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Die franzosischsprachige Schweiz oft auch Romandie oder Welschland genannt umfasst den westlichen Teil der Schweiz und zwar die protestantischen Kantone Genf Waadt Neuenburg die katholischen Kantone Jura sowie die zweisprachigen Kantone Freiburg und Wallis als auch Teile des Kantons Bern Weil die franzosischsprachigen Kantone der Schweiz keine homogene Einheit bilden vereint die westschweizerische Literatur zahlreiche Kultureinflusse in sich welche sich einerseits von jenen des Nachbarstaats Frankreich unterscheiden und auch einen anderen Blickwinkel im Gegensatz zu den anderen Sprachregionen der Schweiz zulassen Inhaltsverzeichnis 1 Die franzosische Sprache 2 Spatmittelalter 3 Reformation 3 1 Calvin 3 2 Theodore de Beze 3 3 Weiterer Einfluss der Reformation 4 Das 17 und das 18 Jahrhundert 4 1 Voltaire 4 2 Rousseau 5 Aufschwung der Naturwissenschaften 5 1 Genf 5 2 Bern 5 3 Lausanne 5 4 Neuenburg 6 Helvetik und Mediationszeit 6 1 Germaine de Stael 7 Restauration in Genf 8 Regeneration 8 1 Der Kreis um Petit Senn in Genf 8 2 Lausanne 8 3 Neuenburg 9 Die katholische Westschweiz 10 20 und 21 Jahrhundert 11 Siehe auch 12 Literatur 13 Weblinks 14 EinzelnachweiseDie franzosische Sprache Bearbeiten nbsp Sprachkarte der Schweiz mit den frankophonen Gebieten in violettDiese romanische Sprache hat allerdings nie literarische Bedeutung besessen und musste bald der franzosischen Sprache weichen die seit dem 13 Jahrhundert ausschliesslich Amts und Schriftsprache wurde sie blieb aber noch lange die Sprache des platten Landes patois romand siehe Schweizer Franzosisch und existiert literarisch eigentlich nur in einigen Versionen des beruhmten Kuhreihens ranz des vaches Trotz der gemeinsamen Sitten und Sprache hat jedoch politische Einheit unter ihnen nie bestanden sie gehorten lange verschiedenen Herrschaftsgebieten an und haben es an Eifersuchteleien und Feindseligkeiten untereinander nicht fehlen lassen Erst seit der Grundung des schweizerischen Bundesstaates im Jahre 1848 machte sich hin und wieder nationales Bewusstsein geltend und erst in diese Zeit datiert man Schweiz die Anfange einer Nationalliteratur obwohl nicht zu leugnen ist dass auch dann die Hauptorte Genf Lausanne Neuchatel und Freiburg auf die sich die geistige Bewegung konzentrierte ihren Sonderinteressen nachgingen und im Banne des Kantonligeistes jeder zentralisierenden Richtung misstrauisch entgegentraten Die Hauptrolle spielte stets Genf teils wegen seiner ausgezeichneten Lage teils weil es im 16 Jahrhundert der Hauptsitz der franzosischen Reformation wurde seit dieser Zeit erlangte es europaische Bedeutung Spatmittelalter Bearbeiten nbsp Schloss GrandsonDie Zeit vor der Reformation hat in literarischer Beziehung nicht viel Bemerkenswertes aufzuweisen Einige liebenswurdige Gedichtchen des tapfern Ritters Otto von Grandson aus dem 14 Jahrhundert entdeckt und veroffentlicht von A Piaget 1889 Chroniken die von den Heldentaten der Schweizer in den Kriegen mit Karl dem Kuhnen berichten mehrere Mysteres und Soties die zum Teil schon von hugenottischem Geiste durchweht sind das ist alles Die interessanteste Personlichkeit ist noch der Gefangene von Chillon Francois Bonivard 1493 1570 dessen Chronik die mannhafte Gegenwehr der Stadt Genf gegen die Herrschaftsgeluste des Herzogs von Savoyen schildert und der in diesen Kampfen seine Uberzeugung mit langjahriger Gefangenschaft bussen musste Reformation Bearbeiten nbsp Das Reformationsdenkmal in GenfBonivard fuhrt uns schon mitten in die Reformationszeit hinein denn als er 1536 infolge der Eroberung des Waadtlandes durch die Berner seine Freiheit erhielt hatte Guillaume Farel schon die Herzen vieler Genfer Burger der neuen Lehre gewonnen und Johannes Calvin bewogen sich in Genf niederzulassen Farel ging nach Neuchatel und begrundete hier die Reformation in Lausanne wirkte Pierre Viret ein tuchtiger Gelehrter einflussreicher Prediger und geschickter Polemist Calvin Bearbeiten nbsp Johannes CalvinCalvin entwickelte in Genf eine erstaunliche Tatigkeit er begrundete die Kirche angesichts der Feinde machte die Bibel zur Grundlage des Staates reinigte die Sitten unterdruckte die innern Zwistigkeiten brachte da er eigentlich mehr Humanist als Theologe war die Studien zu Ehren und richtete den hoheren Unterricht an der neugegrundeten Akademie ein an der nun Pastoren Lehrer und Gelehrte fur ganz Europa ausgebildet wurden Er war ein Meister der franzosischen Sprache die Franzosen nennen ihn einen der Vater ihrer Sprache und seine umfassende literarische Tatigkeit hat hauptsachlich dazu beigetragen Genf zu seiner einflussreichen Stellung zu erheben Der Buchhandel nahm einen kolossalen Aufschwung in den Druckereien wurden die reformatorischen Schriften nicht nur fur Frankreich sondern auch fur Deutschland Holland England gedruckt und zahlreiche Humanisten wie Mathurin Cordier Henri Estienne Robert Estienne Francois Hotman Isaac Casaubon Beroaldus u a nahmen in Genf vorubergehenden oder dauernden Aufenthalt Dazu kamen ca 2000 Fluchtlinge aus Frankreich und Italien die ihre Kunst und ihren Gewerbfleiss aber auch ihre starren republikanischen Ideen und die traurige Stimmung der Verbannung mitbrachten Calvin und seine Amtsgenossen fuhrten ein strenges Regiment und so konnte es nicht ausbleiben dass sich Sitten und Lebensfuhrung ganzlich anderten Die Stadt bekam ein ernstes murrisches Antlitz mit Harte wurde die Kirchenzucht geubt Spiele und Zerstreuungen Aufwand in Kleidung Essen und Trinken waren verpont jede sundhafte und unanstandige Ausserung wurde streng bestraft Theodore de Beze Bearbeiten nbsp Theodore de BezeNach Calvins Tod 1564 galt Theodore de Beze unbestritten als das Haupt des franzosischen Protestantismus In seiner Jugend hatte er anderen Anschauungen gehuldigt wie seine leichtfertigen Jugendgedichte beweisen in Genf aber war er durch die machtige Personlichkeit Calvins bezwungen und bekehrt worden und wirkte nun 42 Jahre lang als Lehrer und Prediger mit grossartigem Erfolg In Charakter Geschmack und Neigung das Gegenteil seines strengen Freundes als Schriftsteller ihm nicht gewachsen ubertraf er ihn doch an Anmut und Eleganz seine zahlreichen satirischen und polemischen Schriften zeigen den glanzenden Redner und seine Psalmenubersetzung siehe Genfer Psalter ist nicht ohne dichterischen Schwung Uberhaupt steht in dieser Periode fast alle literarische Thatigkeit im Dienste der Religion und anderseits sind die die den Musen opferten fast durchweg Pastoren und Pastorensohne So ist auch Bezas einzige Tragodie Le sacrifice d Abraham weiter nichts als eine eindringliche Predigt und die einzigen Gedichte die poetisches Gefuhl verraten sind von dem Neuenburger Pfarrer Blaise Hory hinterlassen Weiterer Einfluss der Reformation Bearbeiten nbsp Historische Darstellung der EscaladeAusserhalb dieses Bannkreises steht das frostige allegorische Schauspiel L ombre de Garnier Stoffacher 1584 wohl die alteste Version des Tellschusses und die zahlreichen Reimereien die an die beruhmte Escalade de Geneve 1602 anknupfen Samuel Chappuzeaus Drama Geneve delivree 1662 ist wohl noch die ertraglichste Den tapfern Hugenotten Theodore Agrippa d Aubigne mochten die Schweizer gern zu den ihrigen rechnen weil er seine Jugendzeit und die letzten Jahre seines Lebens 1620 1630 in Genf zubrachte allein seine dichterische Tatigkeit besonders seine kraftvollen Tragiques gehoren unzweifelhaft Frankreich an Inzwischen hatten die Reformatoren ihrem Prinzip getreu uberall Schulen eingerichtet in den Dorfern Elementarschulen in den Stadten Lateinschulen auch die Academie de Lausanne Aber der Zuzug von Fremden hatte bedeutend abgenommen die Refugies und die Humanisten wandten sich vorzugsweise nach Holland und machten dies Land zum Mittelpunkt ihrer literarischen Tatigkeit Das 17 und das 18 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Jean Frederic Ostervald nbsp Jean Jacques RousseauDas 17 Jahrhundert bedeutet einen Stillstand in der geistigen Entwicklung der franzosischsprachigen Schweiz Der Widerruf des Edikts von Nantes im Jahre 1685 brachte neues Blut nach Genf diesmal hatten die Naturwissenschaften und die Mathematik am meisten Vorteil davon Auch die Opposition gegen den Calvinismus wurde starker und nachhaltiger wahrend noch 100 Jahre fruher Sebastian Castellio ein Gegner der Pradestinationslehre und Apostel der Toleranz Conseil a la France desolee in die Verbannung gehen musste wurde jetzt unter dem Einfluss Jean Alphonse Turrettinis Professors der Kirchengeschichte seit 1694 und seines Freundes Jean Frederic Ostervald Verfassers des grossen Katechismus und einer weitverbreiteten Bibelubersetzung 1744 die Praxis der Genfer Kirche milder und toleranter und es konnte sich im Anschluss an den von Deutschland herubergekommenen Pietismus ein liberaler Protestantismus entwickeln der in Marie Huber 1753 und in Beat de Muralt 1749 seine Hauptvertreter sand Muralt ist zugleich der bemerkenswerteste Schriftsteller jener Zeit seine Lettres sur les Anglais et les Francais konnen die wurdigen Vorlaufer der Lettres persanes von Montesquieu und der Lettres anglaises von Voltaire genannt werden Viel schroffer standen sich die politischen und sozialen Parteien gegenuber die Negatifs Representants und Natifs ihre Zwistigkeiten nahmen oft einen blutigen Ausgang und konnten zum Teil nur mit Hilfe des Auslandes beigelegt werden Daraus erklart sich auch die Unmasse von politischen Schriften Satiren und Liedern die in dieser Zeit entstanden sind deren Interesse aber naturgemass mit ihr vergangen ist Voltaire Bearbeiten nbsp VoltaireVon entscheidende Einfluss auf die geistige und moralische Entwickelung der franzosischsprachigen Schweiz war der Aufenthalt Voltaires Im Dezember 1754 liess er sich in der Nahe von Genf nieder teils von der schonen Natur teils von den vorzuglichen Druckereien angelockt in denen damals so manche epochemachenden Werke gedruckt wurden trat alsbald in lebhaften Verkehr mit einigen angesehenen Familien so mit den Pastoren Vernet und Vernes dem beruhmten Arzt Theodore Tronchin nebst seinen zwei Brudern dem Professor Pictet und bezauberte alle durch seine Liebenswurdigkeit als er aber versuchte seine Zaire auszufuhren stiess er auf den hartnackigen Widerspruch des Konsistoriums schon seit Calvins Zeiten waren dramatische Auffuhrungen ausser etwa geistlichen nicht mehr geduldet und selbst Privatauffuhrungen bestraft worden In seiner Eitelkeit verletzt wandte er sich nach Lausanne und fand dort besseres Entgegenkommen besonders bei den Frauen auch die Pastoren scheuten sich nicht den Gesellschaften und Auffuhrungen des geistreichen Spotters beizuwohnen Nach Genf zuruckgekehrt beschloss er sich an den Muckern zu rachen einige bissige Artikel in der Encyclopedie und religionskritische Schriften wie Poeme sur le desastre de Lisbonne und spater Candide ou l optimisme reizten die Angegriffenen zu heftigen Erwiderungen und um seine Gegner an der empfindlichsten Stelle zu treffen liess er auf seinem Landgut Ferney an der Grenze des Genfer Gebiets einen Theatersaal erbauen und dort seine Dramen unter anderem Tancrede auffuhren wozu wieder die Genfer Gesellschaft Schauspieler und Publikum stellte Rousseau Bearbeiten Auch Jean Jacques Rousseau Genfs grosster Burger griff in den Streit ein hatte Voltaire Beziehungen zu der regierenden Klasse und zahlreiche Anhanger unter den Natifs so hielt sich der demokratische Rousseau zu den Representants in deren Sinne er auch gegen Voltaire die Lettres sur les spectacles schrieb Mit dem Rate der Stadt aber hatten es beide verdorben der liess sowohl den Candide als den Emile verbrennen und Julie oder Die neue Heloise als unmoralisch verbieten Rousseau suchte sich zwar mit den Lettres de la Montagne zu rechtfertigen fachte damit aber den Streit erst recht an Voltaire behielt doch das letzte Wort mit Guerre civile de Geneve und 1782 wurde nach wiederholter Intervention des franzosischen Gesandten eine Schauspielertruppe in Genf eingefuhrt und ein steinernes Theater erbaut die ersten Direktoren waren Fabre d Eglantine und Collot d Herbois Aufschwung der Naturwissenschaften BearbeitenGenf Bearbeiten nbsp Charles BonnetEinen glanzenden Aufschwung hatten die Naturwissenschaften genommen Manner wie Gabriel Cramer Jean Louis Calandrini Jean Jallabert De Luc Marc Auguste Pictet besonders aber Charles Bonnet und sein beruhmter Neffe Horace Benedict de Saussure zogen durch ihre Beobachtungen Reisen und Forschungen die Augen von ganz Europa auf sich Auch auf anderen Gebieten regte es sich neben dem trefflichen Historiker Mallet muss der Bibliothekar Jean Senebier erwahnt werden der mit grossem Fleiss aber geringem Stilgefuhl und wenig massvollem Urteil eine Literaturgeschichte von Genf schrieb Bern Bearbeiten In Bern gab es damals einige ausgezeichnete Gelehrte die sich der deutschen wie der franzosischen Sprache gleich gut bedienten und darum wohl hier genannt werden durfen Albrecht von Haller Karl Viktor von Bonstetten Sigmund Ludwig von Lerber der sogar gute Verse machte und der Amtmann Johann Rudolf von Sinner 1730 1787 der als Ubersetzer Sammler Archaologe und Bibliophiler geschatzt war Lausanne Bearbeiten nbsp Die Kathedrale Notre Dame in LausanneIn Lausanne hatte der Voltairesche Geist am meisten gewirkt Da die Abhangigkeit von Bern den Sohnen der vornehmen Familien die politische Laufbahn verschloss so mussten sie wenn sie Drang nach Tatigkeit empfanden ausser Landes gehen haufig als Erzieher hochstehender Personlichkeiten Diese mit ihren im Ausland gesammelten Erfahrungen die Waadtlander mit ihrer Leichtlebigkeit und Liebenswurdigkeit eingewanderte Franzosen und die zahlreichen Fremden die von Jahr zu Jahr in immer grosseren Scharen die schonen Ufer des Sees aufsuchten bildeten eine Art kosmopolitischer Gesellschaft in der die geistreiche Geselligkeit der Pariser Salons mit Gluck nachgeahmt wurde Einer der interessantesten Gaste war der Englander Edward Gibbon der Hauptmagnet der beruhmte Arzt Victor Tissot dessen Avis au peuple de la sante in kurzer Zeit 15 Auflagen erlebte und in 17 Sprachen ubersetzt wurde Die Schriftstellerei wurde bei den Damen Modesache seitdem Isabelle de Montolieu mit ihren Romanen und Ubersetzungen viel Beifall gefunden hatte besonders mit Caroline de Lichtfield 1786 noch dem geniessbarsten von allen der auch ins Englische ubersetzt wurde Etwas hoher stehen die Poesies helvetiennes des Dechanten Jean Louis Philippe Bridel in denen schon hin und wieder nationaler Geist zu spuren ist Allein es mangelt ihm an Prazision und Klarheit des Ausdrucks und sein poetisches Gefuhl ist nicht echt Neuenburg Bearbeiten nbsp Isabelle de Charriere 1777Auch in Neuenburg machte sich in jener Zeit geistiges Leben bemerkbar hier war es Isabelle de Charriere eine Hollanderin von Geburt die Verfasserin der Lettres neuchateloises und Lettres de Lausanne von Sainte Beuve gelobt und der treffliche Kritiker David Chaillet im Mercure suisse die einen kleinen aber angeregten Kreis um sich versammelten dem auch Benjamin Constant eine Zeit lang angehorte Helvetik und Mediationszeit Bearbeiten nbsp Anne Germaine de Stael nbsp Jacques NeckerWahrend der franzosischen Revolution und des Kaiserreichs absorbierte Frankreich alle Interessen und Krafte der Schweiz zumal da die Proklamierung der Helvetischen Republik und die Mediationsakte sie eng mit dem Nachbarland verbanden Von den Schweizern welche in dieser Zeit politisch und literarisch fur Frankreich tatig waren sind zu nennen der Bankier und Minister Jacques Necker der Baron Peter Viktor von Besenval den Sainte Beuve neben Benjamin Constant den franzosischsten aller Schweizer nennt die beiden Theologen Etienne Salomon Reybaz und Etienne Dumont Freunde Mirabeaus die ihm haufig die Konzepte zu seinen Reden lieferten Benjamin Constant der Freund von Germaine de Stael General Antoine Henri Jomini der beruhmte Militarschriftsteller Germaine de Stael Bearbeiten Germaine de Stael war zwar in Paris geboren und in Geschmack und Gewohnheiten Franzosin ihrer Natur nach aber eine Schweizerin eine echte Tochter Rousseaus und in Ideen und Gefuhlen mehr germanischem Wesen sich zuneigend und so ganz dazu geeignet die Kulturmission der franzosischsprachigen Schweiz zu erfullen zwischen den germanischen und romanischen Volkern zu vermitteln Dennoch wollte sie von der Schweiz nichts wissen und der Aufenthalt in Coppet war fur sie trotz der herrlichen Natur und der interessanten und glanzenden Gesellschaft die sich dort zusammenfand eine Strafe Restauration in Genf Bearbeiten nbsp Das Denkmal fur Rodolphe Topffer in GenfMit der Loslosung der Schweiz von Frankreich 1814 erwachte neues geistiges Leben vornehmlich in Genf hier lebten und lehrten die Gebruder Marc Auguste Pictet und Charles Pictet de Rochemont die 1796 die Bibliotheque britannique gegrundet hatten aus der die Bibliotheque universelle de Geneve entstanden ist der ernste Geschichtsschreiber Jean Charles Leonard Sismondi der mit Corinna in Italien reiste der Genfer Gesetzgeber Pierre Francois Bellot seit 1803 auch Bonstetten der franzosischste aller Berner der hier erst wie er sagte zu leben begann und Madame Albertine Necker de Saussure die Cousine Germaine de Staels Den Mittelpunkt bildete Augustin Pyrame de Candolle dessen umfangreiches Wissen und weltmannische Bildung eine grosse Anziehungskraft auf Einheimische und Fremde ausubten Besondere Erwahnung verdient Rodolphe Topffer 1799 1846 der heitere Moralist und geschickte Karikaturenzeichner der Verfasser der Voyages en zigzag und der Nouvelles genevoises der mit seinen Freunden den Courrier de Geneve 1841 grundete Das Journal de Geneve entsprang 1826 einem Kreise von jungen Dichtern die sich im Caveau genevois zusammenfanden und die politische Chansons pflegten die hervorragendsten unter ihnen sind Chaponniere 1769 1856 und Gaudi Lefort Wie diese sich an Beranger anschlossen so andere an Lamartine und Victor Hugo manche von diesen starben in jungen Jahren oder gerieten in eine weichliche verschwommene Richtung der korrekteste und eleganteste ist Charles Didier 1805 1864 auch als Reisebeschreiber gelobt der originellste Henri Blanvalet 1811 1870 der wie Louis Tournier hubsche Kinderlieder gedichtet hat Albert Richard 1801 1881 gilt als der erste nationale Dichter mit seinen von starker Begeisterung getragenen Schilderungen hervorragender Ereignisse aus der vaterlandischen Geschichte hatte er grossartigen Erfolg bei der Jugend geriet aber spater in Vergessenheit Regeneration BearbeitenDer Kreis um Petit Senn in Genf Bearbeiten nbsp Genf um 1860Ein Bindeglied zwischen dem alten und neuen Genf der Scheidepunkt ist die Revolution von 1846 mit der ganz neue Manner zur Regierung kommen ist der Dichter Jean Antoine Petit Senn 1792 1870 er hatte dem Caveau angehort mit den Romantikern geschwarmt und von 1830 bis 1836 die Genfer mit seinem Witzblatt Le Fantasque erheitert Seine gelungensten Gedichte sind die Humoreske La Miliciade auf die Genfer Stadtsoldaten und die geistvollen vielleicht zu pointierten Lebensregeln Bluettes et Boutades Seinem gastfreundlichen Hause verdanken viele jungere Krafte Anregung und Forderung der Fabeldichter Antoine Carteret 1813 1889 der Historiker Albert Rilliet de Candolle 1809 1883 der die Tell und Rutlisage auf ihre Echtheit gepruft hat Henri Frederic Amiel 1821 1880 der sinnige Dichter und Geschichtsschreiber der Genfer Akademie und Marc Monnier 1829 1885 seit 1864 Professor der vergleichenden Literatur an der Genfer Universitat ein ungemein fruchtbarer Schriftsteller und gefuhl und formvoller Dichter dessen ausgezeichnete Histoire generale de la litterature leider nur bis zum zweiten Bande gedieh Einer der hervorragendsten Dichter der neuen Schule war Philippe Godet 1850 1922 zugleich ein geistvoller Literarhistoriker und glanzender Redner ausser verschiedenen Banden eigner Poesien hat er die Gedichte des Freiburger Dichters Etienne Eggis und der Neuenburger Dichterin Alice de Chambrier herausgegeben Lausanne Bearbeiten nbsp Lausanne um 1900In Lausanne wo bisher Fremde den Ton angegeben hatten traten nun Einheimische an die Spitze der geistigen Bewegung voran Alexandre Vinet 1797 1847 der treffliche Litterarhistoriker und Kritiker der sympathische Prediger der Vorkampfer fur Toleranz und Gewissensfreiheit und Dichter einiger schoner Kirchenlieder dann der patriotische Dichter Juste Olivier 1807 1876 der 12 Jahre neben Vinet eine Geschichtsprofessur bekleidete und einen tiefgehenden Einfluss auf die studierende Jugend ausubte Die Revolution von 1845 entsetzte beide ihrer Stellen aber wahrend jenen ein gutiges Geschick bald hinwegnahm musste Olivier das bittere Brot der Verbannung essen und erleben dass seine Landsleute ihn fast ganz vergassen Von Paris aus schrieb er seine tiefempfundenen Chansons lointaines aber weder diese noch seine Romane noch die Vorlesungen die er nach seiner Ruckkehr 1870 in Lausanne hielt vermochten die Teilnahme der Menge zu wecken Neben diesen sind zu erwahnen Charles Monnard 1790 1865 der formvollendete politische Redner und Publizist Jean Jacques Porchat 1800 1864 der geist und geschmackvolle Ubersetzer von Horaz Tibull und Goethe der Historiker Louis Vuillemin 1797 1875 der Pastor von Vevey Alfred Ceresole 1842 1915 dessen Scenes vaudoises 1885 in waadtlandischer Sprache geschrieben sind Eugene Secretan der Verfasser der Galerie suisse 1875 und Prasident einer Gesellschaft die sich die planmassige Ausgrabung der Ruinen von Aventicum zur Aufgabe macht und Eugene Rambert 1830 1886 der Verfasser der Alpes suisses und vortrefflicher Essais und Biographien von Alexandre Vinet Juste Olivier Alexandre Calame und Emile Javelle Neuenburg Bearbeiten nbsp Blick uber Neuenburg auf die Alpen ca 1890 1900Wie die Revolution in Lausanne die Professoren in alle Winde zerstreute so machte sie auch 1848 in Neuenburg der kurzen Blute der Akademie erst 1839 gegrundet ein jahes Ende Hier hatte Olivier vor seiner Ubersiedelung nach Lausanne gelehrt vornehmlich aber bluhten Geographie und Geologie Manner wie Louis Agassiz der Begrunder der Gletschertheorie Pierre Jean Edouard Desor sein Mitarbeiter und der Erforscher der Pfahlbauten und der Bronzezeit 1811 1882 Arnold Guyot 1807 1884 Frederic de Rougemont 1808 1876 ein Schuler Carl Ritters und universaler Geist dessen geographische Handbucher in fast alle europaischen Sprachen ubersetzt worden sind wirkten dort zusammen und fanden zum Teil nach der Revolution in der Neuen Welt eine zweite Heimat Die schongeistige Literatur war nur schwach vertreten das Konsistorium ubte eine zu strenge Zensur 1883 tat sich eine Anzahl jungerer Schweizer und franzosischer Schriftsteller zu dem Zweck zusammen die literarische Annaherung beider Lander zu fordern ihr Organ war die Revue suisse romande und ihr Haupt Adolphe Ribaux 1864 1915 der einige Bande Poesies veroffentlichte Ungewohnliches Aufsehen riefen damals die hinterlassenen Gedichte einer mit 21 Jahren verstorbenen jungen Frau Alice de Chambrier 1861 1882 hervor die von Philippe Godet unter dem Titel Au dela veroffentlicht wurden und in kurzer Zeit vier Auflagen erlebten es werden ihnen Gedankentiefe elegante Form und energischer Stil sowie vollstandiger Mangel an verschwommener Sentimentalitat nachgeruhmt Die katholische Westschweiz Bearbeiten nbsp Die Kathedrale Sankt Nikolaus in FreiburgDer katholische Teil der franzosischsprachigen Schweiz Freiburg und Wallis spielte literarisch bis zum Ende des 19 Jahrhunderts nur eine untergeordnete Rolle In Freiburg wirkte in der ersten Halfte dieses Jahrhunderts der Jesuit Jean Baptiste Girard ein liberaler und vorurteilsfreier Mann der durch seine praktische und theoretische Padagogik sich die allgemeine Anerkennung erwarb und fur seinen Cours de langue den grossen Preis Monthyon erhielt 1841 wurde die Zeitschrift L Emulation gegrundet die fur den katholischen Teil der Schweiz das war was die Revue suisse gegrundet 1838 1861 verschmolzen mit der Bibliotheque universelle fur den protestantischen Erwahnenswert sind weiter Pierre Scioberet 1830 1876 ein guter Marchenerzahler dessen Scenes de la vie champetre in zwei Banden von Ayer 1882 und 1884 veroffentlicht wurden und Etienne Eggis 1830 1867 ein phantasievoller grazioser Dichter der wie ein Barde Deutschland durchwanderte und Gedichte in der Art deutscher Burschenlieder verfasste Poesies 1885 hrsg von Philippe Godet 20 und 21 Jahrhundert BearbeitenIm 20 Jahrhundert brachte die Literatur im franzosischen Sprachraum der Schweiz die Dichter Gustave Roud Edmond Henri Crisinel Philippe Jaccottet Jean Georges Lossier und Pericle Patocchi der zwar aus dem Tessin stammte sein ganzes lyrisches Werk jedoch auf Franzosisch schrieb sowie Schriftsteller wie Charles Ferdinand Ramuz und Jacques Chessex hervor Blaise Cendrars und Charles Albert Cingria stammten ebenfalls aus der Schweiz Weitere bekannte Autoren waren S Corinna Bille Jean Luc Benoziglio Georges Borgeaud Nicolas Bouvier Maurice Chappaz Pierre Chappuis Jacques Cheneviere Albert Cohen Anne Cuneo Claude Delarue Vahe Godel Jeanne Hersch Agota Kristof Monique Laederach Jacques Mercanton Jean Pierre Monnier Guy de Pourtales Alice Rivaz Pierre Alain Tache Robert de Traz und Yvette Z Graggen Zu den Autoren des 20 und 21 Jahrhunderts zahlen Etienne Barilier Alain de Botton Markus Hediger Elisabeth Horem Pascale Kramer Claire Krahenbuhl Yves Laplace Daniel de Roulet Olivier Sillig Marie Jeanne Urech und Alexandre Voisard Die Romane von Joel Dicker wurden in uber 40 Sprachen ubersetzt und in Millionenauflagen verkauft 1 Siehe auch BearbeitenListe Schweizer Schriftsteller Autoren der franzosischen SchweizLiteratur BearbeitenJurg Altwegg Leben und Schreiben im Welschland Portrats Gesprache und Essays aus der franzosischen Schweiz Ammann Zurich 1983 Roger Francillon Jacques Scherrer Hrsg Histoire de la litterature en Suisse romande 4 Bande Payot Lausanne 1996 99 Band 1 Du Moyen age a 1815 ISBN 2 601 03182 4 Band 2 De Topffer a Ramuz ISBN 2 601 03183 2 Band 3 De la seconde guerre mondiale aux annees 1970 ISBN 2 601 03184 0 Band 4 La litterature Romande d aujourd hui ISBN 2 601 03185 9 Roger Francillon Hrsg Histoire de la litterature en Suisse romande Nouvelle edition In einem Band Editions Zoe Carouge Geneve 2015 ISBN 978 2 88182 943 7 Weblinks BearbeitenRoger Francillon Franzosischsprachige Literatur In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten Andrea Kucera Der Bestsellerautor von nebenan In Neue Zurcher Zeitung 29 September 2015 Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage von 1888 bis 1890 Bitte entferne diesen Hinweis nur wenn du den Artikel so weit uberarbeitet hast dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt dies belegt ist und er den heutigen sprachlichen Anforderungen genugt Um danach auf den Meyers Artikel zu verweisen kannst du Meyers Online Band Seite benutzen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Literatur der franzosischsprachigen Schweiz amp oldid 237600822