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Blaise Cendrars 1 September 1887 in La Chaux de Fonds Kanton Neuenburg 21 Januar 1961 in Paris eigentlicher Name Frederic Louis Sauser war ein franzosischsprachiger Schweizer Schriftsteller und Abenteurer Seine Reisen fuhrten ihn mehrfach um die Erde Blaise Cendrars 1916Buste von Blaise Cendrars ca 1911 von August SuterDas Geburtshaus Rue de la Paix 27 in La Chaux de Fonds Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Gedichte in deutscher Ubersetzung 2 2 Prosa in deutscher Ubersetzung 2 3 Horspiele 2 4 Verfilmungen 2 5 Ballett 2 6 Bildbande 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBlaise Cendrars kam 1887 als Sohn des Kaufmanns Georges Frederic Sauser und der Hotelierstochter Marie Louise Sauser geborene Dorner 1 von Kusnacht 2 in der von der Uhrenindustrie beherrschten Stadt La Chaux de Fonds zur Welt Die Sauser stammten aus Sigriswil 2 wo sie Winzer waren und waren von dort zunachst nach Bole 2 umgezogen von wo der Vater nach La Chaux de Fonds ging Frederic war der jungere Bruder des spateren Juristen Georges Sauser Hall 1884 1966 und von Marie Elise 1882 2 Die Familie bewohnte ein burgerliches Mehrfamilienhaus an der Rue de la Paix 27 2 in dem er geboren wurde Die rasch wachsende Stadt im Jura hatte neben einer grossen Arbeiterklasse und einer kleinen Schicht von Industriellen eine kaufmannische Mittelschicht deren Aufgabe es war die Uhren weltweit zu verkaufen Der Vater versuchte sich jedoch 1894 erfolglos als Bierimporteur in Suditalien 2 Die Schifffahrt nach Italien fuhrte ab Frankreich vermutlich uber das agyptische Heliopolis 2 wo sein Vater ins Hotelgeschaft einzusteigen hoffte Frederics wechselhafte Schullaufbahn in Neapel 1 bis 1896 und in der Schweiz brachte ihn 1902 am Basler Gymnasium Unteren Realschule mit dem lebenslangen Freund August Suter 2 zusammen Zuvor war er von den Eltern auf deutsche Pensionate 3 geschickt worden von wo er weglief wobei er eine starke Abneigung 2 gegen die Deutschen entwickelte 1902 2 zog die Familie nach Neuenburg Frederic blieb dem Schulunterricht haufig fern 2 Dem erzurnten Vater entfloh er 1904 1907 nach Moskau 4 wo dieser ihn als Handelskorrespondent 1 dem Schweizer Juwelier H A Leuba 4 2 in Sankt Petersburg vermittelte Er war Zeuge der blutig niedergeschlagenen Revolution von 1905 4 2 Eindrucke die spater in den Roman Moravagine einflossen In der Newa Metropole lernte er Helene Kleinmann 4 2 kennen und lieben Die Nachricht von ihrem Unfalltod ereilte ihn Ende Juni 1907 2 nach der Ruckkehr in die Schweiz Im Jahr darauf starb seine Mutter Er begann ein Studium an der Universitat Bern wo er die Polin Felicie Fela Poznanska 4 aus Lodz kennenlernte Die nachsten Aufenthalte waren Brussel 2 und London 2 1910 kam das Paar nach Paris Sie bewohnten ein armliches Hotel Rue Saint Jacques 216 2 Im Juni 1911 ging er allein ins Petersburger Strelna 2 um Franzosisch zu unterrichten doch bereits am 21 November 1911 2 schiffte er sich auf der Birma im baltischen Hafen Libau 2 heute Liepaja nach New York ein wo Felicie seit einiger Zeit bei ihrer Schwester lebte Wahrend sie in der Montessori Schule Francisco Ferrer 2 unterrichtete schrieb er und verfasste sein erstes langes Gedicht Les Paques a New York Ostern in New York das er erstmals unter seinem Kunstlernamen veroffentlichte Felicie verdiente wenig in der von Anarchisten 2 eingerichteten Schule weshalb er sich daneben als Schneiderei 2 und Bibliotheksgehilfe 2 verdingte in einem koscheren Schlachthaus 2 arbeitete oder sich als Kino Pianist 2 durchschlug Am 6 Juni 1912 2 kehrte er anscheinend freiwillig auf einem Ausschaffungsschiff 2 fur auf Ellis Island abgewiesene Einwanderer nach Frankreich zuruck Felicie blieb in den USA Wieder in Paris grundete er mit Emil Szittya 2 und Marius Hanot 2 die Zeitschrift Les Hommes nouveaux 2 die nach drei Nummern endete Sein erstes Buch erschien und brachte ihn mit Kunstlern in Kontakt Bald pflegte er Umgang mit Guillaume Apollinaire 4 2 Marc Chagall 4 2 Robert und Sonia Delaunay 2 Fernand Leger 4 2 Henry Miller Amedeo Modigliani oder Pablo Picasso 4 mit denen er teilweise eng verbunden war 1913 illustrierte Sonia Delaunay sein Buch La Prose du Transsiberien et de la Petite Jehanne de France 3 2 das von der Kritik verrissen 2 wurde Im Fruhling 1913 kam Felicie nach Frankreich Sie fanden ein Heim in Forges par Barbizon 2 dann in Saint Martin en Biere 2 1914 heirateten sie Das Paar bekam die Kinder Odilon 4 Remy 4 und Miriam 4 Gleich bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914 meldete sich Blaise Cendrars als Freiwilliger bei der Franzosischen Fremdenlegion 4 Wahrend eines Angriffs in der Champagne verlor er im Jahr 1915 seinen rechten Arm doch als Auslandschweizer mit Wohnsitz in Paris fuhlte sich der junge Avantgarde Dichter verpflichtet seine Wahlheimat gegen die Deutschen zu verteidigen 1916 4 erhielt er die franzosische Staatsburgerschaft 1917 arbeitete er mit dem Regisseur Abel Gance bei dessen Film J accuse 4 Ich klage an zusammen in dem er als Statist auftrat Eine erneute Zusammenarbeit folgte 1920 fur den Film La Roue 4 1917 lernte er die junge Schauspielerin Raymone Duchateau 4 kennen mit der ihn bald eine idealisierte Liebe 4 verband und die er 1949 nach einigen Jahren der Trennung von ihr in zweiter Ehe heiratete Ab 1918 leitete er den Verlag Editions de La Sirene in Paris nbsp In die Wand gebohrte Streetart des Portugiesen Telmo Guerra in La Chaux de Fonds Le Corbusier Monique Saint Helier und Blaise Cendrars die drei bekanntesten Kunstler der Uhrmachermetropole 5 Auf Einladung des Mazens Paulo Prado 4 reiste er nach Brasilien 1924 1928 wo er mit den Modernistas zusammentraf Seine Eindrucke verarbeitete er in Feuilles de route das von der brasilianischen Malerin Tarsila do Amaral 4 illustriert wurde Ab 1930 schrieb er fur die Zeitung Paris Soir 4 Weitere Reisen fuhrten ihn 1921 nach Rom 1931 nach Spanien und im Auftrag es Presseunternehmers Pierre Lazareff 3 als Reporter in zahlreiche weitere Lander In der Zeit der sogenannten Drole de guerre September 1939 bis Mai 1940 arbeitete er als Korrespondent 4 3 fur die britische Armee Im Zweiten Weltkrieg waren seine beiden Sohne Kriegsgefangene 4 in Deutschland Die Kriegszeit verbrachte Blaise Cendrars aus Schmerz daruber und aus Emporung uber den Waffenstillstand Frankreichs mit Nazi Deutschland nach dem Juni 1940 zuruckgezogen im sudfranzosischen Aix en Provence 4 3 und Villefranche sur Mer 3 Bis ins Jahr 1943 4 stellte er seine literarische Produktion ganz ein 1943 starb seine erste Frau Felicie Poznanska von der er seit 1938 4 geschieden war Ab 1950 lebte Blaise Cendrars in Paris wo er fur das Radio zu arbeiten begann und 1961 starb Er wurde auf dem Friedhof von Le Tremblay sur Mauldre begraben Seine Geburtsstadt La Chaux de Fonds hat das Gymnasium Lycee Blaise Cendrars nach ihm benannt Werk BearbeitenSein schriftstellerisches Gesamtwerk umfasst etwa 40 Bande Die deutschsprachigen Ausgaben wurden abgesehen von Gold seinem Roman uber Johann August Sutter zuerst vom Verlag Karl Rauch vom Arche Verlag und spater vom Lenos Verlag herausgegeben Sein Nachlass befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern Gedichte in deutscher Ubersetzung Bearbeiten Die Legende von Novgorod 1909 in russischer Sprache veroffentlicht bis 1995 verschollen 2 Poesie Rauch Dusseldorf 1962 Gedichte I III Franzosisch Deutsch 3 Bande Arche Zurich 1976 77 78 Die Prosa von der Transsibirischen Eisenbahn und der kleinen Jehanne von Frankreich Lenos Basel 1998 ISBN 3 85787 273 X Ich bin der Andere Gesammelte Gedichte Lenos Basel 2004 ISBN 3 85787 347 7 Prosa in deutscher Ubersetzung Bearbeiten Gold Die fabelhafte Geschichte des Generals Johann August Suter L or La merveilleuse histoire du general August Suter 1925 Deutsch von Ivan Goll Rhein Basel 1925 amp Arche Zurich 1998 ISBN 3 7160 2053 2 Wind der Welt A l aventure 1958 Vorwort Henry Miller Karl Rauch Dusseldorf 1960 amp Suhrkamp Frankfurt 1990 Kleine Negermarchen Rauch Dusseldorf 1961 Moloch Das Leben des Moravagine 1926 Rauch Dusseldorf 1961 Arche Zurich 1987 amp als Moravagine Monsterroman Die Andere Bibliothek Berlin 2014 ISBN 978 3 8477 0352 5 Madame Therese Roman Rauch Dusseldorf 1962 Dan Yack 1929 zweiteilig erschienen Le Plan de l Aiguille und Les Confessions de Dan Yack Rauch Dusseldorf 1963 Arche Zurich 1988 ISBN 3 7160 2056 7 Der alte Hafen Autobiographische Erzahlungen Rauch Dusseldorf 1964 Arche Zurich 1975 Weihnacht an allen Enden der Welt Noels aux quatre coins du monde 1953 Arche Zurich 1975 Gleitflug Erzahlungen Arche Zurich 1976 Rum Roman Arche Zurich 1977 und 1988 ISBN 3 7160 2078 8 Abhauen Erzahlung Partir 1952 Lenos Basel 1987 als Taschenbuch 1998 ISBN 3 85787 646 8 Im Hinterland des Himmels Zu den Antipoden der Einheit L eubage 1926 Lenos Basel 1987 als Taschenbuch 1999 ISBN 3 85787 650 6 Brasilien Eine Begegnung Le Bresil 1952 Lenos Basel 1988 als Taschenbuch 2001 ISBN 3 85787 665 4 John Paul Jones Die Geschichte seiner Jugend Romanfragment Lenos Basel 1990 ISBN 3 85787 194 6 Auf allen Meeren Bourlinguer 1948 Lenos Basel 1998 ISBN 3 85787 274 8 als Taschenbuch 2008 ISBN 978 3 85787 714 8 Am Mikrofon Gesprache mit Michel Manoll Blaise Cendrars vous parle 1952 Lenos Basel 1999 ISBN 3 85787 283 7 Die Signatur des Feuers L homme foudroye 1945 Lenos Basel 2000 ISBN 3 85787 300 0 Teilausgabe als Zigeuner Rhapsodien Karl Rauch Dusseldorf 1963 Auszug daraus Die Mutter Dialog Vendetta Goldmann Munchen 1965 6 S 176 196 Reisen im Ruckwartsgang Zwei Dichter unterwegs mit der Transsibirischen Eisenbahn mit Kurt Drawert Arche Zurich 2001 ISBN 3 7160 2282 9 Die rote Lilie La main coupee 1946 Lenos Basel 2002 ISBN 3 85787 327 2 Rhapsodie der Nacht Le lotissement du ciel 1949 Lenos Basel 2008 ISBN 978 3 85787 383 6 Auswahl in Der neue Schutzpatron der Flieger Bericht und Lobpreisung Arche Zurich 1980 Teilausgabe als Sternbild Eiffelturm Arche Zurich 1982 Abhauen Erzahlung Illustrationen von Harald Hauser Molokoprint Verlag 2017 ISBN 978 3 943603 23 1 Horspiele Bearbeiten Horspiele Filme ohne Bilder Rauch Dusseldorf 1965 Verfilmungen Bearbeiten Ein 100 brasilianischer Film 1985 Ballett Bearbeiten La Creation du monde 1923 Musik von Darius MilhaudBildbande Bearbeiten mit Robert Doisneau La Banlieue de Paris La Guilde du Livre Lausanne 1949 Literatur BearbeitenPeter Burri Hrsg Cendrars entdecken Sein Schreiben sein Werk im Spiegel der Gegenwart Lenos Basel 1986 ISBN 3 85787 152 0 Miriam Cendrars Blaise Cendrars Eine Biographie Blaise Cendrars Lenos Basel 1986 ISBN 3 85787 151 2 Jeroen Dewulf Brasilien mit Bruchen Schweizer unter dem Kreuz des Sudens NZZ Zurich 2007 ISBN 978 3 03823 349 7 Jurg Federspiel Melancolia Americana Limmat Zurich 1994 ISBN 3 879791 225 1 Jean Carlo Fluckiger Hrsg Blaise Cendrars Ein Kaleidoskop in Texten und Bildern Lenos Basel 1999 ISBN 3 85787 288 8 Katalog der Ausstellung Blaise Cendrars Je suis l autre vom 15 September bis 12 Dezember 1999 Stephane Georis Blaise Cendrars Braisier d etoiles filantes Editions Transboreal Paris 2014 ISBN 978 2 36157 048 4 Christine Le Quellec Cottier Blaise Cendrars Un homme en partance UP Lausanne 2010 ISBN 978 2 88074 875 3 Nelly Mareine Henri Miller Blaise Cendrars Deux ames sœurs L Harmattan Paris 2009 ISBN 978 2 296 09943 2 Manfred Prinz Das Motiv der Reise im Fruhwerk von Blaise Cendrars 1910 1929 Librairie Droz Genf 1985 zugl Dissertation Universitat Koln 1984 Jan Volker Rohnert Springende Gedanken und flackernde Bilder Lyrik im Zeitalter der Kinematographie Cendrars Ashbery Brinkmann Wallstein Gottingen 2007 ISBN 978 3 8353 0215 0 zugl Dissertation Universitat Jena 2007 Albert t Serstevens L homme que fut Blaise Cendrars Editions Phebus Paris 2004 ISBN 978 2 7529 0657 1 Laurence Campa Album Cendrars Iconographie Gallimard Paris 2013 ISBN 978 0 7013 4310 1 Hughes Richard Blaise Cendrars und der fabel hafte General Sutter In Schweizer Monatshefte Zeitschrift fur Politik Wirtschaft Kultur Band 57 1977 1978 Heft 6 S 445 460 PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Blaise Cendrars Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Publikationen von und uber Blaise Cendrars im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Nachlass Blaise Cendrars in der Datenbank Helveticarchives bzw als Online Inventar EAD des Schweizerischen Literaturarchivs Literatur von und uber Blaise Cendrars im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Blaise Cendrars in der Deutschen Digitalen Bibliothek Jean Carlo Fluckiger Blaise Cendrars In Historisches Lexikon der Schweiz 5 Juli 2005 Biblioweb Biografie Bibliografie Analyse Memento vom 4 Oktober 2006 im Internet Archive franzosisch Eintrag uber Blaise Cendrars im Lexikon des Vereins Autorinnen und Autoren der Schweiz Centre d Etudes Blaise Cendrars CEBC Lausanne Bern franzosisch Association Internationale Blaise Cendrars Chartres franzosisch Blaise Cendrars Biografie und Bibliografie auf Viceversa LiteraturEinzelnachweise Bearbeiten a b c Jean Carlo Fluckiger Blaise Cendrars In Historisches Lexikon der Schweiz 5 Juli 2005 abgerufen am 20 Oktober 2020 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao Miriam Cendrars Blaise Cendrars L or d un poete In Elisabeth de Farcy dir Anne Lemaire coord Hrsg Collection Decouverte 2 Auflage Editions Gallimard Paris 2010 ISBN 978 2 07 058665 3 S 16 20 22 25 27 29 33 38 f 42 45 a b c d e f Metin Arditi Dictionnaire amoureux de la Suisse Editions Plon Paris 2017 ISBN 978 2 259 24944 7 S 94 97 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z Claude Leroy in Blaise Cendrars L Amiral In Folio Nr 5795 Editions Denoel Paris 2014 ISBN 978 2 07 045717 5 S 7 ff La Chaux de Fonds et Neuchatel ornent leurs murs de fresques In SWI swissinfo ch 28 September 2017 abgerufen am 21 September 2020 Gesamttitel Adalbert Keil Hrsg Die Prophezeiung Zigeunergeschichten Goldmanns Gelbe TB 1622 Munchen 1965 Anthologie zuerst bei Kurt Desch ebd 1964 Normdaten Person GND 118667653 lobid OGND AKS LCCN n79139415 NDL 00435595 VIAF 82676625 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cendrars BlaiseALTERNATIVNAMEN Sauser Frederic Louis wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG Schweizer SchriftstellerGEBURTSDATUM 1 September 1887GEBURTSORT La Chaux de Fonds SchweizSTERBEDATUM 21 Januar 1961STERBEORT Paris Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blaise Cendrars amp oldid 239240724