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Die Iwasawa Theorie ist innerhalb der Mathematik im Bereich der Zahlentheorie eine Theorie zur Bestimmung der Idealklassengruppe von unendlichen Korperturmen deren Galoisgruppe isomorph zu den p displaystyle p adischen Zahlen ist Die Theorie wurde in den 1950ern von Kenkichi Iwasawa zur Untersuchung von Kreisteilungskorpern begrundet In den fruhen 1970er Jahren betrachtete Barry Mazur Verallgemeinerungen der Iwasawa Theorie auf abelsche Varietaten Daruber hinaus schlug Ralph Greenberg eine Iwasawa Theorie fur Motive vor Inhaltsverzeichnis 1 Situation 2 Beispiel 3 Satz von Iwasawa 3 1 Beweisidee 4 Weitere Entwicklungen und Hauptvermutung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseSituation BearbeitenDie Ausgangsbeobachtung von Iwasawa war dass es in der Algebraischen Zahlentheorie Korperturme gibt deren Galoisgruppe isomorph zur additiven Gruppe der p displaystyle p nbsp adischen Zahlen ist Diese Gruppe wird haufig multiplikativ geschrieben und mit G displaystyle Gamma nbsp bezeichnet sie ist der inverse Limes der additiven Gruppen Z p n Z displaystyle mathbb Z p n mathbb Z nbsp wobei p displaystyle p nbsp eine fixierte Primzahl ist und n displaystyle n nbsp die naturlichen Zahlen durchlauft Beispiel BearbeitenSei z z p displaystyle zeta zeta p nbsp eine primitive p displaystyle p nbsp te Einheitswurzel und betrachte den KorperturmK Q z K 1 K 2 C displaystyle K mathbf Q zeta subset K 1 subset K 2 subset cdots subset mathbf C nbsp wobei K n displaystyle K n nbsp den von einer primitiven p n 1 displaystyle p n 1 nbsp ten Einheitswurzel erzeugten Korper bezeichnet beachte die Indizierung Sei K displaystyle K infty nbsp die Vereinigung all dieser Korper Dann ist die Galoisgruppe Gal K K displaystyle operatorname Gal K infty K nbsp isomorph zu G displaystyle Gamma nbsp da die Galoisgruppen von K n displaystyle K n nbsp uber K displaystyle K nbsp gleich Z p n Z displaystyle mathbb Z p n mathbb Z nbsp sind Ein interessanter Galois Modul also eine abelsche Gruppe auf der die Galoisgruppe operiert ergibt sich bei Betrachtung der p displaystyle p nbsp Torsion der Idealklassengruppen der beteiligten Zahlkorper Sei die p displaystyle p nbsp Torsion der Idealklassengruppen von K n displaystyle K n nbsp mit I n displaystyle I n nbsp bezeichnet Diese sind durch Norm Abbildungen I m I n displaystyle I m rightarrow I n nbsp fur m gt n displaystyle m gt n nbsp miteinander verbunden und bilden ein gerichtetes System Die Gruppe G displaystyle Gamma nbsp operiert dann auf dem inversen Limes I displaystyle I nbsp Daruber hinaus ist I displaystyle I nbsp ein Modul uber dem proendlichen Gruppenring Z p G displaystyle mathbb Z p Gamma nbsp diese Beobachtung geht auf Jean Pierre Serre zuruck Dieser Ring der auch Iwasawa Algebra genannt wird ist regular und zweidimensional und es ist moglich seine Moduln weitgehend zu klassifizieren Die Motivation war hier dass die p displaystyle p nbsp Torsion der Idealklassengruppe von K displaystyle K infty nbsp wie bereits Kummer erkannte ein Haupthindernis fur einen Beweis des Grossen Satzes von Fermat war Kummer nannte in diesem Zusammenhang eine Primzahl regular wenn sie nicht die Klassenzahl von Q z p displaystyle mathbf Q zeta p nbsp teilt Iwasawas Idee war es diese Torsion systematisch mit unendlicher Galois Theorie zu studieren Mit diesen Methoden konnte Iwasawa die p displaystyle p nbsp Torsionen numerisch beschreiben Dies ist der Inhalt des Satzes von Iwasawa Satz von Iwasawa BearbeitenSei wie oben ein Korperturm K n displaystyle K n nbsp gegeben dessen Galoisgruppe die p displaystyle p nbsp adischen Zahlen sind und sei p e n displaystyle p e n nbsp die Ordnung der p displaystyle p nbsp Torsion von I n displaystyle I n nbsp Dann gibt es ganze Zahlen m displaystyle mu nbsp l displaystyle lambda nbsp und n displaystyle nu nbsp derart dass fur n displaystyle n nbsp hinreichend gross die Beziehung e n m p n l n n displaystyle e n mu p n lambda n nu nbsp gilt Beweisidee Bearbeiten Aufgrund der Klassenkorpertheorie gibt es eine Erweiterung L n displaystyle L n nbsp von K n displaystyle K n nbsp derart dass I n Gal L n K n displaystyle I n simeq operatorname Gal L n K n nbsp und zwar ist L n displaystyle L n nbsp die maximale unverzweigte p displaystyle p nbsp abelsche Erweiterung von K n displaystyle K n nbsp Die Vereinigung der L n displaystyle L n nbsp bildet dann einen Korper L displaystyle L infty nbsp der die maximale unverzweigte abelsche pro p displaystyle p nbsp Erweiterung von K displaystyle K infty nbsp ist Man betrachtet dann die Galoisgruppe X Gal L K displaystyle X operatorname Gal L infty K infty nbsp die der inverse Limes der Gruppen Gal L n K n displaystyle operatorname Gal L n K n nbsp ist welche als Quotienten von X displaystyle X nbsp auftreten Die Gruppe X displaystyle X nbsp besitzt als abelsche pro p displaystyle p nbsp Gruppe die Struktur eines Z p displaystyle mathbb Z p nbsp Moduls Daneben operiert die Galoisgruppe Gal K K displaystyle operatorname Gal K infty K nbsp auf X displaystyle X nbsp das dadurch ein Z p T displaystyle mathbb Z p T nbsp Modul wird also ein Iwasawa Modul Durch Strukturuntersuchungen und die Klassifikation bis auf Pseudo Isomorphismen aller Iwasawa Moduln gelangt man zu asymptotischen Abschatzungen fur die Ordnungen von Gal L n K n displaystyle operatorname Gal L n K n nbsp und damit von I n displaystyle I n nbsp Weitere Entwicklungen und Hauptvermutung BearbeitenIn den 1960ern wurde ein fundamentaler Zusammenhang zwischen der von Iwasawa entwickelten Modultheorie einerseits und p adischen L Funktionen andererseits entdeckt die von Tomio Kubota und Heinrich Wolfgang Leopoldt definiert wurden Diese Funktionen werden ausgehend von Bernoulli Zahlen mittels Interpolation definiert und stellen p adische Analogien zu den Dirichlet L Funktionen dar Die sogenannte Hauptvermutung der Iwasawa Theorie besagt dass diese beiden Ansatze Modultheorie und Interpolation p displaystyle p nbsp adische L Funktionen zu definieren miteinander ubereinstimmen Diese Vermutung wurde 1984 von Barry Mazur und Andrew Wiles fur die rationalen Zahlen Q displaystyle mathbb Q nbsp und spater fur alle total reellen Zahlkorper von Andrew Wiles bewiesen Diese Beweise orientierten sich an Ken Ribets Beweis der Umkehrung des Satzes von Herbrand Im Jahr 2014 ist Chris Skinner und Eric Urban ein Beweis der Hauptvermutung fur gewisse Familien von Spitzenformen gelungen 1 Wahrend die Arbeiten von Mazur und Wiles als den Fall von GL 1 uber Q displaystyle mathbb Q nbsp beziehungsweise uber einem allgemeinen total reellen Zahlkorper behandelnd angesehen werden konnen losten Skinner Urban den Fall GL 2 uber Q displaystyle mathbb Q nbsp Literatur BearbeitenJohn Coates Ramdorai Sujatha Cyclotomic Fields and Zeta Values Springer Berlin u a 2006 ISBN 3 540 33068 2 Ralph Greenberg Iwasawa Theory Past amp Present In Advanced Studies in Pure Mathematics Bd 30 2001 ZDB ID 47532 4 S 335 385 Serge Lang Cyclotomic Fields Graduate Texts in Mathematics Bd 59 Springer New York NY u a 1978 ISBN 0 387 90307 0 Barry Mazur Andrew Wiles Class Fields of Abelian Extensions of Q In Inventiones Mathematicae Bd 76 Nr 2 1984 S 179 330 doi 10 1007 BF01388599 Chris Skinner Eric Urban Sur les deformations p adiques des formes de Saito Kurokawa In Academie des Sciences Paris Comptes Rendus Mathematique Bd 335 Nr 1 2002 ISSN 1631 073X S 581 586 doi 10 1016 S1631 073X 02 02540 2 Lawrence C Washington Introduction to Cyclotomic Fields Graduate Texts in Mathematics Bd 83 2 Auflage Springer New York NY u a 1997 ISBN 0 387 94762 0 Andrew Wiles The Iwasawa Conjecture for Totally Real Fields In Annals of Mathematics Bd 131 Nr 3 1990 S 493 540 Einzelnachweise Bearbeiten Christopher Skinner Eric Urban The Iwasawa Main Conjectures for GL2 PDF 1 5 MB Preprint Abgerufen am 30 Juli 2013 Veroffentlicht in Inv Math Band 194 2014 S 1 277Normdaten Sachbegriff GND 4384573 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Iwasawa Theorie amp oldid 214904285