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Ein Moosbioreaktor ist eine Sonderform des Photobioreaktors und dient der Anzucht und Kultivierung von Moos In der Regel wird in einem Moosbioreaktor transgenes Moos zur Produktion von rekombinantem Protein kultiviert Dieses biotechnologische Verfahren bezeichnet man auch als Molecular Pharming In der Umweltwissenschaft werden Bioreaktoren genutzt etwa um Torfmoose zu vermehren wie in der Mossclone Forschergruppe um die Luftverschmutzung insbesondere durch Schwermetalle zu uberwachen 1 2 Moosbioreaktor mit Physcomitrella patensDa es sich bei Moosen um relativ genugsame photoautotrophe Organismen handelt wurden bereits zu Anfang des 20 Jahrhunderts verschiedene Arten von Moosen in vitro kultiviert 3 Um den Sicherheitsrichtlinien fur den Umgang mit genetisch veranderten Organismen gerecht zu werden und ausreichend Biomasse fur experimentelle Untersuchungen gewinnen zu konnen wurden in den 1990er Jahren von Ralf Reski erste Bioreaktoren fur den Modellorganismus Physcomitrella patens entwickelt 4 Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsweise 2 Herstellung von Biopharmazeutika 3 Siehe auch 4 Einzelnachweise 5 WeblinksFunktionsweise BearbeitenEinem Moosbioreaktor liegt das Prinzip einer Suspensionskultur zugrunde Das Moos wird in einem flussigen bewegten Nahrmedium unter Beleuchtung und Durchluftung bei konstanter Temperatur kultiviert Das Kulturmedium haufig ein Minimalmedium beinhaltet die zum Wachstum benotigten Nahrstoffe und Spurenelemente der pH Wert wird durch Zugabe von Saure oder Lauge in das Medium konstant gehalten 5 Um einen moglichst starken Zuwachs an Biomasse zu erreichen wird das Moos im Protonema Stadium gehalten Dies geschieht durch kontinuierliches mechanisches Zerkleinern der wachsenden Protonema Faden beispielsweise mittels rotierender Klingen 6 Wenn die Dichte der Biomasse einen kritischen Punkt erreicht kommt es infolge des abnehmenden Nahrstoffangebotes und des zunehmenden Gehaltes an pflanzlichen Signalstoffen Phytohormonen im Medium zunehmend zur Differenzierung des Protonemas zur eigentlichen Moospflanze Soll die Kultur weitergefuhrt werden wird ein Teil der Kultur mit frischem Nahrmedium stark verdunnt und neu angesetzt Dieses Funktionsprinzip kann je nach angestrebter Ausbeute durch verschiedene Formen und Grossen von Bioreaktoren realisiert werden Neben Saulenreaktoren verschiedener Volumina existieren beispielsweise auch Rohrenreaktoren sowie Reaktoren mit wechselbaren Kulturbeuteln aus Kunststoff zur Proteingewinnung in industriellen Massstaben nbsp In diesem Moosbioreaktor wird das Sumpf Torfmoos Sphagnum palustre kultiviertHerstellung von Biopharmazeutika BearbeitenIn Moosbioreaktoren mit Physcomitrella patens wurden bereits verschiedene Biopharmazeutika hergestellt 7 Hierbei kann das rekombinante Protein im Optimalfall aus dem Kulturmedium aufgereinigt werden 8 Ein Beispiel hierfur stellt Faktor H dar Dieses Molekul ist Bestandteil des humanen Komplementsystems ein Defekt des entsprechenden Gens fuhrt zu verschiedenen Nieren und Augenerkrankungen Biologisch aktiver rekombinanter Faktor H wurde Anfang des Jahres 2011 erstmals in Moosbioreaktoren hergestellt 9 Das Enzym a Galactosidase A darf nach der Genehmigung durch das Bundesinstitut fur Arzneimittel und Medizinprodukte in Moosbioreaktoren hergestellt werden fur eine klinische Studie die analysiert ob die Krankheit Morbus Fabry mit dieser Enzymersatztherapie effizienter gelindert werden kann 10 11 Die Klinische Phase 1 Studie wurde 2017 abgeschlossen 12 Siehe auch BearbeitenAlgenbioreaktor Bioreaktor Photobioreaktor Molecular Pharming Knockout Moos Physcomitrella patensEinzelnachweise Bearbeiten Walter Schmidt Michael Brendler Zweitkarriere Spurnase In Badische Zeitung 14 April 2012 Video Moose sollen Luftverschmutzung kontrollieren In Euronews 3 Juni 2013 abgerufen 10 Juni 2013 A Hohe R Reski From axenic spore germination to molecular farming one century of bryophyte in vitro culture In Plant Cell Rep 23 2005 S 513 521 doi 10 1007 s00299 004 0894 8 K Reutter R Reski Production of a heterologous protein in bioreactor cultures of fully differentiated moss plants In Plant Tissue Cult Biotechnol 2 1996 S 142 147 PDF Memento des Originals vom 4 Oktober 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www plant biotech net A Hohe R Reski Control of growth and differentiation of bioreactor cultures ofPhyscomitrellaby environmental parameters In Plant Cell Tissue and Organ Culture 81 2005 S 307 311 doi 10 1007 s11240 004 6656 z E L Decker R Reski The moss bioreactor Curr In Opinion Plant Biol 7 2004 S 166 170 doi 10 1016 j pbi 2004 01 002 Eva L Decker Ralf Reski Current achievements in the production of complex biopharmaceuticals with moss bioreactors In Bioprocess and Biosystems Engineering 31 1 2008 S 3 9 PMID 17701058 A Baur R Reski G Gorr Enhanced recovery of a secreted recombinant human growth factor using stabilizing additives and by co expression of human serum albumin in the moss Physcomitrella patens In Plant Biotech J 3 2005 S 331 340 doi 10 1111 j 1467 7652 2005 00127 x A Buttner Mainik J Parsons H Jerome A Hartmann S Lamer A Schaaf A Schlosser P F Zipfel R Reski E L Decker Production of biologically active recombinant human factor H in Physcomitrella In Plant Biotechnology Journal 9 2011 S 373 383 doi 10 1111 j 1467 7652 2010 00552 x Homepage der Greenovation Approval to begin a Phase I clinical trial in Europe for moss aGal agalsidase produced in Mossbioreactors Abgerufen am 18 Oktober 2015 Ralf Reski Juliana Parsons Eva L Decker Moss made pharmaceuticals from bench to bedside In Plant Biotechnology Journal 2015 doi 10 1111 pbi 12401 Greenovation gelingt der Durchbruch Portal goingpublic Memento des Originals vom 11 Januar 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte 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