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Die Kjeldahlsche Stickstoffbestimmung im klinischen Bereich gelegentlich auch als Kjeldahlometrie bezeichnet ist eine 1883 entwickelte quantitative haufig verwendete Bestimmungsmethode des Stickstoffgehaltes Der danische Chemiker Johan Kjeldahl entwickelte sie am Forschungszentrum der danischen Brauerei Carlsberg Sie loste rasch die zuvor weit verbreitete Stickstoffbestimmung nach Will Varrentrapp ab Stickstoff kann mit der Methode von Kjeldahl in vielen stickstoffhaltigen Substanzen bestimmt werden was sich in ihrem breiten Anwendungsfeld aussert Nahrungsmittelindustrie Umweltanalytik Pharmazeutische und chemische Industrie Landwirtschaftliche Analytik Wirtschaftsdunger Bodenproben Schema der Bestimmung Beim klassischen Vorgehen schliesst man eine genau gewogene Probenmenge 0 5 bis 3 g je nach deren Stickstoffgehalt mit Schwefelsaure in einem Kjeldahl Kolben auf Die organischen Anteile der Probe werden dabei entfernt und der Stickstoff in Ammoniumsulfat umgewandelt Die Zugabe einer starken Base setzt Ammoniak aus der Aufschlusslosung frei der in Saure aufgefangen und titrimetrisch bestimmt wird Die Angabe erfolgt als Total Kjeldahl Nitrogen Es existieren auch Mikro Methoden fur Proben von 5 bis 15 mg Zudem lasst sich die gesamte Bestimmung mittels vollautomatischer Laborgerate auch mit mehreren Proben gleichzeitig automatisieren sodass die Analysen ohne anwesendes Personal uber Nacht abgewickelt werden konnen Inhaltsverzeichnis 1 Aufschluss 2 Wasserdampfdestillation 3 Titration 4 Proteingehalt 5 LiteraturAufschluss BearbeitenBeim Aufschluss wird die Probe mit einem Uberschuss an Schwefelsaure in einem offenen Kolben gekocht Dabei wird der Kohlenstoff im organischen Material zu Kohlendioxid CO2 oxidiert und Schwefelsaure zu Schwefeldioxid SO2 reduziert C H N O P r o b e s D H 2 S O 4 l C O 2 g S O 2 g H 2 O g N H 4 2 S O 4 s o l v displaystyle mathrm CH color Blue N O Probe s xrightarrow Delta H 2 SO 4 l CO 2 g SO 2 g H 2 O g color Blue N H 4 2 SO 4 solv nbsp nbsp Kjeldahl Kolben mit einer Gulleprobe in kochender SchwefelsaureZur verbesserten Umsetzung der Reaktion wird ein Katalysator bestehend aus Hg Se Cu oder Ti Verbindungen verwendet Die Aufschlusstemperatur in einem offenen Kolben ist durch den Siedepunkt der Schwefelsaure begrenzt Um eine hohere Temperatur zu erreichen kann eine schwer fluchtige Verbindung zugegeben werden Um eine solche Siedepunkterhohung zu bewirken werden beim Kjeldahlaufschluss Natrium oder Kaliumsulfat Na2SO4 bzw K2SO4 verwendet Es konnen nicht alle Substanzen direkt aufgeschlossen werden Liegt der Stickstoff in einer Nitro Nitroso oder Azoverbindung vor so muss zuerst eine Reduktion beispielsweise mit Zink oder Devardscher Legierung durchgefuhrt werden Der Schwefelsaureaufschluss kann neben der Bestimmung von Stickstoff auch zur Bestimmung von Phosphor Arsen und von Metallen in organischem Material verwendet werden Wasserdampfdestillation BearbeitenNach dem Aufschluss liegt der Stickstoff als Ammoniumsulfat NH4 2SO4 in Schwefelsaure gelost vor Bei Zugabe einer starken Base beispielsweise NaOH wird die Schwefelsaure neutralisiert und Ammoniak ausgetrieben der mittels Wasserdampfdestillation quantitativ in eine Saurevorlage eingeleitet werden kann N H 4 2 S O 4 s o l v 2 N a O H a q N a 2 S O 4 a q 2 N H 3 2 H 2 O l displaystyle mathrm color Blue N H 4 2 SO 4 solv 2 NaOH aq longrightarrow Na 2 SO 4 aq 2 color Blue N H 3 2 H 2 O l nbsp Zum Auffangen kann prinzipiell jede Saure verwendet werden Wird eine starke Saure verwendet so muss diese genau abgemessen werden da die nach dem Einleiten von Ammoniak verbleibende Saure mit einer Base zuruck titriert wird Wird hingegen eine schwache Saure verwendet wie beispielsweise Borsaure mit einem pKs Wert von 9 25 so kann die beim Auffangen entstandene starke Base mit einer Saure titriert werden ohne dass uberschussige Auffangsaure mit erfasst wird Dies bringt den Vorteil dass die schwache Saure nicht genau abgemessen werden muss Borsaure reagiert nicht direkt als Protonendonator sondern als OH Akzeptor im Sinne einer Lewis Saure B O H 3 a q H 2 O N H 3 g B O H 4 a q N H 4 a q displaystyle mathrm B OH 3 aq H 2 O color Blue N H 3 g longrightarrow B OH 4 aq color Blue N H 4 aq nbsp Titration BearbeitenFur die direkte Titration von Borat wird ein Indikatorgemisch aus Methylrot und Methylenblau Tashiro verwendet das im Sauren umschlagt Das verbrauchte Masslosungsvolumen kann in die Stickstoffmenge der Probe umgerechnet werden N H 4 a q B O H 4 a q H C l a q N H 4 C l a q B O H 3 a q H 2 O displaystyle mathrm color Blue N H 4 aq B OH 4 aq HCl aq longrightarrow color Blue N H 4 Cl aq B OH 3 aq H 2 O nbsp Proteingehalt BearbeitenDer mit dieser Methode bestimmte Stickstoffgehalt steht im Zusammenhang mit dem Proteingehalt einer biologischen Probe Bei den meisten Lebensmitteln kann man davon ausgehen dass der Kjeldahl Stickstoff hauptsachlich aus den Proteinen stammt Bei der Umrechnung von Stickstoffgehalt zu Proteingehalt muss berucksichtigt werden dass die einzelnen Aminosauren einen verschiedenen Stickstoffgehalt besitzen und somit eine weit vom Durchschnitt abweichende Zusammensetzung der Proteine zu einem unterschiedlichen Umrechnungsfaktor fuhrt Dieser Faktor muss somit zuvor fur verschiedene Proteinquellen mit einer anderen Methode bestimmt werden wie etwa der Spaltung der Proteine gefolgt von Bestimmung der einzelnen Aminosauren Die so gefundenen Stickstoffanteile im Protein betragen durchschnittlich 16 Der analytisch ermittelte Stickstoffgehalt einer Probe muss mit dem Faktor 6 25 multipliziert werden um den Proteingehalt zu berechnen Bei Weizenmehlen Griess und Dunst betragt der Faktor 5 7 Weitere Abweichungen konnen auftreten wenn neben den Proteinen weitere Stickstoffquellen vorhanden sind So zeigt zum Beispiel der Melaminskandal 2008 in China die Grenzen dieses Verfahrens Streckung von Milchprodukten um bei gebrauchlichen Messverfahren einen hoheren Proteingehalt vorzutauschen Literatur BearbeitenJohan Kjeldahl Neue Methode zur Bestimmung des Stickstoffs in organischen Korpern In Zeitschrift fur Analytische Chemie 1883 S 366 382 doi 10 1007 BF01338151 R Hoegger Training Papers Nitrogen determination according to Kjeldahl Buchi Labortechnik AG Flawil 1998 S 1 18 R Bock Aufschlussmethoden der anorganischen und organischen Chemie Wiley VCH Weinheim 1972 ISBN 978 3527254033 S 142 145 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kjeldahlsche Stickstoffbestimmung amp oldid 229546005