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Dieser Artikel behandelt den Schriftsteller und Politiker Schweizer Herkunft Zu dem brasilianischen Kriegsminister siehe Benjamin Constant Botelho de Magalhaes Zu der Stadt Benjamin Constant siehe Benjamin Constant Amazonas Benjamin Constant eigentlich Henri Benjamin Constant de Rebecque 25 Oktober 1767 in Lausanne 8 Dezember 1830 in Paris war ein frankophoner Schriftsteller liberaler Politiker und Staatstheoretiker Schweizer Herkunft Benjamin ConstantEr untersuchte das in der Franzosischen Revolution problematisch gewordene Verhaltnis von Staatsmacht und Individuum 1802 wurde er von Napoleon kaltgestellt 1815 aber von ihm eingeladen einen Zusatz zur Verfassung Frankreichs zu schreiben Constant beeinflusste mit seinen Ideen u a den Novemberaufstand die Griechische Revolution die Liberale Revolution in Portugal und die Belgische Revolution Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Schaffen 1 1 Kindheit 1 2 Die jungeren Jahre 1 3 Die mittlere Zeit 1 4 Die spateren Jahre 2 Rezeption 3 Werke aus dem Nachlass 4 Die Schriften Constants 4 1 Deutsche Ubertragung 4 2 Essais 4 3 Belletristik 4 4 Briefe zur Affaire Wilfrid Regnault 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Schaffen BearbeitenKindheit Bearbeiten Der wie so viele frankophone Autoren zwischen Literatur und Politik pendelnde Benjamin Constant so sein Name in der Literatur und Geistesgeschichte war Abkommling einer im 16 Jh in die Schweiz emigrierten Familie franzosischer Hugenotten 1 Seine Eltern waren der schweizerische Offizier in niederlandischen Diensten Louis Arnold Juste Constant de Rebecque 1726 1812 und dessen Ehefrau Henriette von Chandieu Seine Mutter starb bald nach seiner Geburt und er verlebte was wahrscheinlich zu seiner spateren Bindungsunfahigkeit beitrug eine ziemlich unstete Kindheit und Jugend zunachst bei den Grosseltern in der Schweiz spater als Anhangsel seines Vaters eines offenbar sehr mobilen Berufsoffiziers in Holland der Schweiz dem damals noch osterreichischen Brussel und in England wobei er mal bessere mal schlechtere Hauslehrer hatte Die jungeren Jahre Bearbeiten nbsp Benjamin Constant de RebecqueMit funfzehn Jahren begann er ein Jurastudium an der Universitat von Erlangen wo er in Dienst war bei Sophie Caroline Marie von Braunschweig Wolfenbuttel Drei Semester spater als er die Stadt wegen einer Affare verlassen musste zog er nach Edinburgh Zugleich las er viel u a Claude Adrien Helvetius und begann zu schreiben verfiel allerdings auch dem Spiel und machte Schulden Daruber hinaus reiste er oft und hatte fruh Liebesaffaren 1786 lernte er bei einem Parisaufenthalt die damals viel gelesene Autorin Isabelle de Charriere 1740 1805 kennen eine in der Schweiz verheiratete geburtige Hollanderin die ihm zu einer zunachst wohl nicht nur platonischen mutterlichen Freundin wurde und auf deren Landsitz Le Pontet bei Colombier er in den nachsten Jahren haufig kurzer oder langer weilte 1788 wurde er Kammerherr am Hof von Herzog Karl II von Braunschweig und heiratete ein Jahr spater die Hofdame Wilhelmine von Cramm Er hielt es aber nicht lange mit ihr aus ging oft auf Reisen und reichte schliesslich die Scheidung ein um sich mit einer anderen ebenfalls noch verheirateten aber scheidungswilligen Braunschweiger Hofdame zu liieren Charlotte von Hardenberg die er jedoch erst 1808 nach mehreren zwischendurch eingegangenen Verhaltnissen mit anderen Frauen und einer zweiten Ehe ihrerseits heiratete ohne dass die beiden hiernach glucklich wurden 1794 begegnete Constant in der Schweiz der anderthalb Jahre alteren Madame de Stael Es war der Beginn einer langen fur beide Seiten nervenaufreibenden Beziehung aus der 1797 auch eine Tochter hervorging Albertine Die mittlere Zeit Bearbeiten 1795 nach dem Ende der Schreckensherrschaft und der Etablierung des Direktoriums begleitete Constant Mme de Stael nach Paris und begann sich dort als vielbeachteter politischer Publizist und Redner zu betatigen Eine Buhne hierfur schuf ihm seine Geliebte mit den von ihr organisierten Treffen im Hotel de Salm Dieser konservative intellektuelle Zirkel wurde bald darauf als Salmklub bekannt 2 Nach dem Staatsstreich Napoleons von 1799 spielte er als Mitglied des Tribunats sogar eine aktive Rolle in der hohen Politik ehe er 1802 kaltgestellt wurde Claude Fauriel wurde ein haufiger Gast in den Salons der Madame de Stael und Benjamin Constants 3 Seine Infragestellung der Absolutheit des Verbots der Luge in der 1796 veroffentlichten Schrift Des reactions politiques s l 1796 4 fuhrte zu der Replik von Immanuel Kant Uber ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lugen Anschliessend war er wieder viel unterwegs u a mit Mme de Stael die er auf Teilen ihrer Deutschlandreise 1803 04 begleitete und die ihn nachdem sie 1802 verwitwet war zur Eheschliessung drangte wahrend er sie zwischendurch immer wieder zugunsten neuer und alter Geliebten verliess und schliesslich Charlotte von Hardenberg s o heiratete Seine schwierige psychische Situation in dieser Zeit der Trennung und des Partnerwechsels spiegelt der 1806 07 verfasste aber erst 1817 gedruckte Roman Adolphe in dessen unentschlossen schwankendem Ich Erzahler sich Constant sichtlich selbst portratiert In denselben Zeitraum 1807 08 fallt seine Ubertragung von Schillers Wallenstein in franzosische Verse Druck 1808 Wohl 1811 begann er einen weiteren autobiografischen Roman Cecile der Fragment blieb und erst 1951 wiederentdeckt wurde Ebenfalls 1811 begann er eine Autobiografie mit dem Titel Ma Vie Mein Leben die aber nur bis zum Ende seiner Jugendzeit gelangte und erst 1907 aus dem Nachlass als Le Cahier rouge Das rote Heft gedruckt wurde nbsp 1812 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 5 Zwischen November 1811 bis Oktober hielt er sich in Gottingen auf um die Universitatsbibliothek fur seine Arbeit uber die Religion zu nutzen und war Mitglied des Gelehrten Clubs einer Vereinigung von freien Professoren 6 1814 als nach der Niederlage Napoleons die alte Konigsfamilie der Bourbonen zuruckgekehrt war und Ludwig XVIII den Thron bestiegen hatte publizierte Constant ein Pladoyer fur eine konstitutionelle Monarchie 1815 schloss er sich Napoleon an als dieser im Marz unerwartet an die Macht zuruckkehrte und entwarf in seinem Auftrag wahrend der Herrschaft der Hundert Tage eine Appendix zur Verfassung Frankreichs Nach der baldigen endgultigen Niederlage Napoleons 18 Juni in der Schlacht bei Waterloo musste Constant Frankreich verlassen und verbrachte anderthalb Jahre in England Die spateren Jahre Bearbeiten 1817 kehrte er nach Paris und in die Politik zuruck Er wurde in die neue Abgeordnetenkammer gewahlt und betatigte sich dort mehrfach wiedergewahlt als gefurchteter Parlamentsredner und Pamphletist Zugleich verfasste er bedeutende staats und verfassungstheoretische Schriften und wurde mit ihnen zum Mitbegrunder des Liberalismus d h der Doktrin dass der Staat sich moglichst wenig in die personlichen und zumal die wirtschaftlichen Belange seiner Burger einmischen solle und moglichst viel Initiative und Verantwortung ihnen selbst uberlassen musse Er bzw der Monarch habe sich auf die Rolle einer neutralen Instanz pouvoir neutre zuruckzuziehen Eine vierbandige religionswissenschaftliche Abhandlung De la religion consideree dans sa source ses formes et ses developpements 1824 31 an der Constant schon als junger Mann zu arbeiten begonnen hatte wurde wenig beachtet und geriet bald in Vergessenheit Rezeption BearbeitenTrotz seiner unsteten Lebensweise schrieb Constant standig meistens historiographische und oder politologische oder politische Schriften und Artikel Seinen Platz in der Literaturgeschichte verdankt er jedoch vor allem der erfolgreichen Erzahlung Adolphe geschrieben 1806 07 veroffentlicht erst 1816 Die Erzahlung schildert die Geschichte eines jungen Mannes Adolphe der eine zehn Jahre altere Frau Ellenore verfuhrt sich als er merkt dass sie ihn allzu sehr liebt und an ihn klammert von ihr zu losen versucht dies aber aufgrund der vielen Opfer die sie ihm bringt nicht kann dann aber doch wieder will und sie durch sein unentschlossenes Hin und Her und seine schliessliche Abwendung in Krankheit und Tod treibt Sie spiegelt offenbar eine fast pathologische Zerrissenheit des Autors selbst zwischen Bindungswunschen und Bindungsangst und ist wahrscheinlich vor allem inspiriert von seiner schwierigen Situation zwischen Mme de Stael und Charlotte von Hardenberg Der Adolphe gilt als ein erstes Beispiel und Muster des sich im 19 Jahrhundert entwickelnden psychologischen Romans Werke aus dem Nachlass BearbeitenNeben dem Romanfragment Cecile und der ebenfalls unvollendeten Autobiografie erschienen aus dem Nachlass Constants sein umfangreiches eigentlich nicht zur Veroffentlichung bestimmtes Tagebuch Journal intime und seine ebenfalls sehr umfangreiche Korrespondenz mit vielerlei Briefpartnern Die Schriften Constants BearbeitenDeutsche Ubertragung Bearbeiten Werke Herausgegeben von Axel Blaeschke und Lothar Gall Deutsch von Eva Rechel Mertens 4 Bande Propylaen Verlag Berlin 1970 1972 Band 1 2 1070 folgt der Pleiade Ausgabe 1957 Essais Bearbeiten De la force du gouvernement actuel de la France et de la necessite de s y rallier 1796 Des reactions politiques 1797 Des effets de la Terreur 1797 Fragments d un ouvrage abandonne sur la possibilite d une constitution republicaine dans un grand pays publiziert 1991 bei Aubier geschrieben zwischen 1795 und 1810 De l esprit de conquete et de l usurpation dans leurs rapports avec la civilisation europeenne 1814 Reflexions sur les constitutions la distribution des pouvoirs et les garanties dans une monarchie constitutionnelle 1814 Principes de politique applicables a tous les gouvernements representatifs geschrieben 1806 publiziert 1815 Memoires sur les Cent Jours Cours de politique constitutionnelle 1818 1820 De la liberte des Anciens comparee a celle des Modernes celebre discours prononce en 1819 De la religion consideree dans sa source ses formes et son developpement 1824 1830 Appel aux Nations chretiennes en faveur des Grecs 1825 Melanges de litterature et de politique 1829 Du polytheisme romain considere dans ses rapports avec la philosophie grecque et la religion chretienne 1833 Belletristik Bearbeiten Adolphe 1816 Roman Le Cahier rouge 1907 Autobiografie Wallstein 1808 Ubertragung von Schillers Wallenstein ins Franzosische Cecile 1951 Romanfragment Briefe zur Affaire Wilfrid Regnault Bearbeiten Lettre a M Odillon Barrot avocat en la Cour de Cassation sur l affaire de Wilfrid Regnault condamne a mort 1818 puis publie chez P Plancher en 1819 Deuxieme lettre a M Odillon Barrot avocat en la Cour de Cassation sur l affaire de Wilfrid Regnault condamne a mort 1818 puis publie chez P Plancher en 1819 De l appel en calomnie de M le marquis de Blosseville contre Wilfrid Regnault 1818 puis publie chez P Plancher en 1819 Literatur BearbeitenNorbert Campagna Benjamin Constant Eine Einfuhrung Parerga Berlin 2003 ISBN 3 930450 85 2 Josef Ettlinger Benjamin Constant Der Roman eines Lebens Fleischel Berlin 1909 Lothar Gall Benjamin Constant Seine politische Ideenwelt und der deutsche Vormarz Steiner Wiesbaden 1963 DNB 451424220 Arthur Ghins Popular Sovereignty that I Deny Benjamin Constant on Public Opinion Political Legitimacy and Constitution Making In Modern Intellectual History Bd 19 2022 Heft 1 S 128 158 doi 10 1017 S1479244320000311 Kurt Kloocke Benjamin Constant une biographie intellectuelle Geneve Droz 1984 Helena Rosenblatt Liberal Values Benjamin Constant and the Politics of Religion Cambridge University Press 2008 ISBN 978 0 511 49072 9 Helene Ullmann Benjamin Constant und seine Beziehungen zum deutschen Geistesleben Ebel Marburg 1915 DNB 362922616 Florian Weber Benjamin Constant und der liberale Verfassungsstaat Politische Theorie nach der Franzosischen Revolution VS Verlag Wiesbaden 2004 ISBN 3 531 14407 3 K Steven Vincent Benjamin Constant and the Birth of French Liberalism Palgrave Macmillan New York 2016 ISBN 978 1 349 29239 4 Leonard Burnand Benjamin Constant Paris Perrin 2022 ISBN 978 2 262 06497 6 Etienne Hofmann BenjaminConstant In Historisches Lexikon der Schweiz 10 08 2005 abgerufen am 29 Juni 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Benjamin Constant Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Benjamin Constant Quellen und Volltexte franzosisch nbsp Wikiquote Benjamin Constant de Rebecque Zitate Publikationen von und uber Benjamin Constant im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Literatur von und uber Benjamin Constant im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Benjamin Constant in der Deutschen Digitalen Bibliothek Artikel in Namen Titel und Daten der franz Literatur Hauptquelle fur die Abschnitte Leben und Schaffen Rezeption und Werke aus dem Nachlass Biblioweb Biografie Bibliografie Memento vom 14 Januar 2006 im Internet Archive franzosisch Institut Benjamin Constant an der Universite de Lausanne Benjamin Constant Von den politischen Gegenwirkungen In Karl Friedrich Cramer Hrsg Frankreich im Jahr 1797 Altona 1797 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 2 Juli 2016 franzosisch Des reactions politiques Einzelnachweise Bearbeiten Sein Grossvater war befreundet mit Voltaire sein Urgrossvater Pfarrer in Coppet mit Pierre Bayle Albert Soboul Die Grosse Franzosische Revolution athenaum 1988 S 481 Benjamin Constant philosophe historien romancier homme d etat 1 Deutsch Von den politischen Gegenwirkungen in Frankreich im Jahr 1797 Aus den Briefen deutscher Manner in Paris hg von Karl Friedrich Cramer Bd 2 Altona 1797 6 Stuck Nr 1 S 123 127 siehe unten unter Weblinks Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 60 Otto Olzien Benjamin Constant Schriftsteller Rede anlasslich der Enthullung einer Gedenktafel am 6 Mai 1983 Judenstrasse 12 In Gottinger Jahrbuch 1984 Band 32 Geschichtsverein fur Gottingen und Umgebung e V 1984 ISSN 0072 4882 S 253 Normdaten Person GND 118638475 lobid OGND AKS LCCN n80009683 NDL 00436500 VIAF 45095766 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Constant BenjaminALTERNATIVNAMEN Constant de Rebecque Henri Benjamin vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG franzosisch schweizerischer SchriftstellerGEBURTSDATUM 25 Oktober 1767GEBURTSORT LausanneSTERBEDATUM 8 Dezember 1830STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Benjamin Constant amp oldid 237264387