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Als Homomorphismus von altgriechisch ὁmos homos gleich und morfh morphe Form Gestalt nicht zu verwechseln mit Homoomorphismus werden in der Mathematik Abbildungen bezeichnet die eine oft algebraische mathematische Struktur erhalten bzw damit vertraglich strukturtreu sind Ein Homomorphismus bildet die Elemente aus der einen Menge so in die andere Menge ab dass sich ihre Bilder dort hinsichtlich der Struktur ebenso verhalten wie sich deren Urbilder in der Struktur der Ausgangsmenge verhalten Inhaltsverzeichnis 1 Homomorphismen algebraischer Strukturen 1 1 Definition 1 2 Beispiele 1 3 Eigenschaften 1 3 1 Komposition von Homomorphismen 1 3 2 Untergruppen Bild Urbild Kern 1 3 3 Isomorphismen 1 3 4 Homomorphiesatz 2 Homomorphismen relationaler Strukturen 2 1 Definition 2 2 Beispiele 3 Verallgemeinerungen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise und AnmerkungenHomomorphismen algebraischer Strukturen BearbeitenDefinition Bearbeiten Es seien A A f i i I displaystyle boldsymbol A A f i i in I nbsp und B B g i i I displaystyle boldsymbol B B g i i in I nbsp zwei algebraische Strukturen vom gleichen Typ s m i i I displaystyle sigma m i i in I nbsp so dass fur jedes i displaystyle i nbsp die Zahl m i N 0 displaystyle m i in mathbb N 0 nbsp die ubereinstimmende Stelligkeit der fundamentalen Operationen f i displaystyle f i nbsp und g i displaystyle g i nbsp bezeichnet 1 Eine Abbildung f A B displaystyle varphi colon A to B nbsp heisst Homomorphismus von A displaystyle boldsymbol A nbsp nach B displaystyle boldsymbol B nbsp wenn fur jedes i displaystyle i nbsp und fur alle a 1 a m i A displaystyle a 1 ldots a m i in A nbsp gilt 2 f f i a 1 a m i g i f a 1 f a m i displaystyle varphi f i a 1 ldots a m i g i varphi a 1 ldots varphi a m i nbsp Beispiele Bearbeiten Klassisches Beispiel von Homomorphismen sind Homomorphismen zwischen Gruppen Gegeben seien zwei Gruppen G displaystyle G nbsp und H displaystyle H star nbsp Eine Funktion ϕ G H displaystyle phi colon G to H nbsp heisst Gruppenhomomorphismus wenn fur alle Elemente g 1 g 2 G displaystyle g 1 g 2 in G nbsp gilt ϕ g 1 g 2 ϕ g 1 ϕ g 2 displaystyle phi g 1 g 2 phi g 1 star phi g 2 nbsp Aus dieser Bedingung folgt unmittelbar dass ϕ e G e H displaystyle phi e G e H nbsp fur die neutralen Elemente e G G e H H displaystyle e G in G e H in H nbsp und dann ϕ g 1 ϕ g 1 displaystyle phi g 1 phi g 1 nbsp fur alle g G displaystyle g in G nbsp gelten muss sowie mittels vollstandiger Induktion dass ϕ g 1 g n ϕ g 1 ϕ g n displaystyle phi g 1 ldots g n phi g 1 star ldots star phi g n nbsp fur eine beliebige endliche Anzahl von Faktoren gilt An diesem Beispiel orientieren sich die Definitionen der Homomorphismen verschiedener algebraischer Strukturen Gruppenhomomorphismus Ringhomomorphismus Korperhomomorphismus Vektorraumhomomorphismus Lineare Abbildung Auswertungshomomorphismus der Termalgebra Modulhomomorphismus Algebrenhomomorphismus Lie Algebren HomomorphismusEigenschaften Bearbeiten Wir formulieren im Folgenden einige grundlegende Eigenschaften von Homomorphismen von Gruppen die analog auch fur die Homomorphismen der anderen algebraischen Strukturen gelten Komposition von Homomorphismen Bearbeiten Wenn ϕ G H displaystyle phi colon G to H nbsp und ps H J displaystyle psi colon H to J nbsp Homomorphismen sind dann ist auch die durch ps ϕ g ps ϕ g displaystyle psi circ phi g psi phi g nbsp fur alle g G displaystyle g in G nbsp definierte Abbildung ps ϕ G J displaystyle psi circ phi colon G to J nbsp ein Homomorphismus Untergruppen Bild Urbild Kern Bearbeiten Wenn ϕ G H displaystyle phi colon G to H nbsp ein Homomorphismus ist dann ist fur jede Untergruppe U G displaystyle U subseteq G nbsp auch ϕ U ϕ g g U displaystyle phi U left phi g mid g in U right nbsp genannt das Bild von U displaystyle U nbsp unter ϕ displaystyle phi nbsp eine Untergruppe von H displaystyle H nbsp Speziell wird die Untergruppe Bild ϕ ϕ G H displaystyle operatorname Bild phi phi G subseteq H nbsp als Bild von ϕ displaystyle phi nbsp bezeichnet Weiterhin ist fur jede Untergruppe V H displaystyle V subseteq H nbsp auch ϕ 1 V ϕ 1 V g G ϕ g V displaystyle phi 1 V phi 1 V left g in G mid phi g in V right nbsp genannt das Urbild von V displaystyle V nbsp unter ϕ displaystyle phi nbsp eine Untergruppe von G displaystyle G nbsp Das Urbild der trivialen Gruppe d i die Untergruppe Kern ϕ ϕ 1 e H ϕ 1 e H G displaystyle operatorname Kern phi phi 1 e H phi 1 e H subseteq G nbsp wird als Kern von ϕ displaystyle phi nbsp bezeichnet Sie ist sogar ein Normalteiler Isomorphismen Bearbeiten Falls ϕ G H displaystyle phi colon G to H nbsp ein bijektiver Homomorphismus ist dann ist auch ϕ 1 H G displaystyle phi 1 colon H to G nbsp ein Homomorphismus Man sagt in diesem Fall dass ϕ displaystyle phi nbsp und ϕ 1 displaystyle phi 1 nbsp Isomorphismen sind 3 Homomorphiesatz Bearbeiten Wenn ϕ G H displaystyle phi colon G to H nbsp ein Homomorphismus ist dann induziert ϕ displaystyle phi nbsp einen Isomorphismus G Kern ϕ Bild ϕ displaystyle G operatorname Kern phi cong operatorname Bild phi nbsp der Quotientengruppe G Kern ϕ displaystyle G operatorname Kern phi nbsp auf Bild ϕ displaystyle operatorname Bild phi nbsp Homomorphismen relationaler Strukturen BearbeitenAuch ausserhalb der Algebra werden strukturerhaltende Abbildungen oft als Homomorphismen bezeichnet Die meisten dieser Verwendungen des Begriffs Homomorphismus einschliesslich der oben aufgefuhrten algebraischen Strukturen lassen sich unter der folgenden Definition subsumieren 4 Definition Bearbeiten Es seien A A R i displaystyle boldsymbol A A R i nbsp und B B S i displaystyle boldsymbol B B S i nbsp zwei relationale Strukturen vom gleichen Typ n i displaystyle n i nbsp sodass n i N displaystyle n i in mathbb N nbsp fur jedes i displaystyle i nbsp die Stelligkeit der Relationen R i displaystyle R i nbsp und S i displaystyle S i nbsp bezeichnet Eine Abbildung f A B displaystyle varphi colon A to B nbsp heisst dann eine homomorphe Abbildung eine Homomorphie oder ein Homomorphismus von A displaystyle boldsymbol A nbsp nach B displaystyle boldsymbol B nbsp wenn sie fur jedes i displaystyle i nbsp und fur alle a 1 a n i A displaystyle a 1 ldots a n i in A nbsp die folgende Vertraglichkeitseigenschaft besitzt 5 a 1 a n i R i f a 1 f a n i S i displaystyle a 1 ldots a n i in R i Rightarrow varphi a 1 ldots varphi a n i in S i nbsp Schreibweise f A B displaystyle varphi colon boldsymbol A to boldsymbol B nbsp Da jede Funktion f A n A displaystyle f colon A n to A nbsp als Relation f A n 1 displaystyle f subset A n 1 nbsp beschrieben werden kann lasst sich jede algebraische Struktur als relationale Struktur auffassen und die spezielle algebraische Definition ist somit in dieser Definition enthalten Hat man in obiger Definition bei einem injektiven Homomorphismus sogar die Aquivalenz a 1 a n i R i f a 1 f a n i S i displaystyle a 1 ldots a n i in R i Leftrightarrow varphi a 1 ldots varphi a n i in S i nbsp so spricht man von einem starken Homomorphismus 6 Beispiele Bearbeiten Homomorphismen algebraischer Strukturen diese sind auch stets starke Homomorphismen Ordnungshomomorphismus Graphenhomomorphismus Homomorphismen in der Inzidenzgeometrie zum Beispiel Homomorphismus projektiver Raume Homomorphismus zwischen Modellen 7 Verallgemeinerungen BearbeitenAuch Abbildungen die vertraglich sind mit Strukturen die unendlichstellige Operationen besitzen werden Homomorphismus genannt ein vollstandiger Verbandshomomorphismus ist vertraglich mit beliebigen auch unendlichen Vereinigungen und DurchschnittenIn einigen Teilgebieten der Mathematik beinhaltet der Begriff des Homomorphismus dass die Vertraglichkeit noch weitere Zusatzstrukturen umfasst ein Homomorphismus topologischer Gruppen ist ein stetiger Gruppenhomomorphismus ein Lie Gruppen Homomorphismus ist ein glatter Gruppenhomomorphismus zwischen Lie Gruppen 8 Der Begriff erfahrt auch eine Verallgemeinerung fur heterogene Algebren siehe Heterogene Algebra Homomorphismen Siehe auch BearbeitenMorphismus Kategorientheorie Vertraglichkeit Mathematik Epimorphismus Monomorphismus Isomorphismus Einbettung Endomorphismus Automorphismus SubquotientLiteratur BearbeitenSerge Lang Algebra Graduate Texts in Mathematics 211 3 uberarb Auflage Springer Verlag New York 2002 ISBN 0 387 95385 X Nathan Jacobson Basic algebra I 2 Auflage W H Freeman and Company New York 1985 ISBN 0 7167 1480 9 Thomas W Hungerford Algebra Graduate Texts in Mathematics 73 Springer Verlag New York Berlin 1980 ISBN 0 387 90518 9 Nachdruck der Ausgabe 1974 Garrett Birkhoff Lattice Theory 3 Auflage AMS Providence RI 1973 ISBN 0 8218 1025 1 S 134 136 Marcel Erne Einfuhrung in die Ordnungstheorie Bibliographisches Institut Mannheim Wien Zurich 1982 ISBN 3 411 01638 8 S 112 113 Helmuth Gericke Theorie der Verbande Bibliographisches Institut Mannheim 1963 S 55 62 147 George Gratzer Universal Algebra 2 aktualisierte Auflage Springer New York 2008 ISBN 978 0 387 77486 2 S 223 224 doi 10 1007 978 0 387 77487 9 Erstausgabe 1979 Gunther Schmidt Thomas Strohlein Relationen und Graphen Springer Berlin Heidelberg New York 1989 ISBN 3 540 50304 8 S 144 153 Bartel Leendert van der Waerden Algebra I Heidelberger Taschenbucher Band 12 8 Auflage Band 1 Moderne Algebra Springer Berlin Gottingen Heidelberg New York 1971 ISBN 3 540 03561 3 S 27 30 Heinrich Werner Einfuhrung in die allgemeine Algebra Bibliographisches Institut Mannheim 1978 ISBN 3 411 00120 8 S 48 19 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Homomorphismus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Jede m displaystyle m nbsp stellige Operation ist eine spezielle m 1 displaystyle m 1 nbsp stellige homogene Relation Funktion Diese Definition ist mit der unten gegebenen vertraglich wenn man von einer Funktion f i displaystyle f i nbsp zur Relation R i displaystyle R i nbsp die durch den Funktionsgraph gegeben ist ubergeht denn dann gilt f i a 1 a m i a a 1 a m i a R i displaystyle f i a 1 ldots a m i a Leftrightarrow a 1 ldots a m i a in R i nbsp und genauso fur B g i displaystyle B g i nbsp Die Urbildfunktion ϕ 1 displaystyle phi 1 nbsp die auf Mengen operiert und die inverse Abbildung ϕ 1 displaystyle phi 1 nbsp die auf Elementen operiert sind streng genommen 2 verschiedene Funktionen Sind Missverstandnisse zu befurchten dann setzt man im ersteren Fall die Mengen in eckige Klammern displaystyle nbsp Eine allgemeine Definition wurde im klassischen Lehrbuch Moderne Algebra angegeben Wenn in zwei Mengen M displaystyle mathfrak M nbsp und N displaystyle mathfrak N nbsp gewisse Relationen wie a lt b displaystyle a lt b nbsp oder a b c displaystyle ab c nbsp definiert sind und wenn jedem Element a displaystyle a nbsp von M displaystyle mathfrak M nbsp ein Bildelement a f a displaystyle bar a varphi a nbsp so zugeordnet ist dass alle Relationen zwischen Elementen von M displaystyle mathfrak M nbsp auch fur die Bildelemente gelten so dass z B aus a lt b displaystyle a lt b nbsp folgt a lt b displaystyle bar a lt bar b nbsp wenn es sich um die Relation lt displaystyle lt nbsp handelt so heisst f displaystyle varphi nbsp eine homomorphe Abbildung oder ein Homomorphismus von M displaystyle mathfrak M nbsp in N displaystyle mathfrak N nbsp B L van der Waerden Algebra Heidelberger Taschenbucher Band 12 Teil I Siebte Auflage Springer Verlag Berlin New York 1966 Einleitung zu Paragraph 10 Manche Autoren Wilhelm Klingenberg Lineare Algebra und Geometrie Springer Berlin Heidelberg 1984 ISBN 3 540 13427 1 S 7 Garrett Birkhoff Lattice Theory 1973 S 134 nennen einen Homomorphismus auch nur kurz Morphismus wahrend andere Fritz Reinhardt Heinrich Sonder dtv Atlas Mathematik Band 1 Grundlagen Algebra und Geometrie 9 Auflage Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1991 ISBN 3 423 03007 0 S 36 37 jede strukturvertragliche Abbildung Morphismus nennen und nur einen Homomorphismus von algebraischen Strukturen als Homomorphismus bezeichnen Philipp Rothmaler Einfuhrung in die Modelltheorie Spektrum Akademischer Verlag 1995 ISBN 3 86025 461 8 Abschnitt 1 3 Homomorphismen S 20 Heinz Dieter Ebbinghaus Jorg Flum Wolfgang Thomas Einfuhrung in die mathematische Logik 3 vollst uberarb u erw Auflage Bibliographisches Institut Mannheim 1992 ISBN 3 411 15603 1 S 225 Jeder stetige Gruppenhomomorphismus zwischen Lie Gruppen ist glatt Normdaten Sachbegriff GND 4160602 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Homomorphismus amp oldid 229855948