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Johann Brabender 1498 99 in Munster 1561 62 ebenda war ein deutscher Bildhauer des Spatmittelalters Seine Werke der Spatgotik im Ubergang zur Renaissance befinden sich in Westfalen und Norddeutschland vornehmlich in Munster Osnabruck und Hildesheim Anders als sein Vater Heinrich Brabender der ausschliesslich in Stein arbeitete schuf Johann Brabender Werke aus Stein und Holz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2 1 Munster 2 2 Osnabruck 2 3 Hildesheim 2 4 Andere Orte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohann Brabender war der Sohn des Bildhauers Heinrich Brabender um 1475 um 1537 der seine Werkstatt mit Ausnahme der Jahre 1534 35 wahrend des Tauferreichs in Munster hatte Die Herkunft der Familie ist nicht belegt Sein Vater wurde auch als Hinrich Beldensnyder alias Brabant genannt was auf dessen Herkunft oder die seiner Vorfahren aus dem Herzogtum Brabant hindeuten konnte Heinrich Brabender und seine Frau Elisabeth hatten zwei Sohne Johann Brabender und Franz Brabender 1556 die beide wie der Vater Bildhauer wurden Johann Brabenders Grossvater konnte der 1475 im Burgerbuch von Munster als Arzt genannte Mester Henrich von Brabant gewesen sein der mit seiner Frau Alheidis in diesem Jahr in Munster eingeburgert wurde und vermutlich aus Coesfeld zugezogen war 1 Moglicherweise war sein Urgrossvater der Steinbicker Cope Brabant der 1561 in Coesfeld ansassig war und dessen Name Brabant auf die Herkunft aus dem heutigen Belgien hindeutet 2 Die Werkstatt des Vaters lag im Kirchspiel St Martini in der Wegesende Nr 5 am Ende einer Sackgasse zur Aa Wann Johann Brabender in die Werkstatt seines Vaters eintrat ist nicht bekannt Nach seiner Lehrzeit konnten ihn seine Wanderjahre in die Niederlande gefuhrt haben Moglicherweise war er auch ein Schuler Evert van Rodens dessen grosse Bildhauerwerkstatt in Munster zwischen 1485 und 1517 belegt ist Das erste Werk das Johann Brabender durch sein Meisterzeichen personlich zugeordnet wird stammt von 1534 35 Es ist eine Darstellung des Ecce homo auf dem Epitaph des Kanonikers Berthold Bischopinck 1534 in der St Mauritz Kirche in Munster Johann Brabender heiratete Juliane Schroderken die eigenes Vermogen wie den Teil einer Immobilie in der Bergstrasse besass Sie war die naturliche Tochter von Gerhard Schroderken der als Kanoniker Thesaurar und Bursner im Stift Alter Dom am St Paulus Dom in Munster tatig war und wie seine Bruder der Domdechant Franz Schroderken und der Wandschneider Kurgenosse und Ratsherr Jasper Schroderken zu den Honoratioren der Stadt gehorte Ihre Tante Anna war mit dem Ratsherrn Gerd Kibbenbrock verheiratet gewesen der 1534 tauferischer Burgermeister war und nach der Ruckeroberung der Stadt durch die Truppen Franz von Waldecks von dessen Soldnern erschlagen wurde 3 Mit Juliane Schroderken hatte Johann Brabender drei Kinder die Sohne Jasper und Johann und die Tochter Clara Zum Haushalt gehorte mindestens zeitweilig auch seine Schwagerin Julianes ledige Schwester Merrie 1560 Sie verfasste ihr Testament 1550 in des voirbenompten Meister Johan Beldensnyders gewohntlicher wonstedde in der Wegesenden 4 In ihrem Testament bedachte sie Juliane umb ehres velfoltigen dienstz willen als Haupterbin Sie hinterliess Juliane ehre huyss und hoiff mit dem halven spyker an der Berchstraithen 4 Um 1537 ubernahm Johann Brabender die Werkstatt seines Vaters Fur seinen Bruder Franz der ebenfalls Bildhauer war ist keine eigene Werkstatt nachgewiesen Er arbeitete wahrscheinlich in der seines Bruders Johann Brabenders Werkstatt florierte zumal nach dem Bildersturm in der Zeit des Tauferreichs viele Kunstwerke in den Kirchen Munsters zerstort oder beschadigt worden waren und ersetzt werden mussten So waren Skulpturen seines Vaters die vermutlich im Fruhjahr 1534 von vandalierenden Taufern abgeschlagen worden waren dazu benutzt die Befestigungsanlagen zu verstarken Sie wurden erst 1897 1898 bei gezielten Grabungen am ehemaligen Kreuztor freigelegt Wie sein Vater spielte Johann Brabender eine Rolle im offentlichen Leben der Stadt Munster In der Steinhauergilde hatte er 1558 das Amt des Scheffers inne und unterstutzte in dieser Funktion den Altermann bei der Verwaltung der Finanzen 1656 vertrat er als Gildemeister die Interessen der Steinhauer in der Gesamtgilde In das politische Geschehen der Stadt war er eingebunden als er 1560 zum Kurgenossen der Martini Leischaft gewahlt wurde und als solcher den Rat der Stadt mit wahlte Seine Zugehorigkeit zur Bruderschaft Unserer Lieben Frau und St Johannis die seit 1538 belegt ist band ihn in ein soziales Netzwerk ein In der Bruderschaft hatte er verschiedene Amter inne darunter die des Scheffers des Hausherrn und des Oberluden Durch seine Amter gehorte er wie schon sein Vater vor ihm zur zweiten gesellschaftlichen Fuhrungsschicht der Stadt 5 Diesen Status erreichten seine Kinder auch der Bildhauer Jasper nicht mehr Die drei Kinder Johann und Juliane Brabenders waren bei seinem Tod noch nicht volljahrig Der Rat der Stadt Munster bestimmte 1564 zwei Mitglieder der Bruderschaft Unserer Lieben Frau und St Johannis zum Vormund der Kinder Es waren Gerdt Billick bei dem es sich um einen Eisenschmied gehandelt haben durfte und der Stadtmaurermeister Jakob Grolle Die Witwe Juliane Brabender verwaltete die Werkstatt bis der Sohn Jasper auch Casper sie als Meister ubernehmen konnte Werke BearbeitenJohann Brabenders Arbeiten sind von der westfalischen Bildhauertradition beeinflusst nehmen aber Elemente der Renaissance auf und sind dabei eigenstandig und unverwechselbar Seiner Werkstatt gehorten neben dem Bruder Franz weitere Steinbildhauer und Holzschnitzer an Mindestens drei Hauptmitarbeiter die namentlich nicht bekannt sind durften in seiner Werkstatt gearbeitet haben Munster Bearbeiten Im ersten Jahrzehnt seines Schaffens bis etwa Mitte der 1540er Jahre arbeitete Johann Brabender meist fur Munster das viele Werke durch die Tauferzeit verloren hatte sowie fur das Umland Zu den umfangreichsten Aufgaben Brabenders und seiner Werkstatt gehorte der hochgotische Hallenlettner des St Paulus Doms in Munster der um 1536 begonnen und aus Baumberger Sandstein gefertigt wurde Er war ursprunglich farbig gefasst Vermutlich integrierte Brabender Teile eines fruheren Lettners der in der Zeit des Munsterschen Tauferreichs zerstort wurde 1542 war der Lettner vollendet Er wurde 1870 abgebrochen nachdem es bereits 1849 Uberlegungen daruber gegeben hatte da er dem Gottesdienst hinderlich sei und die Teilnahme des Publikums am Gottesdienste zum grossten Teil unmoglich mache 6 Gemeint war damit der Blick auf das Messopfer Teile des Lettners wurden im Kreuzgang und in den Kapellen des Doms gelagert bis sie 1909 als Leihgabe an das Westfalische Provinzialmuseum heute LWL Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte ging Er wurde wahrend des Zweiten Weltkriegs in der Nacht zum 9 Juli 1941 beschadigt und ab 2004 im Lichthof des Landesmuseums teilrekonstruiert Am Paradies des Doms befindet sich der Heilige Paulus von 1535 bis 1540 aus Baumberger Sandstein Als bedeutendes Werk Johann Brabenders wird der Sundenfall vom Paradies des Doms angesehen das vermutlich vom Domherrn Dietrich von Meschede 1545 gestiftet wurde Die Sundenfall Gruppe 1545 bis 1540 entstanden wurde 1864 von der Paradiesportalaussenwand abgenommen und befindet sich seit 1973 im Westfalischen Landesmuseum Nicht erhalten ist das mehr als 13 Meter hohe Sakramentshaus aus Brabenders Werkstatt um 1536 1537 des Doms Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstort bis auf einen Schaftring der in der Domkammer verwahrt wird Als Sakramentshaus im Dom wird heute das Repositorium der Heiligen Ole um 1536 36 aus Brabenders Werkstatt benutzt das ursprunglich am Sudostpfeiler des Chorjochs stand und 1983 am nordostlichen Pfeiler der Vierung aufgestellt wurde Die zwischen 1536 und 1550 entstandenen Skulpturen des Apostelgangs aus Baumberger Sandstein weisen noch Reste der ursprunglichen Farbigkeit auf ebenso der Kreuzigungsaltar um 1540 50 des Doms der zum Inventar des Landesmuseums gehort In der Marienkapelle des St Paulus Doms befindet sich das Epitaph des Weihbischofs Johannes Bischopinck 1543 aus Baumberger Sandstein mit der Anbetung der Heiligen Drei Konige 1953 wurde die Standfigur von Katharina von Alexandrien um 1540 aus Baumberger Sandstein wieder an ihrem ursprunglichen Ort an einem Mittelschiffpfeiler im Langschiff des Doms aufgestellt nachdem sie 1883 uber dem Zugang zur Sakramentskapelle angebracht worden war Sie ist ebenso farbig gefasst wie das Epitaph des Domdechanten Theodor von Schade 1521 das 1540 45 entstand und sich am Nordwestpfeiler des Mittelschiffs wahrscheinlich dem Originalstandort befindet Der Mittelteil des Epitaphaltars des Domherrn Melchior von Buren d A 1546 kam uber verschiedene Stationen als Leihgabe des Westfalischen Landesmuseums 1989 wieder in den St Paulus Dom zuruck wo er sich jetzt in der Kreuzkapelle befindet Melchior von Buren hatte fur den Dom den Johannes Paulus Altar gestiftet dessen Apostelfiguren nach dem Abbruch des Altars im 17 Jahrhundert zunachst nach Mesum kamen und sich seit dem fruhen 20 Jahrhundert im Landesmuseum befinden In der Pfarrkirche Lambertikirche St Lamberti in Munster ist eine Kreuzigungsgruppe um 1540 50 erhalten an der auch Franz Brabender mitarbeitete Sie befindet sich am Nordwestpfeiler des Turms Nicht erhalten ist der Kamin im Heeremanschen Hof in der Konigsstrasse in Munster aus der Zeit um 1540 Osnabruck Bearbeiten Aus Osnabruck bekam Johann Brabender den Auftrag fur den Taufstein der St Marienkirche sowie das Epitaph fur Johannes Mellinghaus 1561 den Dechanten der St Johanniskirche Sie gehoren zu seinem Spatwerk und entstanden 1560 kurz vor seinem Tod Das Epitaph hatte Mellinghaus selbst in Auftrag gegeben Hildesheim Bearbeiten nbsp Domlettner in HildesheimIn Hildesheim fertigte Johann Brabender den Kanzellettner des Hildesheimer Doms an den der Domherr Arnold Freytag 1546 fur 2 000 Goldflorin gestiftet hatte Er ist starker als andere Arbeiten Brabenders von der Renaissance gepragt Der Lettner wurde 1942 demontiert und 1960 61 in der St Antoniuskirche wieder aufgebaut Zum Lettner gehorte auch das Triumphkreuz das sich ebenfalls in der St Antoniuskirche befindet Andere Orte Bearbeiten Von seinem ublichen Programm abweichend schuf Johann Brabender in den 1550er Jahren einen Kamin der sich im Gartensaal des Schlosses Drensteinfurt befindet sowie einen Erker des Schlosses Burgsteinfurt Ein Kreuzigungsrelief aus der Zeit um 1530 40 das sich in einem Bildstock zwischen Hohenholte und Altenberge befunden hatte wurde nach der Restaurierung wieder in der Pfarrkirche St Georg in Hohenholte der fruheren Klosterkirche angebracht Dort wurde auch das Epitaph der Priorin Richmond von Warendorp 1503 untergebracht das sich in einem Bildhauschen befunden hatte In der ehemaligen Klosterkirche des Klosters Marienfeld sind eine Kreuzigungsgruppe an der auch Johann Brabenders Bruder Franz mitarbeitete aus den spaten 30er Jahren des 16 Jahrhunderts sowie eine Mondsichelmadonna aus der Zeit um 1545 50 erhalten Die Figuren der Heiligen Anna Dorothea und Elisabeth um 1540 50 die Brabender und seine Werkstatt fur das 1803 aufgehobene Kloster Marienfeld schufen befinden sich in Privatbesitz Erst in jungerer Zeit wurde Brabender die Kreuzigungsgruppe um 1540 der Pfarrkirche St Martin in Benninghausen zugeschrieben Sie war 1914 von Anton Mormann aus Wiedenbruck restauriert worden In Sudkirchen befindet sich die Figurengruppe der Anna Selbdritt um 1540 in der Pfarrkirche St Martin Die Renaissance Kuppa des Taufsteins der Propsteikirche St Georg in Vechta auf einem spatgotischen Schaft schuf Brabender um 1540 Um 1557 schuf Johann Brabender die Grabfigur des Grafen Konrad von Tecklenburg 1557 den letzten Tecklenburger Grafen des Hauses Schwerin Das Grabmal befindet sich in der evangelischen Pfarrkirche von Tecklenburg Literatur BearbeitenNora Benninghoff Brabender Johann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 502 Digitalisat Geza Jaszai Johann Brabender 1498 99 1562 In Robert Stupperich Hg Westfalische Lebensbilder Bd 16 Aschendorff Munster 2000 S 62 81 Roswitha Neu Kock Johann Brabender Bildhefte des Westfalischen Landesmuseums fur Kunst und Kulturgeschichte Munster 5 Landschaftsverband Westfalen Lippe Westfalisches Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte Munster 1977 Hermann Arnhold Hrsg Die Brabender Skulptur am Ubergang vom Spatmittelalter zur Renaissance Aschendorff Munster 2005 ISBN 3 402 03509 X Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Johann Brabender im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kunstwerk des Monats im Oktober 1983 Die Sundenfall Darstellung Johann Brabenders fur den Munsterschen Dom auf der Seite des Westfalischen Landesmuseums fur Kunst und Kulturgeschichte MunsterEinzelnachweise Bearbeiten Reinhard Karrenbrock Evert van Roden Der Meister des Hochaltars der Osnabrucker Johanniskirche Ein Beitrag zur Skulptur der Spatgotik Osnabrucker Geschichtsquellen und Forschungen Bd 31 Wenner Osnabruck 1992 ISBN 3 87898 332 8 S 151 Zugleich Munster Universitat Dissertation 1987 1988 Karl Heinz Kirchhoff Maler und Malerfamilien in Munster zwischen 1350 und 1534 In Westfalen Bd 55 Nr 1 2 1977 ISSN 0043 4337 S 98 110 Tauferburgermeister Gerd Kibbenbrock Memento des Originals vom 27 September 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lessing bobi net a b Stadtarchiv Munster Gerichtsarchiv Testamente I Nr 676 Ralf Klotzer Kleiden Speisen Beherbergen Armenfursorge und soziale Stiftungen in Munster im 16 Jahrhundert 1535 1588 Studien zur Geschichte der Armenfursorge und der Sozialpolitik in Munster Bd 3 Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Munster Serie B Monographien Nr 5 Aschendorff Munster 1997 ISBN 3 402 06640 8 S 323 Die Bau und Kunstdenkmaler von Westfalen Band 41 Max Geisberg Die Stadt Munster Teil 5 Der Dom Aschendorff Munster 1937 S 105 Fotomechanischer Nachdruck erganzt um Marginalien zur Kennzeichnung der im Jahre 1977 noch vorhandenen Objekte Hermes Warburg 1977 ISBN 3 402 05094 3 Normdaten Person GND 129970530 lobid OGND AKS LCCN nr2005014031 VIAF 28165060 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Brabender JohannKURZBESCHREIBUNG deutscher BildhauerGEBURTSDATUM 1498 oder 1499GEBURTSORT MunsterSTERBEDATUM 1561 oder 1562STERBEORT Munster Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Brabender amp oldid 229156591