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Milzbrandtoxin auch Anthrax Toxin ist ein Proteingemisch das vom Milzbrand Erreger dem Bakterium Bacillus anthracis produziert wird und das verantwortlich fur die Gefahrlichkeit einer Milzbrandinfektion ist Es wird vom Bakterium wahrend der Infektion ausgeschieden dringt in die Zellen des Wirts ein und verursacht ihre Zerstorung Die Untereinheiten des Milzbrandtoxins heissen Protektives Antigen PA Letalfaktor LF und Odemfaktor EF Die sich aus dem Milzbrandtoxin bildenden Proteinkomplexe gehoren zur grossen Gruppe der Bacillus und Clostridium Exotoxine die aus zwei sich funktionell erganzenden Untereinheiten aufgebaut sind AB Toxine PA LF ist das Letaltoxin und PA EF das Odemtoxin 1 2 Fur die Strukturbiologie ist Milzbrandtoxin ein besonders zugangliches Modell um die Mechanismen beim Transmembrantransport grosser Proteine zu untersuchen Obwohl die Einzelheiten des Vergiftungsprozesses durch Milzbrandtoxin ausgiebig untersucht wurden sind aufgrund der Komplexitat des Vergiftungsgeschehens noch nicht alle Fragen beantwortet Trotzdem stehen neben Antibiotika mehrere Impfungen und hochwirksame Antikorper fur die Behandlung zur Verfugung 3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Vergiftungsprozess 3 Die Untereinheiten PA LF EF 3 1 Protektives Antigen PA 3 1 1 Expression Modifikation Oligomerisierung 3 1 2 Bindung an Wirtsrezeptoren 3 1 3 Konfigurationsanderung zur Pore 3 1 4 Translokation von LF und EF 3 2 Letalfaktor LF 3 3 Odemfaktor EF 4 Evolution 5 Schutzmoglichkeiten 5 1 Impfung 5 2 Gegenmittel 5 3 Naturliche Genvariationen 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGeschichte BearbeitenMilzbrand war die erste Krankheit bei der als Ursache die Infektion mit Mikroorganismen zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte Robert Koch gelang es nicht nur im Jahr 1876 den Krankheitserreger Bacillus anthracis im Labor zu vermehren er wies ausserdem dessen Sporenbildung nach und konnte gesunde Tiere damit krank machen Dieser erste Nachweis eines Ubertragungswegs leitete das so genannte goldene Zeitalter der Mikrobiologie ein 4 Nur wenige Jahre spater entwickelte Louis Pasteur einen Impfstoff fur Schafe nachdem er zuvor mit Geflugelcholera Bakterien Pasteurella multocida das Prinzip der Abschwachung der Virulenz Attenuierung durch Kultur bei erhohter Temperatur demonstriert hatte Die historischen Feldversuche fanden 1881 in Pouilly le Fort statt 5 6 Die Menge und Qualitat der Veroffentlichungen uber Milzbrandtoxin in den Jahren 1953 bis 1968 ist bemerkenswert im Gegensatz zum fast volligen Fehlen derselben zwischen 1969 und den fruhen 1980er Jahren Im Jahr 1954 wurde erstmals gezeigt dass das Blutserum infizierter und spat mit Antibiotika behandelter Meerschweinchen Toxine enthalt In den Jahren bis 1962 entwickelten britische und amerikanische Forscher die Methoden zur Isolierung und Reinigung der Untereinheiten LF EF und PA Als klar wurde dass das Odemtoxin s u nicht todlich ist konzentrierte man sich ausschliesslich auf die Untersuchung des Letaltoxins Die Entdeckung im Jahr 1962 dass ein spezieller Laborratten Stamm die so genannte Fischer Ratte hochsensibel auf das Toxin reagiert wird auch heute noch zur Messung der Reinheit einer Toxinpraparation benutzt 7 8 9 Vergiftungsprozess Bearbeiten nbsp Schema des Vergiftungsprozesses In der Darstellung fehlt die Auflosung des PA 63 Rezeptorkomplexes nach Ansauerung des Endosoms mit Bildung der Pore Sind die Lebensbedingungen fur B anthracis gunstig bilden sich aus den Endosporen wieder Bakterien dies geschieht beispielsweise auf der Haut in der Lunge oder im Darm von Wirbeltieren wobei die Proteine LF PA und EF in grossen Mengen produziert und sezerniert werden Ausserhalb des Bakteriums kurzt eine Protease das PA zu PA 63 und dieses bildet an der Wirtszelle eine Prapore die maximal vier Molekule LF und oder EF binden kann Nach der Einschleusung des Toxins in die Wirtszelle ist es Bestandteil eines Endosoms das innerhalb von Minuten zum Lysosom reift dadurch werden die Proteine im Innern einer starken Ansauerung ausgesetzt Dies fuhrt bei der Prapore zur Bildung einer Klammer die aus dem Ring ein Porenbildendes Toxin macht die die Membran durchdringt und woruber die gebundenen LF und EF Einheiten ins Zytosol gelangen 10 11 Sind LF und EF frei im Zytosol konnen ihre disruptiven Funktionen nicht gestoppt werden Aufgrund ihrer Enzymeigenschaft werden sie dabei auch nicht verbraucht LF ist eine Protease die insbesondere in den MAPKK Signalweg eingreift wahrend EF als Adenylylcyclase ein Ubermass an cAMP produziert und die Uberexpression der Milzbrandtoxin Rezeptoren veranlasst Die Eskalation durch grosse Toxinmengen fuhrt zum Zelltod Da alle Zellen sensibel gegenuber Milzbrandtoxin sind und das Absterben der Zellen des angeborenen Immunsystems die Infektion begunstigt werden als Teil der Immunantwort immer grossere Mengen Interleukine ausgeschuttet Der dadurch resultierende Schock mit Atmungs und Herzversagen ist letztlich die Todesursache fur den Wirt Wird das Toxin direkt appliziert verlauft das Krankheitsbild anders als bei einer Infektion Hier ist kein systemischer Schock sondern die Zerstorung von Blutgefassen die letztliche Todesursache Ausserdem haben einzelne Wirbeltierarten Nagetiere Frosche eine besondere Sensibilitat auf das Toxin und konnen innerhalb weniger Stunden daran sterben wahrend eine letale Infektion Tage beanspruchen kann 1 7 Die Untereinheiten PA LF EF BearbeitenDie Pathogenitat des Milzbrandbakteriums ist hauptsachlich mit der Anwesenheit der beiden Plasmide pXO1 und pXO2 verknupft die 110 und 60 Megadalton schwer sind Wahrend pXO2 unter anderem fur die Polyglutamathulle des Bakteriums codiert enthalt pXO1 den genetischen Code fur die Toxin Untereinheiten als Teil einer so genannten Pathogenitatsinsel die sich zwischen den Positionen 117177 und 162013 gesamt im Plasmid 181654 Basenpaare erstreckt und acht identifizierte Gene enthalt Drei davon die Gene pagA lef und cya codieren fur die Proteine PA LF und EF Sobald ein Schwellenwert an Carbonsauren oder Kohlenstoffdioxid uberschritten wird reagiert der Transkriptionsfaktor atxA Teil eines noch unbekannten Zweikomponentensystems und startet die Expression der Pathogenitatsfaktoren Toxin plus Polyglutamat Die Untereinheiten PA LF und EF werden im Verhaltnis 20 5 1 ausgeschuttet 7 12 13 Protektives Antigen PA Bearbeiten Protektives Antigen PA 63 nbsp Bandermodell von PA 83 die einzelnen Domanen gefarbt Calcium als rote Kugeln Gelb PA 20 wird abgeschnitten Blau Calcium und LF EF bindend Grun Membrandomane Orange Oligomerisierungs Schnittstelle Pink Rezeptor bindend nach PDB 1ACC Masse Lange Primarstruktur 568 aaSekundar bis Quartarstruktur HomooctamerKofaktor Ca Prakursor prepro PA 764 aa PA 83 735 aa BezeichnerGen Name n pagAExterne IDs UniProt P13423Transporter KlassifikationTCDB 1 C 42Bezeichnung BAPA FamilieVorkommenHomologie Familie Hovergen nbsp Oberflachenmodell der Prapore des Milzbrandtoxins PA 63 Octamer von zwei Seiten nach PDB 3HVD nbsp Oberflachenmodell des siebenfachen PA 63 ATR2 Komplexes Die Rezeptormolekule blau sind unvollstandig und ihre Fortsetzung durch die Zellmembran mit Strichen angedeutet Nach PDB 1TZN Das protektive Antigen PA ist ein Protein das in einer Lange von 735 Aminosauren von B anthracis ausgeschieden wird In der verkurzten Form PA 63 568 Aminosauren ist es Bestandteil des Milzbrandtoxins und lagert sich mit sieben weiteren Einheiten PA 63 zur achtteiligen Prapore zusammen Diese Prapore bindet eine oder mehrere der LF EF Untereinheiten veranlasst durch Bindung an einen Wirtsrezeptor die Einschleusung in eine Wirtszelle mittels Endozytose und wandelt sich schliesslich innerhalb des Endosoms zur ausgewachsenen Pore welche die Ausschleusung der LF EF Untereinheiten aus dem Endosom ins Zellinnere Zytosol bewirkt Diese Transportfunktion von PA 63 ist essenziell fur die Pathogenitat des Bakteriums 14 Die Transportgleichung der Pore lautet LF oder EF Endosom Innenraum displaystyle longrightarrow nbsp displaystyle longrightarrow nbsp LF oder EF Zytosol Expression Modifikation Oligomerisierung Bearbeiten Das auf dem Plasmid pXO1 positionierte pagA Gen 2294 Basenpaare codiert fur ein 764 Aminosauren langes Vorlauferprotein das eine 29 Aminosauren lange Signalsequenz am Translationsanfang enthalt Das Sec Transportsystem in der Zellmembran des Bakteriums erkennt diese Signalsequenz und veranlasst daraufhin die Sekretion des noch ungefalteten Proteins wobei die Signalsequenz abgetrennt wird Das extrazellulare Chaperon prsA hilft dem nunmehr 735 Aminosaure langen PA 83 bei der Faltung in die endgultige Form Daruber wo genau im Wirt das PA 83 zum PA 63 gekurzt wird gibt es widerspruchliche Ergebnisse In jedem Fall spaltet eine Protease weitere 167 Aminosauren von PA 83 ab Erst diese Kurzung legt die Proteindomanen frei die es den Faktoren LF und EF erlauben an PA 63 zu binden Und erst jetzt ist PA 63 in der Lage sich mit mehreren gleichen Einheiten zu einer ringformigen Prapore zusammenzulagern Obwohl noch unklar ist ob die bevorzugte Form von PA 63 das Heptamer oder Octamer ist scheint das Octamer bei den Bedingungen die bei einer Infektion herrschen stabiler als das Heptamer zu sein Gleichwohl konnen beide Formen die Endozytose an Wirtszellen Rezeptoren veranlassen 14 Bindung an Wirtsrezeptoren Bearbeiten Von drei Rezeptorproteinen die alle auf Wirbeltierzellen vorkommen ist nachgewiesen dass sie dem Milzbrandtoxin die Einschleusung in die Zelle erlauben Es handelt sich um den Milzbrandtoxinrezeptor 1 ATR auch TEM8 der normalerweise Typ 1 Kollagene bindet den Milzbrandtoxinrezeptor 2 ATR2 auch CMG 2 der Laminin und Typ 4 Kollagene als naturliche Liganden hat und heterodimeres Integrin b1 Alle diese Rezeptoren enthalten eine so genannte Integrin I oder Von Willebrand A Domane deren Aminosauren ein zweiwertiges Metall Ion Ca Mn Mg auf der Rezeptoroberflache komplexieren und so eine Metallionen abhangige Klebestelle bilden MIDAS von engl metal ion dependent adhesion site Spatestens hier an den Rezeptor gebunden zerschneidet eine Protease das PA 83 und oligomerisiert das resultierende PA 63 zur sieben oder achtteiligen Prapore was zu einer Anhaufung von ebenso vielen Rezeptoren in der Zellmembran fuhrt An die Prapore wiederum sind bis zu vier LF oder EF Einheiten gebunden Die Endozytose des Gesamtkomplexes der nun bis zu 25 Untereinheiten enthalt erfolgt uber cholesterinreiche Flecken der Membran die Lipid Rafts und wird durch Clathrin unterstutzt Aus den kristallographischen Daten ergeben sich die Abmessungen der Prapore Durchmesser 160 A Hohe 85 A und ein Innendurchmesser von etwa 35 A 10 14 15 Konfigurationsanderung zur Pore Bearbeiten nbsp Nguyens Modell der PA 63 Pore von zwei Seiten als Bandermodell Aufgrund der generellen Schwierigkeit Membrantransportproteine rontgenkristallografisch zu untersuchen ist kaum etwas uber die Struktur von Poren und ihren Bildungs und Transportmechanismus bekannt In dieser Hinsicht ist PA 63 eines der bestuntersuchten Transportproteine fur den Transport grosser Proteine Zunachst wiesen Blaustein und Kollegen nach dass PA 63 in kunstlichen Membranen unter sauren Bedingungen einen Kanal bildet der fur Ionen durchlassig war Spatere Untersuchungen mit verschieden grossen Ionen ergaben fur den Innendurchmesser einen Wert von 12 A ganz ahnlich dem anderer A B Toxine wie Botulinus Diphtherie oder Tetanustoxin Sobald die Pore einen der Faktoren LF oder EF transportierte war sie fur keine Ionen mehr durchlassig 13 Im Jahr 2004 gelang es Tam Luong Nguyen durch Vergleich mit dem a Hamolysin von Staphylococcus aureus einen plausiblen Mechanismus fur die Bildung der PA 63 Pore zu postulieren und ein raumliches Modell der Pore anzufertigen das gut mit allen bis dahin vorhandenen Ergebnissen ubereinstimmte Essenziell ist dabei eine Proteindomane deren Ruckgrat ein Maandermotiv bildet das im sauren Milieu wie eine Klammer nach aussen klappt und ein beta Faltblatt bildet Sieben oder acht dieser Faltblatter formieren sich zur Rohre beta Fass das genau die geforderten Eigenschaften besitzt In einer wegweisenden Studie konnten Hiroo Katayama und Mitarbeiter im Jahr 2008 zeigen dass das Chaperon GroEL geeignet ist die PA 63 Pore so zu stabilisieren dass elektronenmikroskopische Messungen durchgefuhrt werden konnen Diese bestatigten im Nachhinein die Vermutungen des Nguyen Modells 3 16 17 Translokation von LF und EF Bearbeiten Auch der Mechanismus des Transports der Virulenzfaktoren aus dem Endosom ist noch nicht vollstandig geklart Grosse Fortschritte ergaben sich durch den Einsatz von elektrophysiologischen Messsystemen die von mehreren Forscherteams ab 2004 entwickelt wurden Diese bestehen aus zwei mit Kaliumchloridlosung gefullten Kammern die uber eine ebene Phospholipid Doppelmembran verbunden sind Elektrische Spannungen und pH Gradienten sind leicht einstellbar und messbar Damit kann die Transportfahigkeit von gezielt an einzelnen Aminosauren veranderten PA 63 Poren bzw Faktoren unter realistischen Bedingungen gemessen und so festgestellt werden welche Aminosauren uberhaupt an dem Prozess teilnehmen Anhand solcher Versuche konnten ab dem Jahr 1994 verschiedene Forschergruppen belegen dass LF mit dem N Terminus zuerst durch die Pore transportiert wird dass das elektrische Potenzial in Transportrichtung positiv ist dass wenn LF sich in der Pore befindet kein Durchkommen fur weitere Teilchen moglich ist dass eine bestimmte Aminosaure Phenylalanin 427 mit ihren sechs bis sieben identischen Nachbarn im Innern des beta Fasses eine Einschnurung in der Rohre und das aktive Zentrum der Transportfunktion bildet Diese Einschnurung bekam den Namen f Klemme engl f clamp sie interagiert direkt mit dem zu transportierenden Protein Bryan A Krantz schlug 2006 schliesslich aufgrund der bisherigen Ergebnisse ein Modell fur den Transportmechanismus der PA 63 Pore vor bei dem der zu transportierende Faktor aufgrund des sauren Milieus nahezu entfaltet das heisst als lineare Kette vorliegt die nur mithilfe des pH Gradienten und der Brownschen Molekularbewegung eine Netto Bewegung aus dem Endosom ausfuhrt Die Vermutung dieses als molekulare Ratsche bezeichneten Prinzips wurde bis heute nicht widerlegt 11 Letalfaktor LF Bearbeiten Letalfaktor nbsp Bandermodell des LF Monomers Zink als Kugel nach PDB 1J7NVorhandene Strukturdaten s UniProtMasse Lange Primarstruktur 776 AminosaurenKofaktor Zn Prakursor prepro LF 809 aa BezeichnerGen Name n lefExterne IDs UniProt P15917EnzymklassifikationEC Kategorie 3 4 24 83 MetallopeptidaseMEROPS M34 001Reaktionsart Hydrolyse von PeptidbindungenSubstrat alle MAP2K ausser MAP2K5Produkte AbfallproteineVorkommenHomologie Familie HovergenDer Letalfaktor LF ist ein Enzym aus der Familie der neutralen Zink Metallopeptidasen Es katalysiert hochspezifisch die Hydrolyse von Peptidbindungen in bestimmten Enzymen der Wirtszelle den MAP Kinase Kinasen MAPKK MAP2K MEK Es handelt sich um eine Endopeptidase 7 18 Beobachtet wurden bei der Verabreichung des Letaltoxins besonders zelltoxische Effekte auf alle Zellen Diese zytotoxischen Effekte konnen auch durch ihre Ahnlichkeit mit der Wirkungsweise kunstlicher MEK Inhibitoren auf die Hemmung der MEK Signalwege durch den Letalfaktor zuruckgefuhrt werden 7 Die katalysierte Reaktion lautet MEK H2O displaystyle longrightarrow nbsp ProteinbruchstuckeDie Enzymfunktion kommt nur bei Anwesenheit des Cofaktors Zink zustande Auch der Letalfaktor wird zunachst mit Signalsequenz synthetisiert die nach dem Export via Sec System abgeschnitten wird Odemfaktor EF Bearbeiten Odemfaktor nbsp Bandermodell des EF blau im Komplex mit Calmodulin grau Desoxy ATP Ca und Mg als Kalotten nach PDB 1XVF Die untere Domane bindet an PA 63 Masse Lange Primarstruktur 767 AminosaurenKofaktor Ca Mg CalmodulinPrakursor 800 aa BezeichnerGen Name n cyaExterne IDs UniProt P40136EnzymklassifikationEC Kategorie 4 6 1 1 LyaseReaktionsart RingschlussSubstrat ATPProdukte 3 5 cAMP PPiVorkommenHomologie Familie HovergenDer Odemfaktor EF auch genauer Calmodulinsensitive Adenylylcyclase von B anthracis ist ein Enzym das die Umwandlung von ATP in cAMP katalysiert Es ist eine Adenylylcyclase der Klasse II Die ungehemmte Produktion des unspezifischen Second Messengers cAMP lost je nach Zelltyp weitere Signale aus deren Gesamtwirkung schwer zu uberblicken ist Jedoch wurden in letzter Zeit Hinweise gefunden dass EF fur die Schadigung des Immunsystems und der Blutgefasse verantwortlich ist und damit zur Todlichkeit der Infektion insgesamt beitragt EF allein wirkt nur in hohen Dosen todlich auf die Zelle oder den gesamten Organismus 7 19 20 Das katalysierte Gleichgewicht lautet ATP displaystyle rightleftharpoons nbsp cAMP PPiFur ein funktionierendes Enzym ist dessen Komplexierung mit je einem Calcium und Magnesiumion sowie einem Molekul Calmodulin notwendig Auch der Odemfaktor wird zunachst mit Signalsequenz synthetisiert die nach dem Export via Sec System abgeschnitten wird Evolution Bearbeiten nbsp Phylogenetischer Baum mit den B Proteinen die zu PA homologen Proteine Die Lange der Zweige ist aquivalent zum Ausmass des genetischen Drifts des gemeinsamen Vorlauferproteins Homologe stammen hauptsachlich aus Bacillus sp und Clostridium sp Die Evolution des Milzbrandtoxins ist die Summe der Evolution seiner Protein Untereinheiten Obwohl das Pathogenitatsoperon vermutlich als Ganzes so genannte Pathogenitatsinsel auf das Plasmid pOX1 transponiert wurde liegt dieses Ereignis weiter zuruck als die Differenzierung der Gattungen Bacillus und Clostridium von ihrem gemeinsamen Vorganger Der Grund ist dass mehrere Arten dieser Gattungen Proteine produzieren die zu den Untereinheiten PA LF und EF des Milzbrandtoxins homolog sind Zusatzlich sind auch LF und EF zueinander homolog so dass als gemeinsamer Urahn ein Enzym PA Doppeltoxin in Frage kommt Daraus ergab sich die Benennung der Gruppe als A B Toxine Strukturbiologie Datenbanken haben Aminosaure Muster entwickelt die auf alle so verwandten Proteine passen Damit ist es nun moglich direkt nach einer Genomsequenzierung entsprechende Gene sofort zu erkennen und zu markieren Genannotation Mit solchen Mustern und Hilfsmitteln wie dem BLAST Algorithmus zeigt man leicht dass die A Untereinheiten die Enzyme starker konserviert sind als das jeweilige PA da sie einander ahnlicher sind 21 22 23 24 25 Schutzmoglichkeiten BearbeitenDie Infektion mit Milzbrand ist mit Antibiotika behandelbar Dies reicht jedoch oft nicht aus Schadigungen durch das ausgeschuttete Toxin zu vermeiden Zum Schutz der Nutztiere und des Menschen vor den Auswirkungen einer Infektion mit Milzbrand haben sich daher spezielle Impfstoffe und Gegenmittel etabliert Auch ist die Empfindlichkeit auf das Toxin nicht bei allen Menschen gleich Die vom Ministerium fur Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten in grossem Stil finanzierten Forschungsprojekte haben zu einer Reihe an Produkten gefuhrt die dem Land im Strategic National Stockpile zur Verfugung stehen Trotz der Seltenheit moglicher Anwendungen liegen genug Daten vor um die Effizienz massgeschneiderter humaner monoklonaler Antikorper gegen die Milzbrandtoxin Untereinheiten zu belegen Sie konnen nun in den Fallen eingesetzt werden die nicht mehr auf Antibiotika ansprechen Impfung Bearbeiten Die von Pasteur fur Nutzvieh entwickelte Impfmethode bestand aus zwei Inokulationen im Abstand von zwei Wochen Zellen aus B anthracis Kulturen die unterschiedlich lange bei 42 bis 43 Grad attenuiert wurden Eine solche Behandlung entfernt aus fast allen Zellen das Plasmid pOX1 und man vermutet dass die folgende subklinische Infektion zum Erfolg der Impfung fuhrt da pOX1 freie Zellen keine Wirkung haben Der Pasteur Impfstoff wurde in den 1930er Jahren durch Carbozoo ersetzt einen Impfstoff bestehend aus Bakteriensporen in einer zehnprozentigen Saponin Losung Daraus entwickelte sich der auch heute noch eingesetzte Sterne Impfstoff aus Sporen des Stamms 34F2 in einer 0 5 igen Saponinlosung 13 Im Zuge des Kalten Krieges entwickelten die Grossmachte in den 50er Jahren Impfstoffe fur den Menschen die heute kommerziell erhaltlich sind der russische Impfstoff basiert auf einer Abwandlung des Sterne Stamms und wird mittels Skarifizierung angewandt Seine Wirksamkeit ist unbekannt im Gegensatz zur hohen Anzahl der Nebenwirkungen und Kontraindikationen Die von den USA entwickelte Vakzine Anthrax Vaccine Absorbed AVA wird von Emergent BioSolutions unter dem Handelsnamen BioThrax vertrieben sie besteht aus in Fermentern produziertem PA auf einer Aluminiumhydroxid Matrix Das britische Produkt Anthrax Vaccine Precipitated AVP unterscheidet sich davon nur geringfugig durch hoheren LF und EF Anteil AVA und AVP werden vom Militar prophylaktisch eingesetzt 13 26 27 Nach den Anschlagen vom 11 September 2001 und der folgenden Versendung von Milzbrandsporen stieg der Bedarf fur einen bevolkerungsweit anwendbaren Impfstoff den die militarischen Impfstoffe AVA und AVP nicht befriedigen konnten insbesondere die Haufigkeit der notwendigen Anwendung 6 Injektionen uber 18 Monate danach einmal jahrlich ist fur einen solchen Einsatz unakzeptabel In der darauf einsetzenden Forschungstatigkeit wurden alle bekannten Methoden zur Impfstoffherstellung versucht Wie bei vielen anderen Projekten zur Impfstoffherstellung gegen Bakterien blieben klinische Studien jedoch Mangelware Deshalb und auch aufgrund der leichten Behandlung mit Antibiotika und humanen Antikorpern sind fur neue Impfstoffe hohe Hurden gesetzt Mit SparVax einem Impfstoff aus rekombinantem verandertem PA hat die Firma PharmAthene ein Produkt entwickelt das hochrein hergestellt und besser gelagert werden kann In der nachsten Generation soll die Anzahl notwendiger Injektionen weiter reduziert werden 26 28 29 Seit 2013 ist durch das Paul Ehrlich Institut der azellulare Impfstoff BioThrax dessen Wirkung auf die Antikorperinduktion gegen das Protektive Antigen beruht zugelassen Dadurch ist die aktive Immunisierung von Milzbranderregern exponierten Personen wie Tierarzte und Abdecker moglich 30 Die Impfung von Tieren zum Schutz vor Milzbrand ist in Deutschland verboten Impfstoffe fur den Menschen sind in Deutschland nicht frei verfugbar und nicht zugelassen Gegenmittel Bearbeiten Humane monoklonale Antikorper humAB gegen die PA Untereinheit im Milzbrandtoxin sind die Grundlage mehrerer Produkte die fur den Einsatz als Antitoxin entwickelt wurden Sie konnen selbst noch Tage nach einer Infektion mit Milzbrandsporen die todlichen Effekte des Toxins neutralisieren Weitere niedermolekulare Verbindungen mit ahnlichen Wirkungen wurden entdeckt es liegen jedoch noch keine klinischen Erfahrungen uber sie vor 31 Der von emergent BioSolutions entwickelte humAB Thravixa befindet sich in Phase 1 der Zulassung PharmAthene und Medarex sind mit ihrem als Orphan Arzneimittel zugelassenen humAB Valortim bereits auf dem Markt und seine Weiterentwicklung wurde gefordert Der high affinity humAB Anthim von Elusys der ebenso von der FDA Orphan Status erhielt brachte dieser Firma bereits einen 140 Millionen Dollar Vertrag ein Es ist davon auszugehen dass nicht nur die genannten Firmen weitere Milzbrand Antitoxine in der Pipeline haben 32 Bei der Suche nach niedermolekularen Verbindungen die als Milzbrand Antitoxin eingesetzt werden konnen ergeben sich naturgemass drei Hauptansatze die Hemmung der PA Transportfunktion und jeweils die Hemmung der LF und EF Enzymfunktionen Die Hemmung der Transportfunktion kann ausserdem unterschiedliche Ansatze haben die Prasentation eines Rezeptors ohne Endozytosefahigkeit Rezeptorantagonismus sowie mehrere Moglichkeiten die Ausbildung der Pore und ihre Funktion zu hemmen Gefunden wurden daher bereits eine Vielzahl von Substanzen Als Arzneistoffe mit ursprunglich anderer Indikation sind darunter Statine Neomycin B und Verapamil 31 33 34 Naturliche Genvariationen Bearbeiten Das International HapMap Project analysiert weltweit menschliche Gene und ihre Variationen dabei werden auch Zelllinien erfasst Im Jahr 2011 konnten Martchenko und Mitarbeiter anhand von Lymphoblasten aus 234 Personen nachweisen dass die Sensitivitat dieser Zellen gegenuber PA 63 in einem weiten Bereich variierte und dass diese Sensibilitat mit der Menge der produzierten mRNA korreliert die fur den Milzbrandtoxinrezeptor 2 CMG 2 codiert Die Untersuchung zeigte dass die CMG 2 Expression bei verschiedenen Personen uber vier Grossenordnungen schwankt und Zellen dreier Europaer sogar unempfindlich auf Milzbrandtoxin sind Die Vererbbarkeit der relativen Unempfindlichkeit konnte nachgewiesen werden die Verteilung der Werte deutet auf Polygenie dieses Phanotyps 35 Einzelnachweise Bearbeiten a b David P Clark Nanette J Pazdernik Molekulare Biotechnologie Grundlagen und Anwendungen Springer 2009 ISBN 3 8274 2128 4 S 563 ff InterPro IPR014781 Anthrax toxin lethal endema factor N C terminal englisch a b H Katayama B E Janowiak u a GroEL as a molecular scaffold for structural analysis of the anthrax 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