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Der Begriff Feldtheorie wird zusammenfassend fur die Lehre von den physikalischen Feldern benutzt also fur die klassische Feldtheorie Potential und Vektorfelder und die Quantenfeldtheorie Die Feldtheorien haben sich aus der um 1800 entstandenen Potentialtheorie des Erdschwerefeldes entwickelt und sind die mathematische Grundlage fur die Beschreibung all jener physikalischen Effekte die durch Krafte bzw Wechselwirkungen hervorgerufen werden Als solche sind sie ein zentraler Bestandteil der theoretischen Physik der Geophysik und auch anderer Geowissenschaften Man unterscheidet Skalar Vektor und Tensorfelder Ein Skalarfeld ordnet jedem Raumpunkt einen Skalar zu also eine reelle Zahl wie etwa die Temperatur oder das elektrische Potential Dagegen ordnet ein Vektorfeld jedem Raumpunkt einen Vektor zu wie etwa beim elektrischen Feld oder dem Geschwindigkeitsfeld einer Stromung Tensorfelder sind Gegenstand der Kontinuumsmechanik und Allgemeinen Relativitatstheorie In Quantenfeldtheorien sind die Felder quantisiert Zwischen den einzelnen Feldarten existieren diverse Querbeziehungen Beispielsweise gibt es Kraft d h Vektorfelder deren einzelne Vektoren sich aus einem zugrunde liegenden Skalarfeld dem Skalarpotential durch Ableitung nach dem Ort ergeben z B das Gravitationsfeld als Ableitung Gradient des Gravitationspotentials das Schwerefeld als Ableitung des Schwerepotentials das elektrische Feld als Ableitung des elektrischen Potentials usw Umgekehrt konnen aus bestimmten Vektorfeldern mittels des Divergenzoperators wieder Skalarfelder abgeleitet werden oder mit dem Rotationsoperator aus bestimmten Vektorpotentialen andere Vektorfelder etwa die magnetische Flussdichte Inhaltsverzeichnis 1 Klassische Feldtheorien 2 Formalismus 3 Die Bewegungsgleichung fur Felder 4 Feldtypen 4 1 Quellenfeld 4 2 Wirbelfeld 4 3 Allgemein 5 Literatur 6 EinzelnachweiseKlassische Feldtheorien BearbeitenDie klassischen Feldtheorien entstanden im 19 Jahrhundert und berucksichtigen daher noch nicht die erst aus der Quantenphysik bekannten Effekte Die bekanntesten klassischen Theorien sind die Potentialtheorie entstanden um 1800 aus der Erforschung von Erdfigur und Erdschwerefeld und die Elektrodynamik die von Maxwell um 1850 entwickelt wurde Auch die Gravitation im Rahmen der allgemeinen Relativitatstheorie ist eine klassische Feldtheorie Krafte wirken hierbei kontinuierlich Historisch wurden zunachst zwei Hypothesen uber Felder aufgestellt die Nahwirkungshypothese und die Fernwirkungshypothese In der Nahwirkungshypothese wird angenommen dass sowohl die an der Wechselwirkung beteiligten Korper als auch das beteiligte Feld eine Energie besitzen hingegen in der Fernwirkungstheorie nur die beteiligten Korper Zudem wurden sich gemass der Fernwirkungshypothese Storungen instantan d h unendlich schnell ausbreiten Diese Diskussion ging von Isaac Newton Pierre Simon Laplace und Michael Faraday aus Die beiden Moglichkeiten lassen sich bei statischen oder nur langsam veranderlichen Feldern nicht experimentell unterscheiden Daher konnte die Frage erst durch Heinrich Hertz Entdeckung elektromagnetischer Wellen zugunsten der Nahwirkung entschieden werden Elektromagnetische Wellen konnen sich namlich nur dann ausbreiten wenn das Feld selbst uber eine Energie verfugt Man unterscheidet zudem zwischen relativistischen und nichtrelativistischen Feldtheorien Formalismus BearbeitenAlle Feldtheorien konnen mit mathematischen Formeln der Lagrangedichten beschrieben werden Diese erweitern den Lagrange Formalismus der Mechanik Ist fur eine Feldtheorie eine Lagrange Dichte L L ϕ i ϕ i displaystyle mathcal L mathcal L phi i partial phi i nbsp bekannt dann fuhrt eine Variation der Wirkung S d n x L ϕ i ϕ i displaystyle S int mathrm d n x mathcal L phi i partial phi i nbsp analog zum Vorgehen in der klassischen Mechanik einschliesslich partieller Integration auf die Euler Lagrange Gleichung der Feldtheorie L ϕ i m L m ϕ i 0 i 0 1 displaystyle frac partial mathcal L partial phi i partial mu frac partial mathcal L partial partial mu phi i 0 quad i 0 1 dotsc nbsp Diese Gleichungen bilden ein System von Differentialgleichungen die das Verhalten der Felder eindeutig festlegen Daher bezeichnet man sie auch als Bewegungsgleichungen einer Feldtheorie Um ein bestimmtes physikalisches System zu beschreiben ist es notwendig die Randbedingungen geeignet festzulegen Viele physikalische Probleme sind jedoch derart komplex dass eine allgemeine Losung des Problems unmoglich oder nur uber numerische Verfahren zuganglich ist Dennoch ermoglichen die Lagrangedichten in der Feldtheorie eine systematische Untersuchung von Symmetrien und Erhaltungsgrossen Die Bewegungsgleichung fur Felder BearbeitenSo wie man die Lagrangegleichungen 2 Art aus dem Hamiltonschen Prinzip erhalt kann man die Lagrangegleichungen fur Felder aus dem Hamiltonschen Prinzip fur Felder erhalten Dazu variiert man das Feld ϕ x t ϕ x t d ϕ x t displaystyle phi x t rightarrow phi x t delta phi x t nbsp womit auch die raumliche und zeitliche Ableitungen variiert werden zu ϕ x ϕ x d ϕ x ϕ x x d ϕ displaystyle frac partial phi partial x rightarrow frac partial phi partial x delta frac partial phi partial x frac partial phi partial x frac partial partial x delta phi nbsp ϕ t ϕ t t d ϕ displaystyle frac partial phi partial t rightarrow frac partial phi partial t frac partial partial t delta phi nbsp Wie bei der Herleitung der Lagrangegleichungen 2 Art schreibt man das Integral in erster Ordnung mit d d t d x L displaystyle delta int mathrm d t int mathrm d x mathcal L nbsp d t d x L ϕ d ϕ ϕ t t d ϕ ϕ x x d ϕ t L ϕ ϕ t ϕ x t displaystyle int mathrm d t int mathrm d x left mathcal L left phi delta phi frac partial phi partial t frac partial partial t delta phi frac partial phi partial x frac partial partial x delta phi t right mathcal L left phi frac partial phi partial t frac partial phi partial x t right right nbsp d t d x L ϕ d ϕ L ϕ t t d ϕ L ϕ x x d ϕ displaystyle int mathrm d t int mathrm d x left frac partial mathcal L partial phi delta phi frac partial mathcal L partial frac partial phi partial t frac partial partial t delta phi frac partial mathcal L partial frac partial phi partial x frac partial partial x delta phi right nbsp Nun fuhrt man in den raumlichen und zeitlichen Integralen eine partielle Integration aus sodass die Ableitungen von den Variationstermen abgewalzt werden Fur die zeitliche Integration gilt demnach t 1 t 2 d t d x L ϕ t t d ϕ d x L ϕ t d ϕ t 1 t 2 d t d x d d t L ϕ t d ϕ displaystyle int t 1 t 2 mathrm d t int mathrm d x frac partial mathcal L partial frac partial phi partial t frac partial partial t delta phi left int mathrm d x frac partial mathcal L partial frac partial phi partial t delta phi right t 1 t 2 int mathrm d t int mathrm d x frac mathrm d mathrm d t frac partial mathcal L partial frac partial phi partial t delta phi nbsp Hierbei wird benutzt dass d ϕ x t 1 d ϕ x t 2 0 displaystyle delta phi x t 1 delta phi x t 2 0 nbsp gilt weil Anfangs und Endpunkt festgehalten werden Daher gilt fur die Randterme d x L ϕ t d ϕ t 1 t 2 0 displaystyle left int mathrm d x frac partial mathcal L partial frac partial phi partial t delta phi right t 1 t 2 0 nbsp Mit der raumlichen Ableitung verfahrt man analog wobei die Randterme verschwinden weil die Felder in grosser Entfernung gegen Null gehen z B wenn die Lagrange Dichte ein Teilchen beschreibt oder sie im Falle einer schwingenden Saite an den Enden fest sind d h dass in diesen Punkten die Auslenkung die durch ϕ x t displaystyle phi x t nbsp beschrieben wird verschwindet Damit resultiert schliesslich d d t d x L d t d x L ϕ d d t L ϕ t d d x L ϕ x d ϕ displaystyle delta int mathrm d t int mathrm d x mathcal L int mathrm d t int mathrm d x left frac partial mathcal L partial phi frac mathrm d mathrm d t frac partial mathcal L partial frac partial phi partial t frac mathrm d mathrm d x frac partial mathcal L partial frac partial phi partial x right delta phi nbsp Da nun d ϕ displaystyle delta phi nbsp als Faktor des gesamten Integrals auftritt und beliebig ist kann das Integral nach dem Variationsprinzip nur dann verschwinden wenn der Integrand selbst verschwindet Es gilt also L ϕ d d t L ϕ t d d x L ϕ x 0 displaystyle frac partial mathcal L partial phi frac mathrm d mathrm d t frac partial mathcal L partial frac partial phi partial t frac mathrm d mathrm d x frac partial mathcal L partial frac partial phi partial x 0 nbsp Im dreidimensionalen Fall kommen einfach die Terme fur y und z hinzu Die vollstandige Bewegungsgleichung lautet demnach L ϕ d d t L ϕ t i 1 3 d d x i L ϕ x i 0 displaystyle frac partial mathcal L partial phi frac mathrm d mathrm d t frac partial mathcal L partial frac partial phi partial t sum i 1 3 frac mathrm d mathrm d x i frac partial mathcal L partial frac partial phi partial x i 0 nbsp oder in obiger Darstellung und in der Verallgemeinerung fur N displaystyle N nbsp Skalarfelder F i displaystyle Phi i nbsp L ϕ i m L m ϕ i 0 i 1 N displaystyle frac partial mathcal L partial phi i partial mu frac partial mathcal L partial partial mu phi i 0 quad i 1 dots N nbsp Feldtypen BearbeitenIn der Feldtheorie wird zwischen Quellenfeldern und Wirbelfeldern unterschieden Quellenfelder besitzen als Ursache Quellen und Senken auf denen ihre Feldlinien entspringen und enden Wirbelfelder besitzen als Ursache sogenannte Wirbel um die sich ihre Feldlinien in geschlossener Form zusammenziehen obwohl eine solch anschauliche Form des Wirbelfelds keineswegs zwingend notwendig ist Es genugt wenn das Umlaufintegral langs eines beliebigen in sich geschlossenen Weges innerhalb des Felds wenigstens einmal einen von Null verschiedenen Wert liefert s u zum Beispiel in sogenannten laminaren Stromungen 1 Quellenfeld A A X d A 0 displaystyle exists A oint A vec X cdot mathrm d vec A neq 0 nbsp Es existiert wenigstens eine Hullflache A fur die dasgeschlossene Flachenintegral uber X d A displaystyle vec X cdot mathrm d vec A nbsp nicht verschwindet Quellenfreies Feld A A X d A 0 displaystyle forall A oint A vec X cdot mathrm d vec A 0 nbsp Es existiert keine Hullflache A fur die dasgeschlossene Flachenintegral uber X d A displaystyle vec X cdot mathrm d vec A nbsp nicht verschwindet Quellenfeld Bearbeiten Hauptartikel Quelle und Senke Fur eine allgemeine Feldgrosse X ist ein Quellenfeld dann gegeben wenn die Divergenz ungleich null und die Rotation gleich null ist div X X 0 rot X X 0 displaystyle mathbf operatorname div mathbf X nabla cdot mathbf X neq 0 qquad mathbf operatorname rot mathbf X nabla times mathbf X mathbf 0 nbsp Quellenfelder lassen sich je nach ihrer Randwertstellung in Newton Felder und Laplace Felder einteilen Newton Felder wie beispielsweise das Gravitationsfeld existieren in einer raumlich unbegrenzten Umgebung einer Quelle bzw Senke Laplace Felder dagegen nur in der endlichen Umgebung einer Kombination von Quellen und Senken woraus sich entsprechende Randwertprobleme ergeben Beispiel eines solchen Laplace Felds ist das elektrostatische Feld zwischen zwei elektrisch gegensinnig geladenen Elektroden Newton und Laplace Felder konnen dabei auch in gemischter Konfiguration auftreten 2 Wirbelfeld S S X d s 0 displaystyle exists S oint S vec X cdot mathrm d vec s neq 0 nbsp Es existiert wenigstens eine Randkurve S fur die dasUmlaufintegral uber X d s displaystyle vec X cdot mathrm d vec s nbsp nicht verschwindet Wirbelfreies Feld S S X d s 0 displaystyle forall S oint S vec X cdot mathrm d vec s 0 nbsp Es existiert keine Randkurve S fur die dasUmlaufintegral uber X d s displaystyle vec X cdot mathrm d vec s nbsp nicht verschwindet Wirbelfeld Bearbeiten Die Feldlinien von Wirbelfeldern sind in sich geschlossen oder unendlich lang und nicht an die Existenz von Quellen und Senken gebunden Die Bereiche um die sich Feldlinien zusammenziehen werden als Wirbel engl curl bezeichnet und es gilt rot X X 0 div X X 0 displaystyle mathbf operatorname rot mathbf X nabla times mathbf X neq mathbf 0 qquad mathbf operatorname div mathbf X nabla cdot mathbf X 0 nbsp Ahnlich wie Quellenfelder lassen sich auch Wirbelfelder in die Klasse der Newton Felder und Laplace Felder unterteilen Beispiele eines Newton Feldes ist die Dichte des Verschiebungsstromes einer elektromagnetischen Welle Beispiel eines Laplace Feldes dagegen das elektrische Wirbelfeld welches sich um einen zeitlich veranderlichen magnetischen Fluss ausbildet 3 Allgemein Bearbeiten Im allgemeinen Fall besteht ein beliebiges Feld X aus einer Uberlagerung eines Quellenfeldes XQ und eines Wirbelfeldes XW Dieser Zusammenhang wird wegen seiner zentralen Stellung als Fundamentalsatz der Vektoranalysis oder als das Helmholtz Theorem bezeichnet X X Q X W displaystyle mathbf X mathbf X Q mathbf X W nbsp Jeder Summand kann sich dabei nochmal aus einer Uberlagerung eines Newton und eines Laplace Feldes zusammensetzen womit die Gleichung vier Komponenten aufweisen kann In der Feldtheorie ist ein Feld dann eindeutig spezifiziert wenn sowohl seine Quellen und Wirbeldichten als auch Aussagen uber eventuell vorhandene Rander und dort herrschende Randwerte vorliegen Die praktische Bedeutung fur die Aufspaltung ist in der leichteren Zuganglichkeit der einzelnen Problemstellung begrundet Ausserdem lassen sich in vielen praktisch bedeutsamen Anwendungen die Problemstellungen auf nur eine Komponente reduzieren Literatur BearbeitenAshok Das Field theory a path integral approach World Scientific Singapore 2006 ISBN 981 256 848 4 L D Landau E M Lifschitz Klassische Feldtheorie Lehrbuch der theoretischen Physik Band 2 Unveranderter Nachdruck der 14 korrigierten Auflage 1997 Verlag Europa Lehrmittel Nourney Vollmer Haan Gruiten 2018 ISBN 978 3 8085 5562 0 L D Landau E M Lifschitz Quantenelektrodynamik Lehrbuch der theoretischen Physik Band 4 Unveranderter Nachdruck der 7 erganzten Auflage 1991 Verlag Europa Lehrmittel Nourney Vollmer Haan Gruiten 2020 ISBN 978 3 8085 5632 0 Gunther Lehner Elektromagnetische Feldtheorie fur Ingenieure und Physiker Springer Berlin 2008 ISBN 978 3 540 77681 9 Parry Moon u a Field theory handbook Springer Berlin 1971 ISBN 0 387 02732 7 Arnim Nethe Einfuhrung in die Feldtheorie Koster Berlin 2003 ISBN 3 89574 520 0 Adolf J Schwab Begriffswelt der Feldtheorie 6 Auflage Springer Berlin Heidelberg 2002 ISBN 3 540 42018 5 H Altenbach Kontinuumsmechanik Springer 2012 ISBN 978 3 642 24118 5 Einzelnachweise Bearbeiten Grimsehl Lehrbuch der Physik Bd I Leipzig 1954 S 271 Adolf J Schwab Begriffswelt der Feldtheorie Springer 2002 S 18 20 Adolf J Schwab Begriffswelt der Feldtheorie Springer 2002 S 22 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Feldtheorie Physik amp oldid 227453247