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Ein quadratischer Zahlkorper ist eine algebraische Korpererweiterung K Q displaystyle K mathbb Q der Form K Q d displaystyle K mathbb Q sqrt d mit einer Zahl d Z 0 1 displaystyle d in mathbb Z setminus 0 1 wobei d displaystyle d eine quadratfreie ganze Zahl ist 1 Dies sind genau die Erweiterungen vom Grad 2 uber Q displaystyle mathbb Q Quadratische Zahlkorper sind von Q displaystyle mathbb Q selbst abgesehen die einfachsten Zahlkorper Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 Definition 3 Eigenschaften 3 1 Konjugationsabbildung 3 2 Norm und Spur 3 3 Einheiten 4 Konstruktion quadratischer Zahlkorper 5 Nichteindeutigkeit der Primfaktorzerlegung 6 Primidealzerlegung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEinleitung BearbeitenDie Theorie der quadratischen Zahlkorper entwickelte sich aus dem Studium der binaren quadratischen Formen Euler und Fermat hatten bei ihren Untersuchungen zu diophantischen Gleichungen viele fundamentale Einzelergebnisse zusammengetragen die anschliessend Raum fur weitere Forschungen boten In seinen Disquisitiones Arithmeticae knupft Gauss im Abschnitt V an die Arbeiten von Fermat Euler und Lagrange an und behandelt dort ausgiebig die Theorie der binaren quadratischen Formen Obwohl sich Gauss bei seiner Darstellung im Bereich der ganzen Zahlen bewegt ist es aus heutiger Sicht eleganter den Korper der rationalen Zahlen so quadratisch zu erweitern dass eine Zerlegung der quadratischen Formen in Linearfaktoren vorgenommen werden kann Eine solche Zerlegung sieht dann z B wie folgt aus x 2 5 y 2 x y 5 x y 5 displaystyle x 2 5y 2 x y sqrt 5 cdot x y sqrt 5 nbsp Damit wird die Theorie der quadratischen Zahlkorper zu einem Bestandteil der Theorie der binaren quadratischen Formen Der Korper Q displaystyle mathbb Q nbsp der rationalen Zahlen lasst sich auf verschiedene Arten zu einem umfassenden Korper K C displaystyle K subseteq mathbb C nbsp erweitern So untersucht man etwa den Ring O displaystyle mathcal O nbsp der ganzalgebraischen Zahlen Er enthalt genau jene komplexen Zahlen die Nullstelle eines normierten Polynoms mit ganzzahligen Koeffizienten sind Es ist aber bei einer Erweiterung oft sinnvoll nur so viele Zahlen hinzuzunehmen wie fur ein gegebenes Problem benotigt werden Seien a 1 a n displaystyle alpha 1 ldots alpha n nbsp endlich viele algebraische Zahlen und sei K displaystyle K nbsp der kleinste Teilkorper des Korpers Q displaystyle overline mathbb Q nbsp der algebraischen Zahlen der diese Zahlen alle enthalt Dann schreibt man K Q a 1 a n displaystyle K mathbb Q alpha 1 ldots alpha n nbsp und sagt der Korper K displaystyle K nbsp ist ein Erweiterungskorper von Q displaystyle mathbb Q nbsp der durch Adjunktion der Elemente a 1 a n displaystyle alpha 1 ldots alpha n nbsp aus Q displaystyle mathbb Q nbsp entsteht Das Paar K displaystyle K nbsp und Q displaystyle mathbb Q nbsp bezeichnet man als Korpererweiterung und schreibt dafur K Q displaystyle K colon mathbb Q nbsp Insbesondere ist K displaystyle K nbsp eine abelsche Gruppe Weil zudem die Multiplikation von Elementen aus K displaystyle K nbsp mit den Skalaren aus Q displaystyle mathbb Q nbsp uber Q K K h a h a displaystyle begin aligned cdot colon mathbb Q times K amp to K eta alpha amp mapsto eta alpha end aligned nbsp erklart ist erhalt man aus den Korperaxiomen fur Q displaystyle mathbb Q nbsp unmittelbar die Vektorraumaxiome sodass K displaystyle K nbsp als Vektorraum uber Q displaystyle mathbb Q nbsp aufgefasst werden kann Der Korper K displaystyle K nbsp besitzt uber Q displaystyle mathbb Q nbsp endlichen Grad K Q displaystyle K colon mathbb Q nbsp das heisst dass K displaystyle K nbsp als Q displaystyle mathbb Q nbsp Vektorraum endlichdimensional ist Wird K Q a displaystyle K mathbb Q alpha nbsp von einer algebraischen Zahl a displaystyle alpha nbsp erzeugt dann hat K displaystyle K nbsp eine Basis 1 a a 2 a n 1 displaystyle 1 alpha alpha 2 ldots alpha n 1 nbsp und folglich die Dimension dim Q K K Q n displaystyle dim mathbb Q K K colon mathbb Q n nbsp wobei n displaystyle n nbsp gleich dem Grad des Minimalpolynoms f a displaystyle f alpha nbsp ist das a displaystyle alpha nbsp als Nullstelle hat Es lasst sich zeigen dass K displaystyle K nbsp den Grad 2 uber Q displaystyle mathbb Q nbsp besitzt wenn das Minimalpolynom von a displaystyle alpha nbsp quadratisch ist Somit ist K displaystyle K nbsp ein quadratischer Zahlkorper Fur einen Zahlkorper K displaystyle K nbsp bezeichnet O K K O displaystyle mathcal O K K cap mathcal O nbsp den Ganzheitsring von K displaystyle K nbsp bzw den ganzen Abschluss von Z displaystyle mathbb Z nbsp in K displaystyle K nbsp Somit besteht O K displaystyle mathcal O K nbsp aus allen Elementen die in K displaystyle K nbsp ganzalgebraisch sind das heisst es gilt O K a K f a Z X displaystyle mathcal O K left alpha in K f alpha in mathbb Z X right nbsp Definition BearbeitenEin quadratischer Zahlkorper ist eine quadratische Erweiterung der rationalen Zahlen Quadratische Zahlkorper entstehen also aus Q displaystyle mathbb Q nbsp durch Adjunktion der Quadratwurzel d displaystyle sqrt d nbsp Sei im Folgenden d displaystyle d nbsp eine von 0 und 1 verschiedene quadratfreie ganze Zahl Dann heisst die Menge Q d x y d C x y Q displaystyle mathbb Q sqrt d x y sqrt d in mathbb C x y in mathbb Q nbsp ein quadratischer Zahlkorper Ist d gt 0 displaystyle d gt 0 nbsp so heisst K displaystyle K nbsp reellquadratischer Zahlkorper sonst imaginarquadratischer Zahlkorper Dabei ist d C displaystyle sqrt d in mathbb C nbsp eine willkurliche aber fest gewahlte komplexe Losung der Gleichung X 2 d displaystyle X 2 d nbsp Die zweite Losung dieser Gleichung fuhrt zum gleichen Zahlkorper Eigenschaften BearbeitenKonjugationsabbildung Bearbeiten Es gilt dass jedes Element von K Q d displaystyle K mathbb Q sqrt d nbsp Nullstelle eines Polynoms f Q X displaystyle f in mathbb Q X nbsp vom Grad 2 displaystyle leq 2 nbsp ist Also ist jedes Element von K displaystyle K nbsp algebraisch Man erhalt somit einen Turm von Korpern Q K Q C displaystyle mathbb Q subsetneq K subsetneq overline mathbb Q subsetneq mathbb C nbsp Insbesondere ist 1 d displaystyle 1 sqrt d nbsp eine Q displaystyle mathbb Q nbsp Basis von K displaystyle K nbsp das heisst es ist K Q Q d displaystyle K mathbb Q oplus mathbb Q sqrt d nbsp Nun besitzt der Korper K displaystyle K nbsp genau zwei Korperautomorphismen zum einen die identische Abbildung id K K K x y d x y d displaystyle begin aligned operatorname id K colon qquad K amp to K x y sqrt d amp mapsto x y sqrt d end aligned nbsp und zum anderen die Konjugationsabbildung s K K x y d x y d displaystyle begin aligned sigma colon qquad K amp to K x y sqrt d amp mapsto x y sqrt d end aligned nbsp Insbesondere ist Aut K i d K s displaystyle operatorname Aut K id K sigma nbsp eine Galoisgruppe der Ordnung 2 Fur a K displaystyle alpha in K nbsp heisst s a displaystyle sigma alpha nbsp das konjugierte Element zu a displaystyle alpha nbsp Norm und Spur Bearbeiten Die beiden Grossen Norm und Spur eines quadratischen Zahlkorpers K displaystyle K nbsp lassen sich wie folgt mittels seines nichttrivialen Korperautomorphismus s displaystyle sigma nbsp darstellen N K Q a a s a displaystyle begin aligned N colon K amp to mathbb Q alpha amp mapsto alpha sigma alpha end aligned nbsp und Sp K Q a a s a displaystyle begin aligned operatorname Sp colon K amp to mathbb Q alpha amp mapsto alpha sigma alpha end aligned nbsp Da die Einbettung s displaystyle sigma nbsp einen Ringhomomorphismus bildet wird die Norm multiplikativ und die Spur additiv Durch Einsetzen erhalt man N a x y d x y d x 2 d y 2 S p a x y d x y d 2 x displaystyle begin aligned N alpha amp x y sqrt d x y sqrt d x 2 dy 2 Sp alpha amp x y sqrt d x y sqrt d 2x end aligned nbsp Die Norm ist damit eine quadratische Form auf K displaystyle K nbsp Aufgrund der Tatsache dass die ganzalgebraischen Zahlen einen Ring O displaystyle mathcal O nbsp bilden ist O K displaystyle mathcal O K nbsp offensichtlich ebenfalls ein Ring Dieser ubernimmt eine analoge Rolle in K displaystyle K nbsp wie der Ring Z displaystyle mathbb Z nbsp in Q displaystyle mathbb Q nbsp und es gilt O K Q Z displaystyle mathcal O K cap mathbb Q mathbb Z nbsp Also ist O K displaystyle mathcal O K nbsp ein Unterring von K displaystyle K nbsp Damit sind alle Elemente der Form x y d x y Z displaystyle x y sqrt d x y in mathbb Z nbsp stets ganzalgebraisch und man erhalt eine Inklusion von Ringen Z d O K displaystyle mathbb Z sqrt d subseteq mathcal O K nbsp Dass hier nicht notwendigerweise Gleichheit gilt zeigt das nachfolgende Beispiel Betrachten wir die dritte Einheitswurzel z 3 1 3 2 Q 3 displaystyle zeta 3 tfrac 1 sqrt 3 2 in mathbb Q sqrt 3 nbsp Diese ist eine Nullstelle des normierten Polynoms X 3 1 Z X displaystyle X 3 1 in mathbb Z X nbsp das ubrigens nicht ihr Minimalpolynom ist und somit eine ganzalgebraische Zahl Also ist z 3 O Q 3 displaystyle zeta 3 in mathcal O mathbb Q sqrt 3 nbsp den sogenannten Eisenstein Zahlen aber z 3 Z 3 displaystyle zeta 3 notin mathbb Z sqrt 3 nbsp Es gibt eine sehr einfache Moglichkeit die ganzalgebraischen Zahlen in einem quadratischen Zahlkorper zu identifizieren denn eine Zahl a K displaystyle alpha in K nbsp liegt genau dann in O K displaystyle mathcal O K nbsp wenn ihre Norm und Spur ganze Zahlen sind Da Q displaystyle mathbb Q nbsp abzahlbar unendlich ist ist auch Q X displaystyle mathbb Q X nbsp abzahlbar unendlich denn jedes f Q X displaystyle f in mathbb Q X nbsp hat nur endlich viele Nullstellen Daher ist auch die Menge der algebraischen Zahlen abzahlbar unendlich Es bleibt noch die Frage nach der Form der ganzalgebraischen Elemente aus O K displaystyle mathcal O K nbsp Dabei hangen die vielfaltigen Varianten der Elemente x displaystyle x nbsp und y displaystyle y nbsp von der Kongruenzklasse d displaystyle d nbsp modulo 4 ab Als quadratfreie Zahl kann d displaystyle d nbsp modulo 4 von vornherein nur zu 1 2 oder 3 kongruent sein Es gilt nun Es sei d Z 0 1 displaystyle d in mathbb Z setminus 0 1 nbsp quadratfrei und K Q d displaystyle K mathbb Q sqrt d nbsp der zugehorige quadratische Zahlkorper dann gilt O K Z Z d falls d 2 3 mod 4 Z Z 1 d 2 falls d 1 mod 4 displaystyle mathcal O K begin cases mathbb Z mathbb Z sqrt d amp text falls d equiv 2 3 text mod 4 mathbb Z mathbb Z frac 1 sqrt d 2 amp text falls d equiv 1 text mod 4 end cases nbsp Beispiel Die dritte Einheitswurzel z 3 1 3 2 displaystyle zeta 3 tfrac 1 sqrt 3 2 nbsp liegt wegen d 3 1 mod 4 displaystyle d 3 equiv 1 text mod 4 nbsp in O Q 3 displaystyle mathcal O mathbb Q sqrt 3 nbsp und ist von der Form x y 1 3 2 displaystyle x y tfrac 1 sqrt 3 2 nbsp Hingegen besitzen die ganzen Gaussschen Zahlen in Q i displaystyle mathbb Q i nbsp wegen der Kongruenz d 1 3 mod 4 displaystyle d 1 equiv 3 text mod 4 nbsp die Form x y 1 x y i displaystyle x y sqrt 1 x yi nbsp Einheiten Bearbeiten Ein erster wesentlicher Unterschied zwischen reell und imaginarquadratischen Zahlkorpern besteht hinsichtlich ihrer Einheiten So ist z B die Einheitengruppe Z 1 1 displaystyle mathbb Z times 1 1 nbsp des Ringes Z displaystyle mathbb Z nbsp die zyklische Gruppe der Ordnung 2 displaystyle 2 nbsp Die Beschreibung der Einheitengruppe O K displaystyle mathcal O K times nbsp des Ganzheitsrings O K displaystyle mathcal O K nbsp hangt jedoch davon ab ob K displaystyle K nbsp reell oder imaginarquadratisch ist So ist die Einheitengruppe fur imaginarquadratische Zahlkorper endlich und wir konnen sie folgendermassen beschreiben Sei d lt 0 displaystyle d lt 0 nbsp und K Q d displaystyle K mathbb Q sqrt d nbsp der zugehorige imaginar quadratische Zahlkorper Fur seine Einheitengruppe O K displaystyle mathcal O K times nbsp gilt O K 1 i Z 4 Z falls d 1 1 1 3 2 1 3 2 Z 6 Z falls d 3 1 1 Z 2 Z sonst displaystyle mathcal O K times begin cases pm 1 pm i cong mathbb Z 4 mathbb Z amp text falls d 1 left pm 1 frac 1 pm sqrt 3 2 frac 1 pm sqrt 3 2 right cong mathbb Z 6 mathbb Z amp text falls d 3 1 1 cong mathbb Z 2 mathbb Z amp text sonst end cases nbsp Im Falle eines reellquadratischen Zahlkorpers ist die Beschreibung der Einheitengruppe aufwandiger Es zeigt sich dass jeder reellquadratische Zahlkorper unendlich viele Einheiten besitzt Dabei lauft die Bestimmung der Einheitengruppe auf die Losung der Pellschen Gleichung x 2 d y 2 1 displaystyle x 2 dy 2 pm 1 nbsp hinaus Man kann nun mittels des Dirichletschen Schubfachprinzips zeigen dass diese Gleichung unendlich viele Einheiten Losungen liefert Da das Schubfachprinzip nicht konstruktiv ist verwendet man zur Ermittlung der Einheiten die Kettenbruchentwicklung von d displaystyle sqrt d nbsp Konstruktion quadratischer Zahlkorper BearbeitenEin klassisches Beispiel der Konstruktion eines quadratischen Zahlkorpers ist es den eindeutig bestimmten quadratischen Zwischenkorper eines von einer primitiven p displaystyle p nbsp ten Einheitswurzel gebildeten Kreisteilungskorpers zu nehmen p displaystyle p nbsp eine ungerade Primzahl Die Eindeutigkeit folgt daraus dass die Galoisgruppe von Q z p Q displaystyle mathbb Q zeta p mathbb Q nbsp isomorph zu Z p Z displaystyle mathbb Z p mathbb Z times nbsp und damit zyklisch ist Durch Betrachten der Verzweigung erkennt man dass der quadratische Zwischenkorper gleich Q p displaystyle mathbb Q sqrt p nbsp mit p 1 p 1 2 p displaystyle p 1 frac p 1 2 p nbsp ist die Diskriminante von Q z p Q displaystyle mathbb Q zeta p mathbb Q nbsp ist namlich eine p displaystyle p nbsp Potenz und daher muss dies auch fur die Diskriminante des quadratischen Zwischenkorpers gelten Nach obiger Aussage muss daher p 1 mod 4 displaystyle p equiv 1 text mod 4 nbsp sein da sonst auch 2 displaystyle 2 nbsp verzweigt ist Dasselbe gilt auch fur beliebige Potenzen einer ungeraden Primzahl Der Korper Q z 8 Q displaystyle mathbb Q zeta 8 mathbb Q nbsp besitzt dagegen genau die drei Korper Q 1 displaystyle mathbb Q sqrt 1 nbsp Q 2 displaystyle mathbb Q sqrt 2 nbsp und Q 2 displaystyle mathbb Q sqrt 2 nbsp als quadratische Zwischenkorper dies liegt daran dass die Galoisgruppe der Erweiterung Z 8 Z Z 2 Z Z 2 Z displaystyle mathbb Z 8 mathbb Z times simeq mathbb Z 2 mathbb Z times mathbb Z 2 mathbb Z nbsp nicht mehr zyklisch ist siehe prime Restklassengruppe Fur den Spezialfall d 1 displaystyle d 1 nbsp erhalt man den Ganzheitsring der Gaussschen Zahlen fur d 3 displaystyle d 3 nbsp den Ganzheitsring der Eisenstein Zahlen Diese beiden Ganzheitsringe sind die einzigen Ganzheitsringe quadratischer Zahlkorper die zugleich Kreisteilungskorper sind Nichteindeutigkeit der Primfaktorzerlegung BearbeitenIm Jahre 1843 machte Peter Dirichlet Ernst Eduard Kummer auf die Nichteindeutigkeit der Primfaktorzerlegung in gewissen Zahlenringen aufmerksam Kummer hatte bei seinem vermeintlichen Beweis zur Fermatschen Vermutung welcher die algebraischen Zahlen einbezog den Fundamentalsatz der Zahlentheorie auch fur alle algebraischen Zahlen als erwiesen angesehen sodass diese ebenfalls eine eindeutige Zerlegung wie die gewohnlichen ganzen Zahlen besitzen Dass dieser aber schon im Ring O Q 5 displaystyle rm mathcal O mathbb Q sqrt 5 nbsp nicht mehr gegeben ist kann leicht fur die Zahl 21 gezeigt werden So ist einerseits 21 3 7 displaystyle 21 3 cdot 7 nbsp und andererseits 21 1 2 5 1 2 5 displaystyle 21 1 2 sqrt 5 1 2 sqrt 5 nbsp Dass die Zahlen 3 7 1 2 5 displaystyle 3 rm 7 rm 1 pm 2 sqrt 5 nbsp in O Q 5 displaystyle rm mathcal O mathbb Q sqrt 5 nbsp alle irreduzibel und nicht zueinander assoziiert sind sieht man mit Hilfe der Norm folgendermassen ein Angenommen die Zahl 3 ware zerlegbar Etwa mit 3 a b displaystyle 3 alpha cdot beta nbsp wobei a b O Q 5 displaystyle alpha beta in rm mathcal O mathbb Q sqrt 5 nbsp keine Einheiten seien Dann ist N Q 5 3 N Q 5 a N Q 5 b 9 displaystyle N mathbb Q sqrt 5 3 N mathbb Q sqrt 5 alpha N mathbb Q sqrt 5 beta 9 nbsp und folglich mussen N Q 5 a N Q 5 b 3 displaystyle N mathbb Q sqrt 5 alpha N mathbb Q sqrt 5 beta pm 3 nbsp sein Nun sind a b displaystyle alpha beta nbsp von der Form x y 5 displaystyle x y sqrt 5 nbsp mit x y Z displaystyle x y in mathbb Z nbsp und damit folgt dass die Norm N Q 5 x y 5 x 2 5 y 2 Z displaystyle N mathbb Q sqrt 5 x y sqrt 5 x 2 5y 2 in mathbb Z nbsp ist Nun ist die Gleichung x 2 5 y 2 3 displaystyle x 2 5y 2 pm 3 nbsp aber offensichtlich unlosbar in den ganzen Zahlen was im Widerspruch zu unserer Annahme steht Also ist die Zahl 3 displaystyle 3 nbsp in O Q 5 displaystyle rm mathcal O mathbb Q sqrt 5 nbsp irreduzibel und man beweist analog dass es auch die Zahlen 7 1 2 5 displaystyle 7 rm 1 pm 2 sqrt 5 rm nbsp sind Dass die Zahlen 3 displaystyle 3 nbsp und 7 displaystyle 7 nbsp nicht zueinander assoziiert sind ist klar Genauso konnen 1 2 5 displaystyle 1 2 sqrt 5 rm nbsp und 1 2 5 displaystyle 1 2 sqrt 5 nbsp als Konjugierte nicht zueinander assoziiert sein Angenommen die Zahlen 3 displaystyle 3 nbsp und 7 displaystyle 7 nbsp seien zu 1 2 5 displaystyle 1 pm 2 sqrt 5 nbsp assoziiert dann waren die Bruche 1 2 5 3 1 2 5 7 O Q 5 displaystyle frac 1 pm 2 sqrt 5 3 frac 1 pm 2 sqrt 5 7 in rm mathcal O mathbb Q sqrt 5 nbsp Da aber sowohl die Spur von 1 2 5 3 displaystyle frac 1 pm 2 sqrt 5 3 nbsp als auch von 1 2 5 7 displaystyle frac 1 pm 2 sqrt 5 7 nbsp nicht ganzzahlig sind konnen die Elemente 1 2 5 3 1 2 5 7 displaystyle frac 1 pm 2 sqrt 5 3 frac 1 pm 2 sqrt 5 7 nbsp somit nicht in O Q 5 displaystyle rm mathcal O mathbb Q sqrt 5 nbsp liegen Also sind die Zahlen nicht zueinander assoziiert Folglich liegen fur die Zahl 21 displaystyle 21 nbsp zwei verschiedene Primfaktorzerlegungen in O Q 5 displaystyle rm mathcal O mathbb Q sqrt 5 nbsp vor Wir sehen also dass der Fundamentalsatz der Zahlentheorie und damit die Eindeutigkeit der Primfaktorzerlegung im Allgemeinen nicht mehr vorausgesetzt werden kann Probleme dieser Art sind heute mit der Kummerschen Idealtheorie in den Griff zu bekommen Geleitet von den komplexen Zahlen bestand Kummers Absicht darin einen erweiterten Bereich neuer idealer Zahlen zu schaffen sodass diese sich eindeutig in das Produkt idealer Primzahlen zerlegen lassen Die von Kummer entwickelte Theorie der idealen Zahlen wurde durch den deutschen Mathematiker Richard Dedekind systematisiert und man bezeichnet heute die idealen Zahlen einfach als die Dedekindschen Ideale des Ringes O Q d displaystyle rm mathcal O mathbb Q sqrt d nbsp Das Fundamentaltheorem der Dedekindschen Idealtheorie liefert nun die Verallgemeinerung des Satzes der eindeutigen Primfaktorzerlegung und zeigt einen Weg auf mit der Mehrdeutigkeit der Primfaktorzerlegung umzugehen und eine Analogie zum Fundamentalsatz der Zahlentheorie wiederherzustellen Siehe dazu etwa Dedekindring Primidealzerlegung BearbeitenDass die Primidealzerlegung eines Hauptideals p O Q d displaystyle p rm mathcal O mathbb Q sqrt d nbsp fur eine Primzahl p displaystyle p nbsp nicht willkurlich sein kann folgt schon aus der Norm N p O Q d p 2 displaystyle N left p rm mathcal O mathbb Q sqrt d right p 2 nbsp Das heisst p O Q d displaystyle p rm mathcal O mathbb Q sqrt d nbsp ist entweder ein Primideal oder zerfallt in das Produkt zweier nicht notwendigerweise verschiedener Primideale der Norm p displaystyle p nbsp Eine Primzahl p displaystyle p nbsp heisst in Q d displaystyle mathbb Q sqrt d nbsp trage wenn p O Q d p displaystyle p rm mathcal O mathbb Q sqrt d rm mathfrak p nbsp ein Primideal ist zerlegt wenn p O Q d p p displaystyle p rm mathcal O mathbb Q sqrt d rm mathfrak p rm mathfrak p nbsp mit Primidealen p p O Q d displaystyle rm mathfrak p neq rm mathfrak p trianglelefteq rm mathcal O mathbb Q sqrt d nbsp verzweigt wenn p O Q d p 2 displaystyle p rm mathcal O mathbb Q sqrt d rm mathfrak p 2 nbsp fur ein Primideal p O Q d displaystyle rm mathfrak p trianglelefteq rm mathcal O mathbb Q sqrt d nbsp Der dritte Fall tritt genau fur die endlich vielen Primteiler der Diskriminante auf Die anderen beiden Falle treten in einem gewissen Sinne gleichhaufig auf dies folgt aus dem Chebotarevschen Dichtigkeitssatz Man findet nun ohne grossen Aufwand dass fur d 0 1 displaystyle d neq 0 1 nbsp die Diskriminante eines quadratischen Zahlkorpers D Q d 4 d falls d 2 3 mod 4 d falls d 1 mod 4 displaystyle Delta mathbb Q sqrt d begin cases 4d amp text falls d equiv 2 3 mod 4 d amp text falls d equiv 1 mod 4 end cases nbsp Man beachte dass stets Q d Q D Q d displaystyle mathbb Q sqrt d mathbb Q left sqrt Delta mathbb Q sqrt d right nbsp gilt Mit Hilfe der Diskriminante und des Legendre Symbols lasst sich eine ubersichtliche Beschreibung des Verhaltens von ungeraden Primzahlen in einem quadratischen Zahlkorper geben Satz Zerlegungsgesetz Fur eine ungerade Primzahl p displaystyle p nbsp in Q d displaystyle mathbb Q sqrt d nbsp gilt Ist p D Q d displaystyle p mid Delta mathbb Q sqrt d nbsp dann ist p p d 2 displaystyle p p sqrt d 2 nbsp und p displaystyle p nbsp ist verzweigt Ist D Q d p 1 displaystyle left frac Delta mathbb Q sqrt d p right 1 nbsp dann ist p displaystyle p nbsp zerlegt Ist D Q d p 1 displaystyle left frac Delta mathbb Q sqrt d p right 1 nbsp dann ist p displaystyle p nbsp trage Beweis Siehe ZerlegungsgesetzBemerkung Die Primzahl 2 displaystyle 2 nbsp wurde ausgeschlossen Es gilt aber dass 2 displaystyle 2 nbsp in Q d displaystyle mathbb Q sqrt d nbsp trage ist wenn d 5 mod 8 displaystyle d equiv 5 text mod 8 nbsp Sie ist zerlegt wenn d 1 mod 8 displaystyle d equiv 1 text mod 8 nbsp und sie ist verzweigt falls d 2 3 mod 4 displaystyle d equiv 2 3 text mod 4 nbsp Die Aussage fur die Tragheit gilt auch fur die Zerlegung in Primelemente im Allgemeinen lassen sich solche Aussagen aber genau dann auf Primelemente fortsetzten wenn Q d displaystyle mathbb Q sqrt d nbsp Hauptidealring ist also eindeutige Zerlegung in Primelemente besitzt oder aquivalenterweise Klassenzahl 1 displaystyle 1 nbsp hat BeispielBetrachtet man beispielsweise 15 37 displaystyle left frac 15 37 right nbsp so erhalt man durch mehrfache Anwendung des quadratischen Reziprozitatsgesetzes dass die Primzahl 37 displaystyle 37 nbsp in Q 15 displaystyle mathbb Q sqrt 15 nbsp trage ist Denn 15 37 1 37 3 37 5 37 1 18 1 8 2 5 1 1 1 1 displaystyle left frac 15 37 right left frac 1 37 right left frac 3 37 right left frac 5 37 right 1 18 left frac 1 8 right left frac 2 5 right 1 cdot 1 cdot 1 1 nbsp Literatur BearbeitenMichael Artin Algebra Aus dem Englischen ubersetzt von Annette A Campo Birkhauser Basel u a 1993 ISBN 3 7643 2927 0 Inhaltlich unveranderter Nachdruck ebenda 1998 ISBN 3 7643 5938 2 Jurgen Neukirch Algebraische Zahlentheorie Springer Berlin u a 1992 ISBN 3 540 54273 6 Unveranderter Nachdruck ebenda 2007 ISBN 978 3 540 37547 0 Alexander Schmidt Einfuhrung in die algebraische Zahlentheorie Springer Berlin u a 2007 ISBN 978 3 540 45973 6 Don B Zagier Zetafunktionen und quadratische Korper Eine Einfuhrung in die hohere Zahlentheorie Springer Berlin u a 1981 ISBN 3 540 10603 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Beweis zum Zerlegungsgesetz Lern und Lehrmaterialien Franz Lemmermeyer Quadratische Zahlkorper Schnupperkurs Einzelnachweise Bearbeiten Otto Forster Algebraische Zahlentheorie Abgerufen am 27 August 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quadratischer Zahlkorper amp oldid 236857644