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Singidunum griechisch Siggidoynon war eine antike romische Stadt an der Mundung der Save in die Donau Spater entstand hier Belgrad Lage Singidunums und des Lagers der Legio IIII Flavia FelixMauern des romischen Kastells 2 und 3 Jh Ein Antoninianus unter Carausius gepragt Auf der Ruckseite der Munze befindet sich der Lowe das Symbol der Legio IIII Flavia Felix mit der Inschrift LEG IIII FLIn der Zeit des romischen Imperiums war Singidunum Bestandteil der Defensivbefestigungen am Donaulimes Die strategische Lage von Stadt und Castrum an der Via Militaris heute Donausudstrasse genannt die in diesem ostlichen Abschnitt von Sirmium uber Viminatium Trimontium bis nach Konstantinopel fuhrte bestimmte die Geschichte Singidunums bis zum Beginn des 7 Jahrhunderts Die Militarstadt von Singidunum Vicus wurde mit der Ansiedlung von Veteranen der Legionen in der Unterstadt durch eine bedeutende Zivilstadt erganzt Inhaltsverzeichnis 1 Fruhgeschichtliche Zeit 2 Vorromische Zeit 3 Romische Zeit 1 5 Jh 4 Spatantike Periode 4 6 Jh 5 Awaren und Slaweneinfall 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFruhgeschichtliche Zeit BearbeitenDas Gebiet am Zusammenfluss von Save und Donau war seit der Mitte bis spaten Palaolithikum kontinuierlich besiedelt Spuren der neolithischen Vinca Kultur die zwischen dem 6 und 3 Jahrtausend v Chr im Bereich der mittleren Donau ansassig war sind nach einem Belgrader Vorort benannt worden Vorromische Zeit BearbeitenNach Constantin Josef Jirecek bestand an Stelle des heutigen Belgrads noch vor der romischen Grundung einstmals ein keltischer Vorgangerort welcher durch die Skordisker initiiert wurde Sie grundeten hier ihre Hauptburg Singidunum deren Befestigiung wohl hochstens aus einer kyklopischen Mauer bestanden haben mochte Nach der Unterwerfung Moesiens wurde der Vorort der Skordisker zu einem der wichtigsten Waffenplatze der Romer An der Stelle der primitiven Keltenburg erhob sich ein regelmassiges romisches Castrum behielt aber den alten Namen welcher noch im VII Jahrhundert als die letzte Spur des damals schon verschollenen keltischen Elementes fortlebte Konstantin Jirecek Die Heerstrasse von Belgrad nach Constantinopel und die Balkanpasse 1 Zum etymologischen Ursprung des Toponyms aus dem keltischen schrieb Felix Kanitz dessen wahrscheinlich aus Singid mit dununi Hugel oder din Burg gebildeter Namen zeigt dass wie auch alte Quellen erwahnen schon 300 Jahre v Chr dort keltische Skordisker siedelten Felix Kanitz Das Konigreich Serbien und das Serbenvolk von der Romerzeit bis zur Gegenwart 2 Allgemein war die vorromische Epoche der spateren romischen Provinz Mosien und mit dieser die Grundung des vorromischen Singidunums mit den Skordiskern einem Thrako keltischen Stamm verbunden 3 Die grosse Wanderung der keltischen Stamme bis an die Donau sowie deren Ansiedlung in der spateren romischen Provinz Pannonien an der Einmundung der Sava in die Donau wird auf Ende des 4 Jh s v Chr vermutet 4 Die Wirkung der keltischen Wanderung hatte dabei fur die Geschichte der Balkanhalbinsel weitreichende Folgen die sich durch Feldzuge nach Makedonien und Griechenland sowie einer Wanderung bis ins weitentfernte kleinasiatische Galatien auszeichnete 5 Auf welchem Wege sie bis zur Save gelangten bleibt aber unklar Dass sie bereits im fruhen 3 Jh v Chr hier siedelten haben archaologische Funde in Gomolava sowie die Entdeckung der latenezeitlichen Nekropole Rospi Cuprija im Stadtteil Karaburma bei Belgrad einige Kilometer ostlich des romischen Singidunums sowie Viminacium gezeigt 5 Die Niederlassung der Skordisker an der Savemundung und Grundung Singidunums wird mit dem expansiven Vordringen um 280 v Chr gesehen Zunachst kampften die Skordisker mit den Triballern einem indirekt von Herodot in der Bezeichnung der triballischen Ebene an der Mundung der Flusse Angros Westliche Morava und Brongos Sudliche Morava seit 480 v Chr fur die Balkanhalbinsel bezeugten Stamm sowie anderen thrakischen Stammen 5 Der Tod des makedonischen Konigs Ptolemaios Keraunos 279 v Chr im Kampf gegen die Skordisker offnete diesen den Weg nach Griechenland Nach dem Misserfolg die Schatzhauser von Delphi zu plundern und dem Selbstmord des Anfuhrers Brennus kehrte ein Teil der Skordisker aus Griechenland an die Savemundung zuruck und liess sich dauerhaft nieder 5 Das Erscheinen der Kelten an der Savemundung datierte der Historiker Iustinus 1 Halfte des 3 Jahrhunderts nach der Ruckkehr aus Delphi Die Kelten die den Krieg gegen Delphi unglucklich gefuhrt haben bei dem sie eher die Macht Gottes als der Menschen zu spuren bekommen haben sind nachdem sie ihren Fuhrer Brennus verloren und geschlagen wurden teils nach Thrakien und teils nach Kleinasien gefluchtet Von hier sind sie auf dem selben Weg wie beim Feldzug zuruck in ihre Heimat gekommen Eine Gruppe von diesen hat sich an der Savemundung niedergelassen und begann sich Skordisker zu nennen Iustinus Epitome XXXII 3 6 8 5 Aufgrund der archaologischen Funde in Rospi Cupria ist aber eine Anwesenheit der Kelten auch schon vor diesem Zeitpunkt bei Sinigdunum bezeugt Strabon berichtete weiterhin uber die Ausbreitung der Skordisker die bis an die Siedlungsgebiete der Triballer und Moeser reichte Die archaologischen Funde in Rospi Cupria sind dabei besonders fur die alteste Epoche reichhaltig reichen aber auch noch uber das 2 Jh v Chr in die 80er Jahre des 1 Jh v Chr Dabei wurde die materielle Kultur der Skordisker durch eine starke Vermischung mit den Kulturen der Triballer und Autariaten gepragt 6 Der Niedergang der Skordisker in Moesien wurde durch Appian in den Kampfen mit den Triballern und spater den Romern erklart Claudius Ptolemaus kannte die Skordisker nur noch aus Pannonien wo sich noch bis zum 2 Jh n Chr epigrafische Zeugnisse erhalten haben Das romische Vordringen zur Donau resultierte aus der Einnahme Makedoniens 168 v Chr und der Einrichtung der Provinz Macedonia 148 v Chr Die Feldzuge der Romer gegen die im Norden siedelnden Skordisker sollten den Schutz der Provinz gewahren waren aber auch mit militarischen Ruckschlagen verbunden So wurden die Romer 141 von den Skordiskern geschlagen Ab 120 begann eine Reihe von Einfallen der Skordisker nach Makedonien 112 und 111 v Chr sowie 106 v Chr wurde die Gefahr der Einfalle in die romischen Provinzen praktisch eingedammt endgultig besiegt wurden sie jedoch erst in den 80er Jahren des 1 Jahrhunderts 7 Das keltische Singidunum stand nach den archaologischen Funden nicht an Stelle des spateren romischen Kastrums Das keltische oppidum als Vorgangergrundung des gleichlautenden romischen Munizipiums lag 4 5 Kilometer sudlich der romischen Folgesiedlung an der Abdachung der schumadinischen Hange zur Donau im heutigen Stadtteil Karaburma 8 Dabei wird angenommen dass die keltische Siedlung hochstwahrscheinlich noch einige Zeit vor der romischen Neugrundung des Legionslagers in flavischer Zeit aufgegeben worden war 8 Romische Zeit 1 5 Jh BearbeitenDie Romer begannen im 1 Jh v Chr die Gebiete bis zur Donau zu erobern Die Gegend wurde durch die Romer um 86 v Chr erobert Gaius Quintus Scribonius Curio der Prokonsul von Macedonia erreichte die Donau und vertrieb die Skordisker Dardanen und Dakier Trotz der militarischen Erfolge etablierte sich die romische Macht erst unter Octavian Augustus als Marcus Licinius Crassus ab 29 v Chr die Provinz Moesia errichtete Die Stadt wurde in die Provinz Moesia superior Hauptstadt Viminatium eingegliedert und Garnisonsstadt am Donaulimes Auf der gegenuber liegenden Seite der Save stand Taurunum das heutige Zemun Singidunum wurde eines der wichtigsten Zentren der Provinz stand aber im Schatten von Sirmium und Viminatium den beiden herausragenden romischen Stadten der Provinz Das Castrum war ein wichtiger strategischer Punkt an der Via Militaris die die Befestigungen und Siedlungen am danubischen Limes verband Im Jahr 86 n Chr verlegte Domitian parallel zur Verstarkung der Reichsgrenzen gegen die Daker die Legio IIII Flavia Felix nach Singidunum In diese Zeit fiel auch die Blute Singidunums Das Castrum befand sich im oberen Teil der heutigen Festung Kalemegdan Die Legion errichtete eine Brucke uber die Save zum gegenuberliegenden Ort Taurunum Die 6 000 Mann zahlende Legion war eines der wichtigsten militarischen Mittel gegen die dakischen Stamme auf der nordlichen Donauseite Durch die Ansiedlung von Veteranen wuchs auch ein stadtischer Ort um das Legionslager Die heutigen Strassenzuge in der Altstadt Belgrad zwischen den Strassen Uzun Mirkova Dusanova und Kralja Petra I zeigen das rechtwinkelige Strassenbild der romischen Stadt Das Forum befand sich am heutigen Studentski Trg Zu Beginn des 2 Jahrhunderts besiegte Trajan 105 106 Dakien unter Beteiligung der Legio IIII Flavia Felix die seit 88 an den Feldzugen teilnahm und auch Teile des Strassenbaus nordlich der Donau ubernahm Mit der Bildung der Provinz Dacia begann fur Singidunum eine Zeit des Friedens Mitte des 2 Jahrhunderts verlegte Kaiser Hadrian die Legio IV Flavia Felix zuruck nach Singidunum und verlieh der Stadt den Status eines Municipiums mit grosserer administrativer Freiheit spater wurde sie auch Colonia Nach dem 2 Jh n Chr begann die Macht des romischen Imperiums an seinen Grenzen zu brockeln Mit dem Einfall der Goten zwischen 256 und 270 wurde die Provinz Dacia verlassen und Singidunum blieb ein wichtiger Grenzposten gegenuber den Barbaren Aurelian verlegte alle Legionen deshalb wieder ans Sudufer der Donau und reorganisierte die Region durch die Bildung der Provinz Dacia ripensis Spatantike Periode 4 6 Jh BearbeitenDie erste Halfte des 4 Jahrhunderts war wiederum eine Periode des Friedens Die Stadt bekam den Status einer romischen Kolonie was ihre Autonomie nochmals bestarkte Mit der Reichsteilung 395 unter Theodosius I kam Singidunum zu Ostrom aus dem das Byzantinische Reich hervorging Singidunum war jetzt der nordwestlichste Grenzposten des ostlichen romischen Imperiums Im 5 Jahrhundert verschwand das Westromische Reich als Machtfaktor was fur das verbleibende Ostromische Reich eine Folge von Invasionen der Balkanhalbinsel durch germanische mongolische slawische und turkische Volker bedeutete Moesia und Illyricum wurden mit der Zeit durch nachfolgende Invasionen von Hunnen Ostgoten Gepiden Sarmaten Awaren und Slawen heimgesucht Singidunum selbst fiel 441 in die Hande der Hunnen und wurde von den Romern 454 zuruckerobert kam 470 an die Ostgoten 488 an die Gepiden und Sarmaten und 504 nochmals an die Ostgoten 510 wurde Singidunum wieder romisch und Justinian I erneuerte die Festung 535 Diese Erneuerung ist auch der Ursprung der heutigen Festung von Belgrad 510 kam Singidunum vertraglich wieder zum Byzantinischen Reich 512 siedelte der Byzantinische Kaiser Anastasios I die germanischen Heruler zur Abwehr der Gepiden an Durch die von Justinian I betriebene Restauratio imperii befestigte der Kaiser 535 die Donaugrenze durch ein grossangelegtes der reinen Defensive dienendes Festungsbauprogramm an der unteren Donau Justinian erneuerte die dabei ins Zentrum geruckte Befestigungsanlage von Singidunum in Form eines wesentlich verkleinerten aber mit starken Mauern befestigten byzantinischen Kastrons innerhalb des alten aufgegebenen Legions Standlagers Castra was insbesondere durch eine weitere Staffelung von Kastra die neuerbauten der politischen wie kirchlichen Organisation der Region dienenden neue Verwaltungszentrum von Justiniana Prima schutzen und Einfalle nach Moesia unterbinden sollte sich aber durch die nachfolgend nicht mehr zu verhindernde Landnahme der Slawen auf dem Balkan als weitreichender strategischer Fehler erwies Das gut befestigte schon einer mittelalterlichen Burg ahnelnde Kastell Singidunum bildete fortan den Kern der mittelalterlichen Stadt die mit Ausnahme der erst zu Beginn des 15 Jahrhunderts unter Stefan Lazarevic neubebauten und befestigten Unterstadt des Kalemegdan bis Anfang des 16 Jahrhunderts auch nicht uber die justinianischen Grenzen hinauswuchs Awaren und Slaweneinfall BearbeitenMit dem letzten grossen Volkerwanderungszug der Awaren wandern die Slawen als Verbundete in die Pannonische Tiefebene ein und eroberten 582 die strategisch wichtige Stadt Sirmium 584 fiel auch das Kastron Singidunum womit die Verteidigung der gesamten byzantinischen Donaugrenze zusammenbrach Erst Kaiser Maurikios unternahm mit seinem Regierungsantritt beginnend einen 20 jahrigen und schliesslich erfolgreichen Abwehrkampf gegen Awaren und Slawen 592 konnten seine Truppen Singidunum zuruckerobern Nachfolgend wurden die Awaren wieder nordlich der Donaulinie zuruckgedrangt Noch bis 625 hielt sich in Singidunum ein romischer Festungskommandant 9 Erst im spaten 9 Jh taucht die Stadt in den Quellen als eine bulgarische Festung wieder auf dann unter dem Namen Beograd weisse Stadt Literatur BearbeitenMihailo Milinkovic Singidunum In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 28 Walter de Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 018207 6 S 458 461 kostenpflichtig abgerufen uber GAO De Gruyter Online Max Fluss Singidunum In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band III A 1 Stuttgart 1927 Sp 234 f Dragoljub Bojovic Le camp de la legion IV Flavia a Singidunum In Roman limes on the Middle and Lower Danube Belgrad 1996 S 53 68 Singidunum Bd 1 4 Belgrad 1997 2005 ISSN 1450 5193 Pierre Cabanes Singidunum In Der Neue Pauly DNP Band 11 Metzler Stuttgart 2001 ISBN 3 476 01481 9 Sp 583 Stefan Pop Lazic Singidunum In Dusan Otasevic et al Hrsg Roman Limes And Cities On The Territory Of Serbia Serbian Academy of Sciences and Arts and Archaeological Institute Belgrade Belgrad 2018 S 29 35 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Singidunum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stadt Belgrad Antike Periode Byzantinische Periode Antike Welt Singidunum Belgrader Festung GeschichteEinzelnachweise Bearbeiten Die Heerstrasse von Belgrad nach Constantinopel und die Balkanpasse Prag 1877 S 11 archive org Das Konigreich Serbien und das Serbenvolk von der Romerzeit bis zur Gegenwart Leipzig 1904 Band 1 S 5 archive org Miroslava Mirkovic Moesia Superior Eine Provinz an der mittleren Donau Philipp von Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 3782 3 S 11 144 S 90 farb Abb Miroslava Mirkovic Moesia Superior Eine Provinz an der mittleren Donau Philipp von Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 3782 3 S 12 144 S 90 farb Abb a b c d e Miroslava Mirkovic Moesia Superior Eine Provinz an der mittleren Donau Philipp von Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 3782 3 S 13 144 S 90 farb Abb Miroslava Mirkovic Moesia Superior Eine Provinz an der mittleren Donau Philipp von Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 3782 3 S 14 144 S 90 farb Abb Miroslava Mirkovic Moesia Superior Eine Provinz an der mittleren Donau Philipp von Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 3782 3 S 17 144 S 90 farb Abb a b Miroslava Mirkovic Moesia Superior Eine Provinz an der mittleren Donau Philipp von Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 3782 3 S 50 144 S 90 farb Abb Michael Witby The Emperor Maurice and his Historian Theophylact Simocatta on Persian and Balkan Warfare Oxford 1988 S 187 44 816666666667 20 466666666667 Koordinaten 44 49 N 20 28 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Singidunum amp oldid 233305212