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Dieser Artikel behandelt den Helmtyp der Spatantike und des fruhen Mittelalters Fur den spatmittelalterlichen Turnierhelm siehe Kolbenturnierhelm Der Spangenhelm war der meistverbreitete Helmtypus der Spatantike und des Fruhmittelalters in Europa Spangenhelme bestehen aus einem metallenen Stirnreif aus dem vier bis sechs oder auch mehr Metallleisten Spangen in konischer Wolbung in einer Schadelplatte Helmspitze oder einem Helmzapfen zusammenlaufen Zwischen den Leisten befinden sich Metallplatten Segmente die mit Silber oder Bronzeblech plattiert sein konnen Der Stirnreif besitzt manchmal bogige Brauenausschnitte oder einen Nasenschutz Nasal Spangenhelme mit Nasal werden bisweilen als Nasalhelm bezeichnet obwohl man darunter streng genommen einen anderen Helmtypus versteht Spangenhelme sind typischerweise mit Wangenklappen und einem Nackenschutz aus Kettengeflecht versehen Spangenhelm von Baldenheim im Musee archeologique de Strasbourg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Spangenhelme des Typs Baldenheim 3 Andere Spangenhelm Typen 4 Spangen Lamellenhelme 5 Bandhelme und Band Spangenhelme 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Relief auf der Trajanssaule um 110 n Chr Die Helme dieser sarmatischen Kataphrakten rechts scheinen Spangenhelme zu sein Der Spangenhelm ist vermutlich eine Erfindung des nordiranischen Steppenvolks der Sarmaten Im 1 und 2 Jahrhundert n Chr scheinen derartige Helme bei diesem Reitervolk weit verbreitet gewesen zu sein So sind sarmatische Kataphrakten mit Spangenhelm ahnlichem Kopfschutz auf der romischen Trajanssaule abgebildet Aus diesen fruhen Jahrhunderten sind jedoch keine Funde von Spangenhelmen bekannt Von den in Sudrussland der Ukraine und Sudosteuropa ansassigen Sarmaten gelangte er vermutlich zuerst an die Romer und spater auch die Byzantiner dann an benachbarte germanische Stamme Der bis dahin ubliche romische Helm war im spateren 3 Jahrhundert ausser Gebrauch geraten Wahrend im 4 Jahrhundert Kammhelme in Europa weit verbreitet waren traten ab der Wende zu 5 Jahrhundert vor allem Spangenhelme an ihre Stelle Im 6 Jahrhundert n Chr hatte sich der Spangenhelm auch bei allen germanischen Volkern verbreitet Ausserdem wurde er auch von den Ostromern und den iranischen Sassaniden verwendet und fand auch in umgekehrter Richtung uber die in der Steppe ansassigen Turkvolker Hunnen Awaren Chasaren Petschenegen seinen Weg nach Zentralasien Spater als der Spangenhelm taucht im Fruhmittelalter Europas der Lamellenhelm auf Er ist vor allem im Osten verbreitet und erscheint unter dem Einfluss der Langobarden auch in Italien Einen weiteren europaischen Helmtyp des Fruhmittelalters stellen die Vendelhelme auch Nordische Kammhelme oder Brillenhelme dar die ab dem 6 Jahrhundert auftreten und nur aus Skandinavien und England bekannt sind Im Hochmittelalter wurde der Spangenhelm in Europa zunehmend von Helmen verdrangt die aus einer einzigen Eisenplatte gefertigt waren siehe Nasalhelm Dennoch sind Spangenhelme auch in Mitteleuropa bis zum Ende des Hochmittelalters nachweisbar In der um 1250 gefertigten Maciejowski Bibel werden beispielsweise Kampfer mit Spangenhelmen neben solchen mit typisch hochmittelalterlichen Helmformen wie Topfhelmen oder Eisenhuten dargestellt Der in der Heraldik als Spangenhelm bezeichnete Helmtyp ist nicht identisch mit dem historischen Spangenhelm sondern stellt den im 15 und fruhen 16 Jahrhundert gebrauchlichen Kolbenturnierhelm dar Spangenhelme des Typs Baldenheim Bearbeiten nbsp Zwei Spangenhelme des Typs Baldenheim im Kunsthistorischen Museum Wien St Vid Narona I Steinbrunn nbsp Goldener Spangenhelm aus dem Furstengrab des Arpvar um 500 n Chr von Krefeld GellepTypische Spangenhelme vom Typ Baldenheim benannt nach einem Fundort bei Baldenheim bestehen aus vier oder sechs vergoldeten oder versilberten Kupferspangen zwischen die ovale Eisenplatten genietet sind Das eiserne Stirnband ist mit vergoldetem Kupferblech verkleidet Die Spangen zeigen recht einfache geometrische Punzmuster das Stirnband hochwertige Pressmuster Dargestellte Motive sind meist christliche Symbole wie Kreuz Fisch Hirsch Adler oder Weinlaub und Trauben pickende Vogel als Sinnbild des Paradieses Insgesamt sind in ganz Europa 40 derartige Helme gefunden worden die von der Zeit um 460 bis zum Beginn des 7 Jahrhunderts datieren Der alteste datierbare Spangenhelm vom Typ Baldenheim ist aus Gultlingen und durfte etwa in die Zeit zwischen 450 und 480 n Chr fallen Die teilweise sehr grosse Ahnlichkeit untereinander deutet darauf hin dass sie in den Jahrzehnten um 500 in ostgotischen byzantinischen oder frankischen Werkstatten hergestellt wurden und oft lange Zeit weitervererbt wurden In Deutschland wurde dieser Helmtyp in mehreren Furstengrabern der Volkerwanderungszeit beispielsweise in Planig Gellep Gammertingen Furstengrab von Gammertingen Stossen Graberfeld von Stossen und Morken gefunden Weitere bekannte Fundorte dieses Helmtyps in Europa sind St Vid Narona in Kroatien Steinbrunn in Osterreich Dolnie Semerovce in der Slowakei Kreis Levice Chalon sur Saone in Frankreich und Giulianova Montepagano in Italien Anhand der Verbreitung der Funde kann man schliessen dass die Goten in Italien und auf dem Balkan die Gepiden in Ungarn die Burgunden am Genfersee die Alamannen Franken Thuringer und Langobarden in Norditalien diesen Helmtyp verwendeten Ein Helm stammt aus Nordafrika Libyen und ein fragmentarischer Fund ist sogar aus Gotland bekannt Wahrend die meisten dieser Helme Schatz Opfer und Flussfunden entstammen sind sie aus dem Merowingerreich vorwiegend durch Grabfunde bekannt Nach Schatzungen die davon ausgehen dass man wohl nur maximal 1 der besonders prunkvoll herausragenden bei einfachen durften es nur 1 Promille sein Bestattungen kennt stehen den ursprunglich 29 bekannten Exemplaren wohl rund 3000 einstmals hergestellte Stucke gegenuber 1 Aufgrund der prunkvollen Ausstattung wird gelegentlich spekuliert dass es sich bei den Baldenheimer Spangenhelmen lediglich um Prunkhelme gehandelt habe die nicht primar zum Kampfen gebraucht wurden Dies wird jedoch durch sichtbare Kampfspuren auf mehreren dieser Helme widerlegt Auf einem Graberfeld etwas sudlich im Vorfeld des romischen Kastells Gelduba Krefeld Gellep wurde 1962 ein Grab freigelegt das sich aufgrund einer Inschrift einem lokalen Frankenfursten mit Namen Arpvar zuordnen liess siehe Furstengrab des Arpvar Das Grab war unbeschadigt und reichhaltig mit personlichen und militarischen Beigaben ausgestattet unter anderem mit einem goldenen Spangenhelm byzantinischer Art Der Fund datiert aus der Zeit um das Jahr 500 n Chr Andere Spangenhelm Typen Bearbeiten nbsp Der Spangenhelm Ninive III aus dem heutigen Irak nbsp Der eiserne Spangenhelm aus SinjBei strenger Handhabung des Begriffes Spangenhelm werden darunter nur Helme verstanden deren Aufbau tatsachlich nicht nur optisch aus sich im Scheitelpunkt vereinigenden Spangen besteht Demnach sind neben den Spangenhelmen des Typs Baldenheim nur funf weitere echte Spangenhelme bekannt Davon stammen zwei aus Agypten zwei aus Kroatien St Vid Narona und Sinj Kroatien und einer aus dem Irak Ninive III Mit Ausnahme des irakischen Exemplars der auch Bronze enthalt sind alle diese Helme reine Eisenhelme Die beiden in Agypten gefundenen Exemplare und jener aus St Vid Narona V sind untereinander sehr ahnlich und gehoren zum Typ Deir el Medina Leiden In Leiden wird einer der agyptischen Helme aufbewahrt der andere aus Deir el Medina befindet sich im Agyptischen Museum in Kairo Bei den eisernen Spangenhelmen des Deir el Medina Leiden Typs sind die Wangenklappen und der Nackenschutz die allesamt aus Eisenblechen bestehen mit Eisen Scharnieren an der Kalotte befestigt Die Helmkalotte selbst wird von vier bis sechs eisernen Spangen die gerade Seiten aufweisen zusammengehalten Die erhohte Rostanfalligkeit von Eisenhelmen gegenuber Bronzeteilen konnte die relative Fundhaufigkeit dieses Helmtyps in den Trockengebieten Nordafrikas gegenuber den feuchteren Klimaten Mitteleuropas erklaren wo Spangenhelme mit Bronzeteilen Typ Baldenheim dominieren Die Helme dieses Typs sind jedoch nicht naher datierbar Eine Einzelform bildet der Eisenspangenhelm von Sinj Kroatien der im Jahr 1964 in einem Grab innerhalb eines romischen Militarkastells gefunden wurde und vermutlich spatantiken Ursprungs ist Der Helm lag nur noch in Bruchstucken vor und wurde im Archaologischen Museum in Zagreb teilweise rekonstruiert Er besteht aus einem schmalen eisernen Stirnreif vier eisernen schmalen Spangen die sich zum Stirnring hin nur unwesentlich verbreitern und den damit vernieteten eisernen Zwischenblattern die die Helmkalotte bilden Oben am Schnittpunkt der Spangen befindet sich eine eiserne Zimierscheibe die an der Mitte einen flachen Niet oder eine abgebrochene Zimierkostruktion tragt Die Wangenklappen und der Nackenschutz fehlen In der Rekonstruktion besitzt der Helm allerdings mit Scharnieren befestigte Wangenklappen Spangen Lamellenhelme Bearbeiten nbsp Spangen Lamellenhelm aus dem Knabengrab unter dem Kolner DomEine Sonderform bilden drei sogenannte Spangen Lamellenhelme aus Koln Knabengrab unter dem Kolner Dom Kertsch Ukraine und Mezoband Ungarn Vergleichbare Formen sind auch aus dem Nordkaukasus bekannt Der Kolner Helm wurde etwa um 540 n Chr fur einen etwa sechsjahrigen Jungen gefertigt und besteht aus 12 Hornlamellen die von damit vernahten Kupferspangen zusammengehalten werden Zusatzliche Stabilitat gibt ein Stirnreif aus Horn der mit einem vergoldeten Bronzereif uberdeckt ist Der Helm aus Kertsch wird auf die Zeit kurz vor 600 n Chr datiert Bandhelme und Band Spangenhelme Bearbeiten nbsp Nachbau des Bandhelms aus Narona im Archaologischen Museum SplitAusserlich ahnliche Helme deren Aufbau durch mindestens ein geschlossenes Scheitelband charakterisiert ist werden strenggenommen nicht als Spangenhelme sondern als Bandhelme ein Eisenband oder zwei sich uberkreuzende Eisenbander beziehungsweise Band Spangenhelme ein Eisenband und zwei Spangen bezeichnet Alle diese Helme sind aus Eisen gefertigt Bandhelme kennt man aus St Vid Narona Kroatien Bretzenheim Mainz Shorewell Isle of Wight und Schumen Band Spangenhelme sind in funf Exemplaren aus iranisch irakischen Fundorten Typ Amlash bzw Amlasch benannt nach dem Fundort Amlasch im Verwaltungsbezirk Amlasch im Norden Irans und einem Einzelexemplar aus Trivieres Belgien bekannt Von all diesen Helmen sind nur die Helme aus Bretzenheim um 500 n Chr St Vid Narona etwa wie Spangenhelme des Typs Baldenheim und die des Typs Amlasch Ende des 6 bis Anfang des 7 Jahrhunderts n Chr genauer datierbar Bisweilen werden Bandhelme diesen Typs St Vid Narona auch in das 10 Jahrhundert datiert Verschiedene Abbildungen im Leidener Makkabaer Codex aus dem fruhen 10 Jahrhundert zeigen beispielsweise Krieger die mit sehr ahnlichen Helmen abgebildet sind 2 Literatur BearbeitenUlrich Sieblis Der vergoldete Spangenhelm von Stossen Kr Hohenmolsen In Astrid Pasch Rekonstruktion einer Goldblechscheibenfibel und Untersuchungen zu den Herstellungstechniken Restaurierung und Museumstechnik Band 6 ISSN 0232 2609 Museum fur Ur und Fruhgeschichte Thuringens Weimar 1985 Frauke Stein Die Spangenhelme von Pfeffingen und Gammertingen Uberlegungen zur Bestimmung ihrer Herstellungsraume In Acta Praehistorica et Archaeologica Band 35 2003 S 41 61 Mahand Vogt Spangenhelme Baldenheim und verwandte Typen Kataloge vor und fruhgeschichtlicher Altertumer Band 39 Verlag des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz 2006 ISBN 3 88467 100 6 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Spangenhelm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Spangenhelm vom Typ Deir el Medina Leiden Exemplar aus Der el Medina Einzelnachweise Bearbeiten Heiko Steuer Helm und Ringschwert Prunkbewaffnung und Rangabzeichen germanischer Krieger In Studien zur Sachsenforschung Bd 6 1987 ISSN 0933 4734 Veroffentlichungen der Urgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseums zu Hannover Bd 34 S 190 236 PDF 7 MB David Nicolle Carolingian Cavalryman AD 768 987 Osprey 2005 ISBN 978 1 84176 645 4 Normdaten Sachbegriff GND 4589880 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spangenhelm amp oldid 236918188