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52 270563 8 051689 Koordinaten 52 16 14 N 8 3 6 1 O St Johann auch Johanniskirche ist eine ehemalige Stiftskirche in Osnabruck Sie gilt als eine der fruhesten grossen gotischen Hallenkirchen Deutschlands Johannes der Taufer ist der Schutzpatron der Kirche Sie umfasst ein dreischiffiges Langhaus einen gerade geschlossenen Chor ein Ostquerschiff und einen zweiturmigen Westriegelbau Dieser ist Merkmal fur die ursprungliche Funktion als Stiftskirche Bei dem kreuzformig angelegten Bau mit monumentaler Westfassade wurden architektonische Anregungen aus Westfalen und Niedersachsen sowie aus dem Rheinland aufgegriffen und selbstandig angewandt Obwohl dieser Bau fur den Beginn der Gotik in Deutschland von entscheidender Bedeutung ist blieb er ohne wesentliche Nachfolge St JohannKonfession romisch katholischPatrozinium Johannes der TauferAnschrift Johannisfreiheit 12 49074 OsnabruckDie Johanniskirche steht an der geschaftsreichen Johannisstrasse in Osnabruck Sie ist der Siedlungskern der alten Neustadt und ragt weit uber deren Hauser hinaus Neben dem Osnabrucker Dom St Marien und St Katharinen ist St Johann die vierte mittelalterliche Kirche in der Osnabrucker Innenstadt Vor der Kirche befindet sich eine Kapelle Sie verstarkt die Abgrenzung des Sakralbereiches aus der modernen Geschaftsstrasse Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Baubeschreibung 2 1 Aufbau Grundriss 2 2 Aussenbau 2 3 Innenraum 3 Sakristei 4 Kreuzgang 5 Andachtskapelle 6 Kapitelhaus 7 Ausstattung 7 1 Hochaltar der Johanniskirche 7 2 Mittelalterliche Sandsteinplastiken 7 3 Sakramentshauschen 7 4 Portale 7 5 Chorgestuhl 7 6 Epitaphien 7 7 Orgel 7 8 Kirchenschatz 8 Glocken 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenBischof Dietmar von Osnabruck 1003 1023 grundete das dem heiligen Johannes geweihte Kollegiatstift und legte am 13 Juli 1011 den Grundstein zur ersten Johanniskirche 1 Um das Stift und seine Lateinschule herum entwickelte sich eine Neustadt die bis 1306 getrennt von der Altstadt verwaltet wurde Durch Grabungen wurde innerhalb der heutigen Vierung der Johanniskirche der hufeisenformige apsidiale Chor aus der Grunderzeit ermittelt Anscheinend bot dieser erste Chor nicht genug Platz weshalb er um 1100 durch ein quadratisches Chorjoch und einen apsidialen Chorschluss erweitert wurde Am 25 Marz des Jahres 1256 legte der Bischof Bruno Graf von Isenburg 1251 1258 den Grundstein fur den umfassenden Neubau der zweiten Stifts und Pfarrkirche und markierte damit den Baubeginn der heutigen Kirche 2 Das geschah etwa gleichzeitig mit dem letzten Ausbau des Chores am Dom zu Osnabruck Es wird vermutet dass der Neubau im 13 Jahrhundert auf der Ost und Westseite aus Rucksicht auf den zunachst noch stehengelassenen Vorgangerbau begonnen wurde Wie schon bei den vorherigen Kirchen diente die etwas herausragende trockene Sanddune dicht an der uralten Handelsstrasse wieder als Untergrund fur die neuen Fundamente Nach den Grundierungsarbeiten wurde vermutlich als erstes der Ostbau also Chor und Querschiff hochgezogen So wurde die zu klein gewordene alte Kirche zunachst an drei Seiten umschlossen und spater ganz ersetzt Aufgrund gefundener verschiedener Steinmetzzeichen wird davon ausgegangen dass mehrere Meister und viele Bauleute am Neubau beteiligt waren Am 18 August 1292 wurde der Schlussstein gesetzt und die Kirche feierlich geweiht Die Bauarbeiten waren zum Zeitpunkt der Weihe jedoch noch nicht beendet und zogen sich bis zum Anfang des 14 Jahrhunderts hin Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Johanniskirche 2013Aufbau Grundriss Bearbeiten Die Johanniskirche ist eine dreischiffige dreijochige Hallenkirche mit Ostquerschiff gerade geschlossenem Chor und einem zweiturmigen Westriegelbau mit kreuzformigem Grundriss Zwischen Chor und sudlichem Querschiffarm befindet sich die Sakristei zwischen Chor und nordlichem Querschiffarm sind rechtwinklig Stiftsgebaude angebaut Im Norden schliesst sich der Kreuzgang mit der Kreuzkapelle als Andachtsraum an Das Bauwerk ist geostet Aussenbau Bearbeiten Der Ostbau und das Langhaus wurden aus Bruchsteinen der Westbau aus Steinquadern erbaut Das ursprunglich sehr reiche Masswerk wurde wahrend des Zweiten Weltkriegs beschadigt und anschliessend mit einfacheren Formen der Backsteingotik erneuert Ahnlich wie es am Westbau und Chor des Domes der Fall ist sind die Strebepfeiler am Chor und den Querschiffen der Johanniskirche zu Eckverstarkungen reduziert Die Wande des quadratischen Chores werden durch drei schmale spitzbogige Fenster mit einfach abgeschragter Laibung gegliedert Sie bilden eine pyramidal ansteigende Fenstergruppe Die Ostwande des Querhauses werden von zwei Fenstern durchbrochen Die Fenster der Nord und Sudseite des Querhauses stehen in Bezug zu den gleichartigen Fenstern der Halle welche die ersten hohen vierteiligen gotischen Fenster in Osnabruck waren Der gewaltige verquaderte Westbau ist abgesehen von seiner zwolfteiligen Masswerk Rose und den Eckverstarkungen ungegliedert Seine untere Westfront wurde stark restauriert Die Fensterrose entstand vor dem Zweiten Weltkrieg nach einem Entwurf von Dominikus Bohm Der ursprunglich portallose Westbau gilt als Beispiel fur die andauernde Orientierung an niedersachsischen und westfalischen Bauelementen Aus dem machtigen Unterbau erwachsen zwei dreigeschossige Turme Die unteren Stockwerke sind durch einen Westriegel miteinander verbunden Dessen Fenster weisen die gleichen Masswerkformen auf wie die Fenster der unteren Turmgeschosse mit denen sie auf gleicher Hohe liegen Der Nordwestturm hat ein schlichtes Pyramidendach Den Sudwestturm ziert eine schlichte Barockhaube mit Laterne die die Brande des Zweiten Weltkrieges uberstanden hat Der Ausbau der oberen Turmgeschosse zog sich bis in das 14 Jahrhundert hinein Damals wurden auch die Quersatteldacher und Spitzgiebel des Langhauses hinzugefugt Innenraum Bearbeiten nbsp Blick zum Chor mit dem Triumphkreuz der Kanzel und dem Hochaltar von 1512 Kunstler Meister des Hochaltars der Osnabrucker Johanniskirche Das Innere der Kirche zeichnet sich durch Hohe und Weite aus Die gleich hohen Schiffe der Kirchenhalle und hohe breite Masswerkfenster in den Seitenschiffen ergeben einen lichten Innenraum Wahrend die Ost und Westbauten mauerhaft konzipiert sind ist die Halle fur die Mitte des 13 Jahrhunderts zukunftsweisend In ihr sind zisterziensische Strenge und klassische Schonheit vereint Obwohl der kreuzformige Grundriss und verschiedene Bauelemente romanische Nachklange zeigen lasst sich der gesamte Raumeindruck in die Fruhgotik einordnen Die Fundamente der Chore der vorherigen Kirchen befinden sich unter der Vierung dem Mitteljoch des Querschiffs Zu der Vierung fuhren vom Chor aus vier Stufe hinab Durch ornamentierte Schlusssteine wird das Gewolbe hier achtteilig betont und die Birnstabrippen sind mit Zierscheiben versehen Es ist das grosste Gewolbefeld der Kirche An die Vierung schliessen sich im Norden und im Suden je ein Kreuzarm sowie das gotische Langhaus an das aus dreimal drei Gewolbefeldern gebildet wird Die Breite der im Osten fast quadratischen Joche fallt von Osten nach Westen ab Im Westbau finden das Mittelschiff und die Seitenschiffe ihre Verlangerung und ihren Abschluss nbsp Innenansicht zur Orgel im Westen Die drei Schiffe des Langhauses haben das klassische Breitenverhaltnis 1 2 1 Dunne Pfeiler trennen das Mittelschiff von den Seitenschiffen Die Scheitel der Kreuzrippengewolbe sind etwa 18 m hoch und aus Bruchstein rund gemauert Die gleichmassigen breiten und unprofilierten spitzbogigen Gurt und Schildbogen sind nicht abgetreppt Sie werden nur an den Baunahten zwischen Vierung Schiff und Westbau durch dunne quergelegte Rundstabe erganzt Im Hinblick auf die Entstehungszeit im 13 Jahrhundert sind die quadratischen Pfeiler mit eingestellten dunnen Eckdiensten sehr schlank und der Ubergang in die Gewolbezone nur wenig betont Nur ein knapper Kampfer trennt Pfeiler Gurt und Schildbogen Er ist zugleich Deckplatte fur die Kapitelle mit Knospen und Blattwerk Wahrend die Kapitelle im Ostteil nur sehr sparsame Stangel Knospen und Blattformen darstellen zeigen sie im Langhaus reiches naturalistisches Blattwerk Die Kapitellornamentik erinnert an die Marburger Elisabethkirche Die Pfeilerformen von St Johannis lassen sich mit denen von St Ludgeri zu Munster und den Kirchen in Braunschweig vergleichen Sakristei BearbeitenZwischen Chor und dem sudlichen Querschiffarm befindet sich die Sakristei Im Inneren ist sie quadratisch angelegt Ein mittlerer Bundelpfeiler und entsprechende Wandvorlagen tragen die vier Kreuzgewolbefelder Die Sakristei ist mit einem Zeltdach gedeckt Vier dreigeteilte Fenster bringen Tageslicht in den Raum Der aus Bronze gegossene Turzieher zeigt einen Lowenkopf auf einem Vierpass aus Weinlaub Er halt den Zugring im Maul und wird auf den Anfang des 14 Jahrhunderts datiert Kreuzgang BearbeitenDer dreiflugelige Kreuzgang verlauft an der Nordseite der Kirche Die Entstehungszeit lasst sich aufgrund des gotischen Masswerks und der Konsolen auf den Anfang des 14 Jahrhunderts datieren Der Kreuzgang umfasst dreissig hintereinanderliegende Joche In den einzelnen Jochen weist er offene dreiteilige Arkaden auf von denen die mittlere jeweils leicht ansteigt ahnlich wie bei der Fensterform der Dominikanerkirche in Osnabruck Er ist mit einem Kreuzgewolbe aus Bruchsteinen geschmuckt und seine Aussenwande sind aus Quadern errichtet Zwei Kapellen aus dem 14 Jahrhundert sind angegliedert Der Kreuzgang kann direkt von der Strasse betreten werden Ein Zugang befindet sich auf der Seite der Johannisstrasse der zweite offnet sich zur Johannisfreiheit Aus dem Inneren der Kirche gibt es entweder durch ein Portal im nordlichen Querschiff direkten Zugang in den Ostteil des Kreuzgangs oder durch eines im nordlichen Seitenschiff des Westbaus Dieses Portal fuhrt in den Vorraum des Kreuzgangs Andachtskapelle BearbeitenDie Osnabrucker Patrizierfamilie von Bar stiftete Anfang des 14 Jahrhunderts die Andachtskapelle Sie wird auch Kreuzkapelle genannt Das Mauerwerk der Kapelle besteht aus Quadern und Bruchsteinen Das ansonsten schmucklose Aussere erlangt so farbliche Bewegung An der Sud und Westseite befindet sich je ein zweigeteiltes Masswerkfenster mit Funfpass Den Eingang ziert ein schlichtes spitzbogiges Portal Die zwei hohen Kreuzgewolbe sind aus Ziegelsteinen errichtet Die Gurt und Diagonalrippen sind zur Zierde doppelt gekehlt Die Schlusssteine sind mit Wappen verziert auf denen Baren zu sehen sind Sie erinnern an die Familie von Bar In der Kapelle steht heute ein von Walter Mellmann gestalteter moderner Altar Uber ihm befindet sich das Tabernakel An der Sudwand befindet sich eine Halfte einer ehemaligen Doppelmadonna im Strahlenkranz aus dem Anfang des 15 Jahrhunderts Die zweite Halfte befindet sich in der St Ansgarkirche in Osnabruck Nahne Kapitelhaus BearbeitenAn der Nordseite des Chores und der Ostseite des Kreuzgangs befinden sich die zwei Flugel des Kapitelhauses Aufgrund zahlreicher Umbauten ist die Datierung umstritten Ausstattung BearbeitenHochaltar der Johanniskirche Bearbeiten nbsp HochaltarDer Hochaltar der Johanniskirche zahlt zu den bedeutenden Arbeiten des munsterischen Bildhauers Evert van Roden Der holzerne Schrein des grossen Passionsaltars der Johanniskirche von 1512 steht wieder an seinem ursprunglichen Platz im Chor der ehemaligen Stiftskirche In der Mitte des 19 Jahrhunderts befand er sich an der Ostseite der nordlichen Turmhalle Einer Predigt 1856 zum 600 jahrigen Jubilaum der Kirche gehalten lasst sich entnehmen dass es sich um einen Hochaltar handelt Diese Annahme wird bestarkt durch die Grosse des Altars und mehrere Abbildungen des Kirchenpatrons auf ihm Der noch erhaltene Mittelschrein ist 2 70 m hoch und 3 77 m breit demnach lasst sich die ursprungliche Gesamtbreite auf 7 54 m schatzen Der erhaltene Altarschrein ist ein aus Eichenholz geschnitztes Mittelteil eines Wandelaltars Scharniere an beiden Seiten des Schreins zeigen dass es sich ursprunglich um einen Flugelaltar gehandelt haben muss die Flugel fehlen jedoch seit unbestimmter Zeit Die geschnitzten Figuren waren vermutlich ursprunglich farbig sind jedoch inzwischen ungefasst Die aus kraftigen Eichenbohlen geschaffenen Reliefs sind von grosser plastischer Wirkung Im Mittelfeld ist der figurenreiche Kalvarienberg zu sehen und in den Seitenfeldern sind weitere Passionsszenen dargestellt auf der linken Seite Christus vor Pontius Pilatus und die Kreuztragung auf der rechten Auferstehung und Himmelfahrt In der Predella befinden sich funfzehn Nischen mit einer Deesisgruppe und Apostelfiguren Die oberen querrechteckigen Felder des Schreines sollen ursprunglich fur die Aufstellung zweier Reliquienschreine des 15 Jahrhunderts bestimmt gewesen sein die sich in der Sakristei der Kirche erhalten haben Allerdings enthalten die Nischen mittlerweile Reliefs und Figuren unterschiedlicher Herkunft wie links die Enthauptung des Johannes um 1525 und rechts die heilige Ursula aus der Werkstatt van Rodens Das letztere Werk ist wahrscheinlich eine vom Hauptmeisters selbst angefertigte Figur die um 1515 entstanden ist Vergleichend lasst sich hierzu die Ursula im Suermondt Museum in Aachen anfuhren Obwohl der Hochaltar der Johanniskirche zu Osnabruck sich durch seine Kastenform und seine mit Statuetten geschmuckte Predella dem ausseren Erscheinungsbild westfalischer Altare anlehnt gehort er aufgrund seines Ausbaus und seiner herausragenden kunstlerischen Qualitat zu den besonders erwahnenswerten Altaren Westfalens und Nordwestdeutschlands Seine klare Dreiteilung mit einer Mitteluberhohung sein dreifaches Tormotiv und seine Proportionen zeigen zudem seine Nahe zu Brusseler Altartypen des 15 Jahrhunderts und zur Malerei Rogier van der Weydens Hierbei sind Einzelmotive wie der Kapellenschrein und die Verwendung von Masswerkleisten sogar Hinweise auf direkte Abhangigkeiten Auffallig ist die Anlehnung van Rodens an flandrische Vorbilder beim Aufbau des Altars und teilweise beim Figurenstil Ausserdem wird der Bezug zur einheimischen Tradition an der Predella mit ihren Figurennischen deutlich Vergleichende Beispiele hierzu sind der Passionsaltar und die Lettnerfiguren in der ehemaligen Klosterkirche zu Marienfeld im Kreis Gutersloh und die Kreuzigungsgruppe an der Kleinen Kirche in Osnabruck Mittelalterliche Sandsteinplastiken Bearbeiten An den Wanden des Chores und an den rechteckigen Vierungspfeilern befinden sich insgesamt sechzehn lebensgrosse Sandsteinfiguren von Salvator Maria Johannes dem Taufer Johannes dem Evangelisten und den zwolf Aposteln Sie gelten als herausragend auf dem Gebiet mittelalterlicher Plastik in Osnabruck Die Unterschiede in der Gestaltung lassen auf mehrere verschiedene Kunstler schliessen Die zwei Johannesfiguren die sich an der Innenseite der ostlichen Vierungspfeiler befinden sind zeitlich um 1400 einzuordnen und sind die fruhesten der Figuren Die Figuren der Apostel sind weiterentwickelt und stehen teilweise in Beziehung zu den Chorfiguren der Marienkirche die etwa aus der gleichen Zeit stammen Die spatesten Figuren sind um 1440 entstanden Salvator und Maria zieren jeweils die Westseite der zwei ostlichen Vierungspfeiler Zehn der Apostelfiguren sind in den Gewanden des Chores platziert Die zwei uberlebensgrossen Figuren der Apostelfursten Paulus und Petrus befinden sich an den Innenseiten der beiden westlichen Vierungspfeiler und stammen aus dem Hochaltar der Jesuitenkirche Sie wurden im Jahr 1630 von Jeremias Geisselbrunn aus Koln gefertigt Alle Apostelfiguren haben einen gefuhlsbetonten Ausdruck in Gestalt und Gesicht wahrend die Korper eher blockhaft scheinen An der Sudwand des sudlichen Querschiffsarmes stehen zusatzlich vier kleinere Sandsteinfiguren Die beiden mittleren sind etwa einen Meter hoch die ausseren sind etwas kleiner Es handelt sich um Figuren der heiligen Katharina des Papstes Cornelius des Bischofs Detmar und des heiligen Hieronymus Sakramentshauschen Bearbeiten Das reich verzierte Sakramentshauschen aus Sandstein ist nicht vollstandig erhalten der obere Aufsatz fehlt Es ist etwa in der Mitte des 15 Jahrhunderts entstanden An der Vorderseite sind rechts und links zwei vorgelagerte Pilaster die jeweils mit einem prachtvollen Baldachin nach oben ihren Abschluss finden Darunter ist rechts Maria zu sehen und links der Erzengel Gabriel Sie stellen die Verkundigungsszene dar Diese ist auch das Motiv der vergoldeten Tabernakeltur die sich in der Mitte befindet Zudem sind Darstellungen aus dem Leben Johannes des Taufers die zwolf Apostel und die vier Kirchenlehrer Augustinus Ambrosius Gregor und Hieronymus erkennbar Portale Bearbeiten Die Portale der Kirche stammen aus dem 13 Jahrhundert Nur das westliche Nordportal ist original erhalten Das Brautportal auf der Sudseite war ursprunglich mit einem Kleeblattbogen verziert Chorgestuhl Bearbeiten Im Chor der Kirche gibt es zwei zweireihige Chorgestuhle Das Gestuhl an der Sudseite des Chores umfasst vier Sitze dass an der Nordseite acht Aufgrund ihrer dekorativen Gestaltung lassen sie sich auf den Anfang des 14 Jahrhunderts datieren Besonders die Wangen der Gestuhle sind ikonographisch vielseitig gestaltet Der so genannte Dreisitz das aus Eichenbohlen geschnitzte Gestuhl entstand etwa um 1380 Dieser Chorstuhl ist mit gotischem Masswerk Figuren und Laubwerk reich geschmuckt In seiner Dachschrage ist wie auch beim Hauptaltar die Deesis in Kurzform in einem Fries dargestellt An der Sitzflachenruckwand sind im Masswerk Geissel Kreuz Nagel Rute und Dornenkrone sowie weitere Motive der Leidensgeschichte dargestellt Wie bei den zweireihigen Chorgestuhlen sind die Seitenwangen besonders geschmuckt Auf der linken Wange ist Moses vor dem brennenden Dornbusch zu erkennen rechts die Opferung Isaaks durch Abraham Epitaphien Bearbeiten In der Kirche sind mehrere Epitaphien vorhanden Sie sind alle in westfalischen oder Osnabrucker Bildhauerwerkstatten entstanden An der Westwand des nordlichen Querschiffarmes befindet sich das Sandsteinepitaph fur den Dekan Mellinghaus ein um 1560 entstandenes Relief des Jungsten Gerichtes in einer klassischen Renaissance Umrahmung von Johann Brabender Links neben der Orgel ist uber einem Tursturz das Sandsteinepitaph fur Konrad von der Borgh von 1586 in die Ostwand des nordlichen Querschiffarmes eingelassen Eine Olbergszene und der Stifter werden dargestellt Im sudlichen Querschiffsarm hat das dritte Sandsteinepitaph seinen Platz Es handelt sich um ein Relief der Grablegung Christi fur den Dekan Eberhart A Mallincroth Der Osnabrucker Bildhauer Adam Stenelt fertigte es im Jahr 1606 An der Ostwand des sudlichen Querschiffarmes befindet sich ein Relief mit der grossfigurigen Szene ecce homo welches um 1640 entstanden ist Es erinnert an das Epitaph des Domdechanten von Letmathe von dem Bildhauer Gerhard Groninger im Dom zu Munster Im Kreuzgang befinden sich neben zwei um 1520 25 entstandenen Kreuzigungsreliefs aus der Werkstatt des Meisters von Osnabruck auch zwei weitere aber beschadigte Epitaphe Eingelassen in die Nordwand des Kreuzganges ist das Sandsteinepitaph fur Caspar Monnick der 1597 gestorben ist Es zeigt den Stifter unter dem Kreuz kniend und im Hintergrund die Szene der Auferstehung Uber dem Zugang zur heutigen Beichtkapelle befindet sich das Epitaph der Familie von Stael Das Hauptrelief zeigt ebenfalls die Szene er Auferstehung Im Hintergrund sind weitere Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt Unter dem Hauptrelief sind die Kinder und Enkelkinder des 1951 verstorbenen Ehepaars zu erkennen Orgel Bearbeiten Die Hauptorgel von St Johann befindet sich auf der Orgelempore im Westwerk unterhalb der grossen Fensterrosette Das Instrument wurde 1978 von der Orgelbaufirma Kreienbrink Georgsmarienhutte erbaut unter Wiederverwendung von Pfeifenmaterial insgesamt 17 Register der historischen Vorgangerorgeln aus dem 18 Jahrhundert 1998 wurde das Instrument von Orgelbau Kreienbrink umgebaut und in einem neuen Gehause auf der Westempore aufgestellt Die Orgel hat 48 klingende Register Die Tontrakturen sind mechanisch die Registertrakturen elektrisch 3 Pedalwerk C f11 Prinzipalbass 16 2 Subbass 16 3 Quintbass 10 2 3 4 Oktavbass 8 5 Gedacktbass 8 6 Choralbass 4 7 Nachthorn 2 8 Mixtur V 2 2 3 9 Bombarde C H 32 10 Posaune 16 11 Trompete 8 12 Schalmei 4 I Ruckpositiv C g313 Rohrflote 8 14 Quintade 8 15 Prinzipal 4 16 Flute douce 4 17 Oktave 2 18 Quinte 1 1 3 19 Oktavlein 1 20 Sesquialter II 2 2 3 21 Scharff IV V 1 22 Dulzian 16 23 Krummhorn 8 Tremulant II Hauptwerk C g325 Quintadena 16 26 Prinzipal 8 27 Offenflote 8 28 Gedackt 8 29 Oktave 4 30 Gemshorn 4 31 Quinte 2 2 3 32 Oktave 2 33 Sesquialter III34 Mixtur V 2 35 Zimbel III 1 2 36 Trompete 16 37 Trompete 8 Tremulant III Schwellwerk C g339 Gemshorn 8 40 Gamba 8 41 Voix celeste II 8 42 Prinzipal 4 43 Traversflote 4 44 Nasat 2 2 3 45 Waldflote 2 46 Terz 1 3 5 47 Mixtur V 1 1 3 48 Basson 16 49 Trompette harm 8 50 Oboe 8 TremulantKoppeln Normalkoppeln I II III II I P II P III P Suboktavkoppeln II II III III III II Nebenregister Zimbelstern Spielhilfen 128 fache Setzeranlage Sequenzer Crescendowalze Absteller Zungen ab Mixtur ab Walze ab Kirchenschatz Bearbeiten Der bedeutende Kirchenschatz der Johanniskirche aus dem 11 19 Jahrhundert besteht aus einem Kapitelkreuz von 1150 zwei versilberten Sitzfiguren ein Bischof aus dem 13 Jahrhundert und eine Madonna aus dem 14 Jahrhundert und zahlreichen Kelchen aus dem 14 18 Jahrhundert Die Altargerate aus dem 18 Jahrhundert stammen im Wesentlichen aus Augsburg und Osnabruck Glocken BearbeitenIn den Turmen der Johanniskirche hangt ein siebenstimmiges Gelaut mit Glocken aus unterschiedlichen Jahrhunderten I Ton h gegossen 1855 56 von Jean Baptist Dubois II Ton cis gegossen 1646 von Joseph Michelin III Ton e gegossen 1953 von Petit amp Gebr Edelbrock in Gescher IV Ton gis hergestellt 1366 von einem unbekannten Giesser V Ton ais hergestellt 1591 von einem unbekannten Giesser VI Ton cis gegossen 1751 von Andreas Lindner VII Ton eis hergestellt 1300 von einem unbekannten GiesserSiehe auch Liste der Kirchen im Bistum OsnabruckLiteratur BearbeitenGeorg Dehio Gerd Weiss Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Bremen Niedersachsen 2 neubearb stark erw Auflage Munchen 1992 Reinhard Karrenbrock Evert van Roden Der Meister des Hochaltars der Osnabrucker Johanniskirche Ein Beitrag zur westfalischen Skulptur der Spatgotik Wenner Osnabruck 1992 aus der Schriftenreihe Osnabrucker Geschichtsquellen und Forschungen Herausgegeben vom Verein fur Geschichte und Landeskunde von Osnabruck Bd 31 ISBN 3 87898 332 8 Gerd Ulrich Piesch Katholische Pfarrkirche St Johann Osnabruck Schnell Kunstfuhrer Nr 2376 Regensburg 1999 Hermann Poppe Die Baugeschichte der Johanniskirche in Osnabruck Ein Beitrag zur Erforschung mittelalterlicher Baukunst im niedersachsisch westfalischen Raum Obermeyer Osnabruck 1936 Roswitha Poppe Lothar Klimek Osnabruck Deutsche Lande Deutsche Kunst Deutscher Kunstverlag Munchen und Berlin 1972 S 33 37 ISBN 3 422 00085 2 Roswitha Poppe Die mittelalterlichen Kirchen Osnabrucks In Fuhrer zu vor und fruhgeschichtlichen Denkmalern Bd 43 Mainz 1979 S 44 98 Herausgegeben vom Romisch Germanischen Zentralmuseum Hermann Poppe Marquard Sankt Johann in Osnabruck mit seinen Kunstschatzen Osnabruck 1983 Herausgegeben von der Katholischen Kirchengemeinde St Johann Hermann Poppe Marquard Osnabrucker Kirchenchronik Baugeschichte und Kunstwerke aller Osnabrucker Kirchen der grossen Konfessionen Meinders amp Elstermann Osnabruck ca 1990 ISBN 3 88926 890 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Johann Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bilder zur Johanniskirche im Bildindex Der Internetauftritt der katholischen Kirchengemeinde St Johann in Osnabruck Aufnahme der Glocken Die Website der Stadt Osnabruck mit Informationen auch zur Johanniskirche Veranstaltungen in der Johanniskirche Informationen zum Kantor und zu Konzerten in Osnabrucker KirchenEinzelnachweise Bearbeiten Heinrich Schoppmeyer Stadte in Westfalen Geschichte vom Mittelalter bis zum Ende des Alten Reiches Schoningh Paderborn ISBN 978 3 506 76026 5 S 32 Hermann Poppe Marquard Osnabruck 2 erweiterte Aufl Verlag Antonius Fromm Osnabruck 1958 S 11 Ausfuhrlich zur Geschichte der Orgel von St JohannNormdaten Geografikum GND 4284580 4 lobid OGND AKS LCCN n92104222 VIAF 147260744 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Johann Osnabruck amp oldid 231585427