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Die reformierte Stadtkirche Elgg ist eine spatgotische reformierte Kirche im mittelalterlichen Landstadtchen Elgg Kanton Zurich Schweiz Sie wurde 1508 bis 1514 errichtet Die reformierte Stadtkirche Elgg ZHInnenraumAufriss und Grundriss der Kirche nach dem Umbau von 1965 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baugeschichte 3 Ausseres 3 1 Turm 3 2 Gelaut 4 Innenraum 4 1 Schiff 4 2 Chor 4 3 Ausmalung im Chorraum 4 4 Orgel 5 Krypta 6 Sakristei 7 Pfarrhaus Stallscheune und Kirchgemeindehaus 8 Einzelnachweise 9 Literatur 10 Siehe auch 11 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Die Stadtkirche Elgg nach einer Zeichnung von Ludwig Schulthess um 1840 Die reformierte Stadtkirche bildet den Mittelpunkt der Altstadt von Elgg die sich nach der Vergabe des Stadtrechts 1370 und 1379 aus der zuvor dorflichen Siedlung heraus entwickelte Die Ursprunge der St Georg geweihten Kirche gehen vermutlich auf das 8 Jahrhundert zuruck Die Pfarrei Elgg gehorte seit ihren Anfangen zum Kloster St Gallen bis 1409 der Rat der Stadt Rapperswil SG die Kollaturrechte aufkaufte 1216 wurde ein Leutpriester erwahnt und 1333 der Ritter Georg als Kirchenpatron genannt Im Spatmittelalter mass die Stadt Zurich der inzwischen auf ihrem Territorium gelegenen Pfarrei grosse Bedeutung zu und entsandte 1522 zwei der Lehre Huldrych Zwinglis verpflichtete Priester nach Elgg die bereits 1524 die Reformation einfuhrten 1537 gelang dem Zurcher Rat der Erwerb des Elgger Kirchensatzes von der Stadt Rapperswil Zusammen mit den Kirchdorfern Elsau und Schlatt ZH sowie rund 30 kleineren Ortschaften und Weilern gehort Elgg heute zur Kirchgemeinde Eulachtal Baugeschichte BearbeitenDer erste archaologisch nachweisbare Bau datiert ins 8 Jahrhundert Diese merowingische Saalkirche mit Rechteckchor wurde im 9 Jahrhundert verlangert und um 1000 durch einen grosseren romanischen Neubau mit Apsis ersetzt Nach der Erlangung der Stadtrechte 1370 und 1379 erfolgte ein gotischer Umbau zur reprasentativen Stadtkirche Am 5 Juni 1508 wurde der Grundstein fur den heutigen spatgotischen Bau gelegt Damit wurde das grosste kirchliche Bauprojekt des fruhen 16 Jahrhunderts in der Zurcher Landschaft lanciert Der Neubau dauerte bis 1514 die Ausstattung war 1616 vollendet die Kirche wurde am 2 Februar 1516 konsekriert Zehn Jahre spater wurden im Zuge der Reformation die Altare Reliquien und Statuen wieder entfernt 1609 und 1640 wurden an den Dachstuhlen gearbeitet In den Jahren 1648 bis 1650 erfolgte der Abbruch des fur die reformierte Liturgie uberflussigen Lettners sowie der Einbau eines neuen Gestuhls und der Kanzel Nach Renovationen 1777 und 1791 wurde 1825 das Langhaus erneuert und mit einer Stuckdecke versehen Es folgten kleinere Umbauten und 1896 eine eingreifende Renovation durch den Winterthurer Architekten Ernst Georg Jung Die Renovation von 1965 machte Teile davon ruckgangig 2004 erfolgte eine neuerliche Renovation Ausseres BearbeitenDie Kirche im Zentrum der Altstadt ist heute von einem Grungurtel umgeben Das geostete Kirchenschiff und der eingezogene Polygonalchor mit Strebepfeilern sind weiss gefasst Der Chor ist nordseits vom Turm sudseits von der Sakristei flankiert Im Westen schliesst das Pfarrhaus ans Kirchenschiff an weshalb der Zugang zum Schiff uber die Seitenportale erfolgt ein eigentliches Hauptportal in der Mittelachse gibt es nicht Auf die Sudfassade ist eine Sonnenuhr aufgemalt Turm Bearbeiten Der machtige Turm geht auf den hochmittelalterlichen Bau um 1380 zuruck Er wird von einem pyramidalen Turmhelm bekront den auf allen vier Seiten Wimperge fur die Zifferblatter der Turmuhr Firma Mader Andelfingen von 1903 zieren Gelaut Bearbeiten Die zwei altesten erhaltenen aber ausser Betrieb stehenden Glocken von 1516 und 1559 sind auf der Sudseite der Kirche im Freien aufgestellt Aussergewohnlich ist dass neben dem funfstimmigen Gelaut eine Feuer und Taufglocke von 1670 zuoberst im Turmhelm hangt Das heutige funfstimmige Gelaut der Kirche befindet sich im obersten gemauerten Stockwerk des Turmes mit auf jeder Seite drei Schallfenstern Zwei Glocken wurden 1837 drei 1929 gegossen Glocke Ton A 4254 kg 1929 gegossen durch Ruetschi Aarau Glocke Ton c 2417 kg gegossen 1929 durch Ruetschi Aarau Glocke Ton d 1693 kg gegossen 1837 durch Konrad Fussli Zurich Glocke Ton f 1047 kg gegossen 1929 durch Ruetschi Aarau Glocke Ton g 837 kg gegossen 1837 durch Konrad Fussli Zurich Feuerglocke Ton fis Gewicht unbekannt gegossen 1670 durch Heinrich Fussli Zurich nbsp Die Kirche am hochsten Punkt der Altstadt dominiert das Stadtbild nbsp Chorseite der Kirche von Sudosten nbsp Ansicht der Kirche von Suden links das Pfarrhaus nbsp Uhrenwimperg am Turm nbsp Die beiden Glocken des 16 JahrhundertsInnenraum Bearbeiten nbsp Blick von der Empore in den RaumDie Stadtkirche Elgg ist ein grosszugiges Beispiel einer spatgotischen Saalkirche mit eingezogenem Polygonalchor Der Raum fasst bis zu 700 Personen 1 nach heutigen Angaben wird mit 450 Personen 2 gerechnet Schiff Bearbeiten Der Eingangsbereich unterhalb der Empore wird durch zwei Seitenportale erschlossen Von hier fuhrt ein Mittelgang zur um eine Stufe erhohten Liturgiezone und dem dahinter liegenden um weitere Stufen erhohten Chor hin welcher der optische Blickfang des langsaxial strukturierten Raumes ist Erhellt wird das Schiff durch gotische Masswerkfenster Im Ubrigen wird der Raumeindruck des Schiffs vor allem durch die klassizistische Gestaltung von Wanden und Decke gepragt Die Stuckaturen schuf der Baumeister und Stuckateur Gotthard Geisenhof aus Pfronten im Allgau im Jahr 1825 Sie sind von grosser Formstrenge Ein rechteckiger Deckenspiegel aussen ein ovaler Deckenspiegel innen und als Mittelpunkt ein Stuckmedaillon mit einer Akanthusblute und Girlanden Die Wande zieren korinthische Pilaster die ein Gebalk tragen das von den Fenstern unterbrochen wird Die tiefe Decke machte Stichkappen uber den Fenstern notig Uber dem Chorbogen ist eine festliche Stuckkartusche angebracht Ebenfalls vom Umbau von 1825 stammt die Emporenbrustung Bemerkenswert ist die prachtvoll geschnitzte barocke Kanzel am Chorbogen von 1849 Sie ist ein Werk des Landrichters Conrad Motteli von Waltenstein Als Prinzipalstuck eines reformierten Predigtraumes sollte sie von jedem Ort im Kirchenraum aus einsehbar sein doch war die Position der Kanzel am Chorbogen auch im Mittelalter bereits ublich Auch die Taferbestuhlung mit Krebsstuhlen wohlhabender Familien entlang den Mauern stammt vom barocken Umbau um 1649 Die ubrigen Sitzbanke die Empore und der Abendmahlstisch in der Mittelachse der Kirche wurden bei der Renovation 1965 geschaffen nbsp Barocke Kanzel von 1649 nbsp Krebstafergestuhl von 1649 nbsp Pilaster und Gebalk von 1825 nbsp Stuckdetail 1825Chor Bearbeiten nbsp Blick in den Chor von 1514 nbsp Spatgotisches ChorgewolbeDer spitzbogige Chorbogen trennt das von klassizistisch nuchterner Kuhle gepragte Schiff vom reich ausgestalteten mittelalterlichen Polygonalchor Der hohe spatgotische Chorraum wird von einem komplexen Rippengewolbe uberspannt das von Wappenkonsolen ausgeht Drei grosse Masswerkfenster erhellen den Raum In sie sind funf spatgotische und zwei neugotische Farbglasscheiben eingesetzt Im Nordostfenster ist eine Wappenscheibe von 1896 und eine Bannertragerscheibe von 1965 Kopie des Originals von 1895 eingelassen Das Mittelfenster zeigt in drei spatgotischen Scheiben die Zurcher Stadtheiligen Felix Regula und Exuperantius In den Chorwanden befinden sich zwei kielbogige Turen zum Turm und zur Sakristei sowie eine Sakraments und eine Sediliennische Das Sudostfenster zeigt den Kirchenpatron St Georg und zwei Engel mit dem Elgger Wappen aus der Bauzeit Ausmalung im Chorraum Bearbeiten Der Chor weist Malereien aus zwei Etappen auf Die altesten hochgotischen Malereien wurden im spaten 14 Jahrhundert nach dem damaligen Kirchenneubau ausgefuhrt Sie sind fragmenthaft an der Nordwand erhalten Der oberste Bildstreifen stellt von links nach rechts das Ostergeschehen dar Die Begegnung von Maria Magdalena mit dem auferstandenen Jesus und das Mahl zu Emmaus sind weitgehend erhalten die angrenzenden Bilder nur ansatzweise Der mittlere Bildstreifen zeigt Teile der Georgslegende Links ist der berittene Heilige im Kampf mit dem Drachen zu sehen rechts fuhrt die Konigstochter das gezahmte Ungeheuer durch die Stadt Der unterste Bildstreifen ist nur rudimentar erhalten und hatte ebenfalls Heiligenvitae zum Gegenstand Besser erhalten sind die Malereien aus der Zeit des spatgotischen Kirchenneubaus im Chorgewolbe An der Chorbogenruckwand ist die aufgemalte Jahreszahl 1514 zu sehen Die Malereien bestehen einerseits aus Rankenwerk andererseits aus 28 Figuren von Heiligen unter anderem die vier lateinischen Kirchenvater Augustinus Ambrosius Hieronymus und Gregorius Magnus sowie die funf klugen und funf torichten Jungfrauen Die Figuren wachsen organisch aus den Ranken heraus Ausserdem wurden die Schlusssteine und Konsolen teils mit Wappen teils mit Heiligen bemalt Die aussergewohnlich reichhaltige floral hagiologische Gewolbeausmalung gilt wie die lichtdurchflutete Chorgestaltung insgesamt als Verweis auf das Paradies Aus der Zeit dieser Ausmalung stammt auch die aufgemalte Scheinarchitektur um das Sakramentshaus im Stil der Renaissance nbsp Blick aus dem Chor ins Schiff nbsp Hochgotische Malereien an der Nordwand des Chors um 1380 nbsp Sakramentshaus in der Chornordwand 1514 nbsp Ein Benediktinerabt und die heilige Katharina im Chorgewolbe 1514 nbsp Heilige Felix Regula und Exuperantius im mittleren Chorfenster 1514 nbsp Kirchenpatron St Georg mit dem Drachen 1514Orgel Bearbeiten nbsp Kuhn Orgel von 1965 auf der Ruckempore nbsp Innenraum mit der ersten Kuhn Orgel von 1874 im Chor Fotografie um 1900Eine erste Orgel erhielt die Kirche 1874 Das romantische Instrument des Orgelbauers Johann Nepomuk Kuhn befand sich im Chorraum Bei der Renovierung 1965 wurde dieses Instrument entfernt und durch einen Neubau der Firma Orgelbau Kuhn aus Mannedorf im Klangideal der Orgelbewegung ersetzt der seither auf der Ruckempore steht Die Orgel verfugt uber eine mechanische Traktur drei Manuale und Pedal und 35 klingende Register I Ruckpositiv C g3Rohrgedackt 8 Quintaton 8 Praestant 4 Rohrflote 4 Waldflote 2 Sesquialter 2 2 3 1 3 5 Quinte 1 1 3 Scharf IV 1 II Hauptwerk C g3Pommer 16 Prinzipal 8 Hohlflote 8 Gemshorn 8 Oktave 4 Nachthorn 4 Octave 2 Mixtur V VI 1 1 3 Trompete 8 III Brustwerk schwellbar C g3Holzgedackt 8 Spitzgambe 8 Suavial 4 Kleingedackt 4 Nasat 2 2 3 Prinzipal 2 Hornlein II 2 Schwiegel 1 Cymbel 2 3 Dulcian 8 Pedal C f1Prinzipal 16 Subbass 16 Oktave 8 Spitzflote 8 Quintade 4 Rauschpfeife V 4 Fagott 16 Schalmei 4 Koppeln I II III II I P III P Spielhilfen 2 feste Kombinationen Pleno Tutti 2 freie Kombinationen 3 Einzelabsteller Mixtur II Trompete II Fagott P Tremulant fur alle Manualwerke Krypta BearbeitenBemerkenswert ist die dreischiffige und dreijochige spatgotische Hallenkrypta mit polygonalem Abschluss Der Zugang zu diesem 1514 zeitgleich mit dem Chor errichteten Raum erfolgt uber eine Treppe nordseits der Kirche Die Krypta diente vermutlich nicht als Heiligengrab sondern als Grablege fur lokale Adelige moglicherweise die Herren von Hinwil welche 1443 bis 1576 die Gerichtsherrschaft in Elgg innehatten In der Krypta befindet sich heute der barocke Taufstein von 1649 aus Sandstein der einst vor dem Chorbogen stand und 1965 dem heutigen Abendmahlstisch wich Er tragt die Wappen und Initialen des Stifterehepaares Hans Ulrich Sulzer und Susanne Sulzer Hegner und eine Inschrift aus dem Evangelium Mk 1 10 ZB nbsp Spatgotische Hallenkrypta nbsp Krypta mit anschliessender Gruft nbsp Taufstein von 1649Sakristei BearbeitenDie zweijochige Sakristei mit Kreuzgratgewolben an der Sudseite des Chores wurde 1896 im neugotischen Stil ausgemalt und durch den Architekten Ernst Georg Jung umgestaltet Die ornamentalen Farbglasfenster mit Wappen stammen vom Glasmaler Jakob Lieberherr Pfarrhaus Stallscheune und Kirchgemeindehaus BearbeitenZum Kirchenbezirk gehoren drei Fachwerkbauten Unmittelbar an die Westfassade der Kirche schliesst das Pfarrhaus an Es stammt im Kern aus dem Mittelalter wurde aber 1584 weitgehend neu erbaut Der Zurcher Staatsbauinspektor Hans Caspar Stadler fuhrte 1815 einen eingreifenden Umbau aus der dem Fachwerkhaus mit sein heutiges Gesicht gab Prunkstuck des Innenraums ist ein Louis seize Kastenofen von 1787 aus der Werkstatt von Hafner Salomon Spiller und Maler Heinrich Egli Die Stallscheune wurde 1781 angebaut Wenige Meter nordlich der Kirche erhebt sich ein weiteres Fachwerkhaus das ehemalige Schulhaus von 1596 1852 wurde es eingreifend erneuert Es verfugt uber einen Saal und Buroraume und dient heute als Kirchgemeindehaus nbsp Pfarrhaus nbsp Kirchgemeindehaus nbsp Saal von 1852 im KirchgemeindehausEinzelnachweise Bearbeiten Zurcher Kirchen S 104 https www kirche eulachtal ch raeume elggLiteratur BearbeitenRoland Bohmer Die reformierte Kirche vom Elgg Bern 2009 Schweizerische Kunstfuhrer 849 Hans Martin Gubler Die Kunstdenkmaler des Kantons Zurich Band VII Der Bezirk Winterthur sudlicher Teil Die Kunstdenkmaler der Schweiz 76 Basel 1986 S 282 339 Isabell Hermann Pierrot Hans Elgg ZH Basel 1974 2 erg Aufl Bern 1991 Schweizerische Kunstfuhrer 141 Reformierte Kirche Elgg Renovation 2003 2004 Elgg 2004 Zurcher Kirchen Verzeichnis der evangelisch reformierten Kirchen des Kantons Zurich Zurich 1975 S 104 Siehe auch BearbeitenListe der Kulturguter in ElggWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Reformierte Kirche Elgg Sammlung von Bildern Website der Kirchgemeinde Eulachtal Die Kirche Elgg im Orgelverzeichnis Schweiz Liechtenstein47 49013 8 86737 Koordinaten 47 29 24 5 N 8 52 2 5 O CH1903 707667 260910 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reformierte Kirche Elgg amp oldid 235324915