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Die Raimondi Stele ist ein quaderformiger Monolith aus der spaten Chavin Kultur Schwarz Weiss Phase ca 900 550 v Chr der auf der Frontseite ein mythisches Mischwesen darstellt wahrscheinlich eine fruhe peruanische Gottheit Sie steht heute im Museo Nacional de Arqueologia Antropologia e Historia del Peru in Lima Raimondistele Teilansicht Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckungsgeschichte 2 Beschreibung 3 Deutungsversuche 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntdeckungsgeschichte BearbeitenDie Stele ist nach dem aus Mailand stammenden Italiener Antonio Raimondi 1826 1890 benannt der den grossten Teil seines Lebens als Naturforscher Chemiedozent und Autor von rund 50 Fachpublikationen in Peru verbrachte 1 Er beteiligte sich an der Erstellung der ersten zuverlassigen Landkarte des Gebiets dem im Jahr 1865 erschienenen Atlas geografico del Peru 1 und wurde insbesondere fur sein Hauptwerk El Peru 1874 1 bekannt Bei seinem Besuch in Chavin de Huantar hatte Raimondi den als Tisch genutzten Stein um das Jahr 1860 in einem Privathaus gesehen entdeckt hatte ihn 1840 ein Bauer in einem seiner Acker nahe dem Tempel und 1873 in einer Publikation die kulturelle Bedeutung dieses Kunstwerks hervorgehoben Gemass seiner Empfehlung 2 wurde die Stele im Jahr 1874 in die Hauptstadt Lima geschafft und steht heute im Innenhof des Museo Nacional de Arqueologia Antropologia e Historia del Peru Beschreibung Bearbeiten nbsp Graphische Reproduktion der Raimondi SteleDie Raimondi Stele ist ein quaderformiger Monolith aus poliertem Granit 198 cm hoch unten 76 und oben 73 cm breit 17 cm dick auf dessen Frontseite ein symmetrisches Flachrelief eingraviert ist Die Figur auf der Stele ist ein sich frontal prasentierendes anthropomorphes Wesen mit Raubtierzahnen und mit Greifvogelklauen an Handen und Fussen In jeder Hand halt es ein Zepter das aus Katzen und Schlangen gebundelt zu sein scheint Auch am Gurtel hangen rechts und links je zwei Schlangen Dominiert wird das Bild von einem riesigen Kopfputz der ubereinander geturmte Raubtierfratzen und strahlenformig und gebogen austretende Haare oder Federn sowie Schlangen zeigt Deutungsversuche BearbeitenDarstellungen ahnlicher Figuren existieren auch in spateren Anden Kulturen so in der Wari Kultur und in der Tiwanaku Kultur deren Ikonografie zumeist eine frontal abgebildete Figur englisch front facing figure 3 zeigt die von subsidiaren im Profil abgebildeten Figuren umgeben ist wie zum Beispiel am Sonnentor von Tiwanaku Auch diese Figur die in unzahligen Variationen existiert tragt meist zwei langliche vertikale Objekte in den Handen oft unter anderem eine Speerschleuder Eine Deutung der komplexen Stele ist schon deshalb nicht leicht weil ihr genauer Standort und Fundzusammenhang nicht uberliefert ist Daruber hinaus sind in Chavin offensichtlich Darstellungen beliebt die dem Betrachter ahnlich wie Kippfiguren unterschiedliche Bilder vermitteln Julio C Tello sah Chavin als Mutterkultur cultura matriz der peruanischen Zivilisation die eine Ausstrahlung in den gesamten Andenraum und eventuell Wurzeln im Amazonastiefland gehabt habe Er deutete die Stele als Darstellung eines Jaguargotts eines Vorlaufers der pan andinen Schopfergottheit Wiraqucha die spater im ganzen Inka Reich verehrt wurde Max Uhle meinte es sei kein Kopfputz sondern ein Hundertfusser dargestellt der in der Nazca Kultur eine starke Gottheit symbolisiert und mehrfach auf bemalten Gefassen dargestellt ist 4 Heute wird meist davon ausgegangen dass Chavin Teil eines elitaren Kults und Wetterorakels war Es sei kein singulares Zeremonialzentrum gewesen sondern habe sich in Interaktion mit anderen ahnlichen Zentren entwickelt cultura sintesis Federico Kauffmann Doig interpretierte in diesem Umfeld die Stele als Bild der fliegenden Katze felino volador 5 die auch an anderer Stelle verehrt wurde so in der Paracas Kultur und bei den Inka als Gottheit Qun Kon Luis Guillermo Lumbreras hat durch seine erfolgreichen Ausgrabungen im Vorhof des Alten Tempels wesentlich zum Verstandnis des Chavin Kultes beigetragen Er zieht aus den mythischen Darstellungen von kaimanartigen Wesen auf dem Tello Obelisk und auf der gefundenen Keramik den Schluss dass in Chavin nicht eine Feliden Gottheit sondern wohl primar ein Drachenwesen verehrt wurde das Herrscher uber die Regenfalle und Trockenzeiten war 6 Zu dieser Erklarung kann die Raimondi Stele allerdings nicht beitragen Literatur BearbeitenPeter Fux Hrsg Chavin Perus geheimnisvoller Anden Tempel Scheidegger amp Spiess Zurich 2012 ISBN 978 3 85881 365 7 Richard L Burger The Life and Writings of Julio C Tello America s First Indigenous Archaeologist University of Iowa Press Iowa City 2009 ISBN 978 1 58729 783 0 S 209 218 Weblinks BearbeitenPeruanisch Schweizerisches Konservierungs und Restaurierungsprojekt in Chavin de Huantar rietberg ch Memento vom 4 Oktober 2012 im Internet Archive Vorlage Webarchiv Wartung Linktext fehlt Linktext fehlt Einzelnachweise Bearbeiten a b c Rolf Seeler Peru und Bolivien Indianerkulturen Inka Ruinen und barocke Kolonialpracht der Andenstaaten In DuMont Kunstreisefuhrer 1 Auflage DuMont Buchverlag Koln 2001 ISBN 3 7701 4786 3 S 117 f Antonio Raimondi Luis Felipe Villacorta Ostolaza Hg El departamento de Ancachs y sus riquezas minerales 1873 Universidad San Marco Lima 2006 ISBN 9972 46 319 2 S 67 Anna Guengerich John W Janusek The Sunawa Monolith and a Genre of Extended Arm Sculptures at Tiwanaku Bolivia Nawpa Pacha 2020 S 14 Richard L Burger The Life and Writings of Julio C Tello America s First Indigenous Archaeologist University of Iowa Press Iowa City 2009 ISBN 978 1 58729 783 0 S 209 218 Federico Kauffmann Doig Historia y arte del Peru antiguo Tomo 2 Ediciones PEISA Lima 2002 ISBN 9972 40 214 2 S 193 Luis Guillermo Lumbreras Religiose Riten in Chavin und ihre uberregionale Bedeutung in Peter Fux Hrsg Chavin Perus geheimnisvoller Anden Tempel Scheidegger amp Spiess Zurich 2012 ISBN 978 3 85881 365 7 S 185 196 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Raimondi Stele amp oldid 229487577