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Limbe mongolisch limbe ist eine Querflote mit sechs Grifflochern der mongolischen Volksmusik die zur nomadischen Hirtenkultur gehort und von geubten Spielern ublicherweise mit Zirkularatmung geblasen wird Das ununterbrochene Flotenspiel zur Begleitung von bis zu 25 Minuten dauernden langen Liedern urtin duu wurde 2011 von der UNESCO in die Liste des dringend erhaltungsbedurftigen immateriellen Kulturerbes aufgenommen Die limbe darf wie die meisten anderen mongolischen Musikinstrumente traditionell nur von Mannern gespielt werden Der Ursprung der ostasiatischen Querfloten wie der limbe und der verwandten dizi in China konnte im 1 Jahrtausend v Chr in Nordindien liegen Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform 3 Spielweise 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung BearbeitenZu den fruhesten in China gefundenen Floten gehoren eine in die Jungsteinzeit um 6000 v Chr datierte Knochenflote mit sieben Grifflochern aus dem Kreis Wuyang und weitere Knochenfloten mit Grifflochern aus dem 5 Jahrtausend v Chr die vermutlich als Tierlockruf dienten Sie wurden wohl zusammenfassend chinesisch guan Rohre genannt Seit dem 1 Jahrtausend bezeichnet guan auch Rohrblattinstrumente Piktogrammen aus der spaten Shang Dynastie um 1200 v Chr zufolge stand yue fur eine Panflote Aus Ton bestehende Gefassfloten aus dem 5 Jahrtausend v Chr die heute als xun bekannt sind wurden in der Banpo Siedlung Provinz Shaanxi ausgegraben Querfloten aus dieser Fruhzeit bis um 2000 v Chr sind nur aus schriftlichen chinesischen Quellen bekannt Ihr alter Name ist chi 1 Diesen Quellen zufolge war die chi eine rituell verwendete Querflote mit einem grossen Innendurchmesser Zwei vermutlich der chi entsprechende Bambusquerfloten mit funf Grifflochern einer diesen gegenuber um 90 Grad versetzten Anblasoffnung und etwa 30 Zentimetern Lange wurden im Grab des Markgrafen Yi von Zeng nach 433 v Chr entdeckt 2 Dies sind die altesten Funde von Querfloten Immerhin widerlegen sie die verbreitete Ansicht dass die Querflote erst wahrend der Han Dynastie 207 v Chr 220 n Chr von Zentralasien nach China gebracht wurde In dieser Zeit war die Querflote in China als hengchui quer geblasen bekannt und wurde von Militarorchestern fur die Musik im Freien verwendet Bei der wohl importierten Querflote der Han Dynastie waren wie bei heutigen Querfloten ublich Anblasloch und Grifflocher in einer Linie Ab dem 6 Jahrhundert verbreitete sich die chinesische Querflote unter dem Namen hengdi quer Flote und wurde wahrend der Tang Dynastie 618 907 in die Unterhaltungsorchester am Kaiserhof und in die allgemeine chinesische Musik aufgenommen 3 Zusammen mit der Winkelharfe tschang in China zu konghou der Laute barbat zu pipa und der Kegeloboe surnai zu suona wurde die Querflote in chinesischen Quellen des 1 Jahrtausends als aus dem Westen importiertes Musikinstrument erwahnt So geht aus dem vom chinesischen Historiker Chen Shou 233 297 um 285 n Chr verfassten Geschichtswerk Sanguozhi hervor dass die Querflote ein fremdlandisches Musikinstrument und im 2 Jahrhundert v Chr aus dem Westlichen Land eingefuhrt worden sei Mit dem Westlichen Land war ungefahr das Gebiet von Xinjiang uber Zentralasien bis Afghanistan und Nordindien gemeint 4 nbsp Plagiaulos zwei romische Querfloten Zeichnung in der Encyclopaedia Britannica von 1911 nach Fundobjekten im British MuseumQuerfloten waren in Mesopotamien und im Alten Agypten unbekannt im Antiken Griechenland waren sie selten Der griechisch romische plagiaulos querstehender aulos ist spatestens seit dem 4 Jahrhundert v Chr nachweisbar Er war wohl wie Langsfloten ein typisches Hirteninstrument wurde als Lockruf bei der Jagd und zu kultischen Zwecken etwa beim agyptischen Isis Kult verwendet besass aber fur das Musikleben insgesamt nur eine geringe Bedeutung 5 Vom Mittelmeerraum sind aus den ersten vor und nachchristlichen Jahrhunderten ausser dem plagiaulos keine anderen Querfloten bekannt Damit sind die indischen Querfloten die altesten sodass Jeremy Montagu 2013 zufolge eine Ausbreitung der Querflote von Indien nach Westen Richtung Europa naheliegt 6 Die genannten Funde von chinesischen Bambusquerfloten im Grab des Markgrafen haben ihren Ursprung wohl in der dortigen Region ansonsten ist es moglich dass auch die zentral und ostasiatischen Querfloten aus Indien stammen wo sie in der altindischen Sanskrit Literatur des 1 Jahrtausends v Chr im Norden als vamsha Bambus erwahnt werden In Sudindien war Anfang des 1 Jahrtausends n Chr die Querflote als kuzhal bekannt Vom Namen vamsha sind die heutigen Bambusquerfloten wie bansuri und bansi abgeleitet 7 Nach dieser Hypothese gelangte die Querflote von Indien nach China und weiter bis Japan wo sie spatestens im 8 Jahrhundert nachweisbar und heute in mehreren Varianten vorhanden ist etwa ryuteki komabue yokobue shinobue und nōkan 8 Ab wann Querfloten in Zentralasien vorkamen ist unklar Chinesischen Quellen zufolge waren sie zur Zeit der Han Dynastie in Zentralasien verbreitet denn es heisst eine chinesische Gesandtschaft habe von Zentralasien die Querflote und die Kenntnis ihrer Spielweise in die Heimat mitgebracht Ein bekannter chinesischer Musiker des 2 Jahrhunderts v Chr soll mit diesem Wissen 28 neue Kriegsmelodien komponiert haben 9 Bei Ausgrabungen in Afrasiab nahe Samarqand kamen bruchstuckhaft erhaltene Terrakottafiguren von musizierenden Frauen aus der Mitte des 1 Jahrtausends zum Vorschein Die aufrecht stehenden sogdischen Musikerinnen umgreifen mit beiden Handen ein langes dunnes Blasinstrument das sie senkrecht nach unten halten und das offenbar eine randgeblasene Langsflote darstellen soll Andere Figuren aus Afrasiab spielen Querfloten Vor allem aus solchen Darstellungen lassen sich Erkenntnisse uber die Form und Verwendung der Querfloten gewinnen denn original sind nur wenige Musikinstrumente erhalten Auf mehreren Terrakotta Darstellungen aus Afrasiab ist bei den Querfloten eine seitlich im rechten Winkel angesetzte Anblasrohre zu erkennen wie sie auch fur den griechisch romischen plagiaulos typisch war Von diesem Flotentyp wurden auch originale Exemplare ausgegraben Demnach waren Querfloten im 1 Jahrtausend in Samarqand weit verbreitet und wurden von Frauen und Mannern gespielt 4 Eine ins 7 Jahrhundert datierte vergoldete Silberschale aus Baktrien zeigt im Relief mythologische Figuren aus der griechisch buddhistischen Kultur darunter einen bartigen Herakles Nicht zur altgriechischen Kunst gehoren jedoch die musizierenden Affen am Rand der Schale Ein Affe schlagt eine zweifellige Sanduhrtrommel der andere blast eine Querflote die er mit beiden Handen halt Die Zahl der Grifflocher ist nicht erkennbar die Spielrohre erscheint etwas kurzer und dicker als bei heutigen Floten Die altesten musizierenden Affen wurden von den Sumerern ausgegraben Mitte 3 Jahrtausend v Chr hier sprechen sie fur einen Kontakt zur indischen Kunst 10 Nach dem 7 Jahrhundert sind kaum noch Darstellungen von Querfloten aus dem sudlichen Zentralasien uberliefert Sogdien war bis zum 8 Jahrhundert vom Buddhismus gepragt Weiter nordlich in Ostturkestan sind von der buddhistischen Kunst Zentralasiens ebenfalls zahlreich musizierende Affen und vor allem bedeutende Wandmalereien erhalten Auf Wandmalereien die buddhistische Paradiese darstellen sind meistens festlich gekleidete Musiker zu sehen die Tanzer in ihrer Mitte begleiten Die Musiker auf einer der altesten buddhistischen Paradiesdarstellungen einer Wandmalerei in Hohle 220 der Mogao Grotten bei Dunhuang aus der Tang Dynastie 618 907 spielen unterschiedliche Lauten Winkelharfe tschang Brettzither vgl jetigen Kegeloboe suona Panflote Querflote Schneckentrompete Mundorgel Klangsteinspiel bianqing und Trommeln 11 nbsp Beidseitig offene kasachische Langsflote sybyzgy aus Pflanzenrohr mit drei GrifflochernDie Querflote limbe gehort wie die haufigeren Langsfloten zum Instrumentarium der Nomaden und Hirten Als Hirtenflote ist die limbe mit den endgeblasenen Rohr oder Holzfloten tsuur der Mongolen tschoor der Kirgisen sybyzgy der Kasachen tuiduk der Turkmenen und kaval der Turken verbunden Die chinesische Bambusflote xiao mit Kernspalt gehort dagegen zur rituellen und hofischen Musik Die limbe wird bevorzugt von Ethnien im Osten der Mongolei zu denen die auch in der Landesmitte lebenden Chalcha gehoren gespielt Der alte mongolische Name bischguur fur Langs und Querfloten bezeichnet heute die mit der suona verwandte mongolische Kegeloboe Bischguur in klassischem Mongolisch biskigur oder bisigur ist moglicherweise von persisch bischa oder pischa fur eine Hirtenflote aus Pflanzenrohr abgeleitet 12 Der limbe entsprechende Querfloten sind neben der chinesischen dizi die Bambusquerflote limba der Burjaten in Ostsibirien die lingbu in der tibetischen Musik und die zur lim in Bhutan Lingbu tibetisch auch gling bu bezeichnet alle tibetischen Flotentypen und im engeren Sinn eine Kernspaltflote Speziell die tibetische Querflote mit sechs oder sieben Grifflochern wird phred gling oder ti gling genannt und nur in der Unterhaltungsmusik verwendet 13 Andere lingbu genannte Floten werden beim von Laien aufgefuhrten tibetischen Ritualtanz ling dro auch gling bro zusammen mit der sakularen Kegeloboe sona praktisch baugleich mit der sakralen gyaling 14 verwendet 15 Im sudlichen Zentralasien sind ausserdem im westafghanischen Herat die Messingquerflote tulak 16 und in der Musik von Tadschikistan und Usbekistan bei den Karakalpaken die Querflote nai bekannt Die nai ist eng mit der chinesischen dizi und der limbe verwandt woruber der von der Langsflote nay ubernommene arabisch persische Name hinwegtauscht Roger Blench 2019 vermutet dass die Bezeichnung nai eine spatere Ubernahme nach der Islamisierung der Region ist um die Flote durch einen Bezug zur arabisch muslimischen Kultur aufzuwerten 17 Bauform Bearbeiten nbsp Chinesische Querflote dizi Anblasloch weit vom rechten Rand entfernt nach links folgen ein Loch fur Mirliton sechs Grifflocher und vor dem linken Rand zwei TonhohenlocherAuch wenn die Querflote ursprunglich aus Indien nach Ostasien gelangt sein sollte so besitzen die heutigen Querfloten beider Grossregionen doch charakteristische Unterschiede die auf eine spatere Neugestaltung der zentral und ostasiatischen Floten hindeuten Wahrend die dizi aus unterschiedlichen Bambusarten besteht wird die Spielrohre der limbe traditionell ebenfalls aus Bambus hulsan oder heute auch aus Messing guulin zweiteilig Kunststoff PVC oder Hartholz gefertigt Das obere Ende der Rohre neben der Anblasoffnung ist durch einen Pfropf verschlossen das untere Ende ist offen Die Spielrohre hat sechs Grifflocher nuh und haufig weitere Locher Von den bis zu zwolf Lochern insgesamt sind vier Tonhohenlocher unterhalb der Grifflocher Zwei dieser Locher befinden sich an der Oberseite und zwei gegenuber an der Unterseite Wenn sie mit irgendeinem Material geschlossen werden klingt der Grundton der Flote tiefer Zwischen dem Anblasloch und dem ersten Griffloch ist ein weiteres Loch eingebohrt und mit einer dunnen Membran verschlossen Diese aufgeklebte Membran gerat durch die Luftschwingungen in der Rohre in Vibration und wirkt als Mirliton produziert also zum Flotenton einen gerauschhaften unreinen Beiklang Ein solches Mirliton besass mutmasslich auch der antike plagiaulos Es ist bei den asiatischen Querfloten von der nai bis zur dizi ublich ebenso bei der thailandischen Kernspaltflote khlui bei ihrer kambodschanischen Entsprechung khloy bei der burmesischen Langsflote palwei bei einer grossen Zahl von afrikanischen Musikinstrumenten aber nicht bei indischen Floten In der ostlichen Mongolei wird zwischen zwei Varianten unterschieden eine mannlich ere er genannte kurze Flote mit einer weiten Bohrung die kraftig hatuu angeblasen wird und eine weibliche eme em Flote mit einer langeren und dunneren Rohre die schwach zoolon angeblasen wird Alain Desjacques 2008 unterscheidet einteilige und zweiteilige Floten aus grauem hellbraunem und weissem Kunststoff Die mannlichen Floten sind grau 54 Zentimeter lang und haben einen Durchmesser von 2 5 Zentimetern Die weiblichen Floten sind 51 Zentimeter lang messen 2 Zentimeter im Durchmesser und bestehen aus hellbraunem Kunststoff oder aus Messing Beide Varianten sind auf die gleiche Tonhohe gestimmt Der Tonumfang betragt zwei Oktaven und eine Quinte Hinzu kommt eine Piccoloflote aus weissem Kunststoff die eine Oktave hoher klingt 18 Spielweise Bearbeiten nbsp Limbe und zwei Pferdekopfgeigen morin chuur Konzert mit drei Pferdekopfgeigen einer Flote und einem Sanger im Nationaltheater der Mongolei 2011Mongolen fuhlen sich uber die Landesgrenzen der Mongolei Sibiriens Chinas und zentralasiatischer Staaten hinweg einem Volk zugehorig Ungeachtet dessen pflegen die einzelnen Ethnien unterschiedliche Identitaten mit eigenen musikalischen Ausdrucksformen Generell ist Instrumentalmusik gegenuber den verschiedenen Formen unbegleiteter Vokalmusik zweitrangig Die limbe ist ein fur Nomaden gut geeignetes Musikinstrument weil sie klein ist und in den Gurtel geschoben bequem transportiert werden kann 19 Traditionell wird die limbe von Hirten auf der Weide gespielt Eine besondere Bedeutung hat die Querflote wenn sie alternativ zur Pferdekopfgeige morin chuur in einem Ritual eingesetzt wird das eine Kamelmutter dazu bringen soll ihr eigenes verstossenes oder ein fremdes Junges zu akzeptieren Kamele gebaren ublicherweise alle zwei Jahre ein Fohlen Durch die rauen klimatischen Bedingungen kann es vorkommen dass das Muttertier oder das Junge die Geburt nicht uberleben und das verwaiste Fohlen von einem anderen Muttertier ohne Nachwuchs adoptiert werden muss Fur diesen Fall pflegen die Mongolen in der Morgen oder Abenddammerung ein Ritual bei dem sie Muttertier und Fohlen zusammenbinden und eine Sangerin chuus chuus chuus zu rufen beginnt Die Anwesenden haben um der Bedeutung des Rituals gerecht zu werden ihre besten Kleider angezogen Begleitet von einem Musiker mit Pferdekopfgeige oder Querflote tragt die dicht neben dem Kamel stehende Hirtin und Sangerin oder ein hierfur engagierter professioneller Sanger eine Melodie mit Auszugen aus poetischen Versen vor mit denen das Schreiten des Kamels und dessen Schreie nachgeahmt werden Die Melodie wird bei dem mehrere Stunden dauernden Ritual an das sich verandernde Verhalten des Muttertiers angepasst Dieses Kamel Besanftigungsritual wurde 2015 von der UNESCO in die Liste des dringend erhaltungsbedurftigen immateriellen Kulturerbes aufgenommen 20 Das von Erfolg gekronte Ritual sichert das Uberleben des Fohlens und sorgt wahrend der Stillzeit fur Kamelmilch die in der Wuste Gobi lebende Nomaden zu ihrer Ernahrung brauchen 21 Hauptsachlich verwenden die Chalcha die limbe zur Begleitung langer Lieder urtin duu die sich im 20 Jahrhundert unter den meisten mongolischen Volksgruppen verbreitet haben Der Name des Genres bezieht sich auf die nur aus wenigen Wortern bestehenden Verse die durch melismatische Ornamentierungen auf mehrere Minuten lange Melodien gestreckt werden Die urtin duu behandeln religiose weltanschauliche und rituelle Themen es geht um Liebe zur Natur zur Heimat zum Familienverband und zu den Tieren Die langen Lieder gehoren in der Gobi unverzichtbar zu herausragenden gesellschaftlichen Anlassen 22 Die Bandbreite der Vokalmusik insgesamt reicht von aizam urtin duu ausgedehntes grosseres langes Lied einem freirhythmischen Gesangsstil mit besonders kunstvoll verzierten Melodien uber besreg urtin duu kleineres langes Lied bis zu bogino duu kurzes Lied rhythmischen kurzen Liedern mit gesungenen Silben ohne Ornamentierung Bei der geschlechtsspezifischen Einteilung der mongolischen Musik sind gutturale Gesange hoomii und die am bedeutendsten eingeschatzten urtin duu den Mannern vorbehalten Frauen durfen auch nicht die limbe und die ubrigen mongolischen Musikinstrumente spielen mit Ausnahme der Maultrommel aman chuur Die urtin duu werden von der Pferdekopfgeige und manchmal auch von der Querflote begleitet Die Flote folgt der Gesangsmelodie mit all ihren Verzierungen 23 Bei der Begleitung der drei bis funf Strophen umfassenden urtin duu verwenden die Musiker Zirkularatmung biteguu amisqal oder bituu am sgal vollstandiger Atem dadurch konnen sie den weitgespannten Melodien bis zu 25 Minuten ohne Unterbrechung folgen Das komplexe Spiel der limbe erfordert schnelle Fingerlaufe und eine bewegliche Zunge Bis Anfang des 20 Jahrhunderts besass nahezu jede mongolische Familie eine morin chuur und eine limbe der Gesang von urtin duu gehorte zu allen Festen und sonstigen besonderen Ereignissen Diese Musikinstrumente und die langen Gesange gelten als Ausdrucksmittel fur samtliche Gefuhle und Lebensumstande 24 Unter der sozialistischen Kulturpolitik der Mongolischen Volksrepublik in den 1920er und 1930er Jahren wurden nationale Musikinstrumente propagiert und in eine westliche Auffuhrungspraxis eingebunden die regionalen ethnischen Traditionen der Nomaden hingegen wurden untersagt 25 Ziel war wie auch in den neu gegrundeten Sowjetrepubliken die nationale Identitat der jungen sozialistischen Gesellschaft zu fordern Hierfur wurden grosse Volksmusikensembles gegrundet zu denen die limbe als einziges Blasinstrument des traditionellen mongolischen Instrumentariums gehorte Entsprechend wurden an den Musikschulen Klassen fur Querflote eingerichtet 18 Dieses Bestreben wurde in der Inneren Mongolei in den 1950er Jahren fortgesetzt als die Musikindustrie fur Tonaufzeichnungen Begleitensembles fur urtin duu zusammenstellte die limbe das mongolische Hackbrett yoochim dem chinesischen yangqin entsprechend die Wolbbrettzither yatga und die Pferdekopfgeige morin chuur enthielten 26 In der Inneren Mongolei und in der Provinz Shanxi im Norden Chinas ist die Volksoper er rentai auch er ren tai ein Ausdrucksmittel der einfachen Arbeiter mit dem sie ihre harten Lebensbedingungen in Form einer regionalen Volksliedgattung zu der auch Tanz Musik und das Gesprach untereinander gehoren beschreiben 27 Die Begleitmusik fur die westliche Variante der er rentai Auffuhrungen besteht typischerweise nacheinander aus drei Instrumentengruppen zunachst eine limbe mit einer viersaitigen mongolischen Rohrenspiessgeige chuuchir nachfolgend Perkussionsinstrumente Trommeln und holzerne Klappern und schliesslich das chinesische Hackbrett yangqin die Zupflaute pipa und die Mondlaute ruan Weitere mongolische und chinesischen Instrumente konnen dazukommen 28 Bei Konzerten wird heute die limbe selten solistisch gespielt allenfalls bei einem traditionellen Programm Meist sorgt die limbe bei einem homophonen Zusammenspiel mehrerer Melodieinstrumente etwa als Begleitung des urtin duu fur eine zusatzliche hoch klingende Stimme Zur Erklarung weshalb die limbe mit Zirkularatmung gespielt werden soll zitiert Alain Desjacques 2008 einen bekannten mongolischen Flotenbauer der auf die in vielen Kulturen uberlieferte mythische Beziehung zwischen Schmied und Musik verweist So wie es beim Schmieden weniger auf die einzelnen Hammerschlage sondern bei dem durch das Feuer erweichten Eisen auf den kontinuierlichen Arbeitsprozess ankommt der nur ohne Unterbrechung zum gewunschten Ergebnis fuhrt geht es bei der Musik weniger um den Rhythmus als vielmehr um die fortwahrende ungestorte Entfaltung der Melodie Die Technik der Zirkularatmung wird auch bei der mongolischen Kegeloboe angewandt Ihr Name ist bischguur wie fruher Floten genannt wurden und sie besitzt eine magische Bedeutung bei buddhistischen Ritualen in der Hauptstadt Ulaanbaatar 29 Der Klang der limbe lasst sich mit der Stimme nachahmen amaar limbedeh die limbe mit dem Mund spielen mit einer dem hoomii Gesang ahnlichen Technik oder indem Luft durch die Nase geblasen wird hamraar limbedeh die limbe mit der Nase blasen Die stimmliche Nachahmung der limbe geschieht selten sie kann von Mannern und Frauen praktiziert werden ist aber nur von alten Menschen bekannt Inwiefern diese Gesangsform vor der sowjetischen Herrschaft existierte geht aus den Quellen nicht hervor Auch hamraar limbedeh war fruher eine kaum bekannte Gesangstechnik bezeichnet aber heute das Anblasen der limbe mit der Nase als Nasenflote 30 Die holzerne offene Langsflote tsuur die der kasachischen sybyzgy entspricht ist heute selten Sie wird anders als die limbe fur den tief klingenden gutturalen Gesang im Westen der Mongolei verwendet 31 Literatur BearbeitenAlain Desjacques Flutes mongoles In Traversieres Magazine Nr 92 2008 S 19 26 F M Karomatov V A Meskeris T S Vyzgo Mittelasien Werner Bachmann Hrsg Musikgeschichte in Bildern Band II Musik des Altertums Lieferung 9 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1987 Andrea Nixon Limbe In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Band 3 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 286 Carole Pegg Limbe In Grove Music Online 2001 Carole Pegg Mongolian Music Dance amp Oral Narrative Performing Diverse Identities University of Washington Press 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