www.wikidata.de-de.nina.az
Als Herrschaft der Hundert Tage franzosisch Cent Jours bezeichnet man den Zeitraum von der erneuten Machtubernahme in Frankreich durch Napoleon Bonaparte nach dessen Ruckkehr von seiner Verbannungsinsel Elba am 1 Marz bis zum endgultigen Verlust seiner Macht infolge der Schlacht bei Waterloo am 22 Juni 1815 Die Bezeichnung Hundert Tage hat sich eingeburgert obgleich der Zeitraum tatsachlich etwas langer war 110 Tage lagen zwischen der Evakuierung Ludwigs XVIII bis zu seiner Wiedereinsetzung 1 Herrschaft der Hundert Tage Teil von Befreiungskriege Datum 20 Marz 1815 bis 8 Juli 1815Ort Frankreich BelgienAusgangFolgen Wiederherstellung der BourbonenmonarchieFriedensschluss Zweiter Pariser FriedenKonfliktparteienOsterreich Kaisertum OsterreichPreussen Konigreich PreussenRussisches Kaiserreich 1721 RusslandVereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Konigreich Frankreich 1804 FrankreichBefehlshaberKarl von Osterreich Teschen Karl von Schwarzenberg Gebhard Leberecht von Blucher Michael Andreas Barclay de TollyArthur Wellesley Napoleon Bonaparte Louis Nicolas Davout Michel Ney Emmanuel de Grouchy Louis Gabriel SuchetTruppenstarke800 000 1 000 000 280 000 Napoleon verlasst Elba Inhaltsverzeichnis 1 Der Marsch auf Paris 2 Innenpolitik 3 Aussenpolitik und Krieg 4 Das Ende 5 Anekdote uber die Schlagzeilen der Presse 6 Literatur 7 FussnotenDer Marsch auf Paris BearbeitenNach der Ankunft Napoleons am 4 Mai 1814 auf der Insel Elba die ihm von den Siegermachten von 1814 als Besitz zuerkannt worden war begann er mit verschiedenen Reformen Diese fullten ihn allerdings nicht aus Durch ein Netz von Agenten wusste Bonaparte dass in Frankreich Unzufriedenheit uber die Amtsfuhrung von Ludwig XVIII herrschte Ihm waren auch die Meinungsverschiedenheiten auf dem Wiener Kongress bekannt Zum Handeln veranlassten Napoleon nicht zuletzt Geruchte dass die Alliierten planten ihn aus Europa zu entfernen Dabei spielten auch Mordplane und die Gefahr von Piraten zwecks Losegeldforderungen gefangen genommen zu werden eine Rolle 2 Da Ludwig XVIII ihm die zugesagten Finanzmittel verweigerte die notig gewesen waren um das fur seinen Schutz verantwortliche Kontingent von Ulanen und Grenadieren weiter zu finanzieren wurde seine Sicherheitslage zunehmend schwierig 2 Ferner weigerte sich Kaiser Franz Napoleons Frau Marie Louise sowie seinen Sohn nach Elba kommen zu lassen 2 Dies alles fuhrte Napoleon zu dem Entschluss noch einmal zu versuchen in Frankreich die Macht zu ubernehmen Am 26 Februar 1815 ging er mit einer Truppe von etwa 1000 Mann an Bord einiger Schiffe und traf am 1 Marz in Antibes ein Bei seinem Marsch nach Paris Route Napoleon blieb die Unterstutzung anfangs gering Kurz vor Grenoble traf die Gruppe mit dem 5e regiment d infanterie zum ersten Mal auf konigliche Truppen Diese gewann Bonaparte fur sich und auch die Garnison der Stadt stellte sich auf seine Seite Der weitere Verlauf des Wegs nach Paris wurde zu einem Triumphzug Seit seinem Einzug in Lyon agierte er wieder als Kaiser der Franzosen und erliess entsprechende Dekrete Der Versuch des Konigs Bonaparte durch dessen ehemaligen Marschall Michel Ney gefangen zu nehmen misslang Stattdessen lief dieser zu Napoleon uber Daraufhin floh Ludwig XVIII aus Paris und Bonaparte ubernahm wieder die Macht Die rasche Ruckkehr an die Macht wird in Frankreich auch als Adlerflug frz le vol de l Aigle bezeichnet 3 Siehe auch Armee der Hundert TageInnenpolitik BearbeitenFrancois Rene de Chateaubriand charakterisierte die erneute Machtubernahme durch Napoleon als Invasion eines Landes durch einen Mann 4 Allerdings konnte er sich dabei vor allem auf seine Armee stutzen Innenpolitisch griff Napoleon auf unterschiedlichste mit der restaurierten Monarchie unzufriedene Krafte zu Dazu zahlten neben Bonapartisten wie etwa Marschall Ney auch ehemalige Republikaner wie Lazare Nicolas Marguerite Carnot oder Liberale wie Benjamin Constant die in der ersten Phase der Herrschaft Napoleons teilweise noch zu dessen Kritikern gehort hatten In sozialer Hinsicht wurde das Regime zunachst von den stadtischen Unterschichten und den Bauern getragen wahrend ein Grossteil des Burgertums abseits blieb Dennoch setzte Bonaparte wie beim Staatsstreich 1799 auf das Burgertum und versprach die Errichtung einer liberalen konstitutionellen Monarchie Er versuchte in der Folge seine Diktatur in der Vergangenheit vergessen zu machen indem er eine neue liberale Verfassung den Acte additionnel aux constitutions de l Empire de 1815 erarbeiten liess Federfuhrend war dabei Benjamin Constant Gegenuber der Charte constitutionnelle des gefluchteten Konigs von 1814 war der Entwurf in einigen Punkten freiheitlicher So war der zur Wahlbeteiligung notige Zensus niedriger ausserdem war die parlamentarische Verantwortlichkeit der Minister vorgesehen Bereits auf dem Marsch nach Paris hatte Napoleon die Abschaffung des gerade wieder eingefuhrten Feudaladels und die Ausweisung der Immigranten verkundet In Paris verordnete er am 24 Marz 1815 die Abschaffung der Zensur und die Einfuhrung der Pressefreiheit Allerdings gelang es der Regierung nur unzureichend dies als Reformen zu vermitteln weil das Konzept von Constant nicht als neue Verfassung sondern nur als Erganzung zur Verfassung des Kaiserreichs verkundet wurde Im abgehaltenen Plebiszit stimmten zwar 1 5 Millionen Wahler der Verfassung zu und nur 4 800 stimmten mit Nein aber die Masse der funf Millionen Wahlberechtigten blieb der Abstimmung fern Bei den Wahlen zur Reprasentantenkammer zeigte sich wie gering die Unterstutzung des Regimes tatsachlich war Von 629 Abgeordneten waren nicht einmal hundert erklarte Parteiganger Bonapartes Vor allem nach dem Wiederaufflammen des Krieges nahm die innenpolitische Opposition zu So kosteten Napoleon die Einberufungen in die Armee viele Sympathien Daneben zeigten sich in Paris deutliche jakobinische Tendenzen bei den Unterschichten Die Aussichten auf einen neuen Krieg liessen die burgerlich liberale Opposition starker hervortreten So verweigerte die Reprasentantenkammer den Eid auf die Verfassung und im Departement Vendee setzte erneut monarchistischer Widerstand ein Aussenpolitik und Krieg BearbeitenSiehe auch Sommerfeldzug von 1815 nbsp Die Schlacht bei Waterloo Gemalde von William SadlerNapoleon versicherte den Staaten Europas dass er den Frieden von Paris anerkennen die Grenzen von 1792 nicht uberschreiten und zukunftig mit den Nachbarn in Frieden leben wolle Die Alliierten waren aber keinesfalls bereit eine neue Herrschaft Napoleons anzuerkennen Am 13 Marz erklarten ihn die Machte auf dem Wiener Kongress als geachtet Am 25 Marz 1815 schlossen das Vereinigte Konigreich Osterreich Russland und Preussen erneut einen Koalitionsvertrag Die Verbundeten zogen sich in den sudlichen Niederlanden dem heutigen Belgien eine britisch niederlandische Armee unter dem Herzog von Wellington und eine zweite preussische unter Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blucher zusammen Hinzu kamen osterreichische und russische Truppen die allerdings erst bei den Kampfhandlungen in Nordfrankreich mitwirkten Am 15 Juni 1815 uberquerte Napoleon dann die franzosische Grenze zu den sudlichen Niederlanden Er versuchte in diesem Feldzug durch schnelle Manover die Verbundeten voneinander zu trennen und einzeln zu schlagen Die bewahrte Vorgehensweise schien anfangs durchaus erfolgreich zu sein In der Schlacht bei Quatre Bras konnte Marschall Ney die britisch niederlandischen Krafte binden wahrend Napoleon die Preussen bei Ligny erfolgreich schlug aber nicht vernichtete Danach wandte sich Bonaparte den Truppen Wellingtons zu Nach witterungsbedingten Verzogerungen kam es am 18 Juni zur Schlacht bei Waterloo Nachdem die franzosischen Truppen den Tag uber erfolglos versucht hatten die britische Linie zu durchbrechen erschienen preussische Truppen auf dem Schlachtfeld und die Schlacht war fur Napoleon verloren Das Ende BearbeitenBonaparte kehrte nach Paris zuruck Dort demonstrierte zwar ein Teil der stadtischen Unterschichten fur den Kaiser aber ansonsten hatte er jegliche Unterstutzung verloren Insbesondere die liberal gesinnten Abgeordneten wandten sich gegen ihn Vor allem unter dem Einfluss von Polizeiminister Joseph Fouche der die Furcht vor einer Diktatur Bonapartes schurte erklarte sich das Parlament fur permanent und bezeichnete jeden Versuch es aufzulosen als Hochverrat Am 22 Juni forderten die Kammern Napoleon ultimativ auf zuruckzutreten Kriegsminister Louis Nicolas Davout erklarte zudem dass sich die Armee bei der Errichtung einer erneuten Diktatur auflehnen werde Vor diesem Hintergrund trat Napoleon am 22 Juni 1815 endgultig zugunsten seines Sohnes ab der als Napoleon II regieren sollte Die Kammern nahmen die Abdankung zur Kenntnis uberliessen aber die Frage nach dem kunftigen Staatsoberhaupt den Alliierten wohl wissend dass es zur Wiederherstellung der Herrschaft Ludwigs XVIII kommen wurde Zunachst ging Napoleon nach Schloss Malmaison um dann am 29 Juni nach Rochefort zu reisen Die Hoffnung auf eine Emigration in die Vereinigten Staaten erfullte sich nicht und Napoleon musste sich in die Hande der britischen Regierung begeben die ihn auf die Insel St Helena bringen liess Den erneuten Waffengang musste Frankreich mit dem Zweiten Pariser Frieden bezahlen Mit dem Ende der Herrschaft der Hundert Tage die einen kurzen Wiederbelebungsversuch des Ersten Kaiserreiches darstellt endete auch dieses Anekdote uber die Schlagzeilen der Presse Bearbeiten nbsp Optische Telegraphie zur Zeit Napoleons nbsp Le Moniteur universel Juli 1789Eine bei wechselnden Machtverhaltnissen opportunistische Berichterstattung der Presse wird anhand des Adlerflugs Napoleons von Elba nach Paris als uberspitzte Anekdote dargestellt mit angeblichen Schlagzeilen 28 Februar Der Menschenfresser ist aus seinem Versteck gekommen 7 Marz Der korsische Oger ist gerade am Golf von Juan gelandet 9 Marz Der Tiger kam bis nach Gap 11 Marz Das Monster hat in Grenoble geschlafen 16 Marz Der Tyrann durchquerte Lyon 17 Marz Der Usurpator befindet sich sechzig Meilen vor der Hauptstadt 18 Marz Bonaparte macht grosse Fortschritte aber er wird niemals nach Paris kommen 19 Marz Napoleon wird morgen vor unseren Stadtmauern sein 20 Marz Der Kaiser kam in Fontainebleau an 21 Marz Seine kaiserliche Majestat traf gestern im Chateau des Tuileries inmitten seiner treuen Untertanen ein Da sich Nachrichten damals nur langsam durch Segelschiffe berittene Boten oder auf einigen wenigen Strecken durch damalige optische Telegrafie verbreiteten traten teils Verzogerungen von mehreren Tagen oder Wochen auf so dass eine tagesaktuelle Berichterstattung 1815 unmoglich war zumal Redaktion Druck und Verteilung von Druckerzeugnissen ebenfalls langsamer stattfanden als schon Mitte der 1800er Jahre mittels Dampfschiffen drahtgebundener Telegraphie und Eisenbahn Bereits 1831 wird so in einem englischsprachigen Sammelwerk 5 der Einfluss von Zensur auf die Berichterstattung uber Napoleon thematisiert durch Alexandre Dumas 1841 6 wird damit auf Franzosisch der wichtigsten Pariser Zeitung der damaligen Zeit dem Le Moniteur universel fr Le Moniteur universel ein grotesk opportunistisches Verhalten angesichts der sich verandernden Lage unterstellt Tatsachlich 7 8 berichtete die Zeitung Le Moniteur am 7 Marz 9 uber das am 6 durch Kanzler Dambray erlassene Konigliche Dekret wonach Napoleon zum Verrater und Rebell erklart wird weil er bewaffnet das Departement Var betreten habe Am 8 10 wird berichtet dass mit Datum 7 Marz die Konigliche Kammer mitteilt dass Nachrichten uber die Landung von Bonaparte bislang zuruckgehalten worden seien weil die telegrafischen Depeschen keine Details beinhaltet hatten Es wird dabei ein Uberblick uber die Ereignisse gegeben von der Abreise aus Elba am 26 Februar bis zum Eingang der ersten Nachrichten in Paris am 5 Marz Die Ausgabe vom 9 Marz 1815 berichtet neutral und detailliert uber die Reisetatigkeiten von Personlichkeiten wie die Herzogin von Angouleme 11 sowie uber die wettergestorte optische Telegrafie eingegangene Meldungen uber Napoleon sowie einen Aufruf des Kriegsministers Weitere Beschaftigung erfolgt in einem Artikel in Le Monde von 1953 12 in dem auf das Werk Histoire de la presse parisienne von Rene Mazedier von 1945 13 verwiesen wird sowie durch den sowjetischen Historiker Jewgeni Wiktorowitsch Tarle der in den 1930ern in seinem Werk 14 uber Napoleon das Verhalten der Presse allgemein beschrieb Literatur BearbeitenMonographienGunter Muchler Napoleons Hundert Tage Eine Geschichte von Versuchung und Verrat Theiss Darmstadt 2014 ISBN 978 3 8062 2965 3 Friedrich Sieburg Napoleon Die hundert Tage Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1956 Kapitel in Napoleon BiographienFranz Herre Napoleon Eine Biographie Hugendubel Munchen 2006 ISBN 978 3 7205 2860 3 S 276 294 Volker Ullrich Napoleon Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek bei Hamburg 2006 ISBN 3 499 50646 7 S 126 134 Fussnoten Bearbeiten Adam Zamoyski Napoleon Ein Leben C H Beck 2018 ISBN 978 3 406 72497 8 S 746 a b c Adam Zamoyski Napoleon Ein Leben C H Beck 2018 ISBN 978 3 406 72497 8 S 721 Kurzinformationen Adlerflug und Herrschaft der hundert Tage auf historicum net zit nach Volker Ullrich Napoleon Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek bei Hamburg 2006 ISBN 3 499 50646 7 S 129 The Museum of Foreign Literature Science and Art Volume XVIII https en wikisource org wiki Napoleon 27s March Une Annee a Florence https fr wikisource org wiki Page Dumas Une Ann C3 A9e C3 A0 Florence djvu 58 https bigthink com strange maps napoleon cannibal majesty Episode 22 French Press auf thesiecle com https www retronews fr journal gazette nationale ou le moniteur universel 07 mar 1815 149 2236325 3 https www retronews fr journal gazette nationale ou le moniteur universel 08 mar 1815 149 1983011 3 Gazette nationale ou le Moniteur universel 9 mars 1815 auf retronews fr OU L HISTORIEN ECRASE LE JOURNALISTE auf lemonde fr Rene Mazedier 1896 1972 auf data bnf fr In treuer Erwartung auf sudelseite de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herrschaft der Hundert Tage amp oldid 237800969