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Friedrich Max Uhle 25 Marz 1856 in Dresden 11 Mai 1944 in Loben gilt als Vater der Archaologie in Sudamerika und Begrunder der Andenarchaologie da er in mehr als 40 Jahren seines Forscherlebens in Sudamerika in zahlreichen Ausgrabungen in Argentinien Peru Chile Ecuador und Bolivien eine grosse Zahl archaologischer Funde barg die er wissenschaftlich und museologisch auswertete Max UhleUhle wurde zunachst als Philologe und Linguist ausgebildet danach als Altamerikanist und leistete als solcher bedeutende Beitrage zur Erkenntnis der Chronologie und der Kulturen prahispanischer und prainkaischer Volker im Westen Sudamerikas Er war einer der bedeutendsten deutschen Altamerikanisten Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Studienlaufbahn 1 2 Als Sprachwissenschaftler und Museumsethnologe in Dresden und Berlin 1 3 Forschungen in Sudamerika 1 4 Ruckkehr nach Deutschland 2 Ehrungen und Mitgliedschaften 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Studienlaufbahn Bearbeiten Max Uhle wurde 1856 als Sohn eines angesehenen Chirurgen und koniglich sachsischen Oberstabsarztes und dessen Frau in Dresden geboren Er bestand 1875 sein Abitur in St Afra in Meissen und studierte Philologie und allgemeine Sprachwissenschaft an den Universitaten Leipzig 1875 und 1877 1880 und Gottingen 1876 77 Seinen Schwerpunkt legte er auf orientalische und ostasiatische Sprachen Er wurde 1880 bei Georg von der Gabelentz mit einer Arbeit uber vorklassische chinesische Texte promoviert Als Sprachwissenschaftler und Museumsethnologe in Dresden und Berlin Bearbeiten Von 1881 bis 1888 arbeitete er am Koniglichen Zoologischen und Anthropologisch Ethnographischen Museum in Dresden als Museumsethnologe Er beschaftigte sich vor allem mit ethnographischen und archaologischen Objekten aus entfernten Kulturregionen darunter auch Americana Im Rahmen seiner Tatigkeit traf er auf den 1882 aus Sudamerika zuruckgekehrten Privatgelehrten und Forschungsreisenden Alfons Stubel der einen Teil seiner Sammlung dem Volkerkundemuseum uberlassen hatte Mit Stubel zusammen verfasste er das Werk Die Ruinenstatte von Tiahuanaco im Hochlande des alten Peru 1888 wechselte er an das Museum fur Volkerkunde in Berlin das unter seinem Begrunder Adolf Bastian zu einem Zentrum der deutschen Amerikanistik wurde Uhle wurde in dieser Zeit zum Experten fur prakolumbische Kulturen der sudamerikanischen Westkuste Besonders interessierten ihn die kulturellen Verbindungen und seinerzeit recht ungewissen chronologischen Abfolgen der Kulturen Mit dem Sinologen Wilhelm Grube stand er in Briefwechsel Forschungen in Sudamerika Bearbeiten Seit 1891 plante er von Stubel angeregt eine Forschungsreise die ursprunglich von 1892 bis 1895 dauern sollte Uhle aber mit einigen Unterbrechungen 41 Jahre lang in Sudamerika hielt Er erforschte 1892 und 1893 den Norden Argentiniens erreichte 1894 La Paz in Bolivien wo ein finanzieller Engpass die Weiterreise verhinderte Uhle nutzte die Zeit zur linguistischen Untersuchung der Aymara Sprache Uber den Zustand der Skulpturen von Tiwanaku entsetzt forderte er die bolivianische Regierung in einem Brief zu deren entschiedenerem Schutz auf Andererseits wurde ihm von Arthur Posnansky vorgeworfen Tiwanaku Relikte nach Europa zu schaffen 1 Er soll auch angeboten haben den Bestand des Tiwanaku Museums fur eine Gesamtsumme von 26 000 Bolivianos zu erwerben was jedoch abgelehnt wurde 2 nbsp Fotografie von Pachacamac um 1900 nbsp Pachacamac Gedenkstein Der Gedenkstein wurde vom deutschen Bundesprasidenten Heinrich Lubke eingeweiht Schliesslich konnte er seine Reise fortsetzen nachdem mit Hilfe von Bastian und der Amerikanistin Zelia Nuttall ein Wechsel der Tragerschaft an die University of Pennsylvania gelungen war Im Januar 1896 erreichte Uhle Lima in Peru Nach einigen Exkursionen begann er im Marz mit einer Grabung in Pachacamac einem prahispanischen Wallfahrtsort 30 km sudlich von Lima Aufgrund der verschiedenen Grabungsschichten konnte er dabei Nachweise einer prakolumbischen Kulturabfolge erbringen an deren Ende die Inka Kultur stand Im Anschluss daran hielt sich Uhle einige Zeit in Philadelphia auf wo er seine Grabungen in einer 1903 erschienenen Monographie dokumentierte Vorlesungen hielt und seine Ubersetzerin die deutschstammige Charlotte Grosse heiratete 1902 fuhrte er auch Grabungen an der San Francisco Bay durch und wendete dabei als Erster die Stratigraphische Methode in den USA an als er Shell middens ausgrub und dokumentierte 3 Seit 1904 konnte er finanziert durch die University of California in Berkeley eine weitere Forschungsreise nach Trujillo in Peru unternehmen die nominell dazu dienen sollte die Bestande des in Aufbau befindlichen Anthropologischen Museums in Berkeley zu erweitern 1905 wurde dieser Vertrag nicht verlangert wohl auch weil neue peruanische Regelungen die Ausfuhr von archaologischen Funden erschwerten Uhle wurde nun Leiter der archaologischen Abteilung des Museo Nacional de Historia in Lima 4 Er erforschte vor allem die sudliche Sierra Perus Seit 1909 zunehmende Finanzprobleme und Intrigen liessen ihn 1912 nach Santiago de Chile wechseln wo er das Museo de Etnologia y Antropologia aufbaute Neben der Museumsarbeit erforschte er die Altertumer besonders des chilenischen Nordens Diese Grabungen intensivierte er wahrend zeitweiliger Arbeitslosigkeit bevor er 1919 von dem ecuadorianischen Historiker Politiker und Archaologen Jacinto Jijon y Caamano nach Ecuador eingeladen wurde Nachdem Jijon y Caamano 1924 aufgrund personlicher politischer Probleme den Vertrag mit Uhle kundigte richtete die ecuadorianische Regierung einen Lehrstuhl fur ecuadorianische Archaologie an der Universidad Central in Quito ein den Uhle seit 1925 innehatte Auch hier richtete er ein archaologisches Museum ein und unternahm zahlreiche Ausgrabungen Unter anderem entdeckte Uhle die Uberreste des inkaischen Tumipampa in Cuenca und erforschte prakolumbische Kulturen an der Pazifikkuste sowie die ecuadorianische Sierra Er betont in seinen wissenschaftlichen Arbeiten und Vorlesungen die Einflusse die aus Mittelamerika auf die Vorinka Kulturen in Ecuador wirkten und vertiefte sein bereits in den 1890er Jahren umrissenes Modell der sudamerikanischen Kulturentwicklung Ruckkehr nach Deutschland Bearbeiten Als Uhle 1933 mittlerweile 77 jahrig nach Deutschland zuruckkehrte war er weitgehend verarmt Er erhielt eine Stelle am kurz zuvor gegrundeten Ibero Amerikanischen Institut in Berlin und hielt Universitats Vorlesungen 1935 und 1936 wurde er mehrfach geehrt Noch 1935 und 1939 reiste er zu Amerikanistenkongressen nach Sevilla und Lima Aufgrund des Zweiten Weltkriegs konnte er erst 1942 aus Lima nach Berlin zuruckkehren Wegen der Bombenangriffe zog Uhle zunachst nach Sachsen und dann nach Schlesien wo er im Mai 1944 in der Heil und Pflegeanstalt Loben verstarb Der Nachlass Uhles befindet sich im Ibero Amerikanischen Institut Preussischer Kulturbesitz in Berlin Ehrungen und Mitgliedschaften BearbeitenIm Jahr 1936 wurde er mit der Goethe Medaille fur Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet Die Deutsche Schule in Arequipa in Peru tragt den Namen Max Uhle Das 1984 eroffnete Museo Regional de Casma Max Uhle in Casma Peru ist nach ihm benannt Uhle war Mitglied der Berliner Gesellschaft fur Anthropologie Ethnologie und Urgeschichte Schriften BearbeitenPachacamac University Museum of Archaeology and Anthropology University of Pennsylvania Philadelphia 1903 Los origenes de los incas Coni Hermanos Buenos Aires 1912 Die Ruinen von Moche In Journal de la societe des americanistes de Paris Jahrgang 10 1913 S 95 117 The Nazca pottery of ancient Peru Davenport Academy of Sciences Davenport 1914 Die alten Kulturen Perus im Hinblick auf die Archaologie und Geschichte des amerikanischen Kontinents Susserott Berlin Wilmersdorf 1935 Vom Kondor und vom Fuchs Hirtenmarchen aus den Bergen Perus Ketschua und deutsch Ubertragen und herausgegeben von Antje Kelm Gebr Mann Berlin 1968 Plane archaologischer Statten im Andengebiet Planos de sitios arqueologicos en el area andina Materialien zur allgemeinen und vergleichenden Archaologie Band 56 Herausgegeben von Wolfgang W Wurster von Zabern Mainz 1999 ISBN 3 8053 2612 2 Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens El Jubileo del prof Max Uhle Su bibliografia Lima 1935 Sonderdruck aus der Revista del Museo Nacional de Lima Jg 4 1935 Heft 1 John Howland Rowe Max Uhle 1856 1944 A memoir of the father of Peruvian archaeology University of California Press Berkeley 1954 Eloy Linares Malaga El antropologo aleman Friedrich Max Uhle Padre de la arqueologia andina Lima 1964 Peter Kaulicke Hrsg Max Uhle y el Peru antiguo Fondo Editorial de la Pontificia Universidad Catolica del Peru Lima 1998 ISBN 9972 42 139 2 Carmen Beatriz Loza Itinerarios de Max Uhle en el altiplano boliviano Sus libretas de expedicion e historias cultural 1893 1896 Gebr Mann Verlag Berlin 2004 ISBN 3 7861 2444 2 Peter Kaulicke Hrsg Max Uhle 1856 1944 Evaluaciones de sus investigaciones y obras Fondo Editorial de la Pontificia Universidad Catolica del Peru Lima 2010 ISBN 978 9972 42 929 3 Michael Hoflein Leben und Werk Max Uhles Eine Bibliographie Ibero Bibliographien Bd 1 Ibero Amerikanisches Institut Preussischer Kulturbesitz Berlin 2001 Daniela Mihok Seitenblicke Max Uhles Fotografien aus Peru Metropol Berlin 2012 ISBN 978 3 86331 113 1 Berthold Riese Uhle Max In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 4 S 537 Digitalisat Clemens Radauer Ein Gelong im Museum Wie ein Priester einer Kalmucken Schau im Dresdner Zoo zum Experten wurde In Christina Ludwig u a Hrsg Menschen anschauen Selbst und Fremdinszenierungen in Dresdner Meschenausstellungen Sandstein Dresden 2023 ISBN 978 3 95498 741 2 S 202 209 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Max Uhle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Nachlass Max Uhles im Ibero Amerikanischen Institut der Stiftung Preussischer Kulturbesitz darin als PDF Dokument Michael Hoflein Leben und Werk Max Uhles Eine Bibliographie Berlin 2002 PDF 573 kB Bilderschau uber Max Uhle Memento vom 23 Juli 2003 im Internet Archive in der Netzeitung Prasentationsseite des von Peter Kaulicke herausgegebenen Buches Max Uhle y el Peru antiguo Lima Fondo Editorial de la Pontificia Universidad Catolica del Peru 1998 Literatur von und uber Max Uhle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Max Uhle in der Deutschen Digitalen Bibliothek Zeitungsartikel uber Max Uhle in den Historischen Pressearchiven der ZBW Literatur zur Emeryville Shellmound Ausgrabung bei der Max Uhle Pionierarbeit leistete Einzelnachweise Bearbeiten Laura Gotkowitz Histories of race and racism The Andes and Mesoamerica from colonial times to the present Duke University Press 2011 S 170 Laura Gotkowitz Histories of race and racism The Andes and Mesoamerica from colonial times to the present Duke University Press 2011 S 162 Wolfgang Haberland Amerikanische Archaologie Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1991 ISBN 3 534 07839 X S 18 Teodoro Hampe Martinez Max Uhle y los origenes del Museo de Historia Nacional Lima 1906 1911 In Indiana Jahrgang 15 1998 S 139 165 hier S 143 148 Normdaten Person GND 117268607 lobid OGND AKS LCCN no91003912 VIAF 42009021 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Uhle MaxALTERNATIVNAMEN Uhle Friedrich Max vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher ArchaologeGEBURTSDATUM 25 Marz 1856GEBURTSORT DresdenSTERBEDATUM 11 Mai 1944STERBEORT Loben Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Uhle amp oldid 237833079