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Ausstrich auch Verdunnungsausstrich bezeichnet in der Mikrobiologie eine Methode zur Vereinzelung von Mikroorganismen auf der Oberflache fester Nahrmedien Gelnahrmedien 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Zweck 2 Prinzip 2 1 Ausstrich mit einer Impfose 2 2 Ausstrich mit einem Drigalskispatel 2 3 Verteilung mit Glasperlen 3 Anwendungen 4 Abgrenzung des Begriffs 5 Geschichte 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseZweck BearbeitenUnter Ausstrich versteht man in der Mikrobiologie die Verteilung von Mikroorganismen auf der Oberflache eines gelartigen Kulturmediums Nahrmediums Dadurch sollen die Mikroorganismen moglichst einzeln auf der Oberflache verteilt werden Dies ermoglicht dass bei ihrer anschliessenden Vermehrung Kolonien mit einer grossen Anzahl von Individuen gebildet werden die sich jeweils im Idealfall aus einem einzelnen Individuum entwickelt haben also einen Klon mehrere genetisch identische Individuen darstellen eine sogenannte Reinkultur Das Verfahren wird hauptsachlich fur drei Ziele angewendet a Gewinnung von Reinkulturen die fur weitere Untersuchungen zur Verfugung stehen b Ermittlung von Eigenschaften der in gesonderten Kolonien gewachsenen Mikroorganismen c Ubersicht uber die verschiedenen Mitglieder einer Mikroorganismen Population soweit diese sich unter den angewendeten Kulturbedingungen vermehren Moglich ist dies weil sich die Kolonien verschiedener Mikroorganismen fast immer anhand ihrer Merkmale unterscheiden lassen Prinzip BearbeitenEin Ausstrich zur Vereinzelung von Mikroorganismen wird in der Regel auf der glatten Oberflache eines Nahrbodengels vorgenommen sogenanntes Ausplattieren Fur die Verteilung von Mikroorganismen auf der Oberflache eines gelartigen Nahrbodens durch Ausstreichen ist es erforderlich dass das verteilende Werkzeug Impfose Glasspatel gut auf dieser Oberflache gleitet Das ist dadurch gegeben dass sich auf der Oberflache eines Agar Gels durch Synarese eine sehr dunne Flussigkeitsschicht bildet die ein Gleiten von festen Gegenstanden auf der Geloberflache ermoglicht Durch das Vereinzeln konnen Reinkulturen erzeugt werden indem man die vereinzelten Mikroorganismen unter geeigneten Kulturbedingungen sich vermehren und dadurch Kolonien auf der Oberflache des Nahrbodengels bilden lasst Die Kolonien besitzen je nach Art des jeweiligen Mikroorganismus Art des Kulturmediums und der sonstigen Kulturbedingungen ein charakteristisches Aussehen Farbe Form beispielsweise glatter oder rauer Rand Oberflache beispielsweise glanzend oder matt Diese Merkmale konnen neben anderen zur Unterscheidung verschiedener Mikroorganismen und zu ihrer Identifizierung also der Zuordnung zu einer Art verwendet werden Das Nahrbodengel befindet sich bei diesen Verfahren in der Regel in runden flachen Kunststoff oder Glasschalen mit ubergreifendem Deckel sogenannten Petrischalen Das Nahrbodengel bedeckt darin den Boden und bildet eine sogenannte Nahrbodenplatte oft kurz als Platte bezeichnet Ausstrichwerkzeuge Petrischalen und Nahrboden mussen steril sein Zur Vereinzelung der Mikroorganismen auf der Geloberflache gibt es verschiedene Verfahren Ausstrich mit einer Impfose Bearbeiten nbsp Unterschiedliche Arten des Ausstrichs mit einer Impfose nbsp Prinzip des Ausstrichs mit einer ImpfoseEine geringe Menge der Mikroorganismen oder des Mikroorganismen haltigen Materials wird mit einer sterilen Impfose aufgenommen und durch serpentinenartige Seitwartsbewegungen der Impfose auf der glatten Oberflache des Nahrmediumgels verteilt Durch das fortgesetzte Abstreifen der Mikroorganismenmasse von der Impfose kommt es zu einem Verdunnungseffekt und die Anzahl an abgegebenen Mikroorganismen pro Flache sinkt bis Individuen so weit voneinander zu liegen kommen dass sich daraus bei Inkubation unter geeigneten Bedingungen vereinzelte voneinander getrennte Kolonien entwickeln die sich im Idealfall jeweils aus einem einzigen Individuum durch dessen Vermehrung entwickelt haben also Klone darstellen Statt einer Impfose werden gelegentlich auch sterile Wattestabchen verwendet Der Vorteil des Impfosenausstrichs ist dass man fur jede Vereinzelung jeweils nur eine Agargelplatte benotigt und dass man mit nur einer Impfose arbeiten kann die man zwischen den Arbeitsgangen jeweils durch Ausgluhen in einer Flamme sterilisieren kann Der Nachteil ist dass die Mikroorganismen Individuen oft nicht getrennt also vereinzelt werden konnen wenn sie fest aneinander haften beispielsweise durch sehr konsistente Schleimhullen Weiterhin werden im Vergleich zum Verfahren mit einem Drigalskispatel weniger isolierte Kolonien erhalten und damit ein nicht so umfassender Uberblick uber die im Material enthaltenen verschiedenen Mikroorganismen Ausstrich mit einem Drigalskispatel Bearbeiten nbsp Ausstrich mit einem Drigalskispatel letzte Platte der ReiheEine geringe Menge der Mikroorganismen oder des Mikroorganismen haltigen Materials wird auf die Oberflache einer Agarplatte gebracht und dort mit einem entsprechend geformten Glasstab siehe Bild einem sogenannten Drigalskispatel moglichst gleichmassig verteilt Mit demselben Spatel und seiner selben Seite wird eine zweite sterile Agarplatte bestrichen ohne dass vorher auf diese zweite Platte Mikroorganismenmaterial aufgetragen wurde Hierbei werden noch am Spatel anhaftende Mikroorganismen auf der Agarplatte verteilt Das wird nun noch auf einer dritten sterilen Agarplatte wiederholt Bei diesem Verfahren Ausstreichen in fallender Reihe wird jeweils nur ein sehr kleiner Teil des Mikrooganismenmaterials auf die nachste Agarplatte ubertragen so dass es meistens schon auf der zweiten jedenfalls aber auf der dritten Agarplatte zu einer Vereinzelung der Mikroorganismen kommt so dass sich isoliert stehende Kolonien entwickeln Der Vorteil des Drigalskiausstrichs ist dass die Mikroorganismen Individuen durch das Quetschen zwischen Glasspatel und Geloberflache besser voneinander getrennt werden als beim Impfosenausstrich und dass eine im Vergleich zum Impfosenausstrich grossere Anzahl isolierter Kolonien erhalten wird und damit ein umfassenderer Uberblick uber die im Material enthaltenen verschiedenen Mikroorganismen und ihr ungefahres Mengenverhaltnis Der Nachteil ist dass je Ausstrich drei Agarplatten benotigt werden statt nur einer und dass die Drigalskispatel vorher durch Erhitzen in einem Heizschrank oder einem Sterilisationsautoklaven in grosserer Anzahl sterilisiert werden mussen Verteilung mit Glasperlen Bearbeiten Beim Glasperlen Verfahren verwendet man zur Verteilung und Vereinzelung der Mikroorganismen sterile Glasperlen Anwendungen BearbeitenMeistens wird ein Ausstrich zur Isolierung einer klonalen Kolonie verwendet Die Kolonien besitzen daneben je nach Art des jeweiligen Mikroorganismus Art des Kulturmediums und der Kulturbedingungen ein charakteristisches Aussehen Farbe Form glatter oder rauer Rand Oberflache glanzend oder matt Diese Merkmale konnen zur Identifizierung des Mikroorganismus also der Zuordnung zu einer Art verwendet werden Ausstriche mit Drigalskispatel oder Glasperlen werden unter anderem zur Bestimmung der Lebendzellzahl durch eine Plattenauszahlung verwendet da sie im Gegensatz zur Verwendung einer Impfose zu einer gleichmassigen Verteilung der Mikroorganismen fuhren Durch ein besonderes Verfahren der so genannten Stempeltechnik konnen die durch Ausstrich und Inkubation erhaltenen Mikroorganismen Kolonien unter Erhalt der Positionen der Kolonien zueinander auf die Oberflache anderer gelbasierter Kulturmedien ubertragen werden Hierzu sind einzeln stehende Kolonien erforderlich wie sie nach einem Ausstrich mit einem Drigalskispatel entstehen Abgrenzung des Begriffs BearbeitenIn der Hamatologie werden Ausstriche zur direkten mikroskopischen Beurteilung von Zellen verwendet teilweise in Verbindung mit einer vorangehenden histologischen oder immunologischen Farbung 3 4 z B ein Blutausstrich Geschichte BearbeitenDer Ausstrich von Mikroorganismen auf Nahrmedien in Petrischalen wurde erstmals von Friedrich Loeffler und Georg Gaffky im Labor von Robert Koch durchgefuhrt Siehe auch BearbeitenNativpraparatWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Ausstrich Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Verdunnungsausstrich im Flexikon einem Wiki der Firma DocCheck Grundtechniken der Mikrobiologie Festmedium Vereinzelungsausstrich Video In Institut fur Mikrobiologie und Genetik Georg August Universitat Gottingen 2 April 2015 abgerufen am 17 Marz 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Georg Fuchs Thomas Eitinger Hans Gunter Schlegel Allgemeine Mikrobiologie Georg Thieme Verlag 2007 ISBN 9783134446081 S 168 Katharina Munk Mikrobiologie Georg Thieme Verlag 2008 ISBN 9783131520111 S 297 Barbara J Bain Dieter Huhn Roche Grundkurs hamatologische Morphologie Band 7 von Ex libris Roche Georg Thieme Verlag 1997 ISBN 9783894122997 S 43 45 Axel M Gressner Torsten Arndt Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik 2 Ausgabe Springer Verlag 2013 ISBN 9783642129216 S 480 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ausstrich Mikrobiologie amp oldid 220063999