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Ein algebraischer Zahlkorper oder kurz ein Zahlkorper alt Rationalitatsbereich ist in der Mathematik eine endliche Erweiterung des Korpers der rationalen Zahlen Q displaystyle mathbb Q Die Untersuchung algebraischer Zahlkorper ist ein zentraler Gegenstand der algebraischen Zahlentheorie eines Teilgebiets der Zahlentheorie Eine wichtige Rolle spielen dabei die Ganzheitsringe algebraischer Zahlkorper die Analoga des Rings der ganzen Zahlen Z displaystyle mathbb Z im Korper Q displaystyle mathbb Q darstellen Inhaltsverzeichnis 1 Definition und einfache Eigenschaften 2 Ganzheit 3 Beispiele 4 Basen 5 Verallgemeinerung und Einordnung 6 Siehe auch 7 LiteraturDefinition und einfache Eigenschaften BearbeitenEin algebraischer Zahlkorper K displaystyle K nbsp ist definiert als endliche Korpererweiterung des Korpers Q displaystyle mathbb Q nbsp der rationalen Zahlen Das bedeutet dass K displaystyle K nbsp als Vektorraum uber Q displaystyle mathbb Q nbsp eine endliche Dimension hat Diese Dimension heisst Grad des Zahlkorpers Als endliche Erweiterungen sind Zahlkorper stets auch algebraische Erweiterungen von Q displaystyle mathbb Q nbsp das heisst jedes Element eines Zahlkorpers ist Nullstelle eines Polynoms mit rationalen Koeffizienten und ist daher eine algebraische Zahl Umgekehrt ist allerdings nicht jede algebraische Erweiterung von Q displaystyle mathbb Q nbsp ein Zahlkorper Beispielsweise ist der Korper A displaystyle mathbb A nbsp aller algebraischen Zahlen zwar eine algebraische aber keine endliche Erweiterung von Q displaystyle mathbb Q nbsp also kein algebraischer Zahlkorper Nach dem Satz vom primitiven Element sind Zahlkorper einfache Korpererweiterungen von Q displaystyle mathbb Q nbsp lassen sich also in der Form Q 3 displaystyle mathbb Q xi nbsp als Adjunktion einer algebraischen Zahl 3 displaystyle xi nbsp zu Q displaystyle mathbb Q nbsp darstellen Ganzheit BearbeitenEin Element x displaystyle x nbsp eines Zahlkorpers K displaystyle K nbsp wird ganz genannt wenn es Nullstelle eines normierten Polynoms Leitkoeffizient 1 mit Koeffizienten aus Z displaystyle mathbb Z nbsp ist Das heisst x displaystyle x nbsp erfullt eine Gleichung der Gestalt x m c m 1 x m 1 c 1 x c 0 0 displaystyle x m c m 1 x m 1 dotsb c 1 x c 0 0 nbsp mit ganzen Zahlen c 0 c m 1 Z displaystyle c 0 dotsc c m 1 in mathbb Z nbsp Solche Zahlen werden auch ganzalgebraische Zahlen genannt Die ganzen Zahlen bilden einen Unterring von K displaystyle K nbsp der Ganzheitsring von K displaystyle K nbsp genannt wird und ublicherweise mit O K displaystyle mathcal O K nbsp O K displaystyle O K nbsp oder auch Z K displaystyle mathbb Z K nbsp bezeichnet wird Beispiele BearbeitenAls triviales Beispiel ist Q displaystyle mathbb Q nbsp selbst ein Zahlkorper vom Grad 1 Erwartungsgemass gilt O Q Z displaystyle mathcal O mathbb Q mathbb Z nbsp d h die ganzen rationalen Zahlen sind die normalen ganzen Zahlen Der Korper Q i a b i C a b Q displaystyle mathbb Q i a bi in mathbb C a b in mathbb Q nbsp der komplexen Zahlen mit rationalen Real und Imaginarteilen ist ein Zahlkorper vom Grad 2 Der zugehorige Ganzheitsring ist Z i a b i C a b Z displaystyle mathbb Z i a bi in mathbb C a b in mathbb Z nbsp der Ring der ganzen gaussschen Zahlen Allgemeiner bilden die quadratischen Zahlkorper Q d displaystyle mathbb Q left sqrt d right nbsp mit quadratfreiem d Z 1 displaystyle d in mathbb Z setminus 1 nbsp genau die Zahlkorper vom Grad 2 Fur die Ganzheitsringe ergibt sichZ d displaystyle mathbb Z left sqrt d right nbsp falls d displaystyle d nbsp kongruent 2 oder 3 mod 4 ist Z 1 d 2 displaystyle mathbb Z left tfrac 1 sqrt d 2 right nbsp falls d displaystyle d nbsp kongruent 1 mod 4 ist dd Die Kreisteilungskorper Q z n displaystyle mathbb Q zeta n nbsp mit einer primitiven n displaystyle n nbsp ten Einheitswurzel z n displaystyle zeta n nbsp sind Zahlkorper vom Grad f n displaystyle varphi n nbsp mit der eulerschen f Funktion Der Ganzheitsring ist Z z n displaystyle mathbb Z zeta n nbsp Basen BearbeitenDa ein Zahlkorper K displaystyle K nbsp vom Grad n displaystyle n nbsp ein n displaystyle n nbsp dimensionaler Q displaystyle mathbb Q nbsp Vektorraum ist besteht jede Basis von K displaystyle K nbsp aus genau n displaystyle n nbsp Elementen Ist x 1 x n displaystyle x 1 dotsc x n nbsp eine solche Basis dann lasst sich jedes Element x K displaystyle x in K nbsp schreiben in der Form x a 1 x 1 a n x n displaystyle x a 1 x 1 dotsb a n x n nbsp mit eindeutig bestimmten Koeffizienten a j Q displaystyle a j in mathbb Q nbsp die jedoch von der Wahl der Basis abhangen Gilt K Q 3 displaystyle K mathbb Q xi nbsp dann besitzt K displaystyle K nbsp die spezielle Basis 1 3 3 2 3 n 1 displaystyle left 1 xi xi 2 dotsc xi n 1 right nbsp wobei der Grad n displaystyle n nbsp von K displaystyle K nbsp gleich dem Grad des Minimalpolynoms der algebraischen Zahl 3 displaystyle xi nbsp ist Eine Basis von K displaystyle K nbsp heisst Ganzheitsbasis wenn sich jedes ganze Element x O K displaystyle x in mathcal O K nbsp in der Form x a 1 x 1 a n x n displaystyle x a 1 x 1 dotsb a n x n nbsp mit a 1 a n Z displaystyle a 1 dotsc a n in mathbb Z nbsp schreiben lasst Beispielsweise ist 1 5 displaystyle left 1 sqrt 5 right nbsp eine Basis von Q 5 displaystyle mathbb Q left sqrt 5 right nbsp aber keine Ganzheitsbasis denn nicht alle Elemente des Ganzheitsrings Z 1 5 2 displaystyle mathbb Z left tfrac 1 sqrt 5 2 right nbsp lassen sich als ganzzahlige Linearkombinationen von 1 und 5 displaystyle sqrt 5 nbsp schreiben Dagegen ist 1 1 5 2 displaystyle left 1 tfrac 1 sqrt 5 2 right nbsp eine Ganzheitsbasis von Q 5 displaystyle mathbb Q left sqrt 5 right nbsp Eine andere basisabhangige Darstellung von Elementen eines Zahlkorpers K displaystyle K nbsp ist die Matrixdarstellung Sei dazu x K displaystyle x in K nbsp fest gewahlt dann ist durch die Multiplikation mit x displaystyle x nbsp eine lineare Abbildung A x K K displaystyle A x colon K to K nbsp A x z x z displaystyle A x z x cdot z nbsp gegeben Dieser Endomorphismus lasst sich bezuglich einer festen Basis durch eine quadratische Matrix darstellen Die Determinante und die Spur der Abbildung also der darstellenden Matrix die von der Wahl der Basis unabhangig sind werden Norm bzw Spur von x displaystyle x nbsp genannt und sind wichtige Hilfsmittel fur Rechnungen und Beweise in algebraischen Zahlkorpern Verallgemeinerung und Einordnung BearbeitenDie algebraischen Zahlkorper bilden zusammen mit den Funktionenkorpern F p T displaystyle mathbb F p T nbsp der Charakteristik p displaystyle p nbsp die Klasse der globalen Korper die zusammen mit den lokalen Korpern zu denen etwa die Korper Q p displaystyle mathbb Q p nbsp der p adischen Zahlen gehoren die wichtigsten Untersuchungsobjekte der algebraischen Zahlentheorie darstellen Siehe auch BearbeitenIdealklassengruppe Dirichletscher Einheitensatz Kummer Erweiterung Quadratisches Reziprozitatsgesetz Artinsches Reziprozitatsgesetz Klassenkorpertheorie Brauer Gruppe Iwasawa Theorie Dedekindsche Zeta FunktionLiteratur BearbeitenFalko Lorenz Algebraische Zahlentheorie BI Wissenschaftsverlag Mannheim 1993 ISBN 3 411 16701 7 Stefan Muller Stach Jens Piontkowski Elementare und algebraische Zahlentheorie Ein moderner Zugang zu klassischen Themen Vieweg Wiesbaden 2006 ISBN 3 8348 0211 5 Vieweg Studium Jurgen Neukirch Algebraische Zahlentheorie Springer Verlag Berlin 2006 ISBN 3 540 37547 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Algebraischer Zahlkorper amp oldid 207023222