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Oestrich ist ein zum Teil noch landlich gepragtes Stadtviertel von Erkelenz im Kreis Heinsberg in Nordrhein Westfalen Bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts lag der Ort als Dorf im Nordosten vor der Stadt Durch die fortschreitende stadtische Bebauung ist er inzwischen in der Kernstadt aufgegangen Nordlich von Oestrich liegt ein neues grosses Wohngebiet Oestricher Kamp genannt OestrichStadt ErkelenzKoordinaten 51 5 N 6 20 O 51 084558333333 6 3253166666667 Koordinaten 51 5 4 N 6 19 31 OPostleitzahl 41812Vorwahl 02431OestrichOestrich Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Ortsgeschichte 2 2 Ortsname 3 Religion 4 Kultur und Sehenswurdigkeiten 4 1 Sehenswurdigkeiten 4 2 Vereine 5 Verkehr 6 Personlichkeiten 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie westliche Begrenzung von Oestrich zur Stadt hin bilden der Ziegelweiherpark und der Alte Friedhof an der Bruckstrasse Die alteste Dorfstrasse ist die heutige Oestricher Strasse dort steht auch die Kaiser Karl Kapelle Hier wie auch an der Bruckstrasse finden sich noch vereinzelt ehemalige Bauernhofe Geschichte Bearbeiten nbsp Oestrich auf der Tranchotkarte 1803 1820Ortsgeschichte Bearbeiten In weniger Entfernung vom Ort wurden nordlich bis sudostlich vorgeschichtliche und romerzeitliche Bodenfunde gemacht In einer von Kaiser Otto dem Grossen bestatigten Tauschurkunde vom 17 Januar 966 zwischen dem Marienstift zu Aachen und dem lothringischen Grafen Immo wird er dann zusammen mit Erkelenz herclinze und weiteren Ortschaften als der im Muhlgau in der Grafschaft des Eremfred gelegene Ort hostrich genannt Das Marienstift war nunmehr in Oestrich wie auch in Erkelenz Eigentumer allen Grund und Bodens den es als Mann und Zinsguter nach dem in frankischer Zeit entstandenen Lehnsrecht vergab Die Landesherrschaft ubten jedoch die Grafen aus Ein Zinsverzeichnis des Stifts aus dem 12 Jahrhundert gibt fur Oestrich 31 Zinsguter 5 Muhlen und 4 Herrenhofe an In Erkelenz waren es demselben Verzeichnis zufolge 32 Zinsguter 1 Brauerei und 5 Herrenhofe so dass beide Orte zu dieser Zeit ebenburtig erscheinen Dies lasst auch den Schluss zu dass Oestrich letztendlich alter sein konnte als Erkelenz Auch legt das Wegenetz auf alten Landkarten die Vermutung nahe dass der Kolner Heerweg ursprunglich durch Oestrich fuhrte Ebenso lag die erst um 1905 abgebrochene Bellinghovener Muhle nicht von Erkelenz sondern nur von Oestrich aus gesehen in Richtung Bellinghoven Und nicht von Erkelenz vielmehr von Oestrich aus fuhrte an ihr der bei dem Chronisten Mathias Baux im 16 Jahrhundert genannte alte Bellinghovener Weg heute Muhlenfeld vorbei nach Bellinghoven Allerdings lagen die einzelnen Besitzungen des Stifts nicht alle innerhalb der jeweiligen Ortsgrenzen sondern in der Umgebung Aus ihnen sind die heute im Umkreis von Erkelenz und Oestrich liegenden Weiler und Dorfer entstanden deren Namen darauf hinweisen dass ihre Anfange in Busch und Waldgebieten lagen Der Chronist berichtet nach der Aufzahlung verschiedener Mannguter in den umliegenden Dorfern dass das Gut in Oestrich genannt das Gut zu den Linden ein Manngut ist das Maess Mathias von Etgenbusch zu Lehen erhalten hat und sich jetzt im Besitz des Konrad von Oestrich befindet Von den Ertragen aller Landereien erhielt das Marienstift zu Aachen den zehnten Teil der ausser in Geld auch in Naturalien bestand die dem Schultheiss oder Rentmeister abzuliefern waren und in der Zehntscheune die sich ursprunglich ebenfalls in Oestrich befand eingelagert wurden Als dann 1326 das inzwischen sicher nicht unbefestigte Erkelenz von Graf Rainald II von Geldern zur Stadt erhoben wurde bildeten die umliegenden Dorfer mit ihr einen einheitlichen Rechts und Verwaltungsbezirk in der geldrischen Herrlichkeit Erkelenz Die Landbevolkerung genoss dieselben Burgerrechte wie die Stadter und hatte bei Gefahr das Recht sich mit ihrer beweglichen Habe in den Schutz der Stadtmauern zu begeben aber auch die Pflicht bei der Verteidigung der Stadt mitzuwirken Ebenso wahlte sie in Erganzung zum Stadtburgermeister aus ihren Reihen den Landburgermeister die beide an der Spitze der stadtischen Verwaltung standen Oestrich als der Stadt nachstgelegenes Dorf teilte deren wechselvolle Geschichte in besonderem Masse Es zog viel Kriegsvolk durch das Land das als geldrische Exklave im Julichen lag brannte mordete und erpresste Geld gegen Hab und Gut Leib und Leben Das im Jahre 1355 als erstes Tor der Stadt entstandene Brucktor zuletzt eine machtige Torburg fuhrte uber den Kolner Heerweg hinaus nach Oestrich und gab der bei Gefahr in die Stadt fliehenden Bevolkerung Ruckendeckung Im Jahre 1423 brannte Junker Scheiffart von Merode mit seinen Mannen in einem Bogen um die Stadt von Nordwest bis Ost fast ganz Oerath Buscherhof und Wockerath nieder Sie waren auch in Kuckhoven und versuchten schliesslich nach Oestrich vorzudringen denn wer Oestrich in der Hand hatte konnte auf geradem Wege gegen das Brucktor sturmen Vor Oestrich aber stiessen sie auf heftige Gegenwehr unter Herzog Arnold von Geldern und zogen schliesslich geschlagen wieder ab nbsp KarlskapelleIn der Nahe des heutigen Ziegelweihers auf dem sogenannten Karle baute man 1452 eine Kapelle zu Ehren Karls des Grossen der nach der Volkssage bei der Jagd hier auf einem Stein Rast gemacht haben soll In den Jahren 1580 und 1581 suchte eine Pestepidemie das Land heim und forderte in Stadt und Kirchspiel Erkelenz 458 Menschenleben 1676 starben hier innerhalb von zwei Monaten 200 Menschen am Rotlauf Nachdem seit unvordenklichen Zeiten die Toten in der Stadt und aus den umliegenden Dorfern bei und in der Pfarrkirche zu Erkelenz beerdigt worden waren legte man 1825 auf halbem Wege zwischen Erkelenz und Oestrich den Friedhof an der Bruckstrasse an der heute Alter Friedhof genannt wird und unter Denkmalschutz steht 1844 wurde die Kapelle auf dem Karle abgebrochen und inmitten des Dorfes neu errichtet In der Kapelle stehen Terrakottafiguren der 14 Nothelfer die aus dem 18 Jahrhundert und von einem Altar der Pfarrkirche zu Erkelenz stammen sowie eine gedrungene Figur Karls des Grossen Andererseits kommt eine wertvolle heute in der Pfarrkirche befindliche Figur des heiligen Andreas aus der alten Oestricher Kapelle Bei der Kapelle liegen zwei grosse Steine von denen einer von der Bevolkerung mit Blumen geschmuckt wird Im Jahre 1854 hatte Oestrich 48 Wohnhauser und 275 Einwohner 1903 wurde es zusammen mit Erkelenz an die offentliche Wasserversorgung vom nahegelegenen Wasserturm aus angeschlossen Es folgte die offentliche Kanalisation und 1909 die Versorgung mit Elektrizitat vom ebenfalls in der Nahe gelegenen stadtischen Elektrizitatswerk aus Am 16 Januar 1945 flogen beim dritten von vier grossen Luftangriffen des Zweiten Weltkrieges alliierte Bombenflugzeuge die inzwischen weitgehend evakuierte Stadt in zwei aufeinanderfolgenden Wellen an Die erste Welle galt dem Raum Oestrich und Buscherhof Ein Bombenvolltreffer zerstorte ein Haus an der Ecke Bruckstrasse Muhlenfeld bis auf die Grundmauern und totete mehrere Personen in diesem Haus Weitere Bomben fielen am Alten Friedhof und forderten weitere Menschenleben Am 26 Februar 1945 wurde Oestrich wie auch Erkelenz von amerikanischen Soldaten der 102 Infanteriedivision der 9 US Armee im Zuge der Operation Grenade eingenommen Die wenigen noch in Oestrich verbliebenen Bewohner die nicht in Evakuierung gegangen waren wurden nach Kuckhoven gefuhrt wo sie zwei Wochen bleiben mussten Unmittelbar vor und nach Kriegsende wurden in Oestrich Hauser geplundert Obwohl schon um 1600 die erste Bebauung ausserhalb der Stadtmauern von Erkelenz in Richtung Oestrich entlang der heutigen Bruckstrasse erfolgt war schloss der Ort erst nach dem Zweiten Weltkrieg zur Stadt hin auf Nordlich des Ortes ist in den beiden Jahrzehnten um die Jahrtausendwende das Wohngebiet Oestricher Kamp mit Kindergarten Grundschule und einigen Geschaften der Grundversorgung entstanden Einige der Strassen in diesem Wohngebiet tragen die Namen des keltischen Volkes der Eburonen das in diesem Land ansassig war und der frankischen Herrschergeschlechter Merowinger und Karolinger sowie einiger ihrer Konige Ortsname Bearbeiten Der Ortsname hostrich wie er in der ersten urkundlichen Nennung im Jahre 966 geschrieben wurde ist keltisch frankischen Ursprungs Der Vokal O wurde lang ausgesprochen weshalb man ihn spater nach ausgefallenem H mit einem Dehnungs E Oe schrieb Dieser Wortbestandteil host hat eine indogermanische Wurzel Das lateinische hostis heisst Fremdling Feind Das Wort findet sich auch im englischen host mit lang ausgesprochenem Vokal und bedeutet Gastgeber Ebenso ist im Franzosischen wo der Akzent Zirkumflex lange Betonung und ausgefallenes S anzeigt der hote ein Gast Gastgeber und das hotel eine Herberge So bezeichnet denn auch in der frankischen Sprache des 5 und 6 Jahrhunderts host ein befestigtes Gehoft als Etappenstation des Heeres Man war in hoste das heisst auf einem Feldzug 1 Auch der zweite Wortbestandteil rich im Ortsnamen hat eine indogermanische Wurzel Im Lateinischen ist der rex ein Konig Herr Fuhrer und im Keltischen ist es der rix Im Altenglischen bedeutet rice machtig wohlhabend Im Germanischen heisst es rik und im Althochdeutschen rih Nachgestelltes Bestimmungswort rich ist aber nicht den germanischen sondern den keltischen und romanischen Sprachen zu eigen Also bezeichnete der Ortsname hostrich einen landesherrlichen Heeresstutzpunkt eine Heer berge Fur diese Deutung spricht dass dann spater eine feste Burg gebaut wurde Aber nicht in Oestrich sondern im unweit am Kolner Heerweg gelegenen Erkelenz einen militarischen Tagesmarsch etwa 30 km von Roermond dem Hauptort des spateren Oberquartiers Geldern entfernt zu dem Erkelenz mit seinen umliegenden Dorfern gehorte Religion BearbeitenDie Bevolkerung ist mehrheitlich katholisch Oestrich gehort von jeher zur Pfarre St Lambertus in Erkelenz Kultur und Sehenswurdigkeiten BearbeitenSehenswurdigkeiten Bearbeiten nbsp Innenansicht der Karlskapelle in OestrichKaiser Karl Kapelle Sie ist im Bistum Aachen und in der Erzdiozese Koln das einzige Gotteshaus das Karl dem Grossen geweiht ist Siehe auch Liste der Baudenkmaler in Erkelenz Vereine Bearbeiten Dorfgemeinschaft OestrichVerkehr BearbeitenDie AVV Buslinie EK4 der WestVerkehr verbindet den Ort an Werktagen mit Erkelenz Mitte und Mennekrath Abends und am Wochenende kann ausserdem der MultiBus angefordert werden 2 Linie VerlaufEK4 ErkaBus Erkelenz Bf Erkelenz Stadthalle Oerath Oerather Muhlenfeld Erkelenz Sud Erkelenz Bf oder Erkelenz ZOB Erkelenz Bf Oestrich Neuhaus Mennekrath Erkelenz Gymnasium Erkelenz Bf Erkelenz ZOBPersonlichkeiten BearbeitenLeo Heinrichs 15 August 1867 in Oestrich 23 Februar 1908 in Denver Colorado Pater im Franziskanerorden 1908 in Denver wahrend der Heiligen Messe von einem Anarchisten erschossen Ein Seligsprechungsverfahren ist eingeleitet Im Ort ist der Leo Heinrichs Weg nach dem Geistlichen benannt Josef Gaspers 1886 in Oestrich 1959 in Gangelt war katholischer Priester Propst in Heinsberg und Heimatforscher 1958 wurde er Ehrenburger der Stadt Heinsberg Literatur BearbeitenJac Offermann Geschichte der Stadte Flecken Dorfer Burgen u Kloster in den Kreisen Julich Duren Erkelenz Geilenkirchen und Heinsberg Linnich 1854 Mathias Baux u a Die Chronik der Stadt Erkelenz in Annalen des historischen Vereins fur den Niederrhein Heft 5 Seite 47 Koln 1857 Josef Gaspers Leo Sels u a Geschichte der Stadt Erkelenz Erkelenz 1926 Josef Lennartz Als Erkelenz in Trummer sank Stadt Erkelenz 1975 Dorfgemeinschaft Oestrich Hrsg Die Karlskapelle in Oestrich Erkelenz 1984 Ulrich Eisenhardt Deutsche Rechtsgeschichte Verlag C H Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 51996 2Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Oestrich Sammlung von Bildern Webseite der Stadt Erkelenz Denkmale in der Stadt Erkelenz Kirchen und Kapellen in der Stadt ErkelenzEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Peter Paul Schweitzer Altdeutscher Wortschatz Hadamar 2002 Memento vom 9 November 2011 im Internet Archive mit der zutreffenden Interpretation ahnlicher Ortsnamen Seiten 132 f MultiBus In west verkehr de WestVerkehr GmbH abgerufen am 10 Februar 2021 Stadtteile von Erkelenz Bellinghoven Berverath Berverath neu Borschemich neu Commerden Erkelenz Genehen Geneiken Gerderath Gerderhahn Golkrath Granterath Hetzerath Holzweiler Houverath Immerath neu Katzem Kaulhausen Keyenberg Keyenberg neu Kleinbouslar Kuckhoven Kuckum Kuckum neu Lovenich Matzerath Mennekrath Oberwestrich Oberwestrich neu Oerath Oestrich Scheidt Schwanenberg Tenholt Terheeg Unterwestrich Unterwestrich neu Venrath Wockerath Ehemalige OrtsteileBorschemich 2017 Immerath 2018 Lutzerath 2023 Pesch 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oestrich Erkelenz amp oldid 212067082