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Die Michaeliskirche 1 auch Kirche St Michael in Ronnenberg ist eine denkmalgeschutzte Pfarrkirche 2 des evangelisch lutherischen Sprengels der Region Hannover 1 Standort der im 12 Jahrhundert erbauten romanischen Basilika zu deren wertvoller Ausstattung 2 eines der mutmasslich altesten Kirchenteile in der Region Hannover aus dem ersten Jahrtausend zahlt 1 ist die Strasse Am Kirchhofe Nummer 9 im Zentrum des alten Ortskerns 2 Die von Rosskastanien und historischen Grabmalern umstandene Michaeliskirche in Ronnenberg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Die Bonifatiuskapelle und das Bonifatiusportal 1 2 Die Michaeliskirche 2 Die Glocken 3 Literatur Auswahl 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 Anmerkungen 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Bonifatiuskapelle und das Bonifatiusportal Bearbeiten Unmittelbar neben der heutigen Michaeliskirche stand eine wesentlich altere Kapelle 3 Die beiden historischen Kirchenbauten in Ronnenberg wurden vermutlich an Stelle einer noch aus der Zeit der Germanen stammenden Thingstatte errichtet 2 Da Grundungs oder Stiftungs Urkunden fehlen wurden zum Baubeginn unterschiedliche Uberlegungen angestellt Nach verschiedenen Angaben datierte hier eine fruhe dem Heiligen Bonifatius gewidmete Kapelle die gemeinsam mit dem Ort runibergung bereits im Jahr 524 erwahnt worden sein soll Andere vermuten die Entstehung der Bonifatiuskapelle in der Zeit der Christianisierung am Ort um 776 Der ehemalige Kirchenbaudirektor Ulfrid Muller mutmasst die Entstehung der ersten Kapelle zwischen 950 und 1050 1 Urkundlich belegt ist sie im Jahr 1078 2 1644 wurde das Patronatsrecht uber die Bonifatiuskapelle den adeligen Damen vom Kloster Wennigsen ubertragen Nur wenig spater wurde die Kapelle 1660 wegen Baufalligkeit abgebrochen 2 das Portal aber zunachst in die sudliche Aussenmauer der unterdessen schon Jahrhunderte zuvor errichteten Michaeliskirche eingesetzt Erst seit dem Jahr 1983 wurde das Bonifatiusportal zum Schutz vor Verwitterung in die Turmhalle versetzt und fasst seitdem den Durchgang zum Kirchenschiff ein 1 Dabei wurden die Einzelteile wieder passgenau mit der umlaufenden Verkropfung zusammengefugt 3 1 Das aus drei Granitplatten zusammengesetzte Bonifatiusportal zeigt als flaches Relief im Sturzbalken das Lamm Gottes in einem ovalen Heiligenschein auch Mandorla genannt 3 vor dem christlichen Kreuz Seitlich des Lammes finden sich die Tauben und zwei Drachen Die Seitenteile gestalteten die Steinmetze mit Rankenwerk und Schlangen 1 moglicherweise auch ein Sinnbild fur den Baum des Lebens 4 In seiner Gesamtkomposition wird das Bild als Symbol fur das Eindringen des Bosen in das Paradies gedeutet 1 Die Michaeliskirche Bearbeiten Ebenfalls vermutlich an Stelle der alten Thingstatte 2 wurde von 1150 bis 1160 von Kunstlern der Bauschule Konigslutter die Michaeliskirche errichtet 1 Ahnlich wie die gleichartige Kirche in Pattensen die dortige Lukaskirche 5 wurde St Michaelis ursprunglich als dreischiffige Basilika in romanischen Formen erbaut mit einem Querhaus und einem Kirchturm Zum Aufbau verwendeten die Bauherren Sandstein zum Teil auch Quadermauerwerk zur Stutzung der Rundbogen Gewolbe Vor allem der niedrige Bauteil im Osten mit Originalen aus dem 12 Jahrhundert wie beispielsweise die Vierung und die ostlichen Apsiden im Querhaus sowie der untere Teil des auf quadratischem Grundriss errichteten Kirchturmes mit seinem einfach profilierten Sockel blieben von spateren Umbauten unberuhrt 2 Den Chorraum erweiterten die Kirchenherren im Jahr 1464 1 wie die Jahreszahl des dortigen Schlusssteines aufzeigt 2 Vier spitzbogige Masswerkfenster in der Apsis und andere Elemente 1 veranderten die Kirche nun mit Formen der Spatgotik 2 Spatgotisch geschmuckt wurde auch der vor der Reformation geschnitzte Aufsatz auf dem Altar mit seiner zuruckhaltend bunt bemalten und vergoldeten Gruppe um Jesus Christus und die bekronte Maria 1 in der Zeit um 1500 2 In der Mitte wurde Jesus neben der Konigin des Himmels gesetzt beide gleichberechtigt gross gemeinsam auf einer Bank Fast wie ein Paar nicht wie Mutter und Sohn Superintendent Hermann de Boer bezeichnete die Darstellung spater einmal als einen Anknupfungspunkt fur die Okumene insbesondere fur die Jahrhunderte nach der Entstehung des Schnitzwerkes aus dem vorwiegend katholischen Schlesien zugewanderten ehemaligen Bergarbeiter der Ronnenberger Kaliwerke 4 Im 16 und 17 Jahrhundert entstanden einige Grabsteine die an den Aussenwanden der Michaeliskirche aufgestellt wurden 2 In den Jahren von 1592 bis 1623 arbeitete der Magister Wichmann Schulrabe als Superintendent in Ronnenberg 1 Noch zu seinen Lebzeiten liess sein Kollege 1609 ein Epitaph fur Schulrabe aufstellen wie die lateinische Umschrift aufzeigt Die Inschrift bezeichnet Wichmann Schulrabe als Hirten der Schafe Christi und als treuen Superintendenten rechtmassig vorgesetzt dieser und den benachbarten Ortschaften 4 Das in Sandstein fein ausformulierte und kolorierte Epitaph zeigt unter ihren Wappen Schulrabe und seine Ehefrau Catharina de Nenneken mit Halskrause beide jeweils auf einem Kissen kniend und den Gekreuzigten anbetend 1 Zu den benachbarten Ortschaften in Wichmann Schulrabes Sprengel gehorten u a Gehrden die Stifte Barsinghausen und Wennigsen Hohenbostel die Vogtei Langenhagen Linden und die Neustadt vor Hannover Durch ein Schreiben unterzeichnet am 1 Februar 1613 in Ronnenberg an das Konsistorium in Wolfenbuttel erreichte er dass der judische Tempel in der Calenberger Neustadt destruiert und abgeschafft wurde 6 Ebenfalls aus dem 17 Jahrhundert stammt der achteckige Taufstein 2 An ihm wurde am 13 November 1800 vom Ronnenberger Superintendenten Johann Conrad Achaz Holscher im Beisein des Konsistorialrates und Loccumer Abtes Johann Christoph Salfeld insgeheim der prominente judische Mediziner Israel Stieglitz auf den christlichen Vornamen Johann getauft Die Taufe war die Voraussetzung dass er in der christlichen Gesellschaft aufsteigen konnte 1802 wurde Johann Stieglitz zum Hofmedicus in Hannover ernannt 1806 zum ersten Leibmedicus und 1820 zum Hofrat 6 1803 kam sein Bruder Levi aus Sankt Petersburg nach Ronnenberg Auch er liess sich taufen Die Taufe wurde beurkundet aber nicht ins Kirchenbuch eingetragen da Grunde einer offentlichen Bekanntmachung entgegen stehen Als Christ wurde Ludwig Stieglitz von Zar Alexander I zum Hofbankier ernannt und 1826 in den Adelsstand erhoben 7 Mitten im Dreissigjahrigen Krieg brachte ein Orkan im Jahr 1630 den Kirchturm zum Einsturz der zugleich den Westteil der Kirche beschadigte und die alte Orgel zerstorte 1 Anm 1 Nachdem etwa zur gleichen Zeit die Jungfrauen vom Kloster Wennigsen 1644 das Patronatsrecht uber die benachbarte Bonifatiuskapelle erhalten hatten und diese nach dem Krieg 1660 abgebrochen wurde sollen auch Teile der Kapelle zur Kirchenreparatur verwendet worden sein Bis heute ist der Verlauf der neuen Aufmauerung von aussen gut zu erkennen 1 Zu den Epitaphen des 17 und 18 Jahrhunderts 2 zahlt dasjenige des Superintendenten Kotzebue aufgestellt auf der Empore Der Sohn Kotzebues soll Ronnenberg in Brand gesteckt haben 4 Von den Emporen aus lassen sich auch Details der Umgestaltung der Kirche in den Jahren 1876 bis 1877 ablesen insbesondere die Erhohung des Mittelschiffes 4 Der grundsatzliche Umbau entstand nach Planen und unter der Aufsicht des Konsistorial Baumeisters Conrad Wilhelm Hase 1 der dem Turm einen geschweiften achteckigen und mit Schieferplatten gedeckten Helm aufsetzte Hase erhohte auch das Querhaus unter einem machtigen Satteldach die Querhausturen und das Westportal erhielten neue Fassungen Zudem wurden die Seitenschiffe ausgebaut Strebepfeiler verstarkten nun das Sudquerhaus und der Saal wurde mit einer Querbalkendecke ausgestattet 2 Ebenfalls von der Empore aus sind die Ausmalungen durch den Maler Hermann Schaper aus der Nahe zu betrachten Die Medaillons mit den vier Evangelisten mittig dazwischen Christus gross auf dem Regenbogen mit Maria und Johannes darunter das Lamm 4 Beim Umbau wurde 1876 ein schwerer romanischer Saulenfuss aufgefunden der gemeinsam mit einem Pendant eine fruhere Emporentreppe eingefasst haben soll Gemeinsam mit einem aufgesetzten Kapitell wurde das Mobel dann zur Stutze der Kanzel der Michaeliskirche umfunktioniert 1 Die Glocken BearbeitenVon den funf Glocken des grossen Gelautes stammen zwei noch aus der Zeit der Gotik Sie wurden 1496 von Busse Jacobs gegossen 1 Literatur Auswahl BearbeitenCarl Wolff Die Kunstdenkmaler der Provinz Hannover Bd 1 Regierungsbezirk Hannover Teil 1 Landkreise Hannover und Linden Hannover Selbstverlag der Provinzialverwaltung u a 1899 Albrecht Haupt Die alteste Kunst insbesondere die Baukunst der Germanen von der Volkerwanderung bis zu Karl dem Grossen 2 neubearbeitete und erweiterte Auflage Berlin Ernst Wasmuth AG 1923 Peter Hertel und Christiane Buddenberg Hertel Die Juden von Ronnenberg Eine Stadt bekennt sich zu ihrer Vergangenheit Hrsg Region Hannover Hahnsche Buchhandlung Hannover 2016 ISBN 978 3 7752 4903 4 Kathe Mittelhausser Red Der Landkreis Hannover mit Abbildungen und Karten Hannover Landkreis Hannover 1963 Edfried Buhler et al Heimatchronik des Landkreises Hannover Heimatchroniken der Stadte und Kreise des Bundesgebietes hrsg im Auftrag des Kuratoriums fur Deutsche Heimatpflege e V Bonn Bd 49 1 Auflage Koln Archiv fur Deutsche Heimatpflege GmbH 1980 Gottfried Piper Die Glocken und Orgeln des Kirchenkreises Ronnenberg 2 erweiterte Auflage 122 zum Teil illustrierte Seiten Gehrden Kreiskantorat des Kirchenkreises Ronnenberg 1991 Gerd Heinz Mohr Lexikon der Symbole Bilder und Zeichen der christlichen Kunst Diederichs gelbe Reihe Bd 150 Christentum Neuausgabe Munchen Diederichs 1998 ISBN 3 424 01420 6Siehe auch BearbeitenListe der Baudenkmale in Ronnenberg St Alexandri Kirche in Eldagsen die Ursprunge des Kirchenbaus reichen in das 8 Jahrhundert zuruck 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Michaeliskirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kay Oppermann Verantw Sabine Freitag Red Michaelisgemeinde Ronnenberg Herzlich willkommen auf der Seite kirchenkreis ronnenberg de Hans Christian Nolte Verantw Jan Probst Red Tipps und Informationen Michaeliskirche in Ronnenberg auf der Seite hannover de Michaeliskirche Ronnenberg im Denkmalatlas NiedersachsenAnmerkungen Bearbeiten Davon abweichend nennt die Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland siehe dort das 15 Jahrhundert als Zeitraum des Einsturzes sowie der baulichen Veranderungen von Turm und Querschiff Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Heinz Koberg Durch ein 1000 jahriges Portal in die Ronnenberger Michaeliskirche in Stefan Amt Red Sascha Aust Simon Benne Marcus Buchholz Heinz Koberg Martin G Kunze Kirchen Kloster Kapellen in der Region Hannover mit Fotografien von Thomas Langreder Hrsg Region Hannover und Evangelisch lutherischer Sprengel Hannover Hannover Lutherisches Verlagshaus 2005 ISBN 3 7859 0924 1 S 115 119 a b c d e f g h i j k l m n o Gerd Weiss Walter Wulf Red Henner Hannig Bearb et al Ronnenberg in Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Baudenkmale in Niedersachsen Band 13 1 Landkreis Hannover hrsg von Hans Herbert Moller Niedersachsisches Landesverwaltungsamt Institut fur Denkmalpflege Friedr Vieweg amp Sohn Verlagsgesellschaft mbH Braunschweig 1988 ISBN 978 3 528 06207 1 S 247 250 308 a b c Ulfrid Muller 44 Ev luth St Michaelis Kirche in Ronnenberg mit einer Abbildung des Portals in der Westwand der Michaeliskirche in ders Schone Kirchen in Niedersachsen Hannover Schlutersche Verlagsgesellschaft 1979 ISBN 3 87706 019 6 a b c d e f Hans Werner Dannowski Unterwegs im Calenberger Land Dorfer Kirchen und alte Gutshofe zwischen Deister und Leine Hannover Schlutersche Verlagsgesellschaft 2009 ISBN 978 3 89993 651 3 S 49 online uber Google Bucher Gerd Weiss Walter Wulf Red Henner Hannig Bearb et al Pattensen in Denkmaltopographie S 232 237 hier S 233f a b Peter Hertel und Christiane Buddenberg Hertel Die Juden von Ronnenberg Eine Stadt bekennt sich zu ihrer Vergangenheit Hrsg Region Hannover Hahnsche Buchhandlung Hannover 2016 ISBN 978 3 7752 4903 4 S 25 Peter Hertel und Christiane Buddenberg Hertel Die Juden von Ronnenberg Eine Stadt bekennt sich zu ihrer Vergangenheit Hrsg Region Hannover Hahnsche Buchhandlung Hannover 2016 ISBN 978 3 7752 4903 4 S 25 f Friedrich Wilhelm Wiegmann Joachim Krienke Thorsten Schoppe Christel Fritz Prussner Ulrich Rohn Red 1200 Jahre St Alexandri zu Eldagsen und St Nicolai zu Alferde Hrsg von den Kirchenvorstanden der St Alexandrigemeinde zu Eldagsen und der St Nicolaikirchengemeinde zu Alferde Selbstverlag Eldagsen 1996 passim52 317387 9 656877 Koordinaten 52 19 2 6 N 9 39 24 8 O Normdaten Geografikum GND 1214311725 lobid OGND AKS VIAF 3851159613654841030009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Michaeliskirche Ronnenberg amp oldid 221253638