www.wikidata.de-de.nina.az
L Funktionen werden in der analytischen Zahlentheorie und darauf aufbauenden mathematischen Gebieten untersucht Das prototypische Beispiel einer L Funktion ist die Riemannsche Zeta Funktion L Funktionen haben fundamentale Eigenschaften mit der Riemannschen Zeta Funktion gemeinsam Sie sind also Verallgemeinerungen der Riemannschen Zeta Funktion Zu den fundamentalen Eigenschaften der Riemannschen Zeta Funktion zahlen die Riemannsche Zeta Funktion stimmt in einem Teilbereich der komplexen Zahlenebene mit einer Dirichlet Reihe und einem Euler Produkt uberein die beide absolut konvergieren die zunachst nur in jenem Teilbereich definierte Riemannsche Zeta Funktion lasst sich analytisch fortsetzen zu einer auf der komplexen Zahlenebene meromorphen Funktion die fortgesetzte Riemannsche Zeta Funktion genugt einer Funktionalgleichung eines bestimmten Typs Der Prototyp aller L Funktionen die Riemannsche Zeta Funktion in der komplexen Ebene Die Null also der Ursprung der komplexen Ebene befindet sich genau in der Mitte des Schaubildes Verschiedene Farben kodieren verschiedene Argumente der komplexen Funktionswerte Helle Farbtone zeigen Funktionswerte mit grossem Absolutbetrag an dunkle einen niedrigen nahe Null Basierend auf den grundlegenden Arbeiten von Leonhard Euler 1707 1783 zur heute so bezeichneten Riemannschen Zeta Funktion untersuchten die Mathematiker Bernhard Riemann 1826 1866 Peter Gustav Dirichlet 1805 1859 Richard Dedekind 1831 1916 Erich Hecke 1887 1947 und Emil Artin 1898 1962 grundlegende Unterklassen von L Funktionen die heute deren jeweiligen Namen tragen Die forschende Suche nach einer allgemeinen und eindeutigen Definition des Begriffs L Funktion welche die gewunschten und zum Teil noch unbewiesenen Eigenschaften von L Funktionen beweisbar macht ist noch nicht abgeschlossen Vielmehr handelt es sich um ein wichtiges Ziel der analytischen Zahlentheorie Klarheit uber die sinnvollste Definition des Begriffs L Funktion zu gewinnen In dieser Richtung hat Atle Selberg 1917 2007 im Jahr 1989 eine axiomatische Definition der Klasse aller L Funktionen vorgeschlagen die heute den Namen Selberg Klasse tragt 1 Ob diese oder andere Definitionsvorschlage schon alle wunschenswerten Eigenschaften von L Funktionen umfassen und unerwunschte ausschliessen ist noch nicht abschliessend geklart Nach wie vor pragen mathematische Vermutungen d h unbewiesene aber fur plausibel oder zumindest wunschenswert gehaltene Aussagen uber Eigenschaften von L Funktionen die Theorie der L Funktionen Diese zahlt somit weiterhin zu den Gebieten intensiver mathematischer Forschung Die beiden Begriffe L Funktion und Zeta Funktion werden haufig synonym verwendet Trotzdem zahlen nicht alle mathematischen Funktionen deren Namen den Begriff Zeta Funktion enthalten zu den L Funktionen Beispielsweise gehort die Primzetafunktion nicht zu den L Funktionen da sie analytisch nicht auf die ganze komplexe Ebene fortgesetzt werden kann Ein erstes Verstandnis des Themenbereichs der L Funktionen erfordert mathematische Kenntnisse im Bereich der komplexen Zahlen der Funktionentheorie der analytischen und algebraischen Zahlentheorie sowie der Darstellungstheorie von Gruppen Solche Vorkenntnisse konnen in diesem Artikel zwar teilweise erlautert aber nicht umfassend dargestellt werden Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiele von L Funktionen 2 1 Riemannsche Zeta Funktion 2 2 Dirichletsche L Funktionen 2 3 Dedekindsche L Funktionen 2 4 Heckesche L Funktionen 2 4 1 L Funktionen zu Grossencharakteren 2 4 2 L Funktionen zu Idelklassencharakteren 2 5 Artinsche L Funktionen 3 Vermutete Eigenschaften 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise 8 AnmerkungenDefinition BearbeitenWie in der Einleitung erwahnt gibt es noch keine allgemeine eindeutige und weithin anerkannte Definition des Begriffs L Funktion Der nachfolgende Definitionsansatz folgt dem Ansatz den die beiden Mathematiker Henryk Iwaniec und Emmanuel Kowalski in ihrem Lehrbuch zur analytischen Zahlentheorie angegeben haben 2 Dieser Definitionsansatz ist zwar stellenweise abstrakt und unvollstandig in dem Sinne dass er die arithmetischen Objekte denen er eine L Funktion zuordnet sowie den genauen Mechanismus dieser Zuordnung nicht naher spezifiziert Er umfasst aber die Eigenschaften die von L Funktionen im Allgemeinen erwartet werden und ermoglicht es somit die entscheidenden Merkmale dieser Funktionen zu erlautern Nebenbei werden auch noch weitere Grundbegriffe der Theorie der L Funktionen eingefuhrt Es sei f displaystyle textstyle f nbsp ein im Rahmen dieser abstrakten Definition nicht naher spezifiziertes arithmetisches Objekt z B ein Dirichlet Charakter oder ein algebraischer Zahlkorper Diesem arithmetischen Objekt f displaystyle textstyle f nbsp zugeordnet ist eine Funktion L f s displaystyle textstyle L f s nbsp die komplexe Argumente s C displaystyle textstyle s in mathbb C nbsp auf komplexe Funktionswerte abbildet Iwaniec und Kowalski nennen eine solche Funktion L f s displaystyle textstyle L f s nbsp eine L Funktion wenn f displaystyle textstyle f nbsp die nachfolgenden mathematischen Objekte zugeordnet sind siehe D 1 bis D 6 die die anschliessend genannten Bedingungen erfullen siehe B 1 bis B 9 D 1 Dirichlet Reihe und Euler ProduktDem arithmetischen Objekt f displaystyle textstyle f nbsp zugeordnet sind eine Dirichlet Reihe n N l f n n s displaystyle sum n in mathbb N lambda f n n s nbsp welche man auch eine L Reihe nennt und ein Euler Produkt p P 1 a 1 f p p s 1 1 a d f p p s 1 displaystyle prod p in mathbb P 1 alpha 1 f p p s 1 cdot ldots cdot 1 alpha d f p p s 1 nbsp Dabei ist l f n C displaystyle textstyle lambda f n in mathbb C nbsp fur alle naturlichen Zahlen n N displaystyle textstyle n in mathbb N nbsp und l f 1 1 displaystyle textstyle lambda f 1 1 nbsp P displaystyle textstyle mathbb P nbsp symbolisiert die Menge aller Primzahlen Die naturliche Zahl d N displaystyle textstyle d in mathbb N nbsp heisst der Grad des Euler Produkts oder auch der Grad der L Funktion L f s displaystyle textstyle L f s nbsp Fur jede Primzahl p displaystyle textstyle p nbsp und jedes i 1 d displaystyle textstyle i in 1 ldots d nbsp ist a i f p C displaystyle textstyle alpha i f p in mathbb C nbsp Die komplexen Zahlen a i f p displaystyle textstyle alpha i f p nbsp werden Lokale Wurzeln oder auch Lokale Parameter von L f s displaystyle textstyle L f s nbsp bei p displaystyle textstyle p nbsp genannt Fur ein gegebenes p P displaystyle p in mathbb P nbsp heisst der Ausdruck 1 a 1 f p p s 1 1 a d f p p s 1 displaystyle 1 alpha 1 f p p s 1 cdot ldots cdot 1 alpha d f p p s 1 nbsp also der p displaystyle p nbsp te Faktor im Euler Produkt der Euler Faktor von L f s displaystyle L f s nbsp bei p displaystyle p nbsp D 2 Gamma FaktorDaneben ist dem Objekt f displaystyle textstyle f nbsp ein so genannter Gamma Faktor g f s p d s 2 j 1 d G s k j 2 displaystyle gamma f s pi ds 2 prod j 1 d Gamma left frac s kappa j 2 right nbsp zugeordnet wobei G displaystyle textstyle Gamma nbsp die Gamma Funktion p displaystyle textstyle pi nbsp die Kreiszahl und d displaystyle textstyle d nbsp den oben genannten Grad der L Funktion bezeichnen Die Parameter k j displaystyle textstyle kappa j nbsp sind komplexe Zahlen Sie heissen die Lokalen Parameter von L f s displaystyle textstyle L f s nbsp im Unendlichen oder an der unendlichen Primstelle D 3 Fuhrer Konduktor Ebenfalls zugeordnet ist dem Objekt f displaystyle textstyle f nbsp eine naturliche Zahl q f N displaystyle q f in mathbb N nbsp der so genannte Fuhrer oder Konduktor von L f s displaystyle textstyle L f s nbsp Primzahlen p P displaystyle p in mathbb P nbsp die q f displaystyle textstyle q f nbsp nicht teilen heissen unverzweigt bzgl L f s displaystyle textstyle L f s nbsp D 4 Vollstandige L FunktionMit Hilfe der Dirichlet Reihe des Gamma Faktors und des Fuhrers die f displaystyle textstyle f nbsp zugeordnet sind definiert man jetzt die so genannte vollstandige L Funktion von f displaystyle textstyle f nbsp L f s q f s 2 g f s L f s displaystyle Lambda f s q f s 2 gamma f s L f s nbsp D 5 WurzelzahlDes Weiteren ist dem Objekt f displaystyle textstyle f nbsp eine komplexe Zahl ϵ f C displaystyle epsilon f in mathbb C nbsp zugeordnet Diese komplexe Zahl heisst die Wurzelzahl von L f s displaystyle textstyle L f s nbsp D 6 Duales arithmetisches ObjektSchliesslich ist f displaystyle textstyle f nbsp noch ein weiteres arithmetisches Objekt zugeordnet das im Rahmen dieser abstrakten Definition nicht naher spezifiziert wird Es wird das Dual von f displaystyle textstyle f nbsp genannt und mit f displaystyle textstyle bar f nbsp bezeichnet Wie im Fall von f displaystyle textstyle f nbsp sind auch f displaystyle textstyle bar f nbsp eine Dirichlet Reihe n N l f n n s displaystyle sum n in mathbb N lambda bar f n n s nbsp ein Euler Produkt p P 1 a 1 f p p s 1 1 a d f p p s 1 displaystyle prod p in mathbb P 1 alpha 1 bar f p p s 1 cdot ldots cdot 1 alpha bar d bar f p p s 1 nbsp mit d N displaystyle textstyle bar d in mathbb N nbsp ein Gamma Faktor g f s displaystyle textstyle gamma bar f s nbsp und ein Fuhrer q f displaystyle textstyle q bar f nbsp sowie eine vollstandige L Funktion L f s displaystyle textstyle Lambda bar f s nbsp zugeordnet Ist f f displaystyle textstyle f bar f nbsp so nennt man L f s displaystyle textstyle L f s nbsp selbstdual was nichts anderes bedeutet als l f n R displaystyle textstyle lambda f n in mathbb R nbsp fur alle n N displaystyle textstyle n in mathbb N nbsp 3 Die oben genannten dem arithmetischen Objekt f displaystyle textstyle f nbsp zugeordneten Objekte mussen nun die folgenden Bedingungen erfullen damit L f s displaystyle textstyle L f s nbsp die Definition einer L Funktion nach Iwaniec und Kowalski erfullt B 1 Absolutbetrag von lokalen Parametern bei p displaystyle textstyle p nbsp Fur jede Primzahl p displaystyle textstyle p nbsp und jedes i 1 d displaystyle textstyle i in 1 ldots d nbsp ist a i f p lt p displaystyle textstyle alpha i f p lt p nbsp B 2 Werte von lokalen Parametern bei unverzweigtem p displaystyle textstyle p nbsp Fur alle Primzahlen p displaystyle textstyle p nbsp die bzgl L f s displaystyle textstyle L f s nbsp unverzweigt sind und alle i 1 d displaystyle textstyle i in 1 ldots d nbsp ist a i f p 0 displaystyle textstyle alpha i f p neq 0 nbsp B 3 Anforderungen an die lokalen Parameter im UnendlichenDie Parameter k j displaystyle textstyle kappa j nbsp sind entweder reell oder kommen in Form komplex konjugierter Paare im Gamma Faktor g f s displaystyle textstyle gamma f s nbsp vor Ausserdem ist ℜ k j gt 1 displaystyle textstyle Re kappa j gt 1 nbsp fur jedes j 1 d displaystyle textstyle j in 1 ldots d nbsp Diese letzte Bedingungen sorgt dafur dass g f s displaystyle textstyle gamma f s nbsp keine Nullstellen in C displaystyle textstyle mathbb C nbsp und keine Polstellen mit ℜ s 1 displaystyle textstyle Re s geq 1 nbsp besitzt ℜ displaystyle textstyle Re nbsp bezeichnet den Realteil einer komplexen Zahl B 4 Absolute Konvergenz der Dirichlet Reihe und des Euler ProduktsSowohl die Dirichlet Reihe als auch das Euler Produkt die f displaystyle textstyle f nbsp zugeordnet sind konvergieren fur ℜ s gt 1 displaystyle textstyle Re s gt 1 nbsp absolut B 5 Ubereinstimmung von L Funktion Dirichlet Reihe und Euler Produkt in einer komplexen HalbebeneDie L Funktion die Dirichlet Reihe und das Euler Produkt die f displaystyle textstyle f nbsp zugeordnet sind stimmen in der komplexen Halbebene ℜ s gt 1 displaystyle textstyle Re s gt 1 nbsp uberein L f s n N l f n n s p P 1 a 1 f p p s 1 1 a d f p p s 1 displaystyle L f s sum n in mathbb N lambda f n n s prod p in mathbb P 1 alpha 1 f p p s 1 cdot ldots cdot 1 alpha d f p p s 1 nbsp B 6 Analytische Fortsetzbarkeit und PolstellenSchon aus den Bedingungen die die f displaystyle textstyle f nbsp zugeordnete Dirichlet Reihe erfullen muss folgt die Holomorphie der vollstandigen L Funktion L f s displaystyle textstyle Lambda f s nbsp in der Halbebene ℜ s gt 1 displaystyle textstyle Re s gt 1 nbsp Diese muss aber auch analytisch fortsetzbar sein zu einer meromorphen Funktion der Ordnung 1 auf ganz C displaystyle mathbb C nbsp welche Polstellen hochstens in s 0 displaystyle textstyle s 0 nbsp und s 1 displaystyle textstyle s 1 nbsp besitzt B 7 Absolutbetrag der WurzelzahlDie Wurzelzahl ϵ f C displaystyle textstyle epsilon f in mathbb C nbsp besitzt den Absolutbetrag 1 Also ϵ f 1 displaystyle textstyle epsilon f 1 nbsp B 8 Anforderungen an die Objekte die dem Dual von f displaystyle textstyle f nbsp zugeordnet sindWas das Dual f displaystyle textstyle bar f nbsp von f displaystyle textstyle f nbsp angeht so muss gelten l f n l f n displaystyle textstyle lambda bar f n bar lambda f n nbsp fur alle n N displaystyle textstyle n in mathbb N nbsp sowie g f s g f s displaystyle textstyle gamma bar f s gamma f s nbsp und q f q f displaystyle textstyle q bar f q f nbsp Das bedeutet In der Dirichlet Reihe die f displaystyle textstyle bar f nbsp zugeordnet ist sind die l displaystyle textstyle lambda nbsp Koeffizienten gerade die komplex konjugierten Zahlen der l displaystyle textstyle lambda nbsp Koeffizienten in der Dirichlet Reihe die f displaystyle textstyle f nbsp zugeordnet ist Die Gamma Faktoren und Fuhrer die f displaystyle textstyle f nbsp bzw f displaystyle textstyle bar f nbsp zugeordnet sind stimmen uberein B 9 FunktionalgleichungDie beiden vollstandigen L Funktionen die f displaystyle textstyle f nbsp bzw f displaystyle textstyle bar f nbsp zugeordnet sind erfullen die Funktionalgleichung L f s ϵ f L f 1 s displaystyle Lambda f s epsilon f Lambda bar f 1 s nbsp fur alle s C displaystyle textstyle s in mathbb C nbsp nbsp Atle Selberg 1917 2007 Der Definitionsansatz von Iwaniec und Kowalski spiegelt die Tatsache wider dass eine Funktion die als L Funktion angesehen wird typischerweise als Zuordnung der L Funktion zu einem mathematischen Objekt z B Dirichlet Charakter algebraischer Zahlkorper auftritt Ihr Definitionsansatz ist abstrakt und unvollstandig da er die Frage offen lasst was denn jene mathematischen Objekte genau sind und wie jene Zuordnung stattzufinden hat Ohne Bezug zu anderen mathematischen Objekten kommt der Definitionsansatz des norwegisch US amerikanischen Mathematikers Atle Selberg von 1989 aus In einer nicht abstrakten eindeutigen Definition spezifiziert er eine Teilmenge der Menge aller Dirichlet Reihen deren Elemente bestimmte Eigenschaften erfullen mussen absolute Konvergenz der Dirichlet Reihe analytische Fortsetzbarkeit Funktionalgleichung Ramanujan Vermutung Anm 1 und Euler Produkt Diese Teilmenge wird heute als Selberg Klasse bezeichnet 4 Die alles uberragende Hypothese und der motivierende Hintergrund fur die Definition der Selberg Klasse ist die so genannte Grosse Riemannsche Vermutung Auf die Selberg Klasse angewandt besagt diese Vermutung keine Nullstelle einer analytischen Fortsetzung einer Dirichlet Reihe in der Selberg Klasse besitzt einen Realteil grosser als 1 2 Diese Vermutung entspricht im Fall des vermeintlich einfachsten Elements der Selberg Klasse Riemannsche Dirichlet Reihe samt ihrer analytischen Fortsetzung zur Riemannschen Zeta Funktion der Riemannschen Vermutung welche bis heute weder bewiesen noch widerlegt ist Die Grosse Riemannsche Vermutung konnte bislang fur kein einziges Element der Selberg Klasse bewiesen oder widerlegt werden Vor diesem Hintergrund sind auch die noch existierenden Unzulanglichkeiten bei der Definition des Begriffs L Funktion zu sehen man mochte den Begriff L Funktion so definieren dass L Funktionen die Grosse Riemannsche Vermutung beweisbar erfullen andererseits konnte man bislang noch nicht einmal den einfachsten Fall Riemannsche Vermutung fur die Riemannsche Zeta Funktion beweisen was ein Zeichen fur mangelndes Verstandnis der Riemannschen Zeta Funktion sein konnte und damit eine eindeutige Definition des verallgemeinernden Begriffs der L Funktion erschwert Beispiele von L Funktionen BearbeitenDieser Abschnitt gibt einen Uberblick uber grundlegende Beispiele von L Funktionen Riemannsche Zeta Funktion Bearbeiten Hauptartikel Riemannsche Zeta Funktion nbsp Bernhard Riemann 1826 1866 Das einfachste Beispiel einer L Funktion und gleichzeitig Ausgangspunkt fur jede Definition des Begriffs L Funktion ist die Riemannsche Zeta Funktion z displaystyle textstyle zeta nbsp 5 Eines der moglichen arithmetischen Objekte f displaystyle textstyle f nbsp im Sinne des Definitionsansatzes von Iwaniec und Kowalski welchem diese L Funktion zugeordnet werden kann ist der Korper Q displaystyle textstyle mathbb Q nbsp der rationalen Zahlen Ihre Dirichlet Reihe n N 1 n s displaystyle sum n in mathbb N frac 1 n s nbsp also l Q n 1 displaystyle lambda mathbb Q n 1 nbsp fur alle n N displaystyle textstyle n in mathbb N nbsp konvergiert fur ℜ s gt 1 displaystyle textstyle Re s gt 1 nbsp absolut Zusammen mit ihrem ebenfalls absolut konvergenten Euler Produkt gilt fur ℜ s gt 1 displaystyle textstyle Re s gt 1 nbsp 6 z s L Q s n N 1 n s p P 1 p s 1 displaystyle zeta s L mathbb Q s sum n in mathbb N frac 1 n s prod p in mathbb P 1 p s 1 nbsp nbsp Riemannsche Zeta Funktion z s displaystyle zeta s nbsp Konturlinien Realteil z displaystyle zeta nbsp s 0 blau und Imaginarteil z displaystyle zeta nbsp s 0 fliederfarben fur 5 lt Re s lt 3 und 25 lt Im s lt 65 sowie die kritische Gerade Re s 1 2 braun Fur Re s lt 1 sind die Schnittpunkte der blauen und fliederfarbenen Konturlinien Nullstellen der Riemannschen Zeta Funktion Da alle l Q n displaystyle textstyle lambda mathbb Q n nbsp reell sind namlich gleich 1 ist z s displaystyle textstyle zeta s nbsp selbstdual Das zu f Q displaystyle textstyle f mathbb Q nbsp duale Objekt ist also ebenfalls Q displaystyle textstyle mathbb Q nbsp somit f Q displaystyle textstyle bar f mathbb Q nbsp Der Grad des Euler Produktes der Riemannschen Zeta Funktion ist d 1 displaystyle d 1 nbsp Fur ihre lokalen Parameter bei p displaystyle textstyle p nbsp gilt a Q p 1 displaystyle alpha mathbb Q p 1 nbsp fur alle p P displaystyle textstyle p in mathbb P nbsp Ublicherweise wird fur die Riemannsche Zeta Funktion der folgende Gamma Faktor verwendet g Q s p s 2 G s 2 displaystyle gamma mathbb Q s pi frac s 2 Gamma left frac s 2 right nbsp Der lokale Parameter k displaystyle textstyle kappa nbsp im Unendlichen ist dann also 0 Der Fuhrer von z displaystyle textstyle zeta nbsp ist q Q 1 displaystyle textstyle q mathbb Q 1 nbsp so dass die vollstandige Riemannsche Zeta Funktion die Gestalt L Q s g Q s L Q s p s 2 G s 2 z s displaystyle Lambda mathbb Q s gamma mathbb Q s L mathbb Q s pi frac s 2 Gamma left frac s 2 right zeta s nbsp annimmt Diese Definition ist nur fur ℜ s gt 1 displaystyle textstyle Re s gt 1 nbsp gultig da nur in dieser Halbebene die Riemannsche Zeta Funktion uber ihre Dirichlet Reihe oder ihr Euler Produkt definiert werden kann Allerdings besitzt die vollstandige Riemannsche Zeta Funktion eine analytische Fortsetzung zu einer meromorphen Funktion auf der ganzen komplexen Zahlenebene Diese Fortsetzung ist holomorph bis auf zwei einfache Polstellen in s 0 displaystyle textstyle s 0 nbsp und s 1 displaystyle textstyle s 1 nbsp mit den Residuen 1 bzw 1 7 Bezeichnet man auch die fortgesetzte vollstandige Riemannsche Zeta Funktion mit L displaystyle textstyle Lambda nbsp so erfullt sie mit der Wurzelzahl ϵ Q 1 displaystyle epsilon mathbb Q 1 nbsp die Funktionalgleichung 8 L Q s L Q 1 s displaystyle Lambda mathbb Q s Lambda mathbb Q 1 s nbsp Damit besitzt auch die zunachst nur fur ℜ s gt 1 displaystyle textstyle Re s gt 1 nbsp durch ihre Dirichlet Reihe oder Euler Produkt definierte Riemannsche Zeta Funktion eine analytische Fortsetzung zu einer meromorphen Funktion auf C displaystyle mathbb C nbsp welche einzig in s 1 displaystyle textstyle s 1 nbsp nicht definiert ist da sie dort uber eine einfache Polstelle mit Residuum 1 verfugt Behalt man die Bezeichnung z displaystyle textstyle zeta nbsp auch fur die fortgesetzte Riemannsche Zeta Funktion bei so erfullt sie die Funktionalgleichung 9 p s 2 G s 2 z s p 1 s 2 G 1 s 2 z 1 s displaystyle pi frac s 2 Gamma left frac s 2 right zeta s pi frac 1 s 2 Gamma left frac 1 s 2 right zeta 1 s nbsp Die analytisch fortgesetzte Riemannsche Zeta Funktion birgt eine der wichtigsten Fragen der analytischen Zahlentheorie namlich die Frage nach der genauen Lage ihrer sogenannten nicht trivialen Nullstellen Diese liegen im kritischen Streifen 0 lt ℜ s lt 1 displaystyle textstyle 0 lt Re s lt 1 nbsp Die Riemannsche Vermutung aus dem Jahr 1859 bis heute weder bewiesen noch widerlegt stellt die These auf alle nicht trivialen Nullstellen der Riemannschen Zeta Funktion besassen den Realteil 1 2 Ein Beweis dieser Vermutung wurde besonders gute Abschatzungen uber die Verteilung der Primzahlen gestatten Dirichletsche L Funktionen Bearbeiten Hauptartikel Dirichletsche L Funktion Die nachsten Verwandten der Riemannschen Zeta Funktion sind die Dirichletschen L Funktionen welche die Riemannsche Zeta Funktion als Spezialfall enthalten Sind in der zur Riemannschen Zeta Funktion gehorenden Dirichlet Reihe noch alle l displaystyle lambda nbsp Koeffizienten gleich 1 so werden diese bei Dirichletschen L Funktionen mit Hilfe eines Dirichlet Charakters definiert Sie nehmen somit komplexe Werte mit dem Absolutbetrag 1 an oder sind gleich 0 Sei also fur ein m N displaystyle textstyle m in mathbb N nbsp ein Dirichlet Charakter modulo m displaystyle textstyle m nbsp x Z m S 1 z C z 1 displaystyle chi mathbb Z m times longrightarrow S 1 z in mathbb C z 1 nbsp nbsp Peter Gustav Lejeune Dirichlet 1805 1859 gegeben d h ein Gruppenhomomorphismus von der Gruppe der bzgl der Multiplikation invertierbaren Elemente des Restklassenrings Z m displaystyle textstyle mathbb Z m nbsp in die Kreisgruppe S 1 displaystyle textstyle S 1 nbsp der komplexen Zahlen mit Absolutbetrag 1 Ein solcher Dirichlet Charakter x displaystyle textstyle chi nbsp heisst primitiv und m displaystyle textstyle m nbsp der Fuhrer von x displaystyle textstyle chi nbsp wenn er nicht schon durch eine Komposition Z m Z m x S 1 displaystyle mathbb Z m times longrightarrow mathbb Z m times stackrel chi longrightarrow S 1 nbsp aus einem Dirichlet Charakter x displaystyle textstyle chi nbsp modulo m displaystyle textstyle m nbsp mit einem echten Teiler m displaystyle textstyle m nbsp von m displaystyle textstyle m nbsp hervorgeht Mit Hilfe eines solchen Dirichlet Charakters x displaystyle textstyle chi nbsp definiert man die nachfolgende Abbildung welche ebenfalls mit x displaystyle textstyle chi nbsp und als Dirichlet Charakter modulo m displaystyle textstyle m nbsp bezeichnet wird 10 x Z C x n x n mod m falls ggT n m 1 0 falls ggT n m gt 1 displaystyle chi text mathbb Z to mathbb C text chi n begin cases chi n operatorname mod m amp text falls quad operatorname ggT n m 1 0 amp text falls quad operatorname ggT n m gt 1 end cases nbsp nbsp Dirichletsche L Funktion zum Dirichlet Charakter x displaystyle textstyle chi nbsp modulo 7 mit x 3 exp i p 3 displaystyle textstyle chi 3 exp i pi 3 nbsp fur komplexe s mit 7 lt Re s lt 8 und 20 lt Im s lt 20 Die Verwandtschaft mit der Riemannschen Zeta Funktion ist augenfallig Trotzdem gibt es deutliche Unterschiede Da es sich bei x displaystyle chi nbsp um einen nicht trivialen Dirichlet Charakter handelt ist die abgebildete Funktion ganz Sie besitzt also keine Polstelle wie die Riemannsche Zeta Funktion in s 1 displaystyle s 1 nbsp Im Vergleich zur Riemannschen Zeta Funktion sind die reellen trivialen Nullstellen um eine Einheit nach rechts verschoben Sie sind als schwarze Punkte in 1 3 5 usw im Schaubild erkennbar 11 Die schwarzen Punkte im vertikalen Streifen 0 lt Re s lt 1 gehoren zu den unendlich vielen nicht reellen nicht trivialen Nullstellen dieser Dirichletschen L Funktion Die Grosse Riemannsche Vermutung erwartet jede dieser nicht trivialen Nullstellen auf der vertikalen Geraden Re s 1 2 Die trivialen Dirichlet Charaktere x 0 displaystyle textstyle chi 0 nbsp modulo m displaystyle m nbsp besitzen den Funktionswert 1 falls ggT n m 1 displaystyle textstyle operatorname ggT n m 1 nbsp andernfalls 0 Der triviale Dirichlet Charakter modulo 1 heisst der Hauptcharakter Er erfullt x n 1 displaystyle chi n 1 nbsp fur alle n N displaystyle n in mathbb N nbsp Ist nun x Z C displaystyle textstyle chi mathbb Z to mathbb C nbsp ein primitiver Dirichlet Charakter modulo m displaystyle textstyle m nbsp so ordnet man diesem arithmetischen Objekt x displaystyle chi nbsp folgendermassen eine L Funktion zu Mit l x n x n displaystyle lambda chi n chi n nbsp konvergiert die Dirichlet Reihe auch Dirichletsche L Reihe genannt L x s n N l x n n s n N x n n s displaystyle L chi s sum n in mathbb N frac lambda chi n n s sum n in mathbb N frac chi n n s nbsp fur ℜ s gt 1 displaystyle textstyle Re s gt 1 nbsp absolut 12 Mit den lokalen Parametern bei p displaystyle textstyle p nbsp a x p x p displaystyle alpha chi p chi p nbsp gilt dies auch fur das zugehorende Euler Produkt und man hat die Identitat 13 L x s n N x n n s p P 1 x p p s 1 displaystyle L chi s sum n in mathbb N frac chi n n s prod p in mathbb P 1 chi p p s 1 nbsp fur ℜ s gt 1 displaystyle textstyle Re s gt 1 nbsp Wie bei der Riemannschen Zeta Funktion ist d 1 displaystyle d 1 nbsp der Grad des Euler Produkts Setzt man k 0 displaystyle textstyle kappa 0 nbsp falls x 1 1 displaystyle textstyle chi 1 1 nbsp in diesem Fall heisst x displaystyle textstyle chi nbsp gerade und k 1 displaystyle textstyle kappa 1 nbsp falls x 1 1 displaystyle textstyle chi 1 1 nbsp in diesem Fall heisst x displaystyle textstyle chi nbsp ungerade so ist g x s p s 2 G s k 2 displaystyle gamma chi s pi frac s 2 Gamma left frac s kappa 2 right nbsp der x displaystyle textstyle chi nbsp zugeordnete Gamma Faktor Jenes k 0 1 displaystyle textstyle kappa in 0 1 nbsp ist also der lokale Parameter an der unendlichen Primstelle Der Fuhrer m displaystyle textstyle m nbsp des primitiven Dirichlet Charakters x displaystyle textstyle chi nbsp ist auch der Fuhrer der Dirichletschen L Funktion q x m displaystyle q chi m nbsp Die vollstandige Dirichletsche L Funktion besitzt somit die Form 14 L x s q x s 2 g x s L x s m p s 2 G s k 2 n N x n n s displaystyle Lambda chi s q chi frac s 2 gamma chi s L chi s left frac m pi right frac s 2 Gamma left frac s kappa 2 right sum n in mathbb N frac chi n n s nbsp eine Definition die nur fur ℜ s gt 1 displaystyle textstyle Re s gt 1 nbsp gilt da nur dort die verwendete Dirichlet Reihe konvergiert Eine solche vollstandige Dirichletsche L Funktion kann aber analytisch auf C displaystyle textstyle mathbb C nbsp fortgesetzt werden Dabei entsteht eine ganze Funktion falls x displaystyle textstyle chi nbsp ein nicht trivialer Dirichlet Charakter ist 15 Andernfalls hat die fortgesetzte Funktion einen einfachen Pol in s 1 displaystyle textstyle s 1 nbsp mit Residuum 1 16 Das zu x displaystyle textstyle chi nbsp duale Objekt ist x displaystyle overline chi nbsp also derjenige Dirichlet Charakter der aus x displaystyle textstyle chi nbsp durch komplexe Konjugation der Funktionswerte von x displaystyle textstyle chi nbsp hervorgeht d h x n x n displaystyle textstyle overline chi n overline chi n nbsp fur alle n N displaystyle textstyle n in mathbb N nbsp Die Wurzelzahl ϵ x displaystyle textstyle epsilon chi nbsp kann mit Hilfe der Gaussschen Summe 17 t x x mod q x x x exp 2 p i x q x displaystyle tau chi sum x operatorname mod q chi chi x exp 2 pi ix q chi nbsp berechnet werden in der sich die Summation uber alle Restklassen modulo des Fuhrers q x m displaystyle textstyle q chi m nbsp erstreckt sowie p displaystyle textstyle pi nbsp die Kreiszahl i displaystyle textstyle i nbsp die imaginare Einheit und exp displaystyle exp nbsp die Exponentialfunktion bezeichnen Mit ϵ x t x q x falls x 1 1 t x i q x falls x 1 1 displaystyle epsilon chi begin cases frac tau chi sqrt q chi amp text falls quad chi 1 1 frac tau chi i sqrt q chi amp text falls quad chi 1 1 end cases nbsp erfullt dann die fortgesetzte vollstandige Dirichletsche L Funktion die Funktionalgleichung 18 L x s ϵ x L x 1 s displaystyle Lambda chi s epsilon chi Lambda overline chi 1 s nbsp Wie von Wurzelzahlen gefordert ist ϵ x 1 displaystyle textstyle epsilon chi 1 nbsp da t x q x displaystyle textstyle tau chi sqrt q chi nbsp 19 Die Dirichletschen L Funktionen umfassen die Riemannsche Zeta Funktion da diese aus dem trivialen Dirichlet Charakter modulo 1 also dem Hauptcharakter entsteht 20 Der deutsche Mathematiker Peter Gustav Dirichlet verwendete 1837 die nach ihm benannten Dirichletschen L Funktionen um den Dirichletschen Primzahlsatz zu beweisen wonach in jeder arithmetischen Folge auch arithmetische Progression genannt a a n a 2 n a 3 n mit ggT a n 1 wobei a n N displaystyle a a pm n a pm 2n a pm 3n ldots text mit operatorname ggT a n 1 text wobei a n in mathbb N nbsp d h in jeder Restklasse a mod n displaystyle textstyle a operatorname mod n nbsp unendlich viele Primzahlen liegen 21 22 Das entscheidende Argument im Beweis des Dirichletschen Primzahlsatzes ist die Erkenntnis dass L x 1 0 displaystyle textstyle Lambda chi 1 neq 0 nbsp gilt fur jeden nicht trivialen Dirichlet Charakter x displaystyle textstyle chi nbsp 23 Dedekindsche L Funktionen Bearbeiten Hauptartikel Dedekindsche Zeta Funktion Die Riemannsche Zeta Funktion bezieht sich auf den Korper Q displaystyle textstyle mathbb Q nbsp der rationalen Zahlen dem einfachsten algebraischen Zahlkorper Dedekindsche L Funktionen verallgemeinern diesen Bezug auf beliebige algebraische Zahlkorper also endlichen Korpererweiterungen von Q displaystyle textstyle mathbb Q nbsp wie zum Beispiel Q 2 3 displaystyle textstyle mathbb Q sqrt 3 2 nbsp Sei also K displaystyle K nbsp ein algebraischer Zahlkorper und n K K Q N displaystyle n K K mathbb Q in mathbb N nbsp sein Erweiterungsgrad uber Q displaystyle mathbb Q nbsp Sei O K displaystyle mathcal O K nbsp sein Ganzheitsring und d K Z displaystyle d K in mathbb Z nbsp seine Diskriminante Weiter seien n 1 N 0 displaystyle n 1 in mathbb N 0 nbsp die Anzahl der reellen Einbettungen und n 2 N 0 displaystyle n 2 in mathbb N 0 nbsp die Anzahl der Paare komplexer Einbettungen von K displaystyle K nbsp Es ist also n K n 1 2 n 2 displaystyle n K n 1 2n 2 nbsp nbsp Richard Dedekind 1831 1916 Die Dedekindsche L Funktion auch Dedekindsche Zeta Funktion genannt bzgl K displaystyle K nbsp ist fur ℜ s gt 1 displaystyle Re s gt 1 nbsp definiert durch 24 z K s L K s 0 a O K 1 N a s displaystyle zeta K s L K s sum 0 neq mathfrak a subset mathcal O K frac 1 mathcal N mathfrak a s nbsp In der Summe durchlauft a displaystyle mathfrak a nbsp alle vom Nullideal 0 displaystyle 0 nbsp verschiedenen ganzen Ideale von O K displaystyle mathcal O K nbsp N a N displaystyle mathcal N mathfrak a in mathbb N nbsp bezeichnet die Absolutnorm von a displaystyle mathfrak a nbsp Die Koeffizienten der Dirichlet Reihe 0 a O K 1 N a s n N l K n n s displaystyle sum 0 neq mathfrak a subset mathcal O K frac 1 mathcal N mathfrak a s sum n in mathbb N frac lambda K n n s nbsp sind also 25 l K n 0 a O K N a n N 0 displaystyle lambda K n 0 neq mathfrak a subset mathcal O K mid mathcal N mathfrak a n in mathbb N 0 nbsp Sie geben zu jedem n N displaystyle n in mathbb N nbsp die Anzahl der ganzen Ideale von O K displaystyle mathcal O K nbsp mit Absolutnorm n displaystyle n nbsp an Insbesondere sind alle Koeffizienten l K n displaystyle lambda K n nbsp reell und deshalb L K s displaystyle L K s nbsp selbstdual Jene Dirichlet Reihe konvergiert fur ℜ s gt 1 displaystyle Re s gt 1 nbsp absolut ebenso wie das zugehorende Euler Produkt 0 p O K 1 1 N p s displaystyle prod 0 neq mathfrak p subset mathcal O K frac 1 1 mathcal N mathfrak p s nbsp Dabei erstreckt sich das Produkt uber alle vom Nullideal verschiedenen Primideale p displaystyle mathfrak p nbsp von O K displaystyle mathcal O K nbsp Es gilt fur ℜ s gt 1 displaystyle Re s gt 1 nbsp die Identitat 26 L K s 0 a O K 1 N a s n N l K n n s 0 p O K 1 1 N p s displaystyle L K s sum 0 neq mathfrak a subset mathcal O K frac 1 mathcal N mathfrak a s sum n in mathbb N frac lambda K n n s prod 0 neq mathfrak p subset mathcal O K frac 1 1 mathcal N mathfrak p s nbsp Diese Gestalt des Euler Produkts zeigt noch nicht die einzelnen Euler Faktoren 1 a 1 K p p s 1 1 a d K p p s 1 displaystyle 1 alpha 1 K p p s 1 cdot ldots cdot 1 alpha d K p p s 1 nbsp Der Grad des Euler Produkts ist jedenfalls gleich dem Grad der Korpererweiterung K Q displaystyle K mathbb Q nbsp 27 d K Q n K n 1 2 n 2 displaystyle d K mathbb Q n K n 1 2n 2 nbsp Die lokalen Parameter a j K p displaystyle alpha j K p nbsp hangen vom Zerlegungsverhalten der Ideale p p O K displaystyle p p mathcal O K nbsp ab jedes Ideal p displaystyle p nbsp besitzt eine bis auf die Reihenfolge der Faktoren eindeutige Primidealzerlegung p p p e p displaystyle p prod mathfrak p mathfrak p e mathfrak p nbsp in Primideale 0 p O K displaystyle 0 neq mathfrak p subset mathcal O K nbsp in der gilt e p N 0 displaystyle e mathfrak p in mathbb N 0 nbsp und e p gt 0 displaystyle e mathfrak p gt 0 nbsp fur nur endlich viele Primideale p displaystyle mathfrak p nbsp Fur hochstens n K displaystyle n K nbsp viele Primideale p displaystyle mathfrak p nbsp kann e p gt 0 displaystyle e mathfrak p gt 0 nbsp gelten Solche p displaystyle mathfrak p nbsp teilen p displaystyle p nbsp und man schreibt dafur p p displaystyle mathfrak p p nbsp Der Exponent e p displaystyle e mathfrak p nbsp in der Primidealzerlegung von p displaystyle p nbsp heisst der Verzweigungsindex von p displaystyle mathfrak p nbsp uber p displaystyle p nbsp Ist p p displaystyle mathfrak p p nbsp so gilt N p p f p displaystyle mathcal N mathfrak p p f mathfrak p nbsp fur ein f p N displaystyle f mathfrak p in mathbb N nbsp welches der Tragheitsindex von p displaystyle mathfrak p nbsp uber p displaystyle p nbsp genannt wird Fur jedes p P displaystyle p in mathbb P nbsp erfullen die zum Ideal p displaystyle p nbsp gehorenden Verzweigungs und Tragheitsindizes die folgende Beziehung zum Grad von K Q displaystyle K mathbb Q nbsp p p e p f p n K displaystyle sum mathfrak p p e mathfrak p f mathfrak p n K nbsp Mit Hilfe der Kenntnis der Tragheitsindizes fur jedes p P displaystyle p in mathbb P nbsp lassen sich nun die lokalen Parameter a j K p displaystyle alpha j K p nbsp bestimmen namlich uber die Faktoren 1 p s f p 1 displaystyle 1 p sf mathfrak p 1 nbsp in der Identitat 28 0 p O K 1 1 N p s p P p p 1 p s f p 1 displaystyle prod 0 neq mathfrak p subset mathcal O K frac 1 1 mathcal N mathfrak p s prod p in mathbb P prod mathfrak p p 1 p sf mathfrak p 1 nbsp indem man die Polynome X f p 1 displaystyle X f mathfrak p 1 nbsp im Polynomring C X displaystyle mathbb C X nbsp faktorisiert Der Gamma Faktor bzgl L K s displaystyle L K s nbsp ist 29 g K s p s n K 2 G s 2 n 1 n 2 G s 1 2 n 2 displaystyle gamma K s pi frac s cdot n K 2 Gamma left frac s 2 right n 1 n 2 Gamma left frac s 1 2 right n 2 nbsp Der Betrag der Diskriminante von K displaystyle K nbsp ist der Konduktor von L K s displaystyle L K s nbsp 30 q K d K displaystyle q K d K nbsp Damit ist die vollstandige L Funktion von K displaystyle K nbsp fur ℜ s gt 1 displaystyle Re s gt 1 nbsp gegeben durch L K s q K s 2 g K s L K s d K p n K s 2 G s 2 n 1 n 2 G s 1 2 n 2 0 a O K 1 N a s displaystyle Lambda K s q K frac s 2 gamma K s L K s left frac d K pi n K right frac s 2 Gamma left frac s 2 right n 1 n 2 Gamma left frac s 1 2 right n 2 sum 0 neq mathfrak a subset mathcal O K frac 1 mathcal N mathfrak a s nbsp Diese besitzt eine analytische Fortsetzung auf die komplexe Zahlenebene mit einfachen Polen bei s 0 displaystyle s 0 nbsp und s 1 displaystyle s 1 nbsp und den dortigen Residuen 2 r h R w displaystyle frac 2 r hR w nbsp bzw 2 r h R w displaystyle frac 2 r hR w nbsp Dabei ist r n 1 n 2 displaystyle r n 1 n 2 nbsp die Anzahl der unendlichen Stellen h N displaystyle h in mathbb N nbsp die Klassenzahl und R R displaystyle R in mathbb R nbsp der Regulator von K displaystyle K nbsp sowie w N displaystyle w in mathbb N nbsp die Anzahl der Einheitswurzeln die in K displaystyle K nbsp liegen 31 Dedekindsche L Funktionen haben stets die Wurzelzahl 1 32 ϵ K 1 displaystyle epsilon K 1 nbsp Somit genugt die analytisch fortgesetzte vollstandige L Funktion von K displaystyle K nbsp der Funktionalgleichung 33 L K s L K 1 s displaystyle Lambda K s Lambda K 1 s nbsp Die analytisch fortgesetzte Funktion L K s displaystyle Lambda K s nbsp gestattet nun auch die analytische Fortsetzung von L K s displaystyle L K s nbsp namlich durch die Definition 34 L K s L K s d k s 2 g K s p n K d K s 2 L K s G s 2 n 1 n 2 G s 1 2 n 2 displaystyle L K s frac Lambda K s d k frac s 2 gamma K s left frac pi n K d K right frac s 2 cdot frac Lambda K s Gamma left frac s 2 right n 1 n 2 Gamma left frac s 1 2 right n 2 nbsp Dadurch wird L K s displaystyle L K s nbsp zu einer meromorphen Funktion auf C displaystyle mathbb C nbsp mit einem einfachen Pol in s 1 displaystyle s 1 nbsp Eine ihrer faszinierenden Eigenschaften ist die sogenannte analytische Klassenzahlformel wonach das Residuum von L K s displaystyle L K s nbsp in s 1 displaystyle s 1 nbsp die folgende Gestalt annimmt 35 Res s 1 L K s 2 n 1 2 p n 2 w d K h R displaystyle operatorname Res s 1 L K s frac 2 n 1 2 pi n 2 w sqrt d K hR nbsp Heckesche L Funktionen Bearbeiten Heckesche L Funktionen sind gemeinsame Verallgemeinerungen der Dirichletschen und der Dedekindschen L Funktionen Sie beziehen sich also einerseits auf beliebige algebraische Zahlkorper wie die Dedekindschen L Funktionen und hangen andererseits von geeigneten Charakteren ab wie die Dirichletschen L Funktionen Der deutsche Mathematiker Erich Hecke definierte die nach ihm benannten L Funktionen mit Hilfe sogenannter Grossencharaktere und konnte die bei L Funktionen gewunschten Eigenschaften beweisen Der modernere Zugang zu L Funktionen mit Bezug zu beliebigen algebraischen Zahlkorpern und geeigneten Charakteren der auch noch weitreichend verallgemeinert werden kann verwendet Idelklassencharaktere L Funktionen zu Grossencharakteren Bearbeiten Heckesche L Reihen zu Grossencharakteren besitzen die Form 36 nbsp Erich Hecke 1887 1947 L x s 0 a O K x a N a s displaystyle L chi s sum 0 neq mathfrak a subset mathcal O K frac chi mathfrak a mathcal N mathfrak a s nbsp Wie bei Dedekindschen L Funktionen bezeichnet K displaystyle K nbsp einen algebraischen Zahlkorper mit Ganzheitsring O K displaystyle mathcal O K nbsp und Erweiterungsgrad n n K K Q N displaystyle n n K K mathbb Q in mathbb N nbsp Die Summe durchlauft wieder alle vom Nullideal verschiedenen ganzen Ideale a displaystyle mathfrak a nbsp von K displaystyle K nbsp und N a N displaystyle mathcal N mathfrak a in mathbb N nbsp bezeichnet die Absolutnorm von a displaystyle mathfrak a nbsp Die komplexen Werte x a displaystyle chi mathfrak a nbsp beruhen auf einem Charakter d h Gruppenhomomorphismus x J m S 1 z C z 1 displaystyle chi J mathfrak m longrightarrow S 1 z in mathbb C z 1 nbsp Dabei ist m displaystyle mathfrak m nbsp ein ganzes Ideal von O K displaystyle mathcal O K nbsp und J m displaystyle J mathfrak m nbsp symbolisiert die Gruppe der zu m displaystyle mathfrak m nbsp teilerfremden gebrochenen Ideale von K displaystyle K nbsp Das bedeutet ein gebrochenes Ideal b displaystyle mathfrak b nbsp von K displaystyle K nbsp liegt genau dann in J m displaystyle J mathfrak m nbsp wenn der Exponent von p displaystyle mathfrak p nbsp in der Primidealzerlegung von b displaystyle mathfrak b nbsp gleich 0 ist fur alle Primideale p displaystyle mathfrak p nbsp von K displaystyle K nbsp die das ganze Ideal m displaystyle mathfrak m nbsp teilen d h p m displaystyle mathfrak p supseteq mathfrak m nbsp Die Gruppe J m displaystyle J mathfrak m nbsp verallgemeinert die bei Dirichletschen L Funktionen verwendeten Gruppen Z m displaystyle mathbb Z m times nbsp Ist nun x J m