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Prakolumbische Kunst ist die Kunst der indianischen Volker vor der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus 1492 und ihrer Kolonisierung im 16 Jahrhundert Im engeren Sinne werden darunter vor allem die Textilien und Keramiken Steinskulpturen und reliefs sowie die Malerei und Architektur der meso und sudamerikanischen Hochkulturen verstanden Stein der Sonne Toltekische Statuen in Tula 11 JahrhundertAufgrund einer nur rudimentar vorhandenen Schriftkultur kam der Kunst als wichtigstem Kommunikationsmedium der amerikanischen Urbevolkerung besondere Bedeutsamkeit zu Die wenigsten prakolumbischen Kulturen besassen jedoch ein eigenes Wort fur Kunst da sie meist untrennbar mit Alltag Mythos und religiosem Ritual verbunden war Da diese Kulturtraditionen vielfach endgultig abgebrochen und nur noch archaologisch nachweisbar sind fallt die Deutung der Kunstwerke die von ihnen Zeugnis ablegen oft schwer Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Nordamerika 1 1 1 Arktis Subarktis und Nordwestkuste 1 1 2 Kalifornien Plateau und Grosses Becken 1 1 3 Prarie und Plains 1 1 4 Nordosten und Sudosten 1 1 5 Sudwesten 1 2 Mesoamerika 1 2 1 Olmeken 1 2 2 Izapa 1 2 3 Teotihuacan 1 2 4 Zapoteken 1 2 5 Maya 1 2 6 Tolteken Mixteken und Azteken 1 3 Sudamerika 1 3 1 Chavin 1 3 2 Paracas und Nazca 1 3 3 Moche 1 3 4 Tiwanaku 1 3 5 Chimu 1 3 6 Inka 2 Rezeption 2 1 Prakolumbische Kunst und die Konquistadoren 2 2 Forschungsgeschichte 2 3 Rezeption in der modernen Kunst 2 4 Offentliche Sammlungen und Museen 2 5 Prakolumbische Kunst auf dem internationalen Markt 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenKennzeichnend fur die prakolumbische Kunst ist der stetige Wandel zwischen eher naturalistischen und abstrakteren Formen der nicht kontinuierlich sondern in Phasen verlief Die Entscheidung fur oder gegen einen bestimmten Stil war allein Ausdruck kulturellen Geschmacks und nicht etwa einer zielgerichteten Entwicklung von einer archaischen hin zu einer progressiveren Asthetik Periodisierungen sind aufgrund der Heterogenitat der kunstlerischen Traditionen lediglich innerhalb einzelner Kulturen moglich Die prakolumbische Kunst ist nahezu ausnahmslos unsigniert so dass einzelne Kunstler nicht bekannt sind 1 Die altesten Kunstzeugnisse in Sudamerika sind Hohlenmalereien in der Caverna da Pedra Pintada in Brasilien die ins 12 Jahrtausend v Chr datiert werden Eine mit roter Farbe auf einen Bisonschadel aufgebrachte Zickzacklinie gefunden an einem Jagdplatz der Folsom Kultur in Oklahoma gilt als alteste bekannte Malerei Nordamerikas und datiert in die Zeit zwischen 10 900 und 10 200 v Chr Nordamerika Bearbeiten nbsp Keramik Schale der Chaco Canyon Kultur 11 13 JahrhundertIn Nordamerika entwickelten sich vor allem an der Westkuste und in den ostlichen Waldlandern um die grossen Seen und den Mississippi sehr fruh indianische Kulturen die sich kunsthandwerklich und kunstlerisch betatigten Ihre Arbeiten wurden oft sehr weit gehandelt und uberquerten mitunter den halben Kontinent ehe sie ihren endgultigen Besitzer fanden Aus diesem Grund lassen sich die gefundenen Objekte haufig nicht eindeutig einer bestimmten Kultur zuordnen Zudem verwendeten die Indianer oft schnell vergangliche Materialien was ein Grund dafur ist warum die prakolumbische nordamerikanische Kunst allgemein weniger gut erforscht ist als die Meso und Sudamerikas Dies betrifft etwa Artefakte aus Holz Textilien und die Flechtkunst besonders aber auch kunstlerische Ausdrucksformen wie die Sandbilder der Navajo Indianer deren Ursprunge offenbar weit in der Vergangenheit liegen Archaologisch sehr bedeutsame Fundstatten sind die Mounds die als Grab oder Zeremonialstatten dienten Nordamerika lasst sich in verschiedene Kulturareale einteilen die sich bedingt vor allem durch die facettenreiche Geographie und die verschiedenartigen klimatischen Bedingungen des Kontinents gesellschaftlich wirtschaftlich und religios stark unterscheiden Seit 1978 hat sich die Untergliederung der Smithsonian Institution allgemein durchgesetzt Sie teilt Nordamerika in folgende Gebiete ein Arktis Subarktis Nordwestkuste Kalifornien Sudwesten Grosses Becken Plateau Prarie und Plains Nordosten und Sudosten Arktis Subarktis und Nordwestkuste Bearbeiten nbsp Elfenbeinschnitzerei in Form eines Eisbaren Dorset KulturDen prahistorischen Ipiutak und Okvikkulturen der Arktis aus denen spater die Thulekultur hervorging standen nur wenige Materialien zur Verfugung um sich kunsthandwerklich zu betatigen Sie hinterliessen vor allem figurliche Schnitzereien aus Walross Elfenbein uberwiegend in Form von Tierfiguren und Masken Spatere arktische Kulturen fuhrten diese Tradition fort die stilistischen Feinheiten die sich dabei entwickelten machen oft erst ihre genauere Untergliederung moglich Neben Knochen nutzten die Aleuten und Eskimo auch Treibholz fur ihre Schnitzarbeiten Die Nordwestkuste bot ihren Bewohnern hingegen vergleichsweise gute Lebensbedingungen Das Meer war reich an Fischen und direkt an die Kuste schlossen sich dichte Walder an in denen Hirsche und andere Tiere bejagt werden konnten Sehr bald kam die Holzverarbeitung auf wobei vor allem das Holz des Riesenlebensbaumes verwendet wurde Die zum Schnitzen verwendeten Werkzeuge waren aus scharfen Feuerstein Klingen gefertigt Techniken der Metallverarbeitung wurden erst von den Europaern eingefuhrt Die Werke verwitterten schnell und uberstanden kaum 100 Jahre so dass heute fast nur noch die Beile und Hammer die Bildschnitzkunst dieser Kulturen bezeugen 2 Kalifornien Plateau und Grosses Becken Bearbeiten Kalifornien war durch das Grosse Becken und das Columbia Plateau von den anderen Kulturen Nordamerikas nahezu vollig isoliert Die wichtigsten kunstlerischen Ausdrucksformen seiner Bewohner waren die Korbflechterei die grundsatzlich als Mutter der nordamerikanischen indianischen Kunst gelten kann und hier anstelle von Keramik zur Herstellung der meisten Gefasse verwendet wurde und Felsbilder in Form von Petroglyphen und Hohlenmalereien Die Flechtkunst entwickelte sich spatestens ab dem 3 Jahrtausend v Chr und war zum Zeitpunkt der Ankunft der Europaer bereits so weit fortgeschritten dass sie im Gegensatz zu allen anderen Kunst und Handwerksformen auch in den Jahrhunderten danach kaum mehr von ihnen beeinflusst wurde 3 Als Materialien dienten unter anderem Gras und Palmlilien die dann mit mineralischen oder pflanzlichen Farben verziert wurden Neben dem einfachen Flechten entwickelten die indianischen Frauen die die Kunst dem Mythos zufolge zum Anbeginn der Zeit von den Gottern selbst gelernt haben sollen 4 auch die Zwirnbindung und die Spiralwulsttechnik die zu sehr variablen Mustern und Oberflachenstrukturen fuhrten Felsbilder waren an der Westkuste Nordamerikas auch noch nach dem Ende der archaischen Periode ein wichtiges Medium der Kunst Die wenigsten dieser Darstellungen durften alter als 5000 Jahre sein 5 einige der bekanntesten wie die vom Newspaper Rock im Canyonlands Nationalpark stammen gar erst aus der Zeit nach der europaischen Entdeckung der Neuen Welt erkennbar ist das beispielsweise an der Darstellung von Pferden die als Neobiota erst mit den Konquistadoren nach Amerika gelangten Die eher marginalen Kulturen des Grossen Beckens und des Plateaus zeigen in ihrer Kunst eine Mischung aus Einflussen der sie umgebenden Volker des Nordwestens und der Prarie Indianer Gesondert hervorzuheben sind die etwa 2000 Jahre alten Specksteinplastiken die am Fraser River gefunden worden sind und die vermutlich bei Initiationsriten eine Rolle spielten 6 Prarie und Plains Bearbeiten Die nomadische Lebensweise der Prarie Indianer bedingte dass ihre Kunst uberwiegend kleinformatig und so leicht zu transportieren war Besondere Kunstfertigkeit zeigten sie in der bildhauerischen Gestaltung von Pfeifenkopfen aus Catlinit das aus den heiligen Steinbruchen von Minnesota gewonnen wurde Andere Formen kunsthandwerklicher Tatigkeit war die farbliche Gestaltung von Leder die sich vor dem Kontakt mit den Europaern nahezu ausschliesslich geometrischer Muster bediente und die Perlenknupferei 7 Nordosten und Sudosten Bearbeiten nbsp Kupferpektorale in Form eines Falken aus der Hopewell Kultur 200 v Chr 100 n Chr nbsp Korb aus der Basketmaker Periode der Pueblo Indianer um 450 750Einige der reichsten und am hochsten entwickelten Kulturen Nordamerikas entwickelten sich in den ostlichen Waldlandern an den Grossen Seen und entlang des Mississippi Unter ihnen sind vor allem die Adena Kultur die Hopewell Kultur und die Mississippi Kultur namentlich zu nennen In den von ihnen angelegten Mounds wurden auch schneller vergangliche Materialien wie Holz oft gut konserviert Die Caddo und die Calusa Kulturen hinterliessen einige teils bis ins 13 Jahrhundert zu datierende kunstvoll gestaltete Holzmasken und figuren 8 Neben den konservierenden Hohlraumen der Spiro Mounds in Oklahoma bewahrte auch der sauerstoffarme Sumpfboden Floridas viele Holzschnitzereien vor dem Verfall Obwohl die nordamerikanischen Indianer keine Techniken zur Metallschmelzung entwickelten entwickelten sich hier die sogenannten Old Copper Kulturen die das in grosser Reinheit vorkommende Kupfer durch Kalthammern zu kunstvollen Objekten verarbeiten konnten ohne es vorher einschmelzen zu mussen Wahrend zu Beginn vor allem Werkzeuge hergestellt wurden fertigten die Kunstler ab etwa 1000 v Chr uberwiegend Schmuck und andere Prestigeobjekte was auf eine zunehmende Hierarchisierung ihrer Gesellschaft hindeutet 9 Auch Keramiken sind in grosser Zahl erhalten Am archaologischen Fundplatz Poverty Point in Louisiana wurden figurliche Artefakte und mit Ritzungen dekorierte Keramiken gefunden die auf das 18 bis 10 Jahrhundert v Chr datiert werden Besonders reich verzierte Tonwaren hinterliessen die Angehorigen der Mississippi Kultur die dank des Ackerbaus und des Kulturaustausches mit den mesoamerikanischen Kulturen das am weitesten entwickelte Gemeinwesen Nordamerikas entwickelten und bluhende Stadte errichteten die jedoch bald nach Ankunft der Europaer infolge der eingeschleppten Krankheiten nahezu vollstandig entvolkert wurden 10 Daneben entwickelten die Indianer der Waldlander den Wampumhandel und andere Formen der Perlenstickerei die sich neben Muscheln vor allem verschiedensten Schmucksteinen aus melierten und gemasertem Schiefer oder Speckstein bediente Sudwesten Bearbeiten Der Sudwesten Nordamerikas ist die Heimat der Pueblo Indianer deren Kunsttradition sich in engem Austausch mit den Hochkulturen Mesoamerikas entwickelte Wie in vielen anderen Teilen Nordamerikas ging auch hier die Korbflechterei der Keramik voraus die Basketmaker Kultur bildete das Formativum ihrer Kunst Mit der Sesshaftigkeit entwickelte sich bei den Mogollon und die Anasazi Kulturen jedoch auch die Topferei Die Hohokam Indianer schurften die Schmucksteine Turkis und Jett die sie teilweise selbst verarbeiteten oder aber an die Azteken exportierten Mesoamerika Bearbeiten nbsp Fresko mit Schlachtendarstellung Cacaxtla um 700Mesoamerika ist der Ursprungsort mehrerer Hochkulturen die sich in ihren politischen okonomischen und kulturellen Wesenszugen sehr ahnlich waren und unter denen die Maya und die Azteken die bekanntesten sind Voraussetzung fur ihren Aufstieg war die ab etwa 1500 v Chr nachweisbare Kultivierung von Mais die die Volker Mittelamerikas wirtschaftlich und soziokulturell stabilisierte Etwa zur selben Zeit setzte ein uberregionaler Handel mit seltenen Rohstoffen und Gutern ein vor allem mit dem Vulkanglas Obsidian das kunstgeschichtlich als Werkstoff und Werkzeug gleichermassen grosse Bedeutung erhalten sollte Gemeinsam mit der Herstellung von Keramik bildete dies die Grundlage fur die urbane Revolution die sich daraufhin vollzog und die sich in den zahlreichen prakolumbischen Ruinen archaologisch nachweisen lasst Die mesoamerikanische Kunst ist zu einem uberwiegenden Teil ikonographisch angelegt und daher oft nur im Kontext religioser und kosmologischer Vorstellungen sowie ritueller Praktiken und Zeremonien zu verstehen Die Maya schliesslich entwickelten eine Asthetik in der nicht nur das kunstlerisch Dargestellte sondern auch der kunstlerische Schopfungsakt als solcher zunehmend in das Bewusstsein ruckte und reflektiert wurde 1 Der uberregionale Einfluss der mesoamerikanischen Hochkulturen ist auch noch in Nord und Sudamerika spurbar etwa in der indianischen Mississippi Kultur deren Handelswege sich bis in den Golf von Mexiko erstreckten und in der sudamerikanischen Chavin Kultur die zahlreiche stilistische Charakteristika mit den Olmeken teilt Olmeken Bearbeiten nbsp El Senor de las Limas Nephritplastik der mexikanischen Olmeken Kultur um 1000 600 v Chr Die zwischen 1500 und 500 v Chr nachweisbaren Olmeken mit ihren urbanen Zentren in La Venta und San Lorenzo Tenochtitlan bildeten die wohl fruheste Hochkultur Mesoamerikas 11 und gelten durch ihren Einfluss auf die Zapoteken und die Maya oft als deren Mutterkultur Sie gingen moglicherweise aus der Mokaya Kultur hervor oder entwickelten sich parallel zu ihr Die altesten kunstlerischen Zeugnisse der Olmeken sind Keramiken vor allem mit ihren monumentalen Steinskulpturen Gesichtsmasken und den beruhmten Kolossalkopfen aus Jade und Basalt sowie architektonischen Errungenschaften wie den Zeremonialpyramiden pragten sie nachhaltig Kunst und Kultur Mittelamerikas Die erhaltenen Figuren und Figurinen sind im Stil vergleichsweise naturalistisch die Mehrzahl von ihnen stellt Menschen oder Jaguarmenschen dar Figurliche Darstellungen von Tieren sind im Vergleich eher selten Zum bildhauerischen Repertoire der Olmeken zahlten neben Skulpturen auch Stelen und Reliefs Izapa Bearbeiten Izapa war zwischen 500 v Chr und 300 n Chr eine der grossten Stadte Mesoamerikas Die Kultur ihrer Bewohner gilt als von den Olmeken und Mokaya beeinflusst und pragte ihrerseits die der Maya Wichtigste Kunst war die Bildhauerei die jedoch weniger figurlich arbeitete als die olmekische zuvor sondern vor allem mit Reliefs bedeckte Stelen und Altare schuf Im Dekor zeigten die Kunstler oft bemerkenswerte Originalitat und eine Vorliebe fur mythische Illusionen Schimaren und Metamorphosen als Beispiel sei das auf Stele 25 dargestellte Krokodil genannt das sich in einen Baum mit Vogeln in den Zweigen verwandelt 12 Teotihuacan Bearbeiten nbsp Teotihuacan skulpturDie Kultur von Teotihuacan wird oft neben der der Zapoteken und der Maya als die klassische Zeit mesoamerikanischer prakolumbischer Kunst betrachtet Die Architektur der Stadt die etwa ab 500 v Chr besiedelt wurde und seit 100 n Chr uber funfhundert Jahre lang das bedeutendste kulturelle Zentrum im zentralen Hochland Mesoamerikas war ist mit ihrem Talud tablero Baustil und der zentral gelegenen Sonnenpyramide als charakteristisch fur die gesamte Epoche anzusehen 13 Die bedeutendste erhaltene Kunstform Teotihuacans ist die in Harmonie mit der Architektur stehende farbenprachtige Wandmalerei die in fast allen Gebauden zu finden ist und eine grosse Vielfalt an Motiven und Symbolen aufweist Auch Skulpturen wie die Malerei zumeist in die Bauwerke integriert und stark abstrahiert Hunderte Masken aus Jade und Alabaster und Keramiken bezeugen die fortgeschrittene kulturelle Entwicklung der Stadt Zapoteken Bearbeiten Die sudmexikanischen Zapoteken mit ihrer Hauptstadt in Monte Alban standen der Kultur von Teotihuacan sehr nahe und erreichten ihre Blutezeit in den ersten acht nachchristlichen Jahrhunderten 14 Sie entwickelten ein Schrift und Zahlensystem das vielleicht als das alteste ganz Amerikas anzusehen ist und hinterliessen Keramiken und Plastiken in grosser Zahl Besonders charakteristisch sind die Graburnen aus gebranntem Ton die haufig figurlich gestaltet sind und Gotter und Ahnen darstellen Architektonisch bedeutsam ist vor allem die eigenstandige in Mesoamerika einzigartige geometrische Wandornamentik in Mitla dem nach Monte Alban zweiten Zeremonialzentrum der Zapoteken Das bauliche Konzept der Stadt und die Gestaltung der Wande gehen eventuell auf mixtekische Einflusse zuruck Die Mauern sind mosaikartig mit Maandern Zickzack und Dreiecksmustern bedeckt im Inneren finden sich daneben vereinzelt Malereien in Weiss auf rotem Grund 15 nbsp Zapotekische Architektur in Monte Alban nbsp Geometrische Reliefs in Mitla nbsp Goldschmiedekunst der Mixteken mit Turkis Einschlussen aus YanhuitlanMaya Bearbeiten Die Maya entwickelten die reichste und die langste durchgehende Tradition der prakolumbischen Kunst Sie entfaltete sich von etwa 500 v Chr bis zur spanischen Kolonialzeit also uber einen Zeitraum von annahernd zweitausend Jahren und durchlief dabei eine kontinuierliche Entwicklung die oft in eine praklassische klassische und postklassische Phase eingeteilt wird Weitere kultur und kunsthistorische Gliederungsmoglichkeiten ergeben sich geographisch durch die Einteilung des von den Maya besiedelten Territoriums in Hoch und Tiefland Das Zentrum der Maya Kultur lag lange Zeit auf der Halbinsel Yucatan die Fundsachen aus der von Dschungel umgebenen Stadt Palenque vereinigen zahlreiche besonders typische Merkmale der Maya Kunst Die reprasentativste Gattung ist die Bildhauerei die die charakteristischen mit Reliefs und Hieroglyphen bedeckten Stelen hervorgebracht und stilistisch auch auf Architektur und Malerei Einfluss genommen hat Neben Stein nutzten die Maya auch alle anderen ihnen zur Verfugung stehenden Materialien darunter Holz Keramik Stuck und Textilien erst spat kommt die Verarbeitung von Edelmetallen auf die fast ausschliesslich als Werkstoff und nur sehr selten als Werkzeug verwendet wurden Stattdessen wurde uberwiegend hartes Gestein wie Diorit und Basalt zur Bearbeitung der Materialien genutzt Die fruhe Kunst der Maya orientiert sich noch an fremden Vorbildern spatestens im 7 Jahrhundert jedoch ist der typische eigene Stil entwickelt die anfangs noch ruhige geradezu steife Komposition wird gegen Ende des 8 Jahrhunderts zudem freier und dynamischer In der Keramik zeigt sich die gesamte Bandbreite von Gefassen bis hin zu figurlichen Waren die haufig als Grabbeigabe genutzt wurden Zeugnis davon legt vor allem die Nekropole Jaina ab Die Topferwaren sind die Trager der eindrucklichsten und vielseitigsten Malereien aus der Maya Zeit daneben ist die Malkunst auch durch Wandmalereien die farbliche Gestaltung von Skulpturen und durch die Bilderhandschriften vertreten nbsp Codex Dresdensis der Maya um 1200 nbsp Bemaltes Keramikgefass Maya Kultur um 600 900Tolteken Mixteken und Azteken Bearbeiten Die kunstlerische Tradition der Tolteken Mixteken und Azteken wird oft als nachklassische Periode der mesoamerikanischen prakolumbischen Kunst zusammengefasst Die Kunst der Tolteken geht auf die von Teotihuacan zuruck die der Mixteken baut auf zapotekische Traditionen auf Die Azteken unterwarfen Stadte beider Volker liessen sich oftmals deren kunsthandwerklichen Artefakte als Tribut entrichten und machten sich ihre Stile Motive und Techniken zu eigen durch dieses Konglomerat entstand ein grosser kunstlerischer Reichtum Die hauptsachlichen Ausdrucksmittel der toltekischen Kunst waren die Plastik und das Relief die mixtekische Kultur hingegen bediente sich vor allem der Malkunst und zeichnete sich durch hochwertige Keramiken und Goldschmiedearbeiten aus Obwohl mit der Militarisierung der mesoamerikanischen Reiche eine Profanierung einherging ist mit der uber zwei Meter hohen Coatlicue Statue eine der beruhmtesten aztekischen Skulpturen vor allem rituell von grosster Bedeutung Gleiches gilt fur den Stein der Sonne und den Stein des Tizoc die vermutlich im Opferkult eine Rolle spielten und zwei der bedeutsamsten Beispiele aztekischer Reliefkunst sind Prakolumbische aztekische Codices sind von den europaischen Kolonisatoren zum Grossteil zerstort worden die kunstlerische Tradition wahrte jedoch auch unter spanischer Herrschaft noch einige Jahrzehnte fort nbsp Aztekisches oder mixtekisches Turkismosaik in Form einer doppelkopfigen Schlange 15 16 Jahrhundert nbsp Aztekische Coatlicue Statue 13 16 JahrhundertSudamerika Bearbeiten nbsp Keramische Lama Figurine der Chancay Kultur um 1000 1470 nbsp Keramische Figurine der Recuay Kultur 100 v Chr 300 n ChrDie prakolumbische sudamerikanische Kunst findet ihre bedeutsamsten Vertreter in den Hochkulturen der Andenregion vor allem in der Kultur von Chavin und im Inka Reich Ausserhalb dieses Kulturraums entwickelte sie sich besonders im sogenannten Zwischengebiet in Zentralamerika das eine geographische wirtschaftliche aber kulturelle Verbindung zwischen den mesoamerikanischen und sudamerikanischen stadtischen Zivilisationen herstellte So zeichnet sich etwa die Quimbaya Kultur die im Gebiet des heutigen Kolumbien zur Blute reifte vor allem durch herausragende Arbeiten im Bereich der Goldschmiedekunst aus Anderenorts brachten etwa die Bewohner der brasilianische Insel Marajo bereits sehr fruh hochwertige und kunstvoll gestaltete Keramiken hervor Auffallend im Vergleich zu Mesoamerika ist bei den Andenkulturen der hohe Stellenwert des Totenkultes Wahrend die Verstorbenen in Mittelamerika oftmals nicht weit von den Lebenden entfernt oder gar mitten in den Stadten beerdigt wurden legten Kulturen in Sudamerika in aller Regel weitraumige Friedhofe und Nekropolen an und statteten die Graber reich mit Grabbeigaben aus Dies begunstigte eine erhohte Produktion von Keramiken und Textilien die entweder speziell fur die Toten hergestellt wurden oder nach ihrem Begrabnis durch neue Waren ersetzt werden mussten Bemerkenswert sind auch die monumentalen Geoglyphen neben denen der Nazca vor allem die in der Atacama Wuste unter denen der sogenannte Riese von Atacama der grosste ist Chavin Bearbeiten Die Chavin Kultur gilt als alteste bekannte Hochkultur Sudamerikas Sie entwickelte sich zeitlich parallel zur Olmeken Kultur und ist dieser in vielfacher Hinsicht sehr ahnlich Der Lanzon eine der bekanntesten Skulpturen aus Chavin stammt aus dem dem gleichnamigen Gott gewidmeten Tempel nordlich der Hauptpyramide und stammt aus der Fruhzeit der Kultur Der Spatphase zuzuordnen ist hingegen die Raimondi Stele Stilistisch typisch sind verhaltnismassig strenge Symmetrie und die stete Wiederholung von Motiven die zur Musterbildung fuhren 16 In den aus unterschiedlichsten Kreaturen zusammengesetzten Kompositfiguren besonders haufig vertreten sind fleischfressende Tiere mit uberdimensionierten Krallen Klauen und Zahnen die offensichtlich in der Ikonographie der Kultur eine grosse Rolle spielten 17 Paracas und Nazca Bearbeiten Einen erheblichen Einfluss ubte die Chavin Kultur auf eine auf der Halbinsel Paracas entstehende Zivilisation aus die von etwa 900 bis 200 v Chr bestand Aufgrund des trockenen Wustenklimas erhielten sich aus der Paracas Kultur auch schnell vergangliche Materialien wie Textilien die aussergewohnlich gut erhalten und geschickt verziert sind und zu den schonsten und hochwertigsten Webarbeiten Amerikas gezahlt werden Daneben sind vor allem Keramiken erhalten die ebenfalls das handwerkliche Konnen ihrer Schopfer bezeugen jedoch nur sparlich dekoriert sind und einige Objekte aus Gold Wiederum von der Paracas Kultur in der Spatzeit auch von der Wari Kultur stark beeinflusst war die nachfolgende Kunst der Nazca die sich nicht nur in Topferwaren und Textilien sondern vor allem in faszinierenden Geoglyphen ausdruckt den sogenannten Nazca Linien In der uberwiegend auf Keramiken erhaltenen sehr symbolhaften und hochstilisierten Malerei zeigten sich die Nazca ausgesprochen farbenfroh Beliebte Motive die sich in ahnlicher Form sowohl auf Gefassen als auch auf den Textilien finden sind Tiere und Damonen besonders Affen Raubkatzen und Vogel die offenbar je nach Gemut entweder Korner und Samen oder aber erbeutete Menschenkopfe in den Klauen tragen 18 nbsp Webware der Paracas Kultur 1 Jahrhundert nbsp Herr von Sipan nbsp Keramikfigur einer gebarenden Frau Moche Kultur um 50 800 nbsp Keramikfigur Moche Kultur um 50 800Moche Bearbeiten nbsp Relief in Huaca de la LunaDie Moche Kultur an der Kuste des heutigen Peru entwickelte eine auf eine sehr naturalistische Asthetik ausgerichtete Kunst und bediente sich mit Holz Edelmetallen und vor allem der abwechslungsreich gestalteten Keramik einer grossen Menge an Werkstoffen in deren Bearbeitung sie jeweils beeindruckende Techniken entwickelte und in der die gesamte Vielfalt menschlichen Lebens wiedergegeben wurde Auffallend ist die relativ grosse Zahl und Bandbreite erotischer Darstellungen deren Sinngehalt noch immer nicht vollstandig erschlossen ist Die von den Moche aus Lehmziegeln errichtete Sonnenpyramide war vor ihrer weitestgehenden Zerstorung durch die Spanier eines der grossten Bauwerke in ganz Amerika Tiwanaku Bearbeiten nbsp Sonnentor von TiwanakuDie Tiwanaku Kultur die zwischen 700 und 900 ihre Blute erreichte zeichnet sich sowohl in Monumentalarchitektur als auch in der Ikonografie Southern Andean Iconographic Series durch streng statische geometrische uberwiegend rechteckige Formen aus Die Monolithen erreichen Hohen von bis zu sieben Metern etwa der Bennett Monolith Das beruhmteste Monument ist das aus einem einzigen Block gefertigte drei Meter hohe sogenannte Sonnentor das im oberen Teil mit einem Basrelief und dem als Hochrelief ausgefuhrten Gesicht einer frontal abgebildeten Figur Stabgott verziert ist Die Keramik ist gepragt von eindrucklicher Farbigkeit und lebhaften dynamischen und uberwiegend figurlich naturalistischen Verzierungen Im Vergleich zu anderen sudamerikanischen Kulturen ist das Repertoire an Motiven in Tiwanaku jedoch relativ begrenzt und eher von Variation als von Innovation gepragt 19 In der Metallverarbeitung entwickelte sich die Legierung von Kupfer mit Zinn zu Bronze zu grosser Meisterschaft nbsp Ponce Monolith nbsp Incensario nbsp Viereckiger Hut nbsp Rekonstruktion von PumapunkuChimu Bearbeiten Die Chimu Kultur war im Andenraum die letzte die sich noch gegen die Inka behaupten konnte erst 1470 kurz vor der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus wurde der letzte Konig Minchancaman besiegt und sein Reich dem der Inka eingegliedert Das Kunsthandwerk der Chimu war von zunehmender Massenfertigung gepragt Keramiken wurden in Formen gebrannt in der Hochphase der Produktion waren allein in der Hauptstadt Chan Chan uber zehntausend Handwerker gleichzeitig tatig 20 Menschliche Figuren Fische und vor allem in der Textilkunst stilisierte Vogel sind die beliebtesten Motive der Chimu Inka Bearbeiten nbsp Die Inka Stadt Machu Picchu errichtet im 15 JahrhundertDie Inka vereinten ab dem 13 Jahrhundert samtliche in der Andenregion bestehende Kulturen in einem einzigen Reich Ihre ureigenste Kunstform ist infolge des umfangreichen Stadtebaus die Architektur Die dabei verwendeten Steine blieben uberwiegend naturbelassen was damit zusammenhangen mag dass die Inka ihnen magische und uberirdische Qualitaten beimassen und so dem Material selbst noch vor seiner Verarbeitung die grosste sinnhafte Bedeutung beimassen 21 Malerei und Bildhauerei ubten sie entsprechend kaum aus es gibt jedoch eine Reihe monumentaler Steinskulpturen die als Bruder der Herrscher galten 22 und einige Kleinplastiken gefertigt uberwiegend aus Holz und Metall vor allem aus Gold Die Verzierung von Keramiken und Textilien ist einfach uberwiegend geometrisch und spiegelt so die Architektur figurliche Darstellungen sind hingegen ausgesprochen selten 23 Mit der spanischen Eroberung ging schliesslich auch die Inka Kultur unter Rezeption BearbeitenPrakolumbische Kunst und die Konquistadoren Bearbeiten nbsp Johann Friedrich von Waldeck The Beau Relief 1832Nach der Eroberung und Plunderung der Aztekenstadt Tenochtitlan durch die Konquistadoren unter Hernando Cortes 1520 wurden einige der wertvollsten Objekte an Karl V geschickt der sie in Brussel ausstellen liess Zu den dort ausgestellten Goldschmiedearbeiten vermerkte Albrecht Durer in seinem Notizbuch Auch sah ich die Dinge die man dem Konig aus dem neuen Goldland gebracht hat Eine ganz goldene Sonne einen ganzen Klafter breit desgleichen einen ganz silbernen Mond eben so gross desgleichen zwei Kammern voll Rustungen der Leute dort und allerlei wundersame Gegenstande zu mancherlei Gebrauch was da viel schoner anzusehen ist als Wunderdinge Diese Sachen sind alle so kostbar gewesen dass man sie hunderttausend Gulden wert schatzt Ich aber habe all mein Lebtag nichts gesehen das mein Herz so sehr erfreut hatte wie diese Dinge Denn ich sah darunter wunderbare kunstvolle Sachen und verwunderte mich uber die subtilen Ingenia der Menschen in fremden Landen Ja ich kann gar nicht genug erzahlen von den Dingen die ich da vor mir gehabt habe 24 Seine Zeitgenossen teilten diese Art der Wertschatzung jedoch nicht und liessen die bestenfalls als exotische Kuriositaten angesehenen Metallkunstwerke im Laufe der Zeit nahezu allesamt einschmelzen weil sie ihren eigentlichen Wert vor allem im verwendeten Material sahen 25 Erst im 19 Jahrhundert setzte in dieser Hinsicht ein grundlegender Paradigmenwechsel ein Johann Friedrich von Waldeck hielt wahrend seiner Reisen nach Amerika Skulpturen und Reliefs der Maya erstmals zeichnerisch fest und wenngleich diese Darstellungen offensichtlich nicht originalgetreu und stark an die neoklassizistische Asthetik des Zeitgeschmacks angeglichen sind so zeigen sie doch seine ernsthafte Anerkennung der Motive als schoner und erhabener Kunstwerke 26 Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Fassade in den Ruinen von Chichen Itza Fotografie von Desire Charnay 1859 60Bereits die Konquistadoren von Habsucht ebenso wie von Neugier getrieben lieferten in ihren Berichten uber die Eroberungen auch Angaben zu den von ihnen aufgefundenen Kunstgegenstanden Hernando Cortes beschreibt in den Cartas de relacion vor allem Stucke aus Edelmetall aber auch Federarbeiten und Bildhauerei ebenfalls aufschlussreich sind etwa die Aufzeichnungen von Francisco Pizarro und Bernal Diaz del Castillo Die nachfolgenden Beschreibungen der uberwiegend franziskanischen und jesuitischen Missionare uber Geschichte Kult und Religion der indigenen Volker Amerikas sind trotz ihrer tendenziosen Farbung noch immer hilfreich zum Verstandnis der hinter der prakolumbischen Kunst stehenden Welt und Menschenbilder 27 Seit der Mitte des 18 Jahrhunderts war die Erkundung Amerikas durch die Europaer von einer zunehmenden Wissenschaftlichkeit gepragt Mit ihr einher ging nun die archaologische Erforschung der in Ruinen liegenden verlassenen Stadte Thomas Jefferson der spatere dritte Prasident der Vereinigten Staaten fuhrte an Indianergrabern in Virginia die wohl erste stratigraphische Untersuchung Amerikas durch 28 Zunehmend bemuhte man sich auch um den langerfristigen Erhalt der aufgefundenen Kunstwerke So rettete beispielsweise der italienische Historiker und Antiquar Lorenzo Boturini Benaduci zahlreiche Bilderhandschriften vor dem sicheren Verfall Im 19 Jahrhundert fuhrte vor allem eine gesteigerte Reiselust die Europaer in die exotischen Urwalder Mittel und Sudamerikas Besondere Erwahnung verdient Alexander von Humboldt der infolge seiner wissenschaftlichen Neuentdeckung Amerikas im Rahmen seiner Forschungsreise 1799 1804 bisweilen mit dem Titel eines zweiten Kolumbus bedacht wird Zunehmend gipfelte die archaologische Erforschung Amerikas jedoch auch in Raubgrabungen Desire Charnay reiste nach Amerika vor allem um Material fur franzosische Museen zu gewinnen 29 war jedoch auch neben Teobert Maler ein Pionier der wissenschaftlichen Fotografie 30 Beginnend mit dem 20 Jahrhundert bildete sich schliesslich die Altamerikanistik als eigenstandige Disziplin heraus Sylvanus Morley war in dieser Zeit einer der wichtigsten Forscher uber die Maya Kultur und machte seine Erkenntnis durch popularwissenschaftliche Schriften einem zunehmend breiten Publikum zuganglich Eduard Seler begann die sprachwissenschaftliche Erarbeitung von Bilderhandschriften ein wichtiger deutscher Archaologie war Max Uhle der fur die Grabungen in Sudamerika deutlich strengere Standards setzte Seitdem ist die Forschung vor allem um eine Verfeinerung der Technik und Methodik bemuht Daneben wurden jedoch auch noch bis in die zweite Halfte des zwanzigsten Jahrhunderts regelmassig neue bislang unbekannte und unerforschte prakolumbische Ruinenstadte entdeckt In der kunstgeschichtlichen Forschung und kunstkritischen Wurdigung begann nun schliesslich eine grundlegende Neubewertung prakolumbischer Asthetik unter den zahlreichen Beitragen zu dem Thema sind etwa die Schriften Paul Westheims zu nennen die vor allem in Mexiko selbst umfangreich rezipiert wurden unter anderem vom spateren Literaturnobelpreistrager Octavio Paz 31 Rezeption in der modernen Kunst Bearbeiten nbsp Chak Mool Statue der Maya KulturIn der modernen insbesondere primitivistischen Kunst wurde seit dem 19 Jahrhundert ein Anknupfen nicht nur an afrikanische Kunsttraditionen sondern auch an die Asthetik prakolumbischer Kunst versucht Paul Gauguin der seine ersten Lebensjahre in Peru verbrachte imitierte figurliche Keramiken der Moche Kultur Henry Moore liess sich zu Beginn seiner Laufbahn als Bildhauer von einem im Palais du Trocadero in Paris ausgestellten Abdruck einer Chak Mool Plastik inspirieren die sein gesamtes Werk entscheidend pragen sollte 26 Die Haltung moderner Kunstler zur prakolumbischen Kunst war jedoch nicht einhellig affirmativ sie galt oft als zu monumental starr und repetitiv 32 Dennoch vermochte Pablo Picasso in einer Konversation mit Brassai ein einzelnes Kunstwerk wie die aztekische Skulptur eines Kopfes mit dem Reichtum einer Kathedralenfassade zu vergleichen 33 In spaterer Zeit hat sich Jackson Pollock von der Chavin Kultur beeinflussen lassen 34 und Stromungen wie Land Art trugen in den 1960er Jahren erheblich zur kunsthistorischen Wurdigung von Phanomenen wie den Nazca Linien bei 35 Auch die neuzeitliche lateinamerikanische Kunst mit Vertretern wie Joaquin Torres Garcia Roberto Matta und Rufino Tamayo suchte und fand in der Kunst untergegangener indigener Volker vielfach Inspiration 36 Im Werk der Malerin Frida Kahlo insbesondere dient die aztekische Bildwelt deutlich der Versicherung einer nationalen mexikanischen Identitat und verbindet die asthetische mit der politischen Dimension 37 Ihr Mann Diego Rivera tat sich auch in der Sammlung prakolumbischer Kunst hervor die uber 50 000 Objekte seiner Sammlung sind heute im Museo Anahuacalli in Mexiko Stadt ausgestellt Offentliche Sammlungen und Museen Bearbeiten Die zunehmende Anerkennung kunstlerischer Artefakte der indigenen Volker Amerikas nicht nur als ethnographische Objekte sondern als asthetisch bedeutsame Kunstwerke zeigte sich 1923 in der Ausstellung von Kunstwerken der Maya in einem separaten Raum des British Museums in London 38 und 1925 in der Eroffnung einer eigenen Abteilung fur indianische Kunst im Denver Art Museum 39 Auch andere weltweit bekannte und angesehene Galerien und Museen richteten im Laufe der Zeit eigene Abteilungen fur prakolumbische Kunst ein so etwa das Metropolitan Museum of Art in New York das Museum of Fine Arts in Boston und das Cleveland Museum of Art In Lateinamerika existieren neben dem Museo Anahuacalli und dem Museo Nacional de Antropologia in Mexiko mit dem Museo Chileno de Arte Precolombino in Chile dem gleichnamigen Museum in Peru und zahlreichen weiteren Regionalausstellungen eigene Museen fur vorspanische Kunst Grossere Sammlungen prakolumbischer Kunst ausserhalb Amerikas befinden sich heute im Museo de America in Madrid und im Ethnologischen Museum in Berlin Dahlem 40 Prakolumbische Kunst auf dem internationalen Markt Bearbeiten Bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts waren prakolumbische Artefakte auf dem internationalen Kunstmarkt nur selten vertreten Ein Grossteil erhaltener Objekte befand sich im Besitz offentlicher Museen und die zahlreichen Plunderungen in den vorausgegangenen Jahrhunderten hatten dazu gefuhrt dass altamerikanische Kunstwerke im Vergleich etwa zu solchen aus Agypten Persien oder China rein quantitativ nur von marginaler Bedeutung waren Nach der Grundung unabhangiger lateinamerikanischer Nationalstaaten hatten diese zudem grosses Interesse daran die Ausfuhr neu aufgefundener Antiquitaten so weit als moglich zu beschranken und so das verbliebene kulturelle Erbe im eigenen Land zur nationalen Identitatsbildung und konsolidierung nutzbar zu machen 38 Ab der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts fuhrte das gestiegene Interesse an prakolumbischer Kunst auch zunehmend zu Falschungen Plunderungen und illegalem Export altamerikanischer Artefakte aus neu entdeckten Fundstatten in Mexiko und Guatemala 41 In Europa stellte der Schweizer Konservator Josef Muller ab 1920 derweil eine der grossten und bedeutendsten Privatsammlungen prakolumbischer Kunst zusammen Seine Erben versteigerten die Objekte 2013 bei Sotheby s in Paris nachdem der spanische Staat nicht die finanziellen Mittel aufbringen konnte sie zu erwerben 42 Literatur BearbeitenSamuel Kirkland Lothrop Hrsg Essays in Pre Columbian Art and Archaeology Harvard University Press Cambridge 1961 Jose Alcina Die Kunst des Alten Amerika Herder Freiburg 1979 Terence Grieder Origins of Pre Columbian Art University of Texas Press Austin 1982 Barbara Braun Pre Columbian Art and the Post Columbian World Ancient American Sources of Modern Art Harry N Abrams New York 1993 Rebecca Stone Miller Art of the Andes From Chavin to Inca London Thames and Hudson 1995 David W Penny Indianische Kunst Nordamerikas Konemann Koln 1996 Esther Pasztory Pre Columbian Art Calmann and King London 1998 Janet Catherine Berlo Ruth B Phillips Native North American Art Oxford University Press Oxford 1998 Mary Ellen Miller The Art of Mesoamerica From Olmec to Aztec Thames and Hudson London 2001 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Prakolumbische Kunst Sammlung von Bildern und Videos Museo Chileno de Arte Precolombino spanisch englisch Chilenisches Museum fur prakolumbische Kunst Ancient American Art englisch Metropolitan Museum of Art Art of the Ancient Americas englisch Museum of Fine Arts Boston Art of the Americas englisch Cleveland Museum of ArtEinzelnachweise Bearbeiten a b Esther Pasztory Aesthetics and Pre Columbian Art In RES Anthropology and Aesthetics 29 30 1996 S 318 325 Peter Bolz Bernd Peyer Indianische Kunst Nordamerikas DuMont Koln 1987 S 57 David W Penny Indianische Kunst Nordamerikas Konemann Koln 1996 S 197 237 f Peter Bolz Bernd Peyer Indianische Kunst Nordamerikas S 79 ff Nigel Cawthorne Mythos und Maske S 13 Klaus F Wellmann Muzzinabikon Indianische Felsbilder Nordamerikas aus funf Jahrtausenden Akademische Druck und Verlagsanstalt Graz 1976 Wilson Duff Prehistoric Stone Sculpture of the Fraser River and Gulf of Georgia In Anthropology in British Columbia 5 1956 S 15 151 Nigel Cawthorne Mythos und Maske Die indianische Stammeskunst Nordamerikas Battenberg Verlag Augsburg 1998 S 51 57 David W Penny Indianische Kunst Nordamerikas S 11 f Susan R Martin Wonderful Power The Story of Ancient Copper Working 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Berlin 1993 Clemency Coggins Illicit Traffic of Pre Columbian Antiquities In Art Journal 29 1 1969 S 94 Bettina Wohlfahrt Vom gleissenden Stern der Kunst FAZ 15 Marz 2013 abgerufen am 4 Marz 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prakolumbische Kunst amp oldid 237304279