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Eine Mikroorganismenkultur entsteht durch die Kultivierung von Mikroorganismen Dabei wachsen die Organismen durch Zellteilung in einem fur sie geeigneten Kulturmedium unter kontrollierten Bedingungen unter anderem eine bestimmte Temperatur und die Anwesenheit oder das Fehlen von Sauerstoff Anhand einer Mikroorganismenkultur lasst sich der verwendete Organismustyp naher untersuchen So kann beispielsweise eine Bakterienkultur aus einer Probe isoliert werden um die darin enthaltenen Bakterien nachzuweisen Dies kann sich auf Krankheitserreger beziehen aber genauso auf Mikroorganismen die z B naturlicherweise in einer Bodenprobe enthalten sind Eine Kultur des Bakteriums Serratia marcescens auf einem Gel Nahrboden in einer PetrischaleErlenmeyerkolben mit Schikanen mit einer FlussigkulturKolonien des Bakteriums Aeromonas hydrophila auf CLED Agar einem Nahrmedium in einer PetrischaleMikroorganismenkulturen werden fur viele Zwecke eingesetzt Sie finden in biotechnologischen Produktionsverfahren Verwendung um z B Enzyme oder Vitamine herzustellen in der Pharmazeutischen Biotechnologie um z B Antibiotika zu produzieren oder in der Gentechnik um gentechnisch veranderte Organismen mit spezifischen Eigenschaften zu erzeugen In der Mikrobiologie unterscheidet man verschiedene Kulturtechniken von denen die Reinkultur die Anreicherungskultur die Flussigkultur und die Kultur auf festen Gel Nahrboden zu den wichtigsten zahlen Weiterhin gibt es den Bereich Zellkultur dieser beschreibt Kulturen von eukaryotischen Zellen also tierischen oder pflanzlichen Zellen Inhaltsverzeichnis 1 Reinkultur 2 Anreicherungskultur 3 Flussigkultur 4 Kultur auf Gel Nahrboden 5 Fraktionierter Verdunnungsausstrich 6 Prokaryotenkultur 7 Kultur eukaryotischer Zellen 8 Viruskultur 9 Siehe auch 10 Quellen 10 1 Literatur 10 2 Einzelnachweise 11 WeblinksReinkultur BearbeitenZiel einer Reinkultur ist das Wachstum eines Klons von einem bestimmten Organismus unter Ausschluss jeglicher Individuen anderer Arten oder Stamme von Organismen Eine Reinkultur wird auch als axenische Kultur bezeichnet Die nicht erwunschten anderen Organismen bezeichnet man als Kontaminanten Nur in Reinkultur konnen standardisierte Bedingungen aufrechterhalten und Mikroorganismen hinsichtlich ihrer metabolischen und physiologischen Eigenschaften untersucht werden 1 Anreicherungskultur BearbeitenEine Anreicherungskultur bietet Wachstumsbedingungen die fur einen bestimmten Mikroorganismus oder eine bestimmte physiologische Gruppe von Mikroorganismen gunstiger sind als fur andere Mikroorganismen mit dem Ziel diese selektiv anzureichern wahrend das Wachstum anderer Organismen langsamer ist oder gehemmt wird Dies wird genutzt um bestimmte Mikroorganismen zu deren Nachweis anzureichern oder um ihren Stoffwechsel fur bestimmte Zwecke zu nutzen So konnen zum Beispiel in Bodenproben gezielt anaerobe Mikroorganismen angereichert werden indem man Kulturtechniken anwendet die den Zutritt von Sauerstoff ausschliessen Listerien werden zu ihrem Nachweis bei 4 C uber vier bis acht Wochen in einer Nahrbouillon angereichert Kalteanreicherung bevor das Material auf einem Nahrboden ausgestrichen wird In Belebtschlammbecken einer biologischen Klaranlage werden Bedingungen geschaffen die das Wachstum bestimmter Mikroorganismen fordern und das anderer Arten unterdrucken um die Stoffumsetzungen der angereicherten Bakterien zu nutzen oder um die Struktur der Mikroorganismenkolonien Belebtschlammflocken in gewunschter Weise zu beeinflussen beispielsweise durch Forderung von Zoogloea sp Das Prinzip der Anreicherungskultur wurde durch Martinus Willem Beijerinck und Sergei Nikolajewitsch Winogradski unabhangig voneinander entwickelt 1 Flussigkultur BearbeitenBei Flussigkulturen werden Mikroorganismen in flussigen Nahrmedien kultiviert Fur eine wachstumsfordernde Beluftung Versorgung mit Sauerstoff werden die Kulturgefasse meist automatisch geschuttelt Die verwendeten Gefasse wie z B Erlenmeyerkolben enthalten so genannte Schikanen nach innen gerichtete Vorsprunge zur Forderung der Durchmischung 2 Eine Flussigkultur bietet den Vorteil dass man davon grossere Mengen herstellen kann um diese beispielsweise bei biotechnologischen Produktionsverfahren in einem Bioreaktor zu verwenden Aber auch geringe Mengen einer Flussigkultur werden eingesetzt meist in Reagenzglasern in der Mikrobiologie auch als Kulturrohrchen bezeichnet Sie dienen zur Quantifizierung von Mikroorganismen nach der Methode der Wahrscheinlichsten Anzahl Most Probable Number siehe MPN Verfahren 1 oder zur Prufung auf bestimmte Stoffwechselleistungen von Mikroorganismen zu deren Identifizierung im Rahmen einer Bunten Reihe 3 Kultur auf Gel Nahrboden BearbeitenEin Gel Nahrboden wird hergestellt indem einem Kulturmedium eine gelierende verfestigende Substanz zugegeben wird die dem jeweiligen Organismus nicht als Nahrungsquelle dient Das am haufigsten verwendete Geliermittel ist Agar Agar Agar andere Verfestiger sind Gelatine Gelrite und Kieselgel Die Organismen konnen auf der Oberflache des Gels oder in seinem Inneren zum Wachstum und zur Vermehrung gebracht werden Der Vorteil einer Kultur auf oder in Gel Nahrboden besteht darin dass die meisten Mikroorganismen sich darauf bzw darin nicht fortbewegen konnen so dass sie auf oder in Gel Nahrboden Kolonien bilden Das wird genutzt um Reinkulturen herzustellen um kleinere Mengen von Mikroorganismen fur Untersuchungen zu gewinnen und um Mikroorganismen zu quantifizieren 1 Fraktionierter Verdunnungsausstrich Bearbeiten Hauptartikel Ausstrich Mikrobiologie nbsp Kolonien von Escherichia coli auf MacConkey Agar einer Kombination aus Selektiv und Differentialmedium beimpft mittels fraktioniertem Verdunnungs ausstrich Kultur in einer Petrischale Der Fraktionierte Verdunnungsausstrich ist eine spezielle Technik mikrobielle Proben auf den gelierten Nahrboden aufzutragen um einzeln stehende Kolonien zu erhalten die fur eine Identifizierung benotigt werden Hierbei wird slalomartig mit der infizierten Impfose uber die Oberflache des Nahrbodens gefahren ohne sie zu verletzen und jeweils zweimal unterbrochen um die Impfose zu sterilisieren und eine neue Fraktion zu beginnen Mit der Impfose wird dazu jeweils einmal das Ende der vorangegangenen Fraktion gekreuzt und weiter slalomartig eine neue Fraktion gebildet In der Abbildung kann man sowohl die Spur der Impfose noch erkennen als auch den Effekt des Verdunnungsausstrichs In der ersten Fraktion unten links ist noch alles von einer grossen Kolonie uberwuchert dies allein ist fur eine Identifizierung der meisten Mikroorganismen ungeeignet In der zweiten Fraktion oben links sind bereits Einzelkolonien zu sehen in der letzten Fraktion auf der rechten Seite sind es nur noch Einzelkolonien Einzelkolonien entstehen aus einer einzigen Zelle oder aus wenigen gleichartigen Zellen die sich dort von der Impfose gelost haben Unter bestimmten Umstanden vor allem bei Verwendung spezieller Differentialnahrboden konnen Einzelkolonien aufgrund von Form Oberflache Randbegrenzung und Farbe eine Identifizierung des Mikroorganismus ermoglichen Escherichia coli erkennt man z B auf Endo Agar an kugelrunden Einzelkolonien die dunkelviolettrot sind und metallisch glanzen Eine genaue Identifizierung ist allerdings nur durch weitere zum Teil aufwandige Tests und in schwierigen Fallen durch besonders teure und zeitaufwandige DNA Analysen moglich Durch Entnehmen einer Probe von einer Einzelkolonie und weitere Isolierung durch Ausstreichen auf einem Agarnahrboden kann man eine Reinkultur eines Mikroorganismus gewinnen und diesen weiter vermehren Wird dabei durch diese Prozedur von einem Individuum ausgegangen handelt es sich bei der Reinkultur um einen Klon Prokaryotenkultur BearbeitenIn der Mikrobiologie spielt die Kultur von Prokaryoten eine bedeutende Rolle also die Kultur von Bakterien Bacteria und Archaeen Archaea Die vorgestellten mikrobiologischen Kulturtechniken lassen sich auf beide Domanen also Bakterien und Archaeen anwenden in der Praxis wird aber haufiger mit Bakterienkulturen gearbeitet da viele Archaeen zu den Extremophilen gehoren also an extreme Biotope angepasst sind In der Medizinischen Mikrobiologie ist die diagnostische Bakterienkultur von besonderer Bedeutung um Krankheitserreger nachzuweisen zu identifizieren und auf ihre Eigenschaften beispielsweise Antibiotikaempfindlichkeit zu untersuchen Durch einen Surface viable Count kann die Anzahl an koloniebildenden Einheiten in einer Probe bestimmt werden Kultur eukaryotischer Zellen Bearbeiten Hauptartikel Zellkultur Unter einer Zellkultur versteht man die Kultivierung tierischer oder pflanzlicher Zellen also Zellen von Eukaryoten in einem Nahrmedium ausserhalb des Organismus nbsp Kolonien von vier verschiedenen Aspergillus Arten Schimmelpilz auf einem NahrmediumObwohl es sich auch um eukaryotische Zellen handelt erfolgt die Kultivierung von Hefen und Schimmelpilzen anders als bei tierischen oder pflanzlichen Zellen Sie gehoren zu den Untersuchungsobjekten in der Mikrobiologie und ihre Kulturen ahneln denen der Bakterien d h auch sie bilden Kolonien auf festen Nahrmedien 2 Viruskultur BearbeitenViren benotigen eine geeignete Wirtszelle fur ihre Vermehrung somit lassen sie sich nur in einer Kultur der Wirtszellen vermehren Fur Viren verwendet man daher die passenden eukaryotischen Zellen bei Bakteriophagen entsprechend die passenden Bakterienzellen 2 Siehe auch BearbeitenNahrmedium Kulturmedium Nahrboden Flussige Nahrmedien Bouillon Feste NahrmedienSelektivmedium Differentialmedium Inokulation Animpfen Beimpfen von Nahrmedien mit Bakterien u a Mikroorganismen Inkubator Brutschrank Anaerobentechnik Bioreaktor Fermenter Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Susan Isaac David Jennings Kultur von Mikroorganismen Spektrum Akad Verlag Heidelberg 1996 ISBN 3 8274 0049 X Ubersetzung der englischsprachigen Ausgabe mit dem Titel Microbial culture Eckhard Bast Mikrobiologische Methoden Eine Einfuhrung in grundlegende Arbeitstechniken 2 Auflage Spektrum Akademischer Verlag GmbH Heidelberg Berlin 2001 ISBN 978 3 8274 1072 6 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Eckhard Bast Mikrobiologische Methoden Eine Einfuhrung in grundlegende Arbeitstechniken 2 Auflage Spektrum Akademischer Verlag GmbH Heidelberg Berlin 2001 ISBN 978 3 8274 1072 6 a b c Hans G Schlegel Christiane Zaborosch Allgemeine Mikrobiologie 7 Auflage Thieme Verlag Stuttgart New York 1992 ISBN 3 13 444607 3 Roland Sussmuth Jurgen Eberspacher Rainer Haag Wolfgang Springer Biochemisch mikrobiologisches Praktikum 1 Auflage Thieme Verlag Stuttgart New York 1987 ISBN 3 13 685901 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kulturen von Bakterien und anderen Mikroorganismen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mikroorganismenkultur amp oldid 223722737