www.wikidata.de-de.nina.az
Die Variationsrechnung ist ein mathematisches Teilgebiet in der Analysis welches Anwendungen in der theoretischen und der mathematischen Physik hat Sie wurde um die Mitte des 18 Jahrhunderts insbesondere von Leonhard Euler und Joseph Louis Lagrange zu einem Fachgebiet entwickelt 1 Die Variationsrechnung ihre verwandten Themen und Anwendungen sind Gegenstand aktueller Lehre 2 Weiterentwicklung 3 und Forschung 4 Die Frage Wie konnen die Methoden der Variationsrechnung weiterentwickelt werden ist das 23 Problem auf Hilberts Liste Weitere Beitrage lieferten u a die Mathematiker Ennio De Giorgi und Charles Morrey Ihre Forschungsarbeiten fuhrte zur Losung des 19 Hilbert Problems mit der Herausforderung Sind alle Losungen von regularen Variationsproblemen analytisch Die von der deutschen Mathematikerin Emmy Noether entwickelten Theoreme die mit der Variationsrechnung zusammenhangen 5 6 spielen heutzutage eine bedeutende Rolle in der modernen Physik Symmetrie Der US Mathematikerin Karen Uhlenbeck wurde 2019 der Abelpreis zugesprochen 7 Uhlenbeck hat sich intensiv mit der Variationsrechnung befasst 8 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Anwendungsgebiete 2 1 Historisch 2 2 Ingenieurwesen 2 3 Mathematik 2 4 Physik 3 Direkte Methoden der Variationsrechnung 4 Euler Lagrange Gleichung 4 1 Ein Hilfsmittel aus der Analysis reeller Funktionen in einer reellen Veranderlichen 4 2 Euler Lagrange Gleichung Variationsableitung weitere notwendige bzw hinreichende Bedingungen 4 2 1 Bemerkungen 4 3 Verallgemeinerung fur hohere Ableitung und Dimensionen 4 4 Weiterfuhrende Verallgemeinerungen 5 Siehe auch 6 Weblinks 6 1 Journale amp andere Beitrage 6 2 Schools amp Workshops 6 3 Skripte 7 Literatur 7 1 Moderne Lehrbucher 7 2 Monografien 7 3 Klassische und historische Werke 8 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenDie Variationsrechnung beschaftigt sich mit reellen Funktionen von Funktionen die auch Funktionale genannt werden Solche Funktionale konnen etwa Integrale uber eine unbekannte Funktion und ihre Ableitungen sein Dabei interessiert man sich fur stationare Funktionen also solche fur die das Funktional ein Maximum ein Minimum Extremale 9 oder einen Sattelpunkt annimmt Einige klassische Probleme konnen elegant mit Hilfe von Funktionalen formuliert werden Das Schlusseltheorem der Variationsrechnung ist die Euler Lagrange Gleichung genauer Euler Lagrange sche Differentialgleichung Diese beschreibt die Stationaritatsbedingung eines Funktionals Wie bei der Aufgabe die Maxima und Minima einer Funktion zu bestimmen wird sie aus der Analyse kleiner Anderungen Variation um die angenommene Losung hergeleitet Die Euler Lagrangesche Differentialgleichung ist lediglich eine notwendige Bedingung Weitere notwendige Bedingungen fur das Vorliegen einer Extremalen lieferten Adrien Marie Legendre und Alfred Clebsch sowie Carl Gustav Jacob Jacobi Eine hinreichende aber nicht notwendige Bedingung stammt von Karl Weierstrass 10 11 Weierstrass prasentierte ein Gegenbeispiel zum Dirichletschen Prinzip Basierend auf dieser neuen Erkenntnis Existenztheorien 12 entwickelte sich die Variationsrechnung fortan zu den Direkten Methoden der Variationsrechnung 12 Anwendungsgebiete BearbeitenHistorisch Bearbeiten Ein typisches Anwendungsbeispiel ist das Brachistochronenproblem Auf welcher Kurve in einem Schwerefeld von einem Punkt A zu einem Punkt B der unterhalb aber nicht direkt unter A liegt benotigt ein Objekt die geringste Zeit zum Durchlaufen der Kurve Von allen Kurven zwischen A und B minimiert eine den Ausdruck der die Zeit des Durchlaufens der Kurve beschreibt Dieser Ausdruck ist ein Integral das die unbekannte gesuchte Funktion die die Kurve von A nach B beschreibt und deren Ableitungen enthalt Ingenieurwesen Bearbeiten Die Variationsrechnung findet Anwendung in der Steuerungs und Regelungstheorie wenn es um die Bestimmung von Optimalreglern geht Die aus dem Verfahren von Ritz weiterentwickelte Finite Elemente Methode findet z B Anwendung in der Strukturmechanik 13 Mathematik Bearbeiten Die Methoden der Variationsrechnung tauchen bei den Hilbertraum Techniken der Morsetheorie und bei der symplektischen Geometrie auf Der Begriff Variation wird fur alle Extremal Probleme von Funktionen verwendet Geodasie und Differentialgeometrie sind Bereiche der Mathematik in denen Variationen eine Rolle spielen bzw mittels dieser weiterentwickelt wird 14 Besonders am Problem der minimalen Oberflachen vgl auch Plateau Problem die etwa bei Seifenblasen auftreten wurde viel gearbeitet 15 Variationsmethoden finden Anwendung bei den partiellen Differentialgleichungen 16 In der Mathematik wurde die Variationsrechnung beispielsweise bei der riemannschen Behandlung des Dirichlet Prinzips fur harmonische Funktionen verwendet 17 Andere Weiterentwicklungen existieren z B G Konvergenz stochastische Variationsmethoden 18 Physik Bearbeiten Die Variationsrechnung ist die mathematische Grundlage aller physikalischen Extremalprinzipien und deshalb besonders in der theoretischen Physik wichtig so etwa im Lagrange Formalismus der klassischen Mechanik bzw der Bahnbestimmung in der Quantenmechanik 19 in Anwendung des Prinzips der kleinsten Wirkung und in der statistischen Physik im Rahmen der Dichtefunktionaltheorie Direkte Methoden der Variationsrechnung BearbeitenGrundlegend ist der Euler Lagrange Ansatz effektiv im Auffinden von Extremalen von Funktionalen Jedoch ist bereits bei mehreren Variablen wo die Euler Lagrange Gleichung eine partielle Differentialgleichung darstellt es nicht moglich eine explizite Losung zu finden Weitere Einschrankungen existieren 12 Hingegen gehen die sog Direkten Methoden der Variationsrechnung auf den generellen Fall ein welcher der Frage nachgeht unter welchen generellen Bedingungen konnen Funktionale minimiert werden 12 Die Ansatze bedienen sich dabei stark aus den Methoden der Funktionalanalysis 20 Wichtige Theoreme und Beitrage zur Methode erfolgten durch Tonelli Ascoli Arzela und Hilbert 21 Zu den direkten Methoden der Variationsrechnung zahlen z B das Approximationsverfahren nach Ritz oder das Differenzenverfahren nach Euler 22 Die mathematische Theorie dazu hat Zusammenhange mit der Theorie der Konvexen Analysis 23 24 Euler Lagrange Gleichung BearbeitenZentrales Element bildet die Euler Lagrange Gleichung 12 d I x d x 0 displaystyle delta I x delta x 0 nbsp die fur I L d t displaystyle I int mathcal L mathrm d t nbsp gerade zur Lagrange Gleichung aus der klassischen Mechanik wird d displaystyle delta nbsp ist dabei die Variation L displaystyle mathcal L nbsp die sog Lagrangefunktion und I displaystyle I nbsp das Funktional Mehr dazu siehe die Herleitung Ein Hilfsmittel aus der Analysis reeller Funktionen in einer reellen Veranderlichen Bearbeiten Im Folgenden wird eine wichtige Technik der Variationsrechnung demonstriert bei der eine notwendige Aussage fur eine lokale Minimumstelle einer reellen Funktion mit nur einer reellen Veranderlichen in eine notwendige Aussage fur eine lokale Minimumstelle eines Funktionals ubertragen wird Diese Aussage kann dann oftmals zum Aufstellen beschreibender Gleichungen fur stationare Funktionen eines Funktionals benutzt werden Sei ein Funktional I X R displaystyle I colon X to mathbb R nbsp auf einem Funktionenraum X displaystyle X nbsp gegeben X displaystyle X nbsp muss mind ein topologischer Raum sein Das Funktional habe an der Stelle x X displaystyle x in X nbsp ein lokales Minimum Durch den folgenden einfachen Trick tritt an die Stelle des schwierig handhabbaren Funktionals I displaystyle I nbsp eine reelle Funktion F a displaystyle F alpha nbsp die nur von einem reellen Parameter a displaystyle alpha nbsp abhangt und entsprechend einfacher zu behandeln ist Mit einem ϵ gt 0 displaystyle epsilon gt 0 nbsp sei x a a ϵ ϵ displaystyle x alpha alpha in epsilon epsilon nbsp eine beliebige stetig durch den reellen Parameter a displaystyle alpha nbsp parametrisierte Familie von Funktionen x a X displaystyle x alpha in X nbsp Dabei sei die Funktion x 0 displaystyle x 0 nbsp d h x a displaystyle x alpha nbsp fur a 0 displaystyle alpha 0 nbsp gerade gleich der stationaren Funktion x displaystyle x nbsp Ausserdem sei die durch die Gleichung F a I x a displaystyle F alpha I x alpha nbsp definierte Funktion F ϵ ϵ R displaystyle F colon epsilon epsilon to mathbb R nbsp an der Stelle a 0 displaystyle alpha 0 nbsp differenzierbar Die stetige Funktion F displaystyle F nbsp nimmt dann an der Stelle a 0 displaystyle alpha 0 nbsp ein lokales Minimum an da x 0 x displaystyle x 0 x nbsp ein lokales Minimum von I displaystyle I nbsp ist Aus der Analysis fur reelle Funktionen in einer reellen Veranderlichen ist bekannt dass dann d d a F a a 0 0 displaystyle textstyle frac mathrm d mathrm d alpha F alpha alpha 0 0 nbsp gilt Auf das Funktional ubertragen heisst das d d a I x a a 0 0 displaystyle left frac mathrm d mathrm d alpha I x alpha right alpha 0 0 nbsp Beim Aufstellen der gewunschten Gleichungen fur stationare Funktionen wird dann noch ausgenutzt dass die vorstehende Gleichung fur jede beliebige gutartige Familie x a a ϵ ϵ displaystyle x alpha alpha in epsilon epsilon nbsp mit x 0 x displaystyle x 0 x nbsp gelten muss Das soll im nachsten Abschnitt anhand der Euler Gleichung demonstriert werden Euler Lagrange Gleichung Variationsableitung weitere notwendige bzw hinreichende Bedingungen Bearbeiten Gegeben seien zwei Zeitpunkte t a t e R displaystyle t a t e in mathbb R nbsp mit t e gt t a displaystyle t e gt t a nbsp und eine in allen Argumenten zweifach stetig differenzierbare Funktion die Lagrangefunktion L t a t e G R G R n R n G offen displaystyle mathcal L colon t a t e times G to mathbb R quad G subset mathbb R n times mathbb R n quad G text offen nbsp Beispielsweise ist bei der Lagrangefunktion des freien relativistischen Teilchens mit Masse m displaystyle m nbsp und c 1 displaystyle c 1 nbsp L t x v m 1 v 2 displaystyle mathcal L t x v m sqrt 1 v 2 nbsp das Gebiet G displaystyle G nbsp das kartesische Produkt von R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp und dem Inneren der Einheitskugel Als Funktionenraum X displaystyle X nbsp wird die Menge aller zweifach stetig differenzierbaren Funktionen x t a t e R n displaystyle x colon t a t e to mathbb R n nbsp gewahlt die zum Anfangszeitpunkt t a displaystyle t a nbsp und zum Endzeitpunkt t e displaystyle t e nbsp die fest vorgegebenen Orte x a displaystyle x a nbsp bzw x e displaystyle x e nbsp einnehmen x t a x a x t e x e displaystyle x t a x a quad x t e x e nbsp und deren Werte zusammen mit den Werten ihrer Ableitung in G displaystyle G nbsp liegen t t a t e x t d x d t t G displaystyle forall t in t a t e colon left x t frac mathrm d x mathrm d t t right in G nbsp Mit der Lagrangefunktion L displaystyle mathcal L nbsp wird nun das Funktional I X R displaystyle I colon X to mathbb R nbsp die Wirkung durch I x t a t e L t x t x t d t displaystyle I x int limits t a t e mathcal L t x t dot x t mathrm d t nbsp definiert Gesucht ist diejenige Funktion x X displaystyle x in X nbsp die die Wirkung I displaystyle I nbsp minimiert Entsprechend der im vorhergehenden Abschnitt vorgestellten Technik untersuchen wir dazu alle differenzierbaren einparametrigen Familien x a a ϵ ϵ X displaystyle x alpha alpha in epsilon epsilon subset X nbsp die fur a 0 displaystyle alpha 0 nbsp durch die stationare Funktion x displaystyle x nbsp des Funktionals gehen es gilt also x 0 x displaystyle x 0 x nbsp Genutzt wird die im letzten Abschnitt hergeleitete Gleichung 0 d d a I x a a 0 d d a t a t e L t x a t x a t d t a 0 displaystyle 0 left frac mathrm d mathrm d alpha I x alpha right alpha 0 left frac mathrm d mathrm d alpha int limits t a t e mathcal L t x alpha t dot x alpha t mathrm d t right alpha 0 nbsp Hereinziehen der Differentiation nach dem Parameter a displaystyle alpha nbsp in das Integral liefert mit der Kettenregel 0 t a t e 2 L t x a t x a t a x a t 3 L t x a t x a t a x a t d t a 0 t a t e 2 L t x a t x a t a x a t d t t a t e 3 L t x a t x a t a x a t d t a 0 displaystyle begin aligned 0 amp left int limits t a t e left partial 2 mathcal L t x alpha t dot x alpha t partial alpha x alpha t partial 3 mathcal L t x alpha t dot x alpha t partial alpha dot x alpha t right mathrm d t right alpha 0 amp left int limits t a t e partial 2 mathcal L t x alpha t dot x alpha t partial alpha x alpha t mathrm d t int limits t a t e partial 3 mathcal L t x alpha t dot x alpha t partial alpha dot x alpha t mathrm d t right alpha 0 end aligned nbsp Dabei stehen 2 3 displaystyle partial 2 partial 3 nbsp fur die Ableitungen nach dem zweiten bzw dritten Argument und a displaystyle partial alpha nbsp fur die partielle Ableitung nach dem Parameter a displaystyle alpha nbsp Es wird sich spater als gunstig erweisen wenn im zweiten Integral statt a x a t displaystyle partial alpha dot x alpha t nbsp wie im ersten Integral a x a t displaystyle partial alpha x alpha t nbsp steht Das erreicht man durch partielle Integration 0 t a t e 2 L t x a t x a t a x a t d t 3 L t x a t x a t a x a t t t a t e displaystyle 0 left left left int limits t a t e partial 2 mathcal L t x alpha t dot x alpha t partial alpha x alpha t mathrm d t right partial 3 mathcal L t x alpha t dot x alpha t partial alpha x alpha t right t t a t e right nbsp t a t e d d t 3 L t x a t x a t a x a t d t a 0 displaystyle left int limits t a t e frac mathrm d mathrm d t left partial 3 mathcal L t x alpha t dot x alpha t right partial alpha x alpha t mathrm d t right alpha 0 nbsp dd An den Stellen t t a displaystyle t t a nbsp und t t e displaystyle t t e nbsp gelten unabhangig von a displaystyle alpha nbsp die Bedingungen x a t a x a displaystyle x alpha t a x a nbsp und x a t e x e displaystyle x alpha t e x e nbsp Ableiten dieser beiden Konstanten nach a displaystyle alpha nbsp liefert a x a t a a x a t e 0 displaystyle partial alpha x alpha t a partial alpha x alpha t e 0 nbsp Deshalb verschwindet der Term 3 L t x a t x a t a x a t t t a t e displaystyle left partial 3 mathcal L t x alpha t dot x alpha t partial alpha x alpha t right t t a t e nbsp und man erhalt nach Zusammenfassen der Integrale und Ausklammern von a x a displaystyle partial alpha x alpha nbsp die Gleichung 0 t a t e 2 L t x a t x a t d d t 3 L t x a t x a t a x a t d t a 0 displaystyle 0 left int limits t a t e left partial 2 mathcal L t x alpha t dot x alpha t frac mathrm d mathrm d t partial 3 mathcal L t x alpha t dot x alpha t right partial alpha x alpha t mathrm d t right alpha 0 nbsp und mit x a t a 0 x t displaystyle x alpha t alpha 0 x t nbsp 0 t a t e 2 L t x t x t d d t 3 L t x t x t a x a t a 0 d t displaystyle 0 int limits t a t e left partial 2 mathcal L left t x left t right dot x left t right right frac mathrm d mathrm d t partial 3 mathcal L left t x left t right dot x left t right right right left partial alpha x alpha t right alpha 0 mathrm d t nbsp Ausser zum Anfangszeitpunkt und zum Endzeitpunkt unterliegt x a t displaystyle x alpha t nbsp keinen Einschrankungen Damit sind die Zeitfunktionen t a x a t a 0 displaystyle t mapsto left partial alpha x alpha t right alpha 0 nbsp bis auf die Bedingungen a x a t a a x a t e 0 displaystyle partial alpha x alpha t a partial alpha x alpha t e 0 nbsp beliebige zweimal stetig differenzierbare Zeitfunktionen Die letzte Gleichung kann nach dem Fundamentallemma der Variationsrechnung also nur dann fur alle zulassigen a x a a 0 displaystyle left partial alpha x alpha right alpha 0 nbsp erfullt sein wenn der Faktor 2 L t x t x t d d t 3 L t x t x t displaystyle partial 2 mathcal L t x t dot x t frac mathrm d mathrm d t partial 3 mathcal L t x t dot x t nbsp im gesamten Integrationsintervall gleich null ist das wird in den Bemerkungen etwas detaillierter erlautert Damit erhalt man fur die stationare Funktion x displaystyle x nbsp die Euler Lagrange Gleichung 2 L t x t x t d d t 3 L t x t x t 0 displaystyle partial 2 mathcal L t x t dot x t frac mathrm d mathrm d t partial 3 mathcal L t x t dot x t 0 nbsp die fur alle t t a t e displaystyle t in t a t e nbsp erfullt sein muss Die angegebene zum Verschwinden zu bringende Grosse bezeichnet man auch als Eulerableitung der Lagrangefunktion L displaystyle mathcal L nbsp L x t L t x x x t x t x t d d t L t x x x t x t x t displaystyle frac hat partial mathcal L hat partial x t left frac partial mathcal L t x dot x partial x right t x t dot x t frac mathrm d mathrm d t left left frac partial mathcal L t x dot x partial dot x right t x t dot x t right nbsp Vor allem in Physikbuchern wird die Ableitung a a 0 displaystyle left partial alpha right alpha 0 nbsp als Variation bezeichnet Dann ist d x a x a a 0 displaystyle delta x left partial alpha x alpha right alpha 0 nbsp die Variation von x displaystyle x nbsp Die Variation der Wirkung d I x d x d I d x t d x t d t displaystyle delta I x delta x int frac delta I delta x t delta x t mathrm d t nbsp ist wie bei d f i i f d x i displaystyle mathrm d f sum i partial i f mathrm d x i nbsp eine Linearform in den Variationen der Argumente ihre Koeffizienten d I d x t displaystyle frac delta I delta x t nbsp heissen Variationsableitung des Funktionals I displaystyle I nbsp Sie ist im betrachteten Fall die Eulerableitung der Lagrangefunktion d I d x t L x t displaystyle frac delta I delta x t frac hat partial mathcal L hat partial x t nbsp Bemerkungen Bearbeiten nbsp Die Funktion t b t displaystyle t mapsto b t nbsp fur t 0 1 displaystyle t 0 1 nbsp und ϵ 0 1 displaystyle epsilon 0 1 nbsp Bei der Herleitung der Euler Lagrange Gleichung wurde berucksichtigt dass eine stetige Funktion a displaystyle a nbsp die fur alle mindestens zweimal stetig differenzierbaren Funktionen b displaystyle b nbsp mit b t a b t e 0 displaystyle b t a b t e 0 nbsp bei Integration uber t a t e a t b t d t displaystyle int t a t e a t b t mathrm d t nbsp den Wert null ergibt identisch gleich null sein muss Das ist leicht einzusehen wenn man berucksichtigt dass es zum Beispiel mit b t 0 fur t t 0 ϵ oder t t 0 ϵ t t 0 ϵ 3 t 0 t ϵ 3 fur t t 0 ϵ t 0 ϵ displaystyle b t begin cases 0 amp text fur t leq t 0 epsilon text oder t geq t 0 epsilon t t 0 epsilon 3 t 0 t epsilon 3 amp text fur t in t 0 epsilon t 0 epsilon end cases nbsp eine zweimal stetig differenzierbare Funktion gibt die in einer ϵ displaystyle epsilon nbsp Umgebung eines willkurlich herausgegriffenen Zeitpunktes t 0 t a t e displaystyle t 0 in t a t e nbsp positiv und ansonsten null ist Gabe es eine Stelle t 0 displaystyle t 0 nbsp an der die Funktion a displaystyle a nbsp grosser oder kleiner null ware so ware sie aufgrund der Stetigkeit auch noch in einer ganzen Umgebung t 0 ϵ t 0 ϵ displaystyle t 0 epsilon t 0 epsilon nbsp dieser Stelle grosser bzw kleiner null Mit der eben definierten Funktion b displaystyle b nbsp ist dann jedoch das Integral t a t b a t b t d t displaystyle int limits t a t b a t b t mathrm d t nbsp im Widerspruch zur Voraussetzung an a displaystyle a nbsp ebenfalls grosser bzw kleiner null Die Annahme dass a displaystyle a nbsp an einer Stelle t 0 displaystyle t 0 nbsp ungleich null ware ist also falsch Die Funktion a displaystyle a nbsp ist also wirklich identisch gleich null Ist der Funktionenraum X displaystyle X nbsp ein affiner Raum so wird die Familie x a a ϵ ϵ displaystyle x alpha alpha in epsilon epsilon nbsp in der Literatur oftmals als Summe x a t x t a h t displaystyle x alpha t x t alpha h t nbsp mit einer frei wahlbaren Zeitfunktion h displaystyle h nbsp festgelegt die der Bedingung h t a h t e 0 displaystyle h t a h t e 0 nbsp genugen muss Die Ableitung a I x a a 0 displaystyle left partial alpha I x alpha right alpha 0 nbsp ist dann gerade die Gateaux Ableitung a I x a h a 0 displaystyle left partial alpha I x alpha h right alpha 0 nbsp des Funktionals I displaystyle I nbsp an der Stelle x displaystyle x nbsp in Richtung h displaystyle h nbsp Die hier vorgestellte Version erscheint dem Autor etwas gunstiger wenn die Funktionenmenge X displaystyle X nbsp kein affiner Raum mehr ist wenn sie beispielsweise durch eine nichtlineare Nebenbedingung eingeschrankt ist siehe etwa gausssches Prinzip des kleinsten Zwanges Sie ist ausfuhrlicher bei Smirnow 25 dargestellt und lehnt sich an die Definition von Tangentialvektoren an Mannigfaltigkeiten an 26 Im Falle eines weiteren einschrankenden Funktionals J x j t x x x x n d d t displaystyle J x int j t x dot x ddot x dots x n d d t nbsp der den Funktionenraum X displaystyle X nbsp dadurch einschrankt dass J x 0 displaystyle J x 0 nbsp gelten soll kann man analog zum reellen Fall das Verfahren der Lagrange Multiplikatoren anwenden d I d x i l d J d x i displaystyle frac delta I delta x i lambda frac delta J delta x i nbsp fur beliebiges i 1 n displaystyle i 1 dotsc n nbsp und ein festes l R displaystyle lambda in mathbb R nbsp Verallgemeinerung fur hohere Ableitung und Dimensionen Bearbeiten Die obige Herleitung mittels partieller Integration lasst sich auf Variationsprobleme der Art I f L f x 1 f x d f x d d x displaystyle I varphi int mathcal L varphi x partial 1 varphi x dots partial d varphi x dots mathrm d d x nbsp ubertragen wobei in den Abhangigkeiten Ableitungen D a f x displaystyle D alpha varphi x nbsp siehe Multiindex Notation auch hoherer Ordnung auftauchen etwa bis zur Ordnung a N displaystyle vert alpha vert leq N nbsp D a displaystyle D alpha nbsp ist gerade der Differentialoperator In diesem Fall lautet die Euler Lagrange Gleichung a N 1 a D a d L d D a f x 0 displaystyle sum vert alpha vert leq N 1 vert alpha vert D alpha frac delta mathcal L delta D alpha varphi x 0 nbsp wobei die Euler Ableitung als d L d D a f x L D a f f f x 1 f 1 f x displaystyle frac delta mathcal L delta D alpha varphi x left frac partial mathcal L partial D alpha varphi right vert varphi varphi x partial 1 varphi partial 1 varphi x dots nbsp zu verstehen ist Hierbei sind in D a f displaystyle D alpha varphi nbsp in selbsterklarender Weise symbolisch die entsprechende Abhangigkeit von L displaystyle mathcal L nbsp reprasentiert D a f x displaystyle D alpha varphi x nbsp steht fur den konkreten Wert der Ableitung von f x displaystyle varphi x nbsp Insbesondere wird auch uber a 0 displaystyle alpha 0 nbsp summiert Weiterfuhrende Verallgemeinerungen Bearbeiten Verallgemeinerungen fur mehrere Funktionen Dimensionen und auf Mannigfaltigkeiten konnen gemacht werden In diesem Zusammenhang ist es gunstig einen sog Euler Operator einzufuhren und davon gebrauch zu machen wobei verschiedene Ansatze fur den Operator existieren 27 28 Siehe auch BearbeitenBanachraum Ginzburg Landau Theorie vgl auch Landau Theorie Hamilton Jacobi Formalismus Schwingers Quantenwirkungsprinzip Variation der ElementeWeblinks BearbeitenJournale amp andere Beitrage Bearbeiten Calculus of Variations and Partial Differential Equations ISSN 1432 0835 Advances in Calculus of Variations ISSN 1864 8266 Alessio Figalli Robert V Kohn Tatiana Toro Neshan Wickramasekera Calculus of Variations In Oberwolfach Reports Band 17 Nr 2 1 Juli 2021 S 1139 1196 doi 10 4171 owr 2020 22 Schools amp Workshops Bearbeiten 2nd Austrian Calculus of Variations Day 2022 Universitat Wien Advances in Calculus of Variations 2022 Verschiedene Sponsoren Trends in Calculus of Variations and PDEs 2022 University of Sussex Universitat GentSkripte Bearbeiten Andreas Klaiber Variationsrechnung 2016 uni konstanz de PDF Erich Miersemann Calculus of Variations 2021 englisch uni leipzig de PDF Peter J Olver The Calculus of Variations 2022 englisch umn edu PDF Literatur BearbeitenModerne Lehrbucher Bearbeiten Hansjorg Kielhofer Calculus of Variations Texts in Applied Mathematics Band 67 Springer International Publishing Cham 2018 ISBN 978 3 319 71122 5 doi 10 1007 978 3 319 71123 2 englisch Francis Clarke Functional Analysis Calculus of Variations and Optimal Control Graduate Texts in Mathematics Band 264 Springer London 2013 ISBN 978 1 4471 4819 7 doi 10 1007 978 1 4471 4820 3 Monografien Bearbeiten Philippe Blanchard Erwin Bruning Direkte Methoden der Variationsrechnung Springer Vienna 1982 ISBN 978 3 7091 2261 7 doi 10 1007 978 3 7091 2260 0 Mariano Giaquinta Stefan Hildebrandt Calculus of Variations I A Chenciner u a Hrsg Grundlehren der mathematischen Wissenschaften Band 310 Springer Berlin Heidelberg 2004 ISBN 978 3 642 08074 6 doi 10 1007 978 3 662 03278 7 Mariano Giaquinta Stefan Hildebrandt Calculus of Variations II A Chenciner u a Hrsg Grundlehren der mathematischen Wissenschaften Band 311 Springer Berlin Heidelberg 2004 ISBN 978 3 642 08192 7 doi 10 1007 978 3 662 06201 2 Jurgen Jost Xianqing Li Jost Calculus of variations Cambridge studies in advanced mathematics Band 64 1 publ Auflage Cambridge Univ Press Cambridge 1998 ISBN 978 0 521 05712 7 englisch Klassische und historische Werke Bearbeiten Oskar Bolza Vorlesungen uber Variationsrechnung B G Teubner Leipzig u a 1909 Digitalisat Dover 2018 englisch Paul Funk Variationsrechnung und ihre Anwendung in Physik und Technik Springer Berlin Heidelberg 1970 ISBN 978 3 642 88598 3 doi 10 1007 978 3 642 88597 6 I M Gelfand S W Fomin Calculus of variations Dover Publications Mineola NY 2000 ISBN 978 0 486 41448 5 Originaltitel Calculus of variations 1963 Ubersetzt von Richard A Silverman Adolf Kneser Variationsrechnung In Encyklopadie der mathematischen Wissenschaften mit Einschluss ihrer Anwendungen Band 2 Analysis Teil 1 B G Teubner Leipzig 1898 S 571 625 S G Michlin Variationsmethoden der mathematischen Physik Akademie Verlag Berlin 1962 Paul Stackel Hrsg Abhandlungen uber Variations Rechnung 2 Theile Wilhelm Engelmann Leipzig 1894 Theil 1 Abhandlungen von Joh Bernoulli 1696 Jac Bernoulli 1697 und Leonhard Euler 1744 Ostwald s Klassiker der exakten Wissenschaften 46 ISSN 0232 3419 1894 Digitalisat Theil 2 Abhandlungen von Lagrange 1762 1770 Legendre 1786 und Jacobi 1837 Ostwald s Klassiker der exakten Wissenschaften 47 1894 Digitalisat Friedrich Stegmann Lehrbuch der Variationsrechnung und ihrer Anwendung bei Untersuchungen uber das Maximum und Minimum Kassel Luckhardt 1854 Einzelnachweise Bearbeiten Jeremy Gray Change and Variations A History of Differential Equations to 1900 Springer Undergraduate Mathematics Series Springer International Publishing Cham 2021 ISBN 978 3 03070574 9 doi 10 1007 978 3 030 70575 6 englisch Mathematik fur Physiker 2 Springer Lehrbuch Springer Berlin Heidelberg 2007 ISBN 978 3 540 72251 9 doi 10 1007 978 3 540 72252 6 Hubert Goldschmidt Shlomo Sternberg The Hamilton Cartan formalism in the calculus of variations In Annales de l institut Fourier Band 23 Nr 1 1973 ISSN 0373 0956 S 203 267 doi 10 5802 aif 451 centre mersenne org abgerufen am 21 Oktober 2022 Vladimir I Pupyshev H E Montgomery Some problems in applications of the linear variational method In European Journal of Physics Band 36 Nr 5 1 September 2015 ISSN 0143 0807 S 055043 doi 10 1088 0143 0807 36 5 055043 E Noether M A Tavel Invariant Variation Problems In Transport Theory and Statistical Physics Band 1 Nr 3 Januar 1971 ISSN 0041 1450 S 186 207 doi 10 1080 00411457108231446 arxiv physics 0503066 Philippe Blanchard Erwin Bruning Klassische Variationsprobleme In Direkte Methoden der Variationsrechnung Springer Vienna Wien 1982 ISBN 978 3 7091 2261 7 S 74 124 doi 10 1007 978 3 7091 2260 0 6 The Abel Prize 2019 Karen Keskulla Uhlenbeck Abgerufen am 18 Oktober 2022 Simon Donaldson Karen Uhlenbeck and the Calculus of Variations In Notices of the American Mathematical Society Band 66 Nr 03 1 Marz 2019 ISSN 0002 9920 S 1 doi 10 1090 noti1806 ams org PDF abgerufen am 18 Oktober 2022 Richard Courant Herbert Robbins Siebentes Kapitel Maxima und Minima In Was ist Mathematik Springer Berlin Heidelberg 2001 ISBN 978 3 642 13700 6 S 251 301 doi 10 1007 978 3 642 13701 3 7 Weierstrass conditions for a variational extremum Encyclopedia of Mathematics Abgerufen am 19 Oktober 2022 Weierstrass Erdmann corner conditions Encyclopedia of Mathematics Abgerufen am 19 Oktober 2022 a b c d e Hansjorg Kielhofer Calculus of Variations Texts in Applied Mathematics Texts in Applied Mathematics Band 67 Springer International Publishing Cham 2018 ISBN 978 3 319 71122 5 doi 10 1007 978 3 319 71123 2 englisch Peter Steinke Einleitung In Finite Elemente Methode Rechnergestutzte Einfuhrung Springer Berlin Heidelberg 2004 ISBN 978 3 662 07240 0 S 1 11 doi 10 1007 978 3 662 07240 0 1 G Sardanashvily Classical field theory Advanced mathematical formulation In International Journal of Geometric Methods in Modern Physics Band 05 Nr 07 November 2008 ISSN 0219 8878 S 1163 1189 doi 10 1142 S0219887808003247 arxiv 0811 0331 abs Michael Struwe Plateau s Problem and the Calculus of Variations MN 35 Princeton University Press 1989 ISBN 978 1 4008 6021 0 doi 10 1515 9781400860210 Michael Struwe Variational Methods Band 34 Springer Berlin Heidelberg 2008 ISBN 978 3 540 74012 4 doi 10 1007 978 3 540 74013 1 Jurgen Jost The Dirichlet Principle Variational Methods for the Solution of PDEs Existence Techniques III In Partial Differential Equations Springer New York NY 2013 ISBN 978 1 4614 4809 9 S 215 253 doi 10 1007 978 1 4614 4809 9 10 Kunio Yasue Stochastic calculus of variations In Journal of Functional Analysis Band 41 Nr 3 1 Mai 1981 ISSN 0022 1236 S 327 340 doi 10 1016 0022 1236 81 90079 3 sciencedirect com abgerufen am 17 Oktober 2022 Wolfgang Yourgrau Stanley Mandelstam Variational principles in dynamics and quantum theory 3 Auflage Dover Publications 1968 ISBN 0 273 40287 0 Francis Clarke Functional Analysis Calculus of Variations and Optimal Control Graduate Texts in Mathematics Band 264 Springer London London 2013 ISBN 978 1 4471 4819 7 doi 10 1007 978 1 4471 4820 3 Arnold Dresden Book Review Fondamenti di Calcolo delle Variazioni In Bulletin of the American Mathematical Society Band 32 Nr 4 1926 ISSN 0002 9904 S 381 387 doi 10 1090 S0002 9904 1926 04231 2 ams org abgerufen am 19 Oktober 2022 Philippe Blanchard Erwin Bruning Direkte Methoden der Variationsrechnung Springer Vienna Vienna 1982 ISBN 978 3 7091 2261 7 doi 10 1007 978 3 7091 2260 0 Bernard Dacorogna Direct Methods in the Calculus of Variations Springer New York New York NY 2007 ISBN 978 0 387 35779 9 doi 10 1007 978 0 387 55249 1 R Tyrrell Rockafellar Roger J B Wets Variational Analysis Grundlehren der mathematischen Wissenschaften Band 317 Springer Berlin Heidelberg 1998 ISBN 978 3 540 62772 2 doi 10 1007 978 3 642 02431 3 Wladimir I Smirnow Lehrgang der hoheren Mathematik Hochschulbucher fur Mathematik Bd 5a Teil 4 1 14 Auflage deutschsprachige Ausgabe der 6 russischen Auflage VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1988 ISBN 3 326 00366 8 Siehe auch Helmut Fischer Helmut Kaul Mathematik fur Physiker Band 3 Variationsrechnung Differentialgeometrie mathematische Grundlagen der allgemeinen Relativitatstheorie 2 uberarbeitete Auflage Teubner Stuttgart u a 2006 ISBN 3 8351 0031 9 Sadri Hassani Calculus of Variations Symmetries and Conservation Laws In Mathematical Physics Springer International Publishing Cham 2013 ISBN 978 3 319 01194 3 S 1047 1075 doi 10 1007 978 3 319 01195 0 33 Euler operator Encyclopedia of Mathematics Abgerufen am 21 Oktober 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Variationsrechnung amp oldid 231860756