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Helmut Thielicke 4 Dezember 1908 in Barmen Wuppertal 5 Marz 1986 in Hamburg war ein deutscher evangelischer Theologe Unter Theologen ist vor allem seine Ethik bekannt in der Offentlichkeit wurde er als Prediger sehr geschatzt Helmut Thielicke 1973 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Schule und Studium 1 2 Berufung und Absetzung zur NS Zeit 1 3 Professuren in Tubingen und Hamburg 1 4 Politische Positionen in der Bundesrepublik 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelbelegeLeben BearbeitenSchule und Studium Bearbeiten Thielicke wuchs in Wuppertal auf besuchte dort das altsprachliche Wilhelm Dorpfeld Gymnasium und legte 1928 sein Abitur ab Daraufhin nahm er ein Studium der Evangelischen Theologie und Philosophie in Erlangen auf musste sich aber kurz darauf einer Operation an der Schilddruse unterziehen Trotz der negativ verlaufenden Operation Lungenembolie Tetanie die noch weitere vier Jahre fur Komplikationen sorgte gelang es Thielicke sein Studium zu beenden und 1932 mit einer Arbeit uber Das Verhaltnis zwischen dem Ethischen und dem Asthetischen in Philosophie promoviert zu werden Nach weitgehender gesundheitlicher Wiederherstellung horte Thielicke in Bonn dann Karl Barth an dessen Lehre er besonders die Ausklammerung der naturlichen Anthropologie kritisierte und wurde schliesslich 1934 mit einer von Althaus in Erlangen betreuten Arbeit zu Geschichte und Existenz Grundlegung einer evangelischen Geschichtstheologie auch in der Evangelischen Theologie promoviert Berufung und Absetzung zur NS Zeit Bearbeiten Die Habilitation mit einer Schrift uber Offenbarung Vernunft und Existenz Studien zur Religionsphilosophie Lessings erfolgte 1935 schon unter dem zunehmenden Druck des NS Regimes das dem in der Bekennenden Kirche tatigen Theologen dann eine Berufung nach Erlangen verwehrte 1936 erhielt er eine Professur fur Systematische Theologie in Heidelberg Hier lernte Thielicke seine spatere Ehefrau Marie Luise Herrmann kennen Sie heirateten 1937 Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor Nach wiederholten Verhoren durch die Gestapo seit Mitte der dreissiger Jahre erfolgte 1940 Thielickes Absetzung Thielicke wurde einberufen konnte aber nach neun Monaten durch die Unterstutzung des Landesbischofs Theophil Wurm 1940 ein Pfarramt in Ravensburg ubernehmen und ab 1942 ein theologisches Amt in Stuttgart bekleiden von wo aus er bis nach Kriegsende viele Verkundigungen und Vortragsreisen unternahm die immer wieder von Reise Publikations und Predigtverboten seitens der Regierung erschwert wurden In Stuttgart hielt er eine Serie vielbesuchter Donnerstag Vortrage die nach Kriegsende als Der Glaube der Christenheit eine Art Laien Dogmatik erschienen Im Zusammenhang mit den darin enthaltenen kritischen Bemerkungen uber die Vorgange zur NS Zeit etwa die Erwahnung des Totens durch Vergasen oder durch Euthanasie Spritzen exponierte er sich deutlich 1 Diese Bemerkungen wurden wohl erst nach Kriegsende in die Manuskripte eingefugt 2 Zur NS Zeit waren derart direkte Ausserungen sehr provokant gewesen In anderen seiner Predigten jener Jahre finden sich keine politischen Bezuge 3 1943 veroffentlichte Thielicke ein kritisches theologisches Gutachten zu Rudolf Bultmanns Aufsatz uber die Entmythologisierung des Neuen Testaments nach dem es zu einem respektvollen aber ergebnislosen Briefwechsel zwischen Thielicke und Bultmann kam Auch zu der Widerstandsgruppe Freiburger Kreis trat Thielicke in Kontakt jedoch ohne aktiv an den Umsturzplanen mitzuarbeiten Die Ausbombung Stuttgarts 1944 trieb Thielicke mit seiner Familie nach Korntal von wo aus er in den folgenden Jahren seine Vortragsreisen und Predigtdienste fortsetzte die anonym in der Schweiz in viele Sprachen ubersetzt an den verschiedenen Fronten des Krieges gelesen wurden Professuren in Tubingen und Hamburg Bearbeiten nbsp Grabstein Helmut Thielicke auf dem Friedhof OhlsdorfUnmittelbar nach Kriegsende reiste Thielicke mit einer Gruppe Abgesandter der Kirche nach Frankfurt am Main und engagierte sich in Gesprachen mit der Militarregierung uber die Neuerrichtung einer Fakultat und die Aufnahme des Studienbetriebs im politischen und akademischen Vakuum der Nachkriegszeit An der neu entstandenen theologischen Fakultat der Universitat Tubingen ubernahm er 1945 einen Lehrstuhl fur Systematische Theologie und wurde 1951 zum Rektor der Universitat und Prasidenten der Westdeutschen Rektorenkonferenz gewahlt 1954 wurde er zur Grundung einer theologischen Fakultat nach Hamburg berufen wo er als Dekan Professor und Prediger an St Michaelis einer von Hamburgs Hauptkirchen wirkte Zu seinen Schulern gehorten unter anderem Hans Conzelmann und Jorg Zink Auf Vortragsreisen in die USA lernte er Billy Graham kennen und wurde 1977 von Jimmy Carter empfangen Thielicke bereiste in den sechziger und siebziger Jahren Asien Sudafrika Lateinamerika Australien und Neuseeland Nach seiner Emeritierung grundete er die Projektgruppe Glaubensinformation heute Andere Zeiten durch die er seine Erfahrungen von der Kanzel weitergeben und junge Prediger unterstutzen wollte Helmut Thielicke starb am 5 Marz 1986 im Alter von 77 Jahren in Hamburg Sein Grab befindet sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg im Planquadrat AF 36 nordwestlich Kapelle 9 4 Nach Thielicke benannt wurden der Thielickestieg hinter dem Hamburger Michel sowie der Dr Helmut Thielicke Park in Wellingsbuttel Politische Positionen in der Bundesrepublik Bearbeiten Thielicke war parteilos stand aber der CDU nahe Er befurwortete die Wiederbewaffnung und stand damit im Widerspruch zu Martin Niemoller und Gustav Heinemann In den 1950er Jahren gehorte er zum westorientierten Kronberger Kreis um Eberhard Muller Reinhold von Thadden Trieglaff und Hanns Lilje Den Okumenischen Rat der Kirchen in Genf bezeichnete er als Politclub 5 Werke BearbeitenDas Gebet das die Welt umspannt Reden uber das Vaterunser aus den Jahren 1944 45 Mit einem Dialog uber die Frage Wie war der Nationalsozialismus in Deutschland moglich 4 Auflage Quell Verlag Stuttgart 1991 Fragen des Christentums an die moderne Welt Untersuchungen zur geistigen und religiosen Krise des Abendlandes J C B Mohr Verlag Tubingen 1947 Theologie der Anfechtung Gesammelte Aufsatze Tubingen 1949 Ich aber sage euch Auslegungen der Bergpredigt in Stuttgarter Gottesdiensten Quell Verlag Stuttgart 1949 Der Nihilismus Tubingen 1950 Der Glaube der Christenheit Unsere Welt vor Jesus Christus 3 Auflage Gottingen 1955 Woran ich glaube Der Grund christlicher Gewissheit 4 Auflage Quell Verlag Stuttgart 1993 ISBN 3 7918 2005 2 Das Bilderbuch Gottes Reden uber die Gleichnisse Jesu Quell Verlag Stuttgart 1957 6 Auflage 1991 ISBN 3 7918 2003 6 Begegnungen Furche Verlag Hamburg 1957 Theologische Ethik I Band Prinzipienlehre Dogmatische philosophische und kontroverstheologische Grundlegung Tubingen 1958 II Band Entfaltung 1 Teil Mensch und Welt 1959 2 Teil Ethik des Politischen 4 durchges u wesentl erw Auflage 1987 III Band Entfaltung 3 Teil Ethik der Gesellschaft des Rechtes der Sexualitat und der Kunst 1964 Vom Schiff aus gesehen Tagebuch einer Ostasienreise Stuttgart 1959 Wie die Welt begann Der Mensch in der Urgeschichte der Bibel Stuttgart 1960 Vom geistlichen Reden Begegnung mit Spurgeon Quell Verlag Stuttgart 1961 ISBN 3 7918 2009 5 An die Deutschen Rainer Wunderlich Verlag Tubingen 1962 Das Schweigen Gottes Ein Stundenbuch Fragen von heute an das Evangelium Furche Hamburg 1962 Von der Freiheit ein Mensch zu sein Rainer Wunderlich Verlag Tubingen 1963 Der Einzelne und der Apparat Furche Verlag Hamburg 1964 Gesprache uber Himmel und Erde Quell Verlag Stuttgart 1964 Leiden an der Kirche Furche Verlag Hamburg 1965 Auf Kanzel und Katheder Furche Verlag Hamburg 1965 Kleines Exercitium fur Theologen Furche Verlag Hamburg 1965 Theologisches Denken und verunsicherter Glaube Herder Freiburg 1967 Der Christ im Ernstfall Das kleine Buch der Hoffnung Herder Freiburg 1967 Neuauflage 1977 ISBN 3 451 07600 4 Wie modern darf die Theologie sein Vier Modelle heutiger Verkundigung Quell Verlag Stuttgart 1967 Der Evangelische Glaube Grundzuge der Dogmatik Band I Prolegomena Die Beziehung der Theologie zu den Denkformen der Neuzeit Tubingen 1968 Band II Gotteslehre und Christologie 1973 Band III Theologie des Geistes 1978 Wer darf leben Ethische Probleme der modernen Medizin Goldmann Verlag Munchen 1970 Die geheime Frage nach Gott Hintergrunde unserer geistigen Situation Freiburg im Breisgau 1972 ISBN 3 451 01929 9 Das Lachen der Heiligen und Narren Nachdenkliches uber Witz und Humor Freiburg im Breisgau 1974 ISBN 3 451 01991 4 Zwischen Gott und Satan R Brockhaus Wuppertal 1978 Wer darf sterben Grenzfragen der modernen Medizin Sterbehilfe Wahrheit am Krankenbett Recht auf Selbstmord Organtransplantation Hochleistungssport und Medizin die Krankenhauskrise Freiburg im Breisgau 1979 Glauben als Abenteuer Quell Verlag Stuttgart 1980 Zu Gast auf einem schonen Stern Erinnerungen Hoffmann und Campe Hamburg 1986 ISBN 3 455 08232 7 Neuauflage Piper Munchen 1998 ISBN 3 492 22377 X Das Schweigen Gottes Glauben im Ernstfall Quell Verlag Stuttgart 1988 Glauben und Denken in der Neuzeit Die grossen Systeme der Theologie und Religionsphilosophie 2 Auflage Mohr Tubingen 1988 Auf der Suche nach dem verlorenen Wort Gedanken zur Zukunft des Christentums Luebbe Verlagsgruppe Bergisch Gladbach 1988 ISBN 3 404 60219 6 Literatur BearbeitenBodo Schumann Thielicke Helmut In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 4 S 119 Digitalisat Bjorn Krondorfer Protestantische Theologenautobiographien und Vergangenheitsbewaltigung Helmut Thielicke als Beispiel fur einen nachkriegsdeutschen Leidensdiskurs In Vergangenheitsbewaltigung im franzosischen Katholizismus und deutschen Protestantismus 2008 S 202 222 Lutz Mohaupt Art Thielicke Helmut In Theologische Realenzyklopadie 33 2002 S 421 425 Wolfdietrich von Kloeden Helmut Thielicke In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 11 Bautz Herzberg 1996 ISBN 3 88309 064 6 Sp 1106 1113 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Lutz Mohaupt Helmut Thielicke In Wolf Dieter Hauschild Hrsg Profile des Luthertums Biographien zum 20 Jahrhundert Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 1998 ISBN 3 579 00386 0 Hinrich C G Westphal Hrsg Das Helmut Thielicke Lesebuch Quell Verlag Stuttgart 1998 ISBN 3 7918 1750 7 Fabian F Grassl In the Face of Death Thielicke Theologian Preacher Boundary Rider Eugene Oregon 2019 ISBN 978 1 5326 5547 0 Silke Bremer Der wirtschaftsethische Ansatz in der theologischen Ethik von Helmut Thielicke Darstellung der Grundpositionen und vergleichende Gegenuberstellung okonomischer Ordnungskonzeptionen unter besonderer Berucksichtigung von A Muller Armack und F A v Hayek Marktwirtschaft und Ethik 4 Lit Munster 1996 ISBN 3 8258 3082 9 Friedrich Langsam Helmut Thielicke Konkretion in Predigt und Theologie Calwer Theologische Monographien C 26 Calwer Verlag Stuttgart 1996 ISBN 3 7668 3468 1 Norbert Friedrich Helmut Thielicke als Antipode der sozialen Bewegungen In Umbruche Der deutsche Protestantismus und die sozialen Bewegungen in den 1960er und 70er Jahren Gottingen 2007 ISBN 978 3 525 55748 8 S 247 261 Hans Wollschlager Helmut Thielicke Der Startheologe In Wer lehrt an deutschen Universitaten Hrsg Karlheinz Deschner Limes Wiesbaden 1968 S 9 54 Hans Wollschlager Der Startheologe In Die Gegenwart einer Illusion Diogenes Zurich 1978 ISBN 3 257 20576 7 S 49 114Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Helmut Thielicke Zitate Literatur von und uber Helmut Thielicke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Helmut Thielicke in der Deutschen Digitalen Bibliothek Andere ZeitenEinzelbelege Bearbeiten Ausserdem ausserte sich Thielicke in Verbindung mit der Euthanasie uber die leergewordenen Irrenhauser S 131 103 Er machte Aussagen wonach Juden Arier und andere prinzipiell auf ahnlicher Stufe stehen S 122 u o Thielicke selbst gibt im Vorwort Der Glaube der Christenheit S 7 an dass die damaligen Vortrage stilistisch uberarbeitet wurden weist jedoch darauf hin dass keine sachlichen Anderungen vorgenommen worden seien Auf eine Reihe von Predigten und Buchern ohne politische Bezugnahmen verweist Franz Graf Stuhlhofer Von der Grenze des Moglichen im Dritten Reich Kritik am Nationalen in der einzigartigen Predigtsammlung des Wiener Baptisten Pastors Arnold Koster In Geschichte und Gegenwart Vierteljahreshefte fur Zeitgeschichte Gesellschaftsanalyse und politische Bildung 18 1999 S 13 35 dort 18 Prominenten Graber Gerhard Besier Helmut Thielicke In Konrad Adenauer Stiftung Geschichte der CDU Prasidenten der Hochschulrektorenkonferenz Gerhard Hess Helmut Thielicke Erwin Fues Hermann Heimpel Albert Kolb Helmut Coing Gerd Tellenbach Hermann Jahrreiss Hans Leussink Julius Speer Rudolf Sieverts Walter Ruegg Hans Rumpf Gerald Grunwald Gerd Roellecke Werner Knopp Hansjurg Steinlin George Turner Theodor Berchem Hinrich Seidel Hans Uwe Erichsen Klaus Landfried Peter Gaehtgens Margret Wintermantel Horst Hippler 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