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Dieser Artikel behandelt die Bedeutung des Wortes in der Mathematik und der Physik Der Begriff wird aber auch bei der Beschreibung von physikalischen Versuchsaufbauten im Sinne eines Feldes verwendet dessen Feldstarke sich kontinuierlich andert siehe z B Magnetic Particle Imaging AEGIS Experiment Ein Gradientenfeld oder konservatives Feld ist ein Vektorfeld das aus einem Skalarfeld durch Differentiation nach dem Ort abgeleitet wurde bzw kurzer formuliert der Gradient des Skalarfelds Dieses Vektorfeld hat die Eigenschaft dass sein Kurvenintegral wegunabhangig ist Weil die Rotation des Feldes immer Null ist wird es manchmal auch als wirbelfreies Feld bezeichnet 1 Zur besseren Abgrenzung zwischen dem Gradienten als mathematischem Operator und dem Resultat seiner Anwendung bezeichnen manche Autoren die Vektoren aus denen sich Gradientenfelder zusammensetzen auch als Gradientvektoren 2 andere dagegen mit Blick auf die Potentiale aus denen sie sich herleiten als Potentialvektoren 3 Analog verwendet die uberwiegende Zahl der Autoren den Begriff Potentialfeld nicht fur das skalare Feld des Potentials selbst sondern das sich aus ihm ableitende Gradientenfeld 4 5 Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiele 3 Vorzeichen 4 Integrabilitatsbedingung 5 Wirbelfreiheit 6 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenEs gibt mehrere aquivalente Definitionen Ein Vektorfeld F r F r displaystyle vec F colon vec r mapsto vec F vec r nbsp heisst Gradientenfeld wenn es ein Skalarfeld F r F r displaystyle Phi colon vec r mapsto Phi vec r nbsp gibt sodass gilt F r F r displaystyle vec F vec r vec nabla Phi vec r nbsp Das Kurvenintegral ist wegunabhangig Der Wert des Kurvenintegrals entlang einer beliebigen Kurve S displaystyle S nbsp innerhalb des Feldes ist nur von ihrem Anfangs und Endpunkt abhangig nicht dagegen von ihrer Lange Kurvenintegrale uber eine beliebige geschlossene Randkurve S displaystyle S nbsp ergeben immer Null S F r d r 0 displaystyle oint S vec F vec r mathrm d vec r 0 nbsp Hier wird mit displaystyle vec nabla nbsp der Gradient bezeichnet F displaystyle Phi nbsp nennt man das zu F displaystyle vec F nbsp gehorige Skalarpotential oder einfach kurz das Potential des Gradientenfelds F displaystyle vec F nbsp Der Begriff Potential darf nicht mit dem physikalischen Begriff des Potentials verwechselt werden mit dem die Fahigkeit eines konservativen Kraftfelds bezeichnet wird einen dem Feld ausgesetzten Korper eine Arbeit verrichten zu lassen Physikalische Potentiale sind dabei stets auch Potentiale im Sinne der Mathematik wenn damit die entsprechenden Ortsfunktionen Felder und nicht nur deren Funktionswerte gemeint sind Jedoch ist umgekehrt nicht jedes mathematische Potential auch eines im oben genannten physikalischen Sinn etwa das der potentiellen Energie 6 oder das Geschwindigkeitspotential Beispiele Bearbeiten nbsp Beispiele von Potential und Gradientenfeldern in der Physik Skalarfelder Potentialfelder gelb VG Gravitationspotential Wpot potentielle Energie VC Coulomb Potential Vektorfelder Gradientenfelder cyan aG Gravitationsbeschleunigung F Kraft E elektrische FeldstarkeLeitet man das Feld der potentiellen Energie W p o t r displaystyle W mathrm pot vec r nbsp wie in der nebenstehenden Abb gezeigt nach dem Ort r displaystyle vec r nbsp ab 2 erhalt man den Energiegradienten W p o t r displaystyle vec nabla W mathrm pot vec r nbsp also ein Vektorfeld dessen einzelne Vektoren dabei in die Richtung der jeweils starksten Zunahme von W p o t r displaystyle W mathrm pot vec r nbsp an der Stelle r displaystyle vec r nbsp zeigen Dem Prinzip des kleinsten Zwanges folgend sind die diesem Gradienten entgegengesetzten Vektoren W p o t r displaystyle vec nabla W mathrm pot vec r nbsp nichts anderes als die jeweils in Richtung des steilsten Gefalles von W p o t r displaystyle W mathrm pot vec r nbsp zeigenden rucktreibenden Krafte F G displaystyle F G nbsp Gravitationskraft und F C displaystyle F C nbsp Coulombkraft F G W p o t r bzw F C W p o t r displaystyle vec F G vec nabla W mathrm pot vec r quad text bzw quad vec F C vec nabla W mathrm pot vec r nbsp Division des Energiegradienten W p o t r displaystyle vec nabla W mathrm pot vec r nbsp durch die Skalare m bzw q liefert analog die Potentialgradienten V G r displaystyle vec nabla V G vec r nbsp Gravitationspotential und V C r displaystyle vec nabla V C vec r nbsp Coulomb Potential deren einzelne Vektoren dabei abermals in Richtung der jeweils starksten Zunahme des Potentials an der Stelle r displaystyle vec r nbsp zeigen Die ihnen entgegengesetzten Vektoren a G displaystyle a G nbsp und E displaystyle E nbsp a G V G r bzw E V C r displaystyle vec a G vec nabla V G vec r quad text bzw quad vec E vec nabla V C vec r nbsp heissen Gravitationsbeschleunigung bzw elektrische Feldstarke Vorzeichen BearbeitenHandelt es sich bei dem zugrundeliegenden Skalarpotential auch um ein Potential im physikalischen Sinne s o beschreibt es also ein tatsachliches physikalisches Arbeitsvermogen wird das sich aus ihm ergebende Gradientenfeld wie gerade begrundet stets mit einem der Zunahme des Betrags von r displaystyle vec r nbsp entgegengesetzten negativem Vorzeichen geschrieben Bei Skalarfeldern dagegen die sich nur mathematisch wie Potentiale verhalten etwa dem Stromungs oder Geschwindigkeitspotential das damit auch keine potentielle Energie reprasentiert ist das Vorzeichen seines Gradienten undefiniert und wird fur gewohnlich positiv gewahlt Kraft Potentielle Energie F r W p o t r displaystyle quad vec F vec r vec nabla W mathrm pot vec r nbsp Elektrische Feldstarke Coulomb Potential E r V C r displaystyle vec E vec r vec nabla V C vec r nbsp Gravitationsbeschleunigung Gravitationspotential a G r V G r displaystyle vec a G vec r vec nabla V G vec r nbsp aber Geschwindigkeit Geschwindigkeitspotential v r F r displaystyle vec v vec r vec nabla Phi vec r nbsp Integrabilitatsbedingung BearbeitenIst U R n displaystyle U subseteq mathbb R n nbsp eine offene und einfach zusammenhangende zum Beispiel sternformige Menge und F U R n displaystyle vec F colon U to mathbb R n nbsp stetig differenzierbar so ist F displaystyle vec F nbsp genau dann ein Gradientenfeld wenn die Integrabilitatsbedingungen F i x j F j x i displaystyle frac partial F i partial x j frac partial F j partial x i nbsp fur alle i j 1 n displaystyle i j in 1 dots n nbsp auf U displaystyle U nbsp erfullt sind Die Aussage erhalt man als Spezialfall aus dem Poincare Lemma Im Zwei und Dreidimensionalen lauten die Integrabilitatsbedingungen Fur R 2 displaystyle mathbb R 2 nbsp F 1 x 2 F 2 x 1 displaystyle frac partial F 1 partial x 2 frac partial F 2 partial x 1 nbsp Fur R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp F 1 x 2 F 2 x 1 F 1 x 3 F 3 x 1 und F 2 x 3 F 3 x 2 displaystyle frac partial F 1 partial x 2 frac partial F 2 partial x 1 frac partial F 1 partial x 3 frac partial F 3 partial x 1 text und frac partial F 2 partial x 3 frac partial F 3 partial x 2 nbsp 7 Auf Gebieten die nicht einfach zusammenhangend sind sind diese Integrabilitatsbedingungen zwar notwendig aber im Allgemeinen nicht hinreichend Wirbelfreiheit BearbeitenDie Integrabilitatsbedingung im Zwei und Dreidimensionalen ist aquivalent zur Rotations bzw Wirbelfreiheit Fur alle Gradientenfelder verschwindet damit die Rotation 3 rot F r 0 displaystyle operatorname rot vec F vec r vec 0 nbsp Es ist wichtig zu beachten dass die Umkehrung nicht immer gilt Nicht alle wirbelfreien Felder sind Gradientenfelder Ist der Definitionsbereich nicht einfach zusammenhangend kann die Rotation des Feldes Null sein ohne dass es ein Gradientenfeld ist Die Gleichsetzung von wirbelfreies Feld mit Gradientenfeld ist damit nicht komplett prazise haufig wird wirbelfreies Feld aber aquivalent zu Gradientenfeld verwendet 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b Adalbert Duschek August Hochrainer Das quellen und wirbelfreie Feld Laplace Feld In Grundzuge der Tensorrechnung in Analytischer Darstellung Springer Vienna Vienna 1961 ISBN 978 3 7091 4454 1 S 104 135 doi 10 1007 978 3 7091 4453 4 12 springer com abgerufen am 21 Juni 2022 a b Grimsehl Lehrbuch der Physik Bd I Leipzig 1954 S 579 a b W Gellert H Kustner M Hellwich H Kastner Kleine Enzyklopadie Mathematik Leipzig 1970 S 547 4 Potentialfelder PDF 1 8 MB In Mathematik fur Ingenieure III WS 2009 2010 Universitat Kiel Albert Fetzer Heiner Frankel Mathematik 2 Lehrbuch fur ingenieurwissenschaftliche Studiengange Springer Berlin Heidelberg S 322 W Gellert H Kustner M Hellwich H Kastner Kleine Enzyklopadie Mathematik Leipzig 1970 S 742 K Konigsberger Analysis 2 5 Auflage Springer 2004 ISBN 3 540 20389 3 Korollar S 193 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gradientenfeld amp oldid 236800343 Wirbelfreiheit