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Johannes Nauclerus 1425 5 Januar 1510 in Tubingen eigentlich Johannes Vergenhans war ein deutscher Gelehrter Theologe Rechtswissenschaftler und Historiker der dem Humanismus nahestand 1 Als Vertrauter Graf Eberhards im Bart war er nach Grundung der Universitat Tubingen im Jahr 1477 deren erster Rektor bis 1478 und spater ihr langjahriger Kanzler 1482 bis 1509 Der Nachwelt bekannt ist Nauclerus vor allem durch seine 1516 postum veroffentlichte Weltchronik Bildnis des Johannes Nauclerus auf einem Gemalde aus dem Bestand der Tubinger Professorengalerie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Die Weltchronik 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenDer Geburtsort und das genaue Geburtsdatum Nauclerus sind nicht sicher bekannt Nauclerus Vater tritt in einer Urkunde Graf Ludwigs II von Wurttemberg Urach von 1455 in Erscheinung in dem er als unser Knecht bezeichnet wird Daraus wurde abgeleitet dass der Vater dem ritterlichen Stand angehorte oder zumindest nahestand was aber nicht erwiesen ist Ein jungerer Bruder von Nauclerus Ludwig Vergenhans wurde spater Dompropst in Stuttgart und wurttembergischer Kanzler Die beiden Gelehrten adoptierten der damaligen Mode entsprechend den latinisierten Familiennamen Nauclerus von griechisch nayklhros Schiffsherr Steuermann Lotse fur Vergenhans von Ferge einem alten Wort fur Fahrmann Nauclerus genoss vermutlich eine geistliche Ausbildung Bis 1459 war er Erzieher des jungen Grafen Eberhard im Bart dessen Vertrauter er spater wurde Zur Belohnung wurde er 1461 Pfarrer in Weil der Stadt nachgewiesen 1461 1462 und 1464 1464 erscheint er in der Matrikel der Universitat Basel als decretorum doctor promovierter Jurist im folgenden Jahr unterrichtete er dort Das Angebot eines hohen kirchlichen Amts in Stuttgart veranlasste jedoch Nauclerus Basel wieder zu verlassen Er erhielt am 15 Februar 1466 die reichste wurttembergische Pfrunde die Propstei zum Heiligen Kreuz der Stuttgarter Stiftskirche als Nachfolger des altershalber zuruckgetretenen Johann von Westernach Amtszeit 1434 1466 1472 rief Graf Eberhard im Bart seinen alten Lehrer in seinen Dienst im Uracher Landesteil zuruck Nauclerus verzichtete am 10 November 1472 auf seine Stuttgarter Propstei und erhielt kurz vor dem 5 Januar 1473 eine kirchliche Pfrunde als Chorherr des Sindelfinger Chorherrenstifts zu dieser Zeit das bedeutendste Stift im Uracher Landesteil Schon 1459 war er in Italien auf dem Kongress von Mantua Papst Pius II begegnet und im Anschluss vermutlich langere Zeit in Italien gewesen 1466 war er in Rom bei der papstlichen Kammer 1467 sandte ihn Graf Ulrich von Wurttemberg Stuttgart ins Feldlager Karls des Kuhnen nach Peronne Noch vor dem 17 Februar 1475 erscheint er ausserdem als Pfarrer in Brackenheim An der Grundung der Universitat Tubingen 1477 durch Graf Eberhard im Bart war Nauclerus in wesentlichem Umfang beteiligt Die erforderliche papstliche Ermachtigung zur Grundung holte er im Auftrag Eberhards im Bart in Rom ein nach dem neuesten Stand der Forschung allerdings nicht personlich Er schrieb den Erlass Eberhards mit dem dieser die Grundung ankundigte und er schrieb auch die erste Universitatsverfassung nach dem Vorbild der Verfassung der Universitat Basel Die von Nauclerus mit betriebene Verlegung des Sindelfinger Chorherrenstifts nach Tubingen und die Verwendung seiner Einkunfte fur die Universitat sicherte deren wirtschaftliche Grundlage Nauclerus der selbst an der juristischen Fakultat Kirchenrecht lehrte wurde fur ein Jahr bis 1478 erster Rektor der neuen Universitat Durch gute Beziehungen zur Universitat in Basel und zur Sorbonne in Paris gewann er ausgezeichnete Lehrkrafte fur Tubingen darunter Johannes Heynlin und Heinrich Bebel Auch Johannes Reuchlin fuhrte er in Tubingen und Stuttgart ein Ab 1479 verwaltete er fur drei Jahre die Pfarrei der Tubinger Stiftskirche Nachdem der erste Tubinger Propstkanzler Johannes Tegen am 30 September 1482 verstorben war wahlte ihn das Kapitel des Tubinger Stifts auf Prasentation Eberhards im Bart zu dessen Nachfolger Zwischen dem 21 Januar und 4 Februar 1483 wurde er in sein neues Amt eingesetzt und war damit als Vertreter des Papstes deren hochster Aufseher geworden Als enger Vertrauter und Berater des Universitatsgrunders Graf Eberhard der seinen Einfluss auf die Universitatsverwaltung ausubte war Nauclerus bis zu Eberhards Tod 1496 und auch noch daruber hinaus der wichtigste Mann an der Universitat bis er das Amt 1509 im hohen Alter abgab Nauclerus hatte grossen Einfluss auf die wurttembergische Landespolitik seiner Zeit 1482 begleitete er Graf Eberhard auf dessen Reise nach Rom und Florenz Die Entstehung des Munsinger Vertrags von 1482 mit dem Wurttemberg wiedervereinigt wurde erlebten er und sein Bruder Ludwig hautnah mit An den Verhandlungen die zur Erhebung Wurttembergs zum Herzogtum auf dem Reichstag zu Worms 1495 fuhrten war er ebenso beteiligt wie an der anschliessenden Ausarbeitung einer neuen Landesordnung Nauclerus Rat war nach Eberhards Tod 1496 bei dessen kurzzeitigem Nachfolger Eberhard II zwar nicht mehr gefragt aber nach Eberhards II Absetzung 1498 kam Nauclerus erneut zu hohen Ehren und erscheint 1500 als einer der drei Richter des Schwabischen Bundes ein Amt das 1502 wohl auf Betreiben von Nauclerus auf den wurttembergischen Rat und bekannten Humanisten Johannes Reuchlin uberging Bei seinem Tod am 5 Januar 1510 vermachte Nauclerus der Universitat 1000 Gulden eine fur die Zeit hohe Summe Von seinem Grabmal in der Tubinger Stiftskirche ist die Grabinschrift handschriftlich uberliefert Die Weltchronik Bearbeiten nbsp Titelblatt der von Nikolaus Basellius 1516 publizierten Weltchronik des Johannes NauclerusIm Alter vermutlich ab 1498 begann Nauclerus die Erarbeitung einer Weltchronik die von den Anfangen bis ins Jahr 1501 reichte und sowohl scholastische als auch bereits humanistische Zuge zeigte Er verarbeitete dazu zahlreiche Quellen darunter auch Briefe und Urkunden und legte erstmals eine historische Quellenkritik zugrunde So bevorzugte er zeitgenossische gegenuber spateren Quellen liess sich aber dadurch auch von manchen Geschichtsfalschern wie Annius von Viterbo tauschen Von Nauclerus Patriotismus zeugt die Breite mit der er die schwabische und wurttembergische Geschichte abhandelt 1516 sechs Jahre nach dem Tod des Verfassers erschien Nauclerus Weltchronik unter dem Titel Memorabilium omnis aetatis et omnium gentium chronici commentarii in zwei Folio Banden in der Tubinger Offizin Thomas Anshelms Herausgeber war der Hirsauer Benediktinermonch Nikolaus Basellius ein Schuler von Johannes Trithemius Basellius hatte die Chronik bearbeitet und bis 1513 fortgefuhrt Johannes Reuchlin schrieb das Vorwort Die Chronik wurde mehrfach nachgedruckt von 1544 bis 1675 erschienen acht Neudrucke Auch Fortsetzungen wurden verfasst und belegen den Erfolg des Werkes das Nauclerus einen hohen Rang als Historiker 2 sichert Einzelnachweise Bearbeiten Thomas Lehr 2011 Dieter Mertens Eberhard im Bart und der Humanismus in Hans Martin Maurer Hrsg Eberhard und Mechthild Untersuchungen zu Politik und Kultur im ausgehenden Mittelalter Stuttgart 1994 S 35 81 hier S 56f Haering s Literatur S 24Literatur BearbeitenOliver Auge Stiftsbiographien Die Kleriker des Stuttgarter Heilig Kreuz Stifts 1250 1552 Schriften zur sudwestdeutschen Landeskunde Bd 38 DRW Verlag Leinfelden Echterdingen 2002 ISBN 3 87181 438 5 S 419 440 Nr 226 Karl Konrad Finke Johannes Vergenhans alias Nauclerus 1425 bis 1510 In Die Professoren der Tubinger Juristenfakultat 1477 1535 Tubinger Professorenkatalog Band 1 2 Bearbeitet von Karl Konrad Finke Jan Thorbecke Ostfildern 2011 ISBN 978 3 7995 5452 7 S 322 343 Hermann Haering Johannes Vergenhans genannt Nauclerus In Schwabische Lebensbilder Band 5 Kohlhammer Stuttgart 1950 S 1 25 Achim Krummel Nauclerus Johannes In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 6 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 044 1 Sp 500 502 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Thomas Lehr Nauclerus Johannes In Franz Josef Worstbrock Hrsg Deutscher Humanismus 1480 1520 Verfasserlexikon Band 2 Lieferung 2 Mu Rh Walter de Gruyter Berlin 2011 ISBN 978 3 11 026598 9 Sp 401 408 Hermann Arthur Lier Nauclerus Johannes In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 23 Duncker amp Humblot Leipzig 1886 S 296 298 Hubertus Seibert Nauclerus eigtl Vergenhans Johannes In Neue Deutsche Biographie NDB Band 18 Duncker amp Humblot Berlin 1997 ISBN 3 428 00199 0 S 760 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johannes Nauclerus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Johannes Nauclerus Quellen und Volltexte Nauclerus Johannes im Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Werke von Johannes Nauclerus im Gesamtkatalog der Wiegendrucke Druckschriften von und uber Johannes Nauclerus im VD 17 Nachweis lateinischer Werke im InternetNormdaten Person GND 104303751 lobid OGND AKS LCCN n92073323 VIAF 100203452 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nauclerus JohannesALTERNATIVNAMEN Vergenhans Johannes wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG erster Rektor und spaterer Kanzler der Universitat Tubingen Verfasser einer WeltchronikGEBURTSDATUM 1425STERBEDATUM 5 Januar 1510STERBEORT Tubingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Nauclerus amp oldid 215372027