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Das Kollegiatstift Heilig Kreuz zu Stuttgart war ein zum Bistum Konstanz gehorendes weltliches Chorherrenstift 1 Zu seinen Auftragen zahlte die Pflege der wurttembergischen Grablege in der Stuttgarter Stiftskirche sowie die seelsorgerische Betreuung der Stadt Das Stift entstand in der Zeit zwischen 1301 und 1321 durch Verlegung des Chorherrenstifts zu Beutelsbach in die damals neue wurttembergische Residenz Stuttgart und hatte bis zur Einfuhrung der Reformation in Wurttemberg zur Mitte des 16 Jahrhunderts Bestand 2 Es entwickelte sich trotz einiger Ruckschlage zum kirchlichen Zentrum Wurttembergs Stuttgarter Stiftskirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Beutelsbacher Zeit 1 2 Verlegung nach Stuttgart 1 3 Besitztumer 1 3 1 Liste der inkorporierten Kirchen 1 4 Niedergang und Reformation 1 5 Liste der Propste 1 5 1 Beutelsbacher Zeit 1 5 2 Umzug und Stuttgarter Zeit 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBeutelsbacher Zeit Bearbeiten nbsp Ortskern von Weinstadt Beutelsbach mit der Beutelsbacher StiftskircheGraf Ulrich I von Wurttemberg wird ublicherweise als Stifter des Beutelsbacher Chorherrenstifts genannt worauf sich auch sein Beiname der Stifter bezieht Baubefund und Quellenlage sprechen auch dafur dass um 1247 in Beutelsbach die dortige Stiftskirche entstand und somit das Stift tatsachlich in der fraglichen Zeit gegrundet wurde Da das Haus Wurttemberg vor dem Bau seiner namensgebenden Burg seinen Sitz in oder bei Beutelsbach hatte besteht jedoch auch die These dass es sich bei Ulrichs Stiftung lediglich um eine Erneuerung eines alteren Stifts handelte In der Beutelsbacher Stiftskirche befand sich auch die Grablege der Grafen von Wurttemberg deren Pflege zu den Hauptaufgaben des Stifts zahlte Das Stift befand sich zudem im Grenzgebiet des damaligen wurttembergischen Territoriums und diente auch zur Absicherung der dortigen Herrschaft Sein Patrozinium ist nicht gesichert In den Auseinandersetzungen zwischen dem wurttembergischen Graf Eberhard I dem Erlauchten und dem damaligen Konigtum die sich in der Zeit zwischen 1291 und 1316 zutrugen geriet das Stift in Bedrangnis Die in diesem Zusammenhang oft zitierte Zerstorung der wurttembergischen Grablege zwischen 1310 und 1316 ist nicht gesichert jedoch wahrscheinlich Wohl schon vor 1312 kam es zur Flucht der Beutelsbacher Chorherren nach Stuttgart womit eine Schrittweise Verlegung des Stifts nach Stuttgart begann Trotz des Bedeutungsverlustes den die Beutelsbacher Stiftskirche infolgedessen hinnehmen musste zahlt sie gerade auch aufgrund spaterer Umbauten und Erweiterungen zu den bedeutenderen spatgotischen Kirchenbauten Wurttembergs 3 4 Verlegung nach Stuttgart Bearbeiten nbsp Doppeltumba von Graf Ulrich I dem Stifter hinten und Herzogin Agnes von Liegnitz vorn in der Stifterkapelle der Stuttgarter StiftskircheUblicherweise gilt das Jahr 1321 als Zeitpunkt der Verlegung des Stifts Zu diesem Zeitpunkt fand ein feierlicher Einzug der Chorherren nach Stuttgart statt 1324 wurde die Verlegung bischoflich bestatigt Damals setzte sich das Stift aus einem Propst sowie zwolf Chorherren und zwolf Vikaren zusammen Marquard von Kaltental der letzte Propst zu Beutelsbach und erste Propst zu Stuttgart siegelte jedoch bereits 1314 als Stuttgarter Propst und nicht mehr als jener von Beutelsbach Da Stuttgart ab 1312 fur mehrere Jahre fur Wurttemberg an die Reichsstadt Esslingen verloren ging wird davon ausgegangen dass die Verlegung des Stifts bereits vor 1312 begann jedoch erst im Jahr 1321 als abgeschlossen betrachtet wurde In Stuttgart fand sich als Vorlauferbau der heutigen Stiftskirche eine Basilika deren Chor den Anforderungen des Stifts genugte Der Bau dieser Basilika geht wohl ebenso wie die Erhebung Stuttgarts zur Stadt auf die Markgrafen von Baden zuruck Moglicherweise bestanden bereits zu badischer Zeit nicht ausgefuhrte Plane zur Errichtung eines Residenzstifts in Stuttgart die von den wurttembergischen Grafen aufgegriffen wurden Die Verlagerung des Stifts durch Graf Eberhard I wird dabei nicht ausschliesslich vor dem Hintergrund seiner Auseinandersetzungen mit Reichsstadten und Konigtum gesehen sondern geht mit seinen Planen einher Stuttgart zur Residenz Wurttembergs auszubauen Verbunden mit der Verlegung des Stifts wurde nicht zuletzt daher auch die wurttembergische Grablege samt der dort beigesetzten Gebeine nach Stuttgart verlegt Das Stuttgarter Stift blieb bis zuletzt in Abhangigkeit von der wurttembergischen Stifterfamilie So diente es stets auch als Kaderschmiede fur die wurttembergische Regierung und Verwaltung Stammten die Chorherren zu Beginn noch vor allem aus dem regionalen Niederadel dominierte im Stiftskapitel spater vor allem die Stuttgarter Ehrbarkeit 5 1 Das Patrozinium des Heiligen Kreuzes ist bereits fur das 14 Jahrhundert auf Siegeln nachgewiesen 5 Durch die wachsende Bedeutung des Stifts fur die sich entwickelnde Grafschaft Wurttemberg nahm der Stiftspropst wenngleich keineswegs konkurrenzlos die Funktion als Haupt der wurttembergischen Geistlichkeit ein Die Stuttgarter Stiftskirche wurde infolgedessen als Hauptkirche Wurttembergs betrachtet 6 Besitztumer Bearbeiten Das Kollegiatstift Heilig Kreuz galt als das reichste in Wurttemberg Zahlreiche Kirchen waren dem Stift inkorporiert weitere Kirchen befanden sich in Abhangigkeit des Stifts Dazu kamen Besitz und Einkunfte in uber 40 Ortschaften der heutigen Region Stuttgart 6 Im Zuge der Reformation ging der Besitz des Stifts an das Herzogtum Wurttemberg uber 1 Liste der inkorporierten Kirchen Bearbeiten Hauptkirche war die Stuttgarter Stiftskirche die weiteren inkorporierten Kirchen waren wie folgt 6 1321 Altingen Berg und Wangen Michaelskirche 1347 Poppenweiler 1398 Aldingen Margaretenkirche 1421 Pfauhausen und Zuffenhausen 1439 Neckargroningen Martinskirche 1446 Simmozheim und Uffkirch 1460 Neckarrems Michael Sebastian Kirche 1472 Beinstein Evangelische Kirche 1473 Grunbach 1477 Bonlanden Georgskirche Vom Stift abhangige Kirchen befanden sich in Beutelsbach Stiftskirche Rohracker Aichelberg Stetten und Stammheim Ebenfalls in Abhangigkeit vom Stift befanden sich die Stuttgarter Leonhardskirche und die Marien oder Liebfrauenkapelle 6 Niedergang und Reformation Bearbeiten Die Forderung von Monchsklostern verschiedener Orden in Wurttemberg insbesondere die Grundung eines Dominikaner Klosters in Stuttgart im Jahr 1473 sowie die Schaffung einer Predigerstelle an der Leonhardskirche fur die Augustinereremiten stellten die Fuhrungsrolle des Stifts innerhalb Wurttembergs und selbst innerhalb Stuttgarts in Frage In dieser Phase brachte der von Herzog Ulrich als Propst eingesetzte Dietrich Speth dem Stift einen dauerhaft schlechten Ruf ein Dietrich Speths gleichnamiger Vater gehorte zum Zeitpunkt der Ernennung zu Herzog Ulrichs engsten Vertrauten Propst Dietrich selbst war zu diesem Zeitpunkt jedoch viel zu jung fur das Amt und machte vor allem durch Pflichtversaumnisse auf sich aufmerksam Dennoch blieb das Stift bis zur Einfuhrung der Reformation im Wesentlichen unversehrt Ab 1534 vor die Wahl gestellt zum neuen durch Herzog Ulrich propagierten Glauben zu wechseln verzichtete 1537 38 ein Grossteil der Kleriker auf seine Pfrunde und verliess das Stift Nur ein kleiner Teil folgte dem neuen Glauben 7 In Folge des Schmalkaldischen Krieges kam es ab 1548 zum Augsburger Interim In Wurttemberg das bereits fruh im Kriegsverlauf von kaiserlichen Truppen besetzt wurde wurde fur die Dauer des Interims das Stift noch einmal wiederbelebt Dies blieb jedoch halbherzig und litt an der Schwierigkeit Personal fur das Stift zu rekrutieren sowie am Widerstand sowohl der Stuttgarter Bevolkerung als auch des ab 1550 regierenden wurttembergischen Herzogs Christoph 1552 mit dem Ende des Interims verliessen die letzten altglaubigen Kleriker das Stift womit es ein dauerhaftes Ende fand 7 1553 wurde der Reformator Johannes Brenz durch Herzog Christoph zum Propst der Stuttgarter Stiftskirche ernannt womit sie zum Zentrum der wurttembergischen Reformation und schliesslich zur Hauptkirche der evangelischen Landeskirche Wurttembergs wurde Noch bis 1688 wurden weitere evangelische Stiftspropste ernannt nun aber nicht mehr als Oberhaupt des Heilig Kreuz Stiftes sondern als Stuttgarter Pfarrer sowie erster Pfarrer Wurttembergs 2 Liste der Propste Bearbeiten Beutelsbacher Zeit Bearbeiten Berthold 1251 1266 75 8 Dietrich von Kaltental 1283 1290 Johann 1299 Umzug und Stuttgarter Zeit Bearbeiten Marquard von Kaltental 1303 1341 Ulrich von Heilbronn 1341 1349 L i up von Wildberg 1349 1361 Johannes von Vach e 1361 1369 70 Konrad von Rot 1370 1374 Albrecht von Owelshart 1374 1379 Hermann von Sachsenheim 1379 1413 Heinrich Tegen 1413 Albrecht Widmann Widmayer 1414 1429 Johannes Spenlin 1429 1434 Johannes von Westernach 1434 1466 Johannes Vergenhans alias Naukler 1466 1472 Ulrich Wirtemberger Schock 1472 1476 Martin Kell n er Kelli n 1477 um 1482 Ludwig Vergenhans alias Naukler 1483 1512 Albrecht Thumb von Neuburg 1513 Propstamtsverweser Johann Jakob Kessler 1513 1514 Dietrich von Speth vor 1513 1514 Kaspar Maylander 1527 1528 Andreas Amann 1527 28 1530 Jakob von Westerstetten 1530 1536 Johann Ofterdingen Scheurer 1534 1536 1551 PropstamtsverweserLiteratur BearbeitenOliver Auge Stiftsbiographien Die Kleriker des Stuttgarter Heilig Kreuz Stifts 1250 1552 Schriften zur sudwestdeutschen Landeskunde Band 38 DRW Leinfelden Echterdingen 2002 ISBN 3 87181 438 5 Sonke Lorenz Stuttgart auf dem Weg zur Landeshauptstadt Die Residenz der Grafen von Wurttemberg In Hans Schultheiss Hrsg Vergangenheit als Verantwortung Die alte Stadt Heft 2 3 1989 Kohlhammer 1989 forumstadtverlag de PDF Weblinks BearbeitenKollegiatstift Hl Kreuz Stuttgart In LEO BW Landesarchiv Baden Wurttemberg Kollegiatstift Hl Kreuz Stuttgart In Kloster in Baden Wurttemberg Kollegiatstift Beutelsbach In LEO BW Landesarchiv Baden Wurttemberg Kollegiatstift Beutelsbach In Kloster in Baden WurttembergEinzelnachweise Bearbeiten a b c Kollegiatstift Hl Kreuz Stuttgart GSN 20000 In Germania Sacra Akademie der Wissenschaften zu Gottingen abgerufen am 5 September 2021 a b Oliver Auge Kollegiatstift Hl Kreuz Stuttgart In LEO BW Abgerufen am 5 September 2021 Oliver Auge Stiftsbiographien Die Kleriker des Stuttgarter Heilig Kreuz Stifts 1250 1552 Schriften zur sudwestdeutschen Landeskunde Band 38 DRW Leinfelden Echterdingen 2002 ISBN 3 87181 438 5 S 45 55 Kollegiatstift Beutelsbach GSN 20057 In Germania Sacra Akademie der Wissenschaften zu Gottingen abgerufen am 5 September 2021 a b Oliver Auge Stiftsbiographien Die Kleriker des Stuttgarter Heilig Kreuz Stifts 1250 1552 Schriften zur sudwestdeutschen Landeskunde Band 38 DRW Leinfelden Echterdingen 2002 ISBN 3 87181 438 5 S 55 62 a b c d Oliver Auge Die Stiftskirche in Stuttgart In https www wkgo de Archiv und Zentralbibliothek der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg abgerufen am 5 September 2021 a b Oliver Auge Stiftsbiographien Die Kleriker des Stuttgarter Heilig Kreuz Stifts 1250 1552 Schriften zur sudwestdeutschen Landeskunde Band 38 DRW Leinfelden Echterdingen 2002 ISBN 3 87181 438 5 S 89 101 Oliver Auge Stiftsbiographien Die Kleriker des Stuttgarter Heilig Kreuz Stifts 1250 1552 Schriften zur sudwestdeutschen Landeskunde Band 38 DRW Leinfelden Echterdingen 2002 ISBN 3 87181 438 5 S 593 Normdaten Korperschaft GND 4682765 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kollegiatstift Heilig Kreuz Stuttgart amp oldid 238504785