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Die Haselmaus Muscardinus avellanarius ist ein mausahnliches nachtaktives Nagetier aus der Familie der Bilche Gliridae HaselmausHaselmausSystematikOrdnung Nagetiere Rodentia Unterordnung Hornchenverwandte Sciuromorpha Familie Bilche Gliridae Unterfamilie LeithiinaeGattung HaselmauseArt HaselmausWissenschaftlicher Name der GattungMuscardinusKaup 1829Wissenschaftlicher Name der ArtMuscardinus avellanarius Linnaeus 1758 Sie wurde durch die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild und die Deutsche Wildtier Stiftung als Tier des Jahres 2017 in Deutschland 1 2 und durch den Naturschutzbund Osterreich zum Tier des Jahres 2023 in Osterreich 3 ausgewahlt Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensraum 3 Verbreitung 4 Lebensweise 5 Tagestorpor 6 Fressfeinde 7 Systematik 8 Gefahrdung und Schutz 9 Die Haselmaus in der Literatur 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenHaselmause erreichen eine Kopf Rumpf Lange von 6 5 bis 9 1 Zentimeter haben einen 5 7 bis 8 6 Zentimeter langen Schwanz 9 bis 14 6 Millimeter hohe Ohren und eine Hinterfusslange von 14 2 bis 17 8 Millimeter Die Schwanzlange nimmt damit etwa 11 der Kopf Rumpf Lange ein Das Gewicht ausgewachsener Exemplare liegt im Sommer bei 17 bis 19 Gramm Vor dem Winterschlaf wiegen sie aber mehr als 30 Gramm Das Ruckenfell der Haselmaus variiert von grau uber sandgelb bis hin zu goldfarben mit fortschreitendem Alter andert sich der Farbton Die Farbe des Schwanzes entspricht der des Ruckenpelzes die Unterseite ist jedoch heller Das Bauchfell ist hellgelb ockerfarben oder gelblich grau Kehle und Brust zeigen je einen weissen Fleck der sich in einem schmalen Streifen bis zum Bauch hinunterzieht Der Schwanz ist behaart und buschig Einige Exemplare haben weisse Schwanzspitzen Der Karyotyp ist 2n 46 Weibchen haben vier Zitzen 4 Haselmause werden in freier Wildbahn 3 bis 4 Jahre alt und sind mit einem Jahr geschlechtsreif Lebensraum Bearbeiten nbsp Haselmaus wahrend des Winterschlafes nbsp Verbreitung der HaselmausAls Lebensraum bevorzugt die Haselmaus dichte Gebusche Hecken breite Waldsaume und Mischwalder mit reichem Unterwuchs Sie kommt dort bis in Hohenlagen von etwa 2000 Metern in subalpinen Bergkiefernwaldern vor Eine grosse Vielfalt an Baum und Straucharten ist ein wichtiger Faktor fur die Lebensraumqualitat der Haselmaus Dabei bevorzugt sie fruhe Sukzessionsstadien der Geholzvegetation die in regenerierenden Kahlschlag und Niederholzgebieten zu finden sind In dem dichten einander durchwachsendem Unterholz sind die Nester sicher vor Raubtieren und die Vegetationsvielfalt bietet ausreichend Nahrung in Nahe der Nistplatze 4 Besonders beliebt sind Haselstraucher Corylus avellana und Brombeerhecken Haselmause scheinen allerdings recht anpassungsfahig und larmtolerant zu sein wurden doch schon Tiere und Nester in mit Buschen bepflanzten Trennstreifen von Autobahnen gefunden Verbreitung BearbeitenDas grosse Verbreitungsgebiet der Haselmaus erstreckt sich uber fast ganz Europa mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel Sudfrankreichs der nordlichen britischen Inseln und Skandinaviens Im Osten erstreckt sich das Vorkommen bis nach Russland 5 Jedoch ist die Verbreitung oft nur luckenhaft oder regional begrenzt 6 Lebensweise BearbeitenTagsuber schlaft die Haselmaus in ihrem etwa faustgrossen kugelformigen Kobel genannten Nest das sie meist aus Grasspreiten Laubblattern und anderem geeigneten bzw in der direkten Umgebung verfugbaren Material baut und in Buschen und Baumen aufhangt Oft benutzt sie auch Nisthohlen und Nistkasten In der Zeit von Mai bis Ende Oktober streift sie nachts umher und ernahrt sich von Knospen Samen Beeren Insekten Vogeleiern kleinen wirbellosen Tieren Walnussen und Haselnussen Sie gehort somit zu den Allesfressern Zum Winterschlaf saisonal beginnend fruhestens ab Oktober bis Ende April nutzt die Haselmaus Nester die sie am Boden in der Vegetation im Laub oder Reisig zwischen Wurzeln an Baumstumpfen in Baumlochern 7 oder in frostsicheren Erdhohlen anlegt Dabei reduziert sich ihre Korpertemperatur deutlich Das Weibchen wirft ein bis zweimal im Jahr zwei bis funf Junge die in einem etwas grosseren Nest bis zu ihrer Unabhangigkeit die etwa 40 Tage nach der Geburt beginnt bei der Mutter bleiben Zum Saugen besitzt das Haselmausweibchen vier Paar Zitzen an denen die Jungen etwa einen Monat saugen Die Tragzeit betragt etwa 22 bis 24 Tage 8 Die Haselmaus ist ein hervorragender Kletterer der sich auch auf den dunnsten Zweigen wohl fuhlt und die meiste Zeit in den Baumen lebt Dabei benutzt sie zum Teil die Hangeltechnik der Affen um sich fortzubewegen Das Revier der Haselmaus das sie mit Urin und Sekreten aus den Analdrusen markiert Wirbeltierpheromone hat einen Radius von etwa 150 bis 200 Metern Wird die Haselmaus von zum Beispiel einem Rauber am Schwanz gepackt kann sie ihre Schwanzhaut abstreifen und auf diese Weise entkommen Autotomie Der ubrige nackte Teil der Wirbelsaule vertrocknet und fallt schliesslich ab oder wird von der Haselmaus abgenagt Anders als bei Eidechsen kann der Schwanz nicht regeneriert werden am Stummel wachsen jedoch buschige Haare nach 5 Tagestorpor BearbeitenUm Energie zu sparen ist die Haselmaus in der Lage tagsuber fur einige Stunden in einen Torpor zu fallen Es ist ein Zustand vorubergehender Dormanz in dem die Haselmaus in eine Starre verfallt und sich nicht bewegen kann Die Stoffwechselvorgange werden verlangsamt und die Korpertemperatur sinkt auf ungefahr 32 Grad Celsius Dieser Zustand tritt vor allem bei ungunstigen Witterungsbedingungen niedriger Temperatur oder Nahrungsmangel auf Die Haselmaus befindet sich wahrenddessen meist zusammengerollt in ihrem Nest 5 Fressfeinde BearbeitenHauptfeinde sind Rotfuchs Mauswiesel und das Hermelin Weitere Feinde sind Greifvogel und Eulen etwa die Schleiereule und der Waldkauz Da sie sich nicht verteidigen konnen sind Haselmause Fluchttiere Wahrend des Winterschlafs werden sie gelegentlich von Wildschweinen ausgegraben und gefressen Systematik Bearbeiten nbsp Haselmaus Foto aus der italienischen Region AbruzzenIhren ersten wissenschaftlichen Namen erhielt die Haselmaus 1758 durch den schwedischen Naturforscher Carl von Linne der ihr in seiner Systema Naturae die Bezeichnung Mus avellanarius gab und damit den Mausen Mus zuordnete Die Gattungsbezeichnung Muscardinus wurde 1829 durch den deutschen Zoologen Johann Jakob Kaup eingefuhrt Die Gattung Muscardinus gehort zur Familie der Bilche Gliridae Genetischen Analysen zufolge verbergen sich hinter der wissenschaftlichen Bezeichnung Muscardinus avellanarius zwei Kryptospezies eine westliche in Frankreich Italien der Westschweiz und dem deutschen Rheinland und eine ostliche in Mittel und Nordeuropa auf der Balkanhalbinsel und in der nordlichen Turkei Die beiden Linien haben sich schatzungsweise vor ca 7 Millionen Jahren im spaten Miozan voneinander getrennt Die Verbreitungsgrenze der beiden Populationsgruppen verlauft diagonal durch Mitteleuropa 9 Gefahrdung und Schutz BearbeitenDie Haselmaus wird in der weltweiten Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN in der Kategorie Least concern also als nicht bedroht aufgefuhrt 10 Durch die Zerstorung und Zerstuckelung der Lebensraume ist sie im nordlichen Europa England und Wales Schweden Deutschland Danemark jedoch seltener geworden Beispielsweise ist ihre Zahl in England und Wales im Zeitraum 2000 bis 2016 um ein Drittel zuruckgegangen 11 Die Haselmaus ist in den EU Mitgliedstaaten in Anhang IV der FFH Richtlinie gelistet Es besteht strenger Artenschutz gemass Artikel 12 14 15 und 16 der Richtlinie wie fur alle in Anhang IV gelistete Arten Die Haselmaus in der Literatur BearbeitenEin offenbar narkoleptischer Bilch im Original dormouse spielt eine prominente Rolle bei der verruckten Teeparty in Lewis Carrolls Alice im Wunderland Auch wenn dieser in deutschen Fassungen teilweise zum Murmeltier oder zur Schlafmaus wird ist anzunehmen dass die zum Torpor neigende Haselmaus tatsachlich der Bilch war der Lewis Caroll im Sinn lag nbsp Haselmausstube zur Bestandsaufnahme einer ortlichen PopulationIm Buch Das Tierhauschen geschrieben vom russischen Dichter Samuil Marschak ist eine Haselmaus einer der Protagonisten Innerhalb der Serie Junge Wildtiere gab die Deutsche Post AG mit dem Erstausgabetag 3 September 2020 eine Sonderbriefmarke im Nennwert von 95 Eurocent mit einem Abbild der Haselmaus heraus Der Entwurf stammt von der Grafikerin Jennifer Dengler aus Bonn Literatur BearbeitenRimvydas Juskaitis Sven Buchner Die Haselmaus Muscardinus avellanarius Die Neue Brehm Bucherei Band 670 Westarp Wissenschaften Hohenwarsleben 2010 ISBN 978 3 89432 918 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Haselmaus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Haselmaus Muscardinus avellanarius Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Muscardinus avellanarius in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN Haselmaus Kletterkunstler in der Strauchschicht Deutsche Wildtier Stiftung Die grosse Nussjagd eine umweltpadagogische Aktion mit dem Ziel der Kartierung von Haselmausen Haselmausfotos fokus natur de Haselmaus beim Bundeln von Nistmaterial Video Institut fur den Wissenschaftlichen Film 1985 5 09 Min Einzelnachweise Bearbeiten Haselmaus Eine Fake Maus ist Tier des Jahres 2017 welt de 19 Dezember 2016 Tier des Jahres 2017 die scheue Haselmaus Deutsche Wildtier Stiftung Die Tiere des Jahres 2023 orf at 1 Feber 2023 a b Don E Wilson Thomas E Lacher Jr amp Russell A Mittermeier 2016 Gliridae S 838 889 in Handbook of the Mammals of the World Volume 6 Lagomorphs and Rodents I Barcelona Lynx Edicions S 854 a b c Rimvydas Juskaitis Sven Buchner Die Haselmaus Muscardinus avellanarius Westarp Wissenschaften Hohenwarsleben 2010 ISBN 978 3 89432 918 1 S 181 Steckbrief Haselmaus NABU Thuringen Abgerufen am 4 Marz 2020 Merkblatt Berucksichtigung der Haselmaus bei Vorhaben PDF Landesamt fur Landwirtschaft Umwelt und Landliche Raume Schleswig Holstein Oktober 2018 abgerufen am 9 Februar 2020 Haselmaus world of animals de Alice Mouton et al Evolutionary history and species delimitations a case study of the hazel dormouse Muscardinus avellanarius In Conservation Genetics Band 18 Heft 1 Februar 2017 DOI 10 1007 s10592 016 0892 8 S 181 196 Muscardinus avellanarius in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2006 Eingestellt von Tchabovsky 1996 Abgerufen am 11 Mai 2006 Jessica Aldred Britain s dormice have declined by a third since 2000 report shows The Guardian 9 September 2016 Tier des Jahres in Deutschland Fledermaus 1992 Wildkatze 1993 Rotwild 1994 Apollofalter 1995 Feldhamster 1996 Alpensteinbock 1997 Unke 1998 Fischotter 1999 Askulapnatter 2000 Feldhase 2001 Rotwild 2002 Wolf 2003 Siebenschlafer 2004 Braunbar 2005 Seehund 2006 Elch 2007 Wisent 2008 Braunbrustigel 2009 Dachs 2010 Eurasischer Luchs 2011 Gamse 2012 Mauswiesel 2013 Wisent 2014 Feldhase 2015 Feldhamster 2016 Haselmaus 2017 Wildkatze 2018 Reh 2019 Maulwurf 2020 Fischotter 2021 Gewohnlicher Schweinswal 2022 Gartenschlafer 2023 Tier des Jahres in Osterreich Dachs 2010 Luchs 2011 2012 2014 Feldhase 2015 Biber 2016 Wolf 2017 Igel 2018 Wildkatze 2019 Maulwurf 2020 Siebenschlafer 2021 Luchs 2022 Haselmaus 2023 Normdaten Sachbegriff GND 4159193 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haselmaus amp oldid 238394825