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Der Satz von Dirichlet gelegentlich auch Dirichletscher Primzahlsatz benannt nach Peter Gustav Lejeune Dirichlet ist eine Aussage aus dem mathematischen Teilgebiet der Zahlentheorie Er besagt dass eine aufsteigende arithmetische Progression unendlich viele Primzahlen enthalt wenn dies nicht aus trivialen Grunden etwa bei 2 4 6 8 displaystyle 2 4 6 8 dots unmoglich ist Eine arithmetische Progression ist dabei eine Folge ganzer Zahlen sodass zwei aufeinanderfolgende Glieder stets dieselbe Differenz haben wie zum Beispiel 1 4 7 10 13 displaystyle 1 4 7 10 13 dots Ganz allgemein ist eine solche Folge fur eine ganze Zahl a displaystyle a und eine naturliche Zahl N displaystyle N gegeben durchPeter Gustav Lejeune Dirichlet a a N a 2 N a 3 N displaystyle a a N a 2N a 3N ldots Die Folge ist dann im Sinne des Satzes von Dirichlet trivial wenn a displaystyle a und N displaystyle N einen gemeinsamen Teiler haben der grosser als 1 displaystyle 1 ist Den ersten vollstandigen Beweis der Aussage lieferte Dirichlet im Jahr 1837 Dabei wurden erstmals rein analytische Methoden fur die Gewinnung eines zahlentheoretischen Satzes verwendet Die Vermutung uber Primzahlen in arithmetischen Folgen stammt von Adrien Marie Legendre aus dem Jahr 1798 der in seinem Lehrbuch der Zahlentheorie einen fehlerhaften Beweis gab wie Dirichlet darlegte Anwendung findet der Satz innerhalb der Zahlentheorie etwa im Beweis des Satzes von Hasse Minkowski Bezogen auf das Dezimalsystem sagt der Satz aus dass es jeweils unendlich viele Primzahlen gibt die auf eine 1 auf eine 3 auf eine 7 und auf eine 9 enden Allgemeiner kann man sagen Gibt es zwei verschiedene Primzahlen die in einem Zahlensystem auf die gleiche Ziffernfolge enden so gibt es unendlich viele weitere Primzahlen die in diesem Zahlensystem auf diese Ziffernfolge enden Etwa gibt es unendlich viele Primzahlen die auf die Ziffern 419 enden Die ersten Primzahlen mit dieser Eigenschaft sind 419 5419 8419 displaystyle 419 5419 8419 und 9419 displaystyle 9419 Dirichlets Beweis war ein wichtiger Schritt zur Begrundung der analytischen Zahlentheorie und fuhrte zur Etablierung der Dirichletschen L Funktionen der Dirichlet Charaktere und der analytischen Klassenzahlformel fur quadratische Zahlkorper Die Einfuhrung der L Funktion geschah in Analogie zu Leonhard Eulers Einfuhrung der Zetafunktion bei der Primzahlverteilung Tatsachlich konnte Dirichlet eine etwas starkere Formulierung als die blosse Unendlichkeitsaussage gewinnen denn er lieferte eine Verallgemeinerung des Satzes von Euler uber Primzahlen Addiert man also die Kehrwerte 1 p displaystyle tfrac 1 p aller Primzahlen p displaystyle p in der betroffenen arithmetischen Progression ist das Ergebnis Unendlich Diese Aussage impliziert die Unendlichkeit der entsprechenden Primzahlmenge aber es existieren ganz allgemein unendlich lange Zahlfolgen die in ihrer Kehrwertsumme beschrankt sind Dirichlet zeigte dafur als entscheidenden Zwischenschritt das Nicht Verschwinden der Dirichletschen L Funktion an der Stelle 1 displaystyle 1 Hierbei wurde die Bedeutung des Nullstellenverhaltens von L Funktionen in Form sog Nichtverschwindungssatze fur die Zahlentheorie erstmals offenkundig Im Laufe der Zeit konnte der Satz immer weiter verbessert werden So schatzt etwa der Primzahlsatz fur arithmetische Progressionen die genaue Anzahl der Primzahlen in einer arithmetischen Folge die eine obere Schranke nicht uberschreiten Eine Folgerung ist dass bei fester Wahl von N displaystyle N in unterschiedlichen Folgen stets asymptotisch gleich viele Primzahlen liegen Der Fehlerterm in dieser beschriebenen Primzahlverteilung ist Gegenstand des Satzes von Siegel Walfisz des Satzes von Bombieri und Winogradow und der Vermutung von Elliott und Halberstam Unter Annahme der verallgemeinerten Riemannschen Vermutung kann dieser Fehler zudem sehr deutlich verbessert werden Inhaltsverzeichnis 1 Notation 2 Aussage des Satzes 2 1 Primzahlen 2 2 Der Satz von Dirichlet 2 3 Beispiele 3 Geschichte 3 1 Eine Entdeckung Eulers 3 2 Erste vollstandige Formulierung und Beweisversuche 3 3 Alte Ideen neuer Zugang Dirichlet fuhrt Eulers Uberlegungen weiter aus 4 Elementare Beweise fur spezielle Moduln 4 1 Die Progression 1 2 3 4 4 2 Die Falle 4n 1 und 4n 3 4 3 Die Restklasse 1 4 4 Satze von Schur und Murty 5 Analytischer Beweis 5 1 Benotigte Grundlagen 5 1 1 Rechnen mit Resten 5 1 2 Eulersche Phi Funktion 5 1 3 Reihen 5 1 4 Dirichlet Reihen 5 1 5 Euler Produkte 5 1 6 Logarithmen 5 2 Erlauterung der Strategie an einem Beispiel 5 3 Der allgemeine Fall 5 4 Der Beweis des Nichtverschwindungslemmas 6 Varianten und Verallgemeinerungen 6 1 Primzahlsatz fur arithmetische Progressionen 6 2 Scharfere Aussagen zur Gleichverteilung 6 3 Darstellung von Primzahlen mittels Polynomen 6 4 Satz von Green Tao 6 5 Dunne Primzahlmengen 7 Anwendungen 8 Literatur 9 Weblinks 10 Anmerkungen 11 EinzelnachweiseNotation BearbeitenEs werden durchweg folgende Bezeichnungen verwendet N displaystyle mathbb N nbsp Z displaystyle mathbb Z nbsp Q displaystyle mathbb Q nbsp R displaystyle mathbb R nbsp und C displaystyle mathbb C nbsp bezeichnen die naturlichen ganzen rationalen reellen bzw komplexen Zahlen Die Notation fur asymptotische Beschranktheit durch Landau Symbole Es bedeutet f x O g x displaystyle f x O g x nbsp dass lim sup x a f x g x lt displaystyle limsup x to a left tfrac f x g x right lt infty nbsp wobei meist a displaystyle a infty nbsp Analog wird f x g x displaystyle f x ll g x nbsp mit x a displaystyle x to a nbsp gebraucht Ferner bedeutet f x o g x displaystyle f x o g x nbsp sogar lim sup x a f x g x 0 displaystyle limsup x to a left tfrac f x g x right 0 nbsp Es bezeichnet hierbei lim sup displaystyle limsup nbsp den Limes superior Es bedeutet f x g x displaystyle f x sim g x nbsp fur x a displaystyle x to a nbsp schliesslichlim x a f x g x 1 displaystyle lim x to a tfrac f x g x 1 nbsp Das Symbol lim x 1 displaystyle lim limits x to 1 nbsp bedeutet dass sich x displaystyle x nbsp dem Wert 1 unter der Bedingung x gt 1 displaystyle x gt 1 nbsp nahert und ihm beliebig nahe kommt etwa durch 1 1 1 01 1 000 1 displaystyle 1 1 1 01 1 0001 dots nbsp Es bezeichnen durchgangig Re z displaystyle operatorname Re z nbsp und Im z displaystyle operatorname Im z nbsp den Real bzw Imaginarteil der komplexen Zahl z displaystyle z nbsp Wie ublich ist durchgangig log x displaystyle log x nbsp der naturliche Logarithmus von x displaystyle x nbsp und e x displaystyle e x nbsp ist die naturliche Exponentialfunktion Es bezeichnen L i x displaystyle mathrm Li x nbsp den Integrallogarithmus und p x displaystyle pi x nbsp die Primzahl zahlende Funktion Allgemeiner ist p x N l displaystyle pi x N l nbsp die Anzahl aller Primzahlen p x displaystyle p leq x nbsp sodass p l displaystyle p l nbsp durch N displaystyle N nbsp teilbar ist Teilt die Zahl d displaystyle d nbsp die Zahl N displaystyle N nbsp so wird dies mit d N displaystyle d N nbsp notiert Es bedeutet die Schreibweise a b mod N displaystyle a equiv b pmod N nbsp dass N a b displaystyle N a b nbsp dass also N displaystyle N nbsp die Zahl a b displaystyle a b nbsp teilt siehe auch Modulo Es bezeichnet z s displaystyle zeta s nbsp die Riemannsche Zeta Funktion Zudem wird s s i t displaystyle s sigma it nbsp mit reellen s displaystyle sigma nbsp und t displaystyle t nbsp geschrieben Es bezeichnet f n displaystyle varphi n nbsp die Eulersche Phi Funktion Es bezeichnet displaystyle textstyle sum nbsp das Summenzeichen und displaystyle textstyle prod nbsp das Produktzeichen Aussage des Satzes BearbeitenPrimzahlen Bearbeiten Hauptartikel Primzahl nbsp Zusammengesetzte Zahlen konnen durch echte Rechtecke ausgedruckt werden rot wahrend bei Primzahlen nur eine simple Aneinanderreihung moglich ist blau Im Zentrum der Zahlentheorie jenes Zweiges der Mathematik der sich mit den Eigenschaften der naturlichen Zahlen 1 2 3 4 beschaftigt stehen die Primzahlen 2 3 5 7 11 Diese sind ausgezeichnet durch die Eigenschaft genau zwei Teiler zu haben namlich die 1 und sich selbst Die 1 ist keine Primzahl Primzahlen bilden gewissermassen die Atome der ganzen Zahlen da sich jede positive ganze Zahl eindeutig multiplikativ in solche zerlegen lasst Dieses Resultat wird auch als Fundamentalsatz der Arithmetik bezeichnet Zum Beispiel gilt 21 3 7 displaystyle 21 3 cdot 7 nbsp und 110 2 5 11 displaystyle 110 2 cdot 5 cdot 11 nbsp Trotz ihrer einfachen Definition ist nach mehreren Jahrtausenden Mathematikgeschichte bis heute kein Muster bekannt dem sich die Primzahlen in ihrer Folge unterwerfen Ihre Natur ist eine der bedeutendsten offenen Fragen der Mathematik In der modernen Mathematik gibt es jedoch tiefliegende Vermutungen die das Verhalten der Primzahlen als pseudozufallig einordnen und Verbindungen zur Quantenphysik sehen All diese Aussagen liegen im Themenbereich der Riemannschen Vermutung Der Satz von Dirichlet Bearbeiten Eine arithmetische Progression ist eine Folge von ganzen Zahlen wobei die Differenz zweier aufeinanderfolgender Zahlen konstant ist Beispiele sind 1 5 9 13 17 21 displaystyle 1 5 9 13 17 21 dots nbsp oder auch 17 117 217 317 displaystyle 17 117 217 317 dots nbsp Der Satz von Dirichlet besagt dass eine arithmetische Progression stets unendlich viele Primzahlen beinhaltet es sei denn dies ist aus trivialen Grunden unmoglich In der einfachsten Fassung lautet der Satz Es sei N displaystyle N nbsp eine naturliche Zahl und a displaystyle a nbsp eine zu N displaystyle N nbsp teilerfremde naturliche Zahl Dann enthalt die arithmetische Progression a a N a 2 N a 3 N displaystyle a a N a 2N a 3N ldots nbsp unendlich viele Primzahlen 1 Anders formuliert Es gibt unendlich viele Primzahlen die kongruent zu a displaystyle a nbsp modulo N displaystyle N nbsp sind Dabei ist die Voraussetzung der Teilerfremdheit notwendig Waren a displaystyle a nbsp und N displaystyle N nbsp nicht teilerfremd und g gt 1 displaystyle g gt 1 nbsp ein gemeinsamer Teiler so ware jedes Folgenglied durch g displaystyle g nbsp teilbar zwei verschiedene Primzahlen konnen aber nicht beide durch g displaystyle g nbsp teilbar sein Dass die Bedingung der Teilerfremdheit von a displaystyle a nbsp und N displaystyle N nbsp fur die Existenz unendlich vieler Primzahlen in der entsprechenden Folge nicht nur notwendig sondern auch hinreichend ist ist genau die Aussage des Satzes von Dirichlet Dirichlet konnte sogar etwas mehr zeigen Es handelt sich um eine direkte Verallgemeinerung des Satzes von Euler uber Primzahlen Es gilt mit oberen Bedingungen 1 p Primzahl p a mod N 1 p displaystyle sum p text Primzahl atop p equiv a pmod N frac 1 p infty nbsp nbsp Veranschaulichung der Summe der Kehrwerte aller ZweierpotenzenDiese Aussage ist starker als die obere Version Denn offenbar impliziert die Divergenz der Reihe die Unendlichkeit der Primzahlen in der betroffenen arithmetischen Folge Es gibt allerdings unendliche Folgen deren Kehrwertsumme beschrankt bleibt Ein Beispiel bilden die Quadratzahlen siehe Basler Problem ferner die Zweierpotenzen fur die gilt 1 1 2 1 4 1 8 1 16 2 lt displaystyle 1 frac 1 2 frac 1 4 frac 1 8 frac 1 16 cdots 2 lt infty nbsp Damit besagt die verstarkte Fassung des Satzes von Dirichlet dass die Primzahlen in den relevanten arithmetischen Progressionen gewissermassen dicht unter den naturlichen Zahlen verteilt sind Beispiele Bearbeiten Aus dem Satz von Dirichlet folgt zum Beispiel dass unendlich viele Primzahlen auf die Ziffern 1 3 7 oder 9 enden Noch allgemeiner gibt es unendlich viele Primzahlen deren letzte Ziffern auf 37 113 419 oder 567241 enden Die ersten Primzahlen mit Endziffern 419 sind 419 5419 8419 9419 14419 17419 displaystyle 419 5419 8419 9419 14419 17419 nbsp Es gilt ferner 1 419 1 5419 1 8419 1 9419 1 14419 1 17419 displaystyle frac 1 419 frac 1 5419 frac 1 8419 frac 1 9419 frac 1 14419 frac 1 17419 cdots infty nbsp Triviale Grunde wann der Satz nicht gilt liegen vor wenn a displaystyle a nbsp und N displaystyle N nbsp nicht teilerfremd sind Dann gibt es eine ganze Zahl d gt 1 displaystyle d gt 1 nbsp die sowohl a displaystyle a nbsp als auch N displaystyle N nbsp teilt Damit teilt d displaystyle d nbsp jede der Zahlen a k N displaystyle a kN nbsp mit naturlichen k displaystyle k nbsp und somit enthalt diese Folge hochstens einmal die Primzahl d displaystyle d nbsp falls d displaystyle d nbsp uberhaupt prim ist Etwa sind a 8 displaystyle a 8 nbsp und N 12 displaystyle N 12 nbsp nicht teilerfremd In der Tat sind alle Zahlen der Progression 8 20 32 44 displaystyle 8 20 32 44 dots nbsp durch 4 ggT 8 12 displaystyle 4 operatorname ggT 8 12 nbsp teilbar Damit enthalt sie keine einzige Primzahl Trivialerweise impliziert der Satz von Dirichlet den Satz des Euklid der besagt dass es unendlich viele Primzahlen gibt Setzt man etwa a N 1 displaystyle a N 1 nbsp so besagt er dass die Progression 1 2 3 4 5 displaystyle 1 2 3 4 5 dots nbsp unendlich viele Primzahlen enthalt Geschichte BearbeitenDie mathematische Entdeckungsgeschichte uber die Verteilung der Primzahlen reicht bis in die Antike zuruck Schon Euklid erkannte dass es unendlich viele Primzahlen gibt Sein Resultat wird als der Satz des Euklid bezeichnet Ab dem 18 Jahrhundert wurde begonnen dieses qualitative Resultat quantitativ zu vertiefen Dabei spielten zunehmend Methoden aus der Analysis eine Rolle die den alten Griechen noch nicht zur Verfugung standen Eine Entdeckung Eulers Bearbeiten Hauptartikel Satz von Euler Primzahlen nbsp Leonhard Euler 1753 Leonhard Eulers Entdeckungen zu den Primzahlen waren ein Wegweiser fur die kommende Entwicklung von einer elementaren in der Tradition der alten Griechen stehenden hin zu einer modernen Form der Zahlentheorie Im Jahr 1737 wahrend seiner ersten Zeit in Sankt Petersburg untersuchte Euler einen neuartigen Zugang zu den Primzahlen und fand heraus dass sie verhaltnismassig dicht unter den naturlichen Zahlen verstreut sind Genauer bewies er P p Primzahl 1 p 1 2 1 3 1 5 1 7 1 11 1 13 1 17 displaystyle mathrm P quad sum p text Primzahl frac 1 p frac 1 2 frac 1 3 frac 1 5 frac 1 7 frac 1 11 frac 1 13 frac 1 17 cdots infty nbsp Summiert man also nacheinander die Kehrwerte der Primzahlen wird auf Dauer jede noch so grosse obere Schranke durchbrochen Dies zeigt dass Primzahlen eher dicht unter den naturlichen Zahlen verstreut sind zum Beispiel dichter als die Quadratzahlen 2 denn ebenfalls Euler zeigte 1 1 2 2 1 3 2 1 4 2 1 5 2 p 2 6 1 645 lt displaystyle 1 frac 1 2 2 frac 1 3 2 frac 1 4 2 frac 1 5 2 cdots frac pi 2 6 approx 1 645 lt infty nbsp Quadratzahlen wachsen also langfristig schnell genug an dass die Summe ihrer Kehrwerte den endlichen Wert 1 645 nicht uberschreitet Euler stand seiner Zeit nicht die mathematische Sprache zur Verfugung diese Verscharfung des Euklidischen Satzes prazise zu interpretieren und es gibt keinen Nachweis dass er sich mit exakten Aussagen zur Verteilung von Primzahlen beschaftigte 3 Eulers Beweisstrategie fur P displaystyle mathrm P nbsp nutzt das sog Euler Produkt Dabei spielt die eindeutige Zerlegbarkeit naturlicher Zahlen in Primfaktoren eine Schlusselrolle Das Euler Produkt steht in Zusammenhang zu einem Objekt das bis heute in der Primzahlforschung benutzt wird und in der modernen Mathematik als Riemannsche Zeta Funktion bekannt ist Die Zeta Funktion spielt ebenfalls fur die Riemannsche Vermutung eine zentrale Rolle Die neuartige Leistung bestand darin Fragen zu Primzahlen systematisch durch funktionale Zusammenhange zwischen Zahlen anzugreifen Euler gilt deswegen als Initiator der analytischen Zahlentheorie 4 Auch Euler hatte sich bereits Gedanken uber Primzahlen in arithmetischen Progressionen gemacht So behauptete er 1785 dass es zu jeder Zahl N displaystyle N nbsp unendlich viele Primzahlen mit p 1 mod N displaystyle p equiv 1 pmod N nbsp gibt 5 Erste vollstandige Formulierung und Beweisversuche Bearbeiten nbsp Adrien Marie Legendre karikiert von Julien Leopold BoillyZur Ganze wurde das Problem erstmals von Adrien Marie Legendre im Jahre 1798 formuliert Dies war verbunden mit dem ersten Beweisversuch der ebenfalls von Legendre unternommen wurde In der zweiten Auflage seines Buchs Essai sur la theorie des nombres publiziert 1808 gab er 1798 einen fehlerhaften Beweis In der dritten Auflage von 1830 wiederholte er denselben Fehler Legendres Irrtum verbarg sich hinter den Worten Wie man einfach sieht die am Ende des 409 Abschnittes der dritten Auflage auftauchten Dort skizzierte er den Beweis eines fur seinen Beweis zentralen Lemmas das er in Abschnitt 410 formulierte Es seien q 1 q r displaystyle q 1 dots q r nbsp paarweise verschiedene ungerade Primzahlen und es bezeichne q displaystyle q nbsp die r displaystyle r nbsp te Primzahl dann gibt es stets innerhalb q displaystyle q nbsp aufeinanderfolgender Terme in der arithmetischen Progression k x l displaystyle kx l nbsp mit g g T k l 1 displaystyle mathrm ggT k l 1 nbsp eine Zahl die durch keinen der Werte q j displaystyle q j nbsp teilbar ist Die Unzulanglichkeit des Beweises von Legendre wurde bereits von Dirichlet hervorgehoben Dieser Beweis dessen Prinzip sehr genial ist scheint unvollstandig zu sein wenn man ihn mit grosser Aufmerksamkeit betrachtet sieht man dass der Autor ein Theorem verwendet das er nur auf Induktion stutzt und das moglicherweise ebenso schwer zu beweisen ist wie die Aussage die der Autor daraus ableitet Auf jeden Fall waren meine Bemuhungen das Studium von Legendre zu vervollstandigen nicht erfolgreich und ich musste ganz andere Mittel finden Peter Dirichlet 6 Das Lemma von Legendre das nach A Desboves 1855 sogar die bis heute unbewiesene Legendre Vermutung als Konsequenz gehabt hatte stellte sich schliesslich als falsch heraus Der Fehler wurde zuerst von A Dupre in einer bei der Paris Academy eingereichten Schrift benannt 7 Dupre zeigte dass es bereits bei k 1 displaystyle k 1 nbsp und mit der Wahl q j displaystyle q j nbsp als die ersten r displaystyle r nbsp Primzahlen mit q r 23 37 displaystyle q r 23 37 nbsp oder 43 q r 113 displaystyle 43 leq q r leq 113 nbsp scheitert Dass das Lemma in dieser Konstellation sogar fur alle q r 43 displaystyle q r geq 43 nbsp scheitert wurde 1930 von A Brauer und H Zeitz gezeigt 7 Alte Ideen neuer Zugang Dirichlet fuhrt Eulers Uberlegungen weiter aus Bearbeiten Obwohl Euler das Problem uber die Unendlichkeit von Primzahlen in geeigneten arithmetischen Progressionen nicht loste lieferte er mit der von ihm gezeigten Divergenz der Reihe 1 2 1 3 1 5 1 7 displaystyle frac 1 2 frac 1 3 frac 1 5 frac 1 7 cdots infty nbsp uber alle Primzahlen bedeutende Vorarbeit Der erste vollstandige Beweis der Vermutung von Legendre wurde von Peter Dirichlet 1837 gegeben der ihn am 27 Juli desselben Jahres bei einer Konferenz in der Preussischen Akademie der Wissenschaften in Berlin prasentierte Er gab einen vollstandigen Beweis fur den Fall mit Primzahlabstanden und hatte auch den allgemeinen Fall bis zu einem entscheidenden Punkt entwickelt Hierfur wurde ein detaillierter Beweis 1839 von Dirichlet nachgeliefert Dirichlets Beweis zeigte dass falls l 1 l 2 displaystyle l 1 l 2 nbsp zu N displaystyle N nbsp teilerfremde ganze Zahlen sind bereits lim x 1 p Primzahl p l 1 mod N 1 p x p Primzahl p l 2 mod N 1 p x 1 displaystyle lim x to 1 frac sum limits p text Primzahl atop p equiv l 1 pmod N frac 1 p x sum limits p text Primzahl atop p equiv l 2 pmod N frac 1 p x 1 nbsp gelten muss Dies zeigte zudem dass die Primzahlen in einem gewissen Sinne gleichverteilt unter den nichttrivialen Restklassen sind Dies wird mit der ebenfalls von Dirichlet gezeigten 8 Aussage p Primzahl p x p a mod N 1 p log log x f N displaystyle sum p text Primzahl atop p leq x atop p equiv a pmod N frac 1 p sim frac log log x varphi N nbsp verdeutlicht wobei f displaystyle varphi nbsp die Eulersche Phi Funktion bezeichnet Allerdings waren Dirichlets Methoden nicht geeignet asymptotische Gleichverteiltheit tatsachlich zu zeigen Er konnte also nicht lim x p x N l 1 p x N l 2 1 displaystyle lim x to infty frac pi x N l 1 pi x N l 2 1 nbsp beweisen wobei p x N l displaystyle pi x N l nbsp die Anzahl der Primzahlen p x displaystyle p leq x nbsp bezeichnet sodass p l mod N displaystyle p equiv l pmod N nbsp gilt Ein dafur angefertigter Beweis von Legendre vom Jahr 1830 war fehlerhaft und der erste korrekte Beweis fur die Gleichverteiltheit wurde 1896 unabhangig von Jacques Hadamard und Charles Jean de La Vallee Poussin erbracht 9 Elementare Beweise fur spezielle Moduln BearbeitenFur gewisse Spezialfalle ist es moglich einen elementaren Beweis fur bestimmte Restklassen zu geben Diese ahneln dem Beweis des Satzes von Euklid hinsichtlich Mittel und Methodik Elementar bedeutet dass nur Satze aus der elementaren Zahlentheorie angewendet werden die samtlich auf Teilbarkeitseigenschaften wie das Rechnen mit Resten und die Eigenschaft dass sich jede naturliche Zahl eindeutig als Produkt von Primzahlen zerlegen lasst aufbauen Die Progression 1 2 3 4 Bearbeiten Hauptartikel Satz des Euklid Bei der Wahl a N 1 displaystyle a N 1 nbsp erhalt man die Progression 1 2 3 4 displaystyle 1 2 3 4 dots nbsp In diesem Fall geht der Satz von Dirichlet in den aus der Antike bekannten Satz des Euklid uber der schlicht die Unendlichkeit der Primzahlen beinhaltet Fur den Beweis dieser Aussage kann man fur ein beliebiges naturliches M displaystyle M nbsp die Zahl m M 1 displaystyle m M 1 nbsp betrachten wobei M 1 2 M displaystyle M 1 cdot 2 cdots M nbsp die Fakultat von M displaystyle M nbsp bezeichnet Es ist dann m displaystyle m nbsp durch keine der Zahlen 2 3 4 M displaystyle 2 3 4 dots M nbsp teilbar Also gibt es eine Primzahl p gt M displaystyle p gt M nbsp Da M displaystyle M nbsp beliebig gross gewahlt werden kann folgt die Behauptung 10 Die Falle 4n 1 und 4n 3 Bearbeiten Fur einen schnellen Beweis dass es unendlich viele Primzahlen der Form 4 n 3 displaystyle 4n 3 nbsp gibt betrachtet man unter der Annahme dass p displaystyle p nbsp die grosste Primzahl dieser Form ist das Produkt M 2 2 3 5 p 1 displaystyle M 2 2 cdot 3 cdot 5 cdots p 1 nbsp Es wird ausgenutzt dass die Behauptung folgt wenn es unendlich viele Primzahlen der Form 4 n 1 displaystyle 4n 1 nbsp gibt Variablenwechsel n n 1 displaystyle n mapsto n 1 nbsp Das Produkt 3 5 p displaystyle 3 cdot 5 cdots p nbsp enthalt dabei alle ungeraden Primzahlen p displaystyle leq p nbsp Da M displaystyle M nbsp von der Form 4 n 1 displaystyle 4n 1 nbsp ist kann es wegen M gt p displaystyle M gt p nbsp nach Annahme keine Primzahl sein Andererseits ubersteigen alle Primfaktoren von M displaystyle M nbsp die Zahl p displaystyle p nbsp mussen also von der Form 4 n 1 displaystyle 4n 1 nbsp sein Da das Produkt zweier und damit beliebig vieler Zahlen mit Rest 1 wegen 4 k 1 4 l 1 16 k l 4 k 4 l 1 4 4 k l k l 1 displaystyle 4k 1 4l 1 16kl 4k 4l 1 4 4kl k l 1 nbsp wieder Rest 1 modulo 4 hat musste auch M displaystyle M nbsp den Rest 1 modulo 4 haben Allerdings ist M displaystyle M nbsp von der Form 4 n 1 displaystyle 4n 1 nbsp und dies erzeugt einen Widerspruch 11 Um zu sehen dass es unendlich viele Primzahlen von der Form 4 n 1 displaystyle 4n 1 nbsp gibt betrachtet man fur eine naturliche Zahl M gt 1 displaystyle M gt 1 nbsp den Wert m M 2 1 displaystyle m M 2 1 nbsp wobei M 1 2 M displaystyle M 1 cdot 2 cdots M nbsp die Fakultat von M displaystyle M nbsp bezeichnet Dann ist m displaystyle m nbsp offenbar eine ungerade Zahl und grosser als 1 Es sei p displaystyle p nbsp der kleinste Primfaktor von m displaystyle m nbsp Es teilt nach Konstruktion keine der Zahlen 2 M displaystyle 2 dots M nbsp den Wert m displaystyle m nbsp daher muss p gt M displaystyle p gt M nbsp gelten Offenbar gilt zudem M 2 1 mod p displaystyle M 2 equiv 1 pmod p nbsp Potenziert man beide Seiten mit p 1 2 displaystyle tfrac p 1 2 nbsp p displaystyle p nbsp ist ungerade so findet man M p 1 1 p 1 2 mod p displaystyle M p 1 equiv 1 frac p 1 2 pmod p nbsp Nach dem kleinen Satz von Fermat gilt M p 1 1 mod p displaystyle M p 1 equiv 1 pmod p nbsp also folgt 1 1 p 1 2 mod p displaystyle 1 equiv 1 frac p 1 2 pmod p nbsp Da p gt 2 displaystyle p gt 2 nbsp sieht man damit schnell dass p 1 2 displaystyle tfrac p 1 2 nbsp gerade sein muss p displaystyle p nbsp also von der Form 4 n 1 displaystyle 4n 1 nbsp sein muss Da p gt M displaystyle p gt M nbsp und M displaystyle M nbsp beliebig gross gewahlt war folgt die Behauptung 11 Die Restklasse 1 Bearbeiten Auch fur den Fall der Restklasse 1 gibt es elementare Argumente Zunachst wird dafur gezeigt dass es unendlich viele Zahlen n displaystyle n nbsp gibt sodass eine Primzahl mit p 1 mod n displaystyle p equiv 1 pmod n nbsp existiert 12 Ein Beweis dieser Aussage von E Wendt aus dem Jahre 1895 nutzt dabei die Polynome g n X displaystyle g n X nbsp die als kleinstes gemeinsames Vielfaches der Polynome X d 1 displaystyle X d 1 nbsp mit d n displaystyle d n nbsp und 1 d lt n displaystyle 1 leq d lt n nbsp definiert sind Wendt bewies als Zwischenschritt dass es unendlich viele ganze Zahlen x displaystyle x nbsp gibt sodass die Werte g n x displaystyle g n x nbsp und x n 1 g n x displaystyle tfrac x n 1 g n x nbsp teilerfremd sind was mit elementaren Mitteln gezeigt werden kann Beweis des Lemmas Da x n 1 displaystyle x n 1 nbsp keine mehrfachen Nullstellen besitzt ist der grosste gemeinsame Teiler der Polynome f displaystyle f nbsp und g displaystyle g nbsp gleich 1 Also gibt es Polynome A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp mit rationalen Koeffizienten die A x f x B x g x 1 displaystyle A x f x B x g x 1 nbsp erfullen Nachdem man mit dem gemeinsamen Nenner durchmultipliziert gelangt man zu a x f x b x g x c displaystyle a x f x b x g x c nbsp wobei a b displaystyle a b nbsp ganzzahlige Polynome sind und c displaystyle c nbsp eine ganze Zahl ungleich 0 ist Wenn man fur ein x Z displaystyle x in mathbb Z nbsp auch g g T f x g x d gt 1 displaystyle mathrm ggT f x g x d gt 1 nbsp hat dann erhalt man d c displaystyle d c nbsp Dies zeigt das Lemma denn fur jedes ganzzahlige Vielfache m c displaystyle mc nbsp von c displaystyle c nbsp hat man f m c m c n 1 displaystyle f mc mc n 1 nbsp also ist f m c displaystyle f mc nbsp teilerfremd zu c displaystyle c nbsp also folgt g g T f m c g m c 1 displaystyle mathrm ggT f mc g mc 1 nbsp Nach einer Wahl x Z displaystyle x in mathbb Z nbsp mit f x g x 1 displaystyle f x g x 1 nbsp und f x 0 1 displaystyle f x notin 0 pm 1 nbsp und sei q displaystyle q nbsp eine Primzahl die f x displaystyle f x nbsp teilt Es gilt daher x n 1 mod q displaystyle x n equiv 1 pmod q nbsp Da q g x displaystyle q not mid g x nbsp folgt dass fur jeden echten Teiler d displaystyle d nbsp von n displaystyle n nbsp hat man q x d 1 displaystyle q not mid x d 1 nbsp Dies zeigt dass die Ordnung von x mod q displaystyle x pmod q nbsp genau n displaystyle n nbsp ist 13 Satze von Schur und Murty Bearbeiten Die Frage ob sich fur jede Restklasse der Satz von Dirichlet mit einem Argument des Euklidischen Typs also Aufmultiplizieren von Zahlen mit einem abschliessenden Widerspruchsargument beweisen lasst wurde negativ beantwortet Issai Schur konnte 1912 zeigen dass dies in den Fallen von Progressionen a a N a 2 N displaystyle a a N a 2N dots nbsp mit a 2 1 mod N displaystyle a 2 equiv 1 pmod N nbsp moglich ist 14 In all diesen Fallen kann ein Polynom mit ganzzahligen Koeffizienten so generiert werden dass ein Widerspruch zur Endlichkeit der betroffenen Primzahlen durch eine Euklidische Strategie unter Verwendung des quadratischen Reziprozitatsgesetzes erzeugt werden kann Etwa hat im Falle der Progression 15 k 4 displaystyle 15k 4 nbsp ein solches Polynom die Gestalt 15 f x x 4 x 3 2 x 2 x 1 displaystyle f x x 4 x 3 2x 2 x 1 nbsp Dass es zusatzlich in keinem anderen Falle moglich ist als in den von Schur genannten konnte M Ram Murty im Jahr 1988 zeigen 16 Analytischer Beweis BearbeitenBenotigte Grundlagen Bearbeiten Der Satz von Dirichlet wird mit analytischen Mitteln bewiesen Unumganglich fur ein Verstandnis des Beweises ist daher der Begriff der Funktion Auch eine sichere Beherrschung der aus der Mittelstufe bekannten Potenzgesetze ist unabdingbar Rechnen mit Resten Bearbeiten Hauptartikel Division mit Rest Geht eine ganzzahlige Division nicht auf kann dies durch die Angabe eines Restes ausgedruckt werden Etwa ist 17 displaystyle 17 nbsp geteilt durch 4 displaystyle 4 nbsp gleich 4 displaystyle 4 nbsp Rest 1 displaystyle 1 nbsp Man sagt auch dass 17 displaystyle 17 nbsp kongruent zu 1 displaystyle 1 nbsp ist modulo 4 displaystyle 4 nbsp kurz 17 1 mod 4 displaystyle 17 equiv 1 pmod 4 nbsp Nach diesem Prinzip lassen sich samtliche ganze Zahlen durch die Angabe der entsprechenden Restklasse unterteilen Bleibt man bei der Division durch 4 ergeben sich fur 0 1 2 3 4 5 6 7 8 displaystyle 0 1 2 3 4 5 6 7 8 dots nbsp die Reste 0 1 2 3 0 1 2 3 displaystyle 0 1 2 3 0 1 2 3 dots nbsp usw Es gibt also genau vier Restklassen modulo 4 displaystyle 4 nbsp und diese sind 0 1 2 3 displaystyle 0 1 2 3 nbsp Dies setzt sich auch in die negativen Zahlen fort etwa hat 1 displaystyle 1 nbsp bei Division durch 4 displaystyle 4 nbsp den Rest 3 displaystyle 3 nbsp Es liegen 1 3 7 11 displaystyle 1 3 7 11 nbsp usw alle in derselben Restklasse Ausserdem wird vereinbart dass 0 1 2 displaystyle 0 1 2 nbsp und 3 displaystyle 3 nbsp stellvertretend fur alle Zahlen stehen die den jeweiligen Rest besitzen Es wird also auch 12 displaystyle 12 nbsp und 100 displaystyle 100 nbsp mit der 0 displaystyle 0 nbsp identifiziert da diese Zahlen ebenfalls restlos durch 4 displaystyle 4 nbsp teilbar sind Entfernt man sich nun von der Vorstellung einer Zahl und reduziert das Augenmass lediglich auf den Rest bei Teilung durch 4 displaystyle 4 nbsp gilt also 0 12 100 mod 4 displaystyle 0 equiv 12 equiv 100 pmod 4 nbsp und dies ist die Schreibweise fur die Gleichheit von Restklassen Man kann mit Restklassen rechnen Liegen zwei Zahlen m displaystyle m nbsp und n displaystyle n nbsp in den Restklassen a displaystyle a nbsp und b displaystyle b nbsp so liegt m n displaystyle m n nbsp in der Klasse zu a b displaystyle a b nbsp Etwa ist 7 displaystyle 7 nbsp kongruent 3 displaystyle 3 nbsp modulo 4 displaystyle 4 nbsp und 5 displaystyle 5 nbsp kongruent 1 displaystyle 1 nbsp modulo 4 displaystyle 4 nbsp und die Summe 7 5 12 displaystyle 7 5 12 nbsp ist kongruent 3 1 4 displaystyle 3 1 4 nbsp modulo 4 displaystyle 4 nbsp was aber wieder dem Rest 0 displaystyle 0 nbsp entspricht Ahnliches gilt fur Produkte von Restklassen Somit kann gesagt werden dass Reste stabil unter Addition und Multiplikation sind So ist es anschaulich gesprochen unerheblich ob zuerst zwei Zahlen addiert multipliziert werden und anschliessend mit Rest dividiert wird oder die bereits ermittelten Einzelreste addiert multipliziert werden Eulersche Phi Funktion Bearbeiten Hauptartikel Eulersche Phi Funktion Die Eulersche Phi Funktion ordnet einer naturlichen Zahl N displaystyle N nbsp die Anzahl f N displaystyle varphi N nbsp der Zahlen 1 k N displaystyle 1 leq k leq N nbsp zu die teilerfremd zu N displaystyle N nbsp sind Dies ist von Bedeutung weil dies genau der Anzahl an Restklassen a displaystyle a nbsp entspricht die gemeinsam mit N displaystyle N nbsp eine arithmetische Progression liefern sodass a k N displaystyle a kN nbsp mit k N 0 displaystyle k in mathbb N 0 nbsp unendlich viele Primzahlen enthalt Man nennt diese Restklassen auch prim Die vier Restklassen modulo 4 displaystyle 4 nbsp werden durch 0 1 2 3 displaystyle 0 1 2 3 nbsp reprasentiert Nur zwei davon namlich 1 displaystyle 1 nbsp und 3 displaystyle 3 nbsp sind prim die entsprechenden Reprasentanten also teilerfremd zu 4 displaystyle 4 nbsp daher gilt f 4 2 displaystyle varphi 4 2 nbsp Reihen Bearbeiten Hauptartikel Reihe Mathematik Unter einer Reihe versteht man veranschaulicht eine niemals endende Summe von Zahlen Dies konnen reelle aber auch komplexe Zahlen sein Die Dezimalschreibweise einer reellen Zahl kann als Reihe aufgefasst werden etwa 1 3 0 333 333 0 3 0 03 0 003 0 000 3 0 000 03 0 000 003 displaystyle frac 1 3 0 333333 ldots 0 3 0 03 0 003 0 0003 0 00003 0 000003 cdots nbsp oder auch p 3 141 59 3 0 1 0 04 0 001 0 000 5 0 000 09 displaystyle pi 3 14159 ldots 3 0 1 0 04 0 001 0 0005 0 00009 cdots nbsp mit der Kreiszahl p displaystyle pi nbsp Die durch die Punkte angedeuteten Summen enden niemals da die Dezimalentwicklung von 1 3 displaystyle tfrac 1 3 nbsp periodisch und die Kreiszahl irrational ist Es gibt Reihen deren Wert nicht als Zahl darstellbar ist 1 2 3 4 displaystyle 1 2 3 4 cdots nbsp aber auch solche die gegen einen Grenzwert konvergieren wie die oberen Beispiele mit Grenzwerten 1 3 displaystyle tfrac 1 3 nbsp bzw p displaystyle pi nbsp Reihen wie 1 2 3 displaystyle 1 2 3 cdots nbsp die nicht konvergieren nennt man divergent Veranschaulichend gesagt kann eine Reihe n 1 a n a 1 a 2 a 3 displaystyle textstyle sum n 1 infty a n a 1 a 2 a 3 cdots nbsp nur dann konvergieren falls die Glieder a n displaystyle a n nbsp schnell genug gegen 0 streben Aber nicht jede Reihe deren Glieder gegen 0 streben konvergiert wie man an der harmonischen Reihe 1 1 2 1 3 1 4 1 5 displaystyle 1 frac 1 2 frac 1 3 frac 1 4 frac 1 5 cdots infty nbsp sieht Eine ganz besondere Form der Konvergenz ist die absolute Konvergenz bei der gefordert wird dass die Summe der Absolutbetrage der Reihenglieder konvergiert In diesem Fall lassen sich auch die Summanden in der Reihe nach Belieben umordnen ohne den Grenzwert zu verandern Dirichlet Reihen Bearbeiten Hauptartikel Dirichlet Reihe Es ist auch moglich Funktionen durch Reihen zu definieren Ein fur den Satz von Dirichlet zentrales Beispiel ist die sog Riemannsche Zeta Funktion x z x 1 1 2 x 1 3 x 1 4 x n 1 1 n x displaystyle x mapsto zeta x 1 frac 1 2 x frac 1 3 x frac 1 4 x cdots sum n 1 infty frac 1 n x nbsp Fur x gt 1 displaystyle x gt 1 nbsp konvergiert diese Reihe immer gegen eine Zahl die den Funktionswert an der Stelle x displaystyle x nbsp Darstellt Damit kann man die Zeta Funktion auf dem Intervall 1 displaystyle 1 infty nbsp definieren Wegen der Divergenz der harmonischen Reihe gilt aber lim x 1 z x displaystyle lim x to 1 zeta x infty nbsp Allgemeiner kann man einer Folge von Zahlen f 1 f 2 f 3 displaystyle f 1 f 2 f 3 dots nbsp eine Dirichlet Reihe zuordnen via D f x f 1 f 2 2 x f 3 3 x n 1 f n n x displaystyle D f x f 1 frac f 2 2 x frac f 3 3 x cdots sum n 1 infty frac f n n x nbsp Wachst f displaystyle f nbsp nicht zu stark an so gibt es eine Zahl x 0 displaystyle x 0 nbsp sodass die Reihe fur alle Werte in x 0 displaystyle x 0 infty nbsp konvergiert Fur den Fall dass f displaystyle f nbsp sogar beschrankt ist kann stets 1 displaystyle 1 infty nbsp gewahlt werden da dann wegen f n B displaystyle f n leq B nbsp und der Konvergenz der Reihe B B 2 x B 3 x B z x displaystyle B tfrac B 2 x tfrac B 3 x cdots B zeta x nbsp fur x gt 1 displaystyle x gt 1 nbsp erst recht jene uber f displaystyle f nbsp folgt siehe auch Majorantenkriterium Dieses Prinzip spielt eine wichtige Rolle beim Beweis des Satzes von Dirichlet Euler Produkte Bearbeiten Hauptartikel Euler Produkt Der Eckpfeiler zwischen Analysis und Zahlentheorie liegt im Euler Produkt Dieses ist eine Identitat zwischen einem unendlichen Produkt und einer Reihe und gilt dann wenn bestimmte Voraussetzungen erfullt sind Haben die Koeffizienten einer Dirichlet Reihe untereinander eine multiplikative Relation gilt also f m n f m f n displaystyle f mn f m f n nbsp fur alle m n displaystyle m n nbsp ohne gemeinsame Teiler und ferner f 1 1 displaystyle f 1 1 nbsp so findet man im Bereich der absoluten Konvergenz der Dirichlet Reihe p Primzahl m 0 f p m p m x 1 f 2 2 x f 2 2 4 x f 2 3 8 x 1 f 3 3 x f 3 2 9 x f 3 3 27 x 1 f 5 5 x 1 f 7 7 x displaystyle prod p text Primzahl left sum m 0 infty frac f p m p mx right left 1 frac f 2 2 x frac f 2 2 4 x frac f 2 3 8 x cdots right cdot left 1 frac f 3 3 x frac f 3 2 9 x frac f 3 3 27 x cdots right cdot left 1 frac f 5 5 x cdots right cdot left 1 frac f 7 7 x cdots right cdots nbsp 1 f 2 2 x f 3 3 x f 4 4 x f 5 5 x n 1 f n n x displaystyle 1 frac f 2 2 x frac f 3 3 x frac f 4 4 x frac f 5 5 x cdots sum n 1 infty frac f n n x nbsp Die Formel lasst sich mittels des Prinzips dass sich jede Zahl eindeutig als Produkt von Primzahlpotenzen schreiben lasst und gewohnliches Ausmultiplizieren von Klammern erklaren Etwa ergibt sich fur den Faktor f 1092 1092 x displaystyle tfrac f 1092 1092 x nbsp auf der rechten Seite wegen 1092 2 2 3 7 13 displaystyle 1092 2 2 cdot 3 cdot 7 cdot 13 nbsp f 1092 1092 x f 2 2 3 7 13 2 2 3 7 13 x f 2 2 2 2 x f 3 3 x f 7 7 x f 13 13 x displaystyle frac f 1092 1092 x frac f 2 2 cdot 3 cdot 7 cdot 13 2 2 cdot 3 cdot 7 cdot 13 x frac f 2 2 2 2x cdot frac f 3 3 x cdot frac f 7 7 x cdot frac f 13 13 x nbsp Dabei wurde die von f displaystyle f nbsp geforderte Multiplikativitat ausgenutzt es sind naturgemass Potenzen verschiedener Primzahlen ohne gemeinsame nichttriviale Teiler Der Term zur Linken kann nun durch die entsprechende Auswahl an Summanden in den Klammern beim Ausmultiplizieren gewonnen werden Eine noch starkere Version des Euler Produktes erhalt man wenn die Koeffizienten sogar vollstandig multiplikativ sind also f m n f m f n displaystyle f mn f m f n nbsp fur ausnahmslos alle naturlichen Zahlen n m displaystyle n m nbsp erfullt ist und erneut f 1 1 displaystyle f 1 1 nbsp gilt Dann gilt insbesondere f p m f p m displaystyle f p m f p m nbsp fur alle Primzahlen p displaystyle p nbsp und man erhalt mit der geometrischen Reihe 17 E D f x p Primzahl m 0 f p m p m x p Primzahl m 0 f p m p m x p Primzahl 1 1 f p p x displaystyle mathrm E quad D f x prod p text Primzahl left sum m 0 infty frac f p m p mx right prod p text Primzahl left sum m 0 infty frac f p m p mx right prod p text Primzahl frac 1 1 frac f p p x nbsp Logarithmen Bearbeiten Hauptartikel Naturlicher Logarithmus Von entscheidender Bedeutung fur den Beweis sind Logarithmen Mit diesen wird ermoglicht das Euler Produkt mit Primzahlfaktoren auf eine Summe mit Primzahltermen zuruckzufuhren Dabei wird die fur Logarithmen eigentumliche Beziehung log a b log a log b displaystyle log ab log a log b nbsp mit a b gt 0 displaystyle a b gt 0 nbsp ausgenutzt die sich unter gewissen Bedingungen aber auch auf komplexe Zahlen ausdehnt Man erhalt fur vollstandig multiplikative f displaystyle f nbsp zusammen mit E displaystyle mathrm E nbsp im absoluten Konvergenzbereich L 0 log D f x p Primzahl log 1 1 f p p x displaystyle mathrm L 0 quad log D f x sum p text Primzahl log left frac 1 1 frac f p p x right nbsp nbsp Annaherung der Funktion w log 1 w displaystyle w mapsto log 1 w nbsp blau durch die Ursprungsgerade mit Steigung 1 orange im Punkt w 0 displaystyle w 0 nbsp Es wird stets der naturliche Logarithmus betrachtet also jener zur Basis e displaystyle e nbsp Eulersche Zahl weil dieser eine besonders einfache Ableitung besitzt namlich log w 1 w displaystyle log w frac 1 w nbsp Wegen log 1 0 displaystyle log 1 0 nbsp und log 1 1 1 1 displaystyle log 1 tfrac 1 1 1 nbsp ist die Ursprungsgerade fur kleine Werte w displaystyle w nbsp eine sehr gute Annaherung an w log 1 w displaystyle w mapsto log 1 w nbsp siehe Bild Der Fehler ist hierbei quadratisch es gilt also log 1 w w O w 2 w 0 displaystyle log 1 w w O w 2 qquad w to 0 nbsp in Termen der Landau O Notation Diese Annaherung die erst durch die Differentialrechnung ermoglicht wird ist von grosser Bedeutung da sie hilft die auftretenden Logarithmen durch deutlich leichtere lineare Funktionen zu ersetzen wobei der Fehler vernachlassigt werden kann Zusammen mit log 1 w log w displaystyle log tfrac 1 w log w nbsp erhalt man mit E displaystyle mathrm E nbsp und L 0 displaystyle mathrm L 0 nbsp fur x 1 displaystyle x to 1 nbsp L log D f x p Primzahl f p p x O 1 displaystyle mathrm L quad log D f x sum p text Primzahl frac f p p x O 1 nbsp Dabei steht die Abkurzung O 1 displaystyle O 1 nbsp fur eine Funktion deren Werte x 1 displaystyle x geq 1 nbsp fur x 1 displaystyle x to 1 nbsp beschrankt sind Details zu L Wegen der Regel log 1 w log w displaystyle log tfrac 1 w log w nbsp gilt mit L 0 displaystyle mathrm L 0 nbsp log D f x p Primzahl log 1 f p p x displaystyle log D f x sum p text Primzahl log left 1 frac f p p x right nbsp Mit der linearen Approximation log 1 w w O w 2 displaystyle log 1 w w O w 2 nbsp fur w lt 1 displaystyle w lt 1 nbsp mit w 0 displaystyle w to 0 nbsp folgt p Primzahl log 1 f p p x p Primzahl f p p x p Primzahl O f p 2 p 2 x displaystyle sum p text Primzahl log left 1 frac f p p x right sum p text Primzahl frac f p p x sum p text Primzahl O left frac f p 2 p 2x right nbsp Da f displaystyle f nbsp beschrankt ist folgt da die Primzahlen nur eine Teilmenge der naturlichen Zahlen sind wegen n 2 x n 2 displaystyle n 2x geq n 2 nbsp p Primzahl O f p 2 p 2 x O n 1 1 n 2 x O n 1 1 n 2 O 1 displaystyle sum p text Primzahl O left frac f p 2 p 2x right O left sum n 1 infty frac 1 n 2x right O left sum n 1 infty frac 1 n 2 right O 1 nbsp Also ist der hintere Fehlerterm unabhangig von x 1 displaystyle x geq 1 nbsp beschrankt und es gilt fur x 1 displaystyle x to 1 nbsp p Primzahl f p p x p Primzahl O f p 2 p 2 x p Primzahl f p p x O 1 displaystyle sum p text Primzahl frac f p p x sum p text Primzahl O left frac f p 2 p 2x right sum p text Primzahl frac f p p x O 1 nbsp Eine erste Anwendung dieses Prinzips umfasst einen Beweis von P displaystyle mathrm P nbsp Da die Funktion f n 1 displaystyle f n 1 nbsp offenbar stark multiplikativ ist da Produkte von Einsen immer Einsen sind gilt mit L displaystyle mathrm L nbsp log 1 1 2 x 1 3 x log z x p Primzahl 1 p x O 1 displaystyle log left 1 frac 1 2 x frac 1 3 x cdots right log zeta x sum p text Primzahl frac 1 p x O 1 nbsp Da die harmonische Reihe divergiert und auch Logarithmen unbeschrankt anwachsen gilt lim x 1 log z x displaystyle lim x to 1 log zeta x infty nbsp also ist auch die rechte Primzahlreihe fur x 1 displaystyle x to 1 nbsp unbeschrankt da der beschrankte Term O 1 displaystyle O 1 nbsp das durch die Gleichheit gegebene Wachstum nicht gewahrleisten kann 18 Erlauterung der Strategie an einem Beispiel Bearbeiten Die Erlauterung der Beweisstrategie von Dirichlet wird mit einem Beispielfall begleitet Es wird der Fall a 3 displaystyle a 3 nbsp und N 4 displaystyle N 4 nbsp betrachtet d h es wird exemplarisch gezeigt dass die Progression 3 7 11 15 19 23 27 31 35 displaystyle 3 7 11 15 19 23 27 31 35 dots nbsp unendlich viele Primzahlen 3 7 11 19 23 31 displaystyle 3 7 11 19 23 31 dots nbsp enthalt Es wird sogar noch eine starkere Aussage gezeigt Dirichlet konnte nachweisen dass die Summe uber alle Kehrwerte der Primzahlen p 3 mod 4 displaystyle p equiv 3 pmod 4 nbsp divergiert also 1 3 1 7 1 11 1 19 1 23 displaystyle tfrac 1 3 tfrac 1 7 tfrac 1 11 tfrac 1 19 tfrac 1 23 cdots infty nbsp Definiert man auf den ganzen Zahlen eine Funktion f 4 3 displaystyle f 4 3 nbsp die nur an den passenden Zahlen 1 3 7 11 15 19 23 displaystyle dots 1 3 7 11 15 19 23 dots nbsp den Wert 1 displaystyle 1 nbsp annimmt und sonst nur 0 displaystyle 0 nbsp so kann man die zu untersuchende Reihe auch als Reihe uber alle Primzahlen schreiben 1 3 1 7 1 11 1 19 1 23 p Primzahl f 4 3 p p displaystyle frac 1 3 frac 1 7 frac 1 11 frac 1 19 frac 1 23 cdots sum p text Primzahl frac f 4 3 p p nbsp Die Strategie sieht vor die Divergenz der Eulerschen Primzahlreihe P displaystyle mathrm P nbsp zu nutzen um daraus die Divergenz der oberen Primzahlreihe zu erzwingen Dafur fuhrt man die Variable x 1 displaystyle x geq 1 nbsp ein und beweist lim x 1 p Primzahl f 4 3