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Bei den Luftangriffen auf Stuttgart wurde wahrend des Zweiten Weltkrieges die wurttembergische Hauptstadt Stuttgart schwer getroffen Bei 53 Angriffen 1 kamen 4562 Menschen ums Leben darunter 770 Auslander von denen der grosste Teil Zwangsarbeiter waren Der schwerste Luftangriff in der Nacht des 12 September 1944 durch die britische Royal Air Force bei dem im Stuttgarter Talkessel ein Feuersturm entstand forderte 957 Opfer Skizze der Zerstorungen in der Stuttgarter InnenstadtLuftbild des zerstorten Stuttgarter Stadtzentrums Aufnahme der britischen RAF Die Angriffe wurden von Einheiten der Royal Air Force RAF und den United States Army Air Forces USAAF geflogen Speziell das Flachenbombardement ziviler Ziele Innenstadt Wohngebiete und andere durch die RAF erfolgte aufgrund der vom britischen Luftfahrtministerium Air Ministry am 14 Februar 1942 erteilten Area Bombing Directive 2 Insgesamt 39 125 Gebaude wurden zerstort oder beschadigt was 57 5 Prozent der Bausubstanz entsprach Die Innenstadt war hierbei mit einem Zerstorungsgrad von 68 Prozent der Gesamtbausubstanz am schwersten betroffen 3 Inhaltsverzeichnis 1 Strategische Bedeutung und Angriffsziele 2 Ubersicht 3 Grossangriffe im Juli und September 1944 4 Ablauf der Luftangriffe 4 1 Vorbereitung 4 2 Bombardement 5 Folgen 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 Literatur 9 EinzelnachweiseStrategische Bedeutung und Angriffsziele BearbeitenIm Grossdeutschen Reich stand Stuttgart im Mai 1939 mit uber 458 000 Einwohnern auf Rang 14 der Liste der grossten deutschen Stadte wobei Breslau und Wien mit berucksichtigt sind Die Stadt war bereits damals Standort bedeutender Industriebetriebe Vor allem die kriegswichtigen Werke von Daimler Benz und Bosch waren primare Ziele aber auch kleinere Unternehmen wie die Hirth Motorenwerke und das Karosseriewerk Reutter dienten der Rustungsproduktion Ubersicht BearbeitenDatum Schwerpunkte Opfer Angreifende Bomber25 August 1940 00 16 bis 01 24 Uhr Gaisburg Unterturkheim 4 Tote 5 Verwundete ca 202 Oktober 1940 00 28 bis 01 34 Uhr Schloss Solitude keine ca 18 November 1940 21 16 bis 24 Uhr Gaisburgstrasse Alexanderstrasse 3 Verwundete ca 205 Mai 1942 00 33 bis 02 43 Uhr Zuffenhausen Bad Cannstatt 13 Tote 37 Verwundete 120 von denen 34 die Stadt erreichten6 Mai 1942 01 51 bis 01 53 Uhr Kraherwald keine 77 Bomber von denen einer die Stadt erreichte29 August 1942 01 45 Uhr Brauerei Dinkelacker keine 122 November 1942 21 30 bis 22 45 Uhr Vaihingen Rohr Mohringen Hauptbahnhof 28 Tote 71 Verwundete 222 von denen 191 die Stadt erreichten11 Marz 1943 22 46 bis 23 50 Uhr Vaihingen sudliches Stadtgebiet Kaltental 112 Tote 386 Verwundete 314 von denen 279 die Stadt erreichten15 April 1943 00 42 bis 01 52 Uhr Bad Cannstatt Munster Muhlhausen 619 Tote 703 Verwundete 462 von denen 393 die Stadt erreichten17 April 1943 01 10 Uhr Rosenbergstrasse uber dem Rosenbergplatz 1 Toter 58 Verwundete Notwurf eines brennend absturzenden Bombers6 September 1943 10 44 bis 11 10 Uhr Kanzlei Breitscheid Falkert Rosenberg Schwabstrasse 107 Tote 165 Verwundete 1 Vermisster ca 1508 Oktober 1943 00 02 bis 00 53 Uhr Hegelplatz Liederhalle Tubinger Strasse Degerloch 101 Tote 300 Verwundete 3 Vermisste 342 Lancasters26 November 1943 20 25 bis 21 12 Uhr Bad Cannstatt Unterturkheim Daimler Benz Werke 31 Tote 156 Vermisste 178 wovon 162 die Stadt erreichten21 Februar 1944 03 57 bis 05 09 Uhr Bad Cannstatt Feuerbach 159 Tote 977 Verwundete 1 Vermisster 598 von denen 552 die Stadt erreichten25 Februar 1944 14 25 bis 15 Uhr Industriegebiet Pragstrasse 10 Tote 46 Verwundete 152 Marz 1944 02 57 bis 04 01 Uhr Innenstadt Neues Schloss Bad Cannstatt Viadukt 121 Tote 510 Verwundete 4 Vermisste 55715 16 Marz 1944 23 10 bis 00 13 Uhr Innenstadt Akademie Vaihingen Mohringen 88 Tote 203 Verwundete 86316 Juli 1944 10 09 bis 10 25 Uhr Bad Cannstatt Winterhalde Remstalbahn und Gaubahn 42 Tote 94 Verwundete ca 10021 Juli 1944 11 04 bis 11 12 Uhr Zuffenhausen Hirth Motorenwerke 31 Tote 29 Verwundete 2525 Juli 1944 01 35 bis 02 10 Uhr Stadtzentrum 884 Tote 1916 Verwundete 14 Vermisste 61426 Juli 1944 01 38 bis 02 35 Uhr Innenstadt 55028 Juli 1944 01 22 bis 01 50 Uhr Nordbahnhofgegend 30 von denen 27 die Stadt erreichten29 Juli 1944 01 48 bis 02 30 Uhr Innenstadt Feuerbach Botnang Ostheim Gablenberg 4965 September 1944 11 15 bis 11 54 Uhr Daimler Benz Werke Unterturkheim Wangen 37 Tote 70 Verwundete ca 20010 September 1944 11 21 bis 11 40 Uhr Zuffenhausen Feuerbach Stammheim 28 Tote 113 Verwundete 20012 September 1944 22 59 bis 23 30 Uhr Innenstadt westlicher Stadtteil 957 Tote 1600 Verwundete 14 Vermisste 217 von denen 211 die Stadt erreichten3 Oktober 1944 22 01 Uhr Fasanengarten bei Weilimdorf keine 1 Mosquito Schnellbomber14 Oktober 1944 04 35 bis 04 56 Uhr Zuffenhausen 2 Tote 40 Verwundete ca 319 Oktober 1944 20 25 bis 21 10 Uhr Bad Cannstatt Gaisburg 338 Tote 872 Verwundete 38 Vermisste 58320 Oktober 1944 00 55 bis 01 38 Uhr Bad Cannstatt Gaisburg siehe vorheriger Angriff5 November 1944 20 bis 20 30 Uhr Bad Cannstatt Munster 24 Tote 46 Verwundete 655 November 1944 23 32 bis 23 48 Uhr Bad Cannstatt Munster siehe vorheriger Angriff ca 10021 November 1944 19 10 bis 19 16 Uhr Sudliches Stadtgebiet 1 Toter 1 Verwundeter ca 20 bis 3026 November 1944 01 57 bis 02 08 Uhr Bad Cannstatt Bahnhof Postamt 10 Verwundete 1 bis 24 Dezember 1944 14 58 Uhr Hofen 1 Toter 2 Verwundete 19 Dezember 1944 12 25 bis 13 15 Uhr Bad Cannstatt Bahnanlagen 24 Tote 55 Verwundete ca 35011 Dezember 1944 11 51 bis 11 52 Unterturkheim 3 Tote 11 Verwundete 47 Januar 1945 21 49 Uhr Feuerbach keine unbekannt20 Januar 1945 11 50 bis 12 05 Uhr Bad Cannstatt Bahngelande Deckerstrasse 1 Toter 12 Verwundete ca 3021 Januar 1945 12 58 bis 13 Uhr Munster Hofen keine 1228 Januar 1945 20 35 bis 20 54 Uhr Feuerbach Bosch Werke 119 Tote 78 Verwundete 4 Vermisste 226 von denen 186 die Stadt erreichten28 Januar 1945 23 30 bis 23 48 Uhr Weilimdorf Botnang 376 von denen 353 die Stadt erreichten1 Februar 1945 19 37 Uhr Bad Cannstatt Flandernstrasse 13 Verwundete unbekannt12 Februar 1945 19 30 bis 19 46 Uhr Schwarenbergstrasse Bad Cannstatt 68 Tote 139 Verwundete 3 Vermisste ca 303 Marz 1945 14 32 bis 14 42 Uhr Panoramastrasse Jagerstrasse 1 Toter 1 Verwundeter 6 bis 84 Marz 1945 10 20 bis 10 28 Uhr Bad Cannstatt westlicher Stadtteil 50 Tote 135 Verwundete 3 Vermisste 30 bis 509 Marz 1945 15 02 bis 15 05 Uhr Bad Cannstatt Bahnanlagen 4 Verwundete 12 bis 1617 Marz 1945 21 02 Uhr Feuerbach Fahrionstrasse 6 Tote 11 Verwundete 125 Marz 1945 07 55 Uhr Weilimdorf keine 225 Marz 1945 13 35 bis 13 37 Uhr Stammheim Zuffenhausen 3 Tote 4 Verwundete 81 April 1945 07 17 bis 09 45 Uhr Weilimdorf 2 Tote 16 Verwundete 819 April 1945 22 12 Uhr Pragstrasse 1 Toter 7 Verwundete 1Grossangriffe im Juli und September 1944 BearbeitenDie verheerendsten Luftangriffe auf Stuttgart erfolgten im Juli und September 1944 Durchgefuhrt wurden die Angriffe durch die No 5 Bomber Group auf Befehl von Luftmarschall Arthur Harris Die britische No 5 Bomber Group war eine auf das systematische Abbrennen ziviler Flachenziele spezialisierte Einheit des britischen Bomber Command die unter anderem fur die Flachenbombardements auf Dresden Darmstadt Kassel Braunschweig Pforzheim Hamburg und Hanau verantwortlich war Die Einheit wandte eine Kombination von Spreng und Brandbomben an Diese Kombination fuhrte im militarischen Optimalfall zu einem Feuersturm Das Feuer vervielfachte dabei die Schaden der als Verursacher eingesetzten Spreng und Brandbomben 3 Ablauf der Luftangriffe BearbeitenVorbereitung Bearbeiten Die genaue Auswahl der zu bombardierenden Stadtteile wurde anhand von Luftbildern Bevolkerungsdichtekarten und Brandversicherungskatasterkarten getroffen Die Katasterkarten waren durch deutsche Feuerversicherungen bei britischen Ruckversicherungsgesellschaften vor dem Krieg hinterlegt worden Die Stuttgarter Innenstadt wurde als Kerngebiet des Angriffs ausgewahlt da hier der Holzanteil an der Gesamtbaumasse am hochsten war Damit stellte sie zum Entzunden eines Feuersturms in Stuttgart das optimale Kernzielgebiet dar Vor dem Bombardement wurde das Zielgebiet von Mosquito Schnellbombern durch rote und grune Markierungskorper sogenannte Christbaume abgegrenzt Dies wurde uberwacht durch einen in grosser Hohe fliegenden Masterbomber der uber Funk mit den Markierungsfliegern verbunden war Dann uberprufte der Masterbomber auf einer tieferen Flugbahn nochmals das Stuttgarter Zielgebiet legte die exakten Anflughohen fest und gab den Angriff frei 3 Bombardement Bearbeiten Die erste Angriffsserie vom Juli 1944 begann am 25 Juli und endete am 29 Juli 1944 Das Zielgebiet der Angriffe auf Stuttgart stellte im Wesentlichen das dichtbesiedelte Stadtzentrum in der Talkessellage insbesondere die mittelalterliche Altstadt dar Das Bombardement lief meist wie folgt ab Zuerst wurden tausende Sprengbomben sowie mehrere hundert Luftminen abgeworfen Durch die Druckwellen der Explosionen wurden die Dacher aufgerissen Danach wurden tausende Elektron Thermitstabe uber dem Zielgebiet abgeworfen die nun in die aufgerissen Dachstuhle der Hauser fielen und diese innerhalb kurzester Zeit in Vollbrand versetzten Binnen kurzer Zeit breiteten sich tausende kleinere Gebaudebrande zu einem Grossbrand aus Ob sich aus diesem ein Feuersturm entwickelt hangt insbesondere von der Gesamtwetterlage und Windrichtung ab Bei der ersten Angriffsserie gelang es den Angreifern nicht einen Feuersturm auszulosen um die Wirkung der Bomben zu multiplizieren Sie warfen bei dieser ersten Serie rund 5200 Sprengbomben und knapp 70 000 Brandbomben uber Stuttgart ab 4 Dies gelang erst beim Grossangriff am 12 September 1944 In dieser Nacht zwischen 22 59 und 23 30 Uhr warf die britische No 5 Bomber Group 75 Luftminen 4300 Sprengbomben und 180 000 Elektron Thermitstabe uber einem schmalen Areal im Gebiet der Gegend um die Hegel Holderlin und Schwabstrasse sehr zielgenau ab Das dabei entstandene Grossfeuer dehnte sich in hoher Geschwindigkeit aus Es entstand ein Feuersturm Dieser vernichtete ein funf Quadratkilometer grosses Stadtgebiet im Stuttgarter Talkessel 3 Folgen BearbeitenNeben den uber 4500 Opfern wurden bei den Angriffen 8908 Menschen verwundet 85 Personen blieben vermisst Siehe auch BearbeitenListe von Luftangriffen der Alliierten auf das Deutsche Reich 1939 1945 Brasilien Attrappe des Stuttgarter Hauptbahnhofs bei Lauffen am NeckarWeblinks BearbeitenDie Luftangriffe auf Stuttgart Multimedia Reportage der Stuttgarter Zeitung auf extra stuttgarter zeitung de abgerufen am 8 Dezember 2015 Liste aller 53 Angriffe auf schutzbauten stuttgart de abgerufen am 8 Dezember 2015 Schutzbauten Stuttgart e V Literatur BearbeitenHeinz Bardua Stuttgart im Luftkrieg Klett Verlag Stuttgart 1967 James Stern Die unsichtbaren Trummer Eine Reise im besetzten Deutschland 1945 Eichborn Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 8218 0749 0 Jorg Friedrich Der Brand Deutschland im Bombenkrieg 1940 1945 11 Auflage Propylaen Munchen 2002 ISBN 3 549 07165 5 Einzelnachweise Bearbeiten Heinz Bardua Stuttgart im Luftkrieg Klett Verlag Stuttgart 1967 S 53 Jorg Friedrich Der Brand Deutschland im Bombenkrieg 1940 1945 S 83 a b c d Jorg Friedrich Der Brand 2002 11 Auflage Ullstein Verlag Munchen S 333 338 Rudiger Bassler Hintergrundinformationen Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg Memento vom 12 Februar 2013 im Webarchivarchive today In Stuttgarter Zeitung vom 28 Oktober 2009 abgerufen am 6 Dezember 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftangriffe auf Stuttgart amp oldid 238807769