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Tsuur mongolisch cuur auch tsoor cuur coor chor chugur cugur ist eine beidseitig offene Langsflote Endkantenflote aus Holz mit drei Grifflochern die von mehreren mongolischen Volksgruppen im Gebiet des Altai im Westen der Mongolei gespielt wird Die Altai Urianchai nennen diesen Typ einer Hirtenflote tsuur die Tuwiner und Jakuten nennen sie schuur oder schoor und die Kirgisen tschoor choor Eine Ubersetzung Kehl Flote dieser Aussprachevarianten bezieht sich auf die typische Spielpraxis zur auf der Flote geblasenen Melodie mit der Stimme einen tiefen gutturalen Brummton einzusingen Typologisch verwandt in Form und Spielweise sind mehrere Floten in Zentralasien darunter die kasachische sybyzgy Tsuur Der Musiker deckt die drei Grifflocher mit dem Zeigefinger der linken Hand sowie dem Daumen und gekrummten Zeigefinger der rechten Hand ab Weil nur noch wenige Hirten die schwierig zu spielende traditionelle Musik der tsuur praktizieren wurde sie 2009 von der UNESCO in die Liste des dringend erhaltungsbedurftigen immateriellen Kulturerbes aufgenommen 1 Fur die Hirten der Altai Urianchai dient die tsuur zur Unterhaltung auf der Weide und als Musikinstrument mit magischen Kraften das vor dem Beginn einer Jagd bei Familienfeiern und bei jahreszeitlichen Zeremonien zur Abwehr von bosen Geistern gebraucht wird Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Wortumfeld 3 Bauform 4 Spielweise und kulturelle Bedeutung 5 Literatur 6 Diskografie 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung BearbeitenDer fruheste Fund eines Blasinstruments in China ist eine in die Jungsteinzeit um 6000 v Chr datierte Vogelknochenflote mit sieben Grifflochern aus Jiahu im Kreis Wuyang Weitere Knochenfloten mit meistens sieben Grifflochern aus dem 5 Jahrtausend v Chr die zur Hemudu Kultur gehorten dienten vermutlich als Tierlockruf Diese an beiden Enden offenen Langsfloten wurden aus Geierknochen 2 gefertigt Sie sind rund 20 Zentimeter lang bei einem Durchmesser von 1 1 Zentimetern 3 Diese Vogelknochenfloten chinesisch gudi sind die altesten in China ausgegrabenen Musikinstrumente Prahistorische Knochenfloten wurden auch auf dem Gebiet der Mongolei gefunden so etwa ein wenige Zentimeter langes Bruchstuck aus dem Uws Nuur Becken an der russischen Grenze 4 In der Banpo Siedlung Provinz Shaanxi wurden aus Ton bestehende Gefassfloten des 5 Jahrtausends v Chr ausgegraben Sie sind die Vorlaufer der heutigen xun in China Piktogrammen aus der spaten Shang Dynastie um 1200 v Chr zufolge gab es in China yue genannte Panfloten Ihre mutmasslichen Ursprunge sind die Panfloten der Jager und Fischer in Sibirien etwa der jungsteinzeitlichen Kitoi Kultur am Baikalsee Dort fand man mit Kerben verzierte Vogelrohrenknochen die nach unterschiedlichen Datierungen aus dem 4 Jahrtausend oder dem 3 2 Jahrtausend v Chr stammen 5 Kernspaltfloten mit Grifflochern gehorten ebenfalls zu jungsteinzeitlichen Jagern und Fischern der Kitoi Kultur um den Baikalsee 6 und an der mittleren Lena in Jakutien 7 Im 2 Jahrtausend v Chr gab es archaologischen Funden zufolge weiterhin Gefassfloten die funf Grifflocher hatten In uberlieferten Orakelinschriften finden sich die Piktogramme fur Panflote yue fur Langsflote yan ein Zeichen das auch sprechen bedeutet spater xian und fur Mundorgel he heute sheng 8 Zur Zeit der Westlichen Zhou Dynastie 11 Jahrhundert v Chr 771 v Chr tauchen in den schriftlichen Quellen mindestens 70 Namen von Musikinstrumenten auf darunter mehrere Langs und Querfloten Floten allgemein guan ausserdem yue xiao fur Panfloten und chi fur eine kurze Querflote sowie Gefassfloten xun 9 Querfloten chi heute dizi aus der Zeit bis um 200 v Chr sind nur aus schriftlichen chinesischen Quellen bekannt 10 Daneben gab es auch eine Langsflote Die genannten Flotentypen sind bis in die Gegenwart typische Hirteninstrumente Nach der Zeit der Streitenden Reiche 475 221 v Chr traten Veranderungen bei zahlreichen Musikinstrumenten ein So wurde wahrend der Han Dynastie 207 v Chr 220 n Chr ein neuer kurzer Querflotentyp hengdi dizi aus den westlichen Landern Zentralasien eingefuhrt der sich von den alteren archaologischen Funden unterscheidet Ebenso aus dem Westen ubernommen wurde eine lange Querflote qiandi Tanguten Flote mit vier Grifflochern bei der im 1 Jahrhundert v Chr ein funftes Griffloch erganzt wurde 11 Im Verlauf des 1 Jahrtausends n Chr bestand die Gruppe der Blasinstrumente aus Langsfloten langen und kurzen Querfloten Mundorgel Doppelrohrblattinstrumenten bili und dem Schneckenhorn bei 12 Die Hofmusiker der mongolischen Yuan Dynastie Regierungszeit von Dschingis Khan ab 1206 bis 1368 verwendeten fur die sakrale Musik yayue neun Blasinstrumente Langsflote yue kurze chi und lange Querflote di Panflote xiao und funf unterschiedlich gestimmte Mundorgeln Hinzu kamen sechs verschiedene Zithern Wolbbrettzithern und die Griffbrettzither guqin 22 Idiophontypen und zwolf Trommeltypen Dieses Instrumentarium wurde fur die Unterhaltungsmusik noch um weitere Querfloten longdi mit trachenformigem Trichter Langsfloten Zupflauten und Streichinstrumente erganzt 13 Die Mongolen fuhren ihre tsuur bis zu den Hunnen um die Zeitenwende zuruck Im kalmuckisch mongolischen Epos Dschanggar das von Epensangern dschangarchi seit Jahrhunderten mundlich uberliefert und solistisch vorgetragen wird 14 heisst es dass die tsuur zusammen mit der in der hofischen und sakralen Musik verwendeten mongolischen Wolbbrettzither yatga gespielt werde Der preussische Naturforscher Peter Simon Pallas 1741 1811 beschreibt in Sammlungen historischer Nachrichten uber die mongolischen Volkerschaften Teil 1 1776 detailliert eine Langsflote der Kalmucken mit drei Grifflochern 15 nbsp Baschkirischer Musiker mit einer Flote kurai um 1900Die westmongolische tsuur gehort zu einer Gruppe von beidseitig offenen Langsfloten die in Zentralasien Sibirien und Ostasien vorkommen Die kirgisische tschoor besteht aus einer rund 55 Zentimeter langen Spielrohre aus Holz oder Rohr mit drei oder vier Grifflochern 16 Sie entspricht praktisch der sybyzgy der Kasachen und ahnelt der etwas langeren kurai quray der Baschkiren Kaum bekannt ist die 60 Zentimeter lange kirgisische sarbasnai moglicherweise von persisch sarbaz nai Soldatenflote aus einer Metallrohre mit funf Fingerlochern Der Name wurde wohl in islamischer Zeit von der arabisch persischen Langsflote nay ubernommen Die turkmenische Hirtenflote tuiduk aus Pflanzenrohr besitzt funf Fingerlocher und ein Daumenloch Die bis nach Nordafghanistan verbreitete tuiduk die kurai der Baschkiren die sybyzgy der Kasachen die tschoor der Kirgisen die Rohrflote ney haftband der Bachtiaren in Iran und andere Floten dieses Typs werden mit einem eingesungenen Kehlkopfbordun gespielt 17 Eine weit verbreitete langs geblasene Hirtenflote ist die turkische kaval mit funf oder mehr Grifflochern Verwandt mit diesen offenen Langsfloten die allgemein ein hohes Alter haben ist auch die in der pakistanischen Provinz Belutschistan gespielte narh aus einem Pflanzenrohr mit vier Grifflochern die ebenfalls mit einem eingesungenen Bordun gespielt wird 18 Unter der sozialistischen Kulturpolitik der Mongolischen Volksrepublik in den 1920er und 1930er Jahren wurde die Musik ihrer zeremoniellen Bedeutung fur die Familien in der nomadischen Kultur beraubt stattdessen wurden nationale Musikinstrumente propagiert und in eine westliche Auffuhrungspraxis eingebunden 19 Ziel war wie auch in den neu gegrundeten Sowjetrepubliken die nationale Identitat der jungen sozialistischen Gesellschaft zu fordern Hierfur wurden grosse Volksmusikensembles fur eine nach westlichen Vorbildern arrangierte Volksmusik gegrundet zu denen die limbe als einziges Blasinstrument aber nicht die tsuur gehorte Damit verschwand die tsuur praktisch aus dem Musikleben In den 1970er Jahren wurde in der unter sowjetischer Vorherrschaft stehenden Mongolei der Begriff yazguur Authentizitat Originalitat gepragt mit dem die kulturelle Eigenstandigkeit betont werden sollte Unter dieser Pramisse entfernte sich die offizielle Musikkultur in den 1970er und 1980er Jahren von der bis dahin hauptsachlich gewurdigten europaisch russisch klassischen Musik songodog und wandte sich etwas starker der Volkskunst ardyn urlag zu Dazu zahlten das lange Lied urtin duu und der Kehlgesang hoomii letzterer auch mit der tsuur 20 Dies fuhrte zu einer Wiederbelebung ethnischer Musikstile Ende des 20 Jahrhunderts Mit dem Zerfall der Sowjetunion ab 1990 begann in der Mongolei eine Phase der Demokratisierung und der Ruckbesinnung auf nomadische Traditionen die nun den Status nationaler Kulturguter erhielten 21 Wortumfeld BearbeitenDieser Flotentyp ist mit meist drei Grifflochern und derselben Spielweise im Bereich des Altaigebirges im Westen der Mongolei bei den Tuwinern und Jakuten unter dem Namen tsuur oder schuur shoor bekannt Modon tsuur Holz Flote grenzt die Flote von anderen Wortbedeutungen ab Vereinzelt ist die tsuur auch in der Inneren Mongolei als modon huur und in der uigurischen autonomen Region Xinjiang als chor vertreten Abgesehen von uneinheitlichen Lateinumschriften kommt mongolisch tsuur mit unterschiedlichen Aussprachevarianten in mehreren zentralasiatischen Turksprachen vor Epenerzahler machen sich diese dialektalen Ausspracheunterschiede zunutze um damit die ethnische Herkunft ihrer Figuren auszudrucken 22 Aus der klassischen mongolischen Schrift von Texten des 14 Jahrhunderts wird der Name der Flote als chogur chugur auch cogur cagur jagur jahur transkribiert Erstmals erwahnt wird chogur im Zhi yuan yi yu einem der altesten mongolisch chinesischen Worterbucher von 1280 als Flote chinesisch di G Kara 1990 verweist auf auf eine weitere Wortbedeutung mongolisch morin chuur entsprechend chinesischmatouqin mongolische Pferdekopfgeige und kalmuckisch coor cuur eine Art Flote 23 Zum Bedeutungsumfeld gehoren nach Gustav John Ramstedt Kalmuckisches Worterbuch 1935 tsur cur Blasrohr ein Instrument womit man durch den After in den Magen einer kranken Kuh blasen kann hierzu auch mit einer Rohre durch Einblasen ein krankes Tier heilen oder wiehern auf einer Flote spielen wie eine Flote klingen 24 Im Rasuliden Hexaglott einem wahrend der Dynastie der Rasuliden im 14 Jahrhundert im Jemen verfassten Worterbuch das einen Wortschatz von Arabisch und den Ubersetzungen in funf weitere Sprachen enthalt 25 wird chogur mit mongolisch chuwur eine Art Rohrflote und kiptschakisch tutuk entsprechend tuiduk gleichgesetzt In der im 17 Jahrhundert verfassten anonymen mongolischen Chronik Altan Tobtschi goldene Zusammenfassung ist chogur eine Trompete Im Erdeniin Tobtschi Kostbare Zusammenfassung einer vom mongolischen Geschichtsschreiber Saghang Sechen 1662 verfassten Chronik entspricht die chogur der chinesischen Flote chi und im Qin ding huang yu Xiyu tu zhi einer uighurischen Abhandlung in chinesischer Schrift von 1756 1782 wird cur cugur mit chinesisch chi fur eine Bambusflote mit ublicherweise vier Grifflochern gleichgesetzt 26 Dass vom Wort tsuur fur Floten auch eine Verbindung zur Bezeichnung von mehreren Saiteninstrumenten besteht macht der osmanische Reiseschriftsteller Evliya Celebi Ende des 17 Jahrhunderts in seinem Werk Seyahatname deutlich Darin erwahnt er den osmanischen Namen chugur fur eine funfsaitige Laute pandora der Janitscharen 27 Entsprechend bezeichnet chugur im mongolischen Dialekt Chahar die Langsflote die Pferdekopfgeige und einen tiefen Bordunton 28 Die Pferdekopfgeige mongolisch morin chuur heisst mit vollstandigem Namen morin u tologai tai qugur moriny tolgoitoi huur Geige mit einem Pferdekopf Wie die Flote tsuur ist die zweisaitige Zupflaute topschuur mit Pferdekopf im Westen der Mongolei verbreitet im Kalmuckischen Worterbuch towsur mit dombra gleichgesetzt eine dreisaitige Mandoline Kalmuckisch xur chuur steht dort fur allgemein Saiteninstrument Geige Fiedel vgl dombr jatgan 29 wobei chuur qugur mehrfach mit Streichinstrument ubersetzt wird Xurar nad heisst auf dem Sateninstrument xur spielen 30 Chuur huur khuur bezeichnet ausserdem Maultrommeln aman chuur Mund Saiteninstrument 31 Gemeinsamer Nenner des Wortumfelds tsuur in der Musik fur eine Flote den mit dieser Flote verbundenen gutturalen Gesang und fur ublicherweise zweisaitige Saiteninstrumente ist dass jeweils zwei oder mehr parallele Klange in unterschiedlichen Tonhohen entstehen Vergleichbar mit der Kombination aus Gesangsstimme und Flotenspiel produziert der Musiker auf den Saiteninstrumenten einen tiefen Bordun auf einer Saite und eine hoher klingende Melodie auf der anderen Saite Tsuur kann ausserdem einen Gesangsstil des langen Liedes bezeichnen bei dem mehrere Sanger gemeinsam singen Im Gebiet Xilin Gol in der Inneren Mongolei heisst dieser Gesangsstil tsuuriin duu tsuur Lied und bei den Chalcha in der zentralen Mongolei aizam Hierbei tragt ein Vorsanger den Haupttext des urtin duu vor und die anderen Sanger stimmen in den Refrain turleg ein 32 Zweistimmige Harmonien sind das wesentliche Merkmal der mongolischen Gesangsstile 33 Bauform Bearbeiten nbsp Einteilige kasachische sybyzgy aus Pflanzenrohr mit drei GrifflochernDie tsuur wird von den Musikern selbst hergestellt indem sie einen geraden Larchen oder Weidenzweig langs in zwei Halften spalten und in jeder Halfte eine Rinne aushohlen Danach werden die Halften mit einem Streifen Ziegendarm oder mit einem schrag gewickelten Faden zusammengebunden und in einen nassen Tierdarm gesteckt Beim Trocknen zieht sich dieser zusammen und verschliesst die Rohre an ihren Verbindungsflachen luftdicht Beide Rohrenden sind gerade abgeschnitten und offen die Kanten am Anblasende sind an der Aussenseite bis zu einem dunnen Rand abgeschragt Die Lange der Spielrohre und die Position der drei Grifflocher nuh wird mit den Handen festgelegt und ist bei den Langsfloten der Tuwiner Altai Urianchai und bei der sybyzgy der Kasachen ungefahr gleich Sie sollte drei too Entfernung zwischen ausgestrecktem Daumen und Mittelfinger 19 20 Zentimeter plus vier Fingerbreit betragen Dies ergibt eine Lange von 55 70 Zentimetern Der Durchmesser des sich nach unten verjungenden Flotenrohrs betragt 10 bis 25 Millimeter 34 Das unterste Griffloch ist rund 8 Zentimeter vier Fingerbreit vom unteren Ende entfernt der Abstand zum mittleren Griffloch betragt 6 2 Zentimeter drei Fingerbreit und von diesem zum oberen Griffloch bei den Tuwinern und Altai Urianchai 8 Zentimeter vier Fingerbreit wahrend bei den Kasachen dieser Abstand nur zwei Fingerbreit betragt Ein 55 5 Zentimeter langes Exemplar hat einen Aussendurchmesser von 21 Millimetern am oberen Ende 19 Millimeter am abgeschragten Rand und 14 Millimeter am unteren Ende 35 Die in der Mongolei gespielten tsuur haben stets drei Grifflocher wahrend bei der kasachischen Langsflote manchmal ein viertes Griffloch hinzugefugt wird Vor dem Einsatz feuchten die Spieler der Altai Urianchai die Flote innen an indem sie die Rohre in eine Schussel mit Wasser tauchen und mehrmals Wasser einsaugen Sollten Risse im trockenen Holz vorhanden sein werden sie im feuchten aufgequollenen Zustand verschlossen Der Musiker halt die Flote mit dem Anblasende gegen die Zahne und seitwarts schrag nach unten Die genaue Position ist zwischen dem mittleren oberen Schneidezahn und dem Zahn links daneben Dabei werden die Lippen an der linken Seite um das Flotenende herum geschlossen Das angeschragte obere Ende erleichtert es die Flote in derselben Position fest gegen die Zahne zu halten Wie genau die Flote gehalten wird ihre Lange und Tonumfang unterscheiden sich bei den einzelnen Volksgruppen 36 Die dunnwandige tsuur ist fragil und bei Beschadigung kaum zu reparieren Spielweise und kulturelle Bedeutung Bearbeiten nbsp Tsuur Spieler Nanjid Sengedorj 2013 nbsp Gruppe Anda Union mit dem tsuur Spieler Chinggel Merkin Hall New York 2019Hauptsachlich die Altai Urianchai im Westen der Mongolei ferner Tuwiner Kasachen und im Westen lebende Chalcha verwenden die tsuur um einen eingesungen tiefen gutturalen Bordunton hoomii zu verstarken und zugleich eine hoch klingende Melodie auf der Flote zu blasen Der Spieler benotigt zusatzlich zum Kehlgesangston den er mit angespannten Kehlkopfmuskeln hooloi ih schahna und der Zunge produziert einen stetigen Blasdruck der beim hoomii ohne Flote nicht erforderlich ist Die Luft wird bei der tsuur anders als bei der mit Zirkularatmung gespielten limbe durch den Mund eingesaugt und eine gespielte Tonfolge dauert so lange bis die Luft ausgeatmet ist Sehr geubte Musiker konnen uber eine Minute ununterbrochen singen und spielen Ublicherweise dauert eine melodische Phrase die durch das Einatmen von der nachsten getrennt ist zwischen 16 und 23 Sekunden 37 Das schwierige Spiel der tsuur erlernen die Jungen wie andere Musikinstrumente im Alltag indem sie Erwachsene beobachten und nachahmen 38 Eine einheitliche Grifftechnik gibt es nicht Einige Musiker verschliessen das obere Griffloch mit dem Zeigefinger der linken Hand wahrend Mittelfinger und Ringfingen an der Oberseite Daumen und kleiner Finger an der Unterseite der Rohre liegen Das mittlere Griffloch wird mit dem Daumen der rechten Hand und das untere Griffloch mit dem gekrummten Zeigefinger der rechten Hand verschlossen Die Hande lassen sich auch vertauschen und der Zeigefinger und der Ringfinger konnen die unteren beiden Grifflocher verschliessen Da die Floten aus unterschiedlichem Material bestehen und verschieden lang sind muss die Blastechnik bei jedem neuen Instrument entsprechend angepasst werden Wegen der anstrengenden Spielweise wird der tsuur ein negativer Effekt auf die Gesundheit von Frauen besonders im gebarfahigen Alter zugesprochen weshalb allenfalls junge Frauen tsuur spielen 39 Ansonsten durfen nach mongolischer Tradition praktisch alle Musikinstrumente mit Ausnahme der Maultrommel aman chuur nur von Mannern gespielt werden wie auch nur Mannerhoomii singen durfen 40 Der zur hoomii Gesangstradition gehorende Stil der Tuwiner ist deutlich tiefer als der mongolische Obertongesang Beim hoomii werden mehrere regionale Stile unterschieden einschliesslich dem uyangiin isgeree melodische Pfeife bei dem der Sanger tief einatmet und mit dem Luftdruck im Rachen eine Melodie mit hohen Pfeiftonen mehrere Oktaven uber dem Grundton erzeugt Die ostmongolischen Chalcha pflegen mehrere hoomii Stile die sich von denen der Tuwiner und Kasachen im Westen unterscheiden Versuche die Gesangsstile einzuteilen wurden erst seit der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts unternommen Traditionell gibt es bei den Chalcha vier hauptsachliche mongolische Gesangs Musikstile die ax duu vier Geschwister genannt werden hoomii Obertongesang tuul epische Erzahlung urtin duu lange Lieder und das Spiel der morin chuur Pferdekopfgeige Fur die Volksgruppen in der westlichen Mongolei Tuwiner Altai Urianchai und Kasachen kommt noch das Spiel der tsuur hinzu Die Chalcha begleiten die langen Lieder die keine gutturalen Gesange sind mit der morin chuur oder manchmal mit der Querflote limbe wahrend die tsuur speziell fur einen gutturalen Gesangsstil verwendet wird Daneben besteht noch eine Verbindung zur Maultrommel aman chuur deren Spiel als charchira hoomii also als tiefer gutturaler Gesangsstil bezeichnet wird Uber ahnliche Klangeigenschaften hinaus werden diese kulturellen Geschwister durch die Vorstellung zusammengehalten dass ihre Ursprunge mit der Natur baigal und der Umwelt orchin axui verbunden sind In der Weltanschauung mongolischer Nomaden erscheint die Natur als zu verehrende Mutter und der Himmel als Vater Einer mythischen Erzahlung in der westlichen Mongolei zufolge gilt der Fluss Eev dem magische Fahigkeiten zugesprochen werden als der Ursprung des hoomii Gesangs Der Fluss Eev steht fur die alte Zeit bevor die Oiraten westmongolische Stamme sich in diesem Gebiet ostlich des Altaigebirges niederliessen Die Lage dieses mythischen Flusses ist unklar Den Erzahlungen nach hat das Rauschen des Flusses Eev eine magische Wirkung Wenn Tiere vom Wasser trinken sollen sie verhext werden und in den Fluss sturzen Vom Fluss angezogene Menschen werden verzaubert und entwickeln sich zu begnadeten Sangern von schoner Gestalt 41 Ein Lied uber den Fluss Eev eeviin golyn ursgal kann entweder als hoomii oder mit der tsuur vorgetragen werden Auf der tsuur gespielte traditionelle Melodien tatlaga sollen generell den Klang von Wasser Tierschreien und Vogelrufen nachahmen etwa den Ruf des Birkhuhns Tierimitationen sind heute von schamanischen Vorstellungen losgelost 42 Die in solchen Erscheinungsformen wahrgenommene Natur wurdigen die Nomaden als ihre Existenzgrundlage Bei mit dem Jahreszyklus verbundenen Ritualen ist es daher von besonderer Bedeutung die genau hierfur geeigneten Lieder zu spielen Tsuur Spieler sind sich dabei der magischen Kraft ihres Musikinstruments so bewusst wie etwa die Spieler der morin chuur 43 nbsp Konzert mit drei Pferdekopfgeigen morin chuur einer Querflote limbe und einem Obertonsanger im Nationaltheater der Mongolei 2011 Uber der Musikgruppe ein Windpferd hiimori im Schamanismus ein Symbol der Seele und seitlich zwei Endlosknoten ein buddhistisches Gluckssymbol In einer Beziehung zum hoomii Gesang steht auch die Angabe im Dschangar Epos das ab dem 15 Jahrhundert kompiliert wurde die tsuur habe die Stimme eines Schwans Im 18 Jahrhundert soll eine solche Flote aus den Knochen eines Lamms ebendieses Tier wieder zum Leben erweckt haben 44 Fast alle Lieder basieren auf einer pentatonischen Skala Zu den innerhalb des hoomii Stils unterschiedenen gesangstechnischen Varianten gehort neben dem charchira hoomii eine weitere tiefere Gesangstechnik mit noch gepressterer Stimme die wahrend des Flotenspiels angewandt wird An deren Stelle kann auch der schingen Stil flussige Stimme in einer etwas hoheren Tonlage praktiziert werden Theoretisch konnte die tsuur auch ohne Gesangsstimme geblasen werden was aber unter mongolischen Spielern so gut wie nicht vorkommt wie auch nur Mongolen die bereits den gutturalen Gesang beherrschen das Spiel der tsuur erlernen Als geeignete Einubung in das Flotenspiel gilt das isgeree melodische Pfeifen 45 eine Art hoomii bei dem die Lippen wie beim Flotenansatz geformt werden 46 Ihrer magischen Bedeutung wegen erhalt die tsuur die beim Reiten in der Natur am Gurtel oder in einer Tasche getragen 47 oder am Schwanz des Pferdes festgebunden wird 48 zu Hause angekommen einen geschutzten Ehrenplatz hinter einem Pfosten im nordlichen Bereich der Jurte Fruher galt die tsuur als sakraler Gegenstand weil sie geeignet schien bei wichtigen Zeremonien bose Geister fernzuhalten Eine ahnliche Funktion soll die beispielsweise bei Hochzeiten bei der Zeremonie des ersten Haarschnitts und vor Antritt einer Reise gespielte tsuur haben 49 Der Ende des 20 Jahrhunderts wohl bedeutendste in der Fachliteratur haufig erwahnte tsuur Spieler war der Hirte P Narantsogt 1920 2003 ein Altai Urianchai aus dem Distrikt Duut im westmongolischen Chowd Aimag dessen Flotenspiel in seiner Familie sechs Generationen zuruckreicht 50 Narantsogt gab die Flotenspieltradition an drei seiner Kinder weiter an zwei Sohne und die 1958 geborene alteste Tochter die als erste Frau in dieser Familie das tsuur Spiel erlernte und Agraringenieurin wurde Sein Sohn Gombojav tritt professionell als tsuur Spieler auch auf internationalen Buhnen auf 51 Ein anderer tsuur Spieler im Chowd Aimag der professionell auftrat 52 war Nanjid Sengedorj 1948 2020 53 In der 2000 gegrundeten aus neun Mitgliedern bestehenden mongolischen Volksmusikgruppe Anda Union spielt der Musiker Chinggel gelegentlich tsuur 54 Literatur BearbeitenOtgonbayar Chuluunbaatar The Cuur as Endangered Musical Instrument of the Urianxai Ethnic Group in the Mongolian Altai Mountains In Gisa Jahnichen Hrsg Studia instrumentorum musicae popularis II New Series Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat Munster 2013 S 97 110 Alain Desjacques Flutes mongoles In Traversieres Magazine Nr 92 2008 S 19 26 F M Karomatov V A Meskeris T S Vyzgo Mittelasien Werner Bachmann Hrsg Musikgeschichte in 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Mongolian traditional musical instrument tsuur Altai mountain praise Youtube VideoEinzelnachweise Bearbeiten Traditional music of the Tsuur UNESCO Intangible Cultural Heritage Vgl Roller MaMing Kewei Jiang Junwei Li Li Chen Gang Lei Use of vulture bone flutes and other products in China In Vulture News Band 78 Juli 2020 S 20 30 Yong Zhu The Performance Art of Bamboo Flute of the North and South School in China In Baltic Journal of Law amp Politics Band 15 Nr 1 2022 S 715 726 hier S 716 Otgonbayar Chuluunbaatar Rare Archaeological Musical Artefacts from Ancient Tombs in Mongolia In Gisa Jahnichen Hrsg Studia instrumentorum musicae popularis IV New Series 2016 S 225 250 hier S 246 4000 3000 v Chr In Masahiko Todoriki Archaic Oirat substratum of the circa Altai musical Kulturkreis in Tuva In The New Research of Tuva September 2017 S 147 208 hier S 168 2500 1750 oder 2000 1500 in James B Griffin Some Prehistoric Connections between Siberia and America In Science Band 131 Nr 3403 Marz 1960 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Musikinstrumente In MGG Online Juli 2018 Martin Gimm China VII Sui und Tang Dynastie 581 907 sowie die Funf Dynastien 907 960 6 Musikinstrumente und Notation In MGG Online Juli 2018 Martin Gimm China IX Yuan Dynastie 1206 1368 4 Musikinstrumente und Instrumentalmusik In MGG Online Juli 2018 Vgl Walther Heissig The Present State of the Mongolian Epic and Some Topics for Future Research In Oral Tradition Band 11 Nr 1 1996 S 85 98 Carole Pegg Tsuur 2001 George S Golos Kirghiz Instruments and Instrumental Music In Ethnomusicology Band 5 Nr 1 Januar 1961 S 42 48 hier S 43 Alain Desjacques 2008 S 20 Susanne Ziegler Russland A Volksmusik III Musik der Wolga Ural Volker 6 Baschkiren In MGG Online November2021 Nazim Khizar Narh The desert flute of Pakistan Carole Pegg Mongol music IV 20th century political influences 1 The colmmunists periods In Grove Music Online 2001 Andrew Colwell The Return of the Far Off Past Voicing Authenticity in Late Socialist Mongolia In Journal of Folklore Research 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