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Ein Korper ist im mathematischen Teilgebiet der Algebra eine ausgezeichnete algebraische Struktur in der die Addition Subtraktion Multiplikation und Division auf eine bestimmte Weise durchgefuhrt werden konnen Korper im Zusammenhang mit ausgewahlten mathematischen Teilgebieten Klassendiagramm Die Bezeichnung Korper wurde im 19 Jahrhundert von Richard Dedekind eingefuhrt Die wichtigsten Korper die in fast allen Gebieten der Mathematik benutzt werden sind der Korper Q mathbb Q der rationalen Zahlen der Korper R mathbb R der reellen Zahlen und der Korper C displaystyle mathbb C der komplexen Zahlen Inhaltsverzeichnis 1 Formale Definition 1 1 Allgemeine Definition 1 2 Einzelaufzahlung der benotigten Axiome 1 3 Definition als spezieller Ring 1 4 Bemerkungen 1 5 Verallgemeinerungen Schiefkorper und Koordinatenkorper 2 Eigenschaften und Begriffe 3 Korpererweiterung 4 Beispiele 5 Endliche Korper 6 Geschichte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseFormale Definition BearbeitenAllgemeine Definition Bearbeiten Ein Korper ist eine Menge K K versehen mit zwei inneren zweistelligen Verknupfungen und cdot die Addition und Multiplikation genannt werden fur die folgende Bedingungen erfullt sind K left K right ist eine abelsche Gruppe neutrales Element 0 K 0 displaystyle bigl K setminus 0 cdot bigr ist eine abelsche Gruppe neutrales Element 1 Distributivgesetz a b c a b a c displaystyle a cdot left b c right a cdot b a cdot c und a b c a c b c displaystyle left a b right cdot c a cdot c b cdot c fur alle a b c K a b c in K Einzelaufzahlung der benotigten Axiome Bearbeiten Ein Korper muss also folgende Einzelaxiome erfullen Additive Eigenschaften a b c a b c a b c a b c fur alle a b c K a b c in K Assoziativgesetz a b b a a b b a fur alle a b K displaystyle a b in K Kommutativgesetz Es gibt ein Element 0 K 0 in K sodass 0 a a 0 a a fur alle a K a in K neutrales Element Zu jedem a K a in K existiert ein additives Inverses a a mit a a 0 a a 0 Multiplikative Eigenschaften a b c a b c a cdot b cdot c a cdot b cdot c fur alle a b c K a b c in K Assoziativgesetz a b b a a cdot b b cdot a fur alle a b K displaystyle a b in K Kommutativgesetz Es gibt ein Element 1 K 0 1 in K setminus 0 sodass 1 a a 1 cdot a a fur alle a K a in K neutrales Element Zu jedem a K 0 a in K setminus 0 existiert ein multiplikatives Inverses a 1 a 1 mit a 1 a 1 a 1 cdot a 1 Zusammenspiel von additiver und multiplikativer Struktur a b c a b a c a cdot b c a cdot b a cdot c fur alle a b c K a b c in K Links Distributivgesetz b c a b a c a b c cdot a b cdot a c cdot a fur alle a b c K a b c in K Rechts Distributivgesetz Aufgrund der multiplikativen Kommutativitat in einem Korper wurde es ausreichen nur ein Distributivgesetz anzugeben Definition als spezieller Ring Bearbeiten Ein kommutativer unitarer Ring der nicht der Nullring ist ist ein Korper wenn in ihm jedes von Null verschiedene Element ein Inverses bezuglich der Multiplikation besitzt Anders formuliert ist ein Korper ein kommutativer unitarer Ring K K in dem die Einheitengruppe K K gleich K 0 K setminus 0 ist Bemerkungen Bearbeiten Die Definition sorgt dafur dass in einem Korper in der gewohnten Weise Addition Subtraktion und Multiplikation funktionieren sowie die Division mit Ausnahme der nicht losbaren Division durch 0 Das Inverse von a a bezuglich der Addition ist a a und wird meist das additiv Inverse zu a a oder auch das Negative von a a genannt Das Inverse von a a bezuglich der Multiplikation ist a 1 a 1 und wird das multiplikativ Inverse zu oder der Kehrwert von a a genannt 0 displaystyle 0 ist das einzige Element des Korpers das keinen Kehrwert hat die multiplikative Gruppe eines Korpers ist also K K 0 displaystyle K K setminus 0 Jegliche Losung x x jeder Gleichung 0 x a K displaystyle 0 cdot x a in K verletzt die Ringaxiome Anmerkung Die Bildung des Negativen eines Elementes hat nichts mit der Frage zu tun ob das Element selbst negativ ist beispielsweise ist das Negative der reellen Zahl 2 2 die positive Zahl 2 2 Allgemein gibt es in einem Korper keinen Begriff von negativen oder positiven Elementen Siehe auch geordneter Korper Verallgemeinerungen Schiefkorper und Koordinatenkorper Bearbeiten Hauptartikel Schiefkorper und Ternarkorper Verzichtet man auf die Bedingung dass die Multiplikation kommutativ ist so gelangt man zur Struktur des Schiefkorpers Es gibt jedoch auch Autoren die bei einem Schiefkorper explizit voraussetzen dass die Multiplikation nicht kommutativ ist In diesem Fall sind die Begriffe Korper und Schiefkorper disjunkt und nicht hierarchisch zueinander wie sie es bei Bourbaki sind der Schiefkorper als Korper und die hier besprochenen Korper als kommutative Korper bezeichnen Ein Beispiel fur einen echten Schiefkorper sind die Quaternionen In der analytischen Geometrie werden Korper zur Koordinatendarstellung von Punkten in affinen und projektiven Raumen verwendet siehe Affine Koordinaten Projektives Koordinatensystem In der synthetischen Geometrie in der auch Raume insbesondere Ebenen mit schwacheren Eigenschaften untersucht werden benutzt man als Koordinatenbereiche Koordinatenkorper auch Verallgemeinerungen der Schiefkorper namlich Alternativkorper Quasikorper und Ternarkorper Eigenschaften und Begriffe BearbeitenEs gibt genau eine 0 Null Element neutrales Element bzgl der Korper Addition und eine 1 Eins Element neutrales Element bzgl der Korper Multiplikation in einem Korper Jeder Korper ist ein Ring Die Eigenschaften der multiplikativen Gruppe heben den Korper aus den Ringen heraus Wenn die Kommutativitat der multiplikativen Gruppe nicht gefordert wird erhalt man den Begriff des Schiefkorpers Jeder Korper ist nullteilerfrei Ein Produkt zweier Elemente des Korpers ist genau dann 0 wenn mindestens einer der Faktoren 0 ist Jedem Korper lasst sich eine Charakteristik zuordnen die entweder 0 oder eine Primzahl ist Die kleinste Teilmenge eines Korpers die selbst noch alle Korperaxiome erfullt ist sein Primkorper Der Primkorper ist entweder isomorph zum Korper Q mathbb Q der rationalen Zahlen bei Korpern der Charakteristik 0 oder ein endlicher Restklassenkorper Z p Z mathbb Z p mathbb Z bei Korpern der Charakteristik p p speziell bei allen endlichen Korpern s u Ein Korper ist ein eindimensionaler Vektorraum uber sich selbst als zugrundeliegendem Skalarkorper Daruber hinaus existieren uber allen Korpern Vektorraume beliebiger Dimension siehe Hauptartikel Vektorraum Ein wichtiges Mittel um einen Korper K K algebraisch zu untersuchen ist der Polynomring K X K X der Polynome in einer Variablen mit Koeffizienten aus K K Man nennt einen Korper K K algebraisch abgeschlossen wenn sich jedes nichtkonstante Polynom aus K X K X in Linearfaktoren aus K X K X zerlegen lasst Man nennt einen Korper K K vollkommen wenn kein irreduzibles nichtkonstantes Polynom aus K X K X in irgendeiner Korpererweiterung mehrfache Nullstellen hat Algebraische Abgeschlossenheit impliziert Vollkommenheit aber nicht umgekehrt Wenn in einem Korper eine Totalordnung definiert ist die mit der Addition und der Multiplikation vertraglich ist spricht man von einem geordneten Korper und nennt die Totalordnung auch Anordnung des Korpers In solchen Korpern kann man von negativen und positiven Zahlen sprechen Wenn in dieser Anordnung jedes Korperelement a alpha durch eine endliche Summe des Einselementes ubertroffen werden kann a lt 1 1 1 alpha lt 1 1 cdots 1 sagt man der Korper erfullt das archimedische Axiom oder auch er ist archimedisch geordnet In der Bewertungstheorie werden bestimmte Korper mit Hilfe einer Bewertungsfunktion untersucht Man nennt sie dann bewertete Korper Ein Korper K K besitzt als Ring nur die trivialen Ideale 0 0 displaystyle 0 0 und 1 K displaystyle 1 K Jeder nicht konstante Homomorphismus von einem Korper in einen Ring ist injektiv Korpererweiterung Bearbeiten Hauptartikel Korpererweiterung Eine Teilmenge K K eines Korpers L L die selbst mit dessen Operationen wieder einen Korper bildet wird Unter oder Teilkorper genannt Das Paar K K und L L heisst Korpererweiterung K L K subset L L K L K oder L K L K Beispielsweise ist der Korper der rationalen Zahlen Q mathbb Q ein Teilkorper der reellen Zahlen R mathbb R Eine Teilmenge U U eines Korpers K K ist ein Teilkorper wenn sie folgende Eigenschaften hat 0 K U 0 K in U 1 K U 1 K in U a b U a b U a b U displaystyle a b in U Rightarrow a b in U a cdot b in U Abgeschlossenheit bezuglich Addition und Multiplikation a U a U displaystyle a in U Rightarrow a in U Zu jedem Element aus U U ist auch das additive Inverse in U U a U 0 a 1 U displaystyle a in U setminus 0 Rightarrow a 1 in U Zu jedem Element aus U U mit Ausnahme der Null ist auch das multiplikativ Inverse in U U Das algebraische Teilgebiet das sich mit der Untersuchung von Korpererweiterungen beschaftigt ist die Galoistheorie Beispiele BearbeitenBekannte Beispiele fur Korper sind der Korper der rationalen Zahlen Q displaystyle mathbb Q cdot d h die Menge der rationalen Zahlen mit der ublichen Addition und Multiplikation der Korper der reellen Zahlen R displaystyle mathbb R cdot d h die Menge der reellen Zahlen mit der ublichen Addition und Multiplikation und der Korper der komplexen Zahlen C displaystyle mathbb C cdot d h die Menge der komplexen Zahlen mit der ublichen Addition und Multiplikation Korper konnen durch Adjunktion erweitert werden Ein wichtiger Spezialfall insbesondere in der Galoistheorie sind algebraische Korpererweiterungen des Korpers Q displaystyle textstyle mathbb Q Der Erweiterungskorper kann dabei als Vektorraum uber Q displaystyle textstyle mathbb Q aufgefasst werden Q 2 a b 2 a b Q displaystyle textstyle mathbb Q sqrt 2 a b sqrt 2 mid a b in mathbb Q ist ein Korper Es genugt zu zeigen dass das Inverse von a b 2 0 displaystyle textstyle a b sqrt 2 neq 0 auch von der angegebenen Form ist 1 a b 2 a b 2 a b 2 a b 2 a b 2 a 2 2 b 2 a a 2 2 b 2 b a 2 2 b 2 2 displaystyle frac 1 a b sqrt 2 frac a b sqrt 2 a b sqrt 2 cdot a b sqrt 2 frac a b sqrt 2 a 2 2b 2 frac a a 2 2b 2 frac b a 2 2b 2 sqrt 2 Eine mogliche Basis von Q 2 displaystyle textstyle mathbb Q sqrt 2 ist 1 2 displaystyle textstyle 1 sqrt 2 Q 2 3 a b 2 c 3 d 6 a b c d Q displaystyle mathbb Q left sqrt 2 sqrt 3 right left a b sqrt 2 c sqrt 3 d sqrt 6 mid a b c d in mathbb Q right ist ein Korper mit Basis 1 2 3 6 displaystyle left 1 sqrt 2 sqrt 3 sqrt 6 right Weitere Beispiele liefern die Restklassenkorper Z p Z F p displaystyle mathbb Z p mathbb Z mathbb F p mit p p Primzahl 1 und deren endliche Korpererweiterungen die endlichen Korper allgemeiner deren algebraische Korpererweiterungen die Frobeniuskorper und noch allgemeiner deren beliebige Korpererweiterungen die Korper mit Primzahlcharakteristik Zu jeder Primzahl p p der Korper Q p mathbb Q p der p adischen Zahlen Die Menge der ganzen Zahlen Z mathbb Z cdot mit den ublichen Verknupfungen ist kein Korper Zwar ist Z mathbb Z eine Gruppe mit neutralem Element 0 displaystyle 0 und jedes a Z displaystyle a in mathbb Z besitzt das additive Inverse a a aber Z 0 displaystyle mathbb Z setminus 0 cdot ist keine Gruppe Immerhin ist 1 1 das neutrale Element aber ausser zu 1 1 und 1 1 gibt es keine multiplikativen Inversen zum Beispiel ist 3 1 1 3 3 1 1 3 keine ganze sondern eine echt rationale Zahl Die ganzen Zahlen bilden lediglich einen Integritatsring dessen Quotientenkorper die rationalen Zahlen sind Das Konzept mit dem sich der Integritatsring der ganzen Zahlen zum Korper der rationalen Zahlen erweitern und in diesen einbetten lasst kann auf beliebige Integritatsringe verallgemeinert werden So entsteht in der Funktionentheorie aus dem Integritatsring der auf einem Gebiet der komplexen Zahlenebene holomorphen Funktionen der Korper der auf demselben Gebiet meromorphen Funktionen und abstrakter aus dem Integritatsring der formalen Potenzreihen K x displaystyle K x uber einem Korper K K dessen Quotientenkorper analog aus dem Integritatsring der formalen Dirichletreihen aus dem Ring der Polynome in n n Variablen K x 1 x 2 x n displaystyle K x 1 x 2 dots x n dessen Quotientenkorper der Korper der rationalen Funktionen K x 1 x 2 x n displaystyle K x 1 x 2 dots x n in ebenso vielen Variablen Endliche Korper Bearbeiten Hauptartikel Endlicher Korper Ein Korper ist ein endlicher Korper wenn seine Grundmenge K K endlich ist Die endlichen Korper sind in folgendem Sinne vollstandig klassifiziert Jeder endliche Korper hat genau q p n q p n Elemente mit einer Primzahl p p und einer positiven naturlichen Zahl n n Bis auf Isomorphie gibt es zu jedem solchen q q genau einen endlichen Korper der mit F q mathbb F q bezeichnet wird Jeder Korper F p n mathbb F p n hat die Charakteristik p p Im Artikel Endlicher Korper werden die Additions und Multiplikationstafeln des F 4 displaystyle mathbb F 4 gezeigt bei farbiger Hervorhebung von dessen Unterkorper F 2 mathbb F 2 Im Spezialfall n 1 n 1 erhalten wir zu jeder Primzahl p p den Korper F p mathbb F p der isomorph ist zum Restklassenkorper Z p Z mathbb Z p mathbb Z und Primkorper der Primzahl charakteristik p p genannt wird Fur n 2 n geq 2 ist F p n mathbb F p n niemals isomorph zu Z p n Z displaystyle mathbb Z p n mathbb Z stattdessen ist F p n mathbb F p n isomorph zu Z p Z X P displaystyle mathbb Z p mathbb Z X P wobei K X K X den Ring der Polynome mit Koeffizienten in K K darstellt hier ist K Z p Z displaystyle K mathbb Z p mathbb Z und P Z p Z X displaystyle P in mathbb Z p mathbb Z X ein irreduzibles Polynom vom Grad n n ist In Z p Z X displaystyle mathbb Z p mathbb Z X ist ein Polynom irreduzibel wenn aus P P 1 P 2 displaystyle P P 1 cdot P 2 folgt dass P 1 P 1 oder P 2 P 2 ein Element von Z p Z mathbb Z p mathbb Z ist also ein konstantes Polynom Hier bedeutet P P das von P P erzeugte Ideal Geschichte BearbeitenWesentliche Ergebnisse der Korpertheorie sind Evariste Galois und Ernst Steinitz zu verdanken Weitere Einzelheiten zur Genese des Begriffes liefert Wulf Dieter Geyer in Kapitel 2 seines Beitrages in dem er u a auf die Rolle Richard Dedekinds hinweist siehe Literatur Siehe auch BearbeitenAlgebraischer Zahlkorper Ring Algebra Literatur BearbeitenSiegfried Bosch Algebra 7 Auflage Springer Verlag 2009 ISBN 3 540 40388 4 doi 10 1007 978 3 540 92812 6 Thomas W Hungerford Algebra 5 Auflage Springer Verlag 1989 ISBN 0 387 90518 9 Wulf Dieter Geyer Field Theory In Volume I of the Proceedings of the Qinter School on Galois Theory 15 24 February 2012 Universite du Luxembourg Luxembourg Juli 2013 abgerufen am 9 November 2022 siehe insbesondere Kapitel 2 Historical remarks about the concept of field Seite 29 Weblinks Bearbeiten Wikibooks Mathe fur Nicht Freaks Korperaxiome Lern und Lehrmaterialien Wikibooks Mathe fur Nicht Freaks Folgerungen aus den Korperaxiomen Lern und Lehrmaterialien Wiktionary Korper Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Albrecht Beutelspacher Lineare Algebra 7 Auflage Vieweg Teubner Verlag Wiesbaden 2010 ISBN 978 3 528 66508 1 S 35 37 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Korper Algebra amp oldid 234331363