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Charles Claude Fauriel geboren am 21 Oktober 1772 in Saint Etienne gestorben am 15 Juli 1844 in Paris war ein franzosischer Philologe Claude Fauriel Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Werke Auswahl 3 1 Als Autor 3 2 Als Ubersetzer 4 Sekundarliteratur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFauriel erhielt seine erste Ausbildung in Schulen der Oratorianer zunachst in Tournon dann in Lyon Wahrend der Revolution war er Soldat in der Armee der westlichen Pyrenaen unter Dugommier dem er auch als Sekretar diente 1799 kurz vor dem Staatsstreich des 18 Brumaire wurde er Sekretar des Polizeiministers Joseph Fouche trat aber bald wieder zuruck und lebte anschliessend auf seinem Landsitz La Maisonnette Er bewegte sich aber weiterhin in literarischen Zirkeln und war etwa ein haufiger Gast in den Salons der Madame de Stael und Benjamin Constants Er widmete sich dem Studium der Geschichte den alteren Sprachen und der Literatur So lernte er Arabisch und Sanskrit ubersetzte 1810 Jens Immanuel Baggesens Parthenais aus dem Danischen und stand in regem Briefverkehr mit Literaten in ganz Europa Besonders fruchtbar war seine Korrespondenz mit Alessandro Manzoni mit dem er 1823 1826 in Italien lebte und dessen Dramen er ins Franzosische ubersetzte 1830 wurde Fauriel erster Professor fur auslandische Literaturen an der Faculte des lettres de Paris der Sorbonne 1832 wurde er zu einem der Konservatoren der Manuskriptabteilung der koniglichen Bibliothek ernannt 1836 in die Academie des Inscriptions et Belles Lettres aufgenommen Er war zudem Mitarbeiter in Francois Guizots historischem Komitee und wirkte an der von den Benediktinern begonnenen Histoire litteraire de la France mit Seit 1834 war er korrespondierendes Mitglied der Accademia della Crusca in Florenz 1 Werk BearbeitenFauriel gilt als Pionier der vergleichenden Literaturwissenschaft in Frankreich und neben Jean Charles Leonard Simonde de Sismondi als Begrunder des romantischen Paradigmas in der franzosischen Literaturgeschichtsschreibung die erst einige Jahrzehnte nach der Revolution die vorherrschenden neoklassizistischen Stilideale anzufechten begann Dieser Bruch manifestierte sich vor allem in der in der Romantik verbreiteten Hinwendung zum Mittelalter dem auch Fauriel ein Gutteil seines Werks widmete und der Aufwertung der Volksdichtung gegenuber der Kunstdichtung Deutlich wurde dies bereits in seiner ersten Veroffentlichung einer Sammlung und Ubersetzung neugriechischer Volkslieder Sie war das erste Werk dieser Art Werner von Haxthausens schon zuvor begonnene Sammlung erschien erst 1935 im Druck und stellte einen bedeutenden Beitrag zur philhellenischen Bewegung dar der sich nicht wenige der europaischen Romantiker verschrieben Sie stellt bis heute ein wichtiges Grundlagenwerk der Neograzistik dar 2 auch wenn spatere Philologen Fauriels methodische und linguistische Expertise oft in Zweifel zogen So betrat Fauriel nie griechischen Boden sondern stutzte sich auf die Erinnerungen und Aufzeichnungen griechischer Exilanten in Italien 3 Die Sammlung fand auch international grossen Anklang noch 1825 erschienen Ubersetzungen der Sammlung ins Deutsche besorgt von Wilhelm Muller Englische und Russische Im Vorwort aussert Fauriel seine Uberzeugung anknupfend an die Herdersche Idee vom Volksgeist dass sich in der griechischen Volksdichtung der unmittelbare und wahre Ausdruck des nationalen Charakters und Geistes der Griechen zeige und behauptet eine Kontinuitat dieser Volksdichtung zu den altgriechischen Epen Nach seiner Berufung zum Professor fur auslandische Literaturen widmete sich Fauriel besonders der europaischen Literatur des Mittelalters Die Vorlesungen uber die provenzalische Dichtung 1831 1833 und Dante Alighieri 1833 1835 erschienen erst posthum im Druck entfalteten aber unter seinen Schulern etwa bei Jean Jacques Ampere grosse Wirkung In der Histoire de la poesie provencale verficht er die These dass nicht nur die franzosische sondern mithin die gesamte europaische Literatur auf die provenzalische Literatur des Mittelalters zuruckgehe Hinter der Trobadordichtung vermutet er einen ungeheuren Korpus einer alteren jedoch nicht uberlieferten Tradition urwuchsiger Volksdichtung in der erstmals ein neues christlich diesseitiges Weltbild Form und Ausdruck gefunden habe Spuren dieser wohl vor allem mundlich uberlieferten Tradition suchte Fauriel in der europaischen Literatur des Mittelalters nachzuweisen die sich durch eine zunehmende Artifizialitat jedoch immer weiter von diesen Ursprungen entfernt habe Rene Wellek vergleicht Fauriels Bemuhen dieses provenzalische Substrat zu umreissen mit dem zeitgenossischen Bemuhen der historischen Sprachwissenschaft die Indogermanische Ursprache zu rekonstruieren 4 Die Tradition des Heldenliedes und die hofische Dichtung sowohl Nordfrankreichs als auch Deutschlands fuhrte Fauriel ebenso auf einen provenzalischen Ursprung zuruck wie Formen der italienischen oder auch spanischen Volks und spater Kunstdichtung wie das Tagelied die Ballade oder die pastourelle Der germanische Einfluss wie ihn etwa die Bruder Grimm und andere deutsche Romantiker behaupteten sei insgesamt zu vernachlassigen gewesen ebenso der keltische und arabische Die Methoden von Fauriels Rekonstruktionsversuchen sind jedoch mindestens nach philologischen Gesichtspunkten oft gewagt So stutzt sich seine These von einer provenzalischen Vorlage fur den Parzival Wolframs von Eschenbach einzig auf die darin enthaltenen Verweise auf einen Trobador namens Kyot fur dessen Existenz es jedoch nach heutigem Kenntnisstand keine Beweise gibt Noch bei Dante Dante et les origines de la langue et de la litterature italiennes gedruckt 1854 glaubt er den provenzalischen Einfluss nachweisen zu konnen Das zweibandige Werk bietet aber auch einen detaillierten Uberblick uber die politischen Umstande der Entstehung von Dantes Werken und einen heute uberholten Abriss uber die historische Entwicklung der italienischen Sprache Sein Anliegen ist jedoch nicht nur die Historisierung des Werks sondern auch die Darstellung der genialischen Schopfungskraft Dantes 5 Werke Auswahl BearbeitenAls Autor Bearbeiten Chants populaires de la Grece moderne 2 Bande Firmin Didot Paris 1824 25 Digitalisate Band I Band II Histoire de la Gaule meridionale sous la domination des conquerants germains 4 Bande Paulin Paris 1836 Digitalisate Band I II III IV De l origine de l epopee chevaleresque du moyen age Auguste Auffary Paris 1832 Digitalisat Histoire de la croisade contre les heretiques albigeois Imprimerie Royale Paris 1837 Digitalisat Histoire de la poesie provencale 3 Bande Jules Labitte Paris 1846 Digitalisate Band I II III Dante et les origines de la langue et de la litterature italiennes 2 Bande Auguste Durand Paris 1854 Digitalisate Band I II Les derniers jours du consulat Hg von Ludovic Lalanne Calmann Levy Paris 1886 Digitalisat Als Ubersetzer Bearbeiten Jens Immanuel Baggesen Parthenais 1810 Alessandro Manzoni Tragodien 1823 Sekundarliteratur BearbeitenStavros Deligiorgis Fauriel and Modern Greek Poetry In PMLA 84 1 1969 Michel Despland Un tournant vers l hermeneutique en France en 1806 In Studies in Religion Sciences Religieuses 23 1 1994 Michel Espagne Le paradigme de l etranger Les chaires de litterature etrangere au XIXe siecle Le Cerf Paris 1993 ISBN 2 204 04739 2 Michel Espagne Claude Fauriel en quete d une methode ou l Ideologie a l ecoute de l Allemagne In Romantisme 73 1991 Jean Baptiste Galley Claude Fauriel membre de l Institut 1772 1843 A Champion Paris 1909 Michael Glencross Reconstructing Camelot French Romantic Medievalism and the Arthurian Tradition Boydell amp Brewer Cambridge 1995 Miodrag Ibrovac Claude Fauriel et la fortune europeenne des poesies populaires grecque et serbe etude d histoire romantique Didier Paris 1966 Ale3hs Poliths Hrsg Kataloipa Fauriel kai Brunet de Presle 1 Ta neoellhnika toy Claude Fauriel 2 H Syllogh tragoydiwn toy W Brunet de Presle analytikos katalogos Kentro Neoellhnikwn Ereynwn E I E Athen 1980 Charles Augustin Sainte Beuve Portraits contemporains Bd IV Michel Levy Freres Paris 1869 S 125 268 Brigitte Sgoff Claude Fauriel und die Anfange der romanischen Sprachwissenschaft Unveroffentlichte Diss Munchen 1994 Rene Wellek Geschichte der Literaturkritik Bd 2 DeGruyter Berlin und New York 1977 1990 S 5 8 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Claude Fauriel im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Mitgliederliste der Crusca Gunnar Hering Der griechische Unabhangigkeitskrieg und der Philhellenismus In Alfred Noe Hg Der Philhellenismus in der westeuropaischen Literatur 1780 1830 Rodopi 1994 Internationale Forschungen zur allgemeinen und vergleichenden Literaturwissenschaft Bd 6 S 63 64 Deligiorgis S 9 10 Wellek S 7 Wellek S 7 8 Inhaber der Professur fur Neograzistik am Institut Neo hellenique der Universitat Paris IV Sorbonne Hubert Pernot 1920 1924 1930 1938 Konstantinos Th Dimaras 1970 1978 Ekaterini 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