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Die Pharmazeutische Biotechnologie ist eine anwendungsorientierte Wissenschaft die wissenschaftliche Methoden und Techniken zur Entwicklung Prufung Herstellung und Zulassung von Arzneistoffen umfasst Es handelt sich somit um ein Teilgebiet der Roten Biotechnologie Die Pharmazeutische Biotechnologie steht in enger Verbindung mit Bioprozesstechnik Gentechnik Analytik pharmazeutischer Technologie und Arzneimittelzulassung Forschungsfeld Pharmazeutische BiotechnologieInhaltsverzeichnis 1 Herstellung biotechnologischer Arzneimittel 2 Produktion biotechnologischer Produkte 3 Produktionslinien und Vektorsysteme 3 1 Mikroorganismen 3 2 Saugerzellen 3 3 Pflanzen 3 4 Zellbanke 3 5 Vektorsysteme 4 Produktion und Bioprozesstechnik 5 Extraktion und Anreicherung 6 Validierung des Herstellungsprozesses 6 1 Verunreinigungen durch Bakterien und Pilze 6 2 Virale Kontaminationen 6 3 Fremdproteine 6 4 Fremd DNA 6 5 Chemische Verunreinigungen 6 6 Identitat der aktiven Substanz 6 7 Gehalt und Wirksamkeit 6 8 Proteinformulierung 7 Biotechfirmen 7 1 Reine Biotechfirmen 7 2 Pharma Biotech Unternehmen 8 Einzelnachweise 9 Literatur 10 WeblinksHerstellung biotechnologischer Arzneimittel BearbeitenDie biotechnologische Herstellung rekombinanter Arzneimittel Biopharmazeutika hat in der modernen Pharmazie einen breiten Stellenwert eingenommen Neben der Schaffung gentechnisch veranderter Organismen GVO zur Produktion rekombinanter therapeutischer Proteine ist die historische Fermentation von Bakterien und Pilzen zu nennen die die industrielle Herstellung von niedermolekularen Arzneistoffen wie beispielsweise Antibiotika HMG CoA Reduktase Inhibitoren und Immunsuppressiva erlaubte Wesentlicher Unterschied zu GVO ist dass die naturliche biochemische Stoffwechselleistung des Produktionsorganismus ausgenutzt wird Zuchterische Verbesserungen der Produktausbeute wie fur Penicillium eindrucksvoll seit dem Zweiten Weltkrieg gezeigt sind zu unterscheiden von der bewussten Isolierung und Veranderung genomischer DNA des Produzenten der uber neue nicht artspezifische Biosyntheseleistungen verfugt 30 Jahre nach den ersten erfolgreichen Klonierungsversuchen zur Einfuhrung nicht artspezifischer genetischer Informationen in Escherichia coli ist die genetische Veranderung unterschiedlicher Produktionsorganismen und die Gewinnung beliebiger rekombinanter Proteine einschliesslich physiologischer Glykosylierungsvarianten Routine geworden Heute sind 115 Medikamente mit 84 therapeutischen Proteinen in Arzneimitteln zur Anwendung am Menschen zugelassen Stand Februar 2006 Optimistische Schatzungen geben an dass bis 2015 die Halfte der neuen innovativen Arzneimittel Proteine oder Oligopeptide sein werden und eine Steigerung der Apothekenumsatze von 220 Mio 1996 auf uber 1 Mrd Ende des Jahrzehntes zu erwarten ist Parallel ist auch die Vermarktung von Arzneimitteln als Biosimilars auch gelegentlich als Biogenerika bezeichnet zu erwarten Alle rekombinant hergestellten therapeutischen Produkten mussen der Monographie DNA rekombinationstechnisch hergestellte Produkte des Europaischen Arzneibuches genugen Folgende Definition des Europaischen Arzneibuches ist gegeben die sich mit den Leitlinien der Europaischen Arzneimittelagentur und der Food and Drug Administration FDA inhaltlich decken DNA rekombinationstechnisch hergestellte Produkte werden durch genetische Modifikation hergestellt bei der die fur das benotigte Produkt codierende DNA mit Hilfe eines Plasmids oder viralen Vektors in einen geeigneten Mikroorganismus oder eine geeignete Zelllinie eingefuhrt wird in denen diese DNA exprimiert und translatiert wird Das gewunschte Produkt wird dann durch Extraktion und Reinigung gewonnen Die vor der Aufnahme des Vektors vorliegende Zelle oder der Mikroorganismus wird als Wirtszelle bezeichnet die im Herstellungsprozess verwendete stabile Verbindung der beiden als Wirt Vektor System Aus der Monographie ergibt sich dass das biotechnologisch erzeugte Produkt durch den gesamten Herstellungsprozess charakterisiert sein muss Nicht nur die Frage nach der chemischen Identitat und Reinheit ist entscheidend sondern auch die des biologischen Produktionssystems sind relevant fur die Identitat des therapeutischen Proteins Im Gegensatz zu nicht rekombinant produzierten klassischen Stoffen ist die Erweiterung der Definition um Fragen des Vektors der Produzentenlinie und der Extraktion und Reinigung ein zusatzlicher Sicherheitsaspekt da durch Wechsel der Produktionslinie und Abanderungen der Arbeitsmethodik Endprodukte mit nicht bekannten oder unterschiedlichen Metaboliten entstehen konnen die toxikologisch und pharmakokinetisch fur den Patienten von Bedeutung sind Wie alle Produktionsprozesse in der Pharmazie muss auch die Herstellung biotechnologischer Arzneimittel nach den Regeln der Good Manufacturing Practice GMP durchgefuhrt werden Produktion biotechnologischer Produkte BearbeitenDie Herstellung biotechnologischer Therapeutika lasst sich in einen Herstellungs oder Upstream Prozess und einem Aufreinigungs oder Downstream Prozess unterscheiden Im Rahmen des Upstream Prozesses erfolgt die Anzucht des Produktionsstammes aus Zellbanken und die sukzessive Kultivierung und Biomassevermehrung uber Erlenmeyerkolben oder Laborfermenter zum industriellen Produktionsfermenter Ist das gewunschte Protein in ausreichender Menge produziert erfolgt im Downstream Prozess die Abreicherung Inaktivierung Extraktion und Aufreinigung des gewunschten Produktes sowie die bioanalytischen Prufungen und galenische Formulierung des Produktes nbsp Typische Upstream und Downstreamschritte in der Herstellung biotechnologischer ArzneimittelProduktionslinien und Vektorsysteme BearbeitenMikroorganismen Bearbeiten Der uberwiegende Teil der rekombinanten Wirkstoffe wird in Mikroorganismen produziert wobei Escherichia coli als wichtigster Produzent zu nennen ist Der Einsatz von Mikroorganismen ist wegen der einfachen und anspruchslosen Kultivierung von Vorteil Weitere Vorteile sind die im Vergleich zu Saugerzellen meist kurzeren Fermentationszeiten und die hohere chemische und physikalische Proteinstabilitat bei der Aufarbeitung Mikroorganismen sind haufig einfacher zuganglich fur genetische Manipulationen als tierische oder pflanzliche Zellen Industriell eingesetzte Produktionsorganismen mussen den Status GRAS Generally recognized as safe oder im Deutschen Generell als sicher angesehen aufweisen d h sie durfen nicht pathogen sein und keine toxischen oder antibiotischen Stoffe bilden Typische Beispiele sind E coli K12 Bacillus subtillis Lactobacillen und einige Streptomyces Arten als Vertreter fur Bakterien und Aspergillus Penicillium Pichia Mucor Rhizopus und besonders Saccharomyces cerevisae als typische Vertreter fur filamentose Pilze Zu beachten ist dass in der Regel niedermolekulare Naturstoffe in das Medium abgegeben werden Hochmolekulare Stoffe wie hier diskutierte rekombinante Proteine Bsp Insulin Interferone werden intrazellular akkumuliert und konnen als sogenannte Einschlusskorperchen ausfallen Saugerzellen Bearbeiten Die Produktion von Proteinen durch Saugerzellen findet bevorzugt statt wenn ein glykosyliertes Produkt gewunscht ist Bsp Follitropin Erythropoietin oder ein Therapeutikum gefordert ist das der humanen Konformation entsprechen muss Tierische Zellen und Mikroorganismen unterscheiden sich in diesen Anforderungen deutlich voneinander So sind Bakterien nicht zur posttranslationalen Glykosylierung befahigt und sind nur bedingt zur korrekten Proteinfaltung humaner Proteine in der Lage Bei der therapeutischen Anwendung dieser Produkte werden hohe Anforderungen an die Qualitat hinsichtlich Reinheit und ihrer Struktureigenschaften gestellt Korrekte Faltung und Glykosylierung sind entscheidende Faktoren fur die biologische und pharmakologische Aktivitat der Zielproteine Bei Einsatz von Saugerzellen ist eine technisch hoherwertige Ausstattung der Produktionsstatte erforderlich Von den in der pharmazeutischen Biotechnologie eingesetzten Zelllinien aus der molekularbiologischen Forschung sind folgende Linien als Expressionssysteme von besonderem Interesse beispielsweise die Chinese Hamster Ovar CHO Zelllinien Baby Hamster Kidney BHK Zelllinien Affennieren Zelllinien vom Vero Typ in der Impfstoffproduktion und Maus Myelomzellen NSO GS als Genexpressionssysteme fur rekombinante Proteine Pflanzen Bearbeiten nbsp Moosbioreaktor zur Produktion von BiopharmazeutikaAls eine Alternative zu den etablierten Produktionssystemen werden zunehmend genetisch veranderte Pflanzen sogenannte Pharmapflanzen genutzt So werden beispielsweise Wasserlinsen wie Lemna minor oder das Moos Physcomitrella patens zur Produktion von Biopharmazeutika eingesetzt 1 2 Diese Pflanzen lassen sich ebenso wie Pflanzenzellkulturen in geschlossenen Systemen kultivieren Photobioreaktoren z B Moosbioreaktor und ermoglichen somit Herstellbedingungen nach GMP Richtlinien 3 Im Optimalfall ist eine direkte Aufreinigung des Proteins aus dem Kulturmedium moglich was den Downstream Prozess erleichtert und die Produktionskosten senkt 4 Zellbanke Bearbeiten Die nachhaltige Qualitat eines produzierten Wirkstoffs hangt entscheidend von dem eingesetzten Produzenten ab Die Pflege und Aufrechterhaltung einer Produzentenlinie mit hoher Qualitat fur die chargenweise Produktion uber einen langeren Zeitraum ist fur den Pharmazeutischen Unternehmer von hohem Interesse da das zugelassene Produkt nur in der von der Zulassungsbehorde genehmigten Zelllinie hergestellt werden darf Die Validierung von Zellbanken und Saugerzelllinien muss deshalb durchgefuhrt werden um die Zuverlassigkeit eines Produktionsprozesses zu dokumentieren und eine hohe Produktqualitat zu reproduzieren Die genetisch konstruierte Zelllinie zur Produktion wird aus diesem Grunde von der R amp D Zellbank Research and Development Zellbank zur sogenannten Master Seed bzw Master Zellbank kultiviert um einen Grundstock zur Aliquotierung fur Arbeitszelllinien Working Seeds mit mehreren hundert Ampullen zu ermoglichen die in flussigem Stickstoff gelagert und bei Bedarf entnommen werden Ausserdem wird fur Dokumentation und Qualitatskontrolle zusatzlich eine sogenannte End of production Zellbank E o P Zellbank angelegt 5 Dabei muss bedacht werden dass ein Verlust des angezeigten Saatgutsystems oder der Verbrauch des auf Vorrat gehaltenen Master Seed nur durch erneut validierte und genehmigte Zellbanken ersetzt werden kann Nach dem Gentechnikgesetz GenTG werden uber den Wirt oder Produzenten Angaben zu der eindeutigen taxonomischen Charakterisierung sowie Angaben zu der gentechnischen Veranderung verlangt Weitere vorgeschriebene Angaben sind ob naturlicherweise Plasmide oder endogene Viren vorkommen und ob mit toxischen mutagenen karzinogenen oder allergenen Wirkungen des Wirtes zu rechnen ist Zum Schutze des Menschen und der Umwelt verlangt das GenTG ferner dass anzugeben ist welches Risiko fur Tiere oder Pflanzen bei nicht beabsichtigter Freisetzung besteht Im Rahmen des Betriebs und Produktionsablauf muss beschrieben werden wie der Wirtsorganismus moglicherweise ubertragen werden kann wie hoch die Mindestinfektionsdosis bei bekanntem Applikationsweg ist welche Notfalltherapeutika oder Impfstoffe bevorratet sein mussen und wie Dekontaminationen oder Desinfektionen durchzufuhren sind Nach Entnahme und Anzucht zu einer Arbeitskultur auf festen Agar Mikroorganismen oder in flussiger Kultur Mikroorganismen und Saugerzellen erfolgt sukzessives Scaling Up vom Schuttelkolben uber den Laborfermenter zum industriellen Bioreaktor Scaling Up erfolgt nach Erfahrungswerten in dekadischen Schritten beispielsweise von einem Inokulum mit 30 ml Volumen uber 300 ml Erlenmeyerkolben und 3 bzw 30 l Laborfermenter zu 300 l Industriefermentern Vektorsysteme Bearbeiten Die Schaffung eines gentechnisch veranderten Organismus bedeutet die Einfuhrung einer zusatzlichen meist artfremden DNA in das Wirtsgenom Dieser technische Vorgang wird als Klonierungsstrategie bezeichnet bei dem durch Insertion meist eine komplementare DNA cDNA in Expressionsvektoren integriert wird Diese cDNA ist eine exakte Kopie der mRNA die nicht mehr die informationslosen Intronbereiche enthalt Die aneinandergesetzten Expressionssequenzen konnen fur die kontrollierte Biosynthese in den Wirt uberfuhrt und klar von dem Ursprungsgen unterschieden werden Bei der Beschreibung des zur Klonierung verwendeten Vektors sind fur die Zulassungsbehorde Angaben zu machen welche die Herkunft des oder der fur die Replikation verantwortlichen Kontrollelemente Replikons betreffen die Promotor oder Enhancer als expressionsregulierende Informationseinheiten beschreiben und die uber die Herkunft der Gene fur Selektionszwecke Auskunft geben Weitere wichtige Informationen sind Daten zur Stabilitat des Expressionsvektor in den Wirtszellen sowie die Einschatzung des Infektions und Tumorpotentials Bsp Proonkogene Neben der Frage der Transformation und des Einbringen des Vektors ist die Charakterisierung der rekombinanten DNA in der Wirtszelle von Interesse Diese Prufungen sind nicht nur fur Saatgutzellen sondern auch fur Produktionszellen nach einem oder mehreren Fermentationsschritten zu prufen Mit Hilfe von Restriktionsenzymen Southern Blot Analysetechniken und PCR muss bestimmt werden ob Status und Stabilitat des Expressionskonstrukt korrekt ist Von Interesse ist die extrachromosomale Lage der rekombinanten DNA bei Prokaryoten Ort und Art der Integration in das Wirtsgenom bei Eukaryoten die Kopienzahl in der Zelle und die genetische wie mogliche phanotypische Expression nach Zellteilungen Die Bedeutung der genetischen Stabilitatsuntersuchungen liegt in dem erhohten Informationsgehalt zur Kopienzahl im Verhaltnis zur Produktivitat der Kultur Hinweise auf Deletionen und Insertionen des Expressionsvektors und sie erlauben Aussagen zur Proteinidentitat Produktion und Bioprozesstechnik BearbeitenDie Produktion rekombinanter Proteine erfolgt durch Fermentation im Bioreaktor die fur die Kultivierung optimale Bedingungen fur Wachstum und Wirkstoffbildung bieten Zu unterscheiden ist zwischen der diskontinuierlichen sogenannter batch wise Produktion und der kontinuierlichen Produktion wie oben bereits erklart Im Rahmen der Wirkstoffproduktion muss der gesamte Prozess durch Dokumentation der Produktionsparameter wie beispielsweise Temperatur pH Wert Sauerstoff und Kohlendioxid Sattigung Prozessdauer und eingesetzte Hilfsstoffe beschrieben werden Idealerweise sollte nur mit einer Zelllinie im Produktionsbereich gearbeitet werden um Fremd oder Kreuzkontaminationen zu vermeiden Zusatzliche In Prozess Kontrollen mussen die tatsachliche Qualitat belegen Haufiges Problem ist eine mogliche Fremdkontamination von aussen oder die Aktivierung von Retroviren die mit der Produktionslinie eingebracht werden Je nach Anforderungen des zu kultivierenden Organismus sind verschiedene Bioreaktorsysteme zu wahlen Prokaryoten mit einer stabilen Zellwand konnen in Bioreaktoren mit Ruhrwerken kultiviert werden da sie wenig empfindlich gegenuber den entstehenden Scherbewegungen sind Eukaryotische Zellen besitzen keine Zellwand und sind sehr empfindlich gegenuber physikalischen Einwirkungen weshalb zu ihrer Kultivierung haufig Airlift Bioreaktoren genommen werden um Zellschaden durch rotierende Flugel zu vermeiden Bei Airlift Bioreaktoren wird bodenstandig das Luft CO2 Gemisch eingeblasen das durch eingesetzte Prallbleche zu einer Konvektion des Flussigmediums fuhrt Ein dritter Bioreaktortyp welcher haufig zu finden ist ist der sogenannte Membranbioreaktor oder auch Hohlfaserreaktor genannt Technisch handelt es sich um die Kombination einer Ultrafiltrationseinheit und eines Bioreaktors Durch die semipermeable Membran der Hohlfasern die haufig aus Polysulfon oder mikroporosem Polypropylen bestehen werden Zellen zuruckgehalten bzw vom durchfliessenden Medium getrennt so dass nur der Durchtritt meist niedermolekularer Produkte oder Metabolite moglich ist Vorteil ist ferner dass unerwunschte polymere Produkte wie Polysaccharide Fremdproteine und Enzyme zuruckgehalten werden und so die Produktaufarbeitung erleichtert wird In der pharmazeutischen Industrie wird der Reaktortyp technisch zur Biosynthese des Blutgerinnungsfaktors VIII genutzt welcher in BHK Zellen Baby Hamster Kidney exprimiert wird Dabei zeichnet sich die Produktion durch eine hohe Zelldichte im Perfusionsreaktor und durch entsprechend hohe Ausbeute aus Die qualitative Zusammensetzung des Nahrmediums hangt von den Anforderungen des zu kultivierenden Organismus ab Fur tierische Zellen sind diese haufig wesentlich komplexer als fur Mikroorganismen Typische Medien fur Saugerzellen sind beispielsweise zusammengesetzt aus Mineralsalzen Antibiotika Vitaminen und physiologischen Proteinen wie Wachstumsfaktoren Insulin oder Transferrin Haufig wird dem Medium fetales Kalberserum hinzugesetzt dessen Einsatz wegen der moglichen Prionenkontamination nicht ohne Risiko ist Neuere Entwicklungen werden in der Zukunft vermutlich einen Verzicht auf FKS erlauben da ein gentechnisch hergestelltes Albumin oder auch das humane Plattenlysat Alternativen bieten Saugerzellen konnen nach ihrem Wachstumsverhalten in adharierende und nicht adharierende Zelltypen unterschieden werden Adharierende Zellen wachsen nur auf festen Medien sie bilden einen Zellmonolayer und stellen bei vicinalen Kontakt ihr Wachstum ein Der uberwiegende Teil der eingesetzten Produktionslinien zeigen adharentes Verhalten weshalb sie auf Glas Zirkon oder Polystyrolkugeln angezuchtet werden konnen Erfolgreiche Techniken nutzen bei der Kultivierung von Saugerzellen mit hoher Zelldichte Verfahren zur Immobilisierung Ihr Vorteil ist dass Zellen in offenporigen Mikrotragern und bei Einsatz im Wirbelschichtreaktor deutlich langer und effizienter kultiviert werden konnen und somit die Raum Zeit Ausbeute erhoht wird Nach diesem Verfahren wird beispielsweise Follitropin hergestellt Neben der detaillierten Darstellung der Produktion im Bioreaktor sei der Vollstandigkeit halber kurz auf die chemische Synthese kurzkettiger Peptide mit weniger als 70 Aminosauren eingegangen die im Routinebetrieb mit Hilfe von Syntheseautomaten gewonnen werden Beispiele sind Oxytocin Gonadoliberin und Desmopressin aber auch die 2002 durch die FDA zugelassene Antisense RNA Fomivirsen wird chemisch hergestellt Extraktion und Anreicherung BearbeitenDie Gewinnung des gewunschten Endproduktes aus einem Kulturansatz wird in der Gesamtheit aller Arbeitsschritte als Downstream Prozess bezeichnet Zu diesen Arbeitsschritten wird in der pharmazeutischen Industrie die Gewinnung Isolierung Aufreinigung Formulierung und Konfektionierung eines Fermentationsproduktes zum fertigen Endprodukt gezahlt Alle Aufarbeitungsschritte mussen auch hier validiert sein und mussen fur die Zulassungsbehorden und zur eigenen Sicherheit des pharmazeutischen Unternehmers dokumentiert werden Eine allgemein gultige Beschreibung des Downstream Prozesses ist nicht moglich da er sich nach den Anforderungen und physikalisch chemischen Eigenschaften des jeweiligen Produktes richten muss Im Gegensatz zu niedermolekularen Stoffen und Metaboliten liegen gewunschte Proteine als sogenannte Single Cell Proteine intrazellular vor Prokaryotische Produzenten wie E coli sezernieren dieses nicht in das Medium sondern akkumulieren das Protein im Zytosol wo es als Inklusionskorper inclusion body nach Uberschreiten des Loslichkeitsproduktes ausfallt oder aggregiert Inklusionskorper zeigen Probleme hinsichtlich der Renaturierung des prazipitierten Proteins Unter Einsatz verschiedener Renaturierungsreagienzen Einsatz von Harnstoff Guanidinhydrochlorid EDTA Dithiothreitol werden Proteine wieder gelost und erlangen im Idealfall ihre native Konformation wieder die wichtig fur die biologische oder pharmakologische Wirkung ist Die nachtragliche in vitro Faltung der Proteinkonformation ist aber ein komplizierter meist empirischer Prozess der stark von Faktoren wie Temperatur Ionenstarke pH Eigenschaften des Renaturierungsmediums und auch der Viskositat abhangen Validierung des Herstellungsprozesses BearbeitenGultige Richtlinien die von den wichtigsten Zulassungsbehorden der FDA und der europaischen EMEA regelmassig uber das Internet veroffentlicht werden haben keinen gesetzlichen und nur empfehlenden Charakter Ihre Erstellung beruht auf Ergebnissen aus der Zusammenarbeit zwischen den Zulassungsbehorden und den Pharmazeutischen Unternehmern Aus diesem Grunde sind aber Abweichungen immer gesondert zu begrunden Zusammengefasst beschreiben die Empfehlungen Guidelines Notes of Guidance Verfahrensablaufe zur Produktion und Prufung von rekombinant hergestellten Produkten die Dokumentation von Ergebnissen aber auch das Verfassen von Zulassungsantragen Einige wesentliche Qualitatskriterien sollen kurz diskutiert werden Verunreinigungen durch Bakterien und Pilze Bearbeiten Eine Verunreinigung durch Bakterien oder Pilze im biotechnologischen Herstellungsprozess ist selten anzutreffen da alle Ausgangsstoffe durch selektive Sterilitatstest ausreichend gepruft werden konnen Typische Kontaminationen sind deshalb virale Kontaminationen oder das Einbringen von Mycoplasmen die nicht durch gebrauchliche Sterilfiltration mit 0 22 µm Filter zuruckgehalten werden konnen Um dieses Problem zu umgehen werden vielfach 0 1 µm Filter eingesetzt die sicher Mycoplasmen entfernen konnen Neben Mikroorganismen selbst sind mikrobielle Produkte wie Lipopolysaccharide als Pyrogene ein ernstes Problem Bei unsachgemasser Verdunnung oder Zubereitung von Nahrlosungen besteht ein Kontaminationsrisiko Durch Ultrafiltration oder spezielle Zeta Filter konnen Pyrogene abgetrennt werden Virale Kontaminationen Bearbeiten Eine virale Verunreinigung ist im Herstellungsprozess und bei der Prufung des Endproduktes schwerer nachzuweisen und zu beseitigen Viren konnen nicht durch Standardsteriltests nachgewiesen werden und lassen sich nicht mit Sterilfiltern 0 1 µm abtrennen Haufig erfolgt eine Kontamination durch Retroviren aus der Produktionslinie selbst wie beispielsweise HI Hepatitis B Epstein Barr SV40 oder Cytomegalievirus durch Einschleppen aus mangelhaft aufbereiteten tierischen Seren die in Nahrmedien eingesetzt werden oder durch kontaminierte chromatographische Saulen im Downstream Prozess Der Nachweis viraler Infektionen erfolgt mit Hilfe der PCR Technik oder mit Immuno ELISA Testverfahren die zur Prufung auf virale Infektion der Produktionslinien intensiv genutzt werden Methoden zur Abtrennung von Viren sind vorwiegend physikalischer Natur wie Ultrafiltration Saulenchromatographie oder Nanofiltration Die Anwendung von Hitze z B Pasteurisierung oder chemischen Stoffen kann zu einer biologischen Inaktivierung Denaturierung des therapeutischen Proteins fuhren Daher konnen diese Verfahren nicht immer angewendet werden Fremdproteine Bearbeiten Bei jeder biotechnologischen Produktion sind durch den Produzenten unerwunschte Proteine zu finden die durch verschiedene Methoden der Filtration oder Chromatographie abzutrennen sind Wie am Beispiel des rekombinant gewonnenen Insulins rekombinanten Erythropoietin oder Follitropin in der Vergangenheit gezeigt ist bei Anwesenheit fremder Proteine mit einem hohen allergischen Potential fur den Patienten zu rechnen das von leichten Immunreaktionen bis zum anaphylaktischen Schock reichen kann Unter Fremdproteine sind nicht nur chemisch unterschiedliche Proteine zu fassen sondern auch durch den Produzenten falsch oder unvollstandig biosynthetisierte gewunschte therapeutische Proteine Quelle moglicher Fremdproteine muss nicht unbedingt der Produzent sein sondern auch Nahrmedien oder Liganden aus dem Saulenmaterial sind denkbar Nachweisverfahren zur qualitativen und quantitativen Bestimmung von Fremdproteinen und Qualitatssicherung sind die 2D Gelelektrophorese HPLC MS und Immunassays Fremd DNA Bearbeiten DNA im Endprodukt ist zum einen eine wirtsspezifische Verunreinigung oder ist als Marker DNA zur Kontrolle des Downstream Prozesses absichtlich hinzugegeben worden Auf Grund einer moglichen onkogenen Wirkung muss DNA aus dem Endprodukt entfernt werden und nach internationalen Richtlinien ist der maximale Gehalt auf 10 pg pro Dosis begrenzt Fremd DNA aber auch Fremd RNA kann effektiv durch Nukleasen abgebaut werden Ein Beispiel ist Benzonase welche eine gentechnisch veranderte Endonuklease ist die spezifisch Nukleinsauren abbaut ohne rekombinante Proteine zu zerstoren Chemische Verunreinigungen Bearbeiten Chemische Verunreinigungen sind meist niedermolekulare Stoffe wie Lipide Vitamine Antibiotika oder hochmolekulare Stoffe wie Polysaccharide die durch den Produzenten oder durch das Nahrmedium eingefuhrt wurden Der Grossteil stammt aber aus exogenen Quellen wie Nahrmedien oder als Ruckstande aus Losungsmitteln Bsp Detergentien Salze proteolytische Inhibitoren die bei der Reinigung und Pflege von Bioreaktoren und angeschlossenen technischen Anlagen zuruckbleiben Der Nachweis von Ruckstanden erfolgt durch HPLC MS oder GC MS Identitat der aktiven Substanz Bearbeiten Rekombinant hergestellte therapeutische Proteine werden nach internationalen Standards der Zulassungsbehorden und des International Council for Harmonisation of Technical Requirements for Pharmaceuticals for Human Use ICH gepruft Die pharmakologisch aktive Substanz wird auf Identitat Reinheit und Gehalt untersucht die Parameter wie beispielsweise relative Molare Masse isoelektrischer Punkt Ladung Loslichkeit und Hydrophobizitat umfassen Im Rahmen dieses kurzen Beitrages und der Vielfalt der heute auf dem Markt befindlichen Proteine ist eine vollstandige Auflistung wichtiger analytischer Grossen nicht moglich und es sei auf die im Internet veroffentlichten Vorschriften und Monographien verwiesen Neben den physikalisch chemischen Eigenschaften mussen therapeutische Proteine auf ihre korrekte Primarstruktur und Proteinfaltung mit Hilfe der NMR Rontgenspektroskopie oder immunchemischer Methoden untersucht werden Die Primarstruktur wird nach enzymatischer Spaltung in kurze Fragmente mit Hilfe der Gelelektrophorese oder HPLC charakterisiert Von hohem Interesse ist die HPLC MALDI TOF Methode welche eine Sequenzanalyse direkt aus dem intakten Protein erlaubt Besondere Berucksichtigung finden chemische Veranderungen wie die N terminale Methionylierung Anwesenheit des N Formylmethionin oder Signalsequenzen die durch die bakterielle Proteinbiosynthese zu erklaren sind Ferner sind N und C terminale Modifizierungen des therapeutischen Proteins durch proteolytische Prozesse zu finden oder die Ausbildung von falschen oder zusatzlichen Disulfidbrucken Bsp Insulin durch Oxidation Handelt es sich um glykosylierte therapeutische Proteine so ist das Muster der Zuckerketten zu prufen und gegebenenfalls mit der naturlichen humanen Form abzugleichen Posttranslationale Prozesse wie bereits oben beschrieben fuhren zu signifikant anderen N und O Glykosylierungen aber auch zu moglichen Acetylierungen Hydroxylierungen Carboxylierungen Deamidierungen und unerwunschten Oxidationen Nachweis der korrekten posttranslationalen Modifizierung durch den Produzenten kann mit Hilfe der isoelektrischen Fokussierung Kapillarelektrophorese und Massenspektrometrie gefuhrt werden Gehalt und Wirksamkeit Bearbeiten Die Bestimmung des Gehaltes erfolgt mit Absolutmethoden die sich auf die Aminosaurezahl oder Stickstoffmenge Mikro Kjeldahl Bestimmung Kjeldahlsche Stickstoffbestimmung im Molekul bezieht Die Proteinbestimmung nach Lowry oder Bradford werden genutzt allerdings muss eine Validierung auf die Absolutmenge vorab durchgefuhrt werden Das Europaische Arzneibuch beschreibt nur ein relativ kleines Spektrum an moglichen bioanalytischen Methoden die zur Charakterisierung des Produktes genutzt werden Haufig werden in den einzelnen Monographien weitere substanzspezifische Untersuchungen gefordert Die Prufung auf Wirksamkeit muss fur jede Charge durchgefuhrt werden und muss in nationalen oder internationalen Einheiten pro mL angegeben sein Wenn dieses nicht moglich ist so erfolgt die Angabe in biologischen Einheiten die mit einem hinterlegten internationalen Standard kalibriert wurde Es wird empfohlen dass die biologische Wirkung mit physikochemischen Eigenschaften korreliert wird Proteinformulierung Bearbeiten Rekombinante therapeutische Proteine mussen wegen ihrer Instabilitat bei oraler Gabe parenteral appliziert werden Sie unterliegen der Monographie Parenterale Zubereitungen und mussen frei von Schwebstoffen sein sie durfen keine Pyrogene enthalten und sollten als Injektionslosung hinsichtlich Gewebetonizitat und pH Wert physiologischen Bedingungen angepasst sein Biotechfirmen BearbeitenSo gut wie keines der traditionellen Pharmaunternehmen unternimmt heutzutage keine F amp E Aktivitaten in Sachen Biotechnologie Reine Biotechfirmen Bearbeiten Amgen ist das weltweit grosste unabhangige Biotechnologie Unternehmen das ausschliesslich auf Biotechnologie setzt 6 Weitere Unternehmen sind BiogenIdec Celgene Gilead Genzyme und Vertex Pharmaceuticals 7 Pharma Biotech Unternehmen Bearbeiten Mit Blick auf die F amp E Ausgaben der 400 forschungsstarksten Firmen in der EU bzw der 1000 forschungsstarksten Firmen in Drittlandern stehen Roche und Pfizer 2010 mit jeweils rund 7 Milliarden Euro auf den Platzen 1 und 2 Danach folgen die Unternehmen US Merck Platz 5 Novartis Platz 8 und Johnson amp Johnson Platz 10 7 Einzelnachweise Bearbeiten J R Gasdaska D Spencer L Dickey Advantages of Therapeutic Protein Production in the Aquatic Plant Lemna In BioProcessing Journal Marz 2003 S 49 56 A Buttner Mainik J Parsons H Jerome A Hartmann S Lamer A Schaaf A Schlosser P F Zipfel R Reski E L Decker Production of biologically active recombinant human factor H in Physcomitrella In Plant Biotechnology Journal 9 2011 S 373 383 doi 10 1111 j 1467 7652 2010 00552 x Eva L Decker Ralf Reski Moss bioreactors producing improved biopharmaceuticals In Current Opinion in Biotechnology 18 2007 S 393 398 doi 10 1016 j copbio 2007 07 012 A Baur R Reski G Gorr Enhanced recovery of a secreted recombinant human growth factor using stabilizing additives and by co expression of human serum albumin in the moss Physcomitrella patens In Plant Biotech J 3 2005 S 331 340 doi 10 1111 j 1467 7652 2005 00127 x Michael Eder Cell banking Definition Process amp Manufacturing Abgerufen am 7 September 2023 Biotechnologie fur intelligente Medikamente Uber Amgen Unternehmenswebsite abgerufen am 7 April 2012 a b Pharma und Biotech Unternehmen sind weltweit Spitze bei F amp E Investitionen 2010 vfa bio de abgerufen am 7 April 2012 Literatur BearbeitenO Kayser Grundwissen Pharmazeutische Biotechnologie Teubner Wiesbaden 2002 O Kayser H Warzecha Pharmaceutical Biotechnology Wiley VCH Weinheim 2012 T Dingermann T Winckler I Zundorf Gentechnik Biotechnik 3 Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2019 I Kramer W Jelkmann Rekombinante Arzneimittel medizinischer Fortschritt durch Biotechnologie 2 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2011 Weblinks BearbeitenEuropaische Arbeitsgemeinschaft fur Pharma Biotechnologie EAPB VFA Bio Biotechnologie im Verband Forschender Arzneimittelhersteller e V Biotechnologie Fragen und Antworten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pharmazeutische Biotechnologie amp oldid 237393075