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37 505833333333 33 069444444444 Koordinaten 37 30 21 N 33 4 10 OKizildag Felsnadel mit Relief Photo von Gertrude Bell 1909Das Felsrelief am Kizildag ist ein spathethitisches Relief in der Sudturkei Dazu gehoren drei Felsinschriften in luwischen Hieroglyphen sowie ein etwa 150 Meter entfernter Kultplatz mit einer weiteren Inschrift Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Beschreibung 3 1 Felsnadel 3 2 Stufenaltar 3 3 Stele 4 Datierung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenIm Suden der heutigen Turkei lag zur Zeit des hethitischen Grossreichs die zeitweise zum Reich gehorende Region Tarḫuntassa deren Herrscher sich als Grosskonige bezeichneten Auf dem Gebiet von Tarḫuntassa entstand nach dem Zusammenbruch des Grossreichs im 12 Jahrhundert v Chr das neo hethitische Konigreich Tabal dessen Herrscher Hartapu war der sich ebenfalls als Grosskonig titulierte Ihm werden die Felsreliefs beziehungsweise inschriften von Burunkaya Karadag und Kizildag zugerechnet Das Massiv des erloschenen Vulkans Karadag liegt etwa 25 Kilometer nordlich der heutigen Provinzhauptstadt Karaman Auf einem seiner Gipfel dem Mahalic Tepesi findet sich die Karadag Inschrift Nochmals 15 Kilometer nordlich im Bezirk Cumra der Provinz Konya ragt aus der Ebene zwischen den meist ausgetrockneten Seen Acigol und Hotamis Golu beim Dorf Adakale ein Felskegel empor der 1140 Meter hohe Kizildag nicht identisch mit dem Kizildag bei Madensehri Binbirkilise einem Parasitarvulkan des Karadag An seiner Westflanke steht auf etwa halber Hohe eine einzelne Felsnadel mit einem heute zum Teil zerstorten Plateau an der das Relief mit den drei Inschriften Kizildag 1 2 und 3 eingraviert ist Etwa 150 Meter sudostlich befindet sich in Sichtweite eine altarartig bearbeitete Steinformation mit der Inschrift Kizildag 4 Von beiden Stellen aus besteht Sichtverbindung zum Kultplatz mit der Inschrift auf dem Karadag Forschungsgeschichte BearbeitenDie Werke wurden am 8 Juni 1907 von William Ramsay auf seiner Turkeireise mit Gertrude Bell entdeckt und von beiden dokumentiert und 1909 publiziert 1 Ihnen folgten bis heute zahlreiche Forscher Veroffentlichungen erschienen unter anderem von Hans Gustav Guterbock 1939 2 Sedat Alp 1965 3 und Hatice Gonnet 1981 4 John David Hawkins nahm die Inschrift 2000 in sein Corpus of Hieroglyphic Luwian Inscriptions auf Horst Ehringhaus beschrieb das Monument schliesslich 2014 in seiner Sammlung spathethitischer Felsreliefs und inschriften Beschreibung Bearbeiten nbsp Felsrelief mit Inschrift 1 und Umzeichnung von Ramsay und Bell nbsp Inschrift 3 Photo Ramsay BellFelsnadel Bearbeiten Das Plateau an der Felsnadel bildet mit einem senkrecht darauf stehenden Felsen ein Gebilde das Ramsay folgend allgemein als Thron bezeichnet wird Die aufrechtstehende Lehne tragt nach Sudwesten das Relief und die Inschrift Kizildag 1 Abgebildet ist eine auf einem Thron sitzende Gestalt die nach rechts aufwarts in Richtung auf den spater beschriebenen Altar blickt Das etwa mannshohe Relief ist als Strichzeichnung ausgefuhrt aber nicht geritzt sondern mit feinen Meisselschlagen in den Stein geschlagen Der Thron ist als Holzkonstruktion mit hoher Ruckenlehne dargestellt das Seitenteil weist vier gefullte Facher auf darunter ein vermutlich offenes Fach Die Fusse ruhen auf einer Fussbank Von hethitischen Herrschern der Grossreichszeit sind im Gegensatz zu assyrischen Darstellungen keine Thronbilder bekannt allerdings besteht grosse Ahnlichkeit mit einer Darstellung auf dem Orthostaten SVr 3 am Karatepe 5 Auch das ab dem 9 Jahrhundert v Chr bekannte Hieroglyphenzeichen fur Thron Sitz nbsp THRONUS ist mit der Abbildung vergleichbar Der Konig tragt eine hohe Kopfbedeckung die einer Tiara ahnelt Das Gesicht ist bartig unter der Mutze tritt an der Stirn und im Nacken das Haar hervor das hinten zusammengebunden ist Sowohl Haar als auch Barttracht zeigen assyrische Einflusse Gleiches gilt fur das lange Gewand dessen unterer Rand mit Fransen besetzt ist Die rechte auf der Seitenlehne ruhende Hand halt eine flache Trinkschale die linke ist vorgestreckt und halt einen Herrscherstab Vor dem Haupt ist die Inschrift als Hochrelief ausgearbeitet Sie ist 0 28 Meter hoch und 0 33 Meter breit und nennt den Namen des Abgebildeten Hartapu Ḫa ta pu sa mit dem beidseitigen Zeichen fur Grosskonig nbsp MAGNUS REX allerdings ohne die daruber liegende Flugelsonne Vom Sudende der Plattform sind grosse Teile weggebrochen vermutlich verursacht durch Sprengungen von Schatzsuchern Dort befanden sich die Inschriften Kizildag 2 und 3 Inschrift 2 war flach auf der Oberflache angebracht Inschrift 3 senkrecht auf der sudlichen 2 50 Meter hohen Stirnseite des Plateaus Kizildag 2 besteht wie Kizildag 1 aus dem Namen und dem Titel des Grosskonigs hier von einer Flugelsonne uberwolbt Daruber finden sich wenige Zeichen die nicht alle klar lesbar sind Es wird der Wettergott Tarhunza erwahnt wahrscheinlich handelt es sich um eine Widmung an diesen Die Inschrift liegt heute kopfuber im abfallenden Gelande Kizildag 3 die langste der drei Schriften ist 0 80 Meter breit und 1 40 Meter hoch Sie hat als einzige einen erzahlenden Teil und enthalt neben Name Titulatur und Widmung die Abstammung Hartapus Dem Tarhunza Die Majestat Hartapu Grosskonig 2 Mursilis des Grosskonigs des Helden 3 Sohn Die Stadt hier hat er erbaut Lange Zeit wurde in der Forschung allgemein davon ausgegangen dass es sich bei dem Vater um Mursili III handelt was Hartapu ins fruhe 12 Jahrhundert v Chr datieren wurde Seit der Entdeckung der Stele von Turkmen Karahoyuk einer weiteren Inschrift Hartapus wird er dagegen ins 8 Jahrhundert v Chr datiert 6 Die Inschrift ist heute verloren moglicherweise liegen Fragmente davon im Schutt des Abhangs Beide Inschriften sind wie das Relief mit sauberen Meisselschlagen eingraviert Stufenaltar Bearbeiten nbsp Inschrift 4Etwa 150 Meter sudostlich der Felsnadel liegt am Hang des Gipfelplateaus der sogenannte Stufenalter Vom Sudende der Plattform des Reliefs besteht Sichtverbindung zum Altar und der Inschrift Kizildag 4 Die Struktur besteht aus drei Teilen In der Mitte liegen mehrere in den Fels gearbeitete Stufen links davon ein 1 20 Meter hoher in Form eines Sitzes bearbeiteter Steinblock und rechts der Stein mit der Inschrift Der Entdecker Ramsay hielt die Stufen fur den Beginn eines Aufgangs zu einer daruber vermuteten Festung Ahnlich interpretierte Guterbock das Bauwerk Gonnet dagegen deutet die Anlage als Kultaltar worin ihr Ehringhaus beipflichtet Eine keilschriftliche Liturgieanweisung aus hethitischer Zeit beschreibt derartige Kultstatten wobei die Stufen ebenso wie der Sitz als Ablageflache fur Opfergaben in Form von Brot und Fleisch dienten Dazu passen Schalen auf einem weiteren Felsblock die wohl zur Libation genutzt wurden Dieser Block lag auf dem Inschriftenstein ist heute herabgefallen aber in Teilen noch im Geroll erhalten Ahnliche Altare sind aus phrygischer Zeit bekannt aber auch die Stufen vor den Gotterreliefs im Heiligtum von Yazilikaya hatten diese Funktion Die zweizeilige Inschrift Kizildag 4 ist wiederum im Hochrelief ausgefuhrt die Zeilen sind durch erhabene Zeilentrenner begrenzt Die obere Zeile enthalt ungewohnlicherweise zentriert die bekannte Namenskartusche Hartapus mit Titulatur und Abstammung In der unteren Zeile gibt der Ersteller eine Beschreibung von Feldzugen bei denen der Konig verschiedene ungenannte Lander eroberte sowie fur immer das Land Masa Da dieses vermutlich im Nordwesten Anatoliens ostlich von Wilusa lag gibt diese Aussage Auskunft uber die Ausdehnung von Hartapus Reich Auf dem Gipfelplateau des Berges sind Reste einer umgebenden in Polygonaltechnik errichteten Ringmauer zu sehen Auch weiter abwarts sind Mauerreste erkennbar die aber auch alteren Datums sein konnen Wegen bisher fehlender archaologischer Untersuchungen sind Aussagen uber ihre Funktion spekulativ es ist moglich dass sie zu der in Inschrift 3 erwahnten Stadt gehoren Die gelegentlich geausserte Vermutung dass hier oder am flachen Sudhang des Berges der Standort der gesuchten Stadt Tarḫuntassa war in die Muwattalli II im 13 Jahrhundert v Chr die Hauptstadt des Hethiterreiches verlegt hat ist allerdings schon wegen der geringen Grosse des Areals ausserst unwahrscheinlich Sowohl von der Plattform beim Relief als auch vom Stufenaltar besteht Sichtverbindung zum Mahalic Tepesi im Karadag Massiv mit der dortigen Kultanlage Stele Bearbeiten Piero Meriggi berichtet von dem Fund einer Stele im ostlichen Bereich des Kizildag 1963 Auf der liegenden oben gerundeten Stele waren nur wenige Zeichen erkennbar der Rest der Oberflache war verwittert Hawkins liest dort Mursi lis Grosskonig Held Seither sind keine weiteren Sichtungen der Stele bekannt Datierung BearbeitenDie zeitliche Einordnung von Relief und Inschriften ist problematisch Beim Relief weist der deutliche assyrische Einfluss auf ein spates Entstehungsdatum im 8 Jahrhundert v Chr Gonnet und andere sehen in den Formen des Stufenaltars und der Opferbanke Hinweise auf eine fruhere Datierung vor dem 10 Jahrhundert Nach Hawkins wiederum zeigt die Schrift rein archaische Merkmale und keine Anteile von neuerer Schrifttradition wonach die Texte ans Ende des Grossreichs im fruhen 12 Jahrhundert zu datieren waren Auch wurde vorgeschlagen dass das Bildnis von Wasusarma 8 Jahrhunderts v Chr dem letzten Konig von Tabal stammt der seinem fruhen Vorganger eine Huldigung erweisen wollte wogegen die Schriften unter Hartapu wahrscheinlich 12 Jahrhundert v Chr selbst entstanden sind Ehringhaus dagegen weist darauf hin dass das rechte Grosskonigszeichen von Inschrift 1 deutlich kleiner ist als das linke da es sonst mit dem Herrscherstab kollidieren wurde Dies sieht er als starken Beleg dafur dass das Relief alter ist als die Inschrift Seit der Entdeckung der Stele von Turkmen Karahoyuk einer weiteren Inschrift Hartapus wird Hartapu nun ins 8 Jahrhundert v Chr datiert Literatur BearbeitenEberhard P Rossner Die hethitischen Felsreliefs in der Turkei Ein archaologischer Fuhrer Felsdenkmaler in der Turkei Band 1 2 erweiterte Auflage Rossner Munchen 1988 ISBN 3 924390 02 9 S 90 98 John David Hawkins Corpus of hieroglyphic Luwian inscriptions Band 1 Inscriptions of the Iron Age Teil 1 Introduction Karatepe Karkamis Tell Ahmar Maras Malatya Commagene Walter de Gruyter Berlin 2000 ISBN 3 11 010864 X S 433 441 Tafeln 236 239 242 Horst Ehringhaus Das Ende das ein Anfang war Felsreliefs und Felsinschriften der luwischen Staaten Kleinasiens vom 12 bis 8 7 Jahrhundert v Chr Unter Verwendung epigrafischer Texte und historischer Angaben von Frank Starke Nunnerich Asmus Mainz 2014 ISBN 978 3 943904 67 3 S 14 28 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Felsrelief am Kizildag Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hittitemonuments com Kizildag Hartapu MonumentEinzelnachweise Bearbeiten W M Ramsay Gertrude L Bell The Thousand and One Churches Hodder and Stoughton London 1909 S 505 512 H G Guterbock Eski ve yeni abideleri Alte und neue hethitische Denkmaler In Halil Edhem hatira kitabi In Memoriam Halil Edhem Turk Tarih Kurumu Yayinlarindan Ankara 1947 S 59 70 Sedat Alp Eine neue Hieroglyphenhethitische Inschrift der Gruppe Kizildag Karadag aus der Nahe von Aksaray und die fruher publizierten Inschriften derselben Gruppe In Anatolian Studies Festschrift Guterbock Istanbul 1974 S 22 f Hatice Gonnet Nouvelles donnees archeologiques relatives aux inscriptions hieroglyphiques de Hartapusa a Kizildag In Rene Lebrun Robert Donceel Hrsg Studia Paolo Naster Louvain la Neuve 1984 S 119 125 Reliefs Reliefs SVr 4 und 3 Inschriftenstein SVr 2 am Karatepe Petra Goedegebuure et al TURKMEN KARAHOYUK 1 a new Hieroglyphic Luwian inscription from Great King Hartapu son of Mursili conqueror of Phrygia In Anatolian Studies 70 2020 S 29 43Hethitische Felsreliefs und Felsinschriften in der Turkei Grossreichszeit Beykoy Ermenek Firaktin Gavurkale Hanyeri Hatip Hemite Imamkullu Karabel Keben Malkaya Manisa Meydancikkale Nisantas Sirkeli Suratkaya Tacin Tasci YazilikayaZeit der spathethitischen Kleinstaaten Bulgarmaden Burunkaya Gokbez Gostesin Gurun Hisarcik Ivriz Karaburna Karadag Karasu Kizildag Kotukale Kuscu Boyaci Malpinar Midas Sehri Sirzi Suvasa Tanir Topada Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Felsrelief am Kizildag amp oldid 236533431