www.wikidata.de-de.nina.az
Ein Inkubator auch Brutschrank Brutapparat oder medizinisches Temperiergerat ist ein Gerat mit dem in der Biologie kontrollierte Aussenbedingungen fur verschiedene Entwicklungs und Wachstumsprozesse geschaffen und erhalten werden konnen Er dient der Schaffung und Erhaltung eines Mikroklimas mit eng geregelten Luftfeuchtigkeits und Temperatur Bedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufbau und Formen 2 1 CO2 Inkubatoren 2 2 Inkubationsschuttler 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer niederlandische Physiker Chemiker Konstrukteur und Instrumentenbauer Cornelis Drebbel 1572 1633 gilt als Erfinder des ersten Thermostats der Neuzeit welches die Grundlage des Inkubators bildet Er entwickelte ihn fur alchemistische Ofen sowie fur Brutschranke zum Ausbruten von Huhnereiern Bei diesem brannte unter dem eigentlichen Brutkasten dessen hohle Wande mit Wasser gefullt wurden ein Feuer im Brutofen Die Verbrennungsgase stiegen aussen an den Wanden des Brutkastens empor und konnten durch einen Rauchabzug entweichen Um die Wassertemperatur zu regeln steckte im wassergefullten Boden des Brutkastens ein Temperaturfuhler aus Glas Ein zylindrisch geformter Teil dieses lang gestreckten Glaskorpers war mit Alkohol gefullt ein zweiter u formiger Teil mit Quecksilber Mit der Wassertemperatur bewegte sich aufgrund der Warmeausdehnung des Alkohols auch die Quecksilbersaule Mit dem Quecksilberspiegel an wurde ein darauf liegender Schwimmstab bewegt Uber einen damit verbundenen Hebel wurden der Rauchabzug und damit auch die Sauerstoffzufuhr geschlossen bzw geoffnet was zur Regelung des Feuers im Ofen und damit auch der Temperatur verwendet wurde 1 Im 18 Jahrhundert war es schliesslich der franzosische Erfinder und Huhnerzuchter Jean Simon Bonnemain 1743 1828 der als erster eine industriell herstellbare Temperaturregelung wiederum fur einen Brutkasten der bei der Huhnerzucht eingesetzt wurde erfand Er beruht auf dem Prinzip dass unterschiedliche Metalle sich unter Temperatureinfluss unterschiedlich ausdehnen Als Temperaturfuhler im Wasser fungierte eine Eisenstange in einem Blei oder Zinkrohr Am unteren Ende ist das Bleirohr verschlossen und die Eisenstange fest an diesem Verschluss verschraubt Am oberen Ende des Rohres ist eine Fassung aus Kupfer oder Messing aufgelotet die uber einen Hebelarm mit der Frischluftklappe verbunden ist Da der Langenausdehnungskoeffizient von Blei grosser ist als der von Eisen dehnt sich das Rohr bei steigender Temperatur starker aus als der Eisenstab die Frischluftklappe schliesst sich und die Temperatur geht aufgrund der sinkenden Sauerstoffzufuhr zuruck 1 nbsp Erster Brutschrank Robert Kochs zur Erforschung des Tuberkulose Erregers 1881 In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts widmeten sich insbesondere Robert Koch und seine Institutsmitarbeiter der Entwicklung mikrobiologischer Methoden und Techniken So liess er im Jahr 1881 einen Brutschrank zur Bakterienaufzucht bauen Kurze Zeit spater wurden Brutschranke bereits in Serie gefertigt allen voran von der Berliner Firma Lautenschlager Der Lautenschlagersche Thermoregulator basierte ahnlich wie Drebbels Konstruktion auf der Warmeausdehnung von Quecksilber welches in einem geschlossenen System zur Regulierung eines Gasbrenners verwendet wurde Brutschranke wurden in dieser Zeit ausschliesslich mit einer konstanten Temperatur betrieben eine Temperaturregelung auf mehrere Temperaturen war noch nicht moglich Isoliert waren sie mit Asbest oder Linoleum ein Wassermantel sorgte fur die Warmeubertragung in den Innenraum geheizt wurde mit Gas Auch Doppelturen die inneren aus Glas waren bereits eine Standard Die Kalibrierung des Temperaturreglers war allerdings deutlich aufwendiger als heute 1 Mit zunehmender Elektrifizierung der Stadte zogen ab dem Beginn des 20 Jahrhunderts elektrisch beheizte Brutschranke in die Labore ein Die Reglerprinzipien blieben jedoch noch lange Zeit mechanisch und Quecksilber wurde haufig verwendet da dessen thermische Ausdehnung weitgehend direkt proportional mit der Temperatur verlauft Mit der Erfindung von Kontaktthermometern waren diese bis weit ins 20 Jahrhundert hinein in Temperiergeraten der gebrauchlichste schaltende Messfuhler Anfangs besassen sie feste Kontakte und konnten uber ein Relais eine elektrische Heizung nur an oder ausschalten Die Ilmenauer Firma Juchheim meldete im Jahr 1926 das erste Glaskontaktthermometer zum Patent an mit dem variable Temperatureinstellungen uber verstellbare Metallfaden moglich waren 1 Ab den 1970er Jahren sorgten vollelektronische Regler spater mit Beginn des digitalen Zeitalters mikroprozessorgesteuerte Regler in Kombination mit hochempfindlichen Temperatursensoren dafur dass Temperiergerate heute ein prazises Regelverhalten aufweisen Meist kommen Widerstandsthermometer mit Platintemperatursensoren zum Einsatz Heutige Gerate ermoglichen vielfaltige Temperaturverlaufsregelungen und Temperaturuberwachungen Sie kommunizieren mit anderen Geraten oder externen Rechnern und tauschen Daten mit geratespezifischen oder ubergeordneten Programmen aus Viele Gerate verfugen uber interne Datenlogger in denen samtliche Messwerte und Parameter uber einen bestimmten Zeitraum manipulationssicher aufgezeichnet werden 1 Aufbau und Formen BearbeitenDer Brutschrank verfugt uber eine Temperaturregler mit Zeitsteuerung z B konstante Temperatur oder Temperaturverlaufe mittels Heizung und oder Kuhlung und unter Umstanden einer Moglichkeit fur die Regelung der zugefuhrten Frischluft Die Temperatur wird vom Inkubator ausserst genau eingehalten Um reproduzierbare Versuchsergebnisse sicherzustellen sind Temperaturkonstanz und Temperaturhomogenitat auch ohne Betrieb eines Lufters wichtige Qualitatskriterien fur einen Brutschrank Mikrobiologische Brutschranke verfugen ublicherweise uber einen Temperaturbereich von 5 bis 100 C Fur Anwendungen die Temperaturen im Bereich der Raumtemperatur und darunter bis hin zu Minusgraden erfordern oder wenn die Umgebungstemperatur sehr hoch ist gibt es spezielle Kuhlbrutschranke beispielsweise fur Haltbarkeitstests von Lebensmitteln 1 Die eingestellte Temperatur ist auf das Temperaturoptimum der zu inkubierenden Mikroorganismen abgestimmt Fur das darmbewohnende Bakterium Escherichia coli liegt diese Temperatur bei 37 C Bodenorganismen beispielsweise der Gattung Pseudomonas werden bei 28 C inkubiert Meeresbewohnende Organismen z B Vibrio fischeri benotigen nur Temperaturen von 4 bis 10 C Fur Agrobakterien ein Bodenbakterium ist hingegen eine Temperatur von 21 C optimal Wird der Inkubator fur einen Restriktionsverdau verwendet richtet sich die Temperatur nach dem Mikroorganismus aus dem das Enzym isoliert wurde Da viele der gangigen Enzyme aus E coli gewonnen werden liegt die Temperatur hierbei in der Regel bei 37 C CO2 Inkubatoren Bearbeiten CO2 Inkubatoren dienen der Kultivierung tierischer Zellen und regeln den CO2 Anteil auf etwa 5 V V 2 Bei der In vitro Kultivierung wachsen Zell und Gewebekulturen im Labor in einer moglichst naturgetreuen Umgebung oftmals uber mehrere Wochen heran In einem CO2 Brutschrank auch Begasungsbrutschrank genannt konnen dafur neben der Temperatur zusatzlich auch Feuchte und CO2 Gehalt geregelt werden Bei einigen Geraten insbesondere fur die In vitro Fertilisation konnen daruber hinaus auch Sauerstoff und Stickstoffgehalt geregelt werden Ein weiteres Qualitatskriterium bei modernen Begasungs brutschranken ist die Moglichkeit den Innenraum inklusive der Einbauten und Sensoren zu dekontaminieren bzw zu sterilisieren 1 Inkubatoren mit speziellen Wendevorrichtungen werden bei embryonierten Huhnereiern eingesetzt nbsp Inkubator geschlossen nbsp Inkubator geoffnet nbsp CO2 Inkubator geoffnet nbsp Einfacher Inkubator fur das kleine Labor Er dient dem Bebruten von Abklatsch und Eintauchobjekten Inkubationsschuttler Bearbeiten Des Weiteren gibt es Schuttel Inkubatoren bei denen die Bodenplatte beweglich ist Diese Inkubatoren verwendet man um zu vermeiden dass die zu kultivierenden Bakterien eine Kahmhaut bilden Uber das Bedienelement kann bei diesen Inkubatoren die entsprechende Schuttelfrequenz eingestellt werden 3 Typisch sind Frequenzen von 50 400 min 1 bei 25 mm Orbitdurchmesser und 50 300 min 1 bei 50 mm Orbitdurchmesser Im Vergleich zu einem gewohnlichen Inkubator wird bei einem Inkubationsschuttler die Probe standig durchmischt Fur aerob lebende Organismen und Zelllinien ist die Durchmischung essentiell um eine ausreichende OTR aus dem Kopfgas in das Medium sicherzustellen Das fordert das Zellwachstum wodurch sich unter Umstanden kurzere Versuchszeiten ergeben Die Durchmischung erlaubt weiterhin eine Simulation von Prozessen im menschlichen Organismus Je nach Anwendung sind Versuchslaufzeiten von mehreren Wochen erforderlich weshalb einige Inkubationsschuttler fur den unuberwachten Betrieb freigegeben sind Inkubationsschuttler gibt es in verschiedenen Grossen von kleinen Tischmodellen bis hin zu grossen auf dem Boden stehenden Modellen Die Grosse des Gerates richtet sich nach der Menge der zu bearbeitenden Probe Temperatureinstellungen sind in der Regel von 10 C bis hin zu 80 C moglich Eine hochgenaue Temperaturregelung ist fur medizinische und biologische Anwendungen unabdingbar um optimales Zellwachstum zu erreichen Deshalb sind meist mehrere Temperaturmessfuhler unter der Haube angebracht um mit Hilfe einer elektronischen Regelung die Temperatur konstant zu halten Proben werden normalerweise in gewohnlicher Laborglasware aufbewahrt z B Erlenmeyerkolben oder Petrischalen und auf dem Schutteltisch mit Klammern oder Haltern fixiert nbsp Inkubationsschuttler mit Aufsatz und Glasware nbsp Schuttel Inkubator Frontansicht nbsp Schuttel Inkubator Innenansicht nbsp 50 mm Orbit Inkubationsschuttler mit 2 schikanierten 2L ErlenmeyerkolbenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Rudiger Kramme Medizintechnik Verfahren Systeme Informationsverarbeitung Springer Verlag 2016 ISBN 978 3 662 48771 6 S 733 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche John M Davis Animal Cell Culture John Wiley amp Sons 2011 ISBN 978 0 470 97563 3 vwr com Shaking Incubators VWR abgerufen am 18 Mai 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Inkubator Biologie amp oldid 233984650