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Alfred August Arnold Muller Armack 28 Juni 1901 in Essen 16 Marz 1978 in Koln 1 war ein deutscher Nationalokonom Kultursoziologe Urheber des Begriffs und Mitbegrunder der Sozialen Marktwirtschaft Alfred Muller Armack Mitte 1961 Inhaltsverzeichnis 1 Familie und Ausbildung 2 Wirken 2 1 Politiker 2 2 Weitere Mitgliedschaften und Engagements 3 Ehrungen 3 1 Auszeichnungen 3 2 Postume Benennungen 4 Veroffentlichungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFamilie und Ausbildung BearbeitenMuller Armack war der Sohn von Hermann Justus Muller Betriebsleiter bei der Firma Krupp und dessen Frau Elise Dorothee In den 1920er Jahren fugte er seinem Namen den Geburtsnamen seiner Mutter hinzu und veroffentlichte ab 1929 unter dem Namen Muller Armack Seine Habilitation erfolgte 1926 mit der Arbeit Okonomische Theorie der Konjunkturpolitik 2 Zuvor hatte er 1923 an der Universitat zu Koln promoviert Der Titel der Arbeit lautete Das Krisenproblem in der theoretischen Sozialokonomik Versuch einer Neubegrundung der absoluten Uberproduktionslehre 2 Muller Armack heiratete 1934 Irmgard Helene Emma Fortmann Muller Armacks erste Ehe wurde nach sechs Monaten geschieden Er starb 1978 im Alter von 76 Jahren in der Kolner Universitatsklinik 1 Er liegt am Friedhof Riedering Landkreis Rosenheim in Oberbayern begraben 3 Wirken BearbeitenPolitiker Bearbeiten Anfang Mai 1933 trat Muller Armack der NSDAP bei da er hoffte das nationalsozialistische Regime konne als starker Staat eine bessere und stabilere Wirtschaftspolitik durchsetzen als die Weimarer Republik Bis 1945 blieb er zwar ein passives Parteimitglied formulierte aber in einem empathischen Pamphlet seine Hoffnungen auf die nun moglich werdende Wirtschaftsordnung 4 Im selben Jahr 1933 veroffentlichte er seine Schrift Staatsidee und Wirtschaftsordnung im Neuen Reich die dem Nationalsozialismus ideologisch nahestand 1940 wurde er ordentlicher Professor und geschaftsfuhrender Direktor des Instituts fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften der Westfalischen Wilhelms Universitat Munster wo er Beratungsaufgaben fur das NS Regime und die Wehrmacht ubernahm 5 Als 25 Jahriger war er der jungste Dozent 1934 der jungste ausserordentliche Professor an der Universitat zu Koln 2 Eine Neuauflage seines Buch Staatsidee wurde 1935 von den nationalsozialistischen Machthabern abgelehnt 2 In vertraulichen Gesprachskreisen der Wirtschaft in denen man nicht unbedingt vom Endsieg des Deutschen Reiches ausging und wo er auch auf Ludwig Erhard traf arbeitete er an Konzepten fur eine Wirtschaftsordnung nach dem Krieg Ab 1943 wirkte er in Vreden Ellewick wohin seine Forschungsstelle fur Allgemeine und Textile Marktwirtschaft ausgelagert worden war Mit seiner Studie Das Jahrhundert ohne Gott versuchte er 1948 eine religionssoziologische Deutung des Nationalsozialismus den er ruckblickend als Ersatzreligion in einer Zeit des Glaubensabfalls ansah Nach dem Zweiten Weltkrieg trat er der CDU bei und entwarf 1946 in seinem Buch Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft erschienen 1947 die Idee und den Begriff der Sozialen Marktwirtschaft dabei schrieb er sozial stets mit grossem S als einer mit sozialer Gerechtigkeit in einem komplementaren Verhaltnis stehenden Marktwirtschaft 6 1950 wechselte er als ordentlicher Professor fur Wirtschaftliche Staatswissenschaften an die Universitat zu Koln und grundete im selben Jahr gemeinsam mit Franz Greiss als unabhangiges wirtschaftswissenschaftliches Forschungsinstitut das Institut fur Wirtschaftspolitik an der Universitat zu Koln Ab 1952 arbeitete er im Wirtschaftsministerium unter Ludwig Erhard als Leiter der Grundsatzabteilung Bei seiner theoretischen und praktischen Weiterentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft erweiterte er auch erheblich die Gedankenwelt Ludwig Erhards und der Ordoliberalen 7 Die Wettbewerbsordnung der Freiburger Schule erganzte er um die soziale Sicherheit Beide Dinge gehoren absolut in der Sozialen Marktwirtschaft in eine gemeinsame Strukturformel 8 Von 1958 bis 1963 war er Staatssekretar fur Europaische Angelegenheiten Muller Armack war sowohl vom Soziologischen Neoliberalismus und der Freiburger Schule als auch von der christlichen Soziallehre beeinflusst 9 Als 1963 die Verhandlung fur den Beitritt des Vereinigten Konigreichs zur EWG scheiterten bot Muller Armack seinen Rucktritt an Dennoch blieb er bis zum Regierungswechsel Mitte Oktober 1963 im Amt 2 Danach nahm er seine Lehrtatigkeit an der Universitat zu Koln als Honorarprofessor wieder auf 1970 wurde Muller Armack emeritiert Aus der Politik zog er sich weitgehend zuruck war aber von 1964 bis 1969 Stadtverordneter in Koln fur die CDU 2 Von 1964 bis 1968 war er zusammen mit Franz Thedieck Vorsitzender der Konrad Adenauer Stiftung Nach dem Tode Ludwig Erhards wurde er dessen Nachfolger in der Ludwig Erhard Stiftung 2 Weitere Mitgliedschaften und Engagements Bearbeiten Bis August 1977 war Muller Armack ausserdem Mitglied im Verwaltungsrat der Europaischen Investitionsbank Eine vergleichbare Position hatte er bei den Rheinischen Stahlwerken inne wo er von 1965 bis 1969 Vorsitzender des Aufsichtsrats war 2 1971 veroffentlichte er seine Erinnerungen unter dem Titel Auf dem Weg nach Europa Ehrungen BearbeitenAuszeichnungen Bearbeiten 1972 erhielt Muller Armack den Ernst Hellmut Vits Preis der Westfalischen Wilhelms Universitat WWU in Munster 1976 wurde er mit der Alexander Rustow Plakette ausgezeichnet Im Gegensatz zu Erhard hielt er noch bis zu seinem Tode 1978 daran fest dass das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft mit der realen Wirtschaftsordnung ubereinstimme Das Stilprinzip der Sozialen Marktwirtschaft ist einer permanenten Abwandlung zuganglich Ich erinnere an die Sparforderung an die weiterzufuhrenden Ansatze der Vermogenspolitik an die dynamische Rentenformel an das Betriebsverfassungsgesetz und alles was sich daran anschloss Alfred Muller Armack Die Grundformel der Sozialen Marktwirtschaft in Ludwig Erhard Stiftung Hrsg Symposion I Soziale Marktwirtschaft als nationale und internationale Ordnung Bonn 1978 S 13 Postume Benennungen Bearbeiten Seit 2016 verleiht die Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft eine Verdienstmedaille in Erinnerung an Muller Armack 10 Der grosste Horsaal im WiSo Gebaude der Universitat zu Koln der Horsaal I tragt den Namen Muller Armack Horsaal Das Berufskolleg Koln Zollstock tragt den Namen Alfred Muller Armack Berufskolleg kurz AMA Berufskolleg Koln Im Kolner Stadtteil Weiss ist die Muller Armack Strasse nach ihm benannt Die Universitat Munster hat seit 2002 den Muller Armack Preis an herausragende Absolventen des Studiengangs Volkswirtschaftslehre vergeben 11 Veroffentlichungen BearbeitenEntwicklungsgesetze des Kapitalismus Okonomische geschichtstheoretische und soziologische Studien zur modernen Wirtschaftsverfassung Junker amp Dunnhaupt Berlin 1932 Staatsidee und Wirtschaftsordnung im Neuen Reich Junker amp Dunnhaupt Berlin 1933 Genealogie der Wirtschaftsstile Die geistesgeschichtlichen Ursprunge der Staats und Wirtschaftsformen bis zum Ausgang des 18 Jahrhunderts Kohlhammer Stuttgart 1941 Zur Diagnose unserer wirtschaftlichen Lage Kuster Bielefeld 1947 Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft Verlag fur Wirtschaft und Sozialpolitik Hamburg 1947 Kastell Munchen 1990 ISBN 3 924592 28 4 auch in Wirtschaftsordnung und Wirtschaftspolitik enthalten Thomas Strobl Soziale Marktwirtschaft Okonomie als Instrument nicht als Selbstzweck In Frankfurter Allgemeine Zeitung 11 April 2009 Rezension Das Jahrhundert ohne Gott Zur Kultursoziologie unserer Zeit Regensberg Munster 1948 Schmitt Siegburg 2004 ISBN 3 87710 324 3 Diagnose unserer Gegenwart Zur Bestimmung unseres geistesgeschichtlichen Standorts Bertelsmann Gutersloh 1949 2 erweiterte Auflage Haupt Bern Stuttgart 1981 ISBN 3 258 03023 5 Religion und Wirtschaft Geistesgeschichtliche Hintergrunde unserer europaischen Lebensform Kohlhammer Stuttgart 1959 Haupt Bern Stuttgart 1981 ISBN 3 258 03024 3 Studien zur sozialen Marktwirtschaft Institut fur Wirtschaftspolitik an der Universitat Koln 1960 Wirtschaftsordnung und Wirtschaftspolitik Studien und Konzepte zur sozialen Marktwirtschaft und zur europaischen Integration Rombach Freiburg 1966 Haupt Bern Stuttgart 1976 ISBN 3 258 02515 0 Wirtschafts und Finanzpolitik im Zeichen der sozialen Marktwirtschaft Festgabe fur Franz Etzel Seewald Stuttgart 1967 Auf dem Weg nach Europa Erinnerungen und Ausblicke Wunderlich Tubingen 1971 ISBN 3 8052 0202 4 Genealogie der Sozialen Marktwirtschaft Fruhschriften und weiterfuhrende Konzepte Haupt Bern Stuttgart 1974 ISBN 3 258 01198 2 2 erweiterte Auflage ebd 1981 ISBN 3 258 03025 1 versammelt Fruhschriften 1945 1948 ausser Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft sowie Beitrage zu den geistigen Grundlagen und zur Fortentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft von 1953 bis 1973 Die zentrale Frage der Forschung Die Einheit von Geistes und Naturwissenschaften In ORDO Bd 28 1975 S 13 23 Die Grundformel der Sozialen Marktwirtschaft In Ludwig Erhard Stiftung Hrsg Symposion I Soziale Marktwirtschaft als nationale und internationale Ordnung Verlag Bonn Aktuell Bonn 1978 S 9 18 Literatur BearbeitenDaniel Dietzfelbinger Soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftsstil Alfred Muller Armacks Lebenswerk Kaiser Gutersloh 1998 ISBN 3 579 02617 8 Daniel Dietzfelbinger Von der Religionssoziologie zur Sozialen Marktwirtschaft Leben und Werk Alfred Muller Armacks In Hanns Seidel Stiftung Hrsg Politische Studien 373 51 Jahrgang September Oktober 2000 S 85 99 PDF Christoph Holtwisch Red Die Soziale Marktwirtschaft Made in Vreden Beitrage des Heimatvereins Vreden zur Landes und Volkskunde Band 99 Vreden 2019 ISBN 3 926627 79 4 mit Beitragen von u a Daniel Dietzfelbinger Markus Langen Markus Pieper Albrecht Ritschl und Franz Schoser Rolf Kowitz Alfred Muller Armack Wirtschaftspolitik als Berufung Zur Entstehungsgeschichte der Sozialen Marktwirtschaft und dem politischen Wirken des Hochschullehrers Deutscher Instituts Verlag Koln 1998 ISBN 3 602 14440 2 Bernhard Loffler Soziale Marktwirtschaft und administrative Praxis Das Bundeswirtschaftsministerium unter Ludwig Erhard Steiner Stuttgart 2002 ISBN 3 515 07940 8 Andreas Muller Armack Muller Armack Alfred In Neue Deutsche Biographie NDB Band 18 Duncker amp Humblot Berlin 1997 ISBN 3 428 00199 0 S 487 f Digitalisat Friedrun Quaas Soziale Marktwirtschaft Wirklichkeit und Verfremdung eines Konzepts Haupt Bern Stuttgart Wien 2000 ISBN 3 258 06012 6 Bertram Schefold Vom Interventionsstaat zur sozialen Marktwirtschaft Der Weg Alfred Muller Armacks Verlag Wirtschaft und Finanzen Dusseldorf 1999 ISBN 3 87881 135 7 Hans Willgerodt Alfred Muller Armack Der Schopfer des Begriffs Soziale Marktwirtschaft In Zeitschrift fur Wirtschaftspolitik Jg 50 2001 Heft 3 S 253 277 PDF Memento vom 10 Juni 2007 im Internet Archive Matthias Zimmer Person und Ordnung Einfuhrung in die Soziale Marktwirtschaft Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2020 ISBN 978 3 451 39984 8 Seite 16 40 43Fest und Gedenkschriften Franz Greiss Fritz W Meyer Hrsg Wirtschaft Gesellschaft und Kultur Festgabe fur Alfred Muller Armack Duncker amp Humblot Berlin 1961 Fritz W Meyer Hans Willgerodt Hrsg Beitrage zur Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft Festgabe fur Alfred Muller Armack Institut fur Wirtschaftspolitik an der Universitat Koln 1966 Christian Watrin Hans Willgerodt Hrsg Widerspruche der Kapitalismuskritik Festschriften zum 75 Geburtstag von Alfred Muller Armack Haupt Bern Stuttgart 1976 ISBN 3 258 02567 3 Ludwig Erhard Stiftung Hrsg Europa als Wertegemeinschaft Wege und Irrwege Zum 100 Geburtstag von Alfred Muller Armack Sinus Verlag Krefeld 2002 ISBN 3 88289 419 9 Claus Hecking Agenda Soziale Marktwirtschaft aus der Klosterzelle Memento vom 25 Februar 2007 imInternet Archive Eine Spurensuche In Financial Times Deutschland 23 Februar 2007Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alfred Muller Armack Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Alfred Muller Armack im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Irmgard Zundorf Alfred Muller Armack Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Silvio Schmidt Alfred Muller Armack Nationalokonom und Soziologe Memento vom 9 November 2005 im Internet Archive PDF 50 kB Kurzdarstellung auf der Website der Universitat Frankfurt Malte Lindner Alfred Muller Armack Aufhebung eines naturlichen Trade Offs oder Die Soziale Marktwirtschaft ECOCHRON WebSuite zur Geschichte der WirtschaftstheorieEinzelnachweise Bearbeiten a b Sterbeurkunde Nr 2851 vom 20 Marz 1978 Standesamt Koln In LAV NRW R Personenstandsregister Archiviert vom Original am 28 Juni 2018 abgerufen am 28 Juni 2018 a b c d e f g h Markus Lingen Alfred Muller Armack in Die Soziale Marktwirtschaft Made in Vreden Beitrage des Heimatvereins Vreden zur Landes und Volkskunde Band 99 S 175 ff ISBN 3 926627 79 4 Klaus Nerger Online Verzeichnis der Grabstatten beruhmter Verstorbener Nina Streeck Alfred Muller Armack 1901 1978 Nationalokonom Landschaftsverband Rheinland 2010 Ralf Ptak Vom Ordoliberalismus zur sozialen Marktwirtschaft Stationen des Neoliberalismus in Deutschland Leske und Budrich Opladen 2003 ISBN 3 8100 4111 4 Friedrun Quaas Soziale Marktwirtschaft Wirklichkeit und Verfremdung eines Konzepts Haupt Bern 2000 S 55 Otto Schlecht Grundlagen und Perspektiven der Sozialen Marktwirtschaft J C B Mohr 1990 ISBN 3 16 145690 4 S 13 Alfred Muller Armack Die Grundformel der Sozialen Marktwirtschaft In Ludwig Erhard Stiftung Hrsg Symposion I Soziale Marktwirtschaft als nationale und internationale Ordnung Bonn aktuell Bonn 1978 S 9 21 hier S 12 Daniel Dietzfelbinger Von der Religionssoziologie zur Sozialen Marktwirtschaft Leben und Werk Alfred Muller Armacks In Hanns Seidel Stiftung Hrsg Politische Studien 373 51 Jahrgang September Oktober 2000 S 85 99 Alfred Muller Armack Verdienstmedaille Memento vom 25 September 2018 im Internet Archive Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft abgerufen am 26 September 2018 Nina Streeck Alfred Muller Armack In Internetportal Rheinische Geschichte abgerufen am 12 April 2023Vorsitzende der Konrad Adenauer Stiftung Bruno Heck Arnold Bergstraesser Alfred Muller Armack Franz Thedieck Bruno Heck Bernhard Vogel Gunter Rinsche Bernhard Vogel Hans Gert Pottering Norbert Lammert Normdaten Person GND 118585282 lobid OGND AKS LCCN n82000946 VIAF 41968618 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Muller Armack AlfredALTERNATIVNAMEN Muller Armack Alfred August Arnold vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Nationalokonom KultursoziologeGEBURTSDATUM 28 Juni 1901GEBURTSORT EssenSTERBEDATUM 16 Marz 1978STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Muller Armack amp oldid 238497163