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Das Furstengrab des Arpvar ist die Grablege eines Fursten der Merowingerzeit in Gellep Stratum in Nordrhein Westfalen Das Grab das auch als Furstengrab Nr 1782 bezeichnet wird liegt auf dem sudlichen Graberfeld des Gelandes von Gelduba aus der Romerzeit Entdeckt und freigelegt wurde das Grab 1962 unter Leitung von Renate Pirling Das in die Zeit um 500 n Chr datierte Grab war unversehrt reichhaltig ausgestattet und wird als Grundergrab fur diesen Teil des Graberfeldes bezeichnet In seiner Nachbarschaft befanden sich Hunderte von schlichteren Begrabnisstellen und funf auffallend grosse Graber welche hohen frankischen Adeligen zugeordnet werden Inhaltsverzeichnis 1 Gellep Stratum Gelduba 2 Das Furstengrab 2 1 Aufdeckung und Beigaben 2 2 Inschrift 3 Die anderen ausgeraubten Furstengraber 4 Resumee 5 Weblinks 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGellep Stratum Gelduba Bearbeiten nbsp Naherung des altfrankischen Sprachraums der Spatantike ohne kleinere Sprachinseln in Gallia Belgica 1 Legende Altfrankische Varietaten 1 Nordsee 2 und Elbgermanische 3 VarietatenRomanische VarietatenSomme Aisne Linie nordlich davon dominieren germanische Ortsnamen Grenze der spateren aus den elbgermanischen Gebieten verbreiteten althochdeutschen Lautverschiebung im 7 Jh 2 Gellep Stratum ist ein kleiner Stadtteil von Krefeld etwa zwei Kilometer sudlich von Uerdingen in der Nahe des Rheins Grosstenteils auf der Flache des Dorfteiles Gellep erstrecken sich Graberfelder des ehemaligen Romerkastells Gelduba in denen seit den 30er Jahren systematisch gegraben und geforscht wurde Das Kastell bestand von etwa 69 n Chr mindestens bis in die Mitte des 5 Jahrhunderts An die romische Zeit schloss sich eine Besiedlung durch die ab dem 3 4 Jahrhundert von der rechten Rheinseite uber den Rhein expandierenden Franken an Das Graberfeld im Vorfeld des Kastells und insbesondere das davon etwas abgesetzte sudliche Graberfeld waren bis ins 8 Jahrhundert kontinuierlich belegt uber 6200 Graber wurden ausgegraben und zahlreiche zum Teil einzigartige Grabbeigaben sichergestellt 3 Das Furstengrab BearbeitenGegen Ende einer langen nicht sehr erfolgreichen Ausgrabungssaison in der sudlich des ehemaligen Romerkastells 200 nahezu beigabenlose Graber freigelegt wurden stiess das Team um Renate Pirling im September 1962 uberraschend auf eine an der Oberflache kaum erkennbare grossere Grube die auf einer Flache von 4 5 m von einigen Tuffsteinbrocken bedeckt war Beim Tiefergehen nahm die Grube eine immer rechteckigere Gestalt an Das Grab erhielt die Nummer 1782 4 nbsp Graberfelder von Krefeld Gellep bei Nr 5 Lage des Furstengrabes Arpvar und einer Gruppe weiterer prominenter frankischer Grabstatten nbsp Inhalt des Grabes Arpvar 5 6 JahrhundertIn 180 cm Tiefe fand man als erstes einen grossen Bratspiess von 126 cm Lange darunter einen holzernen Eimer mit Bronze Henkel und verzierten Beschlagen Alsbald stellte sich heraus dass die auf einer Sohle von 280 cm Tiefe liegende Grabflache auf 270 140 cm mit einer Fulle an Beigaben bedeckt war Das Grab war unversehrt und uber die Jahrhunderte offensichtlich von Grabraubern nicht entdeckt worden Allerdings fanden sich in dem kalkarmen Sandboden keine Skelettreste mehr Die Lage des Toten war aus den Funden und Beigaben aber leicht zu erschliessen Der Sitte der Zeit entsprechend lag er mit dem Kopf im Westen den Blick nach Osten zur aufgehenden Sonne Aufdeckung und Beigaben Bearbeiten Die drei Tage wahrende Aufdeckung erbrachte eine Fulle aufsehenerregender zum Teil einmaliger Funde die darauf deuteten dass es sich um ein Mannergrab handelte und zwar das einer ausserordentlich hochgestellten frankischen Person furstlichen Ranges 4 Die Datierung wurde erleichtert durch den Fund der frankischen Nachpragung einer Goldmunze nach einem Solidus des ostromischen Kaisers Anastasios I 491 518 Wahrscheinlich hatte man sie dem Toten als Obolus fur die Reise in die Unterwelt in den Mund gelegt wie bereits bei den Romern ublich Das Grab kann also nicht vor 491 und nicht viel spater als 518 angelegt worden sein die Grablegung wurde somit in die Zeit des Merowingerkonigs Chlodwig I fallen 466 511 Neben der Munze fand sich ein rostiger Klumpen der sich spater nach der Restaurierung als das prachtigste Stuck der Ausgrabung herausstellen sollte 5 nbsp Goldener Spangenhelm aus dem Furstengrab von Krefeld Gellepes handelt sich um einen sogenannten Spangenhelm bestehend aus einer eisernen Basis mit aufgelegten Bronzeplatten Daruber genietete vergoldete Bronzespangen sind mit eingepunzten Ornamenten verziert Der Stirnreif ist mit vergoldetem Bronzeblech belegt mit dreifach eingepresster Matrize eine menschliche Maske zwischen lowenartigen Tieren dazwischen Weinranken mit Trauben an denen Vogelchen picken Die Art des Spangenhelmes geht wahrscheinlich auf iranische Vorbilder zuruck von denen ausser in Gellep weitere 32 in Europa gefunden wurden Es war gewiss das Vorrecht hochgestellter Personlichkeiten derartige Helme zu tragen eher zur Zierde und als Rangabzeichen denn als Schutzhelm im Kampf Zu den weiteren herausragenden Beigaben zahlen 5 Ein Pferdezaumzeug mit Besatz aus Gold Silber und Edelsteinen zu dem es bislang keine gefundenen Parallelen gibt Die Trensen sind mit Silber und Goldblech uberzogen die fast ganzlich vergangenen ledernen Stirnriemen mit goldenen Plattchen vernietet auf deren Oberflache drei dunkelrote Edelsteine filigran eingefasst sind Riemenverteiler mit Bronzescheiben und goldenen kreuzformig und gewolbt geschliffenen Almadin Plattchen kunstvolle Beschlage eines holzernen mit Leder uberzogenen Sattels der allerdings nicht beigegeben war ein filigran in Gold gefasster Taschenbeschlag mit Pferdekopfen silberne Loffel und ein eisernes Messerpaar in ledernen Scheiden ein grober 126 cm langer Bratspiess ein Fingerring aus massivem Gold das wohl schonste Fundstuck mit einer in filigraner Fassung aufgesetzten Gemme einer Szene vielleicht der griechischen MythologieDer Frankenfurst hatte seine gesamte Bewaffnung ins Grab bekommen die ebenfalls seine hohe Stellung unterstreicht ein zweischneidiges Langschwert mit goldenem Ring Knauf die Spatha wichtigste Waffe des frankischen Kriegers Die Klinge ist im oberen Teil damasziert in einer bisher nur in Gellep nachgewiesenen Technik ein 164 cm langer Wurfspeer genannt Ango der ursprunglich gewiss wesentlich langer war Gewohnliche Krieger fuhrten keinen Ango es muss sich um eine herausragende Personlichkeit gehandelt haben ein einschneidiges Stichschwert ein Sax wie er bei allen Germanen aber auch im romischen Heer verbreitet war und fur einen Franken selbstverstandlich eine Franziska die fur den frankischen Krieger typische Wurfaxt weitere Utensilien ein Schildbuckel Spitzen einer Flugellanze Ton und Metallgefasse ein Becken ein Topf wertvolle Glasbecher wahrscheinlich uberkommen aus romischer Zeit Inschrift Bearbeiten Als besonders interessant und aufschlussreich erwies sich ein kleines 22 cm hohes Bronzekannchen am Fussende des Grabes Auf dem Bauch tragt es ein aufgelotetes bronzenes Band auf das ungelenk aber gut lesbar in lateinischen Buchstaben eine Inschrift eingeritzt ist nach dem Heidelberger Epigraphiker Prof Geza Alfoldy wie folgt zu lesen 4 ARPVAR ERAT F ELEX UNDIQUE PRE erweitert als Praecelsus Es ist naheliegend dass mit ARPVAR der bestattete Furst gemeint ist Der ihm gewidmete Spruch lautet demnach Arpvar war glucklich und uberall hochangesehenSomit ist zwar der Name des Fursten bekannt nichts aber uber seine Person sein Wirken in der Zeit der Merowinger Es gibt auch keine eindeutigen Hinweise uber seine Glaubensrichtung ob christlich oder vorchristlich Es ist vorstellbar dass er vom frankischen Konig als regionaler Statthalter mit der Verwaltung des niederrheinischen Raumes beauftragt war Moglicherweise residierte er im von den Romern aufgegebenen Kastell oder in dessen Umfeld nbsp Wendebecken des Krefelder Rheinhafens das heute Teile des romisch frankischen Bodendenkmals von Gellep uberdecktDie anderen ausgeraubten Furstengraber BearbeitenFunfundzwanzig bis sechzig Meter sudwestlich des Arpvar Grabes wurden funf weitere Graber entdeckt die sich schon wegen ihrer Grosse von der Umgebung abhoben Datiert wurden sie in den Zeitraum zwischen 530 und 600 n Chr dienten demnach uber drei Generationen der Grablegung hochgestellter Personlichkeiten 6 Die vier grossten werden nach ihrer Anlage und den noch gefundenen Beigaben und Resten der ehemaligen Ausstattung Personen furstlichen Ranges zugeschrieben Moglicherweise handelt es sich um Familiengruften von Verwandten des Frankenfursten Arpvar Alle vier Graber wurden antik geplundert eines war komplett ausgeraubt bei den anderen fanden sich Beigabereste 7 Es handelt sich um Kammergraber mit Holzeinbauten Im Gegensatz zum Grab des Arpvar waren die Gruben mit kleinen Hugeln versehen weshalb sie von Grabraubern leicht auszumachen waren die spater zusammengefallen sind Grab 2528 relativ nahe beim Grab des Arpvar ist aufgrund der Befunde das alteste der Gruppe und das Grab eines Mannes Von seiner Waffenausstattung war nur der Schildbuckel erhalten Des Weiteren fanden sich Scherben von Glasgefassen u a einem Trinkhorn mit eingeschmolzenen Glasfaden und einem Russelbecher sowie eine kleine Waage aus Bronze die in der Merowingerzeit zum Nachwiegen von Munzen aus Edelmetall diente Grab 2590 etwa 35 m leicht sudlich unterhalb des Arpavar Grabes war vollstandig ausgeraubt Grab 2589 etwa 35 m westlich des Arpvar Grabes war breiter als lang und bestand aus einem Doppel Kammergrab in dem offensichtlich zwei Manner begraben waren Als Beigaben erhalten waren eine Lanze ein Holzeimer ein Kamm und ein Ango Wurflanze Eine im Grabe gefundene Munze war in der Zeit des ostromischen Kaisers Justinian der Grosse gepragt demnach muss die Grablegung nach 540 n Chr erfolgt sein In der Grube fanden sich ausserdem Reste eines fur die damalige Zeit sehr wertvollen Korperpanzers aus Eisenlamellen moglicherweise ein Beutestuck das in Zentralasien hergestellt worden war Der im Jahre 1964 geborgene Lamellenpanzer wurde beim Transport ins Restaurationslabor fallen gelassen und besteht nur noch aus Fragmenten Grab 2613 das kleinste Grab unter Vorbehalt dieser Gruppe zugehorig knapp 10 Meter rechts vom Grab 2589 Im kleinsten Grab der Gruppe befanden sich noch Riemenzungen Schmuck oder Spiel Steinchen Reste des Langschwertes eines Kriegers Grab 2268 mit 60 Metern westlich am weitesten vom Grab des Arpvar entfernt wurde im Fruhjahr 1964 aufgedeckt Es ist mit 355 cm Tiefe und 650 420 cm Flache das grosste der Furstengraber Die Grabrauber hatten einige interessante Funde ubersehen einen Beschlag aus Goldblech Reste einer kunstvoll gefertigten Ledertasche mit Silberschnallen und Beschlagen zwei luxuriose Holzkastchen mit Goldblechstreifen Reste eines Wagens mit Nabenringen Felgenklammern und Reifenfragmenten Wahrscheinlich handelte es sich um das Grab einer vornehmen frankischen Dame Die dendrochronologische Untersuchung der Reste eines Eichenbalkens ergab eine Zuordnung des Grabes ins Ende des 6 Anfang des 7 Jahrhunderts Resumee BearbeitenBei Arpvar und den anderen Bestatteten der Furstengraber Gruppe durfte es sich um eine kleine Schicht privilegierter und beguteter Personen gehandelt haben Moglicherweise zahlten sie zu einer Familie des frankischen Hochadels die die Macht hatte uber andere zu verfugen und zu deren Besitz Gegenstande zahlten die fur die breite Masse nicht erreichbar waren 8 Die gefundenen Grabbeigaben befinden sich als Exponate im drei Kilometer entfernten Archaologischen Museumszentrum Burg Linn Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Furstengrab des Arpvar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der frankische Furst von Krefeld GellepLiteratur BearbeitenRenate Pirling Ein frankisches Furstengrab aus Krefeld Gellep In Germania 42 1964 S 188 216 Renate Pirling Otto Doppelfeld Frankische Fursten im Rheinland Die Graber aus dem Kolner Dom von Krefeld Gellep und Morken Schriften des Rheinischen Landesmuseums Bonn Band 2 Dusseldorf 1966 DNB 456481001 Renate Pirling Heinrich Tiefenbach Gelduba In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 10 Walter de Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 3 11 015102 2 S 636 646 Renate Pirling Das romisch frankische Graberfeld von Krefeld Gellep Germanische Denkmaler der Volkerwanderungszeit Serie B Die frankischen Altertumer des Rheinlandes Band 8 Steiner Berlin 1974 ISBN 3 7861 1062 X Renate Pirling Die Ausgrabungen in Krefeld Gellep In Ausgrabungen im Rheinland 77 Rheinland Verlag Koln Bonn 1978 S 136 140 Renate Pirling Das romisch frankische Graberfeld von Krefeld Gellep Germanische Denkmaler der Volkerwanderungszeit Serie B Die frankischen Altertumer des Rheinlandes Band 10 de Gruyter Berlin 1979 Renate Pirling Romer und Franken in Krefeld Gellep Zabern Mainz 1986 ISBN 3 8053 0893 0 Einzelnachweise Bearbeiten Karte in Anlehnung an P A Kerkhof Language law and loanwords in early medieval Gaul language contact and studies in Gallo Romance phonology Leiden 2018 S 24 und H Ryckeboer Het Nederlands in Noord Frankrijk Sociolinguistische dialectologische en contactlinguistische aspecten Gent 1997 S 183 4 Cowan H K J Tijdschrift voor Nederlandse Taal en Letterkunde Jahrgang 71 E J Brill Leiden 1953 S 166 186 Note Die Linie ist nicht gleich an der spateren Benratherlinie weil diese erst im Hochmittelalter ihre aktuelle Position erreicht hat Christoph Reichmann Die spatantiken Befestigungen von Krefeld Gellep In Archaologisches Korrespondenzblatt 17 1987 S 507 521 a b c Renate Pirling Das Furstengrab In Reinhard Feinendegen Hans Vogt Hrsg Krefeld die Geschichte der Stadt Band 1 Von der Fruhzeit bis zum Mittelalter Verlag van Ackeren Krefeld 1998 ISBN 3 9804181 6 2 S 227f a b Das Furstengrab In Renate Pirling Die romisch frankischen Graberfelder von Krefeld Gellep Museums Begleitschrift Verlag Freunde der Museen Burg Linn e V Krefeld 2011 S 50f Renate Pirling Die ausgeraubten Furstengraber In Reinhard Feinendegen Hans Vogt Hrsg Krefeld die Geschichte der Stadt Band 1 Von der Fruhzeit bis zum Mittelalter Verlag van Ackeren Krefeld 1998 ISBN 3 9804181 6 2 S 243f Die ausgeraubten Furstengraber In Renate Pirling Die romisch frankischen Graberfelder von Krefeld Gellep Museums Begleitschrift Verlag Freunde der Museen Burg Linn e V Krefeld 2011 S 66f Renate Pirling Die ausgeraubten Furstengraber In Reinhard Feinendegen Hans Vogt Hrsg Krefeld die Geschichte der Stadt Band 1 Von der Fruhzeit bis zum Mittelalter Verlag van Ackeren Krefeld 1998 ISBN 3 9804181 6 2 S 250f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Furstengrab des Arpvar amp oldid 236197237