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Die Ruinenstatte von Tiahuanaco im Hochlande des alten Peru Eine kulturgeschichtliche Studie auf Grund selbststandiger Aufnahmen ist ein im Jahr 1892 von Alfons Stubel und Max Uhle veroffentlichtes umfangreiches Werk uber die vorinkaische Ruinenstatte Tiwanaku im heutigen Bolivien Die Studie wird als richtungsweisend und tragende Saule der modernen Tiwanaku Forschung angesehen Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Inhalt 3 Wissenschaftliche Rezeption 4 Kontroverse mit Arthur Posnansky 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHintergrund Bearbeiten nbsp Fotografie von Georges B von Grumbkow aus dem Jahr 1876 Alphons Stubel am Sonnentor lehnend Stubel und Uhle 1892 Tafel 5 Erster Teil Das Monolith Tor von Ak kapana Ostseite Wahrend eines kurzen Aufenthalts zwischen dem 31 Dezember 1876 und dem 8 Januar 1877 vermass der Geologe und Vulkanforscher Alphons Stubel zahlreiche Tore Torfragmente und Steinblocke in Tiwanaku Stubel betrachtete das Mauerwerk von Tiahuanaco mit Ehrfurcht was ihn dazu veranlasste hochgenaue und exquisite Zeichnungen der verschiedenen Tore und vieler dort gefundener Steinblocke anzufertigen 1 Seine sorgfaltige Arbeit wurde spater mit Unterstutzung von Max Uhle veroffentlicht Uhle erstellte den ersten Uberblick uber das damalige Wissen uber Tiahuanaco und legte damit den Grundstein fur die wissenschaftliche Erforschung des Ortes seiner Erbauer und ihrer Kultur Uhle war wie der deutsche Amateurarchaologe Arthur Posnansky so fasziniert von Tiwanaku dass er vor seinem Besuch uber die Statte schrieb 2 Das Werk ist mit zahlreichen Fotografien illustriert die uberwiegend von Georges B von Grumbkow aufgenommen wurden Max Uhle trat als Mitverfasser auf obwohl er die Statte nicht besucht hatte Auf Grundlage der Schilderungen und Fotografien die Alphons Stubel von seiner Reise mitbrachte gelang es ihm Expertise uber Tiwanaku zu erwerben und so die Ruinen zu studieren 3 Anders als andere Abenteurer glaubte Uhle dass die Erbauer von Tiwanaku die Vorfahren der Aymara sprechenden Gemeinschaften des Altiplano gewesen seien und dass die Erinnerung an die einstige Grosse im Laufe der Zeit verschwand 4 Der Archaologie Alexei Vranich gibt an dass die von Stubel hergestellten Miniaturrepliken die er auf der Grundlage von Feldmessungen herstellte sowie alle Notizen dazu bei der Bombardierung Leipzigs durch die Alliierten wahrend des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen seien 5 Inhalt BearbeitenDas Buch gliedert sich in einen ersten und einen zweiten Teil Erster Theil und Zweiter Theil wobei sich der erste Teil hauptsachlich den Monumentalstrukturen Stelen Monolithblocken und Tongefassen widmet Der zweite Teil umfasst die historische Einordnung und gibt eine Deutung des Sonnentores von den Autoren grosses monolithisches Thor von Ak kapana genannt Wissenschaftliche Rezeption BearbeitenRudolf Virchow schrieb in der Zeitschrift fur Ethnologie eine Rezension uber das Buch von Stubel und Uhle und stellte positiv die Ausfuhrlichkeit an welche uns Hr Stubel in seinen sudamerikanischen Schilderungen gewohnt hat heraus Virchow betonte die Wichtigkeit des Werks indem er schrieb Die deutsche Literatur kann stolz darauf sein ein solches Werk zu besitzen welches fur alle Zukunft in urkundlicher Genauigkeit die Kenntniss der heutigen freilich so kummerlichen Uberreste erhalten wird 6 Der schweizerisch amerikanische Anthropologe Adolph Bandelier der im September 1894 neunzehn Tage in Tiwanaku verbrachte um die Ruinen und die soziale Struktur der damals dort lebenden Menschen zu studieren 7 schrieb in seinem Buch The Ruins At Tiahuanaco 1911 dass er nicht vorgeben konne auch nur ansatzweise etwas zu prasentieren das der sachkundigen und detaillierten Arbeit learned and elaborate works von Stubel und Uhle nahe kommt 8 Nach William H Isbell hatte sich in der Mitte bis Ende des neunzehnten Jahrhunderts eine wissenschaftlichen Disziplin namens amerikanische Archaologie gebildet Tiwanaku gehore zu den ersten Statten die professionell untersucht worden seien Zu diesen professionellen Untersuchungen zahlt er das Werk von Stubel und Uhle 9 Nach Michael Moseley stellt die Arbeit von Alphons Stubel in den Jahren 1876 1877 eine entscheidende Wende dar hin zu einer systematischen Beschreibung der Ruinenstatte Dies sei gelungen indem Stubel die vielen archaologischen Artefakte methodisch vermass zeichnete und dokumentierte Der Band sei nach Moseley gut aufgenommen worden und erschien als die Disziplin der Archaologie noch in den Kinderschuhen steckte Die Veroffentlichung von Die Ruinenstatte von Tiahuanaco im Hochlande des alten Peru hatte unmittelbar die internationale Anerkennung der imposanten Ruinen als erstklassiges Monument der Neuen Welt mit sich gebracht Nach der Veroffentlichung sei Tiwanaku lange Zeit ein privilegierter Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Debatte und der intensiven Spekulation gewesen 10 Nach William H Isbell und Patricia J Knobloch hatten die Europaer Ende des 19 Jahrhunderts den indigenen amerikanischen Zivilisationen wenig Altertum zugeschrieben und hatten archaologische Uberreste mit einer synchronen Zeit vor der Eroberung in Verbindung gebracht Eine Ausnahme sei Max Uhle Stubel und Uhle 1892 gewesen der sich der Aufgabe gewidmet hatte einen Tiwanaku Stil zu definieren Uhle hatte zeigen konnen dass der durch ihn beschriebene Tiwanaku Stil einer Kultur des Altiplano zuzuschreiben sei die die Eroberung der Inka pradatiere 11 Alva Curtis Wilgus bezeichnet Die Ruinenstatte von Tiahuanaco im Hochlande des alten Peru als detailreiches und klassisches Werk 12 Nach den Architekturhistorikern Jean Pierre Protzen und Stella Nair bildet das Werk noch heute eine tragende Saule der Tiwanaku Forschung die ihrer Ansicht nach niemand ignorieren durfe 13 Dennoch sei das prasentierte Material zweifellos selektiv da Stubel nur neun Tage in Tiwanaku verbracht habe Es gebe nach Protzen und Nair auch einige Ungenauigkeiten Zum Beispiel seien die Detailzeichnungen um das zerstorte Fenster beim Steinblock Little Pumapunku moglicherweise nicht akkurat da eine Rekonstruktion dieses Fensters zeige dass es nicht so ausgehen haben konne wie in Stubel und Uhle 1892 I Tafel 36 2 Abb 2 2a Protzen und Nair fuhren dies drauf zuruck dass zwischen der Feldarbeit von Stubel und der Veroffentlichung des Werks 15 Jahre gelegen haben wodurch moglicherweise einige Details durcheinander geraten seien konnten 14 Kontroverse mit Arthur Posnansky BearbeitenGenauso wie Uhle war der deutsche Amateurarchaologe Arthur Posnansky fasziniert von Tiwanaku Max Uhle 1912 ubte 1912 scharfe Kritik an einem der ersten Bucher Posnanskys was zu einem Streit fuhrte der in personlichen Angriffen mundete 15 Insbesondere zweifelte Uhle Posnanskys Chronologie an und kritisierte ihn weil er seine eigenen Forschungen nicht zitierte 16 Posnanskys Chronologie wurde kurz nach seinem Tod mit den ersten Radiokarbondaten der Statte verworfen 17 Arthur Posnansky wies jegliche Erkenntnisse von Stubel und Uhle zuruck Insbesondere sah er entgegen der Meinung von Stubel und Uhle die Seitenstucke des Sonnentorfrieses als original an und betrachtete sie nicht wie Stubel und Uhle als spatere Arbeit Nach den Architekturhistorikern Jean Pierre Protzen und Stella Nair konne man Posnanskys Argumente und die gesamte Kontroverse getrost ignorieren hatten Posnanskys Vorstellungen nicht viele nachfolgende Forscher beeinflusst Eine wiederholte Untersuchung des Sonnentorfrieses von Protzen und Nair stutzt die Erkenntnisse von Stubel und Uhle und widerlegt Posnanskys Argumente 18 Literatur BearbeitenAlfons Stubel Max Uhle Die Ruinenstatte von Tiahuanaco im Hochlande des alten Peru Eine kulturgeschichtliche Studie auf Grund selbstandiger Aufnahmen Hiersemann Leipzig 1892 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Jean Pierre Protzen Stella Nair Who taught the Inca stonemasons their skills A comparison of Tiahuanaco and Inca cut stone masonry In The Journal of the Society of Architectural Historians Band 56 1997 S 100 f Erik J Marsh Arthur Posnansky the Czar of Tiwanaku Archaeology In Bulletin of the History of Archaeology 29 2019 S 13 doi 10 5334 bha 605 Hinnerk Onken Ambivalente Bilder Fotografien und Bildpostkarten aus Sudamerika im Deutschen Reich 1880 1930 transcript Verlag Bielefeld 2019 ISBN 978 3 8376 4341 1 S 156 John Wayne Janusek Ancient Tiwanaku Case Studies in Early Societies Nr 9 Cambridge University Press Cambridge 2008 ISBN 978 0 521 81635 9 S 50 ff englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Alexei Vranich Reconstructing ancient architecture at Tiwanaku Bolivia the potential and promise of 3D printing S 9 Rodolf Virchow Buchbesprechung A Stubel und M Uhle Die Ruinenstatte von Tiahuanaco im Hochlande des alten Peru Eine kulturgeschichtliche Studie auf Grund selbststandiger Aufnahmen Breslau 1892 In Zeitschrift fur Ethnologie Band 25 1893 S 103 Jean Pierre Protzen Stella Nair The Stones of Tiahuanaco A Study of Architecture and Construction Cotsen Institute of Archaeology Press University of California Los Angeles 2013 S 19 Adolph Francis Alphonse Bandelier The ruins at Tiahuanaco The Society 1911 S 1 Alexei Vranich Charles Stanish Visions of Tiwanaku Cotsen Institute of Archaeology Press Los Angeles 2013 S 168 Alexei Vranich Charles Stanish Visions of Tiwanaku Cotsen Institute of Archaeology Press Los Angeles 2013 S 11 f William H Isbell Patricia J Knobloch Missing Links Imaginary Links Staff God Imagery in the South Andean Past In Andean Archaeology III North and South In Helaine Silverman William H Isbell Hrsg xxx Springer Boston MA 2006 S 310 Alva Curtis Wilgus History and Historians of Hispanic America Routledge 2012 S 52 Jean Pierre Protzen Stella Nair The Stones of Tiahuanaco A Study of Architecture and Construction Cotsen Institute of Archaeology Press University of California Los Angeles 2013 S 19 Jean Pierre Protzen Stella Nair The Gateways of Tiwanaku Symbols or Passages In Andean Archaeology II Art Landscape and Society In Helaine Silverman William H Isbell Hrsg xxx Springer Boston MA 2002 S 210 f Erik J Marsh Arthur Posnansky the Czar of Tiwanaku Archaeology 2019 S 9 Erik J Marsh Arthur Posnansky the Czar of Tiwanaku Archaeology 2019 S 4 Erik J Marsh Arthur Posnansky the Czar of Tiwanaku Archaeology 2019 S 9 Jean Pierre Protzen Stella Nair The Stones of Tiahuanaco A Study of Architecture and Construction Cotsen Institute of Archaeology Press University of California Los Angeles 2013 S 118 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Ruinenstatte von Tiahuanaco im Hochlande des alten Peru amp oldid 238534144