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Bartel Leendert van der Waerden ʋarde n 2 Februar 1903 in Amsterdam 12 Januar 1996 in Zurich war ein niederlandischer Mathematiker Bartel Leendert van der Waerden Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Siehe auch 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenVan der Waerden wurde als Sohn des studierten Bauingenieurs und Mathematiklehrers Theodorus van der Waerden und von Dorothea Adriana Endt geboren Er zeigte schon relativ fruh eine mathematische Begabung 1919 begann er ein Studium der Mathematik in Amsterdam Er horte bei Gerrit Mannoury Roland Weitzenbock Luitzen Egbertus Jan Brouwer und Hendrik de Vries legte 1924 sein Doctoraalexamen ab und wurde 1926 bei de Vries in Amsterdam uber die Grundlagen der abzahlenden Geometrie Schubert Kalkul promoviert De algebraiese grondslagen der meetkunde van het aantal Dazwischen war van der Waerden ab 1924 in Gottingen wo er u a bei Emmy Noether Algebra bei Hellmuth Kneser Topologie 1 und mathematische Methoden der Physik bei Richard Courant nach dem Lehrbuch von Courant Hilbert horte Er war nach der Promotion 1926 ein Jahr in Hamburg wo er bei Emil Artin Otto Schreier und Erich Hecke horte und habilitierte sich 1927 in Gottingen wo er Assistent von Richard Courant war Im Wintersemester 1927 28 hielt er seine erste Vorlesung in Gottingen uber Idealtheorie Damals war er an einer exakten Begrundung der algebraischen Geometrie mit Methoden der modernen Algebra interessiert die sein Hauptarbeitsgebiet wurde In der algebraischen Geometrie gab es zwar eine Fulle schoner geometrischer Resultate die aber nicht streng bewiesen waren zum Beispiel im abzahlenden Kalkul von Schubert oder in den Arbeiten der italienischen Schule um Francesco Severi Guido Castelnuovo Federigo Enriques Auch andere Mathematiker arbeiteten in Konkurrenz zu van der Waerden daran so in den 1940er Jahren Andre Weil und in den USA Oscar Zariski deren Arbeiten spater diejenigen von van der Waerden zu dessen Leidwesen in den Schatten stellten 1928 wurde er Professor in Groningen 1929 heiratete er Camilla Rellich die Schwester von Franz Rellich die er aus Gottingen kannte und mit der er drei Kinder hatte In Groningen arbeitete er an seinem bekannten Algebra Lehrbuch das aus Vorlesungen von Artin und Emmy Noether entstand und dessen erster Band zuerst 1930 erschien Von 1931 bis 1945 war er Professor am Mathematischen Institut der Universitat Leipzig und dessen Direktor Die gleichzeitige Anwesenheit Werner Heisenbergs und ein Interesse fur Quantenmechanik hatten ihn dorthin gezogen Das Buch Die gruppentheoretische Methode in der Quantenmechanik entstand dort aus gemeinsamen Seminaren In den 1940er Jahren bekam er in Deutschland Schwierigkeiten da er seine niederlandische Staatsburgerschaft nicht aufgeben wollte Wahrend der deutschen Besatzung 1942 beging seine Mutter in den Niederlanden Suizid sein Vater starb schon 1940 an Krebs Wahrend der schweren Bombenangriffe auf Leipzig wich er mit der Familie zeitweise nach Dresden und Umgebung und kurz vor Kriegsende nach Osterreich aus 1945 ging er wieder nach Amsterdam Er arbeitete auf Vermittlung von Hans Freudenthal fur Shell in Den Haag 2 und ab dessen Grundung 1946 auch im Mathematisch Centrum in Amsterdam wo er die angewandte Mathematik vertrat 1947 8 ging er an die US amerikanische Johns Hopkins University an der er eine Professur aber ausschlug und stattdessen dafur seinen Schuler Wei Liang Chow vermittelte und war ab 1948 ausserordentlicher und ab 1950 ordentlicher Professor an der Universitat Amsterdam obwohl Brouwer dies zu verhindern suchte 3 Eine Berufung nach Gottingen schlug er 1949 wie auch andere Rufe aus nutzte diese aber um seine Stellung in Amsterdam zu verbessern 1951 ging er an die Universitat Zurich wo der Lehrstuhl von Rudolf Fueter vakant geworden war und lehrte dort bis zur Emeritierung 1972 Er blieb aber weiter als Mathematikhistoriker wissenschaftlich aktiv Wirken BearbeitenBekannt wurde er durch sein zweibandiges Lehrbuch der Algebra dessen erste Auflage 1930 unter dem Titel Moderne Algebra erschien und auf den Vorlesungen von Emil Artin und Emmy Noether basiert Als erstes Lehrbuch vollzog es konsequent die im fruhen 20 Jahrhundert stattfindende Wandlung der Algebra weg von konkreten Rechentechniken hin zur Untersuchung abstrakter Strukturen Dies machte es fur viele Jahrzehnte zu einem einflussreichen Standardwerk In einer langen Artikelserie in den Mathematischen Annalen versuchte er die Algebraische Geometrie der italienischen Schule um Francesco Severi Federigo Enriques u a und den Abzahlenden Kalkul von Hermann Schubert auf eine strenge rein algebraische Basis zu stellen wurde hierin aber von Andre Weil u a uberholt Er befasste sich auch mit der Anwendung der Elementargeometrie den Axiomen der Geometrie Statistik Topologie Zahlentheorie und anderem so dass man ihn als einen der letzten Generalisten der Mathematik bezeichnen kann Gleichzeitig mit Ernst Witt u a gab er eine geometrische Beschreibung der Klassifikation der Lie Algebren Der Satz von Van der Waerden ist ein wichtiger Satz der Ramsey Theorie einem Gebiet der Kombinatorik Mit Kurt Schutte bewies er 1953 das Kusszahl Problem in drei Dimensionen dass sich eine Zentralkugel maximal mit zwolf weiteren gleich grossen Kugeln beruhren kann Vermutet hatte dies schon Isaac Newton wahrend David Gregory meinte es waren 13 4 Ausserdem war er auch ein fuhrender Wissenschaftshistoriker der sich insbesondere mit antiker griechischer Mathematik und daruber hinaus bis nach Indien und Astronomie und der Geschichte der Algebra befasste Seit 1951 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 5 1960 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina 6 und 1966 zum korrespondierenden Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften 7 gewahlt Van der Waerden wurde am 12 Januar 1996 zum Ehrenmitglied der Sachsischen Akademie der Wissenschaften gewahlt und er war Mitglied der Koniglich Niederlandischen Akademie der Wissenschaften 1961 wurde er Ehrendoktor der Universitat Athen und 1985 der Universitat Leipzig Im Jahr 1969 erhielt er die Cothenius Medaille der Leopoldina 1973 erhielt er den Orden Pour le Merite fur Wissenschaften und Kunste Er war lange Zeit ab 1934 Herausgeber der Mathematischen Annalen war Mitherausgeber der Grundlehren der mathematischen Wissenschaften und von Archive for the history of exact sciences 1970 war er Invited Speaker auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Nizza The foundation of algebraic geometry from Severi to Andre Weil Zu seinen Doktoranden zahlen Hans Richter Wei Liang Chow David van Dantzig Erwin Neuenschwander Gunther Frei Guerino Mazzola Herbert Seifert 8 Siehe auch BearbeitenSatz von van der Waerden Zerlegung endlicher Mengen Van der Waerdensche PermanentenvermutungSchriften BearbeitenAlgebra 2 Bande 9 Auflage Springer 1993 in alteren Auflagen Moderne Algebra genannt zuerst 1930 1931 Einfuhrung in die Algebraische Geometrie Springer 1973 Reprint einer Serie von Zeitschriftenartikeln zuerst 1939 Gruppen von linearen Transformationen Springer 1935 Mathematische Statistik Springer 1971 Erwachende Wissenschaft Band 1 Agyptische babylonische und griechische Mathematik Birkhauser 1956 2 Auflage 1966 zuerst niederlandisch 1950 englische Ausgabe Science Awakening 1954 Band 2 Anfange der Astronomie Groningen Noordhoff 1965 2 Auflage Birkhauser 1980 Die Pythagoreer Religiose Bruderschaft und Schule der Wissenschaft Artemis 1979 Die Astronomie der Griechen Eine Einfuhrung Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1988 Geometry and algebra in ancient civilizations Springer 1983 A history of Algebra Springer 1985 Group theory and quantum mechanics 2 Auflage Springer 1986 deutsch Die gruppentheoretische Methode in der Quantenmechanik Springer 1932 Hrsg Sources of quantum mechanics 1967 Reprint dover 2007 Nachdruck wichtiger Arbeiten der Quantenmechanik mit historischer Einleitung von van der Waerden Mathematik fur Naturwissenschaftler BI Hochschultaschenbuch 1975 Meine Gottinger Lehrjahre In Mitteilungen der DMV Band 5 1997 Heft 2 Vortrag von 1979 doi 10 1515 dmvm 1997 0208 Die Arithmetik der Pythagoraer Teil 1 Teil 1 Mathematische Annalen 1947 1949 Teil 2 Zenon und die Grundlagenkrise der griechischen Mathematik Mathematische Annalen 1940 1941 mit Kurt Schutte Das Problem der dreizehn Kugeln Mathematische Annalen 1952 Spinoranalyse Nachr Akad Gottingen 1928 Die Klassifikation der einfachen Lieschen Gruppen Mathematische Zeitschrift 1933 Uber die Wechselwirkung von Mathematik und Physik Elemente der Mathematik 1973 Einfall und Uberlegung in der Mathematik Teil 1 Elemente der Mathematik 1954 Teil 2 und Teil 3 Die Algebra seit Galois Jahresbericht DMV 1966 Die Astronomie der Pythagoreer Amsterdam 1951 Literatur BearbeitenGunther Eisenreich Van der Waerden s Wirken von 1931 bis 1945 in Leipzig In Herbert Beckert Horst Schumann Hrsg 100 Jahre Mathematisches Seminar der Karl Marx Universitat Leipzig Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1981 Rudiger Thiele Van der Waerdens Leipziger Jahre 1931 1945 In Mitteilungen der DMV Band 12 Nr 1 2004 S 8 20 Rudiger Thiele Van der Waerden in Leipzig Edition am Gutenbergplatz Leipzig 2009 ISBN 978 3 937219 36 3 EAGLE 036 Gunther Frei Zum Gedenken an Bartel Leendert van der Waerden In Elemente der Mathematik Band 53 1998 S 133 Interview mit Yvonne Dold Samplonius In NTM Zeitschrift fur Geschichte der Wissenschaften Technik Medizin Band 2 1993 S 129 Nachruf von Dold Samplonius In Historia Mathematica Band 24 1997 S 125 130 Jan Hogendijk B L van der Waerden s detective work in ancient and medieval mathematical astronomy In Nieuw Archief voor Wiskunde Band 12 1994 S 145 158 Erwin Neuenschwander Waerden Bartel Leendert van der In J W Dauben C Scriba Hrsg Writing the History of Mathematics Springer 2002 S 547 551 Martina Schneider Zwischen zwei Disziplinen B L van der Waerden und die Entwicklung der Quantenmechanik Springer 2011 Reinhard Siegmund Schultze Bartel Leendert van der Waerden 1903 1996 im Dritten Reich Moderne Algebra im Dienst des Anti Modernismus In Dieter Hoffmann Mark Walker Hrsg Fremde Wissenschaftler im Dritten Reich die Debye Affare im Kontext Wallstein Gottingen 2011 S 200 229 Reinhard Siegmund Schulze Mathematicians fleeing from Nazi Germany Princeton University Press 2009 zuerst in Deutsch Vieweg 1998 Norbert Schappacher A historical sketch of B L van der Waerden s work on algebraic geometry 1926 1946 In Jeremy Gray Karen Parshall Hrsg Episodes in the History of Modern Algebra 1800 1950 AMS 2007 S 245 283 Alexander Soifer The Scholar and the State In Search of Van der Waerden Birkhauser 2015 ISBN 978 3 0348 0711 1 doi 10 1007 978 3 0348 0712 8 9 Alexander Soifer The mathematical coloring book Springer 2009 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Bartel Leendert van der Waerden im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Erwin Neuenschwander Bartel Leendert van der Waerden In Historisches Lexikon der Schweiz Nachruf von Peter Roquette Memento vom 20 Juli 2003 im Internet Archive Notices AMS Interview mit van der Waerden Saunders MacLane zu seinem Algebra Lehrbuch van der Waerden zur Geschichte der Quantenmechanik englisch John J O Connor Edmund F Robertson Bartel Leendert van der Waerden In MacTutor History of Mathematics archive Portrat des Monats der ETH Bibliothek Memento vom 2 Dezember 2015 im Webarchiv archive today Bartel Leendert van der Waerden im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Informationen zu und akademischer Stammbaum von Bartel L van der Waerden bei academictree orgEinzelnachweise Bearbeiten Brouwer hatte van der Waerden ein Empfehlungsschreiben an den Gottinger Privatdozenten Kneser mitgegeben der ihn daraufhin in Gottingen regelmassig zu Mittagsspaziergangen einlud auf denen er ihn Topologie unterrichtete Brouwer lehrte in Amsterdam damals schon nicht mehr Topologie sondern nur intuitionistische Mathematik Er empfahl van der Waerden auch bei Emmy Noether zu studieren Eine Professur in Utrecht die Freudenthal zunachst vermitteln wollte kam wegen seiner deutschen Vergangenheit nicht zustande Martina Schneider Zwischen zwei Disziplinen B L van der Waerden und die Entwicklung der Quantenmechanik Springer 2011 S 76 Ihr Verhaltnis war anfangs noch unbelastet kuhlte aber ab als Brouwer David van Dantzig der mit van der Waerden befreundet war die Promotion verweigerte und ihn des Plagiats beschuldigte er promovierte dann bei van der Waerden und nachdem Brouwer in offenen Konflikt mit der Hilbert Schule geriet Casselman zum Kissing Number Problem und seiner Geschichte Notices of the AMS 2004 Heft 8 PDF Datei Bartel Leendert van der Waerden Nachruf von Wulf Dieter Geyer und Erinnerungen von Carl Friedrich von Weizsacker im Jahrbuch 1997 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften PDF Datei Mitgliederverzeichnis Leopoldina Bartel L van der Waerden Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Band 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Band 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 250 Mathematics Genealogy Project Kritischer Review von Reinhard Siegmund Schultze Notices AMS 2015 Nr 8 PDFNormdaten Person GND 119089181 lobid OGND AKS LCCN n50023976 NDL 00459966 VIAF 95163036 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Waerden Bartel Leendert van derKURZBESCHREIBUNG niederlandischer MathematikerGEBURTSDATUM 2 Februar 1903GEBURTSORT Amsterdam NiederlandeSTERBEDATUM 12 Januar 1996STERBEORT Zurich Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bartel Leendert van der Waerden amp oldid 238499850