Zuckerdragierung 7 4 Dragierprozess im Einzelnen 7 5 Schnelldragierung 7 6 Filmtabletten Filmdragees film coated tablets 7 7 Uberzugsmaterialien 7 7 1 Chemische Unterteilung 7 7 2 Funktionelle Einteilung 7 7 2 1 Schnelllosliche Filmbildner 7 7 2 2 Magensaftresistente und dunndarmlosliche Filmbildner 7 7 2 3 Unlosliche Filmbildner 8 Veranderte Wirkstofffreisetzung 8 1 Verzogerte Wirkstofffreisetzung 8 2 Verlangerte Wirkstofffreisetzung 8 3 Pulsierende Wirkstofffreisetzung 8 4 Methoden zur Herstellung 8 5 Uberzuge 8 6 Retarduberzuge 8 7 Orales Osmotisches System 9 Ablauf der Tablettenherstellung 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseTabletten ausserhalb der medizinischen und sonstigen gesundheitsbezogenen Verwendung BearbeitenAuch ausserhalb der Medizin gibt es zahlreiche Anwendungen fur Tabletten Brennstofftabletten sowohl bei der Campingausrustung als auch in der Kerntechnik Brausetabletten ohne Wirkstoff nur mit Farb Aroma und Sussstoffen Chlortabletten fur Schwimmbader Kohletabletten bzw Kohle Compretten mit Aktivkohle zur Reinigung von Flussigkeiten und Gasen zur Geruchsbindung Reinigungstabletten fur Zahnprothesen Geschirrspul und Waschmaschinen Kaffeeautomaten Entkalkungstabletten mit Reinigungsmitteln Futtertabletten mit Futtermittel Dungetabletten stabchen Sauerstofftabletten zur Teichwasserpflege und fur Aquarien Verfahrenstechnisch erfolgt die Herstellung all dieser verschiedenen Tabletten durch Komprimieren in Tablettenpressen Tablettierung Geschichte der Tablette als Arzneiform Bearbeiten nbsp Skulptur Meilensteine der Medizin beim Berliner Walk of Ideas links das Marie Elisabeth Luders HausDie Tablette wurde Ende des 19 Jahrhunderts eingefuhrt Sie gilt als eine der gewaltigsten Umwalzungen die der Apothekerstand je erlebt hat 1 1843 beantragte der Englander William Brockedon 1787 1854 das Patent fur diese und gilt somit als Erfinder Dabei gab er ihnen anfangs den Namen shaping pills Die ersten hergestellten Praparate bestanden aus Natron Natriumchlorid und Kaliumchlorid und wurden bald compress pills genannt 1862 wurde die Bezeichnung tablet eingefuhrt die fur Komprimate des Brockedonschen Typs verwendet wurde wobei bereits fruher Pastillen derartig bezeichnet wurden 1883 vermarktete die Firma Burroughs Wellcome amp Company den Begriff der Tablette fur kaufmannische Zwecke Dieser Terminus war ein geschutzter Warenname fur Arzneimittel mit runder bikonkaver Oberflache Daraufhin liess sich die Firma die Bezeichnung tabloid schutzen Dies war eine Verschmelzung von Tablette und Alkaloid und bezieht sich auf Komprimate mit hochwirksamen Arzneistoffen in konzentrierter Form Die Technologie zur Herstellung der Tablette schaute sich Brockedon bei der Brikettzubereitung in Ziegel und Tonfabriken ab In Deutschland hingegen fuhrte Isidor Rosenthal 1874 die Tablettenproduktion ein Dabei wurden erstmals nur Tabletten fur Organtherapeutika produziert Mit der sog Tablettenverordnung von 1898 versuchte man die Herstellung in der Apotheke zu vereinfachen Allerdings wurde bereits am Anfang der 1890er Jahre im grossen Massstab mit der industriellen Produktion begonnen Spater in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts verstarkte man die Entwicklung von Arzneimitteln mit protrahierter Wirkung d h Retard oder Depotarzneiformen Durch die Erforschung wurden anschliessend Mehrschicht und Manteltabletten sowie Duplextabletten in die Therapie eingefuhrt 1 Vorteile von Tabletten Bearbeitenbillige und massenhafte Produktion auf geeigneten Maschinen moglich gut zu verpacken und zu transportieren hohe Stabilitat des Wirkstoffes in der Arzneiform genau dosierbar einfache Einnahme eine Tablette kann mehrere Wirkstoffe enthalten Das senkt die Zahl der einzunehmenden Tabletten und verbessert damit die Adharenz Beispielsweise empfiehlt die europaische kardiologische Gesellschaft solche Single Pills fur die Behandlung der Hypertonie einzusetzen 2 Nachteile der Tabletten BearbeitenBei Einnahme ohne ausreichend Flussigkeit gelangen die Tabletten nicht bis in den Magen sondern bleiben eine Zeit lang in Rachen oder Speiserohre kleben was unter anderem unangenehme Fremdkorpergefuhle auslosen kann Deshalb wird insbesondere bettlagerigen Patienten empfohlen Medikamente in flussiger Darreichungsform einzunehmen Die Compliance bei der Medikamenteneinnahme in Form von besonders grossen Tabletten ist reduziert da einige Patienten Probleme haben so grosse Tabletten zu schlucken Bei einigen Personen bleiben die Tabletten wahrend des Schluckvorgangs im Rachenbereich klebenDirekttablettierung BearbeitenUnter Direkttablettierung versteht man das Verpressen der Pulver oder von Pulvergemischen mit oder ohne Zusatz von Hilfsstoffen ohne weitere Vorbehandlung Sie erscheint damit einfach und billig Nachteilig ist dass nur wenige Substanzen die zur Direkttablettierung notwendigen Eigenschaften insbesondere die Fliessfahigkeit der Haufwerke und die Bindungskrafte zwischen den Partikeln besitzen Grob kristalline Pulver mit kubischen Kristallen lassen sich am besten verarbeiten Eine Korngrosse von 0 5 bis 1 mm ist optimal Die Pulver sollen trocken sein also eine Restfeuchte von max 10 aufweisen und in Raumen verpresst werden die eine maximale relative Luftfeuchtigkeit von 50 aufweisen Zur Direkttablettierung geeignet Bearbeiten Natriumchlorid Kochsalz Kaliumchlorid Zinksulfat Ammoniumchlorid Pflanzenpulver Trockenextrakte Mikrokristalline Cellulose Pulvercellulose Polyvinylpyrrolidon PVP Hilfsstoffe BearbeitenDurch den Zusatz von Hilfsstoffen werden im Pulvergemisch die zur Tablettierung notwendigen Eigenschaften verbessert und die Eigenschaften der fertigen Tablette modifiziert Hauptartikel Galenik Fullmittel Bearbeiten Bei Verarbeitung sehr geringer Wirkstoffmengen z B Alkaloide Hormone Vitamine usw werden Fullmittel benotigt Fullmittel sorgen dafur dass die Tablette die notwendige Grosse Masse erhalt Eingesetzt werden Starken Mais Kartoffel und Weizenstarke und Lactose Weitere Fullmittel sind Glucose Mannitol Sorbitol Fructose wird auf Grund ihres hohen Preises nur sehr selten verwendet Saccharose wird vor allem fur Lutschtabletten verwendet Nach Zufuhrung von Gleit und Schmiermitteln ist auch die direkte Tablettierung moglich Bindemittel Bearbeiten Bindemittel sorgen fur den Zusammenhalt in Granulaten und neben dem Pressdruck fur die Festigkeit von Tabletten Sie unterteilen sich in Trockenbindemittel wie z B MCC mikrokristalline Cellulose oder Starke und in Feuchtbindemittel Klebstoffe fur die Granulierung wie z B Starkekleister Celluloseether Kollidon und Gelatine Sprengmittel Zerfallsmittel Bearbeiten Sie verbessern das Verpressen zu haltbaren Tabletten Verbesserung der Partikelhaftung und das spatere Zerfallen der Tabletten im Magen Darm Trakt Sprengmittel Zerfallsmittel wirken auf drei Arten Substanzen die Feuchtigkeit absorbieren die Kapillaritat erhohen und quellen Verbindungen die unter Einfluss von Feuchtigkeit Gase entwickeln und aufbrausen Substanzen die die Benetzbarkeit der Tabletten erhohen Hydrophilisierungsmittel Wichtige Sprengmittel sind Kartoffel und Maisstarke PVP Carbomer und Magnesiumperoxid Die Gruppe der Sprengmittel oder auch zerfallsfordernde Mittel wird v a durch die quervernetzten PVP Marken bestimmt Kollidon CL Gleitmittel Bearbeiten Gleitmittel werden nochmals in drei Untergruppen unterschieden Fliessmittel verbessern die Fliesseigenschaften des Haufwerkes Dadurch kann sie bei der Tablettierung besser in die Matrize fliessen somit verbessern Fliessmittel auch die Dosiergenauigkeit Sie verringern die interpartikularen Reibungen Sie reduzieren die Feuchtigkeit auf der Oberflache Sie verringern Reibungs und Haftkrafte zwischen den Schuttgutteilchen Schmiermittel haben die Funktion das Ausstossen der Tablette aus der Matrize dadurch zu erleichtern dass die Reibung zwischen Innenwand der Matrizenbohrung und Tablettenseitenflache herabgesetzt wird Zudem wird die Reibung zwischen der Matrizenbohrung und dem Unterstempel verringert um ein Festfressen des Unterstempels zu verhindern Formentrennmittel sollen das Kleben der Tablettenmasse an den Stempeln und an der Matrizeninnenwand verhindern Auch hier ist zu grosse Feuchtigkeit auszuschliessen Problematisch fur das Kleben konnen hygroskopische Substanzen sein Verbindungen mit einem Schmelzbereich unter 75 C kleben sehr stark und sind nicht ohne weiteres tablettierbar Typische Gleitmittel sind z B Magnesiumstearat und Calciumbehenat Uberzogene Tabletten Dragees und Filmtabletten BearbeitenUberzogene Tabletten bestehen aus einem Kern und einer gleichmassigen luckenlosen Schicht Der Kern besteht meistens aus einer Tablette oder einem Granulatkorn bzw Pellet Die aufgetragene Schicht besteht entweder aus Zucker klassisches Zuckerdragee oder aus einem anderen Filmbildner Filmtablette Die Schicht kann gefarbt sein und gegebenenfalls noch andere Substanzen enthalten um die Eigenschaften der fertigen Arzneiform in der gewunschten Weise zu verandern oder zu uberdecken z B Geruch und Geschmack Das Dragieren ist der Produktionsschritt bei dem der Kern mit Zuckerschichten umhullt wird Mittlerweile werden auch andere Uberzugsmaterialien verwendet z B Hydroxypropylmethylcellulose HPMC und Polyacrylat Methacrylat PAMA 3 Besteht die Schicht nur aus einem einzigen dunnen Film spricht man von Filmtabletten Geschichte des Dragierens Bearbeiten nbsp Anis de Flavigny in den einzelnen Herstellungsschritten vom Anissamen bis zum fertigen DrageeIn der Antike wurde in Griechenland tragemata Naschwerk hergestellt das aus mit Honig und Harzen glasierten Nussen bestand Um das Jahr 1000 n Chr beschrieb der persische Gelehrte Ibn Sina in seinem Werk Kanon der Medizin das Uberziehen von Pillen mit Zucker und Wachs ausserdem beobachtete er dass die Farbung einer Pille eine psychologische Wirkung erzielt Etwa um die gleiche Zeit begannen Benediktiner in Flavigny sur Ozerain mit dem Dragieren von Pflanzenteilen darunter Anissamen Die Anis de Flavigny Dragees sind immer noch erhaltlich Jean de Renoult ein Pariser Apotheker stellte ab 1608 mit Zucker und Gold uberzogene abgeflachte Tafelchen her Apotheker kopierten die Herstellungsweise von franzosischen Konditoren die bereits Sussigkeiten Dragees herstellten Verzuckerte Pillen brachte man in runde Becken benetzte sie mit einer Gummi arabicum Losung bestreute sie mit Zuckerpulver und bewegte das mit einer Kordel an der Decke befestigte Becken hin und her sodass die Pillen roulierten Anschliessend trocknete man diese auf einem Haarsieb bei 25 C Dieser gesamte Vorgang wurde dann noch zweimal wiederholt In franzosischen Adelskreisen kam das Verzehren solcher Dragees in Mode so dass die Produktion zur Bedarfsdeckung zunehmend mechanisiert wurde bis hin zu einer industriellen Fertigung in Dragierkesseln In der Mitte des 19 Jahrhunderts entwickelte sich die industrielle Produktion in den USA durch den Apotheker Warner dem spateren Grunder von Warner Lambert 3 seit 2000 Pfizer 4 Eine fruhe Nutzung des Dragier Verfahrens erfolgte auch in der Lebensmittelbranche beispielhaft seien hier die Liebesperlen genannt Das Filmdragee das man schon 1930 beschrieben hat wurde in den 1950er Jahren kommerzialisiert Die Firma Abbott Laboratories stellt Filmdragees seit 1953 in den USA her 1 Grunde fur das Uberziehen von Tabletten Bearbeiten Uberdecken unangenehmen Geschmacks Verbesserte Verarbeitung bei der Konfektionierung Besseres Gleiten Verdecken eines unangenehmen oder uneinheitlichen Aussehens Schutz der Arzneistoffe vor ausseren Einflussen Erzielung einer Resistenz gegen Magensaft Ganz allgemein Steuerung Modifizierung der Wirkstofffreisetzung Erleichtern des Schluckens Erleichterung der Identifizierung Arzneimittelsicherheit Zuckerdragierung Bearbeiten Dies ist das klassische Dragieren d h das Uberziehen der Kerne mit Zuckerlosungen Die hohen Produktionskosten die Schwierigkeiten den Prozess zu standardisieren automatisieren und die lange Herstellungsdauer von bis zu einer Woche pro Charge lassen dieses Verfahren zugunsten der Filmtablette immer weiter zurucktreten Beim Kaltdragieren wird die Zuckerlosung bei normaler Zimmertemperatur aufgetragen beim Warmdragieren Heissdragieren wird der erwarmte Zuckersirup verwendet ca 50 60 C Der Vorgang findet in Dragierkesseln statt in der die Kerne durch Rotation der Trommel ins Rollen gebracht werden Die Dragierflussigkeit wird zugesetzt und uberzieht nach und nach die Kerne Gleichzeitig wird vorsichtig getrocknet Warmluft oder IR Strahler Der Vorgang wird so lange wiederholt bis sich eine ausreichend dicke und stabile Schicht um den Kern gebildet hat Dies kann bis zu 50 Dragiervorgange erfordern Die Kerne erfahren dadurch eine Gewichts und Volumenzunahme Dragierprozess im Einzelnen Bearbeiten Impragnieren zum Schutz vor dem Eindringen der Dragierflussigkeit in den Kern z B mit Schellacklosungen oder Polymerisaten Andecken zum mechanischen Schutz und zum Vorbereiten des Auftragens Andecksirup enthalt neben dem Zucker noch Bindemittel PVP Cellulose usw Auftragen bis zu 50 mal Das Auftragen ist der eigentliche Dragiervorgang Wird bis zum Erreichen der gewunschten Dicke wiederholt Farben Zum Farben wird der letzten Auftragsschicht Farbstoff zugesetzt 1 3 Glatten Der Glattsirup wird aufgetragen um Unebenheiten zu beseitigen Langsames trocknen ist wichtig daher keine Warmezufuhr Polieren Zur Verbesserung des Aussehens werden die Dragees in besonderen mit Filz ausgeschlagenen Trommeln unter Verwendung von Ol oder Polierwachs weiterverarbeitet Schnelldragierung Bearbeiten Die Schnelldragierung entspricht in ihren wesentlichen Arbeitsgangen der oben beschriebenen Dragierung Die Zeitersparnis wird dadurch realisiert dass man sich mit einer um 70 90 geringeren Schichtdicke zufriedengibt Ferner werden zum Schnelldragieren Dragieremulsionen verwendet In wenigen Stunden lassen sich so Dragees herstellen Filmtabletten Filmdragees film coated tablets Bearbeiten Hauptartikel Filmtablette Der Unterschied zur Dragierung liegt darin dass die Kerne mit einer einzigen durchgehenden gefarbten Schicht aus besonderen Uberzugsmaterialien uberzogen wird Weder das Volumen noch die Form des Kerns wird dabei verandert Gravuren bleiben sichtbar Obwohl diese Schicht nur sehr dunn ist soll sie doch alle wesentlichen Vorteile der unter Grunde fur das Uberziehen genannten Eigenschaften erhalten Der entscheidende Vorteil der Filmuberzuge ist Zeitersparnis Uberzugsmaterialien Bearbeiten Uberzugsmaterialien werden ublicherweise nach chemischen oder funktionellen Gesichtspunkten eingeteilt Chemische Unterteilung Bearbeiten Cellulose und Cellulosederivate Methacrylsaurecopolymere Polyvinylpyrrolidon PVP und DerivateFunktionelle Einteilung Bearbeiten Schnelllosliche Filmbildner Bearbeiten Methylcellulose PVP PolyvidonacetatMagensaftresistente und dunndarmlosliche Filmbildner Bearbeiten Hydroxypropylmethylcellulosephthalat Carboxymethylcellulose Polyvinylacetatphthalat Schellack MethacrylsaureesterUnlosliche Filmbildner Bearbeiten Ethylcellulose MethacrylsaureesterAndere Hilfsstoffe wie Weichmacher Citronensaureester Phthalsaureester Polyalkohole Polyoxyethylenderivate erhohen die Flexibilitat des Filmes und setzen die Sprodigkeit herab Als Farbstoffe werden mit Einschrankungen die ublichen Lebensmittelfarbstoffe verwendet Die Verwendung von Farbstoffen in Arzneimitteln ist in der Arzneimittelfarbstoffverordnung AMFarbV geregelt Veranderte Wirkstofffreisetzung BearbeitenTabletten mit veranderter Wirkstofffreisetzung konnen sowohl uberzogen oder nicht uberzogen sein Sie werden durch spezielle Verfahren z B Hydroxpropylmethylcellulose als Matrix oder unter Verwendung bestimmter Hilfsstoffe z B Uberzuge hergestellt Ferner konnen auch Kombinationen dieser vorgenommen werden Ziel dieser Art der Tablettenherstellung ist es den Ort den Zeitpunkt oder die Wirkstofffreisetzungsgeschwindigkeit gezielt zu verandern Das europaische Arzneibuch inkludiert zu Tabletten mit veranderter Wirkstofffreisetzung verschiedene Wirkstofffreisetzungsprofile wie verzogerte verlangerte oder pulsierende Wirkstofffreisetzung 5 6 7 Verzogerte Wirkstofffreisetzung Bearbeiten Tabletten mit verzogerter Wirkstofffreisetzung sind meist Tabletten die ihren Wirkstoff erst im Darmlumen freisetzen Dies bedeutet dass sie im Magensaft resistent gegenuber dem sauren Milieu sind Sie konnen entweder als ganze Tablette mit einem oder mehreren Schichten uberzogen sein oder durch bereits uberzogenen Granulaten hergestellt werden 1 Verlangerte Wirkstofffreisetzung Bearbeiten Bei Tabletten mit verlangerter Wirkstofffreisetzung handelt es sich um Langzeitarzneiformen Diese sind derartig modifiziert dass sie entweder ihren Wirkstoff Stuck fur Stuck freisetzen z B langsame Wirkstoffauflosung oder Errichtung einer Diffusionsbarriere oder die Biotransformation und Elimination verzogert sind um dadurch eine lange biologische Halbwertszeit zu erzielen Man unterscheidet im Allgemeinen zwischen Retard und Depotarzneiformen wobei die Depotarzneiformen wiederum in Sustained release Type hinhaltende Wirkstofffreigabe Prolonged release Type protahierte Wirkstofffreigabe Repeat release Type gestaffelte Wirkstofffreigabe und Delayed release Type verzogerte Wirkstofffreisetzung unterteilt werden 8 Pulsierende Wirkstofffreisetzung Bearbeiten Bei dieser gestaffelten Art der Wirkstofffreisetzung wird zunachst eine Initialdosis und nach einer gewissen Zeit weitere Einzeldosen freigesetzt Sie beinhalten im ausseren Teil einen Dosierung fur die Initialwirkung und im Kern eine Dosis fur die Langzeitwirkung Somit entsteht ein Gebilde von einer Tablette in einer Tablette Diese Art der Wirkstofffreisetzung ist das Prinzip von z B OROS osmotic release oral system Hier wird der Wirkstoff mit einem stark osmotischen Hilfsstoff z B Mannitol oder NaCl gemischt und zusammen verpresst Die fertige Tablette wird anschliessend mit einer semipermeablen Membran uberzogen welcher den Wirkstoff nicht passieren lasst Durch einen Laser wird in die Tablette ein Loch gebohrt durch welchen der Wirkstoff freigesetzt werden kann Durch den herrschenden osmotischen Druck stromt Wasser in die Tablette worin sich der Wirkstoff lost und durch das gebohrte Loch freigesetzt werden kann 8 1 Methoden zur Herstellung Bearbeiten Tabletten mit veranderter Wirkstofffreisetzung konnen auf verschiedene Weisen hergestellt werden Sie konnen einerseits uberzogen werden welche entweder nur die Magensaftresistenz gewahrleisten eine Retardwirkung ausfuhren oder andererseits mit Hilfe weiterer Hilfsstoffe zu einem oralen osmotischen System fuhren Weiterhin kann der Wirkstoff in einer Matrix eingebettet sein welcher sich stuckchenweise auflost und somit zu einer verlangerten Wirkstofffreisetzung fuhrt Uberzuge Bearbeiten Bestimmte Uberzuge auf einer Tablette bewirken dass sie sich nicht im Magen auflost Solche magensaftresistente Tabletten mit Uberzugen wie z B Eudragit L Eudragit S und Eudragit FS setzen ihren Wirkstoff erst im Darmlumen frei Arzneiformen mit retardierenden Uberzugen setzen den Wirkstoff zeitlich verzogert frei wie z B mit den Uberzugen Eudragit RL Eudragit RS Eudragit NM und Eudragit NE 9 Retarduberzuge Bearbeiten Einige bestimmt Polymethacrylate Handelsname u a Eudragit konnen aufgrund ihrer Struktur dazu fuhren dass eine Tablette nicht vom Magensaft angegriffen wird und durch ihre quellende Eigenschaft eine Retardwirkung entsteht 1 Die Eudragite RL RS beinhalten quartare Ammoniumverbindungen deren Gegenion ein Chlorid Ion ist Diese Chlorid Ionen werden im Magen Darm Trakt durch ein Phosphat ersetzt Dieses Phosphat Ion entwickelt eine Hydrathulle welche zur Quellung des Uberzugs fuhrt Diese Quellung fuhrt zu Rissen in der Uberzugsschicht aus welchen der Arzneistoff nun entweichen kann Der Unterschied beider Eudragite liegt im Ammoniumgehalt Eudragit RL Leicht Retardierend hat einen 10 igen Ammoniumgehalt wobei Eudragit RS Stark Retardierend nur einen 5 igen wodurch ein unterschiedlicher Quelleffekt zustande kommt 9 Orales Osmotisches System Bearbeiten Eine weitere Moglichkeit die Wirkstofffreisetzung einer Tablette zu beeinflussen bietet das orale osmotische System Durch eine osmotisch aktive Substanz gelangt dabei Wasser in die Arzneiform Der dadurch ansteigende Druck presst den Wirkstoff durch ein lasergebohrtes Loch durch die semipermeable Membran ins Darmlumen Ablauf der Tablettenherstellung Bearbeiten nbsp in einer Tablettenfabrik 1904 nbsp DrageeturbineTabletten werden aus Pulvergemischen gepresst Meist wenn auch nicht immer werden diese Gemische vor dem Verpressen granuliert d h in grobere Teilchen uberfuhrt Der wichtigere Grund dafur soll an einem Beispiel veranschaulicht werden Neigt man eine Schaufel mit feinem Mehl immer starker so geschieht zunachst gar nichts bis bei starker Neigung plotzlich das ganze Mehl auf einmal in einer grossen Staubwolke herabfallt Nimmt man dagegen eine Schaufel mit kornigem Zucker so gerat er viel fruher und gleichmassiger ins Fliessen Zucker ist zwar kein Granulat aber seine Kristalle fliessen ahnlich gut wie Granulate Ein solches Fliessen ist fur die Verarbeitung auf den Tablettenpressen sehr wichtig denn wenn die Masse ins Stocken gerat entstehen zu leichte Tabletten Ein anderer Grund fur das Granulieren liegt darin dass im Granulat die verschiedenen Bestandteile aneinander haften und sich nicht wieder entmischen konnen Uneinheitliche Gemische fuhren zu Schwankungen im Wirkstoffgehalt Manchmal allerdings kann man auch auf das Granulieren verzichten und die Tabletten direkt aus den Pulvergemischen pressen Diese Herstellungsart nennt man Direktverpressung Insgesamt wendet man folgende Verfahren zur Herstellung von Tablettenmassen an Pulvermischung zur Direktverpressung Feuchtgranulierung Wirbelschichtgranulierung TrockengranulierungDie Direktverpressung ist die wirtschaftlichste und eleganteste Methode sie lasst sich aber nur bei einem Teil der Tabletten verwirklichen da Pulvergemische sich oft schlecht verarbeiten lassen Die Feuchtgranulierung ist das verbreitetste Verfahren zur Vorbereitung von Pressmassen Dabei stellt man eine Art Teig her der durch ein Sieb gepresst wird und getrocknet wird Die Wirbelschichtgranulierung stellt eine Sonderform der Feuchtgranulierung dar Die Trockengranulierung wird notwendig wenn die Mischung feuchtigkeitsempfindlich ist Der Ablauf der Tablettenherstellung gliedert sich in die Schritte Vorbereitung der Substanzen und Einwaage Granulierung Verpressung Bei der Verpressung konnen eine oder zwei im 90 Winkel angeordnete Rillen sogenannte Bruchkerben in die Tablette eingepresst werden um das Zerteilen der Tablette zu erleichtern Zum Zerteilen von Tabletten was besonders alteren Personen mit Sehbehinderungen und manuellen Behinderungen schwer fallen kann kann auch ein Tablettenteiler verwendet werden Schmuckkerben dienen dagegen der Identifizierung von Tabletten Sie sind reine Zierkerben und ihre Teilstucke sind zumeist nicht gleichformig d h diese Teilstucke konnen zu Uber oder Unterdosierung fuhren Literatur BearbeitenAnnette Bauer Brandl Wolfgang A Ritschel Die Tablette Handbuch der Entwicklung Herstellung und Qualitatssicherung 3 Auflage Editio Cantor Aulendorf 2011 ISBN 3 87193 407 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tabletten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Tablette Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Wolf Dieter Muller Jahncke Christoph Friedrich Ulrich Meyer Arzneimittelgeschichte 2 uberarb und erw Auflage Wiss Verl Ges Stuttgart 2005 ISBN 978 3 8047 2113 5 S 31 ff Peter Overbeck Hypertonie Besserer Schutz bei leitliniengerechter initialer Single Pill Therapie Kardiologie org 1 November 2018 abgerufen am 28 Marz 2022 a b Gerhard Wassmann Mont Kumpugdee Vollrath Jens Peter Krause Einfuhrung und Geschichte des Coatings In Easy Coating Grundlagen und Trends beim Coating pharmazeutischer Produkte Vieweg Teubner Verlag Wiesbaden 2011 S 2 5 Warner Lambert 2000 Pfizer joins Forces with Warner Lambert pfizer com 2018 abgerufen am 28 Januar 2020 Europaisches Arzneibuch Band 8 0 Voigt Pharmazeutische Technologie Hrsg Deutscher Apotheker Verlag 2015 ISBN 978 3 7692 6194 3 American Pharmaceutical Association Hrsg Handbook of Pharmaceutical Exciepients USA a b pharmaceutical industry Drug discovery and development In Encyclopedia Britannica britannica com abgerufen am 22 Januar 2017 a b Evonik Nutrition amp Care GmbH Hrsg Eudragit evonik com PDF Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tablette amp oldid 229650659